Kapitel 53 | Der Blutmond
Erleichtert ließ Zaeith sich auf das weiche Bett fallen und strich über Alynas' Kopf, die leise auf seiner entblößten Brust lag.
Ori blieb im Türrahmen stehen und beobachtete die beiden friedlich dösenden Elfen.
Alynas hatte verstanden, dass Zaeith und der Wolf eine Person gewesen waren, mit Sicherheit verstand sie auch, dass ihr Vater wieder er selbst war.
Laut Dhania hatte Alynas sogar die ganze Zeit geschrien, zu demselben Zeitpunkt, zu dem das Ritual begonnen hatte.
Sie war mit dem Baby zu Filian gegangen und hatte bestätigt bekommen, dass es ihr Band zu Zaeith war, welches dafür gesorgt hatte, dass sie seine Schmerzen mitgefühlt hatte.
Dhania war vollkommen blank mit den Nerven gewesen, als sie ihnen das kleine Mädchen in die Arme drückte und sich dann mit sichtbaren Augenringen zu Daelar gesellte, der darauf bestand, dass sie beide Ruhe bekamen.
Und die sollten sie auch bekommen.
Lächelnd stieß Ori sich von dem Türrahmen ab und ging in die Küche, wo ein mit einem Teller abgedeckter Topf neben dem entfachten Feuer stand.
Auf dem Teller stand eine Nachricht, offenbar mit Kohle geschrieben.
"Statt einer Lösung für Zaeiths Mutation haben meine Novizen dir ein neues Rezept aus hiesigen Pflanzen gebastelt. Ich hoffe, es schmeckt dir.", las sie leise vor, kichernd den Teller zu Seite packend und den Topf über das Feuer hievend.
Forschernovizen, ja klar...man hätte sie in die Küche stecken sollen, denn der Duft, der ihrem Topf entfloh brachte augenblicklich ihren Magen zum Knurren.
Und nicht nur ihren, wie es schien, denn kaum war der köstliche Duft durch die Wohnung gezogen, stand Zaeith schon in der Küche, eine noch schlummernde Alynas auf den Armen.
Seine Haare fielen ihm unordentlich ins Gesicht und er benötigte eine Weile, bis er sie einhändig aus seinem Gesicht gewischt hatte.
Ori lachte leise, als er endlich fertig war und ihm direkt wieder eine Strähne vor die Augen fiel, die er jedoch geflissentlich ignorierte, um sich vorzubeugen und ihr kurz einen Kuss auf die Stirn zu drücken und dann in den Topf zu spähen. "Was ist das denn?"
"Ein vermasselter Auftrag der Forschernovizen."
"Forschen die, welche Kräuter am besten in die Küche gehören?"
"Auf dem Teller steht was dazu." Sie gab ihm ebenjenen und beobachtete, wie ein amüsiertes Grinsen auf seine Lippen schlich.
"Sollen wir sie in die Küche umdeponieren?"
"Nein, nein, in der Küche machen sie sowas nicht.", winkte Ori scherzend ab und stand auf, um ein paar Teller zu holen, diese mit Suppe zu füllen und auf den Tisch zu stellen, während Zaeith Alynas auf einen Stuhl legte und das Besteck zusammensuchte und zu den Tellern legte.
•▪■▪•
Nach dem Essen und Alynas' Stillen lagen die beiden wieder schlummernd auf dem Bett.
Es war Abend, also war das nicht verwerflich.
Doch während Zaeith und Alynas offensichtlich ziemlich erschöpft waren, konnte Ori nicht ruhig liegenbleiben.
Nach einigem Hin- und Herwerfen auf der samtigen Matratze schlug sie die Decke zur Seite und verließ den kleinen Raum.
Der Mond draußen war heller als erwartet, lockte sie auf den kleinen Balkon und ihren Blick gen Himmel.
Der Sternenstrudel wirbelte dort wie eh und je, nur bunter, heller.
Der Vollmond war rot geworden.
Blutmond etwa...?
Ori drehte sich auf dem Absatz um und eilte zurück in das kleine Zimmer, in dem Zaeith und Alynas noch immer schliefen...jedoch nicht länger allein.
Die riesigen rotgeschuppten Schwingen mit den blauen Federn und das Zischeln der gespaltenen Zunge sagten ihr sofort, wer es war, wenn auch weit kleiner als das Original.
"Wasss sstarrsst du ssso?" Ein streitlustiges Funkeln machte sich in Hakkars Augen breit, als der Kopf mit dem zahnbewehrten Maul sich ihr zuwandte. "Esss issst ein ganzzz normalesss Ritual."
"Was ist ein ganz normales Ritual?", fragte Ori misstrauisch.
Hakkar schob einen Flügel zur Seite, drückte sie mit ihm näher und zeigte mit dem Kopf auf die schlafenden Elfen.
Rot leuchtende Symbole an Zaeiths Unterarmen, die sie bisher noch nie gesehen hatte, sonderten eine merkwürdig dickflüssige rote Substanz ab, die sich auf Alynas Rücken sammelten und ähnliche Symbole zeichneten sich dort, ebenfalls zwei.
Doch Zaeith schwitzte, keuchte und verkrampfte sich im Schlaf, während Alynas friedlich weiterschlief.
"Was machst du da?"
"Ich sssorge dafür, dassss ich einen neuen Körper habe, in dem ich leben kann." Hakkars Maul schwebte unmittelbar vor ihren Augen. "Dafür entziehe ich Sssenzajin Blut und transplantiere die Zeichen dort auf Alynasss' Körper, wo ich sssie ssspäter sssehen will. Natürlich leidet er ein bisssschen darunter, aber er merkt esss ja nicht."
"Und ist es dieses Ritual, das den Himmel so hell macht?"
"Der Blutmond? Ja ja, der issst von mir. Aber er macht den Himmel nie wirklich heller."
Überrascht riss Ori die Augen auf und rannte zum Erkerfenster.
Und ohne Zweifel, die Tarnung vor dem Mond war gut, sehr gut sogar...
"Ich erinnere mich an diesssesss...Ding." Hakkars Zunge zischte einmal vor und zurück. "Als Sssenzajin ssseinen Sssohn vom Ssterben bewahren wollte. Wie nannte man esss noch gleich?"
"Die Xenedar." Weniger um seine Frage zu beantworten sprach sie diesen Namen aus und ließ vorsichtig ihre Hände sinken.
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