35 - Man kann sich seine Verrücktheit nicht aussuchen
Nachdem ich eine halbe Stunde gewartet hatte, durfte ich wieder zu Lennox ins Zimmer.
Seine Eltern waren wieder nachhause gegangen und Marek gab mir einen Moment alleine.
Ich sitze wieder auf dem gleichen Stuhl wie vorhin und schaue ihn erwartungsvoll an.
"Ich glaube, wir sind alle ein bisschen verrückt", sagt er. Er starrt abwesend an die Decke. Seine Augen haben irgendwie etwas an Leben gewonnen.
"Ein bisschen so, wie als hätten wir mehrere Persönlichkeiten. Aber wir sind nicht komplett jemand anders, sondern mal hat die eine und mal die andere mehr Kontrolle."
Ich schaue ihn an und warte darauf, dass er weiter spricht.
"Wir sagen dann einfach, dass wir Stimmungsschwankungen haben. Oder geben unserem inneren Schweinehund die Schuld.
"Vielleicht sind die, die verrückt sind, gar nicht geistig gestört, sondern nur extremer verrückt als Andere."
Ich schaue ihn mit grossen Augen an.
"Danke, Lennox", sage ich.
"Warum?", er schaut wieder mich an.
"Jetzt macht es mir nicht mehr so viel aus, dass ich verrückt bin." Ich lächle. "Weil es sind ja alle verrückt. Nur halt nicht so verrückt wie ich."
"Hmm. Stimmt wohl."
"Ist das deine Verrücktheit?", frage ich und deute auf seine eingebundenen Arme.
"Ja", seine Augen glänzen. "Das ist meine Verrücktheit."
"Sie macht dir weh, deine Verrücktheit."
"Ich kann sie mir ja nicht wirklich aussuchen."
Ich schüttle den Kopf. "Nein. Man kann sich seine Verrücktheit nicht aussuchen."
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