Ich weiss nicht mehr, wann ich eingeschlafen bin. Ich weiss nur, dass mein Vater mich wecken kam.
"Pack ein paar Sachen ein, Kim, du gehst in die Ferien.", meint er, kaum bin ich wach. "Ferien?", frage ich verwirrt. "Aber morgen ist doch Schule?"
"Für dich nicht.", meint er sanft und streicht mir über die Haare. "Wir haben dich abgemeldet. Du gehst dieses Jahr nicht mehr da hin."
"Dieses Jahr? Weshalb denn das?" zu meiner Verwirrung kommt Angst hinzu. Das ist ganz sicher auf dem Mist meiner Stiefmutter gewachsen.
Ich merke wieder, wie ich nervös werde. Ein Zittern schleicht sich in meine Hände. Ich ahne etwas schlimmes. Etwas ganz schlimmes.
Mein Vater scheint mit den Worten zu ringen und nicht recht zu wissen, was er mir sagen soll. Er holt tief Luft und sagt dann mit kräftiger, aber nicht zu lauter, Stimme: "Kim, Schätzchen, die Ergebnisse des Arztes sind angekommen."
Ich schlucke leer. Das Zittern meiner Hände ist auf meinen ganzen Körper übergegangen.
"Wir bringen dich noch heute in eine Psychiatrie."
Das war der Moment, in dem ich aufsprang. Ich war am ausflippen. Aber nicht weil ich verrückt war, sondern weil mein Vater nun auch noch damit anfing. Und eine Psychiatrie ging nun definitiv zu weit.
"Ich bin nicht verrückt! Ich bin nicht verrückt! Ich bin nicht verrückt!", rufe ich immer wieder und stampfte wie ein kleines Kind mit dem Fuss auf den Boden.
"Mir geht es gut, ich bin völlig gesund! Ich. Bin. Nicht. Verrückt." Am Schluss betone ich jedes Wort nochmals extra. Aber mein Vater schüttelt nur den Kopf. Pack dir eine Tasche, wir fahren in einer Stunde!", sagte er und verliess mein Zimmer.
Völlig fassungslos gebe ich einen Schrei von mir und sinke direkt da wo ich stehe auf den Boden. Halb kniend vergrabe ich meinen Kopf in meinen Armen und schluchze.
Die waren doch alle verrückt!