Part 97
Tom's Sicht
Voller unbändiger Wut stürme ich aus dem Haus, lass die Türe ins Schloß knallen und schmeiß mich in mein Auto.
Meine Hände krallen sich hart um das Lenkrad und mein Körper drückt sich tief in den Fahrersitz.
Komm runter...
Wenn du schon mit so einer Wut bei ihm auftauchst, macht er wahrscheinlich nicht mal die Türe auf.
Ich schließe kurz die Augen und atme tief durch.
Meine Finger lockern sich wieder etwas und ich versuche all die Dinge, die ich mit Markus gerne auf brutale Art und Weise veranstalten würde, aus meinen Gedanken zu verdrängen.
Ich bin nicht wirklich für Gewalt, aber bei Markus sehe ich gerade einfach nur Rot!
Er soll Zoey endlich in Frieden lassen und sie nicht länger belästigen.
Meine Angst ist, das er irgendetwas im Schilde führt und wir im schlimmsten Fall nicht rechtzeitig reagieren können.
Genau das gilt es zu verhindern!
Nachdem ich mich endlich etwas runtergefahren und gesammelt habe, starte ich den Wagen und mach mich auf den Weg zu Markus.
Je näher ich meinem Ziel komme, desto nervöser und unachtsamer werde ich.
Mich macht es wahnsinnig nicht zu wissen was Markus vor hat.
Eventuell beschleunige ich meinen Wagen um läppische 18 km/h zu viel, doch als mir das auffällt, ist es leider schon zu spät.
Die blauen Lichter winken mir freudig durch den Rückspiegel zu und ich fahre abrupt auf sie rechte Seite ran.
Ich kann schon einen der beiden Männern aus dem Streifenwagen aussteigen sehen.
Ich schnaube laut auf und beobachte weiterhin im Rückspiegel, wie sich auf Marc's Gesicht ein belustigtes Grinsen einschleicht und er leicht mit dem Kopf schüttelt, als er das Kennzeichen genauer mustert und wohl endlich erkennt, das ich es bin.
Er winkt Robin locker lässig zu sich, der auf ihn zuläuft und einen verwirrten Gesichtsausdruck aufweist.
Ich lasse die Autoscheibe runter und stelle den Motor ab.
Marc lehnt seine Arme auf das Autodach und spickelt zum Fenster herein:
"Na Süßer, wohin des Weges?"
"Hi Schätzchen. Ich bin gerade auf dem Weg zu einem dringenden Date und ich hab es echt eilig. Also könnten wir vielleicht eine schnelle Nummer daraus machen?"
Marc schürzt die Lippen und zieht seine Augenbrauen zusammen:
"Ich stehe nicht so auf schnelle Nummern! Robin! Unser Süßer hätte gerne eine schnelle Nummer..."
"Och Leute, wirklich. Meine Daten habt ihr eh auf dem Revier. Ja, ich bin zu schnell gefahren, ich gestehe alles, bla bla bla. Ich kenne meine Rechte und wenn du willst kannst du Klaus das bla bla bla ausrichten. Er soll die hundert Euro direkt von meinem Gehalt überweisen und den Punkt endlich nutzen, damit er wenigstens mal auf irgendeinen Punkt kommt!"
Wir drei brechen in ein lautes Gelächter aus.
"Jetzt erzähl schon, wo willst du hin?" Robin streckt jetzt ebenfalld seinen Kopf durchs Fenster.
Mein Gesichtsausdruck verfinstert sich:
"Zu Markus! Warum bist du eigentlich immer noch im Dienst, Marc? 12 Stunden Schicht?"
"Ja, leider. Wie geht's Zoey und warum willst du zu Markus?"
"Sie schläft die ganze Zeit, ansonsten Arm gebrochen, Brustkorbprellung und leichte Gehirnerschütterung. Zu allem Überfluss hat Markus ihr unnötiger Weise ein Beruhigungsmittel verabreicht!" meine Kiefermuskulatur spannt sich unweigerlich an, als ich diese Tatsache wieder ausspreche.
"Warum das denn? Als ich sie zum RTW getragen habe, war sie ganz normal. Sie hat mir mir geredet und hat sich sogar gefreut mich zu sehen. Spinnt der?"
"Tja, das gilt es herauszufinden!" ich fahre mir mit den Händen durchs Gesicht und schaue Marc und Robin wieder an.
"Warum bist du so ruhig heute?" mein Blick richtet sich auf Robin.
"Ich hab Hunger!" langsam mutiert Robin zu Alex und Phil.
"Ja, also. Wir gehen jetzt was essen und machen dann auf dem Revier alles fertig. Dein Liebesbrief kommt dann per Post. Fahr langsam, jetzt. Ich will in Ruhe essen! Meld dich wenn du was weißt und mach Markus
nicht kaputt. Kein Bock dich aus einer Schlägerei rauszuziehen." Marc zwinkert mir zu und klopft aufs Autodach.
"Bist ja ganz schön faul heute, mh?" mein grinsen wird von Marc nicht erwiedert, sondern mit einem bösen Blick geahndet:
"Wenn Du in Rage bist, muss ich beim Veterinäramt anrufen und den Typ mit den Betäubungspfeilen herbestellen, weil dich nichts anderes mehr besänftigt. Und genau darauf hab ich keinen Bock. Also, sei brav!" Marc wirft einen letzten scharfen Blick auf mich, bevor er sich in den Streifenwagen zu Robin setzt.
Er donnert mir die Lichthupe rein und verfolgt mich provokant bis vor Markus' Wohnung.
Ich verabschiede die beiden, während sie an mir vorbeischleichen mit dem Mittelfinger und bekomme darauf einen Handkuss.
Apropos Mittelfinger...
Wenn Zoey wieder fit ist, gibt es da auch noch redebedarf..
Marc und Robin, die alten Spinner, haben es geschafft meine Laune etwas ins positive zu steigern und dementsprechend neutralisiert laufe ich auf das Gebäude, das aus drei Wohnparteien besteht, zu.
Ich bestätige den untersten Klingelknopf auf dem "Baur" ,auf einem Schild unter dem Plexiglasplättchen, angebracht ist und warte.
Mit wippendem Fuß warte ich darauf, das Markus endlich die Tür öffnet, gebe ihm aber gedanklich etwas mehr Zeit, weil mir da die "Rühreier" in den Sinn kommen.
Tatsächlich knistert es nach einer weiteren Minuten aus der Sprechanlage und Markus' Stimme ist zu hören:
"Ja?"
"Markus, hier ist Tom. Mach die Tür auf, ich muss mit dir reden!" durch meine kühle Tonlage wird er sicherlich schon merken das etwas nicht stimmt.
"Ähm, vielleicht ist es heute nicht so.." er versucht mich doch tatsächlich abzuwimmeln.
"Ich will JETZT mir dir reden. Also mach bitte die Türe auf!"
Ein brummen an der Türe signalisiert mir das er meine Worte verstanden hat und ich hereingelassen werde.
Nachdem ich den Flur betreten habe, laufe ich geradeaus auf eine weitere Türe zu, die in dem Moment meines Eintreffen geöffnet wird:
"Hi. Komm doch rein!"
"Hi. Danke!" ich drück mich an Markus vorbei und laufe geradeaus den Flur entlang, bis ich in dem anschließenden Wohnzimmer stehen bleibe.
Markus humpelt extrem langsam den Gang entlang und ich muss wirklich sagen, das ich ihn darum überhaupt nicht beneide.
"Setz dich doch!" er deutet auf das Sofa, worauf ich mich nickend bedanke und platz nehme.
Markus setzt sich mir gegenüber, im Schneckentempo, auf das Sofa.
"Wie geht's dir?" ich will nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und beginne mal mit meiner männlichen Anteilnahme.
"Naja. Eine Blasenspiegelung ist ein Scheißdreck gegen diese Schmerzen, die Kleine hat verdammt gut mit ihrem spitzen Knie getroffen!"
Bei diesem Gedanken durchfährt mich sofort ein fieser Schmerz.
Ich hatte glücklicherweise noch nie eine Blasenspiegelung, aber schon mindestens zweimal aufgrund Gegenwehr ein Knie zwischen meinen Beinen.
"Autsch! Das tut mir leid!" eigentlich ist das nur so dahergesagt, wirklich leid tut mir das nicht.
"Tom, du bist doch nicht nur hergekommen um mich nach meinem Befinden auszufragen. Was ist los?" Markus wir leicht nervös und spielt an seinen Fingern herum.
"Das hast du richtig erfasst! Was führst du mit Zoey im Schilde?" ich versuche wirklich ruhig zu bleiben, obwohl ich jetzt schon richtig ausrasten könnte.
"Was soll ich denn im Schilde führen?" den Gesichtsausdruck vom unschuldigen Lamm muss er nochmal üben!
Ich atme tief und theatralisch ein und setze ein ironisches Lächeln auf:
"Markus, wir können das ganze friedlich lösen oder auf eine ganz harte Tour. Danach werden dir aber nicht nur deine Eier schmerzen. Hab ich mich irgendwie verständlich ausgedrückt?"
"Willst du mir drohen?" seine Blicke bohren sich kritisch in meine Richtung.
"Neeeein. Eine Drohung habe ich nicht nötig. Das ist ein Versprechen! Also?" ich balle meine Hände zu Fäusten und warte gespannt auf eine Antwort.
"Kein Grund so aggressiv zu werden, Tom. Was genau wirfst du mir denn vor?"
Oh man, meine Nerven!!!
Jetzt macht der auch noch einen auf unschuldig.
"Du belästigst Zoey bei jeder Gelegenheit, packst Sie grob an, ordnest ohne unsere Zustimmung einen unnötigen Drogentest an, lässt sie im Stich obwohl wir dich als Stütze mitgeschickt haben und zu allem Überfluss, ballerst du ihr heute noch unnötiger Weise Beruhigungsmittel rein. WAS SOLL DAS?" während ich diese Punkte aufzählen, werde ich wieder rasend vor Wut.
Das eingebildete Arschloch grinst leicht abfällig:
"Tom, ihr habt das Mädchen absolut nicht im Griff. Ich belästige sie nicht, sondern sorge mich um ihre Gesundheit. Das lasst IHR ja gerade mehr als schleifen. Manchmal muss man die Zicke etwas grober anfassen, damit sie einen auch beachtet.."
"WAGE ES NOCH EINMAL ZOEY ANZUFASSEN, DANN ZEIG ICH DIR MAL WAS DU GENAU BRAUCHST! ZOEY WIRD VON NIEMANDEN GROB ANGEFASST, WEDER VON UNS UND SCHON GLEICH DREIMAL NICHT VON DIR!" das Zwichenstatement musste sein, sonst wäre ich womöglich an Ort und Stelle geplatzt.
"Wie dem auch sei. Da sie ja so ein großes Maul hat und immer alles selber machen will, habe ich sie auch ihren Termin selbst bewältigen lassen..."
"Markus! Zoey hatte verdammt nochmal Angst, als der Arzt einen Anfall provozieren wollte! Sie ist immer noch ein Kind! Davon abgesehen hätte selbst ich als Erwachsener Angst davor gehabt! Da hättest du ihr versichern müssen, das du für sie da bist... ist das so schwer nachzuvollziehen?" meine Körperhaltung ist schon gar nicht mehr so entspannt wie am Anfang.
"Der Drogentest war sinnvoll. Ihr wisst doch nicht was sie treibt und Leo hat ja gezeigt, das ihr absolut versagt habt, wenn es um Drogenaufklärung geht" Markus lehnt sich siegessicher in die Sofalehne zurück.
Ich spüre meinen Pulsschlag im ganzen Körper hämmern.
"Wer sagt überhaupt das sie das Beruhigungsmittel heute nicht gebraucht hat, mh? Ich bin hier der Arzt und entscheide wie ich meine Patienten behandle und sonst niemand!"
"Alex, der zufällig auch Arzt ist, und Franco waren auch anwesend. Selbst Marc hat gesagt, das Zoey ganz normal war. Sag mir jetzt nicht das Alex keine Ahnung hätte, der kann das sehr wohl einschätzen, wenn nicht sogar besser als du. Er weiß wie Zoey tickt und wann sie zu beruhigen ist und wann nicht!" meine Hände fangen an zu zittern und ich muss meinen Blick von dem gewissenlosen Menschen ablassen.
"Ihr seid viel zu eingelullt von dem Kind als das ihr..." seine Wortkotze wird von meinem Handyklingeln unterbrochen.
Nach einem kurzen Blick auf das Display sehe ich, das es Phil ist.
"Sorry, ist wichtig. Da muss ich kurz dran!"
Ich: "Hey, was gibt's?"
Phil: "Hey Tom. Bist du noch bei Markus?"
Ich: "Ja, leider. Warum?"
Phil: "Frag ihn mal wieviel er Zoey gespritzt hat. Sie ist ausschließlich am schlafen und kann sich kaum mal zehn Minuten wach halten."
Ich: "Ja, warte kurz!"
"Markus? Hast du Zoey gleich die ganze Ampulle gespritzt? Oder wieviel hast du ihr gegeben?" mein Blick brennt auf ihm, doch er zuckt nur lässig mit den Schultern.
"SPUCKS SCHON AUS!! WIEVIEL!" ich gehe ein paar Schritte auf ihn zu, worauf er leicht zusammenzuckt:
"Vielleicht fast..." er stammelt leise vor sich hin, während ich genervt aufstöhne.
"Kannst du auch in ganzen Sätzen reden? Vielleicht fast WAS?" ich muss mich wirklich beherrschen ihm keine reinzuhauen.
"Midazolam, 10mg" stammelte mir der Mistkerl jetzt entgegen.
Zwar immer noch kein vollständiger Satz, aber zumindest verständlich.
Ich widme mich wieder meinem Handy:
Ich: "Phil, hast du gehört? 10 mg Midazolam."
Phil: "Fuck. Die ausreichende Höchstdosis bei Erwachsenen liegt bei 7,5 mg. Das reicht zum wegbeamen schon aus! Das muss ich auf jedenfall Michael melden!"
Ich: "Mach das! Bis später!"
Phil: "Tom?"
Ich: "Ja?"
Phil: "Verscharr seine Leiche ordentlich. Du weist ja worauf es ankommt!"
Ich: "Haha. Okay, ich geb mir Mühe!"
So ein Spinner...
Obwohl es mir wirklich eine absolute Freude wäre..
"Das wird Konsequenzen haben! Ich hoffe das ist dir bewusst!" meine Arme liegen verschränkt vor meiner Brust während ich den Wohnzimmertisch mustere und eine interessante Schachtel dort vorfinde.
Ohne zu fragen greife ich danach und schaue es mir genauer an:
"Nimmst du Koffeintabletten?"
"Ist nicht verboten, oder?" langsam wird er schnippisch.
"Das nicht. Aber wenn man auf Entzug ist, ist man auch gerne mal Aggressiv. Das muss ich dir ja nicht erklären. Und du hast dich verändert, sehr stark ins negative. Zoey hatte dich wirklich gern und hat dir auch ziemlich vertraut, aber mittlerweile fühlt sie sich nicht mehr wohl in deiner Gegenwart!" meine Worte bewirken etwas in ihm, das kann man an seinen Gesichtszügen erkennen.
Da ich mich etwas abreagieren muss, laufe ich im Wohnzimmer umher und bleibe vor einer Kommode stehen.
Während ich die verschiedenen Briefe mustere rede ich weiter, da Markus keine Anstalten macht etwas zu sagen:
"Markus, jetzt sag mir doch bitte was mit dir los ist. Wir sind immer gut miteinander ausgekommen und Zoey hat sich dir auch öfter anvetraut. Warum machst du das alles kaputt?" mein Blick fällt auf eine Unterschrift die auf einem Schreiben, unter vielen anderen Zetteln, herausblitzt.
Martin Tanner....
Was haben die beiden miteinander zu schaffen?
Blitzschnell schießt mir die Übelkeit in die Magengegend und mein Hals wird staubtrocken.
Meine Hand greift fast schon zittrig nach dem Schreiben und sofort meldet sich Markus zu Wort:
"Tom...nicht.... das... schonmal was von Privatsphäre gehört?" seine Stimme klingt ängstlich, fast schon flehend.
Das wiederum macht mich extrem stutzig.
Als ich das Schreiben in den Händen halte, zittert das ganze Blatt.
"Tom, ich kann das erklären..."
"Pscht!" mehr bekomme ich nicht über meine Lippen.
Hallo Markus,
es wäre wünschenswert wenn du dich etwas mehr ins Zeug legen würdest, um unser Abkommen zu erfüllen.
Gerne stelle ich dir mehr Geld zur Verfügung um dich etwas anzuspornen.
Meine Zeit ist nur begrenzt und ich wünsche mir nur zu sehr, meine Tochter bald wieder bei mir zu haben.
Grüße
Martin Tanner
Ich drehe mich ungläubig zu Markus und muss jetzt ganz, GANZ hart Schlucken:
"Du sagst mir jetzt auf der Stelle was hier gespielt wird oder deine zermatschten Eier sind dein geringstes Problem!"
Meine Augen glühen förmlich und brennen sich in Markus' Haut.
Das Rauschen in meinen Ohren nimmt rasant zu, während sich mein gesamter Körper anspannt.
"Tom...Ich hab Probleme.."
"GLEICH HAST DU NOCH VIEL MEHR!" ich kann meine Wut kaum noch zügeln und koche fast über vor Wut.
"Martin hat mich vor ein paar Wochen kontaktiert. Irgendwas ist bei ihm im Busch, aber ich weiß nicht was genau. Er hat mir gesagt, das er und Katrin ein Kind bekommen haben und er seinem Kind die Schwester nicht vorenthalten will" ich verstehe Markus kaum, da er so leise vor sich hinflüstert und das Hämmern in meinem Kopf alles übertönt.
"KOMM AUF DEN PUNKT!"
"Er will Zoey zurück. Allerdings weiß er das sie euch niemals freiwillig verlassen würde und ihr um sie kämpfen würdet. Er weiß das er keinerlei Chancen hat und selbst wenn er es einklagen würde, da er ja der Vater ist und er das Sorgerecht etc. besitzt, würde sie immer wieder flüchten, weil sie euch liebt. Mehr als alles andere auf der Welt. Martin kommt gegen euch nicht an.... Er hat mir wirklich viel Geld geboten um..." er stockt und sieht mich unsicher an.
"UM WAS MARKUS? SAG ES ENDLICH!" ich bin den Tränen nahe und flippe fast aus.
"Um euch auseinander zu bringen. Um einen Keil zwischen euch zu treiben.... aber ihr seid viel zu hartnäckig. Ich wollte euch irgendetwas anhängen, aber das funktioniert nicht. Ich wollte Zoey in ein schlechtes Licht rücken, das es gerechtfertigt ist, sie zu Martin zurück zu schicken... aber ich schaffe es einfach nicht. Es ist unmöglich...." Markus klingt so verzweifelt, das es mich fast schon wieder freut.
"WIE KANNST DU NUR MARKUS? WIE KANNST DU ES WAGEN UNS SOETWAS ANZUTUN? UND VOR ALLEM ZOEY.... HAST DU VERGESSEN WIE MARTIN ZU IHR WAR? ICH FASSE ES EINFACH NICHT!"
"Tom... Geld regiert die Welt. Sag mir nicht das du nicht auch alles für Geld tun würdest..." Markus spricht das mit so einer Überzeugung aus, das mir schon die Galle den Hals hochklettert.
Ich schaffe es nicht mehr mich zusammen zu reisen und laufe wutentbrannt auf Markus zu, um ihm am Kragen zu packen:
"ICH HABE WIRKLICH MEHR VON DIR GEHALTEN! ABER DAS, DAS ZEIGT MIR WAS FÜR EIN ARMES WÜRSTCHEN DU BIST! ICH WÜRDE MIT ZOEY UNTER EINER BRÜCKE WOHNEN, WENN ES SEIN MÜSSTE! MEIN LETZTES HEMD WÜRDE ICH FÜR SIE OPFERN, NUR DAMIT ES IHR GUT GEHT. ICH WÜRDE ALLES DAFÜR GEBEN, TÄGLICH IHR LACHEN HÖREN ZU KÖNNEN UND EIN LÄCHELN AUF IHREM GESICHT ZU SEHEN. ALLES WÜRDE ICH FÜR DIESES KIND OPFERN! DU WEIST NICHT WIE STOLZ ES EINEN MACHT, ZU SEHEN UND ZU FÜHLEN, WIE SEHR MAN VON IHR GELIEBT UND GEBRAUCHT WIRD. DU BIST SO EIN ARSCHLOCH UND ICH WERDE DAFÜR SORGEN, DAS MICHAEL DAS ALLES ZUGETRAGEN BEKOMMT. ALLES. DU BIST SO ERBÄRMLICH!"
Markus hebt abwehren seine Hände nach oben:
"Jetzt beruhig dich doch! Ich werde nichts weiteres Unternehmen, weil ich weiß das es nicht funktioniert. Ich werde wieder normal zu Zoey sein und dann ist alles vergessen." er tätschelt mir auf die Schulter und darauf ist es um mich geschehen.
Meine Faust fliegt ungebremst in sein Gesicht und lässt seine Nase lauthals knacken.
Sein lautes Aufjaulen ist eine außerordentliche Genugtuung und kurz darauf findet meine Faust auch ihren Platz auf seinem rechten Jochbein.
Wie gerne würde ich einfach weiter auf ihn einschlagen, aber ich bekomme mich gerade so gebremst und lasse mich neben ihm auf das Sofa fallen.
"Das hab ich wohl verdient!" Markus näselt die Worte vor sich hin und alleine für diesen Satz, hätte er eine Bestätigungs-Faust verdient.
Allerdings pochen meine Knöchel jetzt schon wie verrückt, desshalb lass ich es bleiben.
"Du hältst dich von ihr fern! Wenn ich auch nur einmal mitbekommen, das du dich in ihrer Nähe aufgehalten oder sie auch nur dumm von der Seite angeschaut hast, dann ist das hier ein Witz dagegen! Hast du mich verstanden?" mit meiner linken Hand wische ich mir die Spucke von meinen Mundwinkeln und drehe meinen Kopf in Markus' Richtung.
Dieser hat beide Hände über sein Gesicht gelegt und nuschelt ein fast unverständliches "Ja!" in seine Hände.
"Ich hab dich im Blick! Ich warne dich Markus, wenn es um Zoey oder Leo geht werde ich zum Tier!" meine rauhe Stimme wird von einem scharfen zischen begleitet.
"Ich weis. Ich habs kapiert! Tut mir leid!" seine Stimme ist in einem reuevollen Unterton verpackt, was mich aber absolut nicht interessiert.
Ich schnappe mir das Schreiben von Martin und stürme aus der Wohnung.
Erst als ich im Auto sitze, brechen bei mir alle Dämme.
Ich kann absolut nicht verstehen, wie Markus zu soetwas fähig sein kann.
Hätte ich diesen scheiß Brief nicht entdeckt, hätte Markus so lange versucht uns auseinander zu bringen, bis er es eines Tages vielleicht geschafft hätte.
Meine Stirn prallt gegen mein Lenkrad und die Tränen bahnen sich ihren Weg.
Den Gedanken, das ich Zoey verliere, kann ich nicht ertragen.
Wenn Sie gehen wollen würde, würde ich sie lassen.
Mein Herz würde es allerdings in tausend Teile zerschlagen und niemand auf der Welt könnte es wieder zusammenfügen.
So schwer es manchmal auch ist und so viel Scheiße wie sie baut, ist das nichts, im Vergleich zu ihrer ehrlichen Liebe.
Nachdem ich mich wieder einigermaßen beruhigt habe, fahre ich, in angemessener Geschwindigkeit, Richtung WG.
Als ich das Haus betrete kommt sofort Phil aus der Küche gestürmt und mustert mich mit kritischem Gesich:
"Was ist passiert?"
Meine Hand greift in meine Haare und der tiefe Seufzer lässt Phil erahnen, das es nicht so toll gelaufen ist.
Er kommt auf mich zu und nimmt meine rechte Hand in seine, um die Verletzungen zu kontrollieren.
Kurze Zeit später trifft mich sein kritischer Blick:
"Lebt er noch?"
"Ja...Ich hab nur zweimal draufgeschlagen!" ich zucke mit den Schultern und werde kurz darauf von Phil in eine feste Umarmung gezogen.
"Tom, egal was passiert ist, wir stehen hinter dir, wenn Markus irgendetwas gegen dich anbringen sollte!"
Ich nicke ihm lächelnd zu und drücke ihm, nachdem er mich los lässt, das Schreiben von Martin in die Hand.
Währenddessen setze ich mich zu Jaron un Zoey aufs Sofa.
Bei diesem Anblick treibt es mir ein Lächeln ins Gesicht.
Beide liegen eng umschlungen, Stirn an Stirn auf dem Sofa.
Gott, ich wünschte es wäre alles so einfach, wie bei den beiden!
Ich streiche zuerst Zoey über den Kopf und danach Jaron.
Kaum mit Zoey angefreundet, schon in der Familie aufgenommen.
Dieser Junge ist aber auch so ein spezieller Fall.
Den muss man einfach lieben, mit seiner Art, wie er mit Zoey umgeht, so wie sein ganzes Wesen einfach dem von Zoey ähnelt.
Junge, reiß dich mal zusammen!
Nachher schmeißt du dich noch heulend über die beiden Teenies drüber und zerquetschst sie in einer Umarmung...
Währenddessen ich in meiner Gedankenwelt versunken bin, kommt Alex zur Haustüre hereingestürmt.
Kurz bevor er irgendetwas sagen kann, drückt ihm Phil den Brief in die Hand, den Alex sofort zu lesen beginnt.
Es herrscht eine bedrückende Stille, das einzigste Geräusch ist Alex' ungläubiges aufatmen.
Alex und Phil setzen sich ebenfalls geschockt auf das Sofa.
"Tom, Leo liegt im Krankenhaus!" Alex ist das Thema jetzt sichtlich unangenehm, aber er sieht sich in der Pflicht mich zu informieren.
"Was ist passiert?" ich lasse mein Kopf auf die Rücklehne des Sofa fallen und schlage mir die Hände über den Kopf zusammen.
Alex erzählt von der ganzen Situation in der Notaufnahme und während der Behandlung.
Mein Herz schmerzt während den Erzählungen, weil ich auch gerne für Leo dagewesen wäre.
Aber ich bin froh das Alex gerade bei Stephan war und somit auf Leo getroffen ist und für ihn dasein konnte.
"Alex, lass gut sein mit den Predigten!" ich strecke ihm meine rechte Faust entgegen:
"Manchmal muss man seine Familie einfach verteidigen!"
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