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Part 81

Glücklicherweise sind die restlichen Sanis, inklusive Herr Dreier, ausgeflogen und ich kann mich bis zu deren Rückkehr etwas akklimatisieren.
Nick hat sich in den RTW zurückgezogen um, seiner Aussage nach, die Bestände aufzufüllen und Linus werkelt irgendetwas in der Küchenzeile herum.
Ich selbst habe mich auf das Sofa geschmissen und versuche an irgendetwas Schönes zu denken, was mir aber nicht richtig gelingen mag, da mir immer wieder dieses Lächeln des alten Mannes in den Sinn kommt.

Als Linus seine Tätigkeit beendet hat, platziert er sich auf dem kleinen freien Stück Sofa, das ich nicht mit meinem Körper eingenommen habe, direkt neben mich.
Ganz langsam schiebt sich ein einzelnes Kaubonbon, das in einem quietsch bunten Papier verpackt ist, in mein Sichtfeld:
"Nervennahrung?"
Obwohl mir Schokolade eigentlich lieber wäre, ich aber eh zwecks der Milch ablehnen müsste, greife ich nach der süßen Kaumasse und schenke dem Notarzt ein ehrliches Lächeln:
"Danke!"
"Kein Ding! Lass krachen, das ist gut für die Nerven!"
Herr Hoffmann stellt eine riesengroße Tüte der sehr leckeren Süßigkeit zwischen uns ab und schiebt sich kurz darauf selbst eines davon in den Mund.
Während er die Zuckermasse mit seinen Zähnen zerkleinert, rutscht er tiefer ins Sofa und legt seinen Hinterkopf auf der Rückenlehne ab.
Als er die Augen schließt, kann ich nicht anders und mustere interessiert sein Gesicht.
Eigentlich sieht er aus wie immer, allein seine Mundwinkel verraten, dass er gerade nicht voller Freude steckt.

"Alles gut?"
Ich erschrecke kurz, da ich nicht damit gerechnet habe, dass er mich anspricht und lenke meinen Blick auf den Fußboden:
"Denke schon!"
Mein Nebenmann öffnet wieder seine Augen und dreht seinen Kopf zu mir, um mich ebenfalls eine Zeit lang anzusehen.
Anschließend greift er in eine der Seitentaschen seiner Hose und zieht einen kleinen, zusammengefalteten Zettel heraus, den er mir entgegen streckt:
"Hier steht meine Telefon- und Handynummer drauf. Wenn die Tage doch noch Redebedarf auftauchen sollte, darfst du dich gerne bei mir melden. Du musst aber nicht, das ist nur ein Angebot. Ich weiß, du hast genug Herren, die dir für Gespräche zur Verfügung stehen, aber vielleicht hilft es dir ja auch, wenn du mit jemandem reden kannst, der die Situation ebenfalls hautnah miterlebt hat!"
Etwas erstaunt über dieses Angebot, greife ich nach der Notiz und verstaue sie in meiner Hosentasche:
"Danke. Lieb von dir!"
Mit einem Grinsen auf den Lippen kramt Herr Hoffmann in der Kaubonbontüte herum und scheint nach etwas ganz besonderem zu suchen.
"Kann man dir irgendwie helfen?"
"Ich mag nur die Dinger mit Kirschgeschmack und von denen gibt es kaum welche in der Tüte. Vielleicht sollte ich den Hersteller anschreiben und mich beschweren. Welchen Geschmack magst du am liebsten?"
"Zitrone oder Ananas!"
"Da hast du Glück! Geschätzt, jedes zweite Bonbon gehört zu der Geschmacksrichtung Zitrone. Schau mal... Hier... und das... und da..." Linus sortiert alle Zuckermasseklumpen, die mit einem gelben Papier umwickelt sind, aus der Tüte und wirft sie mir auf den Schoß:
"An deiner Stelle würde ich die gut verstecken! Wenn Florian zurückkommt und die ganzen Bonbons sieht, dann inhaliert er die sofort ein!"
"Ist der auch so schlimm? Hahaha"
"Schlimm wie wer?"
"Na, Alex ist ein Schokoladen- und Phil ein Gummibärchenjunkie. Wobei Phil noch einen ticken schlimmer ist, als Herr Hetkamp!"
"Hier hat jeder seine Macken! Jacky zum Beispiel, isst in jeder Schicht mindesten zwei Bum-Bum Eis, Ivo gönnt sich Chips in Massen, Nick isst verdammt gerne diese American Cookies, die in der Mitte einen Schokoladenkern haben und Franco verputzt pro Tag fast eine ganze Tüte Schokobons".
"Und du bist der Kaubonbon Typ?"
"Ne, eigentlich sind gesalzene Erdnüsse meine Favoriten, aber das lasse ich während des Dienstes lieber bleiben. Wenn ich einmal angefangen habe, kann ich nicht mehr aufhören und du kannst dir bestimmt vorstellen, wie Durstig einen das macht! Bei meinem Glück bekomme ich dann aber mindestens vier Einsätze hintereinander rein und habe somit keine Zeit etwas zu trinken. Sehr unvorteilhaft für Rettungspersonal!"
"Ohja. Das gibt kein gutes Bild ab, wenn man den Patienten erklärt, dass sie viel trinken müssen, da das wichtig ist und man selbst kurz vor dem Verdursten steht. Hahaha."
Genau jetzt, wo ich mich so richtig wohl fühle und ein super Gespräch mit meinem ehemaligen Pulsbeschleuniger habe, fordert die Kölner Menschheit Linus' Typ.
Tief aufseufzend erheben wir uns von dem Sofa, lassen die Kaubonbons Kaubonbons sein und laufen schnellen Schrittes in die Fahrzeughalle.
Herr Bachmann sitzt schon startklar im Nef und wartet nur noch auf das Eintreffen unserer beiden Hintern.

Zeitgleich mit Jacky und Florian, die gerade in der Nähe waren und etwas zu essen holen wollten, treffen wir am Einsatzort ein.
Ein kleines mulmiges Gefühl macht sich in mir breit und ich hoffe, dass wir hier nur eine Lappalie geboten bekommen.
Mir ist bewusst, dass ein Notarzt nicht gerufen wird, wenn nur ein Kratzer versorgt werden muss, aber ein Trümmerbruch scheint mir momentan besser zu gefallen, als nochmals so einen Todesfall miterleben zu müssen.
"Auf geht's! Komm mit!", kaum habe ich das Nef verlassen, stürmt Linus auch schon auf das Mehrfamilienhaus zu.
Die Haustüre steht schon einen Spalt weit offen und als wir den großen Eingangsraum betreten, hallt eine Stimme in dem enormen Treppenhaus, die uns anweist, dass wir in den sechsten Stock müssen.
Von Aufzug oder einem anderen Beförderungsmittel fehlt jede Spur.
"Kannst du mich nebenbei auch reanimieren, wenn ich hier auf der Treppe zusammenbreche?", frage ich beiläufig und entlocke Linus ein kurzes Schmunzeln, als wir die dritte Etage erreichen.

Vom Erdgeschoss ist Nicks lautes Stöhnen zu hören und dem Fluchen nach muss auch Jacky den Eingangsbereich betreten haben.
Herr Hoffmann lässt sich von nichts irritieren und springt zielstrebig die nächsten Treppenstufen nach oben.
Bevor er die offene Wohnungstüre erreicht, fragt er gnädigerweise noch, ob bei mir alles gut ist oder der Sensenmann sein Date schon einlösen möchte.
Kaum ausgesprochen, verändert sich schlagartig sein Gesichtsausdruck.
Er scheint den vorhergegangenen Einsatz schon erfolgreich verdrängt zu haben und damit er sich jetzt nicht unnötige Gedanken wegen mir macht, grinse ich ihm entgegen:
"Sorry, so leicht wirst du mich nicht los! Da muss schon etwas anderes als so ein bisschen Treppe kommen!"
"Das hat sich vorhin aber noch ganz anders angehört!"
"Ach, das hast du sicherlich nur falsch verstanden! Hopp jetzt, geh deiner Arbeit nach!"
"Hahaha, Jawohl Chef!"

In der Wohnung angekommen, heißen uns laut würgende Geräusche und ein penetranter Kotzgeruch willkommen.
Am liebsten würde ich auf dem Absatz wieder umdrehen, da mein Körper schon von einer fetten Gänsehautschicht überzogen wird.
"Hierher! Schnell!", die Stimme weißt uns zu einem kleinen Raum, der sicherlich ein Büro darstellen soll, in dem ein korpulenter Mann in einem Bürostuhl sitzt, einen Eimer in der Hand hält und sich unaufhörlich übergibt.
Hinter ihm steht eine blasse Frau, die dem Kotzenden immer wieder den Rücken tätschelt.
"Linus Hoffmann, Notarzt. Hallo. Was ist denn los?", noch während seiner Frage checkt Linus den Mann ab und wirft einen Blick in den Eimer.
Bei seinem Pokerface kann man gar nicht erkennen, ob ihm die Kotze wirklich nichts ausmacht oder ob er innerlich genauso wie ich ein Würgen unterdrücken muss.

"Ich weiß nicht... Günter war ganz normal und sitzt schon den halben Tag hier im Büro. Vor vierzig Minuten hat er ungefähr angefangen, sich in Dauerschleife zu übergeben. Auf keine meiner Fragen hat er geantwortet, egal was ich gefragt habe und darum habe ich den Notruf gewählt!", erklärt die Frau sehr aufgeregt und wirft einen Blick in den Flur, da jetzt die restliche Truppe eintrifft.
"Was haben wir denn?", will Flo gleich wissen, schiebt mich zwischen Bürostuhl und Schreibtisch und legt den Notfallrucksack ab.
"Fahle Hautfarbe", der Notarzt legt ein Stück seines freien Handgelenkes an die glänzende Stirn des Patienten, "kaltschweißig, krampfhafter Griff auf die mittlere Bauchregion, hochgradig Unruhig!"

Ich möchte einen Menschen erleben, der in aller Seelenruhe kotzt!

Während die Männer noch etwas fachsimpeln, drehe ich mich dem Computer hinter mir zu und werfe einen Blick auf den Monitor.
Dort ist eine Art Kontoauszug zu sehen, der lauter rote Zahlen aufführt.
Als ich ganz unten einen Betrag von minus Siebentausenddreihundertzwanzig sehe, ist mir völlig klar, warum der Herr hier so viel kotzen muss.
Mir würde es sicherlich genauso ergehen.

Nick versucht mit dem Kotzer ein paar Worte zu wechseln, doch der geht überhaupt nicht auf die Fragen ein, sondern widmet sich lieber dem Gestank in seinem Eimer und atmet so, als wenn er irgendetwas besonders gut riechendes vor seiner Nase hätte.
Der Notarzt hebt nach einer Vorwarnung den Kopf des Patienten an und checkt die Pupillenreaktion, worauf er seinen Kollegen mitteilt, dass die Pupillen beidseitig stark verengt sind.
"Der rechte Mundwinkel und ebenfalls das rechte Augenlid hängen ein bisschen nach unten!", wirft Jacky jetzt ein, worauf Linus vor sich hin nickt.
Ich finde es wirklich faszinierend, wie konzentriert er ist und den Patienten mit seinen Augen fast schon zu durchleuchten scheint.
Wenn man einen Blick in den Kopf werfen könnte, würde man bestimmt sehen, wie die Zahnräder fast Amok laufen.

"Flo, leg mir bitte einen Zugang! Anschließend wechseln wir in den RTW. Mir ist das hier zu eng und eventuell haben wir es nachher etwas eiliger hier wegzukommen! Nick, Jacky, wir brauchen den Tragestuhl!"
Die zwei Sanitäter eilen zur Türe hinaus und besorgen das benötigte Transportmittel. 
Florian führt sofort die ausgesprochene Anweisung aus, die ich genauestens beobachte.
Bei ihm sieht das Punktieren wie ein Kinderspiel aus und so, als wenn er noch nie etwas anderes getan hätte.
"Fertig!"
Zwar ist Flo fertig mit dem Venenkatheter, der blasse Mann aber würgt immer noch fleißig vor sich hin, was auch Herr Hoffmann nicht gerade glücklich stimmt:
"Bevor wir abmarschieren, ziehst du mir noch bitte Odansetron auf die acht und gibst ihm Volumen!"
Herr Wehr zieht die Augenbrauen zusammen:
"Acht was?"
Jetzt muss sich der Notarzt anstrengen, einen neutralen Blick beizubehalten:
"Acht Liter!"
Die Augen des Sanitäters weiten sich auf ein Maximum, während seine Kinnlade fast auf den Boden schlägt:
"Ähm... Bisschen viel, oder?"
"Sicher! Wir bleiben dann doch lieber bei Milligramm", grinst Linus, schüttelt kurz amüsiert seinen Kopf und legt dann wieder seinen professionellen Gesichtsausdruck auf.

Als der Mann aufgefordert wird aufzustehen, erhebt er sich, hält sich aber keinesfalls standsicher.
Ich bin so freundlich und nehme dem Patienten den Eimer ab, bevor er noch zu Boden fällt und die ganze Suppe über den Teppichboden läuft.
Als Dank, kotzt er dann doch nochmal im hohen Bogen in den Eimer, wobei mich einige Spritzer treffen und ich einfach nur die Augen schließe und versuche vor Ekel nicht lauthals aufzuschreien.
"Oh Gott! Das tut mir leid!", schreit die Frau und reißt mir sofort den Eimer aus der Hand.
Als ich die Augen wieder öffne, sitzt das Transportgut schon auf dem Stuhl und ich winke der schockierten Kotzeimerhalterin einfach nur ab, da niemand etwas dafür kann.
Damit ich nicht tatenlos herumstehe, schnappe ich mir den Notfallrucksack, schultere ihn auf und klemme mir ebenfalls noch dieses Monitorzeug unter den Arm.
So trotte ich der ächzenden Rettungstruppe hinterher, da der Mann schon einiges auf die Waage bringt und das Treppen abwärts laufen nicht gerade entlastend wirkt.
Mit gequältem Gesichtsausdruck und ordentlich durchgeschwitzt kommen die Kotzbrockenbeförderer vor dem RTW zu stehen und ich bete dafür, dass die vier nicht gleich selbst Hilfe brauchen, so wie die aussehen.
Die geübten Retter stecken Gott sei Dank alles super weg und buxieren den Mann zu viert in den RTW und auf die Trage.

Bevor ich ebenfalls in den Rettungswagen hüpfe, hält mich Flo davon ab:
"Warte kurz! Hast du was unter deinem Pullover an?"
"Ja, warum?"
"Ist dir der Pulli heilig?"
"Nicht wirklich!"
Schneller als ich gucken kann, zieht Herr Wehr eine Kleiderschere aus der Seitentasche seiner Hose und fängt an, mein Oberteil zu zerschneiden.
"Hey!", auch wenn mir das Kleidungsstück nichts bedeutet, da es ein ganz normaler Hoodie ist, hätte ich dann schon gerne noch mehr angehabt als ein Top.
"Der war voller Kotze und ich will nicht, dass du dir das noch überall hinschmierst!"
Da der Einwand berechtigt ist, halte ich still und hoffe einfach, dass ich dadurch bis Sonntag noch schneller krank werde.
"Jetzt abmarsch, rein mit dir in den RTW!", das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen und finde mich bald auf dem Notsitz im Inneren des Rettungsgefährts wieder.

"Sauerstoffgehalt fünfundneunzig Prozent, Blutdruck ist hundertfünfundvierzig zu achtzig, Puls sind hundert Schläge pro Minute!", gibt Jacky an Linus weiter und auch Nick hat noch eine Information parat:
"Temperatur beträgt knapp sechsunddreißig Grad!"
Der Notarzt tastet den Bauchraum ab und schüttelt nach ein paar Sekunden mit dem Kopf:
"Abdomen ist weich, ohne Druckschmerz oder Abwehrspannung! Lasst uns aufbrechen. Nick, melde uns in der Neurologie an!"
Wie auf Knopfdruck zeigt das Monitoring, das während meiner Abwesenheit angebracht wurde, leichte Herzrhythmusstörungen, worauf Herr Bachmann sofort aus dem RTW hüpft und die nächste Klinik anfunkt.

Kurz vor dem Aufbruch steckt Jacky ihren Kopf zur Seitentüre herein:
"Linus! Die Frau hat mir gerade gesagt, dass die Mimik ihres Mannes normal sei. Das hängende Auge sowie der Mundwinkel sind bekannt. Hat anscheinend jetzt erst registriert, dass wir am Anfang darüber geredet haben".
"Okay, danke. Dann bring uns jetzt mal schleunigst zum Ziel!", stirnrunzelnd wendet sich der Notarzt dem Patienten zu, der mit erhöhtem Oberkörper und Kotztüte in der Hand vor ihm liegt.
Florian hat mittlerweile den voluminösen Oberkörper mit diesen Klebeteilchen bestückt, die ich gestern auch auf Linus' Oberkörper geklebt habe, jedoch sind es heute mehr als nur vier.
Die zwei Retter beobachten den Monitor, der immer wieder Werte anzeigt und dann doch wieder abkackt.
Dieser Wechsel begleitet uns dann auch während der ganzen Fahrt und ich kann heraushören, dass das daran liegt, dass der Mann extrem kaltschweißig ist.

Eine leichte Gänsehaut überzieht meinen Körper, da es von den Temperaturen her doch noch etwas frisch ist, um nur in einem Top rumzulaufen.
Herr Wehr scheint meinen leicht zitternden Zustand wahrzunehmen, denn er zieht schnell den Reißverschluss seines Pullovers auf und reicht mir diesen anschließend.
"Den brauchst du doch selber!"
"Ich habe vorne meine Jacke liegen und auf der Wache genug Ersatz. Ich will nicht, dass du krank wirst!"

Ich schon hahahaha

Nachdem mir der Notarzt dann einen entsprechenden Blick zugeworfen hat, bringe ich die wärmende Schicht doch an meinen Körper.

Jetzt ist es mit diesem medizinisch angehauchten auch schon soweit gekommen, dass ausschließlich Blicke zur Kommunikation ausreichen...
Unglaublich!

An der mir fremden Klinik angekommen, schieben Linus und Florian den Patienten zusammen in die Notaufnahme.
Ich halte mich weitestgehend hinter Herrn Hoffmann versteckt, da der Arzt, der mit Linus die Übergabe macht, andauernd so abfällig Blicke in meine Richtung schickt.
Es könnte mir eigentlich egal sein, aber dieses geschätzte Urgestein hat irgendetwas an sich, dass mich einschüchtert und da braucht es bei mir im Normalfall schon einiges an schlechter Aura.
Meine Ohren vernehmen bei dem Gespräch der beiden Ärzte genau die Dinge, die auch schon während des Einsatzes gefallen sind und noch ein paar Fachbegriffe, mit denen ich absolut nichts anfangen kann.
Nachdem der Informationsaustausch beendet ist, folge ich den beiden Herren zurück zu dem RTW, worauf Jacky und Flo sofort alles desinfizieren.

"Was hat der Mann denn jetzt?", da ich keine Diagnose gehört oder es einfach aufgrund von Fachbegriffen nicht verstanden habe, muss ich jetzt genauer nachfragen.
"Ohne viel befremdlichen Worten ausgedrückt, vermute ich einen Gefäßverschluss im Gehirn. Kann, muss aber nicht. Das wird jetzt die Klinik weiter erforschen."
"Das ist schon ein wenig blöd, dass du gar nicht mitbekommst, ob deine Vermutung stimmt oder nicht. Mich würde das nerven, wenn ich einen Fall so unwissend abgeschlossen habe!"
"Manchmal nervt mich das auch, vor allem, wenn es um emotionale Themen geht. Damit muss man sich aber einfach abfinden. Wir haben unseren Teil erledigt und müssen den Fall, sobald wir die Übergabe gemacht und die Klinik verlassen haben, für uns selbst abschließen!"
"Hast du auch schon mal Nachforschungen angestellt?"
Linus nickt sofort und holt tief Luft:
"Ja, bei einem Verkehrsunfall. Ein dreijähriges Kind wurde schwer verletzt, da man vergessen hatte, die Gurte des Kindersitzes richtig zu schließen. Das hat mir wirklich keine Ruhe gelassen, da ich anhand der schweren Kopfverletzung nicht sagen konnte, ob er es schafft oder irgendwelche Schäden davontragen wird!"
"Hatte er sich am Schädelknochen etwas gebrochen?"
"Ja, Schädelbasisbruch."
Ich traue mich fast gar nicht zu fragen, was aus dem Kerlchen geworden ist, da Linus auf einen Schlag so nachdenklich wirkt.
Als er kurze Zeit später aber ein leichtes Lächeln über seine Lippen huschen lässt, traue ich mich dann doch:
"Hat er es geschafft?"
"Er hat es tatsächlich überlebt und auch keine Beeinträchtigungen davongetragen. Ich kenne den behandelnden Arzt privat und daher habe ich immer ein paar Infos bekommen. Aber nicht petzen. Das bleibt unser Geheimnis, okay?"
"Ich schweige wie ein Grab!"
Linus nickt zufrieden und nimmt Kurs auf das Nef, in dem Nick schon startklar breit sitzt und nur noch auf uns wartet.

Einen kurzen Moment schaue ich dem rot/ neongelb gekleideten Mann hinterher.
Für mich ist es wirklich faszinierend, wie schnell sich zwischen uns eine Vertrauensbasis aufgebaut hat, obwohl ich mich wochenlang quer gestellt habe.

"Zoey, nicht träumen! Die Dusche wartet schon auf dich!", mit diesen Worten reißt mich der Notarzt aus meinen Gedanken und sorgt dafür, dass ich mich jetzt auch endlich zu dem Notarzteinsatzfahrzeug begebe.
Als ich auf der Rückbank sitze, kann ich gerade noch die Türe schließen, da drückt Herr Bachmann schon aufs Gaspedal.
"Mach doch mal langsam oder müssen wir vor irgendetwas flüchten?"
"Ich habe Hunger und bei unserem Glück dauert es nicht lange, bis der nächste Einsatz unseren Typ verlangt!"
Ehrlich gesagt habe ich dagegen überhaupt nichts einzuwenden, denn mein Magen signalisiert mir auch schon, dass es nicht schlecht wäre, wenn er etwas Arbeit bekommen würde.

Auf der Wache angekommen, ist die komplette Besatzung anwesend.
"Oli, kannst du dem Chaoskind ein Handtuch ausleihen? Sie sollte unter die Dusche!", brüllt Nick sofort los, kaum dass er die Türe zum Aufenthaltsraum geöffnet hat.
Oli dreht sich sofort zu uns und checkt mit seinen Blicken meinen kompletten Körper:
"Was ist passiert?"
"Ich wurde von ein bisschen Kotze angegriffen!", grinse ich ihm entgegen und zucke mit den Schultern.
"Von mir kannst du Klamotten haben! Die werden dir am besten passen. Nicht dass du die ganze Zeit die Hose beim Laufen festhalten musst!", ich bin Jacky sehr dankbar für ihre aufopferungsvolle Klamottenleihgabe und stimme ihr durch ein lächelndes nicken sofort zu.
"Duschgel nimmst du auch gleich von mir, du willst bestimmt nicht so riechen wie die Testosteronbolzen, oder?"
"Würde mir nicht unbedingt etwas ausmachen!"
"Euch fehlt es definitiv an Frauen in der WG! Wird Zeit, dass ich mich da mal öfter blicken lasse!" Jacky zwinkert mir zu und packt meinen Arm, um mich hinter sich herzuziehen.
"Ich bin aber nicht mehr so lange in der WG... Wahrscheinlich...", da Francos Freundin abrupt stehen bleibt und ich nicht damit rechne, renne ich ungebremst in sie rein.
Die gute Frau scheint es gar nicht zu interessieren, dass ich sie fast zu Boden gestürzt hätte, sondern starrt mich nur entsetzt an.

Der erste, der wieder genug Spucke sammeln kann, um seine Stimmbänder geschmeidig zu machen, ist Florian:
"Wo gehst du bitteschön hin?"
"Weis ich noch nicht. Muss erst noch entschieden werden!"
Nick, Florian und Jacky werfen einen vorwurfsvollen Blick zu Oli und Franco, da sie anscheinend noch nicht über die neue Haushaltskonstellation informiert wurden.
Linus sieht mir so aus, als wüsste er Bescheid, denn der wirkt mehr als gelassen und Ivo juckt es einfach nicht.
Der zuckende Mundwinkel des Herrn Fabiano deutet mir, dass er seine Kollegen jetzt erst einmal eine Runde auf die Schippe nehmen wird:
"Ist doch offensichtlich. Sie wird in eine Einrichtung für schwer Erziehbare gesteckt. Weit weg, damit sie hier nicht mehr so viel Chaos anrichten kann!"
Wenn ich selbst nicht wüsste, dass das gelogen ist, würde ich es ihm anhand seines Gesichtsausdruckes sofort abkaufen.
Nick und Flo starren den Italiener fassungslos an und werfen natürlich auch einen Blick zu mir, um die Gefühlsregungen in meinem Gesicht ablesen zu können.
Nun wird es wieder mal Zeit meine Schauspieltalente zu offenbaren und die beiden Retter damit zu überzeugen.
Abgesackte Schultern, gesenkter Kopf, der eine Mundwinkel etwas nach unten und Blick auf den Boden.
Fertig ist die niedergeschlagen Zoey.

"Das kann doch nicht wirklich euer Ernst sein! Was sagt denn Tom dazu? Schließlich liegt ein Großteil der Verantwortung jetzt in seinen Händen", dass der grummelige Herr Bachmann so empfindsam auf diese Nachricht reagiert und mich offensichtlich doch ziemlich gern hat, erwärmt mir mein Herz.
"Das ist immer noch eine Gesamtentscheidung! Es wohnen ja nicht nur Zoey und Tom in der WG! Du warst doch gestern auch richtig mies gelaunt, als du Zoeys Durcheinander aufräumen musstest und ich meine damit nur die umgestaltete Ordnung und nicht die gestürzten Regale!"
"Ach Franco... Du kennst mich doch! Im ersten Moment reagiere ich einfach unüberlegt.... Sie wusste doch gar nichts von dem System und wollte uns doch nur eine Freude bereiten!"
Da ich jetzt nicht tiefer in die Scheiße rutschen will, da dass nicht ansatzweise meinem kranken Kopf entsprungen ist, mache ich kehrt und laufe zu den Umkleiden.

In Olis Spind werde ich schnell fündig und ziehe eines der dort aufbewahrten Handtücher heraus.
Meine Klamottenspenderin kommt jetzt ebenfalls in diesem Raum an und guckt mich ganz bedröppelt an:
"Ist das jetzt ernst oder verarscht er uns?"
"Es stimmt, dass ich aus der WG ausziehen werde, aber ich muss in keine Einrichtung, hahaha. Tut mir leid. Keine Ahnung, was Franco geritten hat, vielleicht wollte er Nick eins auswischen, da ihm sein Gemeckere auf den Nerv gegangen ist und Herrn Bachmann zeigen, dass er mich doch ganz gern hat."
"Ja, aber.... Wo ziehst du dann hin?"
"Tom, Rebekka, Leo und ich werden ein eigenes Häuschen beziehen. Aber es wird, wenn möglich, in der Nähe der WG sein", diese Infos müssen Jacky vorerst reichen, denn dieses Thema möchte ich jetzt gerade nicht vertiefen.
Das würde mir nur wieder unnötige Gefühle aufwirbeln und mein Kopf wird sicherlich noch genug mit dem Todesfall von heute Morgen zu tun haben.
Meine Geschlechtsgenossin scheint mir anzusehen, dass ich dieses Thema nicht weiter ausführen möchte und kramt darauf schnell ein paar Klamotten aus ihrem Spind, die sie mir anschließend in die Hände drückt.
"Danke dir!"
"Kein Problem. Mein Shampoo ist das mit Pfirsich-Duft. Ist so ein Zwei-in-Eins- Shampoo!"
Nach einem kleinen Lächeln marschiere ich in die Dusche und mache mich erst einmal nackig.
Ein kurzer Blick auf mein Ausschlagareal stimmt mich sehr zufrieden, denn die Bläschen sind kaum noch vorhanden und diese roten Flecken sind schon wesentlich kleiner geworden.
Zufrieden hüpfe ich unter die Dusche und lasse fast schon kochend heißes Wasser auf meinen Körper niederprasseln.
Vor der Türe höre ich eine laute Stimme, die sich aber nicht den Duschen nähert und ich unbeirrt weiter das warme Nass genieße.

"AAAAAAAAAAAAH!!!!", ein spitzer Schrei verlässt meine Lungen, während ich mir sicher bin, dass ich gleich an einem Herzinfarkt sterben werde.
Ich schalte schnell die Wasserzufuhr aus und zittere wie verrückt, da dass Wasser einen Temperatursturz von mindestens Zwanzig Grad zu verzeichnen hat.
"Zoeylein? Alles in Ordnung bei dir?" Nicks liebliche Stimme dringt an meine Ohren und wenn mich nicht alles täuscht, höre ich einen Hauch Belustigung mitschwingen.
Vor lauter Schock über die Eisdusche bekomme ich kein Wort über die Lippen und schlottere vor mich hin.
"Zoey? Bist du bei Bewusstsein?", ertönt jetzt Olis Stimme, der sich mehr als besorgt anhört.
"Untersteht euch jetzt die Dusche zu stürmen! Was war denn das? Ich bin gerade mindestens tausend Tode gestorben!", gifte ich zurück und hoffe wirklich, dass die Männer ihre Ärsche vor der Türe lassen.
"Manchmal kommt es eben zu Temperaturschwankungen! Kann man nichts machen! Hahahaha", der Übeltäter, der von Nick verkörpert wird, entlarvt sich selbst und hat somit ein Ticket für einen Rachefeldzug der Extraklasse gelöst.
Ich verstehe wirklich eine Menge Spaß, allerdings hört es bei einer Körperschockfrostung definitiv auf!

Am liebsten würde ich jetzt nicht mehr unter die Dusche hüpfen, aber waschen muss ich mich dann doch noch und wage es mit kleinen misstrauischen Gedanken im Hinterkopf, mich wieder unter das Wasser zu stellen.
Zu meinem Glück bleibt das Wasser während meines gesamten Säuberungvorganges warm und ich werde auch nur noch einmal gestört, da die Truppe ausrücken muss.
"Wir sind weg, Kind. Du gehst anschließend bitte in den Aufenthaltsraum und in kein anderes Zimmer! Bis nachher!", nach Olis Info verdrehe ich gekonnt die Augen, da ich schon damit rechne, dass ich mir das jetzt noch eine ziemlich lange Zeit anhören darf.
Heute möchte ich dann aber doch meinen guten Willen raushängen lassen und stolziere nachdem ich abgetrocknet und angezogen bin in Retterkluft den Aufenthaltsraum.

Auf dem Tisch steht eine Take-away-Box auf der ein Zettel mit meinem Namen angebracht ist.
Ich hoffe stark, dass das was leckeres zum Essen ist, denn eine Magenfüllung würde mir jetzt unbeschreiblich gut tun.
Neugierig öffne ich das Deckelchen und bekomme freie Sicht auf einen riesigen Berg gebratener Nudeln in Sojasauce und mit reichlich Gemüse.
Der Essenslieferant wird nachher auf alle Fälle einen Knutscher kassieren, denn das ist eine meiner Lieblingsspeisen und zu meinem Glück, ohne jegliche Art von Milchprodukten.
Voller Freude setze ich mich an den Tisch und schlinge das Essen hinunter.
Tatsächlich kann Essen glücklich machen, ich bin momentan der beste Beweis.

So, jetzt wuppen wir noch die restlichen paar Stunden und dann werde ich mich heute nochmal ordentlich an Tom ranschmeißen, damit ich auch garantiert krank werde!

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