Wenn man vom Teufel spricht
Herr Bergmann hatte sich mir mittlerweile genähert. Mit strengem Blick sah er mich an. "Jana, Handy her! Du weißt ganz genau, dass ich euch nur erlaubt habe, Musik zu hören!" Verzweifelt versuchte ich ihm klar zu machen, dass es das Video von uns dreien gewesen war und nicht irgendein anderes YouTubevideo. Denn normalerweise hatte er dem Klassenverband gezeigt, was dies war. Doch leider verstand er mich nicht. "Aber aber, es ist nicht irgendein Video!" Alle fingen an zu lachen. "Was soll es denn dann für ein besonderes Video sein, hm?!" Einen kurzen Moment überlegte ich, wie ich ihm dass noch erklären könnte, bis mir dann schließlich wirklich etwas einfiel. "Dner. Es war ein LetsPlay von ihm mit einem Mädchen und seinen beiden Kumpels Taddl und Ardy! Es ist mein Lieblingsvideo. Ich fühle mich dann immer so, als wäre ich hautnah dabei gewesen, bei der Aufnahme." Mittlerweile heulten meine Klassenkameraden wegen dem Scheiss, den ich zusammengelabert hatte. In Tims Augen konnte ich Erkenntnis sehen. Endlich verstand er. "Handy!" Geknickt überreichte ich ihm meins und stellte mich innerlich schon darauf ein, gleich enttarnt zu werden. Doch er tat nichts davon. Kein hochhalten und vorlesen oder abspielen, nein. Er steckte es sich in die Hosentasche, mit den Worten: "Müssen deine Eltern abholen, du kennst die Regeln!" Wieder nickte ich nur. Ich dachte er hätte mich verstanden?! In diesem Moment hatte ich mich sehr verloren gefühlt. Meine gesamte Klasse hatte mich ausgelacht. Mal wieder, wegen meiner Dummheit, wahrscheinlich. "Tja, jetzt bist du dein Handy los!" Hörte ich eine männliche Stimme hinter mir. Als ich mich umdrehte, konnte ich aber keinen sehen. Ehrlich gesagt, war es mir auch vollkommen egal gewesen. Ich ignorierte es einfach. Die anderen hörten Musik, ich krickelte nur wieder mal meinen Collegeblock voll. Tim hatte mich verstanden. Er hatte sich es schnell in die Hosentasche gesteckt, damit er es den anderen nicht zeigen musste. Ich wusste immer noch nicht, was ich von der ganzen Sache hier halten sollte. Einerseits war ich ihm dankbar, dass er es vor den anderen versteckt hatte. Aber auf der anderen Seite hätte er es den anderen doch auch einfach zeigen können, dann hätte dieses Theaterspiel auch endlich ein Ende. Natürlich wollte er seinen Arbeitsplatz weiterhin behalten dürfen, aber.... Kein aber, nimm es hin. Dass Tim es nicht getan hat! Da war sie wiedermal. Meine innere Stimme. Sie hatte Recht, ich sollte einfach glücklich sein, dass er es den anderen nicht gezeigt hatte. Als nun auch die Stunde ihr Ende gefunden hatte, ging ich sofort zu Herr Bergmann, als ich mich nur noch alleine mit ihm im Klassenzimmer befand. "Darf ich es nun wieder?" Mein Lehrer blickte von seiner kleinen braunen Lederaktentasche, zu mir. "Nur wenn dass nie wieder nochmal passiert!" Rasch nickte ich. "Emma hatte mich verpfiffen!" "Wird wohl leider nichts mehr mit eurer Freundschaft, oder?" Traurig schüttelte ich mit dem Kopf. "Ich denke nicht. Jenna hat sie auf ihre Seite gezogen." "Lass den Kopf nicht hängen. Wenn sie dich so fallen lässt, hat sie dich nicht verdient." Ich nickte nur. "Tim, du ha..." "Hallo Herr Bergmann!" Wenn man vom Teufel spricht, kann er meist nicht weit weg sein! Emma stolzierte in ihren Quadratlatschen zu meinem Lehrer. "Stör ich?" Dies war an mich adressiert. Soll ich jetzt 'Ja' sagen? Dann würde sie wahrscheinlich gehen, aber dann wäre das ganze noch überschaubarer. "Was gibt es denn Emma?" Sie grinste mich böse an. Diese miese kleine... "Dürfte ich einmal mit Ihnen unter vier Augen reden, also ohne Jana?" Tim sah mich einen momentlang entschuldigend an, Ehe er dann schließlich nickte. Wortlos ließ ich die beiden allein.
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