Part 144
Die Türe öffnet sich.
Parker kommt mit einem diabolischen Grinsen aus dem Raum herausgelaufen.
Sein Gesicht ist blutverschmiert.
"Hast du gut gemacht! Braves Mädchen!" er tätschelt mir den Kopf und läuft davon.
In der Mitte des des Raumes liegt ein lebloser Körper.
Aus lauter Neugier, laufe ich langsam darauf zu und betrachte das total entstellt Gesicht.
Der Kiefer scheint gebrochen.
Die Nase verläuft Krumm, zumindest könnte man das unter den blutigen Sturzbächen vermuten.
Das rechte Auge ist überdimensional geschwollen und die darüberliegende Augenbraue gleicht einem Grater.
Ob der noch lebt?
Ich knie mich vorsichtig auf den Boden und taste mit meiner zittrigen Hand nach dem Pulsschlag an seinem Hals.
Genau in dem Moment, als meine Fingerspitzen die kühle Haut berühren, reißt der totgeglaubte plötzlich seine Augen auf und schreit mich aus vollen Leibeskräften an:
"DU BIST SCHULD!"
Ich zucke erbärmlich zusammen und schlage mir die Hände vor mein Gesicht.
Der starke Hustenreiz, durch das schreckhafte einatmen, schüttelt mich kräftig durch.
"Zoey, komm hinsetzen! Ich helfe dir hoch!" zei Hände packen mich an meinen Oberarmen, während sich an meinem Rücken ebenfalls zwei Hände ablegen, um mich nach vorne zu schieben.
Mit aller Kraft die ich noch besitze, versuche ich die Hände von meinem Schmerzpunkt zwischen den Schulterblättern abzuschütteln.
"Fass mal nicht an den Rücken, Falc hat sich auf sie gestürzt und auf den Boden niedergerissen. So wie ich den kenne, hat der sofort mit seinem Knie fixiert. Die Stelle passt zumindest!" der Stimme nach, muss das Nesrin sein.
Nachdem ich mich auf meine Atmung konzentriert habe und der Hustenreiz langsam abebbt, streicht mir jemand über den Kopf.
Ich spickel zwischen meinen Fingern hindurch und stelle fest, das da Stephan vor mir steht.
Ohne Blut und mit normalen Gesicht.
Langsam gleiten meine Finger aus meinem Gesicht und ich Blicke mich verängstigt im Wohnzimmer um.
Hinter mir sitzt Nesrin und ein Stück weiter hinten, starrt mich Oli wie einen Ölgötzen an.
Alles normal Zoey.
Nur ein Traum!
"Zoey, was ist los?" Stephan kniet sich vor mich hin und dreht meinen Kopf, mit seinen Finger an meinem Kinn, zu sich.
"Überall Blut!" meine Stimme klingt stark belegt und ist kaum zu hören.
Nesrin rückt ein Stück zu mir auf und spricht bedacht leise zu mir:
"Hast du den Mann in dem abgeschlossenen Raum gesehen?"
Ich nicke nur kurz, um mir darauf schnell mit den Händen durch mein Gesicht zu fahren.
Wieder verweilen meine Handflächen links und rechts neben meiner Nase.
"Hast du die Männer gesehen die ihn so zugerichtet haben?" jetzt verhört mich Stephan weiter.
Meine Hände gleiten mein Gesicht hinuter und fallen ungebremst auf meinen Schoß.
Ja, Parker und Gonso.
Aber ich kann sie nicht verraten.
Sie sind doch eigentlich gute Menschen, oder?
Cody hat das nach dieser Aktion mit Jaron doch verdient, oder?
Mein Blick trifft auf blaue Augen, die mich mitfühlend mustern.
Viel zu lange lässt meine Antwort auf sich warten.
Eigentlich will ich auch gar nicht antworten, sondern stelle nur eine weitere Frage:
"Ist der Mann tot?"
Stephan streicht mir über den Kopf und atmet schwer auf, während er einen Blick zu Nesrin wirft.
Anschließend sieht er mich wieder an:
"Ich weis es nicht Zoey. Gut sah es für ihn mal nicht aus... Vielleicht weiß Tom mehr, wenn er nach Hause kommt."
"Zoey, ich bin vorhin an dein Handy gegangen. Einmal hatte ich Leo dran, der sich nach dir erkundigt hat und das andere mal hat jemand mit unterdrückter Nummer angerufen und kurz nachdem ich mich gemeldet habe, aufgelegt. Ich hoffe das war in Ordnung!" Nesrin hat einen entschuldigenden Blick drauf, worauf ich nur nicke.
Das war bestimmt Parker.
Was wollte der?
Vielleicht wollte er sich vergewissern das ich nicht gepetzt habe oder ob ich unbemerkt flüchten konnte...
Das knallen der Haustüre holt mich aus meinen Gedanken.
Tom wirft seine Schlüssel auf die Kommode und kommt leicht angespannt ins Wohnzimmer gelaufen.
Scheiße, der ist immer noch stinkig.
Ob er mich jetzt umbringt, wenn weniger Zeugen dabei sind?
In meinen Augen bahnen sich langsam Tränen an, die ich nicht aufhalten will und kann.
Ich fasse meinen Mut zusammen und schaue Tom in die Augen, da er mich ebenfalls mit seinem Blick fixiert.
"Ist er tot?" da in mir das totale Chaos herrscht, denke ich nicht daran Tom zu sagen, wen ich denn genau meine.
Tom legt seinen Kopf schief:
"Wer ist tot?"
Nesrin übernimmt sofort die Erklärung:
"Zoey hat den verunstalteten Mann in dem abgeschlossenen Raum gesehen!"
Tom's Gesichtsausdruck verwandelt sich in ein gequältes "Bitte nicht" - Gesicht.
Er kommt ein paar Schritte näher und kniet sich direkt neben Stephan, um mich genau anzuschauen:
"Wer war das da am Boden? War das der Besitzer?"
Ich schüttle mit dem Kopf.
"Weist du wer das war?" Tom's Hand legt sich auf meinem Schienbein ab.
Ich zucke mit den Schultern.
Irgendwie weis ich es ja schon, aber irgendwie auch nicht.
Als ich nochmal fragen möchte, ob er denn noch lebt, bricht meine Stimme mitten im Satz und die Tränen laufen nonstopp mein Gesicht runter.
"Ich weis nicht, wie es ihm geht. Sie haben ihn wirklich schlimm zugerichtet!" Tom seufzt schwer auf.
Es geht ihm nahe, das ich Cody so gesehen habe.
Stephan steht auf und macht Platz für Tom, der mich sofort in den Arm nimmt.
Ich erwiedere die Umarmung nicht, da ich momentan total überfordert bin.
Meine Finger spielen nervös an meinem Hoodiesaum herum, während ich gedankenverloren mit mir selbst rede:
"Das ist alles meine Schuld. ..wenn er stirbt... und das ganze Blut... und alle waren voller Blut. Die ganzen Gesichter waren blutverspritzt!"
"Zoey, sag mir bitte was du gesehen hast! Und warum soll es deine Schuld sein?" Tom schiebt mich ein Stück von sich weg und wird merklich nervös.
Erst jetzt, nachdem er mir die Frage stellt, leuchtet mir ein das ich zu laut geredet habe und schüttle schnell mit dem Kopf:
"Ich hab nur Cody am Boden gesehen, sonst niemanden!"
Fuck!
"Cody also.... Kannst du mir auch einen Nachnamen nennen? Woher kennst du Cody?" er spricht sehr leise und behutsam mit mir, um weitere Informationen aus mir herauszubekommen.
"Ich weis nicht wie er mit Nachnamen heißt. Er kommt nicht von hier und ich kenne ihn auch überhaupt nicht. Ich weis nur das er Cody heißt!" das Tom mir das nicht glauben wird, liegt auf der Hand, aber so gesehen, ist das die Wahrheit.
"Woher kennst du dann seinen Namen?" Nesrin rutscht etwas näher an meinen Rücken, damit ich mich anlehnen kann und versucht auch ihr Glück.
"Er ist ein böser Mensch, der jemanden etwas angetan hat, was man nicht im Raum stehen lassen konnte. Das es allerdings so..." mich schüttelt es extrem durch, da mir die Bilder wieder durch den Kopf schießen.
"Hast du damit etwas zu tun?" Stephan schiebt hinter Nesrin schon die Krise und malt sich bestimmt die schlimmsten Szenarien aus.
"Nein. Ich hab ihm nichts getan und ich wusste auch nicht, das sie ihn so schlimm zurichten werden!" ich schließe meine Augen, damit ich Tom mit seinen prüfenden Blicken nicht mehr anschauen muss.
"Wer sind "Sie" ?" Herr Sindera gräbt weiter in der Wunde, während in mir langsam die Erkenntnis hochkommt, das die mich hier zusammen in eine Falle locken, da ich mich immer mehr in meine Aussagen verstricke.
Mir wird alles zu viel.
Meine Nerven liegen blank und ich hab keine Ahnung mehr, was ich den Männern ausversehen schon an Informationen habe zukommen lassen und was nicht.
Da mich die Panik überfällt, das ich mich noch selbst ins Boxhorn jage, springe ich schnell vom Sofa auf und renne ins Badezimmer, um mich dort einzuschließen.
Du musst dir irgendetwas einfallen lassen!
Tom wird so lange nachforschen, bis er die Antworten hat, die er will und braucht.
Damit mich keiner nerven kommt, ziehe ich mich schnell aus um unter die Dusche zu hüpfen.
Als ich meine Hotpants vom Boden aufhebe, um sie in den Wäschekorb zu schmeißen, fällt eine kleine durchsichtige Plastiktüte mit bunten Pillen aus einer der Hosentaschen.
Holy Shit!
Die habe ich ja ganz vergessen...
Zum Glück hat mich keiner durchsucht!
Was mache ich jetzt damit?
Verstecken?
Nein, wenn die gefunden werden, bin ich am Arsch.
Nesrin geben?
Hmmmm...
Nein, Jaron hatte die Tüte auch in den Fingern und wenn die nach Fingerabdrücken suchen...
Mein Blick fällt auf die Toilette, worauf mein Entschluss sofort feststeht: Ab damit in die Kanalisation!
Nachdem das Tütchen in den unendlichen Weiten der Toilette verschwunden ist, atme ich erleichtert auf und stelle mich sofort unter die Dusche.
Das warme Wasser entspannt meinen verkrampften Körper und für einen kleinen Moment verschwinden meine Sorgen mit dem Wasser im Abfluss.
Als ich mich endlich von der Dusche losreisen kann, binde ich meine Haare zusammen und laufe mit dem Handtuch umwickelt in mein Zimmer.
Dort ziehe ich mir schnell eine Unterhose und ein Top an und überlege, was ich jetzt mache.
Den Stimmen nach zu urteilen, die über den Flur durch meine offene Türe dringen, sind die restlichen Männer ebenfalls von der Arbeit zurückgekommen.
Auf ein Massenverhör kann ich gerade dankend verzichten und entscheide mich, endlich ein bisschen zu schlafen.
Allerdings mag ich absolut nicht alleine in meinem Bett liegen, da ich befürchte das ich nochmal von Cody oder Parker träumen könnte.
Auch wenn ich nicht weiß ob Tom sauer ist oder nicht, schleiche ich mich über den Flur in sein Zimmer und kuschel mich in sein Bett.
Zur Not kann er mich ja rausschmeißen.
Es dauert nicht lange bis Schritte auf der Treppe zu hören sind, die sich anschließend in mein Zimmer fortbewegen.
Nachdem das Licht angeschalten wurde und ich wohl nicht zu finden war, erlischt das Licht wieder.
Kurz ist es ruhig, bis die Schritte wieder zu hören sind und die angelehnte Türe, von Tom's Zimmer, weiter geöffnet wird.
Wer es ist weiß ich nicht, aber derjenige lässt die Türe offen stehen und begibt sich wieder in das untere Stockwerk.
Tief durchatmend drehe ich mich auf meinen Bauch und zupfe an Tom's Kopfkissen herum.
Irgendwie will ich meine Augen nicht schließen, da ich Angst vor den eventuell aufkommenden Bildern habe.
Keine Ahnung wie lange ich dagelegen und einfach nur vor mich hingestarrt habe, aber als sich plötzlich ein Körper auf die freie Bettseite legt, zucke ich vor Schreck zusammen.
"Ich bin es nur, Zoey! Komm her zu mir!" Tom streckt mir seinen Arm entgegen und wartet darauf, das ich mich an ihn kuschel.
"Ist es okay, das ich hier bin?" ich will mich erst versichern, ob er nicht doch so sauer ist, das er mich vielleicht im Schlaf erwürgt oder irgendetwas dergleichen mit mir anstellt.
"Warum denn auch nicht? Du musst doch nicht fragen. Du darfst jederzeit zu mir kommen! Was ist denn mit dir los Prinzessin, mh? Komm her jetzt!"
Ich klettere schnell in seinen Arm und fühle mich sofort ein Stück weit besser.
"Zoey, sei mir nicht böse, aber in den nächsten Wochen wirst du nicht ausser Haus schlafen. Ausser wenn du zu Martin musst natürlich. Ansonsten, bist du abends und nachts hier zuhause. Haben wir uns verstanden?" der scharfe Ton beißt sich in mein Trommelfell, doch mein Kopf möchte das gesagte nicht akzeptieren:
"Aber Tom, das ist unfair! Warum darf ich nicht..." meine Worte dürfen nicht allesamt aus meinem Mund entweichen, denn Tom unterbricht mich harsch:
"Nanana! Da ist gar nichts unfair dran. Jedes Mal, wenn du irgendwo übernachtest, steckst du Stunden später in irgendeinem Schlamassel, wirst von der Polizei aufgegriffen, bist verletzt oder weis der Geier was. Zoey, dein Vater will dich zurück haben und wenn du so weiter machst, dann hat er die besten Karten, das auch ohne Probleme durchzusetzen. Ich will nicht das dir etwas passiert oder du nach München abtransportiert wirst. Verstehst du das Zoey? Es geht hier um etwas ganz wichtiges! Ich weiß auch ganz sicher, das du nicht auf einer undercover Mission im Bootshaus unterwegs warst. Ich bin nicht dumm Prinzessin. Leider hast du da drei ganz harte Nüsse auf deiner Seite, deswegen kann ich dir zum jetzigen Zeitpunkt auch nichts nachweisen. Sei einfach nur froh das dich Klaus nicht entdeckt hat!"
Ich starre Tom nur an, denn nach diesen Worten weiß ich einfach nicht was ich sagen soll.
"Bitte! Bitte reiß dich einfach zusammen! Ich will nicht tatenlos zuschauen müssen, wie du uns weggenommen wirst. Noch anderthalb Jahre, dann hat Martin kein Bestimmungsrecht mehr über dich, dann haben wir es geschafft. Aber bis dahin...Bis dahin musst du dich jetzt wirklich am Riemen reißen. Es zählen keine Versuche, es muss klappen! Bitte sag mir, das es klappen wird Zoey!" mir zerreißt es bei Tom's Worten fast das Herz.
Ihm ist es so Ernst wie noch nie.
Wie soll ich das anstellen?
Soll ich mich die nächsten anderthalb Jahre in meinem Zimmer einsperren?
Ich kann nicht aus meiner Haut..
Was mach ich denn jetzt?
Ich lege meinen Kopf in Tom's Halsbeuge und umklammere ihn ganz fest:
"Ich werde alles dafür tun! Und ich gebe mein Bestes. Versprochen!"
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