10. Kapitel - Remus
Sirius besuchte Remus am nächsten Nachmittag, nach dem Aurorentraining.
Erfreut stellte er fest, dass sein Freund sich gut zu erholen schien. Er saß an seine Kissen gelehnt im Bett und gab den Heilern konkrete Anweisungen wie er sein Essen haben wollte.
„Das Fleisch darf nicht durchgebraten sein, es muss noch blutig sein", erklärte er gerade, als Sirius mit einer Schachtel Granatapfel-Konfekt eintrat und sogleich grinsen musste. Seufzend lehnte Remus sich zurück. „Das Essen ist grauenhaft, nichts als Suppe und Brei, als wäre ich ein Baby!"
Sirius ergriff erleichtert seine Hand. „Hallo, alter Freund. Schön, dass du dich entschieden hast, noch länger unter uns zu weilen!"
„Bring mich nicht zum Lachen", krächzte Remus leidvoll und fasste sich an den dicken Verband auf seiner Brust. „Das tut höllisch weh!"
„Du hast uns eine Heidenangst eingejagt. Was fällt dir nur ein, dich von einem Höhlentroll überfallen zu lassen?!"
Schwer atmend versuchte Remus den Schmerz in seiner Brust zu unterdrücken, als Sirius ihn erneut zum Kichern brachte. „Du Mistkerl!"
Sirius lachte fröhlich. „Wie lange musst du hierbleiben?"
„Ich weiß nicht. Eine Woche? Vielleicht auch zwei ... Lily kümmert sich rührend um mich", berichtete Remus.
Sirius sah seinen Freund eingehend an. Er beschloss, die Sprache nicht auf Anne zu bringen, zu tief saß noch der Schock über das, was sie ihm gestern berichtet hatte. Beim Zubettgehen hatte sie ihn maßlos erzürnt, als sie ihm vorgeschlagen hatte, sie zu verlassen und stattdessen Marlene McKinnon den Hof zu machen. Er hatte es heute Morgen nicht über sich gebracht, auch nur ein Wort mit ihr zu wechseln und hatte die Wohnung verlassen, noch bevor sie aufgestanden war. Da sie heute nach Maple Court zurückkehren wollte und inzwischen vermutlich bereits abgereist war, würden sie sich eine Weile nicht sehen und er bereute seinen gefühlskalten Abschied bereits.
„Wo hast du nur deine Gedanken?", hörte er Remus fragen.
„Was?"
„Ich habe gefragt, worüber du so intensiv nachdenkst, dass du keine meiner Fragen beantwortest!"
„Bitte entschuldige. Was wolltest du wissen?"
Remus erkundigte sich nach seinen Weggefährten Fabian und Gideon Prewett und Sirius erstattete denselben Bericht, wie tags zuvor. Sein Freund war erleichtert, dass beide mit nur leichten Verletzungen davongekommen waren.
„Es war meine Schuld. Ich war dafür zuständig zu beobachten, wann der Troll seine Höhle verlässt. Ich habe mich verschätzt! Ich könnte mir nicht verzeihen, wenn den beiden wegen mir etwas Schlimmes zugestoßen wäre ..."
Mitleidig sah Sirius ihn an. „Fehler passieren", sagte er nur und schon schweiften seine Gedanken wieder ab zu Anne. Sollte er sie aufsuchen? Das Gespräch suchen? Wie sollte es nun weitergehen?
„Also du stehst wirklich neben dir, was ist denn nur los?" Remus warf ihm einen besorgten Blick zu
„Nichts", beteuerte Sirius. „Ich bin nur müde, ich habe letzte Nacht schlecht geschlafen."
„Lügner", behauptete Remus. Und dann kam das Gespräch doch noch auf den wunden Punkt, um den beide bisher herumgeredet hatten. „Was hat Anne dir gesagt?"
Sirius überlegte eine Weile, was er darauf antworten sollte. „Sie ist untröstlich", sagte er schließlich nur.
Remus schnaubte. „Das sollte sie auch sein!"
Sirius zuckte unter seinen Worten zusammen.
„Du kannst ihr ausrichten, dass ich sie nicht mehr sehen will, bevor sie sich nicht besinnt und ihre Kräfte in den Dienst unserer Sache stellt", erklärte Remus verbissen.
„Dann wirst du sie nicht mehr wiedersehen", entgegnete Sirius wie aus dem Zauberstab geschossen und verpasste dem Freund damit einen herben Schlag in die Magengrube.
Zwei Tage später stand fest, dass die Verletzung, die beinah Remus Brustkorb gespaltet hatte, weitere Probleme bereitete. Nachdem die Heiler sich nicht mehr zu helfen wussten, wurde der Stationsleiter zu Hilfe gerufen. Murdoch ordnete eine eingehende Untersuchung unter Betäubung an, die er selber durchführen wollte. Als er den Raum betrat, fand er den Patienten zu seinem Erstaunen hellwach im Bett sitzend vor. Er schickte seine Assistenten fort und setzte sich zu Remus, der ausdruckslos das Kristallfläschchen auf dem Tischchen vor sich betrachtete und mit spitzen Fingern von der einen Seite zur anderen schob.
„Mr. Lupin?", fragte Murdoch behutsam.
„Ich werde das nicht trinken", sagte Remus leise und schob das Fläschchen von sich fort.
Murdoch hob verwundert die Augenbrauen. „Absopirinth ist unser verträglichster Betäubungstrank. Er ist sogar für die Anwendung bei Kindern geeignet. Aber wenn sie etwas Stärkeres nehmen wollen, werde ich dem nicht im Weg stehen."
Remus schwieg verbissen. Murdoch sah ihn neugierig an.
„Man hat mir schon gesagt, dass beim letzten Mal Miss Eastwood zu Rate gezogen werden musste. Wie hat sie Sie überzeugt?"
„Gar nicht. Sie hat mich kaltblütig überlistet", spie Remus zornbebend aus.
„Kaltblütig", entfuhr es dem Heiler erstaunt und ein ungläubiger Ausdruck trat auf sein Gesicht. In seinen smaragdgrünen Augen blitzte es gefährlich auf. Sofort war sein Beschützerinstinkt geweckt. „Sie mag wohl an jenem Tag neben sich gestanden haben ...", meinte er nachdenklich und schob Remus Hemd beiseite. „Aber ihr Kaltblütigkeit zu unterstellen geht meiner Meinung nach zu weit." Und mit einem Blick auf den vollgesogenen Mullverband, fügte er hinzu: „Sie hat ihnen große Schmerzen erspart. Das ist mehr, als sie für sich selbst zu tun imstande ist."
Remus schnaubte. „Anne ist stark wie ein Fels. Ich weiß nicht, warum alle hier sie wie ein rohes Ei behandeln."
Murdoch durchtrennte vorsichtig mit dem Zauberstab eine der Binden und Remus zuckte vor Schmerz zusammen.
„Weil sie genau das ist", sagte er beiläufig. „Fragil und zerbrechlich. Mit tiefen Rissen bis ins Innerste." Und mit einem Ruck zog er den Verband von Remus Brust, dass es diesem unter lautem Stöhnen unwillkürlich die Tränen in die Augen trieb.
Die Wunde sah gar nicht so schlecht aus. Bis auf eine dick geschwollene kleine Stelle, aus der unablässig Wundflüssigkeit troff.
„Ich werde das aufschneiden müssen. Vielleicht wollen Sie ihre Haltung noch einmal überdenken?", sagte er kühl mit Blick auf das Zaubertrankfläschchen.
Als Remus nicht weiter reagierte, als demonstrativ die Zähne zusammenzubeißen, zuckte er mit den Schultern und beschwörte ein blitzblankes, glänzendes Skalpell herbei.
„Im Gegensatz zu einem rohen Ei können wir Sie immerhin wieder zusammenflicken, nicht wahr?", meinte er mit Galgenhumor und setzte zu einem ersten Schnitt an.
Remus schrie gequält auf. Der Schmerz erfasste ihn mit solch unerwarteter Wucht, dass es ihm Schweißperlen auf die Stirn trieb. Sofort ließ der Stationsleiter von ihm ab und ließ ihn stoßweise zu Atem kommen. Ihm wurde heiß und übel und er fragte sich, ob sein krankhafter Wunsch nach Selbstkontrolle diese Qualen tatsächlich wert war. Der routinierte Heiler sah ihn einen Moment lang berechnend an und begann dann, das Blut von seiner Brust zu tupfen, was eine erneute Woge des Schmerzes mit sich brachte. Remus konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken.
Murdoch seufzte. „Wenn Sie unbedingt weiter beweisen wollen, dass sie mehr aushalten können, als Miss Eastwood, werde ich jetzt weitermachen. Sie haben aber selbstverständlich jederzeit die Möglichkeit zuzugeben, dass Sie sich geirrt haben", führte er aus und wies mit der Hand auf die Phiole mit der grünen Flüssigkeit.
„Nein", presste Remus schwer atmend aber fest entschlossen zwischen den Zähnen hervor. „Machen Sie weiter." Er würde diesem Mistkerl schon beweisen, was er alles aushalten konnte!
„Wie Sie wünschen", antwortete Murdoch leise und legte zum nächsten Schnitt an.
Remus unmenschliche Schreie gellten drei unendlich wirkende Minuten lang durch die Station, bevor er die Besinnung verlor und Murdoch aufatmen und ungestört seine Arbeit tun ließ. Eine Stunde später war das Körnchen toxischen Dipthanus-Erzes entfernt, das noch im Rippenknochen festgesteckt hatte, die Wunde geschlossen und der Patient versorgt.
Sirius betrat an diesem Nachmittag die Station gemeinsam mit Peter und James. Sofort fiel ihnen die gespenstische Stille auf, die heute auf dem Flur herrschte. Kaum jemand war zu sehen und niemand sprach auch nur ein Wort.
„Was ist los, ist jemand gestorben?", fragte Peter beunruhigt und sie begannen sich Sorgen zu machen. Sie fanden Remus aber friedlich schlafend in seinem Bett, wenngleich die weiße Decke besorgniserregend blutverschmiert aussah und ihr Freund blasser und schwächer wirkte, als die Tage zuvor. Einen Moment später betrat Lily leise den Raum und gab James einen kurzen Kuss.
„Wie geht es ihm?", fragte sie flüsternd und sorgte damit für Irritation.
„Er schläft", sagte Sirius schulterzuckend.
„Warum flüstern wir?", fragte James und Lily schaute konsterniert drein.
„Ich weiß auch nicht", erklärte sie dann bedrückt. „Es herrscht eine ganz seltsame Stimmung heute, seit Murdoch am Vormittag..." Und dann kullerte eine dicke Träne über ihr hübsches Gesicht.
Verwirrt legte James ihr den Arm um die Schulter. „Lily, was ist denn passiert?"
Remus wandte den Kopf von der einen Seite zur anderen, wachte aber nicht auf.
„Es war furchtbar", berichtete Lily da zitternd. „Ich dachte, er hört nicht mehr auf zu schreien."
Die jungen Männer warfen sich verständnislose, besorgte Blicke zu.
„Wer?", fragte Peter schließlich. „Wer hat geschrien?"
„Remus", hauchte Lily und erschütterte sie alle damit. „Er weigert sich, den Betäubungstrank zu nehmen. Der Stationsleiter musste ihn bei wachem Verstand ...", sie schlug die Hände vors Gesicht und konnte nicht weitersprechen.
„Fuck", stöhnte Sirius auf und zog seine Schlüsse aus Lilys zusammenhangslosem Gejammer und den blutigen Bettlaken. „Er ist ohne Betäubung operiert worden?!"
„So ist es", krächzte eine schwache Stimme zu ihnen herüber und alle richteten ihre Blicke auf den leichenblassen Patienten.
„Remus", schluchzte Lily und griff nach seiner Hand. „Was machst du nur für Sachen?"
Remus versuchte zu lächeln, aber der Schmerz, der immer noch auf seiner Brust lastete, schnürte ihm die Kehle zu. Seine Qual war offensichtlich.
„Warum bekommt er kein Schmerzmittel?", wollte James wissen.
„Aber er bekommt alles was er will", betonte Lily. „Er will es nur nicht!"
„Verdammt Moony! Spring über deinen Schatten und lass dir helfen", bat James seinen Freund nun dringend.
„Ein Schmerzmittel", keuchte Remus erschöpft. „In Ordnung." Und sofort spurtete Lily los, um das Gewünschte herbeizuholen. Kopfschüttelnd, blieben die übrigen zurück.
„Was hat dich nur dazu getrieben, die Betäubung zu verweigern?", fragte Peter fassungslos.
Remus warf Sirius einen vorwurfsvollen Blick zu, blieb die Antwort aber schuldig. Lily kam mit einem Fläschchen desselben Mittels zurück, das auch Madam Pomfrey in Hogwarts verwendete und flößte es ihm behutsam ein. Als er sich kurz danach merklich entspannte, ging sie zurück an ihre Arbeit.
„Sturkopf", warf James seinem Freund nach einer Weile des Schweigens schließlich vor und alle mussten verhalten kichern.
„Mr. Lupin", schallte es von der Tür her und Murdoch trat zu ihnen. „Sind Sie also doch noch zur Besinnung gekommen?", fragte er mit Blick auf das leere Zaubertrankfläschchen.
„Es war nie die Rede von Schmerzmittel", erwiderte Remus vorwurfsvoll.
„Nein? Hm." Murdoch hob entschuldigend die Hände, lächelte dabei jedoch diabolisch. „Manchmal unterscheidet sich unsere Intention doch erheblich vom Verständnis unseres Gegenübers, nicht wahr?"
Verständnislos sahen die Männer im Raum ihn an.
„Schön, dass Sie wieder auf den Beinen sind. Ich werde morgen wieder vorbeischauen", verabschiedete der Stationsleiter sich guten Mutes und ging hinaus.
James verdrehte die Augen und zischte abfällig: „Der hat doch seine Freude daran, Leute aufzuschneiden, oder?" Als im nächsten Moment die Tür wieder aufging und Murdochs schwarzhaariger Kopf erneut erschien, zuckte er schuldbewusst zusammen. Aber der Heiler wandte sich an Sirius. „Mr. Black, auf ein Wort!"
Verlegen dreinblickend stand Sirius auf und folgte dem Stationsleiter nach draußen.
„Lassen Sie uns in mein Büro gehen", forderte dieser ihn daraufhin auf und marschierte los.
„Wie geht es Miss Eastwood?", fragte er dort angekommen.
Sirius musste gestehen: „Ich weiß es nicht. Ich kann sie seit drei Tagen nicht erreichen."
Murdoch hob besorgt die Augenbrauen. „Ich nehme an, sie hat Sie über ihre Situation in Kenntnis gesetzt?"
„Ja", antwortete Sirius leise und sank immer weiter in sich zusammen.
„Sie hat es erstaunlich gefasst aufgenommen. Ich bin besorgt, welche Reaktion wir noch zu erwarten haben. Ich stimme mit Albus Dumbledore darin überein, dass kein Mensch unvorhergesehenere Entscheidungen trifft, als Miss Eastwood." Ungewöhnlich nervös trommelte er mit den Fingern auf der glänzenden Tischplatte seines Schreibtischs herum. „Sie sprach davon, dass es besser wäre, wenn Sie sie verlassen würden."
„Was?" Sirius fuhr erschrocken hoch.
„Denken Sie über diesen Schritt nach?", wollte Murdoch ungeniert wissen. Sirius war empört.
„Bei Merlin, nein!" Mit feuerrotem Kopf und blitzenden Augen stierte er den Heiler an. „Und selbst wenn, wüsste ich nicht, was Sie das angeht!"
Trostlos seufzend lehnte Murdoch sich in seinem Schreibtischstuhl zurück. „Sie haben recht. Das Privatleben meiner Patienten geht mich nichts an. Aber Anne ist ein sehr besonderer Fall und sie ist mir in den letzten Jahren so sehr ans Herz gewachsen, dass es mich zutiefst betrübt, ihr nicht helfen zu können", gestand er ehrlich. „Sie braucht einen klugen Kopf an ihrer Seite und ich wollte mich vergewissern, ob Sie das sein können. Bitte entschuldigen Sie meine Indiskretion."
Beschwichtigt lenkte Sirius ein. „Ich werde ihr beistehen. Bis zum Ende!"
„Gut", erwiderte Murdoch mit funkelnden Augen. „Dann sollten Sie noch ein paar Dinge wissen."
„Da bist du ja endlich! Wir dachten schon, du kommst gar nicht mehr wieder", rief James, als Sirius nachdenklich ins Krankenzimmer zurückkehrte. „Peter ist längst weg. Und wir wollen jetzt auch aufbrechen", erklärte er. Lily stand neben ihm. Sie hatte die Uniform der Heilerin gegen moderne Jeans und Pullover getauscht.
„Geht ruhig, ich bleibe noch ein bisschen", sagte Sirius und verabschiedete sich. Dann setzte er sich zu Remus, der ihn kraftlos aus blutunterlaufenen Augen heraus anstarrte.
„Was verheimlicht ihr?" Seine Stimme klang heiser.
„Was meinst du?", erwiderte Sirius angespannt.
„Du und Anne. Was verheimlicht ihr vor uns anderen?"
Sirius schwirrte der Kopf. Murdoch hatte ihn instruiert, dafür zu sorgen, dass Anne sich an alle Anweisungen hielt. Vor allem hatte er ihn damit betraut, den hochgiftigen Zaubertrank zu überwachen und Sirius fragte sich ernsthaft, wie er diesen Aufgaben nachkommen sollte, wenn er nicht einmal im Stande war, herauszufinden, wo sie sich gerade aufhielt.
„Wie kommst du darauf, dass wir Euch etwas verheimlichen?", versuchte er seine Gedanken abzuschütteln und sich auf das Gespräch mit Remus zu konzentrieren.
„Murdoch hat dich wohl kaum wegen mir zu sich gerufen. Und er hat seltsame Andeutungen gemacht. So als wäre sie schwer krank." Remus Stimme war kaum noch mehr als ein Flüstern.
„Punkt eins: es ist Annes alleiniges Recht darüber zu bestimmen, wem sie es wann anvertrauen möchte. Nicht Ihres! Sie werden es keiner Menschenseele verraten, auch nicht ihren besten Freunden!" Murdochs grüne Augen hatten ihn durchdringend angesehen, als er ihm die Liste seiner Anweisungen heruntergerattert hatte. Nun musste er in sich hineingrinsen. Der alte Heiler hatte wirklich jedes Detail berücksichtigt.
„Du leugnest es nicht. Und sie auch nicht. Also was fehlt ihr?", bohrte Remus weiter.
„Das wirst du sie schon selbst fragen müssen, Moony", entgegnete Sirius.
Dabei hatte er selbst so viele Fragen. Er konnte sich keine Vorstellung von Annes Traumata machen. Die Vorkommnisse während ihres langen Hospital-Aufenthaltes, die Murdoch heute beiläufig angedeutet hatte, mussten verstörend gewesen sein und es wurde ihm zunehmend bewusst, dass er rein gar nichts über das Leid wusste, das ihr damals widerfahren war. Er hatte ihren Hass auf die Auroren nicht hinterfragt, sondern viel zu leichtfertig abgetan. Das schlechte Gewissen begann an ihm zu nagen und plötzlich wurde er unruhig und wollte nichts lieber, als auf der Stelle nach Maple Court zu reisen.
In der Absicht, sich zu verabschieden, stand er auf und trat an Remus Bett.
„Läuft sie deshalb davon?" Remus, dem die Strapazen des heutigen Tages deutlich anzumerken waren, sah ihn verzagt an. „Will sie uns deshalb nicht unterstützen?"
„Dieses Gespräch haben wir schon einmal geführt. Nur damals anders herum. Erinnerst du dich?"
Remus lag tief in seinen Kissen und rief sich den Tag der 1000-Jahr-Feier in Hogwarts in Erinnerung. „Ich dachte wirklich, sie würde für uns kämpfen..."
„Später hast du mir vorgeworfen, dass ich sie nach meinen Wünschen ändern wolle. Und dass ich sie deshalb nicht verdient hätte ...", erinnerte Sirius ihn. „Jetzt bist du derjenige, der sie verbiegen will." Dann lächelte er traurig. „Ich sage dir aus Erfahrung: mit Anne ist kein Tag wie der andere. Aber genau das ändert sich nicht."
Remus lächelte schief. „Du liebst sie. Trotzdem."
Sirius schnaubte. „Vielleicht gerade deswegen." Und bevor er zur Tür hinaustrat fügte er leise an: „Sie läuft nicht davon Remus. Im Gegenteil fürchte ich, dass sie mitten hineinrennen wird."
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