Part 67
Voller Elan, Glück und Freude springe ich aus dem Bett und räkel mich im Schein der Sonne zufrieden vor meinem Fenster. NICHT!
Mir ist bewusst das heute Mittwoch ist, ich in die Schule muss, meine Arbeitsblätter nicht vollständig bearbeitet sind, ich Kopfschmerzen habe und mir zumindest Babsi, Max und Timo wieder unter die Augen treten.
Da ich nicht genau weiß, wie die Fraktion auf mich zu sprechen ist, nach Leos kleiner Attacke, gehe ich einfach mal vom schlimmsten aus und quäle mich aus dem Bett.
Nachdem ich mir aus dem Kleiderschrank eine weise Jeansshort und ein schwarzes Tshirt mit der Aufschrift "Bevor du fragst: Nein!" herausgezogen habe, laufe ich lustlos ins Badezimmer.
Mein Hintern parkt auf dem Rand der Badewanne, während ich meine Arme auf meinen Beinen abstütze.
"Zoey, bist du im Bad?" Franco steht vor der Türe und ich frag mich, was der jetzt will.
"Ja" murre ich ihm entgegen und kurz darauf öffnet sich auch schon die Türe.
Franco bleibt angelehnt im Türrahmen stehen und beobachtet mich kurz:
"Was ist denn los Zoey? Du redest kein Wort, siehst nicht gut aus und hängst nur lustlos in der Gegend rum!"
Fragt der das jetzt im Ernst?
"Wow, du redest mit mir? Muss ich jetzt eine Krone aufziehen und mich geehrt fühlen?"
Ja, meine Laune ist momentan wirklich unter aller Sau.
"Mach dich bitte fertig!" Franco dampft wieder ab und ich denke, das ich die Krone getrost in der Ecke liegen lassen kann.
Nachdem ich meine Zeit im Bad sinnvoll vertrödelt habe, treffe ich auf Franco, Stephan und Alex im Esszimmer.
Wortlos setze ich mich an den Tisch und überlege, ob ich mein Handy wenigstens für die Schule bekommen werde, für alle Fälle.
Ein leicht mulmiges Gefühl hab ich jetzt schon, da ich echt nicht auf der Höhe bin und nicht weiß ob ich mich in der Lage fühle mich gegen die Angriffe in der Schule zu wehren:
"Alex, kann ich mein Handy wenigstens mit in die Schule nehmen?"
"Wozu? Ihr müsst es doch eh ausgeschaltet haben..." er schaut mich nicht einmal an, was mich wirklich fast zur Weißglut treibt.
"Für irgendwelche Notfälle vielleicht?" so verantwortungslos können die drei doch jetzt nicht im Ernst sein!
"Für Notfälle gibt es immer noch das Rektorat und da gibt es auch ein Telefon!" Stephan beantwortet meine Frage und somit scheint das Thema erledigt.
Mir steigen wieder Tränen in die Augen, was mich noch wütender macht.
Kann die heulerei eigentlich mal wieder aufhören?
Wo ist mein altes Ich?
Ich versuche zu flüchten, bevor die Tränen bemerkt werden und erhebe mich unauffällig von meinem Stuhl.
Franco erhascht leider wieder den richtigen Moment und als sich eine Träne in den Abgrund stürzt, sieht er mir direkt ins Gesicht:
"Warum weinst du Zoey?"
Stephan's und Alex' Kopf richten sich jetzt auch auf um mir ins Gesicht zu schauen.
"Ist euch doch eh egal!" wütend laufe ich in den Flur und schnappe mir meinen Rucksack.
"Nein, das ist nicht wahr! Warte!" schreit mir Franco hinterher.
Da ich einen Stuhl über den Boden rutschen höre, beeile ich mich um zur Türe zu kommen und schlüpfe hindurch in die Freiheit.
Zu meiner Überraschung steht Jaron mit seinem vollbeladenen Auto direkt vor der Türe, in das ich mich erleichtert flüchte, als auch schon die Haustüre aufgerissen wird und Franco mir irgendetwas hinterherschreit.
"Fahr!" ich zische Jaron an, der kurz darauf auch schon die Pedale durchdrückt.
Nachdem ich meine Tränen im Gesicht getrocknet habe und Clea mich von der Seite einfach wortlos in eine Umarmung gezogen hat, schaffe ich es auch endlich mal die Truppe zu begrüßen:
"Morgen! Na, alles fit?"
Ty dreht sich zu mir nach hinten und mustert mein Gesicht:
"Ist was passiert?"
"Neee, vergesst es. Hab keine Lust darüber zu reden. Ich bin froh, wenn ich jetzt erst mal die Schule überlebe."
Jarons Blick sucht über den Rückspiegel nach meinem und ich zwinge mir dabei ein wirklich erbärmliches Lächeln auf.
Die restliche Fahrt verläuft stillschweigend, was mich im Kreise meiner Freunde aber keineswegs stört.
Bevor wir in der Schule aussteigen, atme ich nochmal tief durch und stürze mich kurz darauf in den Kampf.
Jaron lässt es sich nicht nehmen, die Arme um uns Mädels zu legen und mit uns zusammen den Pausenhof zu betreten.
In der üblichen Ecke sehe ich schon Timo und Max stehen.
Man sieht noch leichte Spuren, der Demolation durch Leo, in ihren Gesichtern.
Ihre Blicke versprechen mir, das ich dafür bezahlen werde.
Auch Babsis Blicke sind vielversprechend und treffen mich wie Messerstiche.
"Hier bevor wir es vergessen: Eure Entschuldigungen!" Mitch holt etwas auf und reicht Clea und mir jeweils einen Umschlag.
"Danke!" ertönt es schon fast synchron, worauf Clea und ich ernsthaft lachen müssen.
Vor dem Klassenzimmer verabschieden wir die Jungs und beschließen, nur kurz unsere Rucksäcke abzustellen und uns dann noch schnell aufs Klo zu verkrümeln.
"Hattest du heute morgen schon Stress?" Clea passt sich meiner Laune an und zieht ebenso eine Fresse bis zum Boden.
"Durchgehend... es gibt gerade keine ruhige Minute. Aber lassen wir das Thema. Ich bin froh, wenn ich den Schultag überlebe!"
Ich für meinen Teil, geh schnell auf die Toilette und während ich mir danach die Hände wasche, versuche ich die verschmierte Schminke in meinem Gesicht irgendwie zu retten.
"Komm jetzt, du bist hübsch genug! Es hat geklingelt und wir sollten zurück... wir haben gleich Herr Pappel" Clea zieht mich an meinem Arm hinter sich her und wir schaffen es gerade noch rechtzeitig vor Herr Pappel im Klassenzimmer zu sein.
"Guten Morgen alle zusammen! Oh, Zoey und Clea, schön das sie uns wieder mit ihrer Anwesenheit beehren!" mit einem ekelhaft ernst gemeinten grinsen, begrüßt uns Herr Pappel.
Wir nicken ihm nur beide zu.
"Seit wann sitzen sie denn nebeneinander? Naja, wenn das aber in Tratscherei endet, werde ich sie wieder trennen. Verstanden?" Pappels warnender Blick lässt mich nur die Augen verdrehen, während ich meinen Rucksack öffne, um meine Arbeitsmaterialien rauszuholen.
Leider trifft mich ein unerwartetes Bild im Inneren meines Rucksacks:
Alle Arbeitsblätter und Bücher sind zerrissen und ruhen in kleinen Fetzen im Innenraum.
Fuck!
Mein Herz fängt an zu rasen und vor lauter Wut könnte ich alles zusammenschreien.
Ich schaue eine Reihe weiter nach hinten und blicke einem höchst zufriedenen Grinsen ins Gesicht.
Das wirst du bereuen Babsi!!
"Zoey, hätten sie die Güte ihre Sachen bereit zu legen?" Herr Pappel scheint schon etwas genervt zu sein.
Ich schmeiße mein Mäppchen auf den Tisch und leere danach die Schnipsel kopfüber aus meinem Rucksack auf den Platz vor meiner Nase.
"Soll das jetzt ein Scherz sein?" unserem Lehrer steht der Mund offen, was ich ihm wirklich nicht verübeln kann.
"Anscheinend...." ich zucke mit den Schultern und schaue in Cleas geschocktes Gesicht.
"Warst du das?" flüstert sie mir leise zu, worauf ich mit meinem Kinn nur Richtung Babsi nicke.
Clea folgt meinem Hinweis und dreht danach kopfschüttelnd ihren Kopf zu mir.
"Dann können Sie getrost einpacken und das schön dem Direktor erklären!"
"Ähm, das war nicht ich! Ich war vorhin noch auf Toilette und da muss sich wohl jemand einen Spaß erlaubt haben!"
Babsi kichert und kurz darauf ertönt ihre übertrieben geschockt Stimme:
"Oh Zoey. Geh doch nicht so mit deinen Schulsachen um. Das ist wirklich verantwortungslos! Du musst lernen deine Aggressionen in den Griff zu bekommen. Was soll nur aus dir werden?"
Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen...
Timo mischt sich jetzt auch noch ein:
"Was erwartest du von einem so zerstörten Kind? Keine Mutter, der Vater will sie auch nicht haben und dann...."
"MANN HALT DEINE FRESSE DU ARSCHLOCH!" ich kann mich gerade noch so auf meinem Platz halten und hebe drohend die Faust in Timos Richtung.
"Nicht in so einem Ton Zoey! Und Timo, sie halten sich bitte auch zurück!" unser Lehrer ist jetzt auch auf 180 und scheint zu überlegen, was seine nächste Tat sein wird.
"Du solltest vielleicht mal dein Aggressionsproblem angehen. Das kann nicht gesund sein. Wenn die Therapie anfängt, kannst du ja den hirnverbrannten Vollidioten der sich dein Freund schimpft, mitnehmen!" Max hat auch noch Lust mitzumischen und schiebt ein gehässiges Lachen hinterher.
Meine Finger krallen sich schon in die Tischplatte und meine Wut steigt ins unermessliche.
Clea rutscht ein Stück von mir weg und Herr Pappel stellt sich mit einer gewissen Vorahnung zwischen die Fronten:
"Jetzt ist Schluss! Ihr haltet alle euren Mund und Fräulein Tanner, sie fahren bitte wieder ganz schnell runter!"
Mir läuft ein richtiger Gänsehautschauer über den Rücken und meine Muskulatur in meinen Armen spannt sich bis zum zerreißen an.
"Eine Paartherapie für gestörte Vollidioten! Gibt es sowas überhaupt?" Timos Kommentar bringt das Fass zum überlaufen und ich schieße mit meinem Körper so schnell nach oben, das der Stuhl mit einem lauten Knall zu Boden fällt.
"ZOEY! Hinsetzen!" anscheinend scheint unser Lehrer nervös zu werden, denn seine Stimme klingt nicht mehr ganz so fest.
Da mehrere Wege nach Rom führen, laufe ich in schnellen Schritten durch die Bankreihen an Pappelchen vorbei und bleibe direkt vor Timos Gesicht stehen.
"Was hast du eigentlich für ein Problem? Musst du deine Minderwertigkeitskomplexe verstecken und desshalb andere fertig machen?" es fehlt nicht mehr viel, dann berühren sich unsere Gesichter und ich muss mich momentan beherrschen ihm nicht einfach ins Gesicht zu schlagen.
Timo erhebt sich jetzt ebenfalls und Herr Pappel schreit einem Schüler zu, das er schnell einen weiteren Lehrer holen soll.
Mir geht genauso die Düse wie Herrn Pappel, nur versuche ich es gut zu verstecken.
Timos Hand stößt mich mit voller Wucht gegen die Wand, seine Schulter stemmt sich schmerzhaft gegen mein Brustbein und sein Mund wandert zu meinem Ohr:
"Freu dich schonmal auf die Sprachreise!"
In diesem Moment wird er von mir weggezogen.
Mein Körper sackt zu Boden und ich beobachte, wie Herr Pappel und Herr Steinmeier Timo mit vereinten Kräften von mir wegziehen.
Herr Steinmeier ist einer der Sportlehrer der Jungsgruppen, ziemlich muskulös und kräftig.
Trotzallem hat er Mühe Timo unter Kontrolle zu halten und schreit so lange auf ihn ein, bis er endlich nachgibt und kurzzeitig Stille in die Klasse einkehrt.
Mir wird das alles zu viel und bevor ich hier in einem Meer von Tränen untergehe, ziehe ich mich am Tisch vor mir in die Höhe und laufe im Eiltempo aus dem Klassenzimmer.
"Zoey, bleiben sie hier!" Herr Pappels Schreie hallen über den Flur, ich ignoriere sie allerdings gekonnt und schlage meinen Weg in Richtung Freiheit ein.
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