Part 149
Zuhause angekommen, treffen wir wie erwartet Stephan an.
Nach einem Blick auf die Uhr, würde ich am liebsten lauthals fluchen, da es schon 15.40 Uhr ist.
"Sag mal, musst du heute nicht zum Arzt, Stephan?" irgendwann diese Woche war der Termin, ich weiß nur nicht mehr, genau wann.
"Ne, erst Donnerstag!" Stephan läuft an mir vorbei und setzt sich auf das Sofa.
Ich schaue Clea ratlos an, worauf sie nur mit den Schultern zuckt.
Augenverdrehend laufe ich in die Küche und schaue in den Kalender, ob nicht doch irgendetwas ansteht.
Nichts...
Könnte nicht mal jemand spontan Zahnschmerzen bekommen?
Mann, was machen wir denn bloß?
Oh... das ist es!
"Clea? Kommst du mal bitte!" ich muss dringend mein fieses Grinsen verbergen und stöbere desshalb schnell im Süßigkeitenschrank herum.
"Ja, was ist denn?" mit einem fragenden Gesicht stellt sich meine Freundin neben mich und wartet auf eine Antwort meinerseits.
"Das müsste gehen!" ich ziehe einen Maoam-Kracher aus seiner Verpackung und wende mich Clea zu:
"Mund auf! Und sorry, sei nicht böse!"
Clea schaut nur skeptisch auf meine Hand und anschließend in mein Gesicht.
"Jetzt mach schon den Mund auf!" wenn auch etwas zögerlich, befolg Clea endlich meine Anweisung und öffnet ihren Mund.
Ich stopfe ihr den Kracher zwischen Zahnreihe und Backe und haue ihr schnell mit dem Handballen auf die Backe drauf.
"AUA!" ihr Todesblick trifft mich hart, doch der gewünschte Effekt tritt sofort ein.
"Was ist los?" einen kurzen Augenblick später, kommt der besorgte Herr Sindera zur Türe hereingelaufen und mustert uns abwechselnd.
"Clea hat fürchterliche Zahnschmerzen. Sie hat es schon in der Schule fast nicht ausgehalten. Schau mal, da ist es auch schon ganz dick, siehst du?"
als ich mit dem Finger über die Erhebung in der Backe fahre, zuckt Clea schnell zurück, da die Stelle bestimmt noch von dem Schlag schmerzt.
"Oh, Clea warum sagst du denn nichts?" Stephan will gerade ebenfalls über die Stelle streichen, da halte ich ihm seine Hand fest:
"Nicht anfassen. Das tut doch weh! Geh am besten mit ihr zum Zahnarzt. Jetzt! Das arme Kind leidet schon viel zu lange!"
"Mach langsam... Ich geh Franco wecken, der soll uns kurz fahren. Mit meinem drei Meter dicken Verband an der Hand, klappt das bei mir noch nicht!"
Ach Mann, wenn Franco fährt, sind die viel zu schnell...
"Nein Stephan, du kennst Franco doch. Bis der aufwacht und dann aufnahmefähig ist... zuerst will er einen Kaffee trinken, anschließend muss er sich fertig machen.. dauert viel zu lange! Entweder lauft ihr, oder fahrt mit dem Linie 3-Bus direkt dorthin. Ich würde echt nicht mehr lange warten!"
Der fährt bestimmt Bus...
Zum Glück fährt Linie 3 direkt aus der Stadt raus und macht keinen Zwischenstopp hahhahaa
Clea spielt netter Weise auch endlich ein bisschen mit und jammert vor sich hin.
"Du hast wahrscheinlich recht! Ich ziehe nur meine Schuhe an, dann gehen wir los!" Stephan nickt mir zu und flitzt anschließend in den Flur, um seine Schuhe anzuziehen.
"Du bist so blöd! Hättest mich auch vorwarnen können! Das hat weh getan. Warum sollen wir überhaupt Bus fahren? Das geht doch viel zu schnell" sie flüstert mir ihre Worte giftig entgegen und muss nebenher ordentlich Spucke schlucken, da sich der Kracher vermutlich langsam auflöst und somit ihren Speichelfluss anregt.
"Sorry, du hast was gut. Linie 3 fährt aus der Stadt raus. Lenk ihn einfach ab, dann bekommt er das nicht mit. Wenn ihr im Nirgendwo angekommen seid, kannst du ja sagen, das es nicht mehr weh tut oder so.." ich klopfe ihr aufmunternd auf die Schulter und schiebe sie Stephan entgegen, der schon wartend im Flur steht.
"Clea, jetzt guck doch nicht so. Zoey reagiert völlig richtig. Das muss man anschauen lassen. Jetzt komm mit!" der Herr Polizist streckt seine Hand aus, worauf Clea diese ergreift und mir noch einen schnellen giftigen Blick zuwirft, bevor die beiden gemeinsam das Haus verlassen.
Ach wie süß...
So, jetzt noch schnell zum nächsten Problem...
Nachdem ich im Eiltempo die Treppen erklommen habe, öffne ich leise Franco's Türe und schleiche mich neben sein Bett.
Dieser scheint tief und fest zu schlafen, während er leise vor sich hin schnarchelt.
Na super, was mach ich jetzt mit dem?
Nachdem ich mich ein paar Mal im Raum umgedreht habe, fällt mir der Türschlüssel, der von innen im Türschloss steckt, auf.
Ich ergreife mit schlechtem Gewissen, die einzigste Chance, die mir Franco vom Leib halten wird.
Als ich von außen die Zimmertüre abschließe und somit einem überraschenden Auftauchen Herr Fabiano's entgegen wirke, habe ich schon eine gewisse Vorahnung, dass das Ärger geben könnte.
Allerdings ist das Ärger, den ich verkraften kann und Martin nichts angeht.
Also geht das in Ordnung.
Aufgeregt renne ich nach unten und warte in der geöffneten Haustüre darauf, das Manni endlich auftaucht.
Nicht das der noch klingelt und damit Franco aufweckt.
Ich bin ganz in meinem Handy versunken, als ich eine Stimme höre, die meinen Namen ruft:
"Hey Zoey. Ist die Luft rein?"
Neben einem dunkelgrauen VW-Passat, steht Manni in dunkler Jeanshose und schwarzem Freizeitshirt.
Ich kneife meine Augenbrauen zusammen und laufe ihm entgegen:
"Hi. Ja, alle weg. Machst du die Scheibe heute doch nicht rein?"
"Doch natürlich. Allerdings dachte ich mir, das ein normales Auto und normale Klamotten nicht so verdächtig sind, wie der Firmenwagen und ein Blaumann. Falls mal wieder jemand unangemeldet nach Hause kommt!" er öffnet den Kofferraum und holt eine Wekzeugtasche hervor, die er mir entgegenstreckt.
Ich könnte ihm vor lauter Dankbarkeit gerade an den Hals springen, aber aus Höflichkeit nehme ich ihm nur die Werkzeuge ab und laufe schonmal vorraus in Tom's Zimmer.
Manni kommt mit der Glasscheibe hinterher gelaufen und stellt sie direkt neben Tom's Bett ab.
"Magst du einen Kaffee oder irgendetwas anderes zu trinken?" auf sein Kopfschütteln hin, renne ich wieder nach unten, schließe den Kofferraum und anschließend die Haustüre.
Vorsichtshalber hole ich eine Wasser- und eine Speziflasche aus dem Keller und aus der Küche ein Glas, damit ich es für Manni oben auf dem Schreibtisch abstellen kann.
"Du kannst dir gerne etwas nehmen, wenn du willst!" ich deute auf die Flaschen und schaue ihm interessiert zu, wie er schon dabei ist, den alten Fensterkitt zu entfernen.
"Danke, ist lieb von dir! Hat dein Vater was bemerkt?"
"Nein. Zumindest hat er nichts gesagt, also denke ich, das ihm das gar nicht aufgefallen ist!" ich setze mich auf die Matratze und beobachte weiterhin das Geschehen.
"Ist der Brief von der Versicherung schon angekommen?" während Manni das Notglas dem Fensterrahmen entnimmt, muss ich schwer Schlucken:
"Was für ein Brief?"
"Hahaha. Oh, Kind. Die Versicherung schickt nach einem Schadenfall oft einen Fragebogen oder teilt mit, ob der Beitrag sich durch den Schaden erhöht!"
Ich merke förmlich wie meine Gesichtsfarbe einen Abgang macht und fahre mir mit der Hand durchs Gesicht:
"Scheiße, Manni. Sowas musst du mir doch vorher sagen. Meinst du, das da schon irgendwas angekommen ist? Aber die Männer haben gar nichts gesagt... Die hätten sich doch zumindest gewundert... Da muss ich wohl nachher mal in den Unterlagen nachschauen!"
"Tut mir leid. Ich dachte ich hätte es dem Herrn Britz gesagt. Ich nehme an, das dann bisher noch nichts gekommen ist, sonst hätte dein Vater bestimmt irgendetwas gesagt. Weist du was, ich lass dir nachher meine Visitenkarte da. Falls da ein Fragebogen mitgeschickt wird und du nicht damit klar kommst, rufst du mir an und ich helfe dir. Ist das ein Angebot?" auf solch ein selbstloses Hilfsangebot war ich überhaupt nicht gefasst und bin desshalb im ersten Moment total sprachlos.
"HALLO?" das plötzliche laute Gebrüll im Flur und das hämmern gegen eine Türe erschreckt mich fast zu tode.
"Was ist das denn jetzt?" Manni hält in seiner Bewegung inne.
"Nein! Das ist Franco. Der hat geschlafen und ich hab ihn in seinem Zimmer eingesperrt!" grummelig verlasse ich Tom's Zimmer und schließe die Türe, anschließend stelle ich mich vor Franco's Türe.
"Hey, Franco!"
"Hey, Zoey" Franco ist mega pissig, das kann ich sogar durch die geschlossene Türe spüren.
"Hast du gut geschlafen?" auf meine nett gemeinte Frage, bekomme ich nur eine schnaubende Antwort:
"Wärst du so gütig und würdest mich aus meinem Zimmer rauslassen?"
"Ähm... warte!" ich drücke die Klinke ein paar mal runter und rüttel an der Türe:
"Scheint nicht zu funktionieren!"
Für einen kurzen Augenblick ist es still.
"Zoey! Hast du mich hier eingesperrt?" Franco's Stimme nach, sollte man ihm den restlichen Tag lieber aus dem Weg gehen.
"ICH? Warum sollte ich?" so unschuldig wie möglich, versuche ich mich aus der Affäre rauszuziehen.
"Wer hat mich dann hier eingesperrt?"
"Weis ich doch nicht! Ich bin alleine hier. Stephan ist vorhin mit Clea zum Zahnarzt!" da das noch ein bisschen dauern könnte, setze ich mich einfach auf den Boden und lehne meinen Rücken an die Türe.
"Ohne Scheiß jetzt, lass mich hier raus!"
"Franco... ehrlich, ich hab nichts gemacht!" ich zücke mein Handy und spiele nebenher Subway Surfer um mich ein bisschen vor der aufkommenden Angst abzulenken.
"Ruf die Anderen an und frag, wo mein Zimmerschlüssel ist!" Franco tobt in seinem Zimmer vor sich hin und während ich gerade dabei bin, meinen eigenen Highscore zu knacken, tue ich so, als würde ich die Männer abtelefonieren:
"Hi Tom. Franco ist in seinem Zimmer eingesperrt...Ja, genau.... weist du, wo der Schlüssel ist?... hmmmm, schade. Bis dann!"
Die Geschwindigkeit meines Spiels nimmt rasant zu und ich muss meine ganze Konzentration auf die Bewegungen meiner Finger legen.
"Zoey! Kannst du mal bei dem Rest anrufen, bitte?"
"Hmmm!"
"Zoey?" durch Franco's generve bin ich eine Sekunde abgelenkt und hab meine Figur gegen einen Zug laufen lassen.
"Ach Mann!" zornig drücke ich auf Neustart und versuche mein Glück erneut.
"Oli und Phil gehen nicht dran!" nebenher gebe ich Franco ein paar Info's, damit er mich nicht wieder bei meiner Siegessträhne unterbricht.
"Was ist mit Alex oder Stephan?" wie es sich anhört, lässt Franco sich gerade auf sein Bett fallen.
"Stephan geeeeeeht auch nich....Scheiße!... dran!" diesmal hat meine Reaktion zu wünschen übrig gelassen, weswegen ich schon wieder von vorne anfangen muss.
"Hi Alex..... hmmm.. Ja, alles gut... Sag mal, weißt du wo Franco's Zimmerschlüssel ist? Nein?... Trotzdem danke. Ciao!"
"Alex weiß es auch nicht!" da ich schon wieder bei dem Spiel abgekackt habe, lege ich mein Handy auf die Seite und gähne vor mich hin.
"Dann ruf einen Schlüsseldienst! Ich muss dringend pinkeln!" der zornige Unterton wechselt langsam in einen gequälten.
"Pinkel doch aus dem Fenster. Wozu bist du ein Mann?" ich erhebe mich vom Boden und laufe in Tom's Zimmer, um nach Manni zu schauen.
Ich stecke meinen Kopf durch die leicht geöffnete Türe:
"Wie weit bist du?"
Manni grinst mir entgegen und verkündet, das er in Zehn Minuten fertig ist.
"Kannst du danach noch schnell ein Türschloss ausbauen?"
"Sicher. Was ist passiert?... Ach, du hast ja irgendjemand eingesperrt!" Manni muss sich zusammenreißen nicht lauthals zu lachen.
"Genau, ja. Also? Komm, Franco gibt dir bestimmt ordentlich Trinkgeld. Ich sag das du ein Nachbar bist!"
Manni nickt mir, zu meiner Freude, zu und ich hüpfe glücklich zu Franco zurück.
"Franco? Gleich kommt jemand, der das Schloss ausbaut und dich befreit!" auf meine Worte hin, stöhnt Franco glücklich auf.
Wie angekündigt, räumt Manni noch schnell das Notglas in sein Auto und nimmt sich darauf Franco's Zimmertüre an.
Währenddessen sauge ich noch schnell Tom's Zimmer, damit die Fensterkitbröckel ebenfalls beseitigt sind.
Franco scheint sich mit Manni durch die Türe hindurch zu unterhalten, denn als ich den Staubsauger wieder aus mache, höre ich Manni reden:
"Ich hatte dreckige Schuhe, desshalb..".
"ZOEY!! WEIST DU EIGENTLICH WO LINIE3 HINFÄHRT?" anscheinend ist Stephan wieder da und ist nicht sehr über meine Auskunft erfreut.
"Hatte ich drei gesagt? Sorry... Ich meinte dreizehn... Hast du denn nicht vorher auf den Fahrplan geschaut?" ich verziehe mein Gesicht und betrachte Manni, der sich vor lauter Lachen fast nicht mehr in der Hocke halten kann:
"Du bist der Teufel in Person. Aber das ist echt klasse. Soviel Spaß hatte ich bei meinen Arbeitseinsätzen noch nie!"
Stephan kommt gerade die Treppen hochgetrampelt, als er abrupt anhält und Manni fragend mustert.
"Keine Ahnung, Franco hat sich irgendwie in seinem Zimmer eingesperrt und jetzt fehlt der Schlüssel!" schulterzuckend schaue ich an Stephan vorbei und sehe Clea mit einem leichten Grinsen im Gesicht, im Flur stehen.
"Ich verwette meinen Arsch darauf, das du das warst, du Hexe!!" Franco lebt anscheinend noch und hat auch wieder seine Stimme gefunden.
"Das ihr mich immer so fertig machen müsst! Ich habe nichts getan!" ich schiebe eine schmollende Lippe vor mich her und schaue Stephan traurig an.
"Jetzt guck nicht so. Ich hätte ja wirklich auf den Fahrplan schauen können!" der Herr Polizist zieht mich in eine Umarmung und streicht mir versöhnlich über den Rücken.
"Wart ihr jetzt überhaupt beim Zahnarzt?" während ich meinen Kopf gegen die Brust meines Trostspenders drücke, atmet dieser tief durch:
"Nein. Wir wären jetzt nicht mehr rechtzeitig dort angekommen. Die Backe ist plötzlich auch gar nicht mehr dick und die Schmerzen sind auch kaum noch da. Ich ruf morgen gleich beim Zahnarzt an und mach einen Termin aus!"
Kaum hat Stephan ausgesprochen, schubst Manni die Zimmertüre auf und befreit Herrn Fabiano aus seinem Gefängnis.
Franco schießt mit einem mehr als vielsagendem Blick an mir vorbei, die Treppe runter und man hört nur noch die Badezimmertüre knallen.
"Ich komm gleich wieder!" Stephan lässt mich los und läuft die Treppen runter, bestimmt um Franco abzufangen.
Manni hält mir währenddessen seine flache Hand entgegen, in die ich den Zimmerschlüssel lege, nachdem ich ihn aus der Hosentasche gezogen habe.
"Danke Manni! Du bist der Beste!"
"Das hier ist besser als Kino! Geht das bei euch immer so ab? Am liebsten würde ich mich einen Tag lang inmitten des Hauses setzen und nur beobachten!" Manni pfeffert den Schlüssel in seine Werkzeugtasche und zieht nebenher schnell eine seiner Visitenkarten heraus, um sie mir in die Hand zu drücken.
Ich verstaue die Karte in meinem BH, da ich noch mit einer Taschenkontrolle rechne und gebe Manni eine Antwort:
"Glaub mir, das würdest du nicht jeden Tag miterleben wollen!"
Unten hört man wieder die Badezimmertüre knallen, worauf Franco nach zwei Minütigen Verzögerung die Treppe hochgestampft kommt:
"Hände hoch!"
Meine Arme wandern in die Höhe, damit Franco jede leere Hosentasche unter die Lupe nehmen kann.
"Okay, sorry. War wohl doch Fehlarlarm. Wie kann das sein?" er kratzt sich verlegen am Hinterkopf und schaut jetzt Manni fragend an.
"Das Schloss war total kaputt. Da kommt es schonmal vor, das sich da alles verkeilt und nichts mehr geht. Müssen Sie einfach mal ein neues einbauen lassen"
Wir müssen Manni einen Geschenkkorb zukommen lassen!
So oft wie der mir jetzt freiwillig den Arsch gerettet hat...
Der Mann ist der absolute Hammer!
Nach weiteren fünf Minuten ist Manni dann auch mit dem Wiedereinbau fertig und packt sein Werkzeug zusammen.
"Oh, total unhöflich. Ich bin übrigens Franco!" der kleine General streckt Manni seine Hand entgegen.
"Freut mich. Ich bin Manni!"
"Wo hat dich Zoey jetzt hergezaubert?" auf diese Frage waren wir jetzt beide nicht sonderlich vorbereitet.
"Hey!" Leo kommt zur Haustüre herein und stoppt geschockt als er uns so allesammt im oberen Flur stehen sieht.
"Leeoooo. Schön das du wieder zuhause bist. Unser Nachbar hat gerade Franco aus seinem Zimmer befreit. Du weißt doch, er ist vor kurzem da vorne an der Ecke eingezogen und winkt uns immer" mit weit aufgerissenen Augen, gebe ich ihm zu verstehen, das er nicht so dumm gucken und mitspielen soll.
"Ja, hey Manni. Alles... klar?" Leo's immer noch entgeistertes Gesicht, trägt nicht unbedingt zur Überzeugung bei.
"Alles klar soweit! Danke. So, also, ich bin fertig. Dann würde ich mal abdampfen" Manni packt erneut sein Werkzeug zusammen, als sich schon wieder die Haustüre öffnet:
"Hi zusammen!"
Ich fall fast tot um und drehe mich sofort beschämt in Franco's Richtung.
Was macht der denn jetzt hier?
Ich hatte noch gar keine Zeit das ganze zu verdauen!
"Alles gut, Zoey?" auf Franco's Frage nicke ich nur und fixiere Manni's Gesicht, das mir ebenso Verwunderung entgegenstrahlt.
"Wem gehört das Auto da draußen?" Alex wirft seine Schlüssel auf die Kommode, worauf Manni verkündet, das es sein Auto ist.
"Du fährt von der Ecke vorne hierher?" der Mann italienischer Abstammung stemmt eine Hand in die Hüfte und zieht eine Augenbraue in die Höhe.
"Jaaaaa. Mein Rücken ist in letzter Zeit etwas in Mitleidenschaft gezogen worden und mit dem ganzen Werkzeug.. da bin ich schnell gefahren!" der rote Schimmer auf Manni's Wangen ist kaum zu übersehen.
"Soll ich kurz mal schauen?" Alex bietet sich natürlich gleich an, was unseren Handwerkerfreund nur ein hastiges Kopfschütteln entlockt:
"Neeeee. Ich hab... Gestern...Morgen habe ich eh einen Termin und..naja... Ich muss echt los, meine Oma... äh Mutter... Ach quatsch, meine Frau wartet mit den Töpfen auf mich!"
"Sie wartet mit den Töpfen auf dich?" Alex grinst schon vor sich hin und denkt bestimmt, das es Manni einfach nur unangenehm ist.
"Ja, gefüllte Töpfe. Also, mit essen drin. Auf deutsch: Das Essen wird fertig sein" in aller größter Eile verlässt Manni das Haus und braust mit dem Auto davon.
"Was ist mit dir los Alex, du siehst so geschafft aus?" Stephan treibt mir mit seiner Frage unbewusst die Röte ins Gesicht.
"Erzähl ich gleich. Kind warum hast du so einen roten Kopf?" ich winke Alex nur ab und versuche jeglichen Blickkontakt zu vermeiden.
Als es an der Türe klingelt, sehe ich das als Chance um zu flüchten und reiße sofort unsere Haustüre auf, um in Saskia's Gesicht zu starren.
Anscheinend hat sie auch noch nicht richtig verdaut, denn ihre Wangen werden auch sofort rot.
Keine Ahnung wie lange wir uns einfach nur beschämt anstarren, erst als Alex mich bittet Saskia rein zu lassen, mache ich seiner Freundin Platz, damit sie hereinkommen kann.
"Bei euch alles in Ordnung?" Die Männer mustern uns allesamt, worauf wir fast gleichzeitig nicken.
Leider kann ich nicht einmal die Flucht ergreifen, denn Tom und Marc kommen zur Türe herein und haben beide Hände voll mit Pizza.
Alex leckt sich schon die Lippen:
"Zum Glück, ich dachte schon, wir müssen noch ewig warten".
Wir setzen uns allesamt an den Tisch, während Tom die Pizzen verteilt.
Marc wirft mir einen fragenden Blick zu, worauf ich ihm kurz ein Lächeln schenke und er zu verstehen scheint, das alles gut gelaufen ist.
Zufrieden öffnet dieser seinen Pizzakarton und reibt sich vor lauter Vorfreude die Hände.
Saskia linst immer wieder zu mir rüber und versucht wohl herauszufinden, wie die Lage ist.
Ich wiederum versuche ihren Blick zu meiden, da mir bei ihrem Anblick immer wieder mein Besuch in den Kopf schießt.
"Wie war Schule heute?" Tom fixiert Clea und mich, während Clea fröhlich drauf losplappert:
"Wir haben unseren Vokabeltest in Englisch zurückbekommen und die Französischarbeit geschrieben. Ansonsten so langweilig wie immer".
"Wie liefen die Vokabeltests?" Tom ist schon fast genervt, das wir nicht selbst mit den Noten rausrücken.
"Eine eins!" da es für Clea nichts neues ist, wirft sie das ziemlich unbedeutend in die Runde.
Ich atme tief durch und versuche eine schlaue Aussage rauszuhauen:
"Keine eins!"
Marc lacht vor sich hin, da er es ja nicht besser weiß und Tom forscht weiter nach:
"Sondern?"
"Eine sechs!"
Mark verstummt wieder, so wie der Rest vom Tisch auch.
"Jetzt erzähl mal, was los war Alex!" Franco rettet mich aus einer pikanten Situation und schubst mich in eine weitere unangenehme Lage.
Kurz werden wir wieder unterbrochen, da Oli nach Hause kommt:
"Sorry, hatte noch einen Notfall."
Nachdem Herr Dreier auch seine Pizza vor der Nase hat, fängt Alex an zu erzählen.
Saskia hat ihren Blick ebenso gesenkt wie ich.
Eigentlich sollte ich mich nicht so blöd anstellen, schließlich ist es eine ganz normale Sache..
Aber doch nicht bei Alex.
Bei keinem der hier wohnenden Männer.
Ich will und kann mir das wirklich nicht vorstellen.
Meine Gedanken verdrängend, lenke ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Alex' euphorische Erzählung, die irgendetwas von einem Rohrbruch beinhaltet.
Ich trinke gerade einen großen Schluck Wasser, als ich wirklich ungünstige Wortfetzen aus Alex' Mund aufschnappe:
"..... und dann habe ich das Loch einfach gestopft...."
Da mir sofort eine gewisse Situation einfällt, schüttelt es mich ordentlich durch, worauf ein paar Tropfen des Wassers ohne zu Schlucken den Hals hinunterlaufen und ich den Hustenafall des Todes bekomme.
Dass das restliche Wasser, seitlich von meiner aufgedrückten Handfläche wegspritzt, ist dabei kein Wunder.
"Shit, Zoey, hast du dich verschluckt?" Leo, der neben mir sitzt, klopft mir gleich auf den Rücken.
Franco ist in der Zwischenzeit aufgesprungen, um ein Handtuch zu holen und drückt mir dieses, nach seiner Ankunft, in die Hände.
"Entschuldigung!" ich nuschle die Worte vor mich hin, während ich mein Gesicht und den halben Tisch trockne.
"Ist doch nicht schlimm, kann passieren! Alles gut soweit?" Oli wirft mir einen prüfenden Blick zu, allerdings brennt mir meine Speiseröhre wie Feuer, desshalb nicke ich nur vor mich hin.
"Also wo waren wir?" Alex hat anscheinend den Faden verloren, doch Franco hilft ihm auf die Sprünge, während Saskia jetzt wohl ebenfalls ihre trockene Kehle befeuchtet muss.
"Du hast gerade erzählt, wie du bei Saskia das Loch gestopft hast!"
Das ist wirklich zuviel des Guten und die arme Frau neben Alex spuckt das komplette Wasser einmal quer über den Tisch.
"Sagt mal, stimmt was mit dem Wasser nicht?" Alex ist total schockiert und dreht sich sofort fürsorglich zu seiner Freundin.
Mir wird das jetzt wirklich viel zu viel, darum stehe ich schnell auf und renne in mein Zimmer.
Die Gespräche über irgendwelche Löcher, die Alex gestopft hat, sind für mein Oskarwürdiges Kopfkino absolut unvorteilhaft und bevor noch mehr Schaden in meinem Jugendlichen Kopf entsteht, schließe ich mich lieber in meinem Zimmer ein und ertrage nervige Fragen der besorgten Männerfront.
Es dauert nicht lange bis Tom an der Türe klopft:
"Zoey, machst du bitte die Türe auf! Was ist los?"
Weil ich absolut keine Lust auf Streit habe, laufe ich zu meiner Türe, schließe wieder auf und erhebe meinen Kopf um Tom in die Augen zu sehen.
"Was ist los?"
"Nichts!"
"Aber wenn nichts wäre, würdest du doch nicht einfach so in dein Zimmer rennen. Hast du irgendwie Streit mit Saskia, oder ist etwas vorgefallen?" sein prüfenden Blick legt sich so penetrant auf mich, das ich ihm nicht länger in die Augen schauen kann.
"Nein. Mir ist nur nicht so gut."
"Soll ich Alex kurz schicken?"
"NEIN! Nein, so schlimm ist es nicht. Ich brauch keinen Arzt. Bin nur müde und kaputt... sonst nichts" demonstrativ laufe ich zu meinem Bett und lege mich schnell unter die Bettdecke.
"Ich schau nachher nochmal nach dir. Wenn was ist, dann ruf einfach. Ich lass die Türe auf" somit lässt Herr Mayer mir wieder meine Ruhe.
Du musst dir das jetzt irgendwie aus dem Kopf prügeln...
Du wohnst mit Alex unter einem Dach...
Da kannst du nicht jedesmal wegrennen oder dich so dumm benehmen!
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro