Part 74
"Zoey? Hey, werd mal wach!" Toms Stimme dringt zu mir durch und nur ganz langsam komme ich in der Realität an.
"Was ist mit Stephan?" anscheinend liege ich immer noch bei Tom, denn er streicht mir sofort über meine Wange.
"Der ist im Op. Das dauert noch. Wie geht's dir?"
"Hmmmm... Scheiße, aber Stephan geht's beschissener..." ich öffne meine Augen und direkt über mir mustern mich die blauen Augen von Tom.
"Du bleibst morgen auf jedenfall zuhause und gehst nicht in die Schule!" wenigstens ein positiver Aspekt!
"Okay!" ich schaue mich im Raum um und sehe Alex, Franco und Phil ebenfalls auf dem Sofa sitzen.
Mein Oberkörper schießt sofort nach oben, als ich Alex sehe und ich löchere ihn mit tausend Fragen:
"ALEX! Hast du Stephan wieder wach bekommen? Wieviel Blut hat er verloren? Kann man die Finger wieder dranhängen? Wie...." eigentlich wollte ich ihm meine restlichen Fragen auch noch um die Ohren knallen, aber ich werde von ihm sofort unterbrochen:
"Stopp, stopp!"
Alex steht auf, setzt sich neben mich und zieht mich in eine Umarmung:
"Zu allererst: Das hast du sehr gut gemacht! Ohne dich wäre das echt böse ausgegangen und du hast tolle Arbeit geleistet!"
"Nein... Ich hab kaum den Notruf zustande gebracht, dann hab ich den Verbandskasten nicht gefunden, obwohl ich doch ganz genau weiß wo der steht und ich bin nochmal weggerannt um die Türe zu öffnen und dann ist er bewusstlos geworden. Hätte...." meine Aufregung nimmt wieder zu, aber Alex unterbricht mich sofort wieder:
"Zoey! Jetzt hörst du mir mal zu: Hättest du gar nichts gemacht, könntest du dir Vorwürfe machen. Aber in deinem Fall, musst du dir wirklich keine Gedanken machen! Du hast den Notruf abgesetzt und das ist wichtig! Anscheinend hast du ja auch alle nötigen Infos weitergeleitet und das ist das was zählt. Zum anderen musst du daran denken, das du nicht irgendwen vor dir liegen hattest, sondern Stephan. Bei Angehörigen ist das nochmal eine ganz andere Nummer. Da wird es sogar mir schlecht und ich überlege dreimal ob ich alles richtig mache, obwohl das normalerweise nicht nötig ist. Wenn man solche Panik hat, vergisst man eben mal wo was liegt. Das wichtigste ist das du erst Stephan versorgt hast und danach die Rettung alarmiert hast. Ausserdem war das mit der Türe öffnen mehr als richtig! Durch geschlossene Türen kommt keiner von uns durch. Bitte, du darfst dir wegen rein gar nichts irgendwelche Vorwürfe machen, denn dazu gibt es keinen Grund, okay?" man sieht Alex an, das es ihm wichtig ist, das ich mir keine Vorwürfe mache, aber im Nachhinein denkt man eben nochmal über alles nach und wenn man im Ruhemodus ist fallen einem Sachen auf, die man hätte besser machen können.
"Ja, aber..."
"Nichts, aber... Alex hat recht! Glaub mir, es gibt Menschen die wissen in solchen Momenten weder ihren Namen, noch ihre Straße, weil sie so durch den Wind sind. Das wichtigste ist trotzdem sein Bestes zu geben und das hast du allemal getan!" Franco schaut mich ernst an und ich nicke ihm darauf Stumm zu.
"Rufen die an, wenn Stephan fertig ist?" ich schaue wieder Alex an und werde ganz zappelig.
"Ja! Die melden sich und ich sag dir dann bescheid, ok?!"
"Okay, gut" ich löse mich aus Alex Umarmung und mach mich auf den Weg in die Küche um etwas zu trinken.
Nebenher mach ich mir noch schnell ein Frischkäsebrot da ich, man glaubt es kaum, ziemlichen Hunger habe.
"Naaaa, Hunger?" Franco drückt sich gegen meinen Rücken und umarmt mich kurz.
"Ja... Mein Mittagessen wollte unbedingt schwimmen gehen und von daher sollte ich mal was in meinen Magen reinschmeisen!"
"Sehr gut! Am besten knallst du dir danach noch was Süßes rein. Mit ein bisschen Zucker würde es dir bestimmt ein wenig besser gehen."
"Ich schau mal was sich machen lässt!" mit meinem Brot in der Hand laufe ich wieder zurück ins Wohnzimmer und schmeiße mich wieder zwischen Tom und Alex aufs Sofa.
Es dauert nicht lange, da kommt auch Leo nach Hause und wirft ein vorsichtiges "Hi!" in den Raum.
Die Männerschar begrüßt ihn so normal wie sonst auch immer und er scheint sichtlich erleichtert zu sein.
Allerdings fixiert er sofort mein Gesicht und kommt auf mich zugelaufen um vor mir in die Hocke zu gehen:
"Was ist mir dir? Du siehst richtig schlecht aus!"
Tom klopft neben sich aufs Sofa und deutet Leo somit, daß er neben ihm Platz nehmen soll.
Alex und Phil erzählen die Geschehnisse vom heutigen Tag und man kann Leos Farbminderung im Gesicht deutlich erkennen.
"Oh mein Gott. Klappt das mit dem annähen? Und hat er dann wieder irgendwann normale Gefühle in den Fingern?"
Phil setzt sich etwas aufrechter aufs Sofa und lächelt ihn leicht an:
"Wir warten jetzt mal ab wie die Op verläuft. Es bringt nichts zu spekulieren. Danach sehen wir weiter, ok?"
Leo nickt und schenkt Tom immer wieder einen verstohlenen Blick, da er sich wohl nicht sicher ist ob dieser noch sauer ist oder nicht.
Das letzte Mal hat die Kacke ja noch gebrodelt.
Tom wirft irgendwann ebenfalls einen Blick auf Leo, grinst ihn an und legt einen Arm um ihn:
"Wir haben uns auf Waffenstillstand geeinigt. Allerdings würde ich das schon noch gerne klären und wir sollten uns alle zusammensetzen und darüber sprechen. Ich will mich aber noch für meinen Ausraster entschuldigen. Ich war völlig neben mir und es tut mir wirklich leid!" Tom fixiert Leo mit einem wirklich reuevollen Blick und Leos Augen füllen sich leicht mit Tränen.
Unerwartet klammert er sich an Tom und lässt über seine Wangen ein paar Tränchen tanzen.
Mir versetzt das ganze einen unheimlichen Stich ins Herz, da ich nicht dachte, das es ihm so sehr zu schaffen macht.
Aber Tom ist halt nunmal mehr, als "nur" Tom.
Tom legt nun seine Arme ebenfalls komplett um Leo und atmet tief durch, da ihm jetzt bestimmt auch ein Stein vom Herzen gefallen ist.
"Mir tut es auch leid. Wirklich!" Leo nuschelt nur vor sich hin, aber Tom scheint es auch verstanden zu haben denn er flüstert ihm ein "schon gut" entgegen.
Auch die restliche Bande, vor allem Alex, entschuldigen sich und schnappen sich Leo um ihn ebenfalls fest zu umarmen.
Tom steht vom Sofa auf und läuft nach oben um irgendetwas aus seinem Zimmer zu holen.
Als er wiederkommt, drückt er Leo sein Handy in die Hand und zwinkert ihm zu.
"Danke!" Leo legt sein Handy auf den Wohnzimmertisch und wird von Phil aufgefordert mit mir duschen zu gehen.
Sein Blick ist unbezahlbar und wir müssen alle lachen, aber ich kläre ihn auf dem Weg ins Badezimmer über diese Umstände auf.
Leo und ich fallen uns im Badezimmer erst mal um den Hals und küssen uns bis zur Besinnungslosigkeit.
"Ich bin so froh, das wieder einigermaßen Normalität einkehrt!" Leo streicht mir eine Strähne hinter mein Ohr und grinst mich erleichtert an.
"Ja, darüber bin ich auch richtig froh!" ich reiß mir nebenher die Klamotten vom Leib und freue mich richtig auf die Dusche.
"Warum bist du da so blau?" Leos Blick ist auf mein Brustbein und anschließend auf meine Schulter gerichtet und sein Finger streicht sanft über die Verfärbung.
"Es gab gestern ein bisschen Streß in der Schule" eigentlich will ich es als Nichtigkeit abtun und schnell unter die Dusche hüpfen, da hält mich Leo am Ellenbogen fest:
"WER WAR DAS?"
"Tom hat schon Rauch reingelassen und heute hat Ty seiner Faust Freilauf gewährt!"
"Was? Heute schon wieder? Ich dachte meine Abreibung hat geholfen...." Leo steigert sich mächtig in das Thema rein, aber ich versuche ihn gleich zu beruhigen:
"Jaron holt mich morgens jetzt immer ab und die drei bringen mich ins Klassenzimmer und nach Schulschluss zum Bus. Ausserdem schauen sie so oft wie möglich in der Pause vorbei"
"Das ist auch wunderbar, aber es kann doch nicht sein, das die immer weiter machen! Trotz meiner Abreibung und Tom's Ansage... Jaron, Tyson und Mitch werden sich auf jedenfall für dich einsetzen, aber ich denke das es irgendwann wieder einen Moment gibt, an dem keiner da ist und dann haben wir ein Problem!"
"Aber ich kann mich doch wehren!"
"DU SOLLST DICH IN DER SCHULE ABER GEGEN NIEMANDEN WEHREN MÜSSEN!" Leo ist kurz auf 180, entschuldigt sich aber sofort wieder bei mir:
"Sorry, ich wollte dich nicht so anfahren. Aber das macht mich wütend! Richtig wütend! Vielleicht sollten wir zusammen mit Tom mal zum Direktor gehen. Irgendwas müssen wir unternehmen, das kann so nicht bleiben!"
Ich zucke nur mit den Schultern und rede mir selbst ein, das ich mich daran schon gewöhnt habe.
"Bitte Zoey! Hast du Tom von heute schon erzählt?" sein flehender Blick lässt sich absolut nicht ignorieren und ich seufze ein lautes "Nein" als Antwort.
"Warum denn nicht? Was muss denn noch alles passieren das du dir endlich helfen lässt?" so energisch kenn ich Leo gar nicht, allerdings kann ich ihm darauf nicht wirklich eine Antwort geben:
"Weis nicht. Ich hatte heute mittag eben alle Hände voll zu tun und da Tyson das ja geregelt hat, dachte ich eben das es nicht der Rede wert ist!"
Leo schüttelt den Kopf und zieht sich ebenfalls aus um mich danach in die Dusche zu ziehen.
Die Wasserstrahlen sind eine Wohltat und während mich Leo von hinten umarmt, lege ich meinen Kopf auf seiner Schulter ab und genieße einfach den Moment.
Tatsächlich überlebe ich die Dusche ohne Kreislaufzusammenbruch, worüber ich mehr als Glücklich bin.
Worüber ich nicht Glücklich bin, ist die Tatsache das Leo mich zwingt jetzt mit Tom zu reden.
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