Part 196
Tom's Sicht
Völlig fertig komme ich an meinem Auto an und setz mich so schnell wie möglich auf den Fahrersitz.
Ich musste Zoey wieder einmal zurücklassen, damit der Betreuer des Heim mich nicht sieht und Zoey wieder mitnehmen kann.
Meine Hände fahren wie wild in meinem Gesicht herum, die Schmerzen ignorierend, um irgendwie wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
Ich fühle mich wie erschlagen, komplett durch die Mangel genommen.
Es war wundervoll meine kleine Prinzessin sehen zu können, doch auch so schmerzhaft, da sie nicht mit mir nachhause kommen kann.
Als ich meinen Blick auf die Eingangstüre der KaS werfe, sehe ich, wie dieser Betreuer mit Zoey auf den Armen herausgelaufen kommt.
Er steuert direkt auf einen Van zu, aus dem ein weiterer junger Kerl aussteigt.
Die seitlichen Schiebetüren werden geöffnet, worauf meine kleine nochmal einen suchenden Blick über den Parkplatz huschen lässt und sofort an meinem Auto hängen bleibt.
Ihr Mund verzieht sich zu einem gequältem Lächeln, bevor sie in das Innere verfrachtet und die Türe von aussen wieder geschlossen wird.
Da mir nichts anderes übrig bleibt, mache ich mich auf den Weg in die WG um die Unterlagen, die das Jugendamt benötigt, schnell auszufüllen.
Je schneller ich bin, desto schneller kann alles Bearbeitet werden und somit Zoey wieder nach Hause kommen.
In der WG angekommen, stelle ich fest, das niemand zuhause ist.
Ein Blick auf die Uhr verrät mir, das Leo und Sam bis in einer Stunde von der Arbeit kommen und bis dahin möchte ich schon einiges erledigt haben.
Somit knalle ich die Unterlagen auf den Tisch, hole schnell einen Kugelschreiber und mache mich an den Papierkram.
Die Jugendamtmitarbeiterin ist dieselbe, die auch wegen Clea hier war und ist deswegen schon ziemlich im bilde.
Das hat mich doch sehr erleichtert, da somit die Hauskontrolle wegfällt und ich nicht mehr so viel erzählen musste.
Diesesmal konnte ich eindeutig mehr weibliche Unterstützung angeben, was Frau Drescher erfreulich zur Kenntnis genommen hat.
Mit Rebekka habe ich heute morgen auch noch schnell über mein Vorhaben gesprochen, da sich das einfach so gehört und sie eben auch Bescheid wissen sollte.
Meine Freundin war überhaupt nicht überrascht und hat mich lachend gefragt, ob ich denke das sie blöd sei.
Somit hat sich das dann auch schnell erledigt gehabt.
Die erste Seite des Fragebogens ist schnell ausgefüllt, da es sich hier lediglich um meine persönliche Daten handelt.
Bei den weiteren Seiten, die ich schnell überfliege, gleicht die Arbeit mehr einer Erstellung meines Lebenslauf, was mich schwer aufatmen lässt.
Soll ich vielleicht noch irgendwo meine Unterhosengröße angeben?
Oh mann....
Immer wieder muss ich irgendwelche Unterlagen aus meinem Zimmer oder dem Ärztezimmer holen.
Auch über Zoey wollen die Behörden einiges wissen, was ich so gut wie möglich ausfülle.
Nachdem ich den siebten Ordner auf dem Tisch liegen habe und das komplette Chaos vor mir betrachte, kann ich nur mit dem Kopf schütteln.
Nach einem kurzen Blick auf meinem Handy, stelle ich fest, das mir Leo geschrieben hat.
Er, Sam und Clea verziehen sich heute zu Jaron und Co.
Die Kinder brauchen jetzt die Ablenkung genauso dringen, desshalb schreibe ich nur zurück, das es in Ordnung geht und stecke mein Handy wieder weg.
Eine weitere Stunde später, hänge ich total in den Seilen.
Die Müdigkeit überrollt mich im Sekundentakt, meine Schmerzen im Gesicht fressen mich fast auf und die Buchstaben auf den Papierbögen tanzen Cha Cha Cha und wollen einfach nicht mehr in Reih und Glied stehen bleiben.
Mein Kopf senkt sich auf den Ordnerstapel zu meiner linken, worauf ich die kühle Oberfläche, die auf meine verletzte Gesichtshälfte trifft, seufzend begrüße.
Nur kurz die Augen ausruhen, dann gleich weiter machen!
Alex' Sicht
Franco, Oli und ich haben endlich Feierabend und sitzen gemeinsam in meinem Auto, um nach Hause zu fahren.
Das ich heute Zoey sehen konnte, hat mich doch etwas beruhigt und ihr schien es ebenso gut zu tun, auch wenn es schmerzhaft war, sich wieder für ungewisse Zeit verabschieden zu müssen.
Als wir die WG betreten ist es absolut Still.
"Ist Tom nicht da? Sein Auto steht doch draußen!" Oli wirft einen Blick die Treppen nach oben, schüttelt darauf aber den Kopf.
"Vielleicht ist er auf dem Sofa..... oh, neee... auf dem Esstisch eingeschlafen!" als ich unseren Wohn- und Essbereich betrete, muss ich sofort schmunzeln.
Tom liegt halb verdreht auf einem Stapel Ordner und schläft.
Wir drei laufen zum Esstisch und werfen ein Blick auf die ganzen Unterlagen, die hier wild verstreut herumliegen.
Oli nimmt eines der Blätter in die Hand, das bisher nur halb ausgefüllt wurde und zieht seine Augenbrauen zusammen:
"Ist das...."
"Ja, das ist das was du denkst!" ein fettes Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht und als ich meine beiden Kumpels so anschaue, heben sich deren Mundwinkel ebenso.
"Hey!" Stephan kommt ebenfalls, mit Nesrin im Schlepptau, nach Hause.
"Hat da jemand den Weg ins Bett nicht mehr gefunden?" Nesrin wirft einen Kritischen Blick auf Tom und zieht nebenher ihre Jacke aus.
Herr Sindera scheint sich zu wundern, warum wir alle aussehen als hätten wir ein paar Pillen eingeschmissen und kommt schnellen Schrittes auf uns zu.
Als sein Blick über die ausgebreiteten Unterlagen huscht, erhellt sich seine Mine ebenso:
"Endlich! Also, ich würde sagen, wir wissen was wir jetzt zu tun haben!"
"Ja, Kaffe und dann machen wir uns an die Arbeit und schauen, was wir dem Herrn Mayer helfen können!" ich mache mich sofort auf den Weg in die Küche um uns allen einen Muntermacher durchlaufen zu lassen.
Im Esszimmer höre ich schon, wie die Stühle zurechtgerückt werden und leises Gemurmel von statten geht.
Nachdem jeder einen Kaffe vor der Nase hat, schnappen wir uns die Unterlagen und schauen, was wir für Tom noch erledigen können, damit alles schnell erledigt ist.
"Ich lass kurz bei Marc durchklingeln, der soll mir gleich ein polizeiliches Führungszeugnis von Tom rauslassen!" Stephan steht auf und läuft in die Küche, um ungestört telefonieren zu können.
"Hmmm, Gesundheitszeugniss brauchen wir auch von ihm. Ich hab morgen eh Dienst in der KaS, dann kann ich ihn da durchchecken. Sina hat glaub ich noch Schicht, dann ruf ich sie schnell an, damit sie mir Tom als Termin einträgt" auch Oli erhebt sich, um den Raum zu verlassen und ungestört zu telefonieren.
"Wir brauchen noch die Geburtsurkunde von Tom, eine Kopie seines Personalausweis und ein paar Kopien seiner Lohnabrechnungen. Bin mal schnell beim kopieren!" Franco wühlt in einem der Ordner rum, bis er die Geburtsurkunde des Herrn Mayer gefunden hat und macht sich anschließend auf die Suche nach Tom's Geldbeutel, um den Personalausweis anschließend kopieren zu können.
So verbringen wir über eine Stunde damit, Tom das abzunehmen, was möglich ist, damit er die Sache schnell über die Bühne bringen kann.
Ich hoffe nur allzusehr, das die Behörden sich nicht wieder ewig Zeit lassen und alles Problemlos durchgeht.
Als auch Phil nachhause kommt, sind wir größtenteils mit unseren helfenden Möglichkeiten durch und atmen erleichtert auf.
"Hey, was treibt ihr denn alle?" Herr Funke schaut uns erwartungsvoll an, jedoch drücke ich ihm nur einen Zettel in die Hand, auf dem eindeutig zu erkennen ist, worum es hier geht.
"Endlich!! Sehr gut!! Habt ihr soweit alles?"
"Ja. Ein bisschen was muss er noch selbst ausfüllen und wir müssen morgen noch einen Gesundheitscheck durchführen, aber dann ist alles durch und er kann die Unterlagen wieder abgeben!" gibt Oli preis, worauf sich Phil ebenso freudig zu uns dazugesellt.
Wir sind allesamt mehr als erleichtert, das Tom sich zu diesem Schritt entschieden hat, denn es gäbe keine bessere Alternative als diese.
"Hmmmmmm" Tom brummt vor sich hin und verzieht schmerzerfüllt sein Gesicht.
"Ich glaube ich werde gleich ein bisschen Schmerzmittel holen!" Oli nimmt mir die Worte aus dem Mund und verschwindet darauf im Ärztezimmer, um Tom schnellstmöglich Erleichterung verschaffen zu können.
"Hey, Tom!" ich streiche ihm vorsichtig über den Kopf, um ihn nicht zu erschrecken und mustere seine komischen Grimassen, die er aufgrund seiner ordentlichen Schmerzen zieht.
"Wach mal auf. Du gehörst ins Bett und nicht auf den Esstisch!"
"Ich schlaf gar nicht.... musste nur meine Augen ausruhen" murmelt unser Sorgenkind vor sich hin und sorgt dafür das ich unweigerlich lachen muss:
"Okay, dann hoffe ich das sich deine Augen kurz dafür aufraffen können, sich zu öffnen."
Im Zeitlupentempo kommt er immer mehr zu sich, während er sein Gesicht, unter schmerzlichen Lauten, von dem Ordner löst.
"Seit wann seid ihr denn alle da?" er ist total verwirrt und sieht sich irritiert um.
"Schon eine ganze Weile. Gib mal deine Hand, Tom!" Oli kehrt mit dem Schmerzmittel zurück und streckt ihm erwartungsvoll seine Hand entgegen.
Herr Mayer ist allerdings total verballert und drückt Oli die falsche Hand entgegen.
"Ne, die andere. Ich brauche deinen Zugang!"
"Welche denn jetzt?"
"Du hättest da noch eine zweite Hand, die an deinem Körper hängt und genau die möchte ich jetzt bitte haben!" Herr Dreier schüttelt schmunzelnd seinen Kopf und schnappt sich anschließend selbst die besagte Hand, da Herr Mayer gerade keinen Durchblick hat.
Als Oli ihm die Dosis verabreicht hat, dreht er Tom's Kopf zu sich und kneift leicht die Augen zusammen als die Einblutungen in dessen linken Auge sieht.
"Kannst du auf deinen linken Auge richtig sehen?" Herr Dreier überfordert unseren gerade erwachten Herrn Mayer, denn der murmelt nur vor sich hin, das er Kopfschmerzen hat und unbedingt die Unterlagen ausfüllen muss.
"Ne, Tom, du füllst heute, ausser deinem Bett, gar nichts mehr aus! Du hast morgen früh noch genug Zeit, bevor wir dann gegen Mittag deinen Gesundheitscheck machen. Jetzt bringen wir dich hoch und du schläfst weiter, damit du morgen fit bist!" Oli umfasst Tom's rechten Oberarm, worauf ich mich erhebe und nach dem linken Arm greife.
"Aber Zoey wartet und..." ein Gähnen unterbricht diesen Satz, worauf er dann aber gar nicht mehr weiter redet.
"Das wissen wir. Aber du musst dich auch ausruhen. Komm jetzt, wir gehen hoch!" ich ziehe Tom leicht in die Höhe, worauf er dann auch von selbst aufsteht und sich ohne Wiederworte mit uns in sein Zimmer begibt.
Er schafft es gerade noch so seine Klamotten auszuziehen und sich in sein Bett zu legen, worauf er wie auf Knopfdruck wieder komplett ins Traumland eintaucht.
Ich lege ihm noch seine Bettdecke über den Körper und verlasse anschließend mit Oli sein Zimmer.
Zoey's Sicht
Mittlerweile sind zwei ätzende Tage, seitdem ich meine Männer im Krankenhaus gesehen habe, vergangen.
Mit jedem Tag den ich hier verbringen muss, wächst die Sehnsucht nach Zuhause und vor allem nach Leo.
Heute ist Silvester und ein jeder wird heute spaßig in das neue Jahr starten.
Ich habe mir vorgenommen, mich in meinem Bett zu verkriechen und zu schlafen.
Was sollte ich denn auch feiern?
Das ich von meiner Familie entrissen wurde?
Das ich nicht weiß, bis wann ich wieder nach Hause darf und ob ich überhaupt wieder in die WG darf.
Das ich ohne meine geliebten Menschen in ein neues Jahr starte?
"Zoey! Du liegst ja immer noch im Bett herum. Aufstehen jetzt, na los. Wir brauchen jede helfende Hand! Der Speisesaal richtet sich nicht alleine partytauglich her!" Julien, ein rießengroßer und breit gebauter Knuddelbär, steht neben meinem Bett und versucht mich wieder einmal aus den Federn zu bekommen.
Die Betreuer wechseln sich mittlerweile ab und versuchen mich immer zu irgendwelchen Aktivitäten zu animieren, was zu siebzig Prozent scheitert.
"Ich habe nicht vor zu feiern. Was sollte ich denn auch gutheißen? Nervt mich doch einfach mal nicht den ganzen Tag!" ich drehe mein Gesicht zur Wand, damit mich Julien nicht die ganze Zeit penetrant anglotzen kann.
"Es ist erst zehn Uhr morgens und da kann man noch nicht von einem ganzen Tag sprechen. Zoey, du kannst dich nicht jeden Tag hier im Bett verkriechen und Trübsal blasen!" der Betreuer setzt sich neben mich auf die Matratze und schnaubt laut auf.
"Warum denn nicht? Stört doch keinen!"
"Doch, uns stört das. Auf Dauer macht das krank wenn man sich so verschanzt und von allen abschottet!" Julien entpuppt sich langsam auch zu einer reinen Nervensäge und ist mit Dominik auf demselben Level angekommen.
"Kränker als jetzt, kann ich nicht mehr werden. Lasst mich doch einfach nachhause und dann liege ich auch nicht mehr den ganzen Tag im Bett herum" damit ist eigentlich alles gesagt und ich hoffe das der Brummbär endlich verschwindet.
"Das liegt nicht in unserer Hand, das weißt du doch. Wir wollen dir nur helfen, die Zeit hier etwas zu verschönern. Ich will dich nicht zwingen müssen, mir wäre es lieber wenn du freiwillig ein bisschen mit uns interagierst!"
"Das ist ja lieb und nett von euch, aber ich will wirklich nicht. Mir geht es gut, mit dem was ich tue oder in dem Fall auch nicht tue. Wenn die Schule wieder anfängt, werde ich wohl oder übel wieder aufstehen müssen. Apropos, darf ich auch meine alte Schule gehen oder muss ich wechseln?" ich drehe meinen Kopf ganz schnell in Juliens Richtung und reiße meine Augen weit auf.
An diese Sache hatte ich überhaupt noch nicht gedacht.
"Das kommt natürlich ganz darauf an, wie du dich verhältst. Wenn du mindestens an zwei Aktivitäten am Tag teilnimmst, dann könnte ich bei der Heimleitung ein gutes Wort einlegen. Aber wenn die Dame nur im Bett rumliegt.... hmmmm. Weist du, deine Schule ist ein Stück weit entfernt und es gibt ein Gymnasium das viel näher liegt. Im Normalfall werden unsere Kinder dort angemeldet..." mein Gegenüber zieht die Augenbrauen weit nach oben und erhebt sich von meinem Bett, um langsam zu der Zimmertüre zu laufen.
"Du kannst es dir ja überlegen. Hast ja noch genug Zeit!" mit Beendigung des Satzes, schließt sich auch die Türe hinter Julien und ich bin wieder alleine in meinem Zimmer.
So ein blöder....
Das darf doch nicht wahr sein!
Wenn ich nur wüsste, ob das der Wahrheit entspricht....
Willst du wieder zu Shane, Clea, Max, Timo und Babsi in die Klasse und in den Pausen Jaron, Ty und Mitch sehen?
JA VERDAMMT.
Dann los, Hintern hoch!
Fluchend quäle ich mich aus meinem Bett, ziehe mich um und vollziehe meine normale Badroutine.
Bisher habe ich mein Zimmer nie alleine verlassen, Dominik war immer an meiner Seite.
Heute allerdings, muss ich das alleine machen und mich den Blicken der anderen stellen.
Ich schleiche mich durch den Flur, der von vielen aufgeregten Kindern passiert wird, die mich aber keines Blickes würdigen.
Da Julien den Speiseraum erwähnt hat, begebe ich mich auch direkt dorthin.
Laute Musik dringt durch den unteren Flur, die sich mit dem Stimmengewirr vieler Jugendlicher und Kinder vermischt.
Als ich den Saal betrete, sehe ich viele Menschen herumrennen, Girlanden und Luftballons aufhängen oder irgendwelche Tänze einstudieren.
"Hey, du? Kannst du mir mal eine Reißzwecke geben, bitte?" ein Typ, ungefähr in meinem Alter, steht auf einer Leiter und hält das Ende einer Girlande fest.
Ich bin mir erst nicht sicher ob er mich meint, aber als ich sehe das er mich direkt anschaut und sonst niemand um mich herumsteht, gehe ich davon aus, das es so ist.
"Die stehen da hinten auf dem Tisch!" ich folge mit meinem Blick seinem Zeigefinger und entdecke sofort eine kleine durchsichtige Plastikschachtel, die mit vielen bunten Reißzwecken gefüllt ist.
"Brauchst du nur eine oder noch mehr?" bevor ich nachher hundert mal hin und her rennen muss, frage ich lieber nach.
"Bring einfach ein paar mit!" antwortet er mir lächelnd und beobachtet mein Tun.
"Danke!" ich reiche ihm sein gefordertes Befestigungsmittel, worauf er dieses entgegennimmt und mitsamt der Girlande an der Decke befestigt.
Anschließend steigt er von der Leiter herunter und betrachtet sein Werk.
"Hmmm, was meinst du, sollen wir da drüben noch eine hinhängen oder ist das dann zuviel? Ich muss auch noch die mit dem "Happy New Year" -Schriftzug aufhängen" der Unbekannte kratzt sich am Hinterkopf und mustert unaufhörlich die Decke.
"Wie wäre es, wenn du da drüben nochmal so eine gleiche aufhängt und die mit dem Schriftzug, über die Tische da drüben. Ich schätze da wird dann ein Buffet stehen oder so..." präsentiere ich ihm meinen Vorschlag und bekomme sofortige Bestätigung.
"Kannst du mir noch schnell helfen? Achso, ich bin übrigens Lorenzo. Wer bist du? Hab dich noch gar nie gesehen!" Lorenzo streckt mir seine Hand entgegen, worauf ich diese sofort annehme:
"Zoey. Bin noch nicht lange hier. Drei Tage um genau zu sein. Klar, ich helfe dir gerne!"
Während wir die restliche Arbeit vollrichten reden wir nicht mehr wirklich viel, was ich aber absolut willkommen heiße.
Anschließend blasen wir noch einige Luftballons auf, die als Wandschmuck dienen und verteilen auf den Tischen noch einige Luftschlangen, Partyhütchen und Tröten.
Zwischenzeitlich laufen mir auch Dominik und Julien über den Weg und Grinsen mich einfach nur an, da sie jetzt wahrscheinlich froh sind, ein Druckmittel gefunden zu haben.
"Lorenzo! Magst du mir noch ein bisschen helfen?" Martha taucht plötzlich mitten im Raum auf.
Ihr Gesicht ist komplett mit Mehlstaub bedeckt, während ihre weiße Schürze in sämtlichen Farben leuchtet.
"Hahahaa, was ist denn mit dir passiert?" der Junge neben mir muss sich schon seinen Bauch festhalten, da er den Anblick der Küchenfee wohl mehr als amüsant findet.
"Der Drachenbekämpfer scheint heute einen sehr schlechten Tag zu haben und ich musste das ausbügeln. Jetzt könnte ich daher tatkräftige Unterstützung gebrauchen. Das Mädchen neben dir kannst du auch gleich mitbringen. Ein Mädchen arbeitet für fünf Jungs!"
Das war bestimmt Mike.
"Kommt ihr fünf Jungs mit?" Lorenzo verdreht amüsiert die Augen und sieht mich wieder erwartungsvoll an.
"Ja, wir kommen!" dieses Mal kann ich mir mein schmunzeln auch nicht verkneifen und folge ihm in die Küche.
"Wie war gleich dein Name? Zoey oder?" Martha lächelt mich freundlich an und reicht mir kurz darauf eine Schürze.
"Ja, genau!"
"Gut Kinder, dann an die Arbeit!" die Chefin klatscht in die Hände und teilt uns sofort unsere Arbeiten zu.
Während Lorenzo Pizzaschnecken in Hülle und Fülle zubereitet, backe ich im Akkord die verschiedensten Muffins.
Nach einer guten Stunde gesellen sich auch noch Dominik und drei andere Mädels zu uns dazu und helfen ebenfalls bei den Zubereitungen.
Auch wenn ich kein Wort rede, sondern einfach einen Teig nach dem anderen produziere, scheint Nick absolut zufrieden zu sein.
Wehe wenn sich das nicht alles auszahlt.
Nach zwei Stunden verkrümeln sich die drei Mädels schon wieder, da sie keine Lust mehr haben und überlassen uns auch deren Arbeit.
Anders als am Anfang, genieße ich es jetzt sogar hier mitzuhelfen, denn so vergeht die Zeit schneller.
Ich ertappe mich sogar dabei, wie ich mich irgendwann rhythmisch zu der Musik bewege und leise vor mich hin singe.
Zwischendurch probieren wir immer wieder unsere Erzeugnisse, da wir schließlich auch wissen müssen, ob das was wir hier fabrizieren, auch wirklich schmeckt.
Gegen siebzehn Uhr räumen wir dann endlich die Küche auf, denn wir haben unser Ziel erreicht und eine Menge Leckereien für das abendliche Buffet gezaubert.
Als wir die Küche komplett auf Werkeinstellungen zurückgesetzt haben, darf ich nach Dominiks nicken auch endlich wieder in meinem Zimmer verschwinden.
Ich muss feststellen, das es hier erschreckend ruhig ist und mir wahnsinnig die Musik fehlt.
Wenn ich endlich wieder Kontakt mit der Außenwelt haben darf, muss ich mir unbedingt meine Kopfhörer und meinen Ipod herbringen lassen.
Durch mein geöffnetes Fenster genieße ich die kalte, nach Schnee duftende Luft und beobachte die ersten Raketen, die wie jedes Jahr viel zu früh in den Himmel geschossen werden.
Was die anderen jetzt wohl machen?
Die sitzen bestimmt allesamt in der WG...
"Zoey!"
Okay, langsam wirst du irre!
Jetzt hörst du schon Leo's Stimme!
"Zoey!"
Jaron scheinst du wohl auch zu vermissen.
Ach, du dummer Kopf!
"ZOEY!"
DAS kam jetzt aber eindeutig nicht aus deinem Kopf, Fräulein Tanner!
Ich richte meinen Blick nach unten in die Dunkelheit und sehe das Licht einer Taschenlampe herumwedeln.
"Babe, jetzt guck doch nicht so blöd. Hahha!"
Leo!
"Leo? Bist du das?" ich versuche nicht allzu laut zu sein, damit wir keine Aufmerksamkeit erregen.
"Wieso, nennt dich sonst noch irgendjemand Babe?" das leichte knurren in seiner Stimme bringt mich leicht zum Lachen.
"Nein! Aber, was machst du hier?" meine Irritation ist mir direkt anzuhören.
"Glaubst du wir lassen dich an Silvester einfach so alleine?"
"Wer ist WIR?" da ich bisher nur Leo höre, wundere ich mich doch etwas.
"Neben mir steht Jaron..."
"Hi kleines" ruft mein Bloni schnell dazwischen.
"... und da hinten in den Büschen stehen Shane, Sam, Clea, Ty und Mitch!" erklärt mir mein Freund ganz euphorisch, während mir die Kinnlade nach unten schnappt.
"Wissen die Männer das ihr hier seid?"
"Neeee. Wir haben gesagt, das wir ins Bootshaus gehen.... Keine Sorge! Was ist, kommst du raus?" Leo scheint langsam ungeduldig zu werden, was ich absolut nachvollziehen kann.
Am liebsten würde ich jetzt direkt aus dem Fenster, in seine Arme springen.
"Ich weis nicht... Ich darf doch gar kein Besuch haben... Wenn die mich erwisch.." mein Körper zuckt vor Schreck zusammen, als sich ein Arm um meine Schultern legt.
Voller Entsetzen sehe ich Dominik neben mir am Fenster stehen und in die Tiefe hinabblicken.
Ich schlucke schwer, da ich jetzt mit einer Menge Ärger rechne.
"Wer ist denn da unten?" Nicks Stimme hört sich ziemlich interessiert und keineswegs sauer an.
"Mein Freund und unsere Clique. Hör mal, es tut mir leid, ich wusste nicht.." meinen Satz kann ich nichtmal komplett beenden, da mir Dominik sofort ins Wort fällt:
"Soviel an einem Stück habe ich dich noch nie reden hören! Was wollen die denn hier?"
"Mich an Silvester nicht alleine lassen..." ich bekomme schon leichtes Herzrasen, da ich nicht wirklich einschätzen kann, wie mein Nebenmann reagieren wird.
Vor lauter Nervosität auf Nick's Reaktion und der Angst, das ich die Bande da unten wieder wegschicken muss, läuft mir ungewollt eine Träne über die Wange.
Nick seufzt laut und wischt mir mit dem Daumen die Träne weg:
"Also, pass auf. Es ist eigentlich nicht erlaubt... aber... machen wir einen Deal, okay?"
"Was für einen Deal?" frage ich vorsichtig und bin gespannt, ob das überhaupt im Rahmen meiner Möglichkeiten liegt.
"DU strengst dich ein bisschen mehr an, dich hier zu integrieren und lungerst nicht den ganzen Tag in deinem Zimmer herum. Du musst keine Freundschaften schließen, aber einfach an ein paar Aktivitäten teilnehmen. Dafür lasse ich dich heute Nacht mit deinen Freunden da unten feiern. Allerdings musst du selbst aufpassen, das euch keiner erwischt, ich weiß von nichts. Wegen mir kannst du auch ein bisschen Sekt trinken, aber komm nicht mit einem Vollrausch zurück und sei noch bevor es draußen wieder hell wird, in deinem Zimmer!"
Ich hätte wirklich mit vielem gerechnet, aber nicht mit dem.
Desshalb falle ich Nick auch dankbar um den Hals und drücke ihn fest an mich:
"Danke, danke, danke!"
"Schon in Ordnung. Diese Zoey die ich hier sehe, gefällt mir viel besser als die, von den letzten drei Tagen. Zieh deine Jacke an und verschwindet. Na los!"
"Leo, Jaron, ich komme gleich! Wartet da unten!" schnell gebe ich meinen Jungs bescheid, damit sie wissen das sie nichts zu befürchten haben und auf mich warten sollen.
"Bis später!" ich schnappe mir meine Jacke und renne wie eine gestochen Sau durch die Flure und stürme direkt nach draußen.
Als ich um die erste Ecke des Gebäudes laufe, werde ich direkt von zwei Armen gepackt und durch die Luft gewirbelt:
"Babe ich hab dich so vermisst! Ich konnte es einfach nicht mehr aushalten und musste dich unbedingt sehen!"
"Hey ihr da unten! Ihr passt mir gut auf Zoey auf und bringt sie mir heile wieder, damit das klar ist!" Dominik scheint immer noch am Fenster zu stehen, denn die halbe Drohung musste er anscheinend unbedingt noch loswerden.
"Geht klar Chef. Danke!" Jaron antwortet im Namen aller, da Leo und ich gerade damit beschäftigt sind, unsere Lippen miteinander zu vereinen.
"Ich hab dich auch so sehr vermisst!" hauche ich ihm zwischen unseren Küssen entgegen und spüre darauf ein paar Tränen, die Leo über die Wangen laufen.
"Leute, ihr könnt euch nachher noch auffressen, wir sollten mal langsam hier weg!" Blondi schiebt uns, nicht gerade sanft, in Richtung der Büsche wo ich Leo auch sofort entrissen werde.
Jeder einzelne der Anwesenden erdrückt mich fast in einer Umarmung und wirklich keiner kann sich beherrschen, so das wir letztendlich allesamt mit nassen Wangen dastehen.
"Was machen wir denn jetzt?" werfe ich meine allzuberechtigte Frage in die Runde.
"Komm mit, da hinten auf dem Parkplatz steht unsere Behausung!" Leo und Jaron ziehen mich beide jeweils an einer Hand, zu einem weißen riesigen Sprinter und öffnen die hinteren Türen.
"Wow!" die Überraschung ist wahrlich gelungen.
Auf der Ladefläche liegen lauter Matratzen und Kissen, während an der Decke Girlanden und Luftballons angebracht wurden.
Seitlich an den Wänden stehen lauter Snacks bereit und vorne auf den Sitzen sehe ich ein paar Sektflaschen stehen.
"Wir wollten uns heute ohnehin nicht betrinken, da wir die Zeit mit dir genießen wollen!" Leo drückt mir erneut einen Kuss auf und zieht mich fest an sich.
"Ihr macht mich gerade zum glücklichsten Menschen auf der Welt! Danke! Ihr seid einfach die Besten!"
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