Part 91
"Phil, was war denn das für eine beschissene Aktion da drin? Ich meine, was wollen die denn von mir?" am liebsten würde ich jetzt vor Wut explodieren, aber Jaron zieht mich über die halbe Rückbank zu sich, womit ich seitlich an ihn gelehnt daliege.
"Jaron, so tu ich dir doch nur weh!" ich will mich wieder zurückkämpfen, doch blondi lässt mich nicht:
"Ich sag dann schon wenn es nicht geht. Fahr ein bisschen runter!"
Phil wirft einen Blick in den Rückspiegel:
"Jan hat uns eigentlich nur vom Wartebereich weggeholt, da wir etwas zu hitzig diskutiert haben. Er hat sich eigentlich die ganze Zeit über rausgehalten, bis du dann aufgetaucht bist. Der hat irgendwie einen Narren an dir gefressen. Mit Markus bin ich leider auf keinen grünen Zweig gekommen!"
Ich schließe kurz die Augen, um auch diese Kacke zu verdauen, bevor wir wieder zuhause eintreffen.
"Kleines, wir sind da!" Jaron fährt mir mit der Hand über meine Haare, womit er mich aus meinem Kurzzeitdelirium zurückholt.
Tief durchatmend richte ich mich auf und strecke meinen Körper in alle Richtungen.
Phil und Jaron sind schon längst ausgestiegen und ich überlege mir, ob ich einfach für die nächsten sieben Tage hier auf der Rückbank leben soll.
Hier bin ich sicher vor irgendwelchen kranken Psychopathen, die mich auseinander nehmen wollen.
Hier bin ich sicher vor der Sprachreise.
Hier habe ich einfach meine Ruhe!
Die Autotüre wird aufgerissen und Phil steht erwartungsvoll da:
"Kommst du?"
Vorbei ist's mit der Ruhe!
Somit schwinge ich meinen Hintern aus dem Auto raus und rein ins Haus.
Auf dem Sofa sitzen Leo, Ty und Mitch, die gerade von Oli über irgendwas, das mit Sport zu tun hat, zugetextet werden.
In der Küche werkeln Tom und Alex an irgendetwas essbaren.
"Hey!" Phil schmeißt seine Schlüssel auf die Kommode und schlägt den Weg in Richtung Küche ein.
Die Sofabesatzung nimmt Jaron mit ihren Blicken in Beschlag und verlangt Stumm nach einer Auskunft.
"Nichts gebrochen, nur geprellt. Hab Schmerzmittel bekommen und meinen Rücken verzieren lauter bunte Kinesio Tapes. Allerdings darf ich ein paar Wochen keinen Sport mehr treiben!" Jaron ist sichtlich unbegeistert über das Sportverbot.
"Wenn die Tapes abgehen, kannst du vorbeikommen. Ich mach dir neue drauf. Lass dir meine Nummer von Leo oder Zoey geben, dann kannst du mir bescheid geben, zwecks meinen Schichten." eigentlich bringt es Recht wenig sich bei Oli auf dem Handy zu melden. Zuhause hat er es eh immer in seinem Zimmer liegen und bekommt nichts mit und während dem Dienst hat er meistens keine Zeit zum Telefonieren, da er Leben retten muss.
"Hier, soll ich dir von Frederik geben. Der hat schon gesagt, das du das machen würdest!" da ich zu faul zum laufen bin, werfe ich das Tape einmal quer durch den Raum.
Durch meine unterirdische Begabung bekommt Alex, der gerade aus den Küche herausgelaufen kommt, das Tape volles Rohr an den Kopf:
"Autsch! Wenn ich in der Küche bleiben soll, kannst du das auch sagen und musst mich nicht gleich abwerfen!"
"Sorry, das Tape sollte bei Oli landen" ich zucke unschuldig mit den Schultern und laufe auf das Sofa zu, um mich neben Leo zu setzen.
Alex' Blick fällt auf Oli, der gefühlt am anderen Ende des Zimmers sitzt und danach direkt auf mich:
"Das mit dem Werfen üben wir dann nochmal!"
"Das wird nichts mehr. Brauchst du erst gar nicht probieren!" ich winke ihm ab und wende meine Aufmerksamkeit den drei Jungs zu, die langsam in Aufbruchstimmung kommen.
"So, ich würde sagen das wir es langsam packen. Jaron muss sich noch ausruhen und ich sollte so tun, als wenn ich lerne" Ty zwinkert mir mit einem breiten Grinsen zu und erhebt sich vom Sofa.
Leo und ich stehen ebenfalls auf.
Mitch rennt kurz nach oben und holt die Sporttaschen aus dem Gästezimmer.
Ty zieht mich zuerst in eine Umarmung:
"Mach kein scheiß Zoey! Bring die Woche gut hinter dich. Um Clea kümmern wir uns schon, okay? Versuch einfach das Ding durchzuziehen und dich von Babsi nicht ärgern zu lassen!"
"Ich versuchs. Danke Ty!" nach der kurzen Umarmung kralle ich mir Mitch.
"Halt die Ohren steif und bring die Woche gut hinter dich! Das schaffst du schon!"
"Mir bleibt nichts anderes übrig. Danke Mitch!" nun lass ich auch von ihm ab und falle Jaron in die Arme:
"Kannst du nicht mitkommen? So als Bodyguard? Das wäre bestimmt lustig."
"Liebend gerne Kleines! Aber ich muss mich jetzt erst mal ordentlich ausruhen, damit ich bei deiner Rückkehr allen Vollidioten wieder aufs Maul hauen kann. Meld dich mal und lass den Kopf nicht hängen. Kämpf dich da durch. Ich weis das du das schaffst! Und stell ja kein Blödsinn an. Wenn du auch nur in irgendeiner Weise absichtlich scheiße baust, reiß ich dir den Hintern auf!" Jaron spannt sich leicht an, um seiner Aussage etwas Nachdruck zu verleihen. Ich lehne mich in unserer Umarmung etwas zurück um sein Gesicht zu sehen:
"Ich freue mich drauf!"
Augenverdrehend knurrt er ein "du bist unmöglich!" vor sich hin und zerquetscht mich fast zwischen seinen Armen.
Als die drei sich auch vom Rest verabschiedet haben, verlassen sie unsere Behausung.
"Was ist los Mädchen? Seitdem ihr wieder da seid, bist du irgendwie seltsam!" Oli klopf neben sich aufs Sofa, da ich wie eine verlorene Seele mitten im Raum stehe und nichts mit mir anzufangen weiß.
Ich folge seiner Aufforderung und setze mich neben ihn.
Meine Ellenbogen stützen sich auf meinen Oberschenkeln ab und ein tiefes Seufzen begleitet meine momentane Überforderung:
"Ich hab Markus im Krankenhaus getroffen. Besser gesagt, hat er mich leider im Wartebereich gefunden. Er konnte mich wieder einmal nicht in Ruhe lassen und ich verstehe einfach nicht was er will! Phil hat mich dann sozusagen gerettet und mit Markus geredet, während ich mit Jaron in Behandlung war. Als wir gehen wollten, saßen Markus und Phil bei diesem hirnverbrannten dauergrindenden Psychologen im Büro. Jan hat es auch immer noch auf mich abgesehen und am liebsten wäre ich dem an den Hals gesprungen. Dem sollte irgendjemand mal eine Abreibung verpassen. Aber so richtig! Ich würde für jede Schandtat unterschreiben!" anscheinend habe ich mich unbemerkt wieder so in Rage geredet, das Oli sanft über meinen Rücken streicht und andauernd sagt, das ich mich beruhigen soll.
"Zoey, ich weiß das du genervt bist und du vor allem Jan auf den Tod nicht ausstehen kannst. Vielleicht ist das aber genau der Grund, warum er dich so ins Visier nimmt! Willst du nicht einmal mit ihm reden, wenn kein Markus oder Phil anwesend ist? Vielleicht lässt er dich fallen wie eine heiße Kartoffel, wenn du plötzlich auf ihn zukommst!"
Meinen hysterischen Lachanfall kann ich mir leider absolut nicht unterdrücken und antworte Oli erst, als ich tränenüberflutet und kurzatmig auf dem Sofa liege:
"Oli! Wenn ich diesen Mensch nur sehe, könnte ich ihm an die Gurgel springen! Ich werde ihm bestimmt nicht den Gefallen tun und mich zu ihm in sein Büro setzen um mit ihm ein Kaffekränzchen zu halten. Keine Ahnung wie andere Menschen diesen dauergrinsenden Psychopat aushalten können!"
"Das war nur ein Vorschlag. Ich weis wie groß deine Abneigung gegenüber ihm ist. Allerdings ist er in dem was er tut auch wirklich gut! Jetzt lassen wir das Thema! Und um Markus kümmert sich Tom nächste Woche. Phil wird ihm die heutige Situation bestimmt erzählen." Oli schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln, worauf ich ebenfalls versuche, meine Mundwinkel in die Höhe zu drücken.
"Ich weis halt nicht ob das was bringt. Du hast ihn doch auch schon in die Mangel genommen und Phil hat sich heute ebenfalls erfolglos mit ihm auseinandergesetzt..." mein verzweifelter Gesichtsausdruck lässt Oli etwas nachdenklich wirken:
"Tom hat den Vorteil, das er nicht mit Markus zusammenarbeiten muss. Ausserdem ist sein Temperament ein ganz anderes als das von Phil oder mir. Das weißt du doch!" Olis kurzes auflachen lässt mich schon erahnen das er auch von einer ziemlich hitzigen und ungehaltenen Diskussion ausgeht.
Leo sitzt schon die ganze Zeit ruhig auf dem Sofa und hört uns zu.
Als sich unsere Blicke treffen, scheint er einen Entschluss gefasst zu haben:
"Komm Zoey, wir gehen noch ein bisschen raus!"
"Moooooment! Jetzt gibt es erst Essen und dann sollte Zoey ihren Koffer packen!" Tom kommt gerade mit einem dampfenden Topf aus der Küche, dicht gefolgt von Alex, der noch schnell den Tisch deckt.
Augenverdrehend steht Leo auf und setzt sich an den Esstisch, worauf Oli und ich ebenfalls folgen.
Während ich mir die Käse-Makkaroni in den Mund schiebe, merke ich die ständigen Blicke von Tom auf mir.
Ich schaue ihn fragend an:
"Was ist denn?"
Er legt seine Gabel auf die Seite und stützt seine Uterarme auf dem Tisch ab:
"Hat Markus dich grob angepackt?"
Tom's Augen funkeln wie ein wütender Sturm, der über das Land herzieht, jedoch versucht er sich nichts anmerken zu lassen.
"Ich bin halt erschrocken, weil ich nicht damit gerechnet habe. Es hat jetzt nicht weh getan... Ich hab seinen Arm auch ganz schnell weggeschlagen und dann kam ja auch schon Phil".
"Zoey jetzt ganz ehrlich: Hast du Angst vor Markus?" Tom spannt sich immer mehr an und auch der restliche Tisch hat seine Aufmerksamkeit auf mich gerichtet.
Für die Antwort lasse ich mir kurz Zeit und schiebe mir noch eine Nudel in den Mund, da ich eigentlich selbst nicht weiß, wie ich ihm gegenüber fühlen soll.
"Du kannst ehrlich sein. Du brauchst nichts verschönern oder runterspielen. Sag einfach was du fühlst!" Alex hat seine Gabel jetzt auch auf die Seite gelegt und wartet gespannt auf eine Antwort.
"Ich weis nicht. Angst habe ich nicht wirklich, er ist ja kein böser Mensch. Aber ich fühle mich überhaupt nicht mehr wohl wenn ich alleine auf ihn treffe und keiner von euch in der Nähe ist" da ich es hasse, über solche Dinge zu sprechen, schaue ich mir meine Käsenudeln ganz genau an und verfolge den Verlauf des geschmolzenen Käse.
"Okay! Ich hoffe das alles geregelt ist, bis du wieder von deiner Sprachreise kommst und er endlich mal das Problem rauslässt das er hat" Tom ist anscheinend der Appetit vergangen, da er seinen Teller von sich wegschiebt und leicht mit dem Kopf schüttelt.
Auf mein leicht gehauchtes "Danke" bekomme ich von Tom nur ein gequält lächelndes "Aber nicht dafür!" entgegengeschmettert.
Als wir alle fertig mit essen sind, räumen die Männer den Tisch auf und Leo geht mit mir Koffer packen.
"Schmeiß einfach irgendwas in den Koffer, wir machen das dann nachher richtig, wenn wir wieder heim kommen!" Leo stellt den Koffer vor meinen Schrank und nickt mir zu.
Da ich mit dieser Einstellung die geringsten Probleme habe, wie man weiß, ziehe ich einfach zwei/drei Stapel Klamotten aus dem Schrank und pfeffere diese ungebremst in den Koffer.
Leo nickt zufrieden, schließt den Koffer und läuft mit die mir zusammen die Treppen runter in den Flur.
Als er den Koffer abstellt, kommt Phil erstaunt um die Ecke:
"Wie? Schon fertig?"
"Ja! Zahnbürste und so kann ich eh erst morgen einpacken. Die Klamotten sind aber erledigt!" mit einem engelsgleichen Lächeln auf den Lippen sorge ich dafür, das Phil zufrieden nickt und seinen Weg ins Badezimmer fortsetzt.
"Wir sind dann mal weg!" Leo lässt einen lauten Brüller fahren, damit alle bescheid wissen und wir von niemanden aufgehalten werden.
"Aber nicht so lange! Zoey sollte morgen früh mal aus dem Bett kommen!"
"Ja Tom. Sicher..." die Ironie in Leo's Stimme ist nicht zu überhören und bevor der Herr Mayer zur Antwort ausholen kann, hat mein Freund mich schon aus der Hand gepackt und aus dem Haus gezogen.
"Was machen wir denn?" ich muss unbedingt meine Neugierde stillen, da ich sonst die ganze Zeit nur hibbelig auf dem Sitz umherrutsche.
"Zuerst gehen wir bei Stephan vorbei, damit du dich von ihm verabschieden kannst und danach chillen wir einfach irgendwo!"
"Gute Idee. Ich wollte heute Mittag schon kurz bei ihm vorbeischauen, aber ich hatte die Schnauze von Markus und Jan so voll... Da hab ich es einfach vergessen" ich lasse die Fensterscheibe komplett runter, drehe das Lied "Remedy von Leony" auf volle Lautstärke und lasse mir, mit geschlossenen Augen, die Haare durch den Fahrtwind komplett verstrubbeln.
Schon alleine die kurze Autofahrt hat meinen Kopf ein bisschen normalisiert und lässt mich den ganzen scheiß von heute vergessen.
"Hiii Stephan" wir platzen einfach ungebremst in Stephan's Zimmer und sorgen dafür, das er vor lauter Schreck kurz zusammenzuckt.
"Boah, habt ihr mich erschreckt! Das ist aber schön, das meine zwei Lieblingskinder mich besuchen kommen!" ich schmeiß mich lachend in seine ausgebreiteten Arme und will ihn überhaupt nicht mehr loslassen.
"Tja, die anderen 10 sind eben zu nichts zu gebrauchen hahhaa" Leo drückt sich von der anderen Seite ebenfalls in die Umarmung und so liegen wir bestimmt zehn Minuten alle miteinander eng umschlungen in dem kleinen Bett.
"Du fehlst uns zuhause!" mit einer Schmollschnute löse ich mich von ihm und bekomme darauf einen mitleidigen Blick zugeworfen:
"Ihr fehlt mir auch wahnsinnig. Hier ist es so langweilig. Es gibt keine Aktion, kein Chaos und niemanden über den man sich aufregen kann!" Stephan bricht in Gelächter aus, worauf er sich von Leo einen Schlag gegen die Schulter einfängt.
"Heee! Man könnte glatt meinen du genießt es uns von der Pelle zu haben!"
"Nein, niemals. Ich darf am Donnerstag oder Freitag wieder raus, wenn alles gut läuft und dann freue ich mich schon wieder auf die volle Dröhnung Leo und Zoey!"
"Da musst du dann leider nur mit Leo vorlieb nehmen. Ich werde morgen abgeschoben und komme erst in sieben Tagen wieder nach Hause!" mit hochgezogenen Augenbrauen visiere ich Stephan beleidigt an, dem die Sprachreise anscheinend nicht mehr ganz im Gedächtnis gewesen zu sein scheint.
"Das hätte ich fast vergessen. Das ist blöd. Aber dann freust du dich ja umso mehr auf deine Rückkehr. Hast du schon gepackt?"
Die sind doch alle gleich!
"Jaaaa, schon.. Der Koffer steht im Flur, so wie Franco und Tom es verlangt haben..." anscheinend verrate ich mich mit meinem erbärmlichen Augengeklimper.
"Zoey! Richtig gepackt oder nur irgendetwas reingeschmissen?"
"Ich habe doch nicht IRGENDETWAS reingeschmissen, sondern Klamotten. Also fast Richtig gepackt."
Eine Krankenschwester unterbricht das Koffer-Verhör, indem sie uns das Ende der Besuchszeiten mitteilt und uns bittet zu gehen.
"Och man! Das die auch immer so penibel sein müssen. Als wenn du nicht schon genug ausgeruht wärst!" mein Lachen steckt Stephan an, während er mich und Leo nochmal fest an sich drückt um uns zu verabschieden.
"Sei anständig Zoey und bau keinen Mist!" natürlich musste von ihm auch noch eine Belehrung folgen, denn ganz ohne, geht es einfach nicht.
"Wer ich? Niemals!" ganz unschuldig drücke ich ihm einen Kuss auf die Wange und warte noch kurz bis die Herren sich verabschiedet haben.
Danach verlassen wir das Krankenhaus und Leo fährt mit mir zum Heinrich-Lübke-Ufer.
Leo lässt sich mitten im Sandufer auf seinen Hintern plumpsen und zieht mich zwischen seine Füße.
Seine Hände schlingen sich um meinen Bauch, worauf ich mich gegen seinen Oberkörper lehne und mit ihm einfach die Stille genieße, die uns umgibt.
Ab und zu trifft mich ein Kuss am Hals oder auf meinen Mund, ansonsten sitzen wir nur da.
Kurzzeitig fühlt es sich wie Urlaub an.
Der Kopf wird richtig frei, die Sorgen verschwinden und für einige Momente ist man einfach nur glücklich, da man sich ausschließlich auf das hier und jetzt konzentriert.
Manchmal haben Leo und ich einfach zu wenig Zeit für UNS.
Wir sehen uns zwar jeden Tag, aber solche Momente wie jetzt sind wirklich viel zu selten.
Meine Liebe zu ihm ist dennoch unbeschreiblich groß, denn er ist alles was ich will und ein Leben ohne ihn, kann ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen.
Ohne ihn könnte ich nicht mehr atmen, nicht mehr existieren, würde einfach zu Grunde gehen.
Ich öffne meine Augen und beobachte diesen Jungen, der mich so glücklich macht und den ich so brauche.
Er ist immer noch so wunderschön wie damals, auch wenn viele weitere Narben und Verletzungen auf seinem Körper hinzugekommen sind.
Meiner Meinung nach, macht einen nicht DAS gewisse Aussehen schön und attraktiv, sondern das , was in einem drin steckt.
Der Charakter, die Seele.
"Über was denkst du nach?" er dreht seinen Kopf zu mir und versucht mir in die Augen zu schauen.
"Das ich dich Liebe!"
Seine Mundwinkel umspielt ein glückliches Lächeln:
"Ich liebe dich auch, Zoey!"
"Weist du, was ich mir die ganze Zeit überlege? Wie wäre es, wenn wir über Weihnachten mit der kompletten Familie wegfahren? Also wirklich alle! Die Männer und Sam, Clea, Jaron, Ty und Mitch" das funkeln in Leo's Augen springt sofort in meine über:
"Das wäre ja voll krass! Aber auch voll Chaotisch... meinst du, wir sollten das Thema einfach mal ansprechen?"
"Zuerst müssen wir das zuhause abklären. Ich weis nicht ob deren Nerven fünf weitere Katastrophen aushalten. Wenn die aber zustimmen sollten, dann können wir die anderen Fragen. Vielleicht kannst du ja Tom mit deinem unwiderstehlichen Charme bearbeiten!" Leo der alte Fuchs weiß genau was bei Tom zieht und was nicht.
"Na klar. Ich mach das gleich nachher. Oh, dann können wir alle zusammen Cleas achtzehner feiern! Das wird klasse!" vor Aufregung klatsche ich in die Hände wie eine Irre, bis mir etwas einfällt:
"Das wird ja dann aber so ein Ski-, Snowboardurlaub... Ich kann nichts von beidem und ich befürchte das wenn ich das versuche, ich mir zumindest beide Beine breche."
"Wozu haben wir drei Notärzte und einen Sanitäter? Die werden dich dann schon wieder zusammenflicken. Ausserdem kann ich das doch auch nicht, zumindest hab ich es noch nie probiert!"
Voller Tatendrang, Euphorie und weil es schon wieder kur vor Mitternacht ist, brechen wir auf um nach Hause zu kommen.
Vor den Haus fällt mir Francos Auto auf und ich bete zu Gott, das er den Koffer nicht geöffnet hat um seine Kontrolle durchzuführen.
"Wir sind wieder daha!" freudestrahlend treffen wir im Flur ein und sind voller zuversicht, da ertönt auch leider schon Francos Stimme:
"Schöhön, dann komm doch mal bitte hier heher....!"
Seine Euphorie haut mich jetzt nicht so aus den Socken und als ich meinen Koffer nicht mehr im Flur stehen sehe, ahne ich schon böses.
Vorsichtigen Schrittes begebe ich mich ins Wohnzimmer und werde sofort kritisch von Alex, Tom und Franco beäugt.
"Hi!" mit meinem zuckersüßen Lächeln erreiche ich wohl heute auch keine großen Freudewellen mehr, das verraten mir zumindest die hängenden Mundwinkel der drei Männer.
"Kann es sein, das du den Inhalt deines Koffers nochmal überdenken musst? Ich dachte eigentlich ich hätte mich klar und deutlich ausgedrückt!"
Franco hat jetzt wirklich meinen Koffer kontrolliert?
"Pffff, mein Waschzeugs kann ich erst morgen einpacken... und der Rest sollte doch klar gehen, oder?"
Franco zieht die Augenbrauen zusammen:
"Wenn dir 6 Pullis, 14 Tops und 5 Tshirts reichen und du keine Hosen und Unterwäsche brauchst dann bestimmt." langsam schleicht sich ein kleiner belustigter Unterton ein.
"Ach, das wird doch total Überbewertet. In Frankreich kennt mich eh keiner, da kann ich auch halbnackt rumrennen, ist doch pipsegal!" das darauffolgende ziemlich einstimmige "Nein!" meiner drei Männer vor mir, lässt mich augenrollend meinen Koffer schnappen.
Um des Friedens willen, packe ich den blöden Koffer jetzt mit allen erforderlichen Kleidungsstücken und stelle ihn, nach erfolgreicher Ausführung, direkt vor Francos Nase:
"Jetzt zufrieden?"
"Geht doch! Warum nicht gleich so? Immer muss man erst sauer werden damit das funktioniert!"
kurz aufschnaubend, aber danach doch wieder ganz versöhnlich, nickt Franco den Inhalt meines Koffer ab und ich parke den blöden Koffer wieder direkt im Flur.
Leo sitzt mittlerweile neben Alex und nickt mir unauffällig zu.
Nachdem ich einmal tief durchgeatmet habe, setze ich mich seitlich auf Tom's Schoß und umschlinge ihn mit meinen Armen.
Dieser tut es mir gleich und lehnt sich nach hinten gegen die Sofalehne, damit mein Oberkörper gegen seine Brust fällt.
Tom's wärme durchströmt meinen Körper, was meine Muskeln sofort wie eine zähflüssige Masse erweichen lässt.
Meine Stirn ruht an seinem Hals, worauf Tom seinen Kopf leicht auf meinem ablegt.
Wie kann er mich nur so bedingungslos lieben?
Einfach so...
Obwohl ich so oft, so schwierig bin?
Ich....
Ach Zoey...
Schluss jetzt mit dieser Gefühlsduselei!
Du hast einen Plan!
"Toooom?" meine Stimme gleicht einem Engelsgesang, der sich filigran durch die Lüfte zieht.
"Ohje...jetzt kommt's! Die will doch irgendwas" Franco lehnt sich dichter zu uns, um alles mitzubekommen.
Ich dreh meinen Kopf genervt zu ihm um:
"Franco! Du zerstört den Moment!"
Die Männer fangen an zu lachen und mein grandioser Moment, den ich für meinen Plan gebraucht hätte ist total hinüber.
Als Tom sich wieder etwas beruhigt hat frägt er mich, was ich möchte.
"Naja.. Ich will oder möchte eigentlich gar nichts... wir haben da so eine Idee und wollten mal hören was ihr dazu sagen würdet".
"Dann erzähl mal, was ihr für eine Idee habt!" gibt Alex gespannt von sich.
"Leo und ich haben uns gedacht, das wir doch über Weihnachten ein paar Tage wegfahren könnten. Ein bisschen Abstand von den ganzen nervigen und aufdringlichen Leuten würde uns allen sicherlich guttun!" hoffentlich reicht das bisschen Schleim erst mal aus.
"Hmmm, an und für sich keine schlechte Idee. Müssen wir halt alle erst mit der Arbeit abklären. Kommt noch was oder war das alles?" Tom kennt mich einfach zu gut.
"Naja.. Vielleicht... eventuell.." ich richte mich auf um meinen Hundeblick direkt auf Tom wirken zu lassen "wenn eure Nerven das aushalten, könnten ja die anderen auch mitkommen?"
"Erleutere den Sammelbegriff für 'die Anderen'" Franco könnte sich doch denken wen ich meine, aber nein, man muss alles ganz ausführlich gesagt bekommen.
"Na, ist doch logissimo. Sam, Clea, Jaron, Tyson und Mitch. Ausserdem wird Clea in diesem Zeitraum achtzehn und das wäre dann voll cool und voll schön wenn wir alle zusammen feiern könnten!" ich hibbel schon wie wild auf Tom herum, was dieser ächzend unterbinden will:
"Bleib mal ganz ruhig. Wir klären das alle zusammen ab, wenn auch Stephan wieder da ist und dann reden wir nochmal. Ich weis nicht ob Cleas Mutter sich unbedingt freuen wird, wenn sie ihre Tochter an deren Geburtstag nicht sehen kann!"
Schätzungsweise wird sich das "nicht sehen" nicht nur auf Cleas Geburtstag beschränken, wenn wir mit unserem Plan erfolg haben.
Mir friert kurz mein Gesicht bei dem Gedanken ein und ein eisiger Schauer lässt meinen Körper kurz aufzittern.
Hoffentlich kann sie bei uns bleiben und muss nicht übergangsweise in ein Heim oder zu entfernten Verwandten oder so!
"Alles okay Zoey?" Tom bemerkt meinen nicht ganz unterdrückbaren Stimmungwandel und wirft mir einen besorgten Blick zu.
"Ja, alles prima. Bin nur müde. Sagt uns einfach bescheid, wenn ihr euch einig seid und das bei jedem klappen sollte. Kommst du auch ins Bett Leo?"
"Ja, ist schon nach ein Uhr. Ich komm morgen nicht raus, das sehe ich schon kommen und du gleich zweimal nicht. Du musst morgen früher aufstehen!" Leo steht auf und zieht mich an der Hand hinter sich her, ins Badezimmer.
"Verspricht du mir, das ihr aufpassen werdet, wenn ihr den Typen einen Besuch abstattet?!" ich bestücke nebenher meine Zahnbürste mit Zahnpasta und schrubbe meinen Mund.
"Na klar doch. Wir verpassen denen eine Abreibung, damit sie nie wieder auf die Gedanken kommen Jaron, oder einen der anderen beiden, anzufassen und dann hat sich die Sache erledigt. Von dir gebe ich auch einen Gruß mit, okay?" augenzwinkernd schiebt er sich ebenfalls seine Zahnbürste in den Mund und somit herrscht kurz Funkstille zwischen uns.
Anschließend wünschen wir den Männern eine gute Nacht und begeben uns, nach deren erwiederung, nach oben in unser Zimmer.
"Wehe du stehst morgen früh nicht auf!" Leo zieht die Decke über uns und kuschelt sich fest an meinen Rücken. Nachdem er unsere Füße miteinander verschlungen hat, schenkt er mir noch einen Kuss und gemeinsam gleiten wir in einen viel zu kurzen Schlaf.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro