Kapitel 32 | Die Leerenhüter
Der Geruch nach Holz umgab sie und wehte von überall zu ihnen, obwohl die Fenster nicht offen waren.
Ein drei Schritt langer Flur führte zum größten Zimmer, ausgestattet mit einer langen, hölzernen und mit dunkelviolettem Stoff gepolsterten Couch und einem aus dem selben Holz gefertigten kniehohen Tisch.
An der Wand vor dem Tisch befand sich ein Kamin, der schon von einem brennenden Feuerchen schwarz gefärbt wurde.
"Warum brennt der Baum denn nicht?" Zaeith hielt eine Hand ins Feuer, woraufhin sofort schwarze Schuppen über seine Haut wuchsen, um ihn zu schützen.
Fasziniert betrachtete Ori seine Klaue, die leichte Kerben auf einem der Steine hinterließen. "Nyanien ist voller Magie, vielleicht sogar mehr als Azeroth..."
"Stimmt." Zaeith lächelte schwach, stand auf und öffnete die violett angestrichene Tür rechts neben dem Kamin.
Seine Klaue wurde wieder zu einer Hand, bevor sie die Klinke berührte.
Ori folgte ihm neugierig.
In dem etwas dunkleren Zimmer stand ein großes Bett, bezogen mit samten aussehendem Stoff, auch in violett.
Dunkelblaue Vorhänge verdunkelten das Mondlicht, das ihr Fenster durchdrang und ein paar schöne Schattenspiele auf den Boden zauberte.
Der Duft nach Rosen erfüllte das Zimmer.
"Womit haben wir das nur verdient?" Zaeith lachte verlegen und rieb sich mit einer Hand den Nacken.
"Mit der Rettung von Nyanien?", antwortete Ori fragend und grinste ihn an.
"Aber das ist...Luxus!", platzte es aus dem Elf heraus.
Ori lachte. "Daran gewöhnst du dich."
Daraufhin erntete sie einen Blick, der deutlich genug 'Ich will mich aber nicht daran gewöhnen' sagen sollte.
"Ach komm." Schelmisch grinsend setzte sie sich auf das weiche Bett und klopfte einladend neben sich auf die Decke, auf der sie saß. "Setz dich erstmal."
Eine Weile blieb er noch stehen, den angebotenen Platz skeptisch musternd, doch als Alynas ihn anlachte und zu zappeln begann, seufzte er und kam um das Bett herum zu ihnen.
Allerdings sprang er sofort wieder auf und wich ein paar Schritte zurück.
"Tut mir leid, aber..." Er schluckte schwer und seine Augen sahen nervös von der Tür zu Ori und wieder zur Tür. "...ich...ich komm damit nicht klar...Es ist einfach...ungewohnt und irgendwie...abstoßend..."
Er suchte nach mehr Worten, doch Ori legte Alynas auf dem Bett ab und trat zu ihm.
Ihre warme Hand legte sich beruhigend auf seine feuchte Haut. "Mach dir keinen Kopf. Lass dir Zeit. Mir ging es auch so, als ich endlich von der Hellfire Peninsula zurück nach Azeroth kam. Es ist ein Wunder für mich, hier zu sein. Für dich sicher auch. Wenn du magst, helfe ich dir, dir draußen ein Zelt aufzubauen und-"
"Nein, ich gehe doch nicht nach draußen...", unterbrach sie Zaeith und packte sie an den Schultern. "...wenn ich eine Wohnung mit dir haben kann!"
"Was dann?"
"Ich schlafe auf dem Boden."
"Du wirst dir nur blaue Flecken holen." Ori schüttelte den Kopf. "Probier doch mal das Sofa aus."
Zaeith sah enttäuscht aus, nickte allerdings.
Sie wechselten ins Wohnzimmer, wo Zaeith sich vorsichtig auf die Couch legte.
"Geht es?"
"Ja...das schon, aber..." Er setzte sich wieder auf und sah zu den zwei großen Fenster, die offenbar als Türen zum Balkon dienten. "...ich hätte dich gerne schlafen sehen..."
"Wir finden schon eine Lösung.", redete sie beruhigend auf ihn ein und folgte seinem Blick. "Wollen wir noch nach draußen?"
Zaeith nickte. "Aber vergiss Alynas nicht."
Ori nickte, nahm Alynas und wickelte sie in eine kleine flauschige Decke, bevor sie zu Zaeith auf den Balkon trat.
Er strich über das Holz und dachte offenbar an Kionan - schließlich waren die Bäume ziemlich nachtelfisch gehalten und da Ori ja vermutete, Nyanien wäre Azeroth, nur umgepuzzelt, war das gar nicht mal so verkehrt.
"Senan ist bei ihr."
"Hm?" Ein wenig verträumt sah er zu ihr.
"Ich sagte, Senan ist bei ihr." Sie lächelte zaghaft. "Mach dir keine Sorgen."
"Ich frage mich nur, was sie sagen, wenn sie herausfinden, dass ich wieder eine Neue habe...", seufzte er und warf ihr einen verstohlenen Blick zu. "Du bist meine Seelenverwandte, da ist kein Zweifel, also bist du die letzte, die ich je haben werde, aber ich bin mir sicher, sie werden trotzdem etwas dagegen haben..."
"An Seelenverwandtschaft kann man nicht rütteln, sie werden es akzeptieren müssen. Lyandra ist schon tot und den Umständen zufolge war sie nie deine Geliebte." Ori legte Alynas in seine Arme. "Außerdem sind Senan und Luca schon erwachsen. Alynas braucht dich. Du wolltest ihr beim Aufwachsen zusehen, nicht wahr?"
Zaeith lächelte das Mädchen müde an. "Schon...aber ich hätte nicht erwartet, dass Nyanien so auerothisch ist. Es ist einfach quälend."
"Ignoriere Azeroth doch mal und denk, Nyanien ist eine ganz andere Welt...wie Argus. Oh, oder Draenor." Die Leerenelfe lachte leise. "Du sollst auch mal sorgenlos leben können."
"Ich glaube, dafür wurde ich nicht in die Welt gesetzt..." Zaeiths Lächeln wich einer traurigen Miene. "Allein seit Kyizizra, meine Ziehmutter, von Sylvanas getötet wurde, war ich nicht mehr wirklich sorgenlos."
"Das kann man ändern, Zaeith. Wir beseitigen deine Sorgen einfach."
"Du willst sie treffen?" Erst sah er erstaunt aus, doch dann schüttelte er den Kopf. "Ich gelte dich als tot..."
"Da hast du es." Ori grinste. "Was sollen sie schon denken, wenn du als tot giltst?"
"Stimmt..." Darüber schien er nicht nachgedacht zu haben. Dann strahlte er. "Du bist ein Engel, Ori."
"Ein dunkler, aber immer gern."
"Wenn du so dunkel wärst..." Er zog sie näher zu sich. "...wer hat mir dann Licht gebracht?"
"Alynas?", scherzte Ori und kuschelte sich an ihn so gut es eben ging, während das Baby auf seinem Schoß lag.
"Und wer hat sie geboren?"
"Ich.", antwortete sie leise.
"Siehst du." Zaeith lächelte zufrieden. "Du bist mein Engelchen."
"Und du bist meins.", wisperte Ori und legte ihre Hand unter seine, die Alynas hielt.
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