Part 61
Leo muss tatsächlich eingeschlafen sein, denn sein Körper hängt wie ein Sack Mehl auf meinem und sein warmer Atem trifft stoßweise auf meinen Hals.
Mir tut alles weh.
Ich sollte mal aufstehen und mich bewegen und ganz dringend etwas trinken.
Als ich mich gerade dazu entschlossen habe aufzustehen, öffnet sich die Haustüre und die "Master of Boshaftigkeit" erscheinen im Raum.
Anscheinend waren Phil und Tom nicht arbeiten, sonst wären sie nicht wieder so früh hier.
"War Zoey zwischenzeitlich auch mal wach?" Phil muss ganz in meiner Nähe stehen, ich spüre seine immer noch brodelnde Aura.
"Nur ganz kurz. Ich werde sie aber gleich wecken!" antwortet Oli eher nebenbei, während mir ein köstlicher Geruch von Teig, Tomatensauce und Käse in die Nase steigt.
Mir läuft das Wasser im Mund zusammen und ich muss mich beherrschen, nicht sofort aufzuspringen und wie ein ausgehungertes Tier über seine Beute herzufallen.
Tom scheint die Pizzakartons auf dem Tisch abzustellen und sich darauf auf uns zuzubewegen.
"Hey ihr zwei! Aufwachen! Es gibt essen" der rauhe, immer noch abweisende Ton in Toms Stimme, versetzt mir sofort ein Stich ins Herz und ich reagiere aus Trotz erst gar nicht.
Erst als sich nach ein paar Minuten Oli vor dem Sofa niederkniet und mir sanft mit der Hand über die Wange streicht, öffne ich die Augen.
"Du bist schon eine Weile wach, hmmm?" ich zucke kaum merklich mit den Schultern.
"Es gibt essen. Aufstehen, na los!" seine Stimme scheint im Zwiespalt zwischen Verärgerung und Normalität zu stecken.
Neben mir regt sich Leo und streckt ausgiebig alle viere von sich.
Wir stehen auf und setzen uns an den vollen Esstisch, der die ganze Aufmerksamkeit auf Leo und mich richtet, was mich innerlich die Augen verdrehen lässt.
Als mein Blick kurz zu Moritz schweift, mustert dieser mich ebenso und ich merke, wie sich mein kompletter Magen mit Steinen füllt.
Seine blauen Augen leuchten heute bei meinem Anblick nicht so, wie sonst immer und mir wird ganz komisch ums Herz.
Bei Moritz braucht es viel um es sich mit ihm zu verkacken, aber anscheinend hab ich auch das geschafft.
Schnell entziehe ich mich wieder seinem Blick und konzentriere mich auf die Pizza vor meiner Nase.
Der Appetit ist mir gänzlich vergangen, obwohl ich solchen Hunger hatte und erst zwei Stücken der runden Köstlichkeit gegessen habe.
Leo scheint das ganze Spektakel nichts auszumachen, der isst unbeirrt, wie ein Scheunendrescher vor sich hin und ignoriert alles und jeden.
"Zoey, iss bitte!" Alex zischt über den Tisch hinweg und ich merke im Augenwinkel wie sich Tom, drei Stühle weiter, merklich anspannt.
Ich geb mir einen Ruck und schnappe das nächste Pizzastück, das ich leider nur schaffe unentwegt anzustarren.
Mein Mund kann sich einfach nicht überwinden, in dieses Stück hineinzubeißen und ich warte schon auf den Ärger, der von vielen Seiten einprasseln wird.
"Lass doch einfach, wenn du nicht mehr kannst. Bringt doch nichts, das reinzuwürgen!" Leo legt seine Hand auf meinen Oberschenkel, was mir ein dankbares Lächeln entlockt.
"Mir wäre es schon recht, wenn du ein bisschen mehr isst. Du hast heute mittag anscheinend schon kaum was gegessen!" Alex kann seine Klappe wirklich nicht halten...
"Redest du jetzt gerade in beruflicher Art und Weise mit mir oder auf was muss ich mich einstellen?"
Toms Blick fährt augenblicklich zornig nach oben und trifft mich wie ein Faustschlag.
Der Druck auf meiner Brust weitet sich schlagartig aus und ich bin mir in einem Punkt wirklich ganz sicher: Ich hätte meine Klappe halten sollen!
"Was soll das?" Tom ist zwar noch einigermaßen friedlich, allerdings hört sich seine Stimme ziemlich bestimmt an.
"Musst du Alex fragen. Der meinte ja heute morgen, das er berufliches und privates trennen kann. Ich wollte nur kurz wissen auf welcher Ebene ich mich gerade mit ihm befinde, damit ich mich auf einen passenden Umgang einstellen kann!"
Kann es sein, das dein Mund die Weltherrschaft deines Körpers an sich gerissen hat?
Er redet einfach drauflos, ohne sich mit dem Kopf und dem Herz abgesprochen zu haben.
Ein Blick in die Runde, sagt mir, das ich mich auf seeeehr dünnem Eis bewege, obwohl ich nur Alex' Worte von heute morgen wiederholt habe.
"Komm wir gehen lieber hoch. Hier unten scheinen wir nicht wirklich erwünscht zu sein!" Leo schnappt meine Hand und zieht mich etwas unsanft vom Stuhl runter.
"Denkt an die getrennten Räume!" wirft uns Alex hinterher, worauf Leo nur verächtlich schnauft:
"Ja, ganz bestimmt!"
Wir zucken kurz aber heftig zusammen, als Tom ruckartig seinen Stuhl zurückschiebt, aufsteht und uns hinterherkommt.
"Zoey, renn... na los!" Leo ist schon im Zimmer angekommen und wartet nur darauf, das er hinter mir die Türe abschließen kann.
"Das war jetzt mehr als knapp!" flüstert er mir zu und ich lasse mich mit dem Rücken an der Türe hinuntergleiten.
Der kräftige Schlag gegen die Türe, fährt mir durch Mark und Bein und Toms Schrei "Türe auf, aber zackig!" macht es nicht wirklich besser.
Leo schnappt meinen Ipod und verbindet ihn mit der Musikbox um die Lautstärke auf das maximum auszuschöpfen und beißende Metall-Beats jeden kleinen Millimeter in diesem Raum ausfüllen zu lassen.
Leo kommt näher auf mich zu und schenkt mir einen verstörten Blick.
"Manchmal brauche ich es halt auch Hart!" ich schreie ihm die Worte entgegen, da eine normale Unterhaltung bei dieser Lautstärke absolut nicht möglich ist.
Sein ämüsiertes Grinsen lässt sich wohl wieder auf die zweideutigkeit meines Satzes zurückführen und bringt mich selbst zum schmunzeln.
Man hört zwar noch das Tom vor der Türe rumbrüllt, aber die Bedeutung der Worte geht in der Musik unter.
Hoffentlich müssen die morgen ALLE arbeiten.
Die Lautstärke ist fast unerträglich, doch aus lauter Trotz lassen wir uns lieber unsere Trommelfelle zerfetzen, als uns irgendeine Standpauke von den vor Zorn platzenden Männern anzuhören.
Nach einer halben Stunde, mit zugehaltenen Ohren, drehe ich freiwillig die Musik leiser.
"Sorry, aber langsam bekomme ich Kopfschmerzen... Mensch Leo, ich hab keinen Bock mehr auf die miese Stimmung." Ich lasse mich auf mein Bett fallen und lausche dem erneuten Klopfen an der Türe.
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