Das große Spiel
Hallo, meine Lieben :) So, es geht wieder weiter in London und heute habe ich ein besonderes Kapitel für euch. Denn es wird mächtig spannend und aufregend für unser Duo, weshalb ich gar keine großen Reden schwingen möchte. Viel Spaß beim Lesen und ich bin gespannt, was ihr von diesem Kapitel haltet ;)
Liebe Grüße,
eure Hela
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Das große Spiel
,,Warum fragt Mycroft mich, ob der Spion ermordet wurde, wenn er es sowieso schon wusste!?", fauchte Jacinda aufgebracht und Adrian beobachtete die junge Detektivin besorgt, während sie durch die Innenstadt gingen.
Nachdem sich Jacinda und Adrian bereit erklärt hatten den Fall zu übernehmen und nach Annabelle zu suchen, hatte Mycroft ihnen seine gesamten Informationen eröffnet. Und dazu zählte auch der Mord am amerikanischen Spion, der immer noch nicht aufgeklärt war. Aber gut, der Vorfall hatte sich auch erst gestern ereignet und mit Akten bezüglich Spionen war es immer eine schwierige Sache, da diese ja meist unter Verschluss waren und alles Top Secret behandelt werden musste.
,,Ich glaube, Ihr Onkel ist einfach fertig mit den Nerven. Er wurde schließlich von irgendwem betäubt und musste mit ansehen, wie jemand, den er gut kennt, offenbar verschleppt wurde. Da kann man mit den Gedanken schon mal durcheinander sein.", versuchte Adrian Jacinda etwas zu besänftigen, doch die schnaubte nur abfällig.
,,Das würde vielleicht normalen Menschen passieren, aber nicht uns Holmes'."
,,Ich werde Sie daran erinnern, sollten Sie mal völlig neben der Spur sein und keinen klaren Gedanken mehr fassen können."
Insgeheim hoffte Adrian irgendwie auch, dass er mal die Gelegenheit dazu bekam, Jacinda diesbezüglich den Kopf zu waschen. Denn irgendwie fand er die Grundeinstellung der Familie Holmes, was den emotionalen Kontext anging, ziemlich traurig und unverständlich. Aber er kannte auch die genauen Hintergründe nicht und die würde er wohl erst in Erfahrung bringen müssen.
,,Haben Sie eine Ahnung, wer dahinter stecken könnte? Ich meine, den Mord und die Entführung Ihrer Großcousine.", lenkte Adrian das Thema zurück auf das Wesentliche und Jacinda wirkte nachdenklich.
,,Bis jetzt noch nicht. Aber sobald ich den Tatort sehe, weiß ich mehr."
Adrian nickte verständlich. Mit Tatort meinte die Dunkelhaarige natürlich den Ort, an dem Annabelle entführt worden war. Da Mycroft das Scotland Yard außen vor lassen wollte, musste das Ermittlerduo alleine die Stelle inspizieren, an der sich der Vorfall ereignet hatte und Adrian hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache.
Er wusste nicht warum, aber die ganze Sache hatte etwas Merkwürdiges an sich und es lag keineswegs an der rabiaten Todesursache des Spions. Sondern vielmehr an der Tatsache, dass es die Entführer offenbar auf Annabelle abgesehen hatten, die laut Mycroft ja erst seit gestern in London war. Als hätten sie nur darauf gewartet, dass Annabelle vor Ort wäre und ihnen ins Netz ging.
Jacinda beobachtete Adrian aus dem Augenwinkel heraus und nahm seine angespannte Körperhaltung wahr. Er dachte ohne Zweifel über etwas nach und je länger er das tat, desto größer schienen seine Zweifel zu werden. Deshalb blieb die Detektivin stehen und nahm ihren Partner geradewegs ins Kreuzverhör.
,,Sie haben eine Theorie.", schlussfolgerte sie und Adrian wirkte etwas zwiegespalten bezüglich dieser Aussage.
,,Theorie wäre zu viel gesagt. Es ist eher...eine Vermutung."
,,Tja, dann raus mit der Sprache."
Jacinda sah ihn auffordernd an und schob ihre Hände in die Taschen ihres Trenchcoats. Damit signalisierte sie ihm, dass sie keinen Schritt gehen würde, ehe er sie nicht an seiner Vermutung teilhaben ließ und schließlich gab sich Adrian geschlagen.
,,Finden Sie das nicht auch merkwürdig? Ich meine, überlegen Sie mal, Jacinda. Ein amerikanischer Spion taucht unter und geht ausgerechnet nach London, obwohl es wesentlich bessere Orte zum Verschwinden gibt. Der Präsident beauftragt dann Ihre Großcousine mit dem Fall, weil die einen persönlichen Kontakt zu Mycroft Holmes hat, der rein zufällig Ihr Onkel ist. Dann wird Annabelle entführt und Ihr Onkel betäubt, während sich ganz nebenbei bestätigt, dass besagter amerikanischer Spion das Opfer in unserem Mordfall ist. Muss ich noch mehr sagen?"
Adrian warf ihr einen vielsagenden Blick zu und er wusste, dass Jacinda seine unausgesprochene Vermutung anhand der Details problemlos erkennen würde. Und tatsächlich verfinsterte sich der Blick der jungen Detektivin etwas und sie spannte sich ebenfalls am ganzen Körper an.
,,Sie glauben, der Moriarty-Nachahmer steckt dahinter."
,,Zumindest sieht es für mich nach einem abgekarteten Spiel aus. Ich meine, warum haben die Mycroft am Leben gelassen, als sie Annabelle entführt haben, obwohl sie ihn ganz leicht hätten töten können? Ganz einfach: er sollte Ihnen von dem Fall erzählen. Ich bin sicher, das Ziel von denen war es, dass Sie darauf angesetzt werden und genau das haben sie jetzt erreicht.", brachte er hervor, doch Jacinda wirkte gelassen.
,,Jetzt bin ich zwiegespalten. Ich bin stolz auf Ihre Fähigkeiten, aber ich bin enttäuscht, dass Sie das nicht früher bemerkt haben."
,,Sie wussten das schon längst?", entfuhr es Adrian perplex, woraufhin Jacinda mit den Schultern zuckte und sie ihren Weg fortsetzten.
,,Es war naheliegend und ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, warum jemand einen Spion so offensichtlich ermordet und den Tatort derart spurenreich hinterlässt. Normalerweise geben sich Mörder von Spionen oder Geheimagenten sehr viel Mühe bei der Vertuschung, aber hier war das nicht der Fall. Es muss also jemand sein, der sich ziemlich sicher ist, dass wir ihn nicht erwischen werden. Zumindest solange nicht, wie er es selbst nicht will."
Nun wurde Adrian schlecht, denn allein die Vorstellung bereitete ihm ein ungutes Gefühl. Irgendjemand hatte sie alle zweifellos im Visier und agierte im Hintergrund, aber warum? Und was würde sie alle denn dann erwarten, wenn besagter Drahtzieher erst richtig Fahrt aufnahm? Adrian machte sich große Sorgen deswegen, behielt dies aber erstmal für sich, denn er wollte die Konzentration voll und ganz auf den Fall richten. Abgesehen von der Tatsache, dass Jacinda ihm wohl die Hölle heiß machen würde, sollte er wegen Paranoia den Blick für das Wesentliche verlieren.
Das Duo setzte seinen Weg fort und erreichte schließlich die Stelle, die Mycroft Jacinda per Handydaten geschickt hatte. Es war eine abgelegene Gasse und somit der perfekte Ort für ein Verbrechen. Jacinda ging in die Hocke und suchte auf dem Boden nach Spuren, wo sie durch ihren Verstand noch die Umrisse erkennen konnte, wo Mycroft nach der Betäubung gelegen hatte. In ihrem Kopf spielte sich das Szenario wie von selbst ab und sie sah in die entgegengesetzte Richtung, als Annabelle vor ihrem inneren Auge von den Angreifern verschleppt wurde. Sie rief den Namen von Mycroft, der wie ein Echo aus weiter Ferne klang und Jacinda sah ihren Onkel vor sich, der wie in Zeitlupe zu Boden ging und bewusstlos liegen blieb. Irgendjemand hatte ihm einen Einstich verpasst und damit seiner Sinne beraubt, um Annabelle in seine Gewalt zu bringen und der Verdacht verhärtete sich, dass all dies ein abgekartetes Spiel war, als Adrian auf etwas stieß, das an der Wand der Gasse hing.
,,Jacinda, das sollten Sie sich ansehen.", holte der Dunkelhaarige die junge Frau zurück in die Gegenwart, die zu ihm aufsah und sich wieder erhob.
Sie trat an die Seite von Adrian, der auf einen zusammengefalteten Zettel deutete, der an der Mauer hängte. Dort prangte der Name Jacinda Holmes drauf und die Detektivin zog sich ihre schwarzen Handschuhe über, ehe sie das Dokument an sich nahm und auseinanderfaltete. Und der Inhalt bestätigte in ihren Augen die Befürchtung von Adrian, der Jacinda besorgt musterte und zu spüren schien, dass sich in diesem Moment etwas zusammenbraute.
,,Was ist denn?", fragte er zögerlich und Jacinda hielt ihm stumm den Zettel hin, den Adrian nun ebenfalls in Augenschein nahm und die Botschaft versetzte ihm eine Gänsehaut.
Kommen Sie spielen. National Antiquities Museum. Mitternacht.
Schwelgen wir in Nostalgie und lassen das Spiel beginnen.
Möge der Bessere gewinnen.
PS: Man sollte immer einen Mann im Schatten dabei haben
Adrian überflog die Zeilen und spürte, wie es ihm eiskalt den Rücken herunterlief. Diese Nachricht war mehr als nur eine Botschaft, es war eine Drohung und das gefiel ihm überhaupt nicht. Jacinda wirkte angespannt und nachdenklich, woraufhin Adrian die Detektivin abwartend musterte und spürte, dass dieser Tag kein gutes Ende nehmen konnte.
,,Was hat das zu bedeuten, Jacinda?", brachte er hervor und der Blick der Dunkelhaarigen verlor sich in der Ferne
,,An diesem Ort werden wir wohl Annabelle finden und der Mann im Schatten bezieht sich auf meinen Onkel Mycroft. So hat John ihn zumindest früher gerne genannt."
,,Und was hat es mit diesem Nostalgieteil auf sich?", hakte Adrian verwirrt nach und endlich erfassten die braunen Augen von Jacinda seinen Blick, während ihre Miene undurchdringlich blieb.
,,Im National Antiquities Museum hat damals der „Blinde Banker" angefangen."
,,Der Blinde Banker?", wiederholte Adrian noch irritierter als vorher und die Miene von Jacinda verfinsterte sich.
,,Es war der zweite Fall. Von meinem Vater und John Watson."
Die Offenbarung von Jacinda hatte bei Adrian alle Alarmglocken schrillen lassen und den gesamten Tag über hatte er vergeblich versucht, die junge Frau davon zu überzeugen, doch noch Lestrade hinzuzuziehen. Doch Jacinda blieb stur und hatte lediglich Mycroft informiert, der ihrer Meinung war und die Polizei aus dem Spiel lassen wollte. Denn aus irgendeinem Grund sollte Mycroft bei dem nächtlichen Ausflug ja mit von der Partie sein und während Adrian den gesamten Tag vergeblich versucht hatte einen weiteren Hinweis zu finden, so hatte sich Jacinda mal wieder in ihren Gedächtnispalast verabschiedet und den Tag mit Denken verbracht.
Es konnte nichts Gutes bedeuten, dass dieser Fall sie erneut an einen Ort führen würde, der schon in der Vergangenheit eine wichtige Rolle gespielt hatte. Und obwohl Adrian sich schließlich dem Entschluss von Jacinda und Mycroft gefügt hatte, so ließ er es sich nicht nehmen, einen Zettel zu schreiben und drückte diesen nun Mrs. Hudson in die Hand, als Jacinda sich bereits ins Treppenhaus begab.
,,Mrs. Hudson, tun Sie mir bitte einen Gefallen: bewahren Sie den hier auf und sollten wir in 2 Stunden nicht zurück sein, dann informieren Sie Inspector Lestrade und Dr. Watson.", trug er seiner Vermieterin auf, die misstrauisch den Zettel in ihren Händen beäugte.
,,Was hat das zu bedeuten, Adrian? Stecken Sie und Jacinda etwa in Schwierigkeiten?"
,,Je weniger Sie wissen, desto besser, Mrs. Hudson. Versprechen Sie mir nur, dass Sie mir den Gefallen tun, wenn es erforderlich ist."
,,Natürlich, mein Lieber. Aber bitte passen Sie auf sich und Jacinda auf. Sie stürzt sich doch nur zu gerne in Gefahren, wie es schon ihr Vater getan hat."
Die Sorge in Mrs. Hudsons Gesicht war unverkennbar und Adrian nickte kaum merklich. Er konnte nur erahnen, dass Sherlock Holmes wohl ebenfalls einen großen Hang zur Dramatik und der Gefahr hatte, was er ohne Zweifel an seine Tochter weitergegeben haben musste. Und wahrscheinlich waren es damals immer Evelyn und John gewesen, die den berühmten Consulting Detektiv in die Schranken verwiesen hatten. Zumindest reimte Adrian es sich so in seiner Fantasie zusammen.
,,Montgomery, wir müssen los.", kam es ungeduldig von Jacinda und Adrian nickte seiner Vermieterin noch einmal zu.
,,Mrs. Hudson, ich verlasse mich auf Sie."
,,Oh, geben Sie beide nur gut Acht. Viel zu viele dunkle Gestalten treiben heutzutage ihr Unwesen."
Zwar nahm Adrian die Warnung von Mrs. Hudson noch zur Kenntnis, doch er eilte bereits ins Treppenhaus und warf sich seine Jacke über. Jacinda eilte bereits nach draußen, wo ein Taxi wartete und stieg ein. Adrian setzte sich neben sie und schloss die Tür, als Jacinda dem Fahrer bereits die Adresse nannte und Adrian wandte sich an seine Partnerin.
,,Was ist mit Mycroft?"
,,Wir treffen ihn vor Ort. Es ist immer besser, von zwei Seiten auf das Spielbrett zu treten."
Es war erneut eine Aussage, die Adrian nicht sonderlich gefiel und Jacinda umso geheimnisvoller wirken ließ. Die Fahrt zum Museum verlief schweigend und Adrian sah nachdenklich aus dem Fenster, während seine Gedanken um den Fall „Der Blinde Banker" kreisten. Er hatte sich die Story auf dem stillgelegten Blog von John Watson durchgelesen und es irritierte ihn, dass dieser Fall so gar nichts mit dem aktuellen von ihm und Jacinda gemeinsam hatte. Bei der „Studie in Pink" hatte es ja immerhin reihenweise Parallelen gegeben, doch hier führte es sie lediglich zu dem Ort, wo beim zweiten Fall alles begonnen hatte. Ob es wohl eine symbolische Geste sein sollte? Das all dies hier erst der Anfang war?
Während Adrian nachdachte, spielten sich im Kopf von Jacinda bereits viele Szenarien ab, wie die ganze Sache wohl ablaufen könnte. Sie konnte nicht leugnen, dass sie sich ebenso unwohl bei der ganzen Sache fühlte, wie Adrian es zweifellos tat. Den ganzen Tag hatte er versucht, sie zur Vernunft zu bringen und obwohl sie insgeheim wusste, dass er Recht hatte, so hatten sie gar keine Wahl. Denn Jacinda wusste, dass der geheime Drahtzieher hinter allem sie zweifellos beobachtete. Und wenn sie sich nicht an die Regeln hielten, könnte dieses Spiel eine verheerende Wendung nehmen und das wollte die Detektivin nicht riskieren.
Schon oft hatte sich Jacinda gefragt, wie sich ihr Vater Sherlock wohl damals immer in derartigen Situationen gefühlt hatte. In den vergangenen Jahren hatte sie versucht, so viel wie möglich über seine Fälle in Erfahrung zu bringen und hatte John stets ins Kreuzverhör genommen. Dieser hatte sich zwar gefügt, Jacinda aber auch stets eingepfercht, dass sie keineswegs ihr Vater Sherlock sei. Vollkommen egal, wie ähnlich sie ihm auch sein mochte...John schien seit jeher darauf zu bauen, dass ihr Leichtsinn niedriger als der ihres Vaters war.
Und ihre Mutter Evelyn war wohl der Inbegriff von Drama und Verlusten gewesen, denn ihre Vergangenheit war schließlich erschreckend düster und schmerzlich. Obwohl Jacinda schon neugierig gewesen war, so hatte ihre Mutter selbst fast nie ein Wort über ihr Leben vor London verloren und auch ihr Vater Sherlock hatte diesbezüglich geschwiegen. Lediglich durch John und Alicia hatte Jacinda später nähere Details erfahren und bis heute warfen sie einen Schatten auf die Erinnerungen an das harmonische Familienleben, welches damals geherrscht hatte, bevor ihre Eltern spurlos verschwunden waren.
,,Jacinda, wir sind da.", riss die Stimme von Adrian die junge Frau aus den Gedanken und er bezahlte den Fahrer, ehe sie aus dem Wagen stiegen.
Die Finsternis der Nacht lag über ihnen und hüllte ganz London in Dunkelheit, während das Museum scheinbar verlassen vor ihnen stand. Und kaum, dass sich das Taxi entfernt hatte, nahm Jacinda bereits die vertraute Präsenz war und wandte sich vielsagend an den Schatten in der Dunkelheit.
,,Spar dir das Versteckspiel, Mycroft. Deine Zeit als Mann im Schatten ist zweifellos vorbei."
Adrian folgte ihrem Blick verblüfft, da er nichts wahrzunehmen schien, doch da näherte sich Mycroft samt Regenschirm bereits und musterte seine Nichte mit ernstem Blick. Dass es ihm nicht gefiel, dass sie sich in eine derartige Schlangengrube begeben würden, war offensichtlich und dennoch hinderte es Jacinda keineswegs daran, den Anweisungen Folge zu leisten. Alleine schon aus purer Neugier darüber, wer hinter alldem steckte.
,,Du solltest deine Schlagfertigkeit nicht zu sehr überschätzen, Jacinda. Sonst dreht sie dir schneller eine Schlinge, als du gucken kannst.", brummte er, woraufhin Jacinda ihn nur mürrisch ansah.
,,Danke für den Tipp, Eismann. Wollen wir?"
Die Consulting Detektivin ging voraus und betrat das Gebäude, während Mycroft und Adrian ihr folgten. Während sie sich in das Museum begaben, zog Mycroft auf einmal etwas aus der Innentasche seines Mantels und reichte es Adrian.
,,Hier, Montgomery. Sie können sich zur Abwechslung mal nützlich machen, wenn es brenzlig wird.", raunte er ihm entgegen und Adrian erstarrte, als Mycroft ihm eine Pistole in die Hand drückte.
,,Mycroft, das ist eine Waffe."
,,Ihnen entgeht aber auch nichts. Ich gehe davon aus, dass Sie noch damit umgehen können. Schließlich waren Sie mal Polizist.", erwiderte Mycroft nur, während Adrian etwas missmutig die Waffe in seinen Händen betrachtete.
,,Natürlich, aber halten Sie das für eine gute Idee?"
,,Montgomery, wir werden gleich jemandem gegenübertreten, der gnadenlos tötet und sehr gefährlich ist. Deshalb sollte man grundsätzlich auf alles vorbereitet sein und wir alle haben aus der Vergangenheit gelernt, nicht wahr?"
Mycroft beäugte ihn prüfend, aber auch eindringlich und Adrian seufzte schließlich, ehe er die Waffe einsteckte und nickte. Das schien dem älteren Holmes zu genügen, denn er richtete seinen Blick wieder nach vorne und sie folgten beide Jacinda, die voraus ging.
Der wachsame Blick der Dunkelhaarigen durchforstete die gesamte Umgebung und sie war auf alles gefasst, da sie immerhin keine Ahnung hatten, was sie hier erwartete. Jacinda folgte ihrem Instinkt, der sie leitete und sie versuchte, sämtliche Emotionen auszublenden und stattdessen ihren Verstand komplett rational auf das Wesentliche zu richten.
Sie erreichten einen großen Raum, der wohl für Ausstellungen zu dienen schien und sahen sich aufmerksam um, als Jacinda ein ersticktes Räuspern vernahm und zur Mitte des Raumes sah. Dort saß ihre Großcousine Annabelle auf einem Stuhl gefesselt und mit geknebeltem Mund, was die Detektivin sofort innehalten ließ. Auch Adrian und Mycroft hatten die Blondine entdeckt und während Adrian augenblicklich die Waffe wieder zog und durchlud, machte Mycroft Anstalten zu Annabelle zu gehen. Allerdings packte Jacinda ihm am Mantelärmel und hielt ihren Onkel zurück.
,,Warte, das wäre zu einfach."
Mycroft zögerte und gestand sich dann selbst ein, dass Jacinda zweifellos Recht hatte. Das Museum wirkte, bis auf Annabelle, vollkommen verlassen und gerade das war beunruhigend. Jacinda machte ein paar Schritte vorwärts und wandte sich dann selbst an Annabelle.
,,Annabelle, hör mir jetzt gut zu. Wir holen dich hier raus, aber vorher musst du mir ein paar Fragen beantworten, okay? Weißt du, wer hinter alldem hier steckt?", fragte die Dunkelhaarige, doch Annabelle schüttelte den Kopf. ,,Gut. Diese Antwort hatte ich erwartet. Ist außer dir noch jemand hier?", fuhr Jacinda fort, aber Annabelle zuckte mit den Schultern, was ihr signalisieren sollte, dass sie ebenfalls nicht wusste, ob noch jemand in dem Gebäude war.
Jacinda spürte, dass sie beobachtet wurden und sie spannte sich am ganzen Körper an, während sie einen Blick mit Adrian tauschte. Der hielt die Waffe fest in den Händen, während er Jacinda zunickte und ihr damit versicherte, für alle Fälle bereit zu sein. Daraufhin wandte sich Jacinda an ihren Onkel und deutete kaum merklich auf Annabelle.
,,Gut, Mycroft. Wir gehen folgender Maßen vor. Montgomery und ich lenken die Aufmerksamkeit auf uns, während du Annabelle befreist. Sobald du dies getan hast, verschwindet ihr beiden von ihr. Dreht euch nicht um und wartet auf keinen Fall auf uns. Verstanden?"
,,Jacinda, ich werde nicht...", setzte er an, doch seine Nichte unterbrach ihn.
,,Ich werde darüber nicht mit dir diskutieren, Mycroft. Bei allem Respekt, aber du bist nicht mein Vater!"
Der eindringliche Blick und das Funkeln in Jacindas Augen brachten Mycroft zum Schweigen und er beugte sich dem Willen seiner Nichte, woraufhin er ergeben nickte. Dann konzentrierte sich Jacinda wieder darauf, ihren Spielgegner aus der Reserve zu locken und wurde dabei von Adrian flankiert, der seine Blicke wachsam in alle Richtungen schweifen ließ.
,,Also, gut. Da bin ich, wie Sie wollten. Bereit zu spielen und in Nostalgie zu schwelgen, wie Sie so poetisch angekündigt haben. Wobei die Darbietung bei diesem Fall doch etwas zu wünschen übrig ließ. Einen so schlampigen Tatort hinterlassen zumindest nur die Wenigsten. Sie wissen ja offenbar wer ich bin. Da wäre es doch nur fair, wenn ich auch Ihren Namen wüsste. Nicht wahr?", sprach Jacinda und gab Mycroft derweil ein Zeichen, der sich daraufhin langsam auf Annabelle zubewegte.
Auf einmal ertönte ein Klicken, woraufhin Jacinda und Adrian herumfuhren und Mycroft innehielt. Ein altmodischer Projektor stand auf der anderen Seite des Raums, wo eine alte Filmrolle aufgelegt war und diese hatte nun begonnen zu laufen, woraufhin ein Licht an die gegenüberliegende Wand geworfen wurde. Und dort prangten nun einzelne Worte, die allen das Blut in den Adern gefrieren ließen.
Hallo, Jacinda Holmes! Es ist schön, Sie und Ihr Team kennenzulernen. Mein Name ist Moriarty. Willkommen zu unserem großen Spiel!
Kaum, dass die Nachricht verkündet worden war, erklang mit einem Mal Musik im ganzen Raum. Es war der bekannte Song „Rasputin" von der Band BoneyM, der wie ein lautes Echo über sie alle hereinbrach und während die Musik erklang, wurden auf der Leinwand unzählige Bilder präsentiert. Es waren Fotos und Ausschnitte von damals, wo noch das Trio Sherlock, John und Evelyn gemeinsam ermittelt hatte, aber auch von heute, wo Jacinda gemeinsam mit Adrian, Lizzy, Hardin und Mycroft abgelichtet wurde. Auch John, Alicia und sogar Annabelle waren mit von der Partie und in Mitten all dieser verstörenden Ausschnitte und quälenden Erinnerungen an die Vergangenheit, wurde die alles entscheidende Frage gestellt: wer ist der nächste Moriarty?
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