Zoey's Sicht
"Na ihr drei, wollt ihr nicht mal langsam rein kommen?" Stephan kniet direkt hinter mir und streicht mir über den Rücken.
"Ich glaube Tom schläft! Seit wann schläft der denn schon wieder so viel?" sorgenerfüllt richte ich mich etwas auf und mustere sein Gesicht.
Die tiefen blauen Augenringe sind mir bisher noch gar nicht aufgefallen.
Vielleicht wirken sie auch nur extremer durch die rote geschwollene Region um seine Augen.
"Weist du Zoey, Tom macht das alles sehr zu schaffen. Er kommt einfach nicht mit dem Gedanken klar, das ihm die Hände gebunden sind. Er hat sehr viel Angst und versucht trotzallem stark zu sein. Aber auch Tom kommt irgendwann mal an seine Grenzen und bevor das so endet wie das letzte Mal, sollten wir ihn ein bisschen im Auge behalten. Ausserdem hoffe ich, das ihr euch das von vorhin wirklich zu Herzen nehmt! Ich weis das es schwer wird, aber wir wollen nicht, das du uns weggenommen wirst" Stephan wuschelt mir durch die Haare, worauf ich von Tom's Füße herunterklettere und Stephan umarme:
"Ich weis. Ich will das doch auch nicht. Aber Ich bin Ich. Keine Ahnung ob ich es schaffe keinen Mist mehr zu bauen. Natürlich werde ich mir Mühe geben, aber ich weiß nicht ob das reicht."
"Haltet euch einfach an das was wir gesagt haben. Alle wissen jetzt bescheid das es um eine sehr wichtige Sache geht. Meiner Meinung nach ist es jedem wichtig, dich nicht zu verlieren" Stephan drückt mir einen Kuss auf die Backe und steht zusammen mit mir auf.
Anschließend hält er Leo seine Hand hin, um ihn ebenfalls in die senkrechte zu ziehen.
"Geht schonmal rein, es gibt Essen. Ich wecke Tom und komm dann mit ihm nach!" Herr Sindera scheucht uns mit einer ausladenden Handbewegung in Richtung Haus.
Händchenhaltend laufen Leo und ich durch die Terrassentüre ins Wohnzimmer und sehen, das immer noch alle anwesend sind.
Anscheinend haben noch einige Aufklärungsarbeiten stattgefunden, denn Oli und Jaron sind immer noch in einem Gespräch vertieft.
Shane erhebt sich vom Sofa und kommt auf mich zugelaufen.
Ich beäuge ihn kritisch, da ich nicht weiß, was dieser Typ vor hat.
Ohne Vorwarnung zieht er mich in eine Umarmung und drückt mich fest an sich:
"Kratzbürste, warum sagst du denn nichts? Mann, das ist wichtig und du erzählst nichts! Hätte ich das gewusst, hätte ich dich an den Haaren aus dem Bootshaus rausgezogen. Oder erst gar nicht mitgehen lassen!"
"Sag nur, du würdest mich vermissen, wenn ich weg wäre.." ich muss ein bisschen schmunzeln und erwiedere die Umarmung.
"Nein, ich denke nicht. Aber Jaron würde durchdrehen und ich weiß nicht ob der Irre seine Sachen packen und nach München ziehen würde. Darauf hab ich echt kein Bock!" Shane drückt mich etwas von sich weg und zwinkert mir zu.
"Arschloch!" ich zische ihm die Worte schmunzelnd entgegen.
"Ich weis!" Shane scheint diese Situation doch mehr zu belasten, als ich je angenommen hätte.
Also gut, wir streichen ihn von der schwarzen Liste und setzen ihn auf die neutrale Liste.
"Zooooey!" Jaron streckt seine Arme aus und wartet darauf, das ich zu ihm komme.
Natürlich lasse ich mir das nicht zweimal sagen.
Als ich mich gerade neben ihn auf das Sofa setzen will, zieht er mich auf seinen Schoß, schlingt seine Arme um mich und seufzt leise auf:
"Vergiss es. Auch wenn ich jetzt mit Shane zusammen bin, ändert das nichts an unserem Verhältnis! Ausserdem bist du eine Frau, da hat er gar keinen Grund eifersüchtig zu sein!"
"Ja, das ihr zusammen seid, dachte ich mir nach gestern irgendwie schon. Ich freue mich für dich, Jaron!" ich meine das wirklich ehrlich, denn die beiden harmonieren wirklich super miteinander und scheinen offensichtlich gut zusammen zu passen.
Allerdings muss ich natürlich noch schnell etwas klarstellen:
"Shane?"
Der Genannte dreht sich zu mir um und wirft mir einen fragenden Blick zu:
"Ja?"
"Ich freue mich für euch, aber eins musst du wissen: Wenn du Jaron weh tust oder ihm sein Herz brichst, dann werde ich dir deine Eier abreißen!" mein düsterer Gesichtsausdruck sollte ihm vermitteln, das ich es wirklich ernst meine.
"Das war mir von Anfang an klar!" er nickt mir zu und widmet sich wieder Leo, mit dem er irgendetwas bespricht.
Jaron streicht mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr und atmet schwer auf:
"Warum hast du nichts gesagt, Zoey? Ich mein, das ist absolut keine Nichtigkeit und du rennst von einem Chaos in das nächste und läuft nebenher Gefahr von hier weg zu müssen.."
"Weist du, Martin habe ich wirklich aus meinem Leben verbannt. Er zählt für mich nicht. In keinster Weise. Vielleicht wollte ich auch nicht wahr haben, das es so ernst ist und er eigentlich die Fäden in der Hand hält. Ich weis es nicht. In letzter Zeit ist so viel passiert und wir hatten mit genug anderen Dingen zu kämpfen... Sei nicht böse Jaron!" ich drücke meine Finger zwischen seine und grinse ihn schief an.
"Als offizieller bester Freund verlange ich in Zukunft über alles informiert zu werden. Klaro? Beruht natürlich auf Gegenseitigkeit, ich weiß" Jaron haucht mir einen federleichten Kuss auf die Wange und drückt mich anschließend fest an sich.
"Wo sind denn Tom und Stephan?" Oli erhebt sich vom Sofa und wirft einen Blick auf die Terrasse.
"Tom ist eingeschlafen und Stephan wollte ihn wecken!"
Oli verzieht besorgt sein Gesicht und läuft in den Garten, um nach den beiden zu schauen.
Hinter uns wuseln Nesrin, Rebekka, Sam und Clea um den Esstisch herum und bereiten alles für das Essen vor.
Ob bei Tom und Rebekka alles gut ist?
Ihr Interesse für ihn, hält sich momentan auch wirklich sehr in Grenzen.
"Oh Zoey, bevor ich es vergesse! Kommst du morgen nach der Schule in die KaS? Dann können wir schauen ob du endlich wieder deinen Gips los wirst!" Phil kommt mit einem dampfenden Topf aus der Küche und zaubert mir mit dieser Information ein breites Lächeln auf mein Gesicht:
"Klar, mach ich. Ich weis schon gar nicht mehr wie es ist, ohne irgendwelche Schienen oder einem Gips zu leben!"
"Klopf schnell auf Holz! Sonst geht das schief!" schreit mir Nesrin aus der Küche entgegen.
"Du musst dich nur von mir fern halten, dann klappt das schon!" auf diese Aussage hin, kommt sie lachend aus der Küche und stellt einen weiteren Topf auf dem Tisch ab.
"Oh ja, ihr zwei haltet euch voneinander fern. Das ist gesünder!" Alex schreit uns vom Flur aus entgegen, während er seine Schuhe anzieht.
"Was machst du denn?" ich drehe mich in Jaron's Umarmung um und mustere Herrn Hetkamp genauestens.
"Na, ich muss arbeiten. Was denkst du denn? Irgendjemand muss ja Geld verdienen, während die anderen auf der faulen Haut herumlungern hahahhaa" nachdem er sich seine Schlüssel von der Kommode geschnappt hat, verabschiedet er sich mit einem allgemeinen "Tschüss" und verschwindet durch die Türe.
Oli kommt kurz zur Terassentüre hereingesprungen, bremst in der Küche ein und rennt mit den Worten "fangt schonmal an, wir brauchen noch kurz" wieder nach draußen.
Leo und ich werfen uns gleichzeitig einen Blick zu und wollen uns eigentlich sofort auf den Weg zu Tom machen, da bemst uns Phil auch gleich wieder aus:
"Nix da! Hierher kommen und essen! Oli hat nicht gesagt, das ihr nach draußen kommen sollt".
"Aber..."
"Ne Zoey. Ich schätze Herr Dreier hat das im Griff. Tom wird zu hundert Prozent Kreislaufprobleme haben, da er schon wieder weder gegessen, noch getrunken hat. Solltest du ja kennen, mh?" der rügende Blick trifft natürlich wieder voll ins Schwarze und ich beuge mich einfach mal Phil's Worten und setze mich mit den restlichen Damen und Herren an den Esstisch.
Während wir alle stumm unser Essen in uns hineinschaufeln, kommen Oli und Stephan mit Tom im Schlepptau hereingelaufen.
Tom sieht echt beschissen aus.
Er ist weiß wie eine Wand und schwankt verdächtig zwischen den beiden Männern hin und her.
"Du setzt dich jetzt hin und isst was, danach kannst du dich wieder hinlegen. Hopphopp!" Oli schiebt Tom schon fast an den Esstisch und wirft Phil einen vielsagenden Blick zu.
Tom ist voll fertig....
Ich darf wirklich keinen Mist mehr bauen!
Er versucht sich wirklich zusammen zu reißen und isst wortlos seinen vollbeladenen Teller leer.
Die Cola, die Oli ihm auffordernd vor die Nase hält, trinkt er seufzend leer und reibt sich währenddessen dauernd durch sein Gesicht.
Rebekka wirft ihm jetzt ebenfalls einen besorgten Blick zu und als beide ihren Teller leer haben, schnappt sie sich Tom an der Hand und bringt ihn nach oben.
"Wa ist mit Tom, Oli?" nervös wende ich mich Oli zu und warte auf eine ehrliche Antwort seinerseits.
"Kreislaufprobleme! Das wird wieder, keine Sorge!" sein leichtes Lächeln versiegt viel zu schnell wieder, worauf er sich den Teller vollläd und genauso wie Stephan, endlich zu essen beginnt.
"Zoey, wir schreiben morgen Französisch. Hast du gelernt?" Clea's Frage kann man schon anhören, das sie weis, das ich davon nichts wusste.
"Wann hat der das bitte gesagt? Ich passe die ganze Zeit auf und mache im Unterricht mit und bekomme die Termine der Arbeiten nie mit. Das macht der doch mit Absicht! Und warum sagst du mir das erst am Abend vorher? Jetzt kann ich mir die Nacht um die Ohren schlagen, damit ich wenigstens ein bisschen was weis" total genervt lehne ich mich in meinem Stuhl zurück und verschränke meine Arme.
"Na, gifte doch nicht so rum. Anscheinend passt du ja nicht die ganze Zeit auf, sonst hättest du das mitbekommen!" Stephan fuchtelt mit der Gabel in der Luft herum, während ich beobachte, wie die ehemals aufgespießte Kartoffel einmal quer über den Tisch fliegt und beinahe auf Leo's Teller landet.
"Danke, aber ich bin satt!" Leo grinst den Kartoffelwerfer belustigt an und wendet sich dann mir zu:
"Wir gehen gleich hoch, dann lerne ich mir dir!"
Die Vorfreude hält sich wirklich in Grenzen und ich verziehe gequält mein Gesicht.
"Ihr könnt schon aufstehen!" Oli gibt uns die Erlaubnis und fuchtelt mit seiner Hand herum.
Jaron, Shane, Sam, Clea, Ty, Mitch und ich schnappen uns unsere Teller, worauf wir in Reih und Glied in die Küche wandern und unser Geschirr in die Spülmaschine einräumen.
Als wir wieder aus der Küche kommen, grinst Phil vor sich hin:
"Tut mir einen Gefallen, lernt keine neuen Freunde kennen. Sonst müssen wir doch noch ein weiteres Haus anmieten!"
Jaja, jetzt kommt ihr erst Mal mit euren zukünftigen Freundinnen zusammen, dann entspannt sich die Lage auch wieder etwas.
Jaron, Shane, Mitch und Ty verabschieden sich und gehen nach Hause, worauf Leo und ich uns in unser Zimmer verkrümeln.
Nachdem wir eine Stunde Französisch gelernt haben, fällt mir ein, das ich Rebekka noch für Mittwoch einladen muss.
Da sich jetzt die beste Chance bietet und ich eh sehen will wie es Tom geht, schleiche ich mich rüber zu Tom's Zimmer.
Rebekka scheint noch wach zu sein, denn nachdem ich zweimal geklopft habe, ertönt ein lautes "Ja?"
Ich öffne vorsichtig die Türe und strecke meinen Kopf ins Zimmer:
"Darf ich reinkommen?"
"Natürlich!" Tom's Freundin sitzt mit dem Rücken an das Kopfteil gelehnt und legt ihr Handy auf die Seite, als ich das Zimmer betrete.
Ich laufe zuerst zu Tom und setze mich auf die Bettkante, um ihm durch die Haare zu streicheln.
Es tut mit wirklich weh, Tom so zu sehen und das größtenteils nur, weil wir immer so viel Chaos veranstalten.
"Das wird wieder Zoey. Er muss sich nur ein bisschen erholen" Rebekka lächelt mir versöhnlich entgegen, worauf ich sie verunsichert anschaue:
"Ist bei euch beiden alles in Ordnung?"
Die Frage scheint sie zu überraschen:
"Ja, wieso fragst du?"
Ich zucke kurz mit den Schultern, da ich ihr nicht direkt ins Gesicht sagen will, das ich mir etwas mehr Fürsorglichkeit von ihr wünschen würde.
"Tom braucht dich als Stütze, Rebekka! Weist du, es ist manchmal nicht einfach in meiner Haut zu stecken. Ich bereite den Menschen, die mich lieben, oft Kummer und Schmerzen, obwohl ich das gar nicht möchte. Aber es ist so, als wenn das in meinem Kopf einprogrammiert wäre, wie ein Virus. Manchmal schlummert es vor sich hin und irgendwann findet es leider seinen Weg und benetzt mein ganzes Gehirn. Wenn der Stein dann ins rollen kommt, reißt er alles mit sich, was in und um seinen Weg herum liegt. Manchmal denke ich das es besser wäre, wenn ich einfach die weiße Fahne schwinge und zu Martin gehe. Dann würde er endlich Ruhe geben und die Männer nicht mehr belästigen. Im gleichen Zug würde Markus endlich aufgeben und in diesem Sinne, wären es zwei Begünstigungen gegen eine Niederlage. Anfangs wäre es vielleicht schwer für Tom und die restlichen, aber irgendwann gewöhnt man sich an alles.... Allerdings kann ich mich nicht überwinden zu diesem Mann zu ziehen. Das hier ist meine Familie. Das sind die Menschen, die mich so lieben wie ich bin und alles in ihrer Macht stehende für mich tun würden. Aber ist es fair so egoistisch zu sein? Keine Ahnung. Jedenfalls musst du ihn bitte auffangen und für ihn da sein, weil ich das nicht immer kann. Er braucht das mehr, als das er zugibt, du kennst ihn doch" ich drücke ihm einen Kuss auf sie Backe und atme kurz schwerfällig durch.
Kurz darauf schaue ich zu Rebekka, die mich ganz komisch anstarrt und mich etwas irritiert.
"Naja, ich wollte fragen ob du am Mittwoch auch zum Grillabend kommen magst. Die Männer wissen nichts davon. Wir haben ein paar Kolleginnen von ihnen eingeladen, unter anderem auch Nesrin und Saskia. Würde mich freuen wenn du auch kommst. Aber nicht petzen, soll eine Überraschung werden. Kannst mir ja schreiben, wenn du dich entschieden hast. Deinen Bruder kannst du ruhig mitbringen, den bekommen wir auch unterhalten" ich zwinkere ihr zu und verlasse wieder das Zimmer.
Bei Leo angekommen, ziehe ich mich bis auf Top und Unterhose aus und kuschel mich in seine Arme.
"Was hast du so lange gemacht?" ein Kuss trifft mich auf meiner Schläfe.
"Nur nach Tom geschaut und Rebekka für Mittwoch eingeladen" ich schenke ihm ebenfalls einen Kuss und ziehe seine Arme eng um mich.
"Zoey wir schaffen das, hörst du? Wir helfen uns alle gegenseitig und bieten Martin die Stirn. Er wird keinerlei Angriffsfläche finden. Auch wir können anständig sein, wir müssen es nur wollen!"
Ich drehe mich mit meinem Gesicht zu Leo und schaue ihm tief in die Augen:
"Leo, ich liebe dich!"
Er lächelt mich leicht an, legt eine Hand auf meine Wange und küsst mich zärtlich:
"Ich liebe dich auch Zoey. Wir werden kämpfen und entweder gemeinsam unseren Sieg feiern oder zusammen untergehen. Egal wie es endet, Hauptsache wir beide bleiben zusammen!"
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