Part 42
"Guten Morgen, alle miteinander. Bevor wir den Unterrricht beginnen, werde ich euch eure Klassenarbeiten zurückgeben. Wie es mir scheint, sollten allesamt etwas mehr lernen. Für meinen Geschmack sind die Noten unterirdisch und das sollte sich verbessern! Um die Motivation, in meinem Unterricht etwas mehr Aufmerksamkeit und Mitarbeit beizusteuern, zu steigern, werden wir wöchentlich einen kleinen Test schreiben. Dieser beinhaltet das in der Woche durchgenommene Unterrichtsmaterial!" noch bevor Herr Frick sein bescheuertes Vorhaben kund getan hat, geht ein genervtes Raunen durch die Klasse.
"Wer meckert wird mündlich abgefragt!" setzt er noch schnell hinterher und sorgt dafür, das wieder Stille im Zimmer einkehrt.
Dieser Lehrer schafft es doch tatsächlich, das meine Laune innerhalb der ersten fünf Minuten des Unterrichts unter Null fällt.
Kaum halte ich meine Klassenarbeit in den Fingern, überlege ich mir, warum ich überhaupt noch am Unterricht teilnehme.
Trotz Spickzettel, steht da eine dicke fette rote Fünf auf meinem Blatt.
Als Herr Frick seine austeilen Tätigkeit erfolgreich abgeschlossen hat, bremst er neben mir ab und räuspert sich, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen:
"Deine wenigen Antworten waren wirklich gut, allerdings solltest du sie das nächte Mal auch unter der richtigen Frage platzieren!"
"Blöd gelaufen!" murre ich ihm entgegen und stopfe diese blöden Zettel in meinen Schulranzen, damit er aus meinem Blickfeld verschwinden.
In der restlichen Stunde versuche ich wirklich aufzupassen, denn die ganzen Test's möchte ich nicht auch noch verhauen.
Kurz vor dem Ende der Stunde fordert uns Herr Frick dazu auf die ganzen Arbeitsblätter, die wir zuhause abarbeiten mussten, bereitzulegen, da Herr Griemer in der nächsten Stunde alles einsammeln und korrigieren wird.
Soll ich gleich das Weite suchen?
Mit dem Klingeln, das die fünf Minuten Pause einläutet, findet mein Kopf seinen Platz auf meinem Tisch.
Ein klein bisschen bereue ich meine Schlampigkeit und wünschte, ich könnte die Zeit nochmals zurückdrehen.
Zum Glück ist wenigstens Wirtschaft ordentlich ausgefüllt und dafür danke ich Rebekka unheimlich.
An meinem Tisch wird es plötzlich eng.
Drei weitere Körper gesellen sich zu mir und blättern in meinen Aufgabenzetteln herum.
"Hahaha. Das ist nicht dein Ernst! Alle meine Entchen? Zoey! Was hast du nur immer für Blödsinn im Kopf?" ich weiß nicht genau warum Max in meinen Deutschblättern herumwühlt, aber das ist mir momentan auch herzlich egal und ich versuche die ungewollte Gesellschaft zu ignorieren.
Shane's Gesicht gesellt sich neben meins und liegt dabei so nah bei mir, das ich sofort zu schielen anfange.
"Warum lässt du dich so hängen?" glücklicherweise verhält sich mein Gollum nicht wie ein Lama, denn sonst hätte ich seine geballte Ladung Spucke mitten im Gesicht.
"Ähm... Lass mal überlegen... Schlechte Note, anfallende wöchentliche Tests, schlampig ausgearbeitete Aufgabenblätter die jetzt tatsächlich korrigiert werden, Schule im allgemeinen... Reicht das?"
Shane verschwindet wieder aus meinem Blickfeld und zieht mich an meinen Schultern zurück in eine aufrechte Sitzposition:
"Ach komm schon, Zoey! Du bist doch sonst nicht so schnell deprimiert. Was ist alles passiert in der letzten Woche?"
"Das was vorgefallen ist, ist nichts im Vergleich was uns allen bald bevorsteht. Die Hölle wird sich öffen und wenn es schlecht läuft, werden wir alle darin verbrennen. Ganz sicher sogar!"
"Was hast du wieder angestellt?" will Timo wissen und fixiert mich mit einem besorgten Blick.
"Ihr werdet es nicht glauben, aber ICH bin dieses Mal nicht der Übeltäter. Viel kann ich dazu nicht sagen. Ihr müsst noch ein wenig Geduld haben, bis ihr des Rätsels Lösung mitbekommt, aber seid gewarnt, das wird richtig Übel!" mir wird ganz schlecht, als ich mir die Bilder des bevorstehenden Verderben in meinem Kopf aufrufe.
Wenn ich wenigstens wüsste, wann Madame vor hat ihr Geheimnis preiszugeben, dann könnte ich mich besser vorbereiten.
Da dem leider nicht so ist, werde ich fast genauso ahnungslos in der Luft hängen, wie die restliche Truppe.
Bevor die drei Jungs um mich herum noch weitere Fragen stellen können, wird auch schon die nächste Stunde eingeleutet.
Genau mit dem Eintreffen unseres Herrn Griemer, verschwinden Shane, Max und Timo wieder auf ihre Plätze.
"Soooo. Ich hoffe, Sie haben sich alle von dem Schock erholt und sind wieder voll auf Lernkurs eingestellt. Gleich vorneweg möchte ich Ihnen mitteilen, das Ende der Woche die Feuerwehr einen ausführlichen Übungstag mit uns einlegen wird. Das bedeutet, daß die Herrschaften uns die genauen Abläufe eines eventuellen Brand erklären und mit uns durchspielen werden. Desweiteren vollzieht der Truppenführer eine Aufklärungsstunde, in der er uns über die verschiedenen Gefahrenquellen und über jegliche entzündliche Stoffe aufklärt. Es herrscht Anwesenheitspflicht für Jeden!"
"Lernt man da dann auch, wie man Namen auf einer Klassenliste richtig liest und abhakt?" will Max wissen und verschafft unserem Lehrer somit in sekundenschnelle einen hochroten Kopf:
"Wir Lehrer hatten schon letzte Woche das Vergnügen mit dem Truppenführer und glauben sie mir wenn ich sage, daß diese Einführung wirklich sehr intensiv war!"
Ich schlage mir sofort eine Hand vor den Mund, um nicht gleich lauthals loszulachen.
Herr Griemer sollte unbedingt seine Wortwahl überdenken, noch bevor er seinen Mund aufmacht.
Zu meinem Glück habe nicht nur ich solch ein Talent manche Aussagen zweideutig zu sehen, sondern auch meine Mitschüler.
Während der Großteil sich einen Ast ablacht und die andere Hälfte ihren Würgereiz unterbinden muss, man stelle sich die ganze Situation bildlich vor, versteht unser Lehrer die Welt nicht mehr:
"Was gibt es da zu lachen? Das ist ein ernstes Thema, denn dabei kann es um Leben und Tod gehen! Damit wieder etwas Ruhe einkehrt, möchte ich gerne die Aufgabenblätter, die Sie in der letzten Woche bearbeiten sollten, einsammeln. Während sie in Stillarbeit Aufgaben abarbeiten, werde ich mir die Werke anschauen und hoffentlich alles zu meiner Zufriedenheit vorfinden!"
Warum er MICH so genau ins Visier nimmt, ist mir natürlich sonnenklar und am liebsten würde ich ihm jetzt zulächeln und ihm mitteilen, das ich ihn nicht enttäuschen werde.
Doch Zoey Mayer verkackt es sich sich gleich wieder am ersten Schultag.
Man merkt das ich die Woche über nichts für die Schule getan habe, da ich keine Ahnung von dem ganzen Physikkram habe der hier vor meiner Nase liegt.
Darum beobachte ich lieber Griemers Reaktionen bei seiner Korrektur.
Ich warte nur darauf, das sich seine Gesichtszüge verdunkeln und mich ein bitterböser Blick trifft.
Gedanklich bereite ich mich auch schon auf das Gespräch mit Tom vor, da mir das mit größter Sicherheit nicht erspart bleiben wird.
Gegen Ende der Stunde teilt unser Lehrer die korrigierten Arbeitsblätter wieder an die rechtmäßigen Besitzer aus.
Als er an meinem Tisch ankommt, kneife ich die Augen zu und schalte meine Ohren auf Durchzug.
"Sehr gut! Ich bin beeindruckt. Machen Sie weiter so!"
Häh???
Spinnt der?
Blitzartig öffne ich meine Augen und verfolge irritiert Herrn Griemers Laufroute.
Bei Shane angekommen, knallt er die Blätter nur so auf den Tisch:
"Was bilden Sie sich eigentlich ein? Sie hatten wohl damit gerechnet, daß niemand die Arbeitsaufträge kontrolliert, mh? Nach der Schule dürfen Sie mich noch eine Stunde länger mit Ihrer Anwesenheit beehren und alles aufarbeiten!"
Auch bei Timo legt der Griesgram einen Stopp ein und mault an einem Stück, um letztendlich ein weiteres Mal eine Stunde nachsitzen zu verhängen.
Mich beschleicht eine leise Ahnung was geschehen sein könnte und wende mich meinem Blätterstapel zu.
Meine Hände breiten fächerartig alles auf dem Tisch aus, damit ich mir einen schnellen Überblick verschaffen kann.
Die haben meinen Schrott gegen ihre korrekt ausgearbeiteten Blätter ausgetauscht?
Spinnen die?
Mit halb offenstehendem Mund drehe ich mich zu Gollum um und schaue sofort in ein breit grinsendes Gesicht.
Lautlos forme ich das Wort "Warum?" und bekomme als Antwort ein Augenzwinkern geschenkt.
"Fräulein Ta... ähm... Mayer! Hier vorne spielt die Musik!" kaum habe ich mich meinem Lehrer zugewandt, wird die Stunde auch schon durch ein lautes Klingeln beendet.
Sofort springe ich von meinem Stuhl auf und überwinde die paar Schritte, die Shane's Tisch und mich trennen:
"Warum hast du die Blätter ausgetauscht? Bist du irre? Jetzt musst du nur wegen mir nachsitzen und..."
"Spar dir deine Luft! Uns war klar, daß du deinem üblichen "Arbeitseifer" verfallen bist und da ich, meiner Meinung nach, einiges wiedergutzumachen habe, wollte ich dir gleich mal den Arsch retten. Mir tut das kein Abbruch, aber du kannst dir so einen Fehltritt nicht mehr erlauben!" die übermäßige Freundlichkeit überfordert mich, da ich in letzter Zeit eher der Magnet für gegenteilige Reaktionen bin.
"Jetzt guck nicht so! Wenn du Pech hast und dein Gesicht so bleibt, bist du gar nicht mehr so begehrenswert!" ruft mir Max zu und sorgt dafür, das meine Augen eine extrarunde Loopings drehen.
Mehr Zeit bleibt auch schon gar nicht mehr, denn die nächste Stunde wird eingeläutet.
Mir fällt es jetzt sehr schwer mich auf den Unterricht zu konzentrieren, da ich mein Glück kaum fassen kann.
Eine ungewohnte Wärme durchzieht meinen Körper und lässt das Gefühl des freundschaftlichen Zusammenhalts langsam wieder aufleben.
Das ich das nochmal erleben darf, hätte ich nicht mehr für möglich gehalten.
Nachdem ich mal wieder meine Sportsachen vergessen habe und meine Lehrerin bei Tom angerufen und gepetzt hat, stand meine Gemütslage stark auf der Kippe.
Als ich dann das bedröppelte Gesicht bei ihrer Rückkehr vernommen habe und sie mir erklärt hat, daß mein Vater mich telefonisch aufgrund meines Rückenleiden entschuldigt hat, war auch die Sportstunde wieder safe.
In Musik habe ich mir dann noch mit dem gezwungenen Vorsingen eine zwei ergattert und den Schultag somit erfolgreich abgeschlossen.
Mein Blondi wartet schon freudestrahlend auf dem Pausenhof auf mich und legt sofort einen Arm um meine Schultern, als ich bei ihm ankomme:
"Bus oder laufen?"
"Mir egal. Was.... Oh, schau mal. Da vorne steht Tom!"
"Der kommt wie gerufen. Perfekt! Sag mal, weißt du was Shane angestellt hat, das er nachsitzen muss?" Jaron scheint nicht in die Zoey-Rettungsaktion eingeweiht zu sein, deswegen kläre ich ihn nun im Schnellverfahren darüber auf, bevor wir an Tom's Auto ankommen.
Dieser telefoniert gerade und sieht alles andere als glücklich aus.
Als unsere Ärsche im Auto sitzen und ich noch ein Teil des Gespräch mitbekomme, ist mir sofort einiges klar:
".... Ja, aber seit wann werden wir eine ganze Woche zur Nachtschicht eingeteilt? Wer? Klaus?.... Ne, das passt mir eigentlich nicht in den Kram... Ja doch, bis später dann. Ciao".
Schwer aufatmend schmeißt Herr Mayer sein Handy in die Mittelkonsole und dreht sich nach hinten zu Jaron:
"Kommst du mit zu uns oder soll ich dich nachhause fahren?"
"Einmal WG bitte!"
"Das ist aber nett von dir, das du uns von der Schule abholst!" für den Fall das meine Bioarbeit zur Sprache kommen sollte, muss ich vorsorglich etwas Glitzerstaub verteilen.
"Mach ich doch gerne. Ausserdem muss ich eh nochmal kurz in die WG und somit trifft sich das ganz gut!" ein leichtes Lächeln umspielt Herrn Mayer's Lippen, doch ganz scheint sein Ärger nicht zu verpuffen.
"Denkst du dann noch an die schriftliche Entschuldigung für Sport? Die mündliche reicht nicht aus und danke, das du mir aus der Patsche geholfen hast!"
"Mach ich. An deine Sportsachen hat keiner gedacht und darum trifft dich auch nur eine kleine Schuld. Vergessen wir das einfach" Tom winkt mir ab und konzentriert sich wieder auf die Straße, die wir die restlichen Meter nur schleichend hinter uns bringen können.
Als ich die Türe zur WG öffne, durchströmt ein köstlicher Duft meine Nase, der mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.
Natürlich muss ich sofort nachschauen wer hier was auf dem Herd zaubert und treffe in der Küche auf Phil, Alex und Oli.
"Hi! Was gibt's denn?"
"Hey! Na, Mädchen, alles gut?" Oli zieht mich sofort in eine Umarmung und zerdrückt mich fast zu Mus.
"Jaja, alles gut. Ich hab Jaron mitgebracht. Was gibt es denn jetzt?"
Phil drückt sich an meinen Rücken, platziert mir einen Schmatzer auf dem Hinterkopf und beantwortet mir endlich meine Frage:
"Cordon bleu mit Kroketten, Bratkartoffeln und Salat!"
"Perfekt. Ich hoffe wir müssen nicht mehr lange warten! Ich habe Hunger!"
"Kaum da, schon wird wieder gemeckert" ärgert mich Alex und stupst mir im Vorbeigehen mit dem Zeigefinger in die Rippengegend.
Dem darauffolgenden genervten Wortwechsel, der zwischen Herr Hetkamp und Herr Mayer zustande kommt, schenke ich keine Beachtung.
Die Herren werden sich nur wieder über die Notwendigkeit eines ärztlichen Checks unterhalten, wobei das völlig sinnlos ist, da Tom niemals gegen insgesamt drei anwesende Notärzte ankommen wird.
Eigentlich sollte er es mittlerweile gelernt haben, das jeglicher Wiederstand zwecklos ist, aber der sture Kopf versucht doch immer mal wieder sich durchzusetzen.
Als mein Blondi ebenfalls in die Küche einläuft, wird auch er sofort von den beiden Männern in eine Umarmung gezogen, aber auch sogleich angewiesen, den Tisch zu decken.
Natürlich helfe ich ebenfalls mit, damit ich so schnell wie möglich an Futter komme, denn mein Magen schreit lauthals auf.
Vielleicht ist es auch ein Klagelied des unverdauten Müsli, wer weiß das schon.
Kaum ist mein Teller vollgeladen, werde ich auch schon von Alex gelöchert, da er wissen will, die es in der Schule gelaufen ist:
"Ganz gut. Nichts besonderes!"
"Habt ihr nicht eine Arbeit geschrieben, bevor es gebrannt hat?" Herr Funke muss natürlich wieder ein leidiges Thema herbeirufen, doch das räume ich gekonnt aus dem Weg:
"Ja, aber das hat Herr Frick noch nicht korrigiert!"
"Und deine Arbeitsblätter?" mischt sich jetzt Alex wieder ein.
"Die sind korrigiert und abgesegnet!" das Shane jetzt, anstatt mir, dafür eine Stunde länger in der Schule sitzen muss, verkneife ich mir einfach mal.
"Sag nur, du hast deine Hausaufgaben tatsächlich gemacht?" Herr Hetkamp ist sichtlich überrascht, worauf Tom sofort die Erklärung abliefert:
"Ja, das hat sie. Gestern Abend in unserer Anwesenheit. Erstaunlicherweise ging das wirklich schnell und ohne gemaule!"
Leider fühlt sich das Lob und die Anerkennung nur halb so gut an, da ich das nicht wirklich verdient habe.
Um mir den Tag aber nicht selbst zu versauen, nehme ich es einfach an und widme mich dann dem Essen, während Jaron an der Reihe ist, sich den Fragen zu unterziehen.
Nachdem Blondi und ich den Tisch aufgeräumt haben, verschwindet er auf dem Klo und ich in meinem Zimmer, um auf seine Rückkehr zu warten.
Zu alleresrt bekomme ich allerdings Besuch von Alex:
"Zoey? Wir müssen morgen wieder zum Physiotherapeut! Die letzten zwei Sitzungen haben wir verpennt und darüber war Herr Holzapfel nicht sehr erfreut. Hast du denn ein paar deiner Übungen gemacht?"
Oh, da war ja noch was....
Alex muss es mir am Gesicht ansehen, denn der atmet nur laut auf und verlässt darauf mein Zimmer.
Da ich diese Tatsache jetzt eh nicht mehr ändern kann, mache ich mir nicht viel daraus und nehme mir vor, wenigstens heute Abend etwas für meinen Rücken zu tun.
Fünf Minuten später kommt Jaron endlich in mein Zimmer gerauscht und schmeißt sich neben mich auf das Bett.
Eine Zeit lang schweigen wir nur vor uns hin und starren die Zimmerdecke an.
"Zoey?"
"Ja, Jaron?"
"Ich hab da ein kleines Problem!" so wie er sich anhört, ist es ihm ziemlich unangenehm mit mir darüber zu reden.
"Was ist denn?" ich stütze mich auf meinen Ellenbogen ab, um ihm besser in sein Gesicht schauen zu können.
"Irgendwie ist es mir echt peinlich... Aber ich kann nicht warten bis Shane heute abend kommt...Denke ich..."
Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und lege meinen Kopf leicht schief:
"Oookay. Brauchst du männliche Unterstützung? Soll ich Tom, Phil, Oli oder Alex holen?"
Jaron fährt sich mit den Händen durchs Gesicht und seufzt laut auf:
"Neeeein. Ich... Ach vergiss es..."
"Nein! Jetzt sag schon! Du weißt doch, das du mit mir über alles reden kannst!"
"Wie schnell sollte man eine Zecke entfernen?"
"Ähm, ich glaube so schnell wie möglich... Hast du eine?"
Jaron nickt mir mit einem gequälten Gesichtsausdruck entgegen.
"Dann mach die weg! Aber schnell!" ich verstehe nicht ganz, warum er mit diesem Vieh überhaupt noch herumläuft und es nicht schon längst entfernt hat.
"Das ist ja das Problem!" Jaron bekommt einen leichten Rotschimmer im Gesicht, was mich zu der einzig erklärbaren Annahme kommen lässt:
"Du kommst nicht richtig dran?"
"Ja!"
Der rote Farbton verändert rasch seine Intensität und deswegen ist mir auch sofort bewusst, wo der Hase langläuft:
"An deinem besten Stück oder an deinen Eiern?"
Blondi reißt seine Augen weit auf und starrt mich erschrocken an:
"A-Also... an meinem Schwanz..."
"Und wo?" schließlich gibt es dort unten genug Fläche, die besiedelt werden könnte.
"Da wo ich nicht richtig hinkomme!"
"Kannst du den denn nicht irgendwie so hinbiegen, das du was sehen kannst?" da ich selbst etwas zu wenig Ahnung von der Beweglichkeit dieser männlichen Stange habe, muss ich leider ein paar blöde Fragen stellen.
Seinem Blick nach zu urteilen kann er das nicht.
Ich atme schwer auf und kratze mir am Hinterkopf:
"Soll... Soll ich das machen?"
"Ich weiß auch nicht..." Jaron scheint hin und her gerissen, was ich absolut verstehen kann.
Deswegen liefere ich ihm einen eventuell angenehmeren Vorschlag:
"Soll ich lieber Alex oder einen der anderen Männer holen? Die sind Ärzte, Männer..".
"Neeeein... Dann warte ich lieber bis ich Shane heute abend wieder sehe!"
"Aber das dauert doch viel zu lange! Oh mann... Ich kann dir gerne helfen, aber ich fass da nichts an!"
"Wie willst du mir dann helfen?" blafft mein Blondi mich verzweifelt an.
"Du hast doch selber zwei Hände! Du ziehst deine Boxer weg und dein Ding in Position und dann entferne ich das Vieh schnell. Es wird auch nie jemand erfahren. Okay?"
"Macht dir das auch wirklich nichts aus?"
"Nein, ich denke nicht. Aber ich fasse da trotzdem nichts an! Kannst du mir danach noch ins Gesicht schauen?" diese Frage muss ich ihm stellen, denn wenn er das nicht mehr schaffen sollte, werde ich doch einen der Männer zur Hilfe holen.
"Ja. Dir eher als allen anderen!"
"Wie kommt da überhaupt eine Zecke hin?"
"Was weiß ich? Jedenfalls bin ich nicht nackt über eine Wiese gelaufen, falls du das denkst! Ich habe das auch erst vorhin auf der Toilette bemerkt!" mein nichtgenetischer Zwilling ist jetzt schon fertig mit den Nerven, aber ich kann das auch wirklich verstehen.
Hätte ich in der unteren Etage eine Zecke, würde ich auch nur ungern jemand bekanntes nach Hilfe fragen.
Klar, Leo würde das auch machen, aber der ist auch nie vor Abends zuhause und da müsste dann auch jemand anders ran.
Bei der genaueren Vorstellung, wie Jaron nackt über eine Wiese hüpft, muss ich kurz auflachen, versuche mich dann aber Jaron zuliebe wieder zusammenzureisen, da ihm die Situation wirklich unangenehm ist.
Natürlich bin ich auch nicht begeistert, das ich meinem Bestie am Schwanz rumfummeln soll, aber was tut man nicht alles.
"Dann mal runter mit der Buxe, ich muss wissen wie groß die Zecke ist!" am liebsten würde ich mir ja jetzt die Augen zuhalten, aber das funktioniert leider nicht.
Jedoch schaue ich so lange zur Seite, bis Jaron mir das okay gibt und ich dieses fiese kleine schwarze Ding sehen kann.
Urologin werde ich auf alle Fälle mal nicht!
"Gut, kannst vorerst wieder einpacken. Muss kurz runter und eine Pinzette oder sowas holen!" es lässt sich nicht vermeiden, das mir eine kleine Hitzewelle durch den Kopf zieht, denn auch wenn es mein bester Kumpel ist, ist solch eine nahe Nähe doch nicht so easy wegzustecken.
Im Untergeschoss finde ich Alex und Tom am Esszimmertisch vor:
"Du, Alex?"
"Ja Zoey?" Herr Hetkamp mustert mich interessiert und auch Tom widmet mir seine Aufmerksamkeit.
"Also, wenn man theoretisch eine Zecke hat und die noch so klein ist und nicht vollgesogen.. Wie entfernt man die am besten? Mit einer normalen Pinzette oder mit etwas Speziellen?"
"Hast du eine Zecke?" Alex erhebt sich sofort von seinem Stuhl und kommt auf mich zugelaufen.
"Nein! Hab ich nicht. Wollte ich nur mal so wissen!"
Herr Hetkamp zieht die Augenbrauen zusammen und bleibt dicht vor meiner Nase stehen:
"Sicher? Oder hast du die an einer Stelle, die dir unangenehm ist?"
Boah, eh...
Hier kann man keine normalen Fragen stellen, ohne das man gleich ins Visier genommen wird
"Nein. Ganz sicher!" grinse ich ihm entgegen und hoffe, das er mir endlich eine Antwort auf meine Frage gibt.
"Wir können auch eine der Frauen herbestellen oder dich in die KaS bringen, wenn du willst!" mischt sich jetzt Tom ein, was wirklich nur lieb gemeint, aber total unnötig ist.
Ich spickel an Alex vorbei und fange Tom's Blick ein:
"Ich hab wirklich keine Zecke! Ehrenwort!"
"Okay... Aber wenn, dann sag uns bitte bescheid! Die Bissstelle muss man beobachten!" Herr Hetkamp's Worte brennen sich sofort in mein Hirn ein und mein blöder Gesichtsausdruck muss Bände sprechen.
"Zoey, bitte sei Ehrlich! Du musst das nicht von uns machen lassen, aber das sollte sich auf jedenfall jemand anschauen!"
Für einen Moment überlege ich, ob es nicht besser ist, wenn ich Alex wegen Jaron Bescheid gebe.
Allerdings will ich ihn echt nicht in Verlegenheit bringen und riskieren, daß er sich in Grund und Boden schämt.
"Zoey?" jetzt erhebt sich auch Tom und gesellt sich zu uns dazu, um mich eindringlich anzuschauen.
"Wirklich nicht! Ich schwöre!" um meine Worte zu verdeutlichen, halte ich mein Zeige- und Mittelfinger in die Höhe.
"Hat Jaron eine Zecke?"
Ja Alex, du bekommst hundert Punkte!
"Warum könnt ihr mir denn nicht einfach mal ganz normal eine Frage beantworten ohne hundert Gegenfragen zu stellen?" ich schüttel genervt meinen Kopf und stemme meine Hände in die Hüfte.
Alex atmet schwer auf und wirft Herrn Mayer einen vielsagenden Blick zu, bevor er mich sanft anlächelt:
"Wo genau hat er die Zecke?"
"Nirgends. Shane hat eine und die muss Jaron heute entfernen und dafür muss er wissen, was er benutzen soll!"
Das mir auf die Schnelle so eine gute Ausrede einfällt, hätte ich auch nicht gedacht.
"Dann soll er vorbeikommen, ich mache das!" somit zieht mir Alex komplett einen Strich durch die Rechnung.
"Das wird er bestimmt nicht von dir machen lassen!" kurz nach dieser Aussage weiten sich erst die Augen von Alex und danach von Tom.
Die Message ist leider in den Gehirnen angekommen und als die beiden ihre Gesichter zu einer undefinierbaren Fratze verziehen, verschwinde ich auf schnellsten Weg ins Badezimmer.
Auf der Suche nach einer Pinzette verwüste ich das halbe Bad, werde dann aber tatsächlich in Saskia's Kulturtasche fündig.
Schätzungsweise werde ich das Greifinstrument danach einfach verschwinden lassen, denn ich möchte ihr nicht zumuten, diese penisrettende Pinzette für ihre Augenbrauen weiter zu benutzen.
Anschließend besorge ich mir im Ärztezimmer noch ein Desinfektionsspray und sterile Tupfer.
Vollbepackt renne ich zurück in mein Zimmer, zu der lebendig gewordenen Tomate namens Jaron.
"Gut, dann entfernen wir das Ding mal! Hose runter und Zipfel auf die Seite!"
"Du bist aber vorsichtig! Versprich mir das!"
"Guck du einfach das mir dein Knüppel nicht ins Gesicht fällt, okay? Alles andere lässt du meine Sorge sein!" nur mit Mühe kann ich mir meinen aufkommenden Lachflash verkneifen, bei dem Kopfkino das mich gerade wieder heimsucht.
Jaron hingegen verkrampft so sehr, daß ich mir sicher bin, das er morgen von fiesem Muskelkater heimgesucht wird.
Als er in Position liegt, versuche ich mit der Pinzettenspitze die Zecke zu greifen, ohne dabei auch nur mit einem Millimeter Haut irgendeine Körperstelle in diesem heiklen Bereich zu berühren.
Leider ist das Ganze gar nicht so einfach wie gedacht.
Dieses Mistvieh ist so winzig, daß ich immer wieder ein Stück der empfindlichen Haut erwische und mein armer Patienet andauernd schmerzerfüllt aufzischt.
Nach dem zwanzigsten Versuch bin ich mir sicher endlich das Tier des Verderbens in den Fängen der Pinzette gefangen zu haben, drücke zu und drehe leicht, um danach mit einem festen Hauruckzug das schwarze Ding aus der Haut zu entfernen.
Jaron's Schrei ist eventuell bis außerhalb von Köln zu hören und ich entschuldige mich tausend mal bei ihm, da ich mir vorstellen kann, wie schmerzhaft das gewesen sein muss.
Natürlich steht nach dieser schmerzerfüllten Lautäusserung auch sofort ein alarmierter Herr Hetkamp vor der Türe:
"Jaron? Alles okay? Was macht ihr da drin?"
"Ich spiele an Joron's bestem Stück herum!" gebe ich locker von mir, worauf meinem Blondi fast die Augen aus dem Kopf fallen.
"Ha ha ha. Wenn man irgendwie helfen kann, dann sagt bescheid!"
Kaum ist Alex wieder abgedampft, lache ich leise vor mich hin:
"Da sagt man einmal die Wahrheit und dann wird einem auch nicht geglaubt. Hahha."
"Bist du fertig? Wenn nicht, dann lass die Zecke wo sie ist..."
"Bin fertig. Jetzt nur noch ein wenig von dem Desinfektionsmittel, eine Kompresse drauf und tatatata.... FERTIG!" kaum ausgesprochen, rollt sich Jaron zu einer Kugel zusammen und versucht das Geschehene zu verdauen.
Ich kuschel mich an seinen Rücken und lege einen Arm um ihn:
"Sag Shane, das er das täglich kontrollieren soll. Wenn sich etwas entzündet, muss du zum Arzt!"
"Was soll ich ihm denn sagen? Schatzilein, Zoey hat mir da unten eine Zecke entfernt und du musst jetzt tägliche Nachkontrolle machen!"
"Mh... joa... darüber habe ich gar nicht nachgedacht... Dann lässt du mich halt gucken. Hab ja jetzt schon fast alles gesehen. Muss dir auch nicht mehr peinlich sein!"
"Zoey, du machst mich echt fertig!"
"Ich weiß, ich weiß. Hahahha".
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