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Part 157

Zuhause angekommen, treffen wir auf die komplette Männerschar.
Die Stimmung ist spürbar angeknackst, obwohl sich jeder Mühe gibt, seinen Missmut zu unterdrücken.

"Wir sind wieder da!" Leo stiefelt sofort ins Wohnzimmer und lässt sich zwischen Phil und Stephan auf das Sofa plumpsen.
"Wie geht's dir großer?" Phil scannt Leo förmlich mit seinen Blicken ab, worauf Leo ihn freudestrahlend angrinst:
"Gut! Die Pizza, das Popcorn, die Schokolade, die Gummibärchen und das Eis haben sich noch keinen Notausgang gesucht. Ich schätze, die Kotzerei habe ich überwunden!"
Phil's Augen werden bei der Aufzählung, der verspeisen Nahrungsmittel, immer größer:
"Das hast du jetzt nicht wirklich alles in dich reingestopft?"
"Doch. Warum? Ich hatte Hunger!" Leo zuckt mit den Schultern und erntet darauf nur ein tiefes Seufzen von Phil.
"Lass ihn doch... so merkt man wenigstens das es ihm wieder gut geht hahahhaa!" Oli kommt vollgepackt mit Vesperutensilien aus der Küche und verteilt alles auf dem Esstisch.
"Wollt ihr dann noch was essen? Zoey, hast du auch was gegessen?" Alex, der ebenfalls vollgepackt aus der Küche kommt, wirft mir einen fragenden Blick zu.
"Ich hab Pizza gegessen!" während ich immer noch im Türrahmen stehe, überlege ich nebenher, ob ich gleich packen soll.
"Warum stehst du denn da noch so rum? Komm doch her!" Stephan klopft neben sich aufs Sofa, doch ich schüttel schnell den Kopf:
"Nein, ich sollte packen!"
Miesepetrig wende ich mich der Treppe zu und laufe in Leo's und mein Zimmer.

Nachdem ich den Koffer aus den tiefsten Abgründen meines Kleiderschrankes herausgezogen habe, werfe ich einfach wahllos irgendwelche Kleidungsstücke in den Koffer.

Muss ja nur nützlich sein!
Ich will niemanden gefallen und auch keine große Aufmerksamkeit erregen.

Für Leo schmeiße ich ebenfalls noch ein paar Klamotten dazu und schließe kurz darauf den Reißverschluss.
Die restlichen Dinge aus dem Bad, kann ich erst morgen früh einpacken.

Sollte ich noch ein scharfes Messer einpacken?
Man weiß ja nie....

Verloren und unschlüssig stehe ich mitten in meinem Zimmer und weiß nicht was ich tun soll.
Einerseits will ich mich einfach nur ins Bett legen und andererseits will ich von der Männerfront getröstet werden.
Tom nimmt mir die Entscheidung ab, denn er schleicht sich in mein Zimmer und nimmt mich in seine Arme:
"Bist du fertig?"
Ich nicke ihm, mit meinem Kopf an seiner Brust gelehnt, zu.
"Dann komm mit runter! Es bringt jetzt nichts, hier oben Trübsal zu blasen!" Tom schnappt sich eine Hand von mir, während er mit der anderen nach dem Koffer greift und mich anschließend mit nach unten zieht.

Er stellt den Koffer im Flur ab und lenkt mich zu dem Sofa, auf dem auch Leo noch sitzt.
Herr Mayer setzt sich dicht neben Leo, legt einen Arm um ihn und zieht mich auf seinen Schoß.
Die restlichen Anwesenden verschlingen ihr Abendbrot.
"Tom! Wie wäre es eigentlich, wenn du auch mal etwas essen würdest?" Stephan scheint nicht ganz mit der Sitzorgie auf dem Sofa einverstanden zu sein.
"Würde ich bestimmt gut finden, wenn ich denn auch Hunger hätte!" die genervte Stimme, da er heute bestimmt schon einige Male auf eine Essenszufuhr hingewiesen wurde, ist nicht zu überhören und sorgt bei Stephan nur zu einem verärgerten aufschnauben.
"Bilde dir ja nicht ein, das du das über die nächsten zwei Tage so weiterführen kannst!" Oli ist ebenso angesäuert, jedoch belässt er es nach diesem Satz auch dabei.

Ich mache es mir auf Tom bequem und strecke meine Füße zu Leo rüber, der sich ebenfalls an Tom ankuschelt.
Wir müssen aussehen, als wenn jeden Moment die Welt untergeht und wir versuchen, uns gegenseitig zu schützen.
Wenn man die gesamte Gefühlslage betrachtet, könnte es eventuell auch zutreffen.

Ich versuche nach einiger Zeit quälend in den Schlaf zu finden, jedoch will das einfach nicht funktionieren.
Genau genommen ist das ziemlich abnormal für meine Wenigkeit, aber dadurch merke ich erst, wie sehr mir der morgige Tag zusetzt.
Mein gezapple und das unzufriedene Brummen bleibt nicht unbemerkt.
"Zoey, was ist los?" Phil, der links neben Tom sitzt, streicht mir über den Rücken.
"Weis nich. Mir ist nicht gut und schlafen kann ich auch nicht! Das nervt" meine letzte rettende Option, könnte das rumgefummle in Tom's Bart sein, was ich sofort ausprobiere.

Nach fünf Minuten lasse ich meine Hand auf meinen Schoß fallen und brumme wieder vor mich hin.
"Ohje, wenn nicht mal mehr der Bart hilft, dann ist wirklich nichts mehr zu retten!" Alex' Lachen steckt mich leicht an und lässt mich wieder topfit werden.
"Vielleicht sollte ich eine runde joggen gehen... Danach bin ich bestimmt müde!" mein super Vorschlag wird allerdings von allen Seiten boykottiert.
"Jetzt geht euch in's Bett legen und dann wird das schon irgendwann funktionieren!" Herr Sindera klingt nicht wirklich überzeugt, aber eine andere Wahl bleibt mir eh nicht übrig.
Somit gehen Leo und ich ins Badezimmer und machen uns schnell bettfertig.

Leo scheint im Gegensatz zu mir wahnsinnig müde zu sein, denn er gähnt nonstopp vor sich hin.
"Wie kannst du eigentlich noch müde sein? Du hast gefühlt drei Tage lang geschlafen!" mein total entgeisterter Gesichtsausdruck scheint Leo zu amüsieren:
"Durch das viele Schlafen hat sich mein Körper eben auf Dauerschlaf umgestellt und das kommt mir zumindest heute, sehr gelegen!"
"Das ist das erste Mal, das ich dich darum beneide!" ich ziehe Leo an der Hand hinter mir her und bleibe mit ihm kurz im Wohnzimmer stehen.
Mich überkommt der große Drang, jeden Einzelnen nochmals fest an mich zu drücken, bevor wir uns die nächsten zwei Tage nicht mehr sehen.
Den Männern scheint es genauso zu gehen, denn die lassen mich kaum mehr los.
"Zoey, du meldest dich bitte regelmäßig, okay?" Alex streicht mir über den Kopf und entlässt mich aus seiner Umarmung.
"Mach ich! Versprochen!" als nächstes wende ich mich Stephan zu, der natürlich auch noch ein paar Worte zu sagen hat:
"Ihr fahrt vorsichtig, ja? Und wenn irgendwas ist, dann meldet euch sofort. Lasst euch bitte nichts einreden!"
"Wir passen auf! Wenn es uns zu blöd wird, packen wir unsere Sachen und hauen einfach ab!" nachdem ich Stephan von der Backe habe, widme ich mich noch Phil, Franco und Oli, die uns natürlich auch nochmals verdeutlichen das wir aufpassen sollen.
Als ich vor Tom stehe, wird mein Herz wieder ganz schwer und ich würde am liebsten anfangen zu heulen.
"Ich bin wach, wenn ihr geht. Wir sehen uns also nochmal!" ihm ist es gerade auch nicht sonderlich wohl und desshalb schmeiße ich mich nochmal in seine Arme.
"Du musst nicht extra aufstehen!" bevor sich mein schlechtes Gewissen überhaupt voll in mir ausbreiten kann, mildert Tom das Geschehen durch seine folgende Worte ab:
"Nein, von müssen war ja auch keine Rede. Ich will aber! Und jetzt abmarsch ins Bett, sonst seid ihr total übermüdet wenn ihr aufstehen müsst!"

Tom fällt es jetzt schon schwer mich gehen zu lassen, das kann er kaum verbergen.
Vor allem desshalb, begibt er sich jetzt auch in die Küche und sucht sich irgendwelche Arbeit.

"Komm schon, lass uns hoch gehen!" Leo zieht mich hinter sich her in unser Zimmer.
Wir kuscheln uns aneinander und finden dann Gott sei Dank doch noch recht schnell in den Schlaf.

             ☆☆☆☆☆☆☆☆

Als der Wecker uns aus unseren Träumen reißt, schmiede ich schon die ersten Mordpläne gegen Martin.
Diese ungöttliche Uhrzeit, ist mit keinem Argument dieser Welt rechtzufertigen.
Ausser wir würden jetzt in den Urlaub fliegen, dann schon.

Leo und ich quälen uns aus dem Bett und laufen lustlos die Treppen nach unten.
Im Esszimmer treffen wir auf Tom, der mit mega verstrubbelten Haaren vor seiner Kaffeetasse sitzt und eventuell versucht, die Zukunft aus dem schwarzen Nichts herauszulesen.
Da er so in Gedanken versunken ist, bemerkt er uns gar nicht.

Ich laufe auf ihn zu und umarme ihn von hinten, worauf er kurz überrascht zusammenzuckt:
"Hey... Guten Morgen! Habt ihr gut geschlafen?"
"Geht so. Und du?" während sich meine Arme Schraubstockartig um seinen Körper legen, streicht er mir nebenher sanft über den Arm:
"Geht so!"
Nach und nach trudelt jeder der Männer im Essbereich ein und wünscht uns ebenfalls einen guten Morgen.
"Warum seid ihr denn alle schon wach?" ich treffe auf vielsagende Blicke in den Gesichtern der Männer und weiß im selben Moment ganz genau, warum ich jeden einzelnen hier so sehr liebe.
Tom klopft auf meine Hand, während er mal wieder tief einatmet:
"Geht euch fertig machen! Ihr solltet mit etwas Pufferzeit losfahren, wer weiß wie der Herr Tanner reagiert, wenn ihr zu spät kommt!"
Gehorsam und mit gesenktem Kopf, schleichen Leo und ich in das Badezimmer und machen uns für die Reise ins Verderben fertig.
Wortlos stehen wir nebeneinander und werfen uns andauernd nur traurige und ängstliche Blicke zu.

Zurück bei den Männern, fällt mir ein, das wir nichteinmal die Adresse des Herrn von und zu besitzen:
"Boah, ich muss noch nach der Adresse fragen. Das habe ich ganz vergessen!"
"Der wird sicherlich noch nicht wach sein Zoey. Fahrt einfach mal zu und schreibe ihm von unterwegs" Alex gähnt lauthals vor sich hin und fällt fast mit dem Gesicht in die Kaffeetasse.
"Du glaubst doch nicht, das ich den jetzt schlafen lasse, wenn Ich so früh aufstehen muss!" voller Tatendrang ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche und wähle Martin's Nummer.
Es klingelt ununterbrochen durch und als ich nach einer halben Ewigkeit auflegen will, meldet sich ein verschlafenes muffliges Etwas auf der anderen Seite der Leitung:

Martin: "Tanner!"
Ich: "Guten Morgen eure Exzellenz. Na, können Sie auch schon wach sein?"
Martin: "Zoey, was soll der Scheiß? Warum rufst du so früh an? Ich dachte es sei etwas wichtiges!"
Ich: "Entschuldigung das hier nur die unwichtige Tochter am Apparat ist. Vielleicht solltest du uns deine Adresse verraten, sonst wird das nichts mit dem Zwangsbesuch!"
Martin: "Das hättest du auch etwas später nachfragen können, oder?"
Ich: "Nein! Du wolltest das wir so früh aufstehen, dann kannst du auch so früh wach sein. Also... kannst du mir deine Adresse jetzt schicken oder nicht?"
Martin: "Natürlich süße! Ich schick dir sofort die Adresse. Ich freue mich auf dich. Bis später!"

Ich muss mir wirklich einen Brechreiz unterdrücken und lege daher schnell auf.
Ungläubig starre ich das Display an und frage mich, ob er seit neuestem an Schizophrenie leidet.

Als das Handydisplay aufleuchtet, sehe ich sofort die neue Nachricht von Martin, die seine Adresse beinhaltet.
"Okay, hab sie. Lass uns los, das warten macht es nicht unbedingt besser..." wie ein geprügelter Hund stehe ich von meinem Stuhl auf, renne noch schnell ins Bad um unsere Zahnbürsten und die restlichen Pflegeprodukte einzupacken und ziehe anschließend meine Schuhe an.
Vor lauter Trotz und Wut steigen mir die Tränen in die Augen, trotzdem das ich sie im Sekundentakt mit meinem Hoodieärmel wegwische.
Leo weiß momentan nicht, ob er mich in Ruhe lassen, oder mich trösten soll und steht daher unschlüssig vor mir.
Ehrlich gesagt, weiß ich das selbst nicht.

Ich versuche mich bei der Verabschiedung der Männer wirklich zusammen zu reißen!
Leider will mir das absolut nicht gelingen, denn jeder einzelne hat einen riesengroßen nassen Fleck an der Schulter, als ich mich von den Umarmungen löse.
Man könnte meinen, es sei ein Abschied für immer.

"Zoey, bleib stark! Du schaffst das! In zwei Tagen kommst du wieder nach Hause und dann hast du es erstmal geschafft, okay?! Irgendwann ist das alles vorbei und dann kannst du stolz auf dich sein, das du das alles hinter dich gebracht hast!" Tom's Stimme hört sich ziemlich brüchig an und es tut mir wahnsinnig leid, das ich ihm kein besseres Gefühl vermitteln kann:
"Sorry Tom! Ich will eigentlich gar nicht weinen, aber..."
"Pssscht! Es wird alles gut! Wir schaffen das schon, okay?" nachdem er mich nochmal fest an sich gedrückt hat, schickt er uns zu der Haustüre raus, da wir eh schon Verspätung haben.

Aus dem Auto heraus, winke ich allen sechs Männern, die direkt vor der Haustüre stehen, noch ein letztes Mal zu und lasse mich darauf in den Beifahrersitz sinken.
"Babe, wir schaffen das! Der Alte kann uns nichts anhaben! Wir bleiben zusammen und dann kann der uns gar nichts" Leo klopft mir auf den Oberschenkel und startet kurz darauf den Motor.

Die gesamten vier Stunden lassen wir uns durch die Musik beschallen und reden kein einzigstes Wort.
Leo scheint genauso in Gedanken versunken zu sein, wie ich.
Kurz vor München findet er al erstes seine Worte wieder:
"Kannst du Google Maps einschalten? Wir sind gleich in München!"
"Klar, mach ich!" nachdem ich die Adresse übertragen habe, lotzt uns die Stimme quer durch die Innenstadt um fast am anderen Ende der Stadt auf unser Ziel zu treffen.
"Oh mein Gott, das ist ein halber Palast. Bist du sicher, das Google sich nicht geirrt hat?" Leo fallen fast die Augen aus dem Kopf, doch mir ergeht es nicht wirklich besser.
"Mhm! Muss stimmen!"

Leo stoppt vor der Einfahrt, die durch einen Zaun von der Straße abgegrenzt wird und betätigt die Klingel neben der Sprechanlage.
Es dauert eine halbe Ewigkeit, bis sich endlich Jemand pampig zu Wort meldet:
"Jaaaa?"
"Ähm, hi. Hier sind Leo und Zoey" mein Freund wirkt ziemlich unsicher und würde wohl am liebsten wieder umdrehen.

Kurz darauf öffnet sich automatisch das Tor, worauf Leo die Einfahrt bis vor eine große Doppelgarage hochfährt.
"Da sagt nochmal einer, der Herr Tanner hätte kein Geld!" ich bin fast schon entsetzt über dieses riesige neue Haus und frage mich, ob man zu dritt wirklich so viel Platz braucht.

Nachdem Leo das Auto geparkt hat, sehen wir auch schon wie die enorm große Haustüre geöffnet wird und ein Mann zum Vorschein kommt.
Er trägt einen Anzug, hat braun-graue Haare und versucht sich gequält ein Lächeln aufzuzwingen.
"Leo? Ich kotz gleich!" die aufkommende Magensäure lässt sich nur schwer bändigen und ich habe wirklich Angst, Leo das Auto zu versauen.
Nur desshalb, steige ich schnell aus dem Auto aus.

Wenn ich Martin vollkotze ist das nur halb so schlimm, wie wenn es Leo's Auto trifft.

Einen kurzen Moment nach mir, steigt auch Leo aus seiner Karre aus und bleibt abwartend neben der Türe stehen.
Ich fühle mich wie versteinert und kann mich kaum bewegen.
Der Mann, der da in Windeseile auf mich zukommt, ist mir so verdammt fremd.

Ist das überhaupt mein Vater oder hat der einen Butler angestellt?

Je näher mir der Mann kommt, desto ähnlicher wird er meinem Erzeuger, daher gehe ich davon aus, das er es wirklich sein muss.
Meiner Meinung nach, sieht er schrecklich aus.
Er war früher schon immer ziemlich schmal, doch jetzt wirkt er extrem mager, was vielleicht durch den schlabbernden Anzug noch etwas dramatisiert wird.
Sein Gesicht ist extrem faltendurchzogen und fahl,
als hätte man ihm jegliche Lebensenergie entzogen und es würde nicht mehr lange dauern, bis er das Zeitliche segnet.
"Da bist du ja endlich! Komm her mein Kind!" die kraftlose Stimme irritiert mich etwas, obwohl es absolut zu seinem Erscheinungbild passt.
Während er seine Arme weit ausgebreitet hat und er allen Anschein macht, mich umarmen zu wollen, weiche ich einen Schritt zurück und strecke ihm meine Hand zur Begrüßung entgegen.
Martin fällt fast vom Glauben ab, als er meine Geste registriert und bleibt einen Moment verdutzt vor mir stehen.
Leo kann sich ein leises Lachen kaum unterdrücken und wendet uns darauf schnell seinen Rücken zu.
"Ähm, hi Martin!" ich halte ihm immer noch meine ausgestreckte Hand entgegen und bin mir für einen Augenblick meiner Handlung nicht mehr sicher, da ich sehe wie enttäuscht er ist.

War das jetzt falsch?

Martin nimmt seine Hände wieder runter und streckt mir ebenfalls seine Hand entgegen:
"Nach den insgesamt drei Jahren, hätte ich schon eine andere Begrüßung von dir erwartet, Zoey!"
"Was man säht, das erntet man!" schulterzuckend schüttel ich seine Hand und ziehe sie danach auch wieder abpubt zu mir.

Warum ist der so eiskalt?
Wir haben Anfang November, okay, aber das Wetter ist trotzdem wirklich angenehm!

Leo gibt sich einen Ruck, umrundet das Auto und reicht Martin ebenfalls die Hand:
"Hallo Herr Tanner!"
Martin nimmt zu meinem erstaunen die Hand meines Freundes an:
"Hallo Leo!"

"MAAAARTIN!!!! TEEELEFON!!!!" die böse Königin, alias Katrin, steht in der Haustüre und pfeift ihren Handlanger zurück ins Haus.
"Entschuldigt mich bitte. Bringt eure Sachen rein, ich bin gleich wieder da!" im schnellen Schritttempo begibt sich Martin wieder in das Innere des Hauses.
Leo und ich starren uns nur mit hochgezogenen Augenbrauen an.
"KOMMT IHR JETZT REIN, ODER BLEIBT IHR DA STEHEN? ES ZIEHT!" das war die Aufforderung der Giftschlange, uns endlich ins Haus zu bewegen.
Mit tiefen Seufzern schnappen wir unser Gepäck und bewegen uns über den steinigen Boden, auf die Haustüre zu.

Kurz bevor wir die Schwelle der Haustüre betreten, giftet uns Katrin entgegen, das wir die Schuhe gefälligst ausziehen sollen.
Natürlich fügen wir uns ganz brav ihren Anweisungen, denn das hier ist leider Ihr Reich.
Wir lassen unsere Schuhe ganz einfach vor der Türe stehen und betreten auf Socken das ziemlich sterile Haus.

Direkt nach dem Eintreten knallt Katrin die Türe zu und fegt an uns vorbei, um eine Türe mitten im Flur zu öffnen:
"Da unten schlaft ihr. Macht ja kein Dreck! Los runter, dein Vater wird euch holen, wenn er mit seinem Telefonat fertig ist!"
"Hallo Katrin! Wir haben wohl immer noch keine Höflichkeitsformeln gelernt, mh?" mit einem abschätzigen Blick laufe ich an ihr vorbei und werfe einen Blick auf die absteigende Holztreppe.
"Sag mal, ist das ein Keller?" ich hoffe nur schwer, das ich mich irre.
"So in der Art, ja. Wir haben kein Gästezimmer und... Das sollte euch ja wohl reichen. Also, husch husch!" sie schubst uns schon förmlich die Treppen hinab, worauf wir gar keine andere Wahl haben, als ihrem Befehl folge zu leisten.
Als wir unten ankommen sind, schmeißt Leo unseren Koffer und ich meine Tasche in eine der vier kahlen Ecken.
Der Raum ist zum Glück sauber und ausnahmslos leer, wenn man die Heizungsanlage mal links liegen lässt.
Rechts an der Wand steht eine aufgeblasene Matratze, die mit zwei Minikissen und einer dünnen Kuscheldecke versehen ist.
"Ich glaub, ich bin im falschen Film! Die will mir doch nicht ehrlich weis machen, das die kein einzigstes dieser gefühlt fünfzig Zimmer entbehren kann!" ich bin auf hundertachtzig und würde am liebsten mitsamt Leo und unserem Gepäck, wieder die Biege machen.
"Zoey, es könnte schlimmer sein! Sie hätte uns auch im Gartenhaus unterbringen können! Hier haben wir wenigstens schön verputzte Steinmauern um uns herum!" wie dieser Kerl seinen Humor beibehalten kann, ist mir wahrlich ein Rätsel.

Martin erscheint zehn Minuten später in unserem Kellerloch, worauf ich mich, mit in die Hüften gestemmten Armen, vor ihn stelle:
"Dürfen wir eigentlich hier im Haus ein Bad mitbenutzen oder müssen wir zum waschen an den Bach und zum Scheißen in den Wald?"
"Natürlich dürft ihr das Bad mitbenutzen! Das mit dem Keller tut mir leid... Unsere Zimmer im oberen Stockwerk werden renoviert!" Martin wirkt einen Moment ziemlich unsicher, was ich sofort ausnutze:
"Renoviert? Das Haus ist meiner Meinung nagelneu, was lässt du da bitteschön jetzt schon renovieren? Du stehst doch nur unter der Fuchtel dieser Tussi!"
Direkt nach diesen Worten baut sich mein Erzeuger bedrohlich vor mir auf und kommt ein paar Schritte näher, um mir mit seinem Zeigefinger zu drohen:
"Pass mal auf Fräulein! Hier wird nicht in diesem Ton über deine Stiefmutter geredet, hast du mich verstanden? Du wirst mich in diesem Haus auch nicht mit meinem Vornamen ansprechen, damit wir uns da ganz klar verstehen!"
"Okay, Herr Tanner!"

Die aufsteigende Wut verleiht seinem Gesicht endlich etwas mehr Farbe, leider bekommt seine Stimme dadurch auch mehr Volumen:
"Zoey Tanner! Ich verbiete dir, mich Martin oder auch Herr Tanner zu nennen! Ich bin dein Vater, damit das ein für allemal klar ist!"
Ich kneife lediglich meine Augen zusammen, da er vor lauter Rage eine etwas feuchtere Aussprache bekommt und reagiere sonst in keinster Weise auf seinen Befehl.
Bei ihm scheint endlich die Tatsache angekommen zu sein, das er mich nicht rumkommandieren kann, wie es ihm gefällt, was ihm wiederum ganz gewaltig zusetzt.
"Kommt mit hoch, ich zeig euch wo ihr euch aufhalten dürft und wo nicht!" Martin stampft die Treppen nach oben und verschwindet durch die Türe.

Leo hält mich einen kurzen Augenblick am Ellenbogen fest und führt seinen Mund zu meinem Ohr:
"Zoey, du solltest ihn nicht zu sehr verärgern! Bitte, reiß dich etwas zusammen, okay?"
Ich wende meinen Kopf zu Leo und schenke ihm einen schnellen sanften Kuss, der als Antwort reichen sollte.
"Kommt ihr oder wollt ihr da unten vergammeln?" Martin brüllt die Worte lauter als nötig  worauf ich ein bisschen mehr an Tempo zulege.

Als wir oben angekommen sind, folgen wir Martin durch das Haus.
Er gestattet uns eine kleine Führung durch die Hausbereiche, die wir betreten dürfen.
Das komplette Haus ist in weiß/grau/schwarz gehalten.
Weiße Wände, schwarze Fußböden und Möbel, die in Betonoptik gehalten sind.
Kein einzigstes Bild hängt an der Wand, keine einzigste Pflanze ist zu sehen, geschweigedenn irgendwelche Dekoration oder Spielzeug, das meinem angeblichen Bruder gehören könnte.
"Also, hier in der Küche könnt ihr euch gerne zu trinken nehmen, wenn ihr durstig seid. Desweiteren.." Martin macht wieder kehrt und läuft in das, an den Flur angrenzende, Wohnzimmer "könnt ihr euch auch hier gerne aufhalten!"
Anschließend zeigt er mit dem Finger auf die Steintreppe, die in das obere Stockwerk führt:
"Da oben habt ihr nichts verloren, das ist privat!"
Ich schüttle ungläubig meinen Kopf:
"Weist du eigentlich, wie sehr du dir selbst wiedersprichst? Du willst, das ich dich Papa nenne und als solcher akzeptiere. Als Gegenzug lässt du deine Tochter in einem Keller schlafen und verbietest ihr, Teile des Hauses zu betreten, weil sie privat sind... kann man machen, ja... aber erwarte dafür nicht das, was DU dir vorstellst! Das tut ein Vater nicht! Darf mein angeblicher Halbbruder auch nur gewisse Teile des Hauses betreten oder muss er ebenfalls im Keller schlafen?" meine Worte treffen genau ins Schwarze, denn der erschütterte Gesichtsausdruck verweilt mehrere Minuten auf seinem Gesicht.

Was erwartet der denn?

"Meine Güte, du bist ja immer noch so verzogen wie damals! Weist du, ich hätte dich ja gar nicht hier haben wollen, aber dein Vater besteht darauf! Glaube also nicht, das ich dir irgendetwas hinterhertrage oder gar hinterher putze. Meinen Sohn, wirst du höchstens von der Ferne zu Gesicht bekommen. Ich will nicht, das er sich bei dir dieses unmögliche Verhalten abguckt. Also. Du hältst dich an diese Wohnraumbeschränkungen und damit basta. Jetzt husch, husch, verzieht euch. Dein Vater, Friedrich und ich werden jetzt essen gehen. Ihr könnt euch ja selbst was kochen. Aber räumt ja alles wieder ordentlich auf!" Katrin, die gerade von der obersten Etage nach unten gestöckelt kommt, erhebt ihre Nase in die Luft und hakt sich bei Martin unter.
"Wer um himmelswillen ist Friedrich?" zuvor habe ich diesen Namen noch nie gehört und bin doch ganz schön neugierig, wer das sein soll.
"Mein Sohn natürlich!" faucht mir Katrin entgegen.
Ich bemühe mich wirklich meine Mundwinkel in Schach zu halten und das Mitleid die Oberhand gewinnen zu lassen.
Ohne weitere Worte begeben sich die beiden aus dem Haus.
Martin wirft mir einen entschuldigenden Blick zu, den er sich aber getrost in den Arsch schieben kann.

Kaum fahren die beiden vom Hof, schüttel ich ungläubig meinen Kopf:
"Leo, das ist doch bestimmt ein Witz und irgendwo springt gleich ein Typ aus einem Schrank raus und schreit "Versteckte Kamera", oder?"
"Ich habe noch nie in meinem Leben soetwas derart abartiges erlebt. Nicht mal mein Vater hat soetwas gebracht!" Leo setzt sich üngläubig auf das schwarze Ledersofa, das inmitten des kahlen und leblosen Wohnzimmers steht.
"Hör mal, ich rufe kurz Tom an. Der macht sich sonst Sorgen!" ich nehme mir vor, nicht die ganze Wahrheit zu erzählen, da er sich sonst nur noch verrückter macht und ich nicht möchte, das es ihm noch schwerer Fällt.
Ich wähle schnell seine Nummer und lasse bei ihm durchklingeln:

Tom: "Mayer?"
Ich: "Hi Tom, ich bin's!"
Tom: "Zoey, endlich! Ist alles in Ordnung? Seid ihr gut angekommen?
Ich: "Sorry, Martin hat uns gleich in Beschlag genommen! Wir sind gut angekommen"
Tom: "Wirklich alles in Ordnung? Du hörst dich seltsam an!"
Ich: "Nein, das ist nur alles ein bisschen viel. Ich... Keine Ahnung... Ich will einfach nicht hier sein!"
Tom: "Wo ist Martin jetzt?"
Ich: "Er ist mit Katrin und seinem Sohn essen gegangen!"
Tom: "Okay, gut. Also... Warte was? Der ist mit denen zum essen gegangen und hat euch nicht mitgenommen?"
Ich: "Halb so wild! Wir dürfen uns selbst was kochen. Allerdings müssen wir danach gleich wieder schön aufräumen."
Tom: "Ich hab euch Geld in die Innenseite der Kofferdeckels gepackt. Geht was essen. Okay?"
Ich: "Mal schauen. Wir haben ja keinen Schlüssel und wer weiß, wann die zurückkommen"
Tom: "Wo schlaft ihr?"

Als hätte er gerochen, das unser Schlafplatz nicht einem gewöhnlichen entspricht.
Leider brauche ich einen Moment zu lange, um ihm zu antworten.

Tom: "Sag es mir bitte Zoey! Wo schlaft ihr?"
Ich: "In einem Gästezimmer."
Tom: "Und jetzt ehrlich!"

Was sag ich denn jetzt?

Tom: "Du brauchst Martin nicht in Schutz zu nehmen!"
Ich: "Im Keller!"
Tom: "Keller?"
Ich: "Wir schlafen im Keller"

Tom knurrt förmlich ins Telefon und einen Moment lang habe ich Angst, das er total ausrastet.

Ich: "Es ist okay! Es ist sauber und geräumig. Wir haben eine aufblasbare Matratze, Kopfkissen und eine Decke. Es könnte schlimmer sein. Reg dich nicht auf!"
Tom: "Zoey, ihr könnt jederzeit von dort gehen und nach Hause kommen, hast du verstanden?"
Ich: " Ja, ich weiß. Ich möchte ihm aber zeigen, das er mich nicht klein bekommt! Wir schaffen das schon!"
Tom: "Hmm. Na gut. Melde dich bitte wieder, okay?"
Ich: "Ich verspreche es! Bis später!"
Tom: "Bis später!"

Ich werfe mich neben Leo und lege mich in seine Umarmung, während wir warten, das die verblödet Fraktion zurück in dieses kalte und sterile Zuhause kommt.

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