Kapitel 30 | Ein Wörtchen...
"Ich sehe jemanden, der sich meine Tochter nennt, doch die starb vor über zwanzig Jahren auf der Hellfire Peninsula.", erwiderte Alleria kalt, noch immer Zorn in ihren sanften Zügen, ein unpassendes Verhältnis, welches Ori grinsen ließ.
Zorn war der Feind elfischer Schönheit oder adeligen Sanftmutes.
"Dachtet ihr.", sagte sie leise, ihre Lippen brachten noch immer zischelnde Laute vor. "Dachtet ihr. Aber das Schicksal geht gern mal mit einem Verschmähten Hand in Hand zurück nach Azeroth, nicht wahr?" Sie tippte sich ans Kinn. "Vielleicht nicht nur Verschmähte. Illidan blieb ja auf Argus, ich Dummerchen."
Alleria zog die Augenbrauen zusammen, ließ das jedoch unkommentiert.
"Versteh doch, dass wir damals nichts tun konnten...", setzte Turalyon zu einer Entschuldigung an und erschrocken stellte Ori fest, dass sie den Klang seiner Stimme genoss. "Wir dachten, die Leere würde euch in Sekundenschnelle verzehren und euch von uns nehmen. Wir wollten das nicht mit ansehen..." Er kam mit zögerlichen Schritten auf sie zu.
"Und deswegen habt ihr uns die Güte erwiesen und uns einfach ausgesetzt." Oris Stimme bebte, als würde sie weinen, und tatsächlich strich sie sich eine einsame Träne von der Wange. "Deine Entschuldigungen mögen auf dich zutreffen, Vater, aber auf Alleria tun sie das ganz und gar nicht. Sie bereut es nicht, sie bereut nichts! Sie wollte uns nicht, sie will uns immer noch nicht, sie will mein Leben schon wieder zerstören, verdammt nochmal!" Als Turalyon vor ihr stand, packte sie ihn an den Schultern. "Siehst du es denn nicht in ihren Augen, Vater? Hast du es nicht gesehen, als sie Alynas eine Missgeburt und in der Zukunft eine Verräterin nannte? Von uns allen liegen ihr nur du, Arator und sie selbst am Herzen! Dhania und ich könnten zur Hölle fahren, und sie würde nicht einmal darüber nachdenken, was dann mit uns passieren würde." Sie warf ihrer Mutter einen hasserfüllten Blick zu. "Es wäre ihr so egal."
Turalyon schwieg und nahm Oris Hände von seinen Schultern.
Sie blieb stehen, er auch, und wartete auf eine Antwort.
Der Paladin öffnete mehrmals den Mund und schloss ihn wieder, dann sahen seine goldenen Augen in ihre.
Sie sprachen mehr Worte als seine Lippen es könnten.
Er liebte sie noch.
Sie und Dhania.
Auch Arator.
Und Alleria.
Er freute sich, dass sie noch lebte.
Er freute sich, dass sie ein Kind hatte.
Es tat ihm leid, dass Alleria ein Mordkommando auf Alynas losgelassen hatte.
Er wollte es wieder gutmachen.
Sie musste nur sagen, wie.
'Sei einfach mein Papa.', hätte sie jetzt liebend gern gesagt, doch das konnte sie nicht.
Alleria müsste dann ihre Mutter sein, und das war beidseitig unerwünscht.
"Lebt Dhania noch?", brachte Turalyon endlich über die Lippen.
Ori wollte nicken, doch ein Rauschen unterbrach sie.
"Orinyaaaaaaaan!", schnurrte eine wohlbekannte Stimme und warme Arme schlangen sich um sie.
"Katlynn?" Ori lachte leise. "Was macht ihr hier?" Sie nahm an, dass Thanduril bei ihr war.
"Ein Wörtchen mitreden, bei dieser Diskussion.", ertönte Dhanias Stimme, kalt und hart, wie sie nur klang, wenn sie entweder einen Feind oder jemand Verhassten sah. "Das habe ich dir damals versprochen, Ori."
Diese drehte sich um.
Katlynn rieb sofort ihre Wange an Oris, während diese ihre ältere Schwester warnend ansah. "Vater ist in Ordnung, du musst ihn nicht mehr beschuldigen. Alleria allerdings schon."
"Woher willst du das wissen?" Dhania trat ein wenig näher.
"Augen lügen nicht.", erwiderte Ori leise und sah zu, wie Dhania zu Alleria sah. "Was Alleria angeht..."
"Ich weiß, was du meinst." Dhania streckte sich und sah an Thanduril vorbei zu Zaeith. "Ihr habt ein Kind?"
"Ja, Alynas. Alleria hat ein Mordkommando auf sie losgelassen.", erzählte Ori ihrer Schwester, deren Augen sofort zu funkeln begannen.
"Dann seid ihr hier nicht mehr sicher." Dhania zeigte auf das Leerenportal hinter sich. "Am besten, ihr geht zurück nach Nyanien. Dein Vakuum, Ori, hat ganz Nyanien gerettet. Es ist alles wie damals...mit dem Unterschied, dass unser Orden als neuer Clan akzeptiert wurde."
"Der König, Löen, hat euren Clan 'Leerenhüter' genannt.", grinste Katlynn. "Alle sind so stolz auf euch!"
"Und die Hungersnot vor dem Übergriff der Anomalie?", fragte Ori überrascht. "Oder was ist mit den Ernten?"
"Alles neu, dank eurer Hilfe." Katlynn wuselte zu Thanduril. "Er ist ein wunderbarer Diplomat und Botschafter."
"Das ist wahr." Dhania nickte. "Zwar mussten wir die Festung wieder an König Löen zurückgeben, dafür wurde uns ein wunderschönes Grbiet für unseren Clan zugesprochen, umgeben von fantastischer Flora und Fauna." Die Leerenelfe grinste. "Der perfekte Ort für Alynas zum Aufwachsen."
"Ich würde es allerdings auch gut finden, wenn Alynas ein paar azerothische Freunde ihres Alters hätte...", murmelte Ori.
"Das schaffen wir schon." Dhania lächelte sie zuversichtlich an, wurde jedoch von einem plötzlichen "Vorsicht!" von Thanduril überrascht, und im nächsten Moment klappten die beiden Schwestern und Zaeith zusammen.
Turalyon sah zu Alleria.
Ein siegessicheres Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie zu Zaeith trat und das unschuldig lachende Baby aus seinen Armen nahm...
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