Part 52
Immer noch Leo's Sicht
"Setz dich aufs Sofa und du kommst bitte mit mir mit!", nachdem Linus die Anweisungen verteilt hat, schnappt er sich Sam und verschwindet mit ihm in ein anderes Zimmer.
Meine Wenigkeit denkt gar nicht daran sich zu setzen, denn wenn ich schon in diesem Haus drin bin, dann muss ich auch schauen das ich die gesuchte Person zu Gesicht bekomme.
Ausser Sam's Gejammer und die darauffolgenden beruhigenden Worte des Notarztes, kann ich jedoch keinerlei andere Stimmen und Geräusche wahrnehmen.
Wenn die Tussi jetzt nicht anwesend ist, bekomme ich einen Koller!
Mir kommt die Idee, das ich nach Bilder suchen könnte, auf denen Herr und auch Frau Hoffmann zu sehen sind und starte meinen Streifzug durch das Haus.
Im Wohnzimmer hängen lediglich zwei Keilrahmen, auf denen ein Baby zu sehen ist.
Vermutlich wird das der Sohn der Frau sein.
Leider kann ich in diesem Fall nicht einmal sagen, ob das Kind so alt sein könnte wie Friedrich.
Kaum habe ich einen Fuß in den Flur gesetzt, überfällt mich wieder dieser unbändige Hustenreiz, der mein Ungehorsam natürlich sofort verrät.
Es dauert keine Minute, da kommt der Notarzt auch schon aus einem der Zimmer angerauscht und stellt sich direkt vor meine Nase:
"Alles okay? Ich habe doch gesagt, das du sitzen bleiben sollst!"
"Jaja. Ich wollte *hust* nur nach Sam *hust* schauen!", meine Erklärung mildert den tadelnden Gesichtsausdruck des Mannes vor mir keineswegs:
"Er hat sich leichte Verbrennungen an den Fingern zugezogen, aber alles nur halb so wild. Setz dich wieder hin und versuche etwas zur Ruhe zu kommen!"
Postwendend werde ich wieder in das Wohnzimmer geschoben und gebeten, mich zu setzen.
Augenverdrehend komme ich dem Wunsch nach und entscheide mich direkt zur offensive:
"Ist Ihre Frau da?"
"Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich euch allen schon das "Du" angeboten. Nein, die ist nicht da. Warum?"
"Oh, hab ich wohl vergessen...Nur so. Dachte, wenn ich schonmal hier bin, könnte ich ihr auch mal hallo sagen!", krächze ich vor mich hin und scheine Linus keinen sehr stabilen psychischen Eindruck zu vermitteln, denn der legt sofort einen komischen Blick auf.
Noch bevor er allerdings etwas sagen kann, hören wir auch schon die Feuerwehr und den Rettungswagen anrauschen.
Der Hausherr wendet sich deshalb sofort von mir ab und begibt sich an die Haustüre, um den Brandbekämpfern die benötigten Infos zu geben und die Rettungstruppe als erstes zu mir zu schicken.
"Leo? Was machst du hier?", Florian stellt den Notfallrucksack neben dem Sofa ab und setzt sich neben mich, um mein Erscheinungsbild genauer zu mustern.
"Sam und ich haben eine Probefahrt veranstaltet und sind leider nicht weiter als bis hierher gekommen!"
"Okay... Alex wird auch gleich da sein. Wie geht es dir? Ist dir Übel, hast du Kopfschmerzen oder sonst irgendetwas?", während Flo mich mit Fragen löchert, kramt Jacky ein Blutdruckmessgerät heraus und legt es an meinem Arm an.
"Nö, alles prima. Geht lieber nach Sam schauen, der hat sich seine Griffel *hust* verbrannt!"
"Gleich! Erst nehmen wir dich unter die Lupe. Mit einer eventuellen Rauchvergiftung ist nicht zu spaßen! Linus hat gesagt, das du komplett im Qualm gestanden bist und ein paar kräftige Atemzüge genommen hast!"
"Ach, so schlimm war das nicht! Es kratzt *hust* nur ein klein Wenig im Hals!", ich winke dem Sanitäter ab und hoffe das ich bald in Ruhe gelassen werde, da ich immer noch nach einem Bild ausschau halten möchte, um nachher nicht komplett ohne Informationen von hier weggebracht zu werden.
Nachdem ich ein Pulsoxy an meinem Finger klemmen habe, ertönen auch schon die nächsten schweren Schritte im Raum.
"Flo, was haben... Leo?", Herr Hetkamp scheint noch nicht von seinem Kollegen aufgeklärt worden zu sein, denn der wirkt ziemlich überrascht, als er mich sieht.
Ich bin ebenfalls sehr überrascht über den Anblick des Herrn Hetkamp's, allerdings nicht aufgrund seiner Erscheinung, sondern eher zwecks der Tatsache, das er schlimmer aussieht als erwartet.
Seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, möchte er keinesfalls einen Kommentar aufgrund der etwas außergewöhnlichen Farbgestaltung seiner Haut hören, doch meine verräterischen Mundwinkel schießen sofort in die Höhe.
Um eventuell doch noch einem Lachflash zu entkommen, kneife ich so fest wie möglich die Augen zusammen und presse meine Zähne aufeinander.
"Kannst du bitte die Augen offen lassen, Leo! Wie geht es dir?"
Eine Antwort bekommt Alex nicht von mir, da ich zwanghaft versuche den Laut, der meiner Kehle entweichen will, zu unterdrücken.
"Hey, hast du Schmerzen? Sag doch mal was!"
Ohja, sehr große Schmerzen sogar hahahaha
"Wie sind die Werte?"
"Alle soweit im grünen Bereich!", antwortet Flo und zieht das Pulsoxy wieder von meinem Finger ab.
"Alex? Wie sieht es aus?", ruft uns Linus beim vorbeilaufen am Wohnzimmer zu und nur kurz darauf verstummen die Schritte:
"Was um Himmelswillen hast du angestellt?"
"Frag nicht! Leo's Werte sind gut, aber ich lasse ihn in der KaS durchchecken, der Hustenreiz gefällt mir nicht!", Alex versucht seine gewohnte Professionalität auszustrahlen, doch man kann den Ärger in seiner Stimme ganz deutlich heraushören.
Da ich mich immer noch so sehr beherrschen muss, mein Lachen zu unterdrücken, dringen schon die ersten Tränchen aus meinen Augenwinkeln hervor, die der leibeigene Notarzt sofort falsch interprätiert:
"Leo! Mach jetzt bitte die Augen auf und sag mir, wo du Schmerzen hast!"
Gezwungenermaßen lasse ich meine Augen das Tageslicht erblicken und habe sofort dieses grüne Gesicht im Visier.
Ich kan es jetzt einfach nicht mehr verhindern und pruste lauthals los.
Das Gemisch aus Lachen, husten und Schnappatmung ist nicht wirklich angenehm, aber ich schaffe es überhaupt nicht mehr mich zu beherrschen:
"Hahahaha wie du *hust* aussiehst! Hat schon jemand die Ghostbusters informiert? Hahaha Slimer sollte hahaha *hust* eingefangen werden hahaha!"
"Das ist nicht witzig!", knurrt mir Alex entgegen und versucht mich mit einem bösen Bluck zum Schweigen zu bringen.
"Hahahaha neeein hahahha ziehst du auch *hust* so eine grüne hahaha Spur hinter *hust* dir her? Hahhaha", natürlich lässt sich Flo neben mir direkt ins Verderben mitreißen und wenn mich nicht alles täuscht, höre ich auch Linus leise lachen.
"Boah, ihr könnt mir echt mal den Buckel küssen! Ich geh jetzt nach Sam schauen!", Alex schwingt sich mit verzerrtem Gesicht auf die Beine und verschwindet schneller als Gedacht aus dem Raum.
Im nächsten Moment überfällt mich ein starker Hustenanfall, der meinen Lachflash unterbindet.
Anstatt Herr Hetkamp, taucht jetzt Linus vor meiner Nase auf und drückt mir ein Glas Wasser in die Hand:
"Trink mal einen Schluck und versuch dich etwas zu beruhigen."
In einem Zug leere ich das komplette Wasser in meinen Rachen und fühle mich sofort besser.
Leider ist das nicht von langer Dauer, denn als ich Sam aus dem Badezimmer lachen höre, steckt er mich sofort wieder damit an.
"LEO! HAHAHA IST DENN SCHON HAHHA WEIHNACHTEN?"
"WARUM?"
"DER GRINCH IST DA HAHAHHAA!"
Genau dieser Satz killt mich dermaßen, daß ich innerhalb von Sekunden in einer derart starken Hustenattacke falle, daß mir schon Schweißperlen die Stirn herunter tropfen.
"Florian, wir bringen Leo jetzt raus in den RTW und verabreichen ihm Sauerstoff", Herr Hoffmann fackelt gar nicht lange und packt mich, genauso wie Flo auf der anderen Seite, unter meinem Arm und zieht mich in einen aufrechten Stand.
Die Bilder, Leo!!
"Es geht schon wieder. Wir müssen...", mir versagt mitten im Satz meine Stimme, was den Herren anscheinend gar nicht so Unrecht kommt.
"Du schonst jetzt mal deine Stimmbänder und lässt uns machen!", obwohl Linus gar nicht im Dienst ist, übernimmt er das Ruder und lebt sein Helfersyndrlm sofort aus.
Das scheint wirklich eine Berufskrankheit der extremen Art zu sein.
Beim vorbeilaufen werfe ich einen Blick auf das Auto.
Es scheint keinen größeren Schaden genommen zu haben, was mich innerlich erleichtert aufatmen lässt.
Ein kleiner Funken Hoffnung breitet sich in mir aus, das wir unsere kleine unerlaubte Spritztour vielleicht doch noch unter den Teppich kehren könnten.
Denn wenn Sam und ich den Wagen in aller herrgottsfrüh abschleppen und dann wieder an seinem Platz in der Werkstatt platzieren, fällt Henry eventuell gar nichts auf.
Für die Ursachenforschung kann ich mir dann etwas Zeit lassen, denn das Auto stand jetzt eh schon mehrere Wochen unberührt auf dem Platz.
Im RTW angekommen, werde ich sofort auf der Patientenliege verfrachtet und mit Sauerstoff versorgt.
Linus und Flo bleiben die ganze Zeit bei mir, bis Herr Slimer Grinch Hetkamp mit meinem Kumpel erscheint.
Dessen Finger leuchten in sämtlichen Rottönen, aber seinem Gesichtsausdruck nach, scheinen sich die Schmerzen in Grenzen zu halten.
Herr Hoffmann nimmt Alex nochmal genauer ins Visier:
"Hast du es schon mit Essig versucht?"
"Ich wurde vorhin auf der Wache an meinem Rücken bearbeitet. Kaum eins der verschiedenen Mittelchen hat geholfen. Ausser das Gemisch mit Salz. Damit hat mir Marion meine halbe Haut auf dem Rücken weggerubbelt.... Irgendwann wird die Farbe sich ja mal auswaschen!"
"Soll ich dich ablösen?", will Linus verunsichert wissen, doch Alex lacht nur verärgert vor sich hin:
"Halb Köln hat mich jetzt schon so gesehen.... Da kommt es auf ein paar Leute mehr oder weniger auch nicht mehr drauf an! Trotzdem danke!"
"Also gut. Wenn du es dir doch noch anders überlegen solltest, dann melde dich einfach. Wir sehen uns. Gute Besserung, Jungs!", schneller als Gedacht verabschiedet sich der nicht im Dienst befindliche Notarzt von uns und verlässt den RTW.
Alex zapft mir vor Antritt der Fahrt noch ein bisschen Blut ab und widmet sich anschließend der Dokumentation der Werte.
So Wortkarg kennt man den Herrn gar nicht, aber ich schätze, das er für heute die Schnauze voll hat und schon genug Spott und blöde Sprüche verkraften musste.
Sam und ich lassen ihn deshalb auch in Ruhe und halten ebenfalls unsere Klappe.
In der KaS angekommen, werden wir sofort von Freddy in Empfang genommen und gründlich durchgecheckt.
Nachdem Sam's Finger verbunden sind und bei mir nichts weiteres festgestellt werden konnte, bekommen wir grünes Licht für die Heimreise und müssen nur noch auf einen der Männer warten.
"Konntest du irgendwo einen Blick auf ein Bild werfen?", auch wenn ich bezweifle, daß mein Kumpel daran gedacht hat sich auf dem Weg in Linus' Badezimmer umzuschauen, muss ich die Frage einfach stellen.
"Ja. Im Flur hingen einige!"
Sofortige Hoffnung macht sich in mir breit:
"Ja und? Ist es Katrin oder nicht?"
"Keine Ahnung. Ich hab diese Katrin doch noch nie gesehen!", Sam wirft mir einen entschuldigenden Blick zu, als ich laut aufstöhne und mich fast zu Tode ärgere.
Diese Tatsache hatte ich gar nicht bedacht.
"Kannst du sie wenigstens beschreiben?"
"Mh. Sie ist ein kleines Stück kleiner als Linus und schlank!", mehr Informationen bekomme ich nicht von Sam, was mich fast schon wieder ärgert:
"Was hat sie für eine Haarfarbe? War sie stark geschminkt? War das Kind auf dem Bild? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!"
"Keine Ahnung. Die hatte eine Mütze auf und eine Sonnenbrille im Gesicht. Die waren da wohl Skifahren oder so! Das Kind war auch auf dem Bild. Der könnte so vier oder fünf sein. Vielleicht auch älter. Der saß auf einem Schlitten und darum weiß ich nicht wie groß er ist. Selbst wenn, wissen wir doch auch gar nicht wie alt das Bild ist!"
"Super. Die ganze Aktion war also für die Tonne!", genervt, weil wieder nichts läuft wie es sollte, erhebe ich mich von der Liege und laufe ein paar Schritte im Raum herum, was meine Denkfähigkeit etwas in Gang bringen sollte.
"Überlege dir mal lieber, was wir Henry sagen! Dieses Mal wird er uns sicherlich nicht mit einer Verwarnung davonkommen lassen!"
"Wir schleppen den Hobel morgen früh ab und stellen ihn wieder an seinen Platz, so als wenn nichts gewesen wäre. Wenn wir Glück haben, fällt ihm gar nichts auf!"
"Als wenn wir soviel Glück hätten!", muffelt mein Kumpel vor sich hin, doch zum Antworten komme ich gar nicht, da kurz darauf die Türe aufgerissen wird.
Als Tom den Behandlungsraum betritt, erkenne ich sofort seine angespannte Mimik.
"Seid ihr soweit?", Toms Haare stehen in alle Richtungen ab, während seine Stimmlage ruhig ist und er abwechselnd Sam und mich ins Visier nimmt.
Meiner Meinung nach ist seine Stimme viel zu ruhig, denn zu seiner ausstrahlenden Körpersprache, passt das absolut nicht.
Wenn Tom sauer ist, fackelt er normal nicht lange und faltet uns mit erhobener Stimme zusammen.
Das wars dann auch.
Aber wenn er sich dermaßen beherrscht um den Anschein von Normalität zu vermitteln, dann könnte es für uns heute noch sehr gefährlich werden.
"Ja, wir können!", ich hefte mich sofort an Herrn Mayer's Fersen, da ich ihm keinen weiteren Grund zur Ärgernis liefern möchte.
Auch Sam schließt so schnell wie möglich zu uns auf und läuft mit gesenkten Kopf mit uns zum Auto.
An dem schwarzen Audi angekommen, öffnet der Polizist die Beifahrertüre und winkt Sam auf den Platz, direkt neben sich.
Jetzt bin ich mir sicher, das uns noch irgendetwas bevorsteht.
Auch Herr Brandstätter hat eine gewisse Vorahnung, da ihm langsam aber stetig seine Gesichtsfarbe entweicht.
Nachdem unser Cheuffeur hinter dem Lenkrad sitzt, dreht er seinen Kopf zu Sam:
"Wo ist sie?"
Natürlich wissen wir sofort das er Zoey meint.
"In meiner Wohnung!", platzt es sofort aus Sam heraus, worauf Herr Mayer zufrieden nickt und zu dem genannten Ort fährt.
Die Fahrt wird von Stille begleitet.
Weder Tom noch wir sagen irgendein Wort.
An unserem Zielort angekommen, parkt Tom seinen Wagen und wirft uns im Anschluss einen vielsagenden Blick zu:
"Ihr bleibt sitzen! Bin gleich wieder da!"
Mehr als ein Nicken bekommt er nicht von uns, doch das scheint ihm zu reichen, denn er steigt aus dem Auto aus und läuft mit großen Schritten auf das Gebäude zu, um Zoey zu holen.
"Sollen wir flüchten?", flüstert Sam vor sich hin und wagt einen schnellen Blick zu mir nach hinten.
"Ne, so wie der drauf ist, lieber nicht! Der würde wahrscheinlich die ganze Stadt auf den Kopf stellen und so lange suchen, bis er uns gefunden hat!", ob es tatsächlich so wäre weiß ich nicht, aber mein Gefühl sagt mir, das wir nichts riskieren sollten.
"Okay!", Sam atmet schwer aus, dreht sich wieder um und starrt aus dem Fenster.
Es dauert nicht lange, da kommt Tom schon mit Zoey zurück.
Allerdings ist dieser Anblick alles andere als erwartet.
Meine Freundin hängt nämlich über Herrn Mayer's Schulter.
Naja, zumindest vermute ich, dass das Zoey ist, da der Körper fast vollständig unter einer Decke begraben ist.
Nachdem Herr Mayer die hintere Türe der Fahrerseite geöffnet hat, setzt er Zoey auf der Rückbank ab und schließt die Türe.
Wir starren uns beide mit hochgezogenen Augenbrauen an und tauschen stumm unsere Fragen aus.
Als sie nach einer Weile die Decke etwas anhebt, sehe ich, das sie nur eine Unterhose trägt und darum von Tom in der Decke eingehüllt wurde.
"Hast du in die Hose gepinkelt?", flüstere ich so leise wie möglich und kann mir mein Grinsen nicht verkneifen.
"Spinnst du? Ich wollte mich gerade umziehen. Tom hatte nicht so viel Geduld und da ich mich geweigert habe, mit in die WG zu gehen, hat er mich halt so mitgenommen", schulterzuckend, da sie an der jetzigen Situation eh nichts mehr ändern kann, beobachtet sie den Polizisten durch das Fenster, der gerade noch ein Telefonat zu führen scheint.
Als Herr Mayer sein Gespräch beendet hat, nimmt er auf dem Fahrersitz Platz und wendet seinen Körper zu uns:
"Also, das ihr es gleich wisst: Ich bin heute schon mit dem Hinterkopf gegen die Schreibtischplatte geknallt, wurde von einem Betrunkenen Raufbold vollgekotzt und hatte ein furchtbar anstrengendes Gespräch mit Herrn Holzapfel. Desweiteren habe ich mit Stephan telefoniert, der mir von einer saublöden Aktion berichtet hat! Dementsprechend bin ich auch gelaunt... Diese Ansage mache ich nur einmal und darum spitzt die Lauscher: Punkt eins: Wir bremsen jetzt nochmal in der KaS ein und Zoey geht schnell zu Oli, um sich für ihre unüberlegte Handlung zu entschuldigen! Die Sache mit der Farbveränderung bei Alex ist ja ganz witzig und wäscht sich auch irgendwann wieder raus, aber bei Oli bist du definitiv zu weit gegangen! Anschließend gilt die Sache beidseitig als erledigt. Punkt zwei: Ihr werdet alle drei in die WG mitkommen! Clea ist mit Stephan bei Nesrin, also will ich keine Einwände hören! Punkt drei: Ich will wissen, wessen Auto ihr zerstört habt und was ihr bei Linus zu suchen hattet!"
Da Zoey und ich in neutralen Gesichtszügen erprobt sind und uns der Fürst der Finsterniss nicht mehr so schnell eingeschüchtert bekommt, greift dieser zu unfairen Mitteln.
Er nimmt Sam ins Visier.
Diesem entweicht sofort die restlich verbliebene Gesichtsfarbe, während er so weit wie möglich in den Beifahrersitz versinkt:
"Henry's Auto!"
Tom's Gesicht nähert sich dem fast schon farblosen Sam:
"Weis er bescheid?"
"N-Nein!"
Laut seufzend richtet Herr Mayer seine Aufmerksamkeit nun auf mich:
"Dein Autoverschleiß wird langsam wirklich bedenklich. Was macht eigentlich Jarons Wagen? Lasst ihr den noch vergolden oder warum braucht ihr so lange, um ihn zu reparieren? Ich dachte der Schaden ist kaum der Rede wert!"
Wieso will er jetzt aufeinmal Informationen zu Jarons Karre?
Überlege jetzt ganz genau was du sagst!
"Das Auto ist eigentlich fertig... Henry gibt ihn aber nur gegen Bares frei!", diese Antwort scheint mir als unverfänglich, doch damit gibt der Polizist sich natürlich nicht zufrieden:
"Das heißt also, das Jaron ihn eigentlich abholen könnte?"
"Sobald Zoey Henry das Geld bringt, ja!", Sam merkt selbst, dass das jetzt totaler Mist war und Tom natürlich Blut geleckt hat:
"Warum soll Zoey das Geld bringen?"
"I-Ich wollte Jaron unterstützen, w-weil.... weil ich an dem Streit, der den Unfall verursacht hat, eben auch Schuld war", stottert Zoey vor sich hin und grinst unseren bösen Bullen zuckersüß an, um sein Herz vielleicht ein klein bisschen erweichen zu können.
"Wie willst du an Geld kommen?"
"Bei dem Praktikum bekomme ich eine kleine Vergütung und das wollte ich dann Jaron geben. Er hat eben auch nicht soviel auf der hohen Kante!"
Im Lügen macht meiner Freundin so schnell keiner was vor!
Sam sollte von ihr gecoacht werden!
Herr Mayer konzentriert sich nun wieder voll auf mich:
"Wieviel kostet die Reperatur?"
Nicht den vollen Preis nennen, sonst checkt er, das mehr kaputt war als wir gesagt haben!
"Zweihundertvierzig Euro!", dieser Betrag scheint mir einigermaßen glaubhaft zu sein und auch Tom scheint zufrieden, denn der setzt sich nach einem Nicken wieder normal auf seinen Sitz.
"War das nicht siebenhundert sechzig?", fragt mein Kumpel verwundert und scheint sich überhaupt nicht bewusst zu sein, das er uns mit seiner Korrektur gerade in die Pfanne gehauen hat.
Zoey und Tom entweicht beiden gleichzeitig ein geschocktes "WAS?", während ich überlege, auf welche Art und Weise ich Herrn Brandstetter töten soll.
Ich winke Tom mit einem wackeligen Lächeln ab und versuche ganz gechillt zu wirken:
"Das war nur der Kostenvoranschlag. Da war aber mehr aufgelistet, als tatsächlich repariert werden musste. Meine Arbeitszeit hat er dort ebenfalls aufgeführt, obwohl er es im Nachhinein nicht berechnet hat. Sam hat die tatsächliche Rechnung noch nicht zu sehen bekommen!"
Tom durchlöchert mich durch den Rückspiegel mit seinen Blicken.
Wenn ich Pech habe, wird in dieser Sache noch nicht das letzte Wörtchen gesprochen sein und ich nehme mir vor, spätestens morgen eine Fakerechnung an Henry's Computer zu erstellen, damit ich Herrn Mayer meine Glaubhaftigkeit doch etwas schmackhafter machen kann.
Vorausgesetzt wir werden vorher nicht von Sam's Onkel um die Ecke gebracht, aber dann würde sich das Thema eh von selbst erledigen.
"Was wolltet ihr bei Linus?", der harte Übergang von einer auf die andere Frage bringt mich etwas durcheinander und sorgt für eine kurze Pause, die mit Sicherheit vermittelt, das ich mir gerade eine Lüge zusammenbastele.
"Ähm, wir haben eine Probefahrt gemacht und das Auto hat eben zufällig vor Linus' Haus schlapp gemacht. Ich wusste doch gar nicht wo der wohnt. Reiner Zufall!"
"Aha!", damit signalisiert uns der Polizist, das er uns absolut nicht glaubt.
Trotz allem startet er den Motor und schlägt den Weg zur KaS ein, damit sich Zoey bei Oli entschuldigen kann.
Herr Dreier muss nämlich eine Nacht zur Beobachtung bleiben und Tom möchte, daß die Wogen wieder geglättet sind, bevor Oli morgen nachhause kommt.
So erklärt er zumindest während der Fahrt seine Beweggründe für seine auferlegte Forderung.
"Soll ich jetzt ernsthaft in Unterhose da reinlaufen?", schnaubt Zoey los, als wir vor der Klinik zum stehen kommen.
"Du hattest die Wahl! Ausserdem hast du eine Decke, in der du dich einwickeln kannst!"
Da ich das unter keinen Umständen zulassen werde, schnalle ich mich ab, streife meine Schuhe von den Füßen und ziehe meine Hose umständlich aus.
Dankbar nimmt meine Freundin das Kleidungsstück entgegen und packt damit den unteren Teil ihres Körpers darin ein.
Bevor Sie aussteigt, wirft sie nochmals einen Blick in den Rückspiegel um sich zu vergewissern, ob Tom sich vielleicht doch noch umentschieden hat und sie sich aus der Affäre ziehen kann.
Da dem nicht so ist, verlässt mein Babe mehr als genervt das Auto.
Mit beiden Händen fest die Hose umklammernd, da sie sonst ungebremst auf den Boden fallen würde, läuft Zoey auf den Eingang der KaS zu.
Am liebsten hätte ich sie begleitet, aber herausfordern möchte ich heute wirklich nichts mehr.
Wir müssen froh sein, wenn wir zuhause gleich in unserem Zimmer verschwinden können und keine weitere Standpauke kassieren müssen.
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