43. Kapitel - Voldemorts Domizil
Anne trat vor das Tor und betrachtete die geschuppten Schlangen, die das eiserne Gitter schmückten. Allein ihr unausgesprochener Gedanke reichte aus, dass es sich bereitwillig vor ihr öffnete. Sie atmete tief ein und setzte einen ersten Schritt auf das Anwesen ihrer Eltern. Ihrer wahren Eltern. Es stand ihrem eigenen in nichts nach. Wohl blühten keine Blumen in diesem Garten, der lediglich aus heckengesäumten Rasenflächen bestand. Außerdem war das Wohnhaus aus grauem Stein errichtet, während sie in einem Backsteinhaus lebte. Allerdings war das auch nur ein Nebengebäude, das eigentliche Herrenhaus auf Maple Court war natürlich viel größer und mit nichts zu vergleichen.
Sie versuchte, sich durch die Schönheit des vor ihr liegenden Gebäudes von dem drohenden Unheil ablenken zu lassen, das sie innerhalb seiner schweigenden Mauern erwartete, während sie verhaltenen Schrittes darauf zuging.
Schließlich stieg sie die Stufen zum Eingang empor und kam mit pochendem Herzen vor der dunklen Eichentür zu stehen.
Noch bevor sie die Hand heben und den Türklopfer betätigen konnte, öffnete sich einer der schweren Türflügel, ein untersetzter Mann trat heraus und lief beinah in sie hinein. Geschmeidig sprang sie einen Schritt zurück und er schreckte auf, als er bemerkte, dass jemand vor der Tür stand.
„Eastwood!"
Die Erkenntnis, wer dort verhüllt in einen schwarzen Umhang und mit Kapuze über dem Kopf stand, jagte ihm ungläubige Zornesröte ins Gesicht und sofort zog er seinen Zauberstab und legte ihn ihr an den Hals. Sie wich ihm nicht aus, sondern taxierte ihn aufmerksam.
„Mulciber", erwiderte sie seine unfreundliche Anrede, legte behende ihre Finger auf seinen Zauberstab und schob ihn beiseite, bevor sie ihm mit funkelnden Augen ins Gesicht sah. „Was ist dir passiert? Wolltest du dein schuppiges Gesicht glattbügeln?"
Sein Zauberstab schnellte federnd zurück an ihren Kragen und sie zog den Kopf ein klein wenig zurück.
„Du wagst es, hier aufzukreuzen und mich für das zu beleidigen, was du mir angetan hast", spie er wutentbrannt vor sie hin.
„Frank", zischte Snape zügelnd hinter ihm, aber Mulciber tobte vor Zorn.
„Ich bin nicht wegen dir gekommen", erwiderte Anne schnippisch und schob den piksenden Stab erneut von sich, bevor sie sich an ihm vorbeidrängen wollte, doch der blonde Mann versperrte ihr mit seiner ganzen Körperfülle den Weg.
In dem Moment ploppte es laut in der Halle und ein runzliger, kleiner Hauself mit vereinzelten, am Kopf klebenden, grauen Haaren erschien.
„Lady Eastwood. Seine Lordschaft erwartet Sie in Ihrem Salon", sagte er näselnd.
Anne grinste frech, als sie die entgleisten Blicke von Snape und Mulciber auffing.
„Wenn ihr mich dann bitte durchlassen würdet", sagte sie amüsiert. „Ich werde erwartet, wie ihr gehört habt."
Mit diesen zuckersüßen Worten schritt sie hoch erhobenen Hauptes an ihnen vorbei und trat in die Halle.
„Bronson wird gerne Ihren Umhang nehmen, Mylady", sagte der kleine Elf und Anne musste schmunzeln. Wo kam dieser kleine Snob denn plötzlich her? Sie reichte ihm ihren Umhang und er ließ ihn mit einem Fingerschnipsen verschwinden.
„Das Dinner wird um sieben Uhr im Speisesaal serviert. Bronson bringt Sie nun in den Salon", sagte der kleine Elf dienstbeflissen und Anne musste sich zusammenreißen, sich nicht bei ihm zu bedanken, um sich nicht bei den beiden ungläubig dreinstarrenden Männern zu verraten.
„Mulciber. Snape. Es war mir ein Vergnügen", sagte sie unverhohlen ironisch und mit einem knappen Kopfnicken, bevor sie dem runzligen kleinen Wesen folgte.
Als dieses die Tür zum Salon für sie öffnete und sie eintrat, fiel die freche Selbstsicherheit, die sie soeben noch professionell zur Schau gestellt hatte, beinah in sich zusammen und sie musste tief Luft holen, um sich selbst Mut zuzusprechen.
Voldemort stand am Fenster und sah hinaus auf die Grünflächen vor der Terrasse. Sie erinnerte sich daran, wie ihr Ziehvater, der Graf von Eastwood, stets auf diese Weise vor dem Fenster seines Arbeitszimmers gestanden und die Wiesen und Felder hinter dem Haus betrachtet hatte. Was hätte sie dafür gegeben, jetzt ihm gegenüber zu stehen, anstelle ihres biologischen Erzeugers.
Weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte, blieb sie schweigend stehen und wartete darauf, dass er sie ansprach.
„Du bist zu mir gekommen", sagte er schließlich siegesbewusst lächelnd und wandte sich ihr zu. Ihr Anblick ließ ihn kurz stutzen und das Lächeln verlor sich in überraschtem Unverständnis. „Was hast du da an?"
Sie hob die Arme, blickte an sich hinunter und klopfte auf ihren Schoß.„Gefällt es dir nicht?" Ihn so verwundert zu sehen, ließ ihre Selbstsicherheit und ihren Wagemut zurückkehren und sie trat festen Schrittes näher.
Er runzelte die Stirn und verzog missbilligend die Lippen. „Du siehst aus wie ein Muggel."
„Ich bin schon schlimmer beleidigt worden", konterte sie keck und tat, als lese sie die Buchrücken im Regal.
„Eine größere Beleidigung gibt es gar nicht", stellte er mit Grabesstimme klar.
„Na dann", meinte sie forsch. „Danke für die Blumen."
„Was?"
Sie grinste provokant. „Danke für die Blumen, alter Mann!"
Sie sah, wie verständnislose Entrüstung und Missbilligung sich auf seinem Antlitz abzeichneten. Hoffentlich hatte sie ihre Scherze nicht zu weit getrieben! Ihn sprachlos zu erleben, war aber schon eine Genugtuung!
„Das bedeutet, du hast mich beleidigt, aber ich bin dir nicht böse", erklärte sie flapsig.
Voldemort wirkte von ihrer vorpreschenden Frechheit ein wenig überfahren. Er war mehr Respekt und Unterwürfigkeit gewohnt und wäre er nicht so neugierig auf sie gewesen, hätte er ihr dieses Verhalten gewiss nicht durchgehen lassen.
„Du hast mich auch beleidigt", erwiderte er nun nur verstimmt und sie trat schmunzelnd auf ihn zu.
„Richtig. Gleiches für Gleiches."
Er lächelte nicht und sie befürchtete schon das Schlimmste. Da wandte er den Blick von ihr und verkündete: „Du wirst nachher mit mir dinieren."
„Das hat man mir schon gesagt."
„Das hier ist ab heute dein Salon. Du kannst ihn dir einrichten, wie du möchtest."
Sie sah sich demonstrativ um. „Ich denke, ich belasse das so, wie es meiner Mutter gefallen hat."
Auf ihre Worte hin setzte er einen etwas gequälten Gesichtsausdruck auf und sah sie mit aufeinandergepressten Lippen an.
„Ich zeige dir dein Schlafzimmer, komm mit", sagte er kurzangebunden und ging zur Tür. Danach führte er sie in den ersten Stock und in das Zimmer hinter der dritten Tür links.
Darin befand sich ein großes französisches Bett mit einem Nachttischchen und eine altmodische Frisierkommode. Zwei Türen führten in ein kleines Badezimmer und eine Ankleide.
„Das ist großzügig, danke", meinte sie gefasst, nachdem sie alles begutachtet hatte.
„Du kannst dich frischmachen. Ich erwarte dich in zehn Minuten im Speisesaal." Sein immer noch missbilligender Blick glitt über ihre Kleidung und blieb dann an dem Medaillon ihrer Mutter hängen.
„Willst du so lange hierbleiben?", hörte er sie mit genervtem Unterton fragen und schreckte hoch.
„Was?"
„Ich finde allein hinunter", stellte sie klar und sah demonstrativ zur Tür.
Sie wollte, dass er ging. Natürlich. Er war es nicht gewohnt, auf andere einzugehen. Aber er spürte deutlich, dass sie das von ihm verlangte, als Gegenleistung dafür, dass sie bei ihm blieb. Also nickte er widerwillig und verließ den Raum.
***
Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, schloss sie die Augen und atmete ein paar Mal tief durch. Das Herz hämmerte ihr in beängstigender Frequenz bis zum Hals und sie wollte am liebsten weinen vor Anspannung. Die vorgeschobene, freche Fröhlichkeit, hinter der sie ihren Abscheu verbarg, in Kombination mit der absoluten Notwendigkeit zu jeder Zeit ihren Geist und ihre Gedanken zu verschließen, damit er nicht darin lesen konnte, verlangten ihr alles ab!
Sie wischte ihre schweißfeuchten Handflächen an ihrer Hose trocken. Jeder Muskel schien angestrengt zu zittern und sie musste sich einen Moment lang auf die Frisierkommode stützen, um nicht schwindlig zu werden.
Dann war der schwache Moment vorüber, sie trat ins Badezimmer, wusch ihre Hände und prüfte sich im Spiegel. Ihre Weste legte sie ab und schlenderte schließlich aus dem Zimmer, die Treppe hinunter und durch die imposante Eingangshalle. Dicke Teppiche verschluckten ihre Schritte und die unheilschwangere Stille des fremden Hauses lastete ihr unangenehm prickelnd auf der Seele. Das Speisezimmer war noch menschenleer, aber der auf Hochglanz polierte Tisch war bereits feudal für zwei Personen gedeckt. Sie war froh, dass er groß genug war, um ausreichend Entfernung zwischen sich und ihrem unheimlichen Gastgeber zu halten.
Da sie nicht wusste, welcher ihr Platz war und welcher der seine, wanderte sie langsam um den Tisch herum durchs Zimmer und begutachtete die erstaunlich farbenfrohen Gemälde an den Wänden und die Vasen und Gegenstände auf den Konsolen.
„Wo möchtest du sitzen?", hörte sie da plötzlich fragen und ihr Herz setzte einen kurzen Moment aus vor Schreck.
„Wie bitte?", fragte sie schwer atmend und befürchtete, gleich die Contenance zu verlieren. Forschend sah er sie an und wies dann mit der Hand auf den Tisch.
„Such dir einen Platz aus."
Sie wirkte verwundert über sein zuvorkommendes Verhalten, was ihn erfreute, nahm das Angebot dann jedoch an und wählte den Stuhl, von dem aus sie die Tür im Blick hatte. Er hätte denselben bevorzugt.
Nachdem sie Platz genommen hatte, entfachte er mit dem Zauberstab die Kerzen auf dem Tisch und setzte sich zu ihr. Im nächsten Moment erschienen Wein und die Vorspeise und sie begannen schweigend ihr Mahl.
Die bedrückende Stille zwischen ihnen zog sich bis weit in den Hauptgang hin. Schließlich legte sie ihr Besteck beiseite - sie hatte kaum etwas gegessen und er so gut wie gar nichts - und sah ihn nachdenklich an.
„Wie soll ich dich ansprechen? Was erwartest du von mir? Willst du, dass ich dich Vater nenne und wir so tun, als wären wir eine glückliche Familie?", sprudelte es aus ihr heraus.
Er war erleichtert, dass sie endlich ihr Schweigen und ihre aufgesetzte Scherzhaftigkeit brach und witterte den ersten Funken Ehrlichkeit.
„Du vertraust mir nicht", beschuldigte er sie.
„Wieso sollte ich?", gab sie abweisend zurück.
„Gut, ich traue dir auch nicht über den Weg."
Sie erwiderte nichts auf dieses Eingeständnis.
„Ich will nicht, dass meine Leute wissen, wer du bist. Sie würden dich dafür hassen."
„Sie hassen mich sowieso schon."
„Ein Grund mehr, sie im Unklaren zu lassen."
„Du scheinst ja eine hohe Meinung von deinen Anhängern zu haben."
Er lächelte finster. „Sie sind ein Haufen fanatischer Dummköpfe. Ich gebe ihnen, was sie verlangen und sie lassen sich bereitwillig von mir anführen. Nicht mehr und nicht weniger."
Sie zog die Brauen zusammen und schien überrascht von seinen Worten zu sein, sagte jedoch nichts dazu. Er ertappte sich dabei, ihre Meinung wissen zu wollen. Überhaupt wuchs sein Interesse an ihr mit jeder Minute und er schalt sich selbst für seine Schwäche. Er wusste nicht, auf welcher Seite sie stand. Weshalb hatte er das Bedürfnis, sie zu überzeugen, ohne ihr dafür wehtun zu müssen? Nicht, wie bei ihrer Mutter damals. Sie hatte ihm auch ungewohnte Gefühle entlockt, aber es hatte ihn durchaus befriedigt, sie mit Gewalt gefügig zu machen. Bei diesem Mädchen war das anders. Sie war selbstbewusst und talentiert. Er wünschte sich, dass sie seine Weltanschauung teilte. Er wollte, dass sie sich ihm anschließen wollte. Er wollte sie nicht dazu zwingen müssen.
Wenngleich er bereit war, es zu tun, kostete es was es wollte. Sie war jetzt sein und er würde sie nicht wieder gehen lassen.
„Warum hasst du die Muggelgeborenen so sehr?", fragte sie schließlich leise und sah ihn aus ihren blauen Augen heraus an.
Ihre Mutter hatte auch blaue Augen gehabt, aber nicht so schöne wie sie. Er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und schluckte einen Kloß im Hals hinunter. Diese Gefühlsduselei war ihm zuwider, er durfte sich von ihr nicht so hinreißen lassen.
„Ich hasse die Muggelgeborenen nicht", antwortete er zu ihrem größten Erstaunen. Aber seine weiteren Worte, entlarvten ihn sogleich als Lügner. „Ich würde sie ignorieren, wenn sie nicht so sehr an den verdammenswerten Muggeln hingen, aus deren Leibern sie gekrochen sind. Wertlose, ignorante, nichtsnutzige Muggel, wie meinen Vater und seine Sippe, gierig und falsch. Muggelgeborene sind genauso unliebsam und aufdringlich wie sie, unterstützen ihre respektlose Unterdrückung derer, die ihnen von Natur aus überlegen sind. Die ganze magische Menschheit hält sich im Untergrund, weil sie sonst Verfolgung und Ausbeutung durch dieses wertlose Gesindel fürchten müsste. Ich will mich nicht verstecken! Deshalb kämpfe ich für unser Recht, offen und frei zu leben, mit Stolz auf unser Privileg anstatt demütigender Zensur. Aber die Brut der Muggel hat das reine Blut schon zu sehr unterwandert und die magische Gemeinschaft hat mir den Krieg erklärt."
Sie sagte nichts. Nur ihr funkelnder Blick ruhte weiterhin auf ihm. Er legte das Besteck beiseite und warf verstimmt seine Serviette auf den Tisch.
Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und sie machte ein zweifelndes Gesicht.
„Mit Verlaub. Du reißt alle Macht mit Gewalt an dich. Ich sehe darin keinen Freiheitskampf."
„Nur Macht kann zum Sieg verhelfen!"
„Also strebst du streng genommen einfach nur nach Macht."
Er zögerte und bedachte sie mit einem enttäuschten, verächtlichen Blick. „Wenn du es so sehen willst."
Die junge Hexe schien weiter darüber nachzudenken und erwiderte herausfordernd: „Du erhältst deine Macht durch Gewalt und Unterdrückung. Was genau unterscheidet dich dann von den Muggeln?"
Ihre herablassenden Worte machten ihn unverhohlen zornig, er ließ seine Hand schwer auf den Tisch knallen und spitzte die Lippen.
„Wir sind den Muggeln in allen Belangen überlegen, wir sollten über ihnen stehen und nicht umgekehrt! Um diesen Umstand zu ändern, ist jedes Mittel recht, auch wenn es bedeutet, Hexen und Zauberer zu ihrem Glück zwingen zu müssen."
„Zu ihrem Glück? Dann glaubst du, es macht die Leute glücklich, dass sie entmündigt, gefoltert und ihre Angehörigen getötet werden?" Ihre Stimme bebte.
Seine Hoffnung schwand. Er würde doch noch Gewalt benötigen, um sie auf den rechten Weg zu bringen.
„Bist du nur hierhergekommen, um mich zu kritisieren und dich gegen mich aufzulehnen?", fragte er empört aufbrausend und erhob sich von seinem Platz.
„Ich bin hierhergekommen, weil du mir keine andere Wahl gelassen hast", entgegnete sie ihm frei heraus und wieder erkannte er, dass diese Antwort zwar widerspenstig, aber auch ehrlich war.
„Komm", sagte er dunkel. „Ich will dir etwas zeigen."
Sie stand gehorsam auf und folgte ihm aus dem Speisezimmer in die Halle. Er führte sie an eine versteckt hinter einer Mauernische liegende Wendeltreppe und stieg mit ihr hinab. Unten angekommen schritten sie durch einen Gang, der von flackernden Fackeln an den Wänden beleuchtet wurde. Langsam drohte ihre Nervosität sie zu überwältigen, als der Ort sie zunehmend an ihre Alpträume erinnerte. Sie musste sich heftig dazu zwingen, Ruhe zu bewahren.
Er führte sie an zahllosen Türen vorbei, bis ans Ende des Flurs. Dort öffnete er eine dicke Holztür mit schweren Eisenbeschlägen und sie betraten den dahinterliegenden Raum. Er sah nicht so aus, wie in ihren Träumen.
Aber er war genauso furchtbar.
An den Wänden hingen vielerlei Ketten und Schellen. Zahllose eiserne Ringe waren in die Wände und die Decke eingelassen. Werkzeuge lagen auf einem Tisch, die sie nicht kannte und keiner Funktion zuordnen konnte. Ihr Atem beschleunigte sich und die Haare standen ihr zu Berge. Er hatte sie in seinen Folterkeller geführt. Was würde er hier mit ihr machen?
Er weidete sich an ihrem entsetzten Anblick. Vielleicht wäre es doch ein Genuss, sie hier festzuketten und ihr eine Weile Schmerzen zuzufügen, bis sie erkannte, was richtig war. Aber heute noch nicht. Erst sollte sie die Möglichkeit erhalten sich aus freien Stücken zu ihm zu bekehren.
Fast aus freien Stücken.
„Deine Freunde befinden sich ein paar Türen weiter", verkündete er hintersinnig. „Vielleicht können wir morgen bei ihnen vorbeischauen."
Sie reagierte nicht. Sie tat, als würden seine Worte sie kalt lassen. Entweder spielte sie ihm eine beeindruckende Komödie vor oder er schätzte sie falsch ein. So oder so würde die Zeit gegen sie arbeiten und die Wahrheit ans Licht bringen.
„Mylord", sagte er schließlich unvermittelt und sie blickte ihn verständnislos an. „Du hast mich gefragt, wie du mich ansprechen sollst. Ich wünsche, dass du mich Mylord nennst, wie alle anderen auch."
Ihre Augen blitzten einen Moment lang. Dann nickte sie kaum merklich und antwortete folgsam: „Ja Mylord."
Er lächelte erfreut und bot ihr seinen Arm an. „Lass uns wieder nach oben gehen, Mylady."
Als sie die Halle erreicht hatten, ließ er sie los und wies auf die Tür ihres Salons.
„Ich lasse dich für heute allein. Du weißt, wo dein Schlafzimmer ist."
„Ja Mylord."
„In deinem Salon befindet sich ein Klavier für dich."
Zum ersten Mal, seit sie hier war, zuckte sie merklich zusammen, aber er konnte nicht erkennen, weshalb.
„Gute Nacht Mylady."
„Gute Nacht Mylord."
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