Zoey's Sicht
"Haben wir denn alles?" Alex fegt durch mein Krankenzimmer wie ein Irrer und kontrolliert jede Ecke, damit wir auch wirklich nichts vergessen.
Tom ist derweilen bei Leo's Sachen zugange und stellt das Badezimmer auf den Kopf.
Meine Wenigkeit starrt aus dem Fenster und würde am liebsten schreiend davon laufen oder rollend, laufen geht immer noch nicht, denn heute müssen wir zur Reha.
Seit Parker's angekündigten Besuch bei Martin, vor einer Woche, haben wir nichts mehr von ihm gehört.
Also weder von Parker, noch von Martin.
Mich zermürben tausend Gedanken, da ich nicht weiß, inwieweit Martin vielleicht mit einem "Besuch" gerechnet und somit irgendwelche Vorkehrungen getroffen hat.
Ich mache mir wirklich Sorgen um Gonso, Matteo und Parker und hoffe, das den drei nichts zugestoßen ist.
"Zoey, brauchst du denn noch irgendetwas? Wir könnten jetzt noch alles besorgen, was fehlt!" Tom kommt aus dem Badezimmer geflitzt und verstaut die letzten Dinge in Leo's und meinem Koffer.
"Nö!" ich wüsste nicht was ich noch brauche, denn alles was ich gerne mitnehmen möchte, darf ich nicht: Leo, Tom, Alex, Phil, Oli, Stephan, Franco, Jaron, Sam, Clea...
"Prinzessin? Hey, jetzt zieh doch nicht so eine Schnute! Ich weiß das du nich in die Reha gehen willst, aber es muss sein, okay?" Tom kniet sich neben meinen Rollstuhl und streicht mir über die Haare.
"Hmmm" mein Blick ist immer noch stur geradeaus gerichtet, da ich mir nicht sicher bin, ob ich anfangen muss zu heulen, wenn ich Tom in die Augen schaue.
Tom scheint zu merken, das ich nicht reagieren will und lässt mich somit auch zufrieden.
"Ich bin durch! Alles okay soweit!Alex, hast du mein Handy von zuhause mitgebracht?" Leo kommt von seiner Abschlussuntersuchung zurück und scheint ziemlich glücklich zu sein.
"Ja, hab ich dir in deinen Koffer gepackt. Ladekabel ist auch dabei. Klamotten hast du auch genug und bei Bedarf können wir dir ja jederzeit noch was vorbeibringen!" nach diesen Worten verstummt Alex kurz, da ihm wohl bewusst geworden ist, das ich sowas gerade nicht hören will.
"Babe, die Zeit geht schnell vorbei. Glaub mir. Ausserdem telefonieren wir jeden Abend, okay?" Leo zwängt sich zwischen mich und die Fensterfront, um mir ungefragt einen Kuss auf die Lippen zu drücken.
Ich versuche auch seinem Blick auszuweichen, denn meine Gefühle fahren dermaßen Achterbahn, das ich Angst habe, das sie bei dem kleinsten Blickkontakt komplett entgleisen.
Leo gibt ebenfalls seufzend auf und begibt sich zu den Männern,die gerade gleichzeitig die Reißverschlüsse unserer Koffer schließen.
"So, jetzt aber. Wir holen jetzt noch die Entlassungspapiere und dann geht's los!" mein Rollstuhl setzt sich plötzlich in Bewegung und wird Richtung Zimmerausgang, in den Flur geschoben.
Unterwegs begegnen wir Paula und Sina, die sich nochmal ausgiebig verabschieden, obwohl die beiden schon gestern, mit den restlichen Männern und Freunden anwesend waren.
Als ich auch das hinter mich gebracht habe, halten wir erst wieder bei Schwester Gisela, die Tom unsere Entlasssungspapiere in die Hand drückt:
"Hört mal, ich hatte ein paar Anrufe von einem... äääh, Martin Tanner. Der wollte unbedingt die Entlassungspapiere von Zoey haben. Der letzte Anruf liegt jetzt aber schon über eine Woche zurück".
Tom und Alex werfen sich einen vielsagenden Blick zu, worauf Tom sich Gisela zuwendet:
"Hast du ihm irgendetwas zukommen lassen?"
"Nein. Mir ist bewusst, das ihr für Zoey zuständig seid. Ich dachte mir, ihr werdet das schon regeln. Ausserdem war er dermaßen unfreundlich und hat sich aufgeplustert wie ein Gockel, da wollte ich ihm eh eins reindrücken!" das gehässige Grinsen lässt meine Stimmung auch sofort etwas besser werden.
Wenn er sich schon über eine Woche nicht mehr gemeldet hat, dann war Parker bestimmt erfolgreich mit seinem Besuch!
"Zoey, alles Gute! Gib Gas in der Reha, damit du wieder fit und gesund zurückkommst!" Gisela hält mir die Faust hin, auf die ich wortlos reagiere und ihr mit einem kleinen Grinsen zunicke.
Nachdem auch Leo von ihr verabschiedet wurde, begeben wir uns gemeinsam zu Tom's und Alex' Auto.
"Jetzt komm mal her kleine" Alex stellt Leo's Koffer ab und nimmt mich übertrieben fest in den Arm.
"Drück bitte noch ein bisschen fester! Dann kann ich nochmal eine Weile hier bleiben!" ich versuche das Brennen in meinen Augen mit einem kleinen Witz zu überspielen, aber kaum habe ich meinen Mund geschlossen, fließen die ersten Tränen.
"Nicht weinen! Wir kommen dich so oft wie möglich besuchen, ja? Ich weis, das es schwer ist, aber es geht schnell vorbei, glaub mir. Gib dein Bestes und sei fleißig mit deinen Übungen, okay?" Alex wird zum Ende hin immer leiser und ich weiß ganz genau, das es ihm auch unendlich schwer fällt, sich von mir zu verabschieden.
"Ich vermisse dich jetzt schon! Kann man das denn nicht verkürzen? Sechs Wochen sind viel zu lange!! Das pack ich nicht..." mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen und ich bin mir sicher, das gerade lauter kleine Risse entstehen.
"Doch, das schaffst du! Wir schaffen das alle, wir haben gar keine andere Wahl. Du kannst uns jederzeit anrufen, wenn dir danach ist. Hab dich lieb kleine!" Alex atmet schwer auf und löst sich nach meinem krächzenden "hab dich auch lieb!" nur schwerfällig von mir.
Während Tom und Alex die Koffer verstauen, verabschieden Leo und ich uns tränenreich voneinander.
"Das ist die längste Zeit, die wir beide voneinander getrennt werden, seitdem wir ein Paar sind" mein Gesicht ist fest in Leo's Halsbeuge gedrückt, während sein Körper genauso bebt wie meiner.
"Wenn ich übers Wochenende raus darf, komm ich zu dir, okay?" Leo ist kaum zu verstehen, da er genauso am heulen ist wie ich.
"Okay! Ich liebe dich Leo!" ich klammere mich nochmal fest an meinen Freund, da ich die Hoffnung habe, das unsere Körper miteinander verschmelzen und wir uns gar nicht mehr voneinander lösen können.
"Ich liebe dich auch Zoey! Meldest du dich, wenn du angekommen bist?"
"Klar, mach ich!" da die beiden Herren uns langsam Druck machen, lösen wir uns wiederwillig voneinander und küssen uns ein letztes Mal.
"Bis bald, Babe!" Leo streicht mir über die Wange und steigt dann im Eiltempo zu Alex ins Auto.
Wir winken den zwei noch hinterher, bis die schwarze Karre nicht mehr zu sehen ist.
"Eure Hoheit, die Kutsche wäre bereit für den königlichen Ausflug!" Tom stellt sich vor mich und geht leicht in die Knie, damit ich mich um seinen Nacken klammern kann.
"Das ist der beschissenste Ausflug, den du je mit mir gemacht hast!" trotzig lege ich meine Arme um Tom, worauf er mich aus dem Rollstuhl zieht und anschließend auf seine Arme aufläd.
"Glaub mir, ich hätte es auch gerne anders! Aber da müssen wir jetzt einfach durch, egal wie schwer es uns fällt..." bevor er mich vorsichtig in den Beifahrersitz gleiten lässt, drückt er mir einen sanften Kuss auf die Backe und atmet tief ein.
Bevor er die Türe schließt, drückt er mir mein Handy in die Hand und bringt anschließend den Rollstuhl zurück in die Klinik.
Währenddessen klingelt mein Handy und deutet mir, das Ronja versucht mich zu erreichen:
Ich: "Hey Ronja!"
Parker: "Ne, ich bins! Alles klar bei dir?"
Ich: "Gott sei Dank geht es dir gut! Sind Mat und Gonso auch okay?"
Parker: "Hahahaa, du glaubst doch wohl nicht, das der alte Knacker uns was antun kann, oder?"
Ich: "Man weiß ja nie! Hätte ja sein können, das er mit eurem Besuch gerechnet und irgendein Ass im Ärmel hat!"
Tom öffnet die Autotüre und setzt sich, mit einem fragenden Blick, auf den Fahrersitz.
Ich forme mit meinem Mund lautlos den Namen "Parker", worauf Herr Mayer überrascht nickt.
Während wir uns mit dem Auto in Bewegung setzen, führen Parker und ich unser Gespräch weiter:
Parker: "Wer ist da?"
Ich: "Das ist nur Tom. Er weiß ja Bescheid. Kannst frei reden!"
Parker: "Okay, pass auf: Martin war nicht sehr gesprächig. Das ist wirklich ein gnadenloses Arschloch....Egal... auf jedenfall haben wir herausbekommen, das er wohl auf Geld von der Unfallversicherung spekuliert, er braucht allerdings dafür deinen Entlassungsbericht aus dem Krankenhaus. Sein Konto ist radikal Überzogen, da er mehr Ausgaben als Einnahmen vorzuweisen hat. So leid es mir tut, zu erben gibt es hier unter Umständen nur Schulden!"
Ich: "Tom's Kollege hatte in die Richtung eine Theorie aufgestellt und das mit der Versicherung schon in Betracht gezogen. Dann hat er also recht. Wir haben schon mitbekommen, das sich Martin mehrmals um einen Krankenhausbericht von mir bemüht hat, aber bisher hatte er kein Erfolg. Allerdings hat er auch seit über einer Woche nichts mehr von sich hören lassen!"
Parker: "Ja, hahhaha, das mit dem melden wird schwierig. Schonmal versucht dich mit einem gebrochenem Kiefer und zwei gebrochenen Armen irgendwie mitzuteilen? Das dauert, bis er das wieder einigermaßen hinbekommt. Allerdings ist er so oder so voll fertig. Seine Krankenakte ist wirklich nicht vielversprechend und ich denke nicht, das er es noch lange macht!"
Ich: "Oha, okay. Ja gut, dann brauch ich mir darüber ja mal keine Gedanken mehr machen! Was ist mit Markus? Hat Martin seine Mittäterschaft bestätigt?"
Parker: "Das ist das Einzigste, was mir bitterlich aufstößt. Das Rafael mitdrin hängt, hat er zugegeben. Aber Markus hat er in Schutz genommen. Ich weis auch nicht so recht.... Mir scheint es so, als wenn er diesen Typ noch für irgendetwas braucht. Vielleicht hat Rafael deswegen auch geschwiegen. Wir werden ihn trotzdem mal besuchen und versuchen, ihm auf den Zahn zu fühlen..."
Ich: "Das gibt es doch nicht! Gerade dieses Arschloch... Aber passt bitte auf euch auf. Markus rechnet garantiert mit euch."
Parker: "Süße, mach dir um uns keine Sorgen! Bist du noch im Krankenhaus?"
Ich: "Sagst du so einfach... Ne, bin gerade auf dem Weg in die Reha. Bin dann sechs Wochen weiter weg"
Parker: "Dann bist du wenigstens aus dem Schuss! Gut, also ich melde mich wieder, wenn es was neues gibt, ok? Und halt die Ohren steif. Wir wollen dich wieder in alter Form hier im Bootshaus beim feiern haben!"
Ich: "Ich geb mir Mühe. Danke Parker, ich bin dir was schuldig!"
Parker: "Nein, das passt, kleine. Wir hören uns!"
Noch bevor ich etwas erwiedern kann, legt Parker auf.
"Und? Haben deine Halunken Martin erwischt?" Tom's fast schon hoffnungsvoller Blick, bringt mich zum Lachen.
"Waaaas?"
"Hahahhaa, Tom, dafür das du Polizist bist, bist du aber ganz schön Rachesüchtig geworden!" ich bin fast schon froh über diese Ablenkung, denn das Lachen ist definitiv die bessere Wahl.
"Er hat es nicht anders verdient! Überleg doch mal, was der schon alles abgezogen hat. Ich hätte auch kein Problem damit gehabt, ihn selber fertig zu machen, aber es hängt einfach zuviel dran wenn ich sowas mache!"
"Ja, da hast du allerdings recht! Irgendwie bezweifel ich aber, das du Marin beide Arme und zusätzlich den Kiefer gebrochen hättest..." ich schaue Tom erwartungsvoll mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Dieser pfeift anerkennend und wartet anschließend auf weitere Informationen.
Ich erzähle ihm alles, was mir Parker weitergegeben hat und bin auf seine Reaktion gespannt.
"Verdammt, Marc hat mit seiner Vermutung direkt ins Schwarze getroffen. Dann kann ich ihm sagen, das er der Spur unbedingt nachgehen muss" voller Euphorie hämmert Tom auf das Lenkrad und betätigt ausversehen die Hupe.
Unser Vordermann schenkt uns dafür seinen wunderschönen Mittelfinger.
"Hahha, hoppala. Aber wie willst du Marc erklären, das seine Spur stimmt, ohne uns zu verraten?" Marc wird den Braten sofort wittern, da bin ich mir sicher.
"Es reicht doch schon, wenn ich ihm Gisela's Hinweis fett unter die Nase reibe. Ich kann ja auch noch etwas dicker auftragen... Das wird schon! Vor allem wenn Herr Westerhoven checkt, das ER die richtige Spur entdeckt hat, interessiert ihn sowieso nichts anderes mehr. Vertrau mir!" da sich Tom so sicher ist, glaube ich ihm sofort.
Schließlich sind er und Marc auch ganz dicke und kennen sich schon ewig.
"Aber die Tatsache mit Markus ärgert mich gewaltig! Das kann ich nicht einfach so akzeptieren... Klar, wir brauchen Beweise... Aber der bekommt auch noch sein Fett weg!" man spürt, das Tom auch genug von diesen Vorfällen hat und sich endlich Ruhe für uns alle wünscht.
Die restliche Fahrt über, hüllen wir uns in angenehmes schweigen.
Ich werfe ihm ab und zu einen Blick zu und mustere ihn ganz genau, damit ich ihn in den sechs Wochen nicht vergesse.
Manchmal frage ich mich, wann diese krasse Verbindung zwischen uns entstanden ist.
Nachdem er damals, gefühlt von heute auf morgen, in die WG eingezogen ist, war unsere Verbindung sofort da.
Das die jedoch irgendwann so stark wird, das er fast zu Grunde geht, wenn es mir schlecht ergeht, hätte ich mir nie vorstellen können.
"Worüber denkst du nach?" anscheinend habe ich zu lange gestarrt, so das Tom meine Blicke gespürt hat.
"Das du einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben bist und ich mir mein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen könnte. Ich hab versucht herauszufinden, seit wann das so ist... Aber... Ich weis es nicht... Es fühlt sich so an, als wenn es schon immer so wäre!"
Und ich wünsche mir, dass das auch für immer so bleibt.
Auch, wenn uns in dem Sinne nicht wirklich irgendetwas verbindet!
Tom öffnet seinen Mund um etwas zu sagen, jedoch bringt er keinen einzigsten Ton raus und schließt ihn desshalb auch kurz darauf wieder.
Er schluckt ein paar Mal kräftig und fährt sich anschließend durch seine Haare:
"Weist du, es spielt keine Rolle wann das begonnen hat oder wesshalb. Daran kann ich mich nämlich selbst nicht erinnern. Es war plötzlich da und ist seitdem mein täglicher Begleiter. Ich kann dir nur sagen, das ich dieses Gefühl nie wieder missen möchte und egal was passiert, es durch nichts oder niemand je wieder ausgelöscht werden kann!"
Jetzt muss ich auch kräftig schlucken.
"Weist du, manchmal habe ich Angst, das es dir zu viel ist... Also, dein Leben wäre so viel einfacher, wenn du nicht immer meine Scheiße ausbügeln müsstest. Ausserdem hättest du dann nicht Markus und Martin am Hals und.."
"Zoey, stopp! Selbst wenn es mir zuviel wird, ändert das doch nichts an meiner Liebe zu dir. Ich würde alles auf mich nehmen, nur um dich bei mir haben zu können und wenn ich dafür auf dem Zahnfleisch kriechen muss. Ich wünschte, du hättest diese ganzen schlimmen Erfahrungen niemals sammeln müssen und hättest eine ganz normale Kindheit und Jugend erleben können. Das kann ich leider nicht rückgängig machen, aber ich arbeite daran, das wir zusammen in eine bessere Zukunft blicken und irgendwann diese ganze Scheiße hinter uns lassen können. Aber selbst, wenn noch weitere schwere Herausforderungen auf uns zukommen, ist doch das wichtigste, das wir uns immer aufeinander verlassen können und zusammenhalten. DAS macht es aus und nicht wie viel oder wenig Chaos unser Leben dominiert!" mein Nebenmann kratzt sich sichtlich auffällig, aber gewollt unauffällig im Augenwinkel.
"Ich wünschte, du wärst schon viel früher in mein Leben gestolpert!" seufzend richte ich meinem Blick der Landschaft, außerhalb des Autos, zu und genieße das Glücksgefühl, das Tom's Worte in mir ausgelöst haben.
Als wir leider irgendwann in der Reha ankommen, verfliegt meine gute Laune gleich wieder.
"Na, na. Jetzt nicht gleich wieder den Miesepeter raushängen lassen! Jetzt guckst du dir das ganze mal an und stellst dann vielleicht auch fest, das alles halb so schlimm ist" ob der Herr von seinen Worten selbst überzeugt ist, wage ich zu bezweifeln, aber irgendwas muss er ja sagen.
Nachdem wir geparkt haben, muss ich kurz alleine im Auto warten, da Tom einen Rollstuhl organisieren muss und desshalb schnell in dem Gebäude verschwindet.
Nach ungefähr zehn Minuten kehrt mein Chauffeur mit männlicher Begleitung und Rollstuhl zurück:
"Ich hab dir jemanden mitgebracht!"
"Toll, ich freue mich wahnsinnig!" mein vor Ironie tropfender Satz, wird von Tom nur mit einem Augenrollen kommentiert.
Als mein Hintern letztendlich in meinem Gefährt thront, schiebt sich mir auch schon eine unbekannte Hand entgegen:
"Hi, ich bin Titus. Für die nächste Zeit bin ich für dich Zuständig und dein Ansprechpartner für jegliche Situationen!"
Neeeein Zoey, du denkst jetzt nicht an mögliche Spitznamen!
Pfui, benimm dich...
Ich reiche dem Herrn ebenfalls meine Hand und versuche irgendwie meine Mundwinkel unter Kontrolle zu behalten:
"Hi... Ich... bin Zoey!"
"Freut mich. Anscheinend bist du ja eine ganze Frohnatur! Also, soll dein Vater noch mitkommen oder verabschieden wir ihn gleich hier?" dem Kerl scheint offensichtlich die Sonne aus dem Arsch und ich weiß noch nicht, ob ich das toll finde oder er mir eher auf die Nerven gehen wird.
"Papa kommt natürlich noch mit. Ich weis ja nicht, wann ich ihn das nächste Mal sehe!" mein böser Blick wird von Titus einfach weggelächelt:
"Du wirst hier gar keine Zeit haben, um hier jemanden zu vermissen!"
"Haben Sie ne Ahnung! In Menschenvermissung bin ich Spezialist und ich hab ein außerordentlich gutes Talent, meine Umwelt dafür komplett auszublenden!" ich ziehe eine Augenbraue nach oben und sehe schon eine klitzekleine Verunsicherung in Titu's Gesicht.
"Na dann bringt Papa dich mal rein, Kind!" Tom schiebt mich etwas energischer und in einem schnellen Tempo auf die Eingangstüre zu, so das wir schneller als Titus sind.
"Prinzessin, sei nett, okay? Dieser Mensch kann auch nichts dafür, das du diese Reha machen musst. Und verarsch ihn ja nicht wegen seinem Namen..." die minimale Belustigung ist leider, aus der Stimme hinter mir, nicht zu ignorieren, wesshalb ich dann doch auch anfangen muss zu lachen.
Tom steigt mitein und schüttelt nur mit dem Kopf.
In den nächsten zwei Stunden zeigt uns mein Betreuer das ganze Gelände, stellt mir vereinzelte Therapeuten und Psychologen vor und lässt uns anschließend in meinem Zimmer für ein paar Minuten alleine.
Tom räumt mir gütiger weise meine Klamotten in den Schrank ein und scheint sich absichtlich etwas mehr Zeit zu lassen, als er eigentlich benötigen würde.
"Sooooo, dann würde ich sagen, das wir unsere Verabschiedung mal bald starten. In vierzig Minuten hast du das Erstgespräch bei Fr. Dr. Pop!" Titus klatscht erwartungsvoll in die Hände, während ich versuche, hinter meiner Hand irgendwie mein breites Grinsen zu verbergen.
Tom leht sich mit der Stirn kurzzeitig gegen die Kleiderschranktüre, was Titus augenblicklich verwirrt:
"Ist bei Ihnen alles in Ordnung?"
"Jaja, ich... musste mich nur kurz sammeln. Alles okay!" Herr Mayer vermeidet konstant meinen Blick und schiebt mich ein paar Minuten später nach draußen, damit wir uns in Ruhe verabschieden können.
"Hahhaa, du musst mir unbedingt alle weiteren Namen verraten, sobald du sie weißt. Ich denke du wirst deinen Spaß haben!" er kniet sich vor mich und nimmt meine Hände zwischen seine:
"Also, du machst jetzt das Beste aus dieser Situation und bläst kein Trübsal. Wir telefonieren ganz viel und ich komme so oft wie möglich zu Besuch. Und keine Angst, wir vergessen dich auf keinen Fall!"
Ich lehne mich nach vorne und und schließe Tom ein letztes Mal in meine Arme:
"Ich werde dich schrecklich vermissen! Aber ich verspreche dir, das ich mir große Mühe geben werden!"
Ich kann es nicht verhindern, das meine Tränen sich wieder ihren Weg in die Freiheit bahnen und nässe deswegen noch ein bisschen Tom's Pullover ein.
Am liebsten würde ich ihn gar nie wieder loslassen, aber Tom muss schließlich noch drei Stunden nach Hause fahren, wesshalb ich ihn dann doch schweren Herzens entlasse.
Auch er hat ein paar Tränen an der Wange kleben, die er schnell mit seinem Ärmel wegwischt.
"Bis bald kleine. Ich hab dich lieb!" nach einem dicken Kuss auf meine Stirn, wischt er mir ebenfalls meine Tränen aus dem Gesicht.
"Ich hab dich auch lieb, Tom. Fahr vorsichtig. Bis bald!" ich zupfe ihm noch zweimal an seinem Bart herum, was ihm ein kleines Lächeln entlockt.
"Jetzt aber... sonst sitzen wir morgen noch hier! Tschüss kleine!" nach diesen Worten läuft er zu seinem Auto, aber natürlich nicht, ohne mir den gesamten Weg über zuzuwinken.
Als er in seinem Auto davonbraust, zersplittert mein Herz in tausen Teile.
Eins habe ich mir allerdings jetzt schon zu meinem festen Ziel gesetzt:
Ich werde alles dafür geben, das ich Tom, Leo und Co mit meinen Fortschritten aus den Socken hauen kann und bis zum Ende meiner Reha, um einiges selbstständiger sein werde.
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