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Part 193

Nachdem wir uns für eine Bäckerei entschieden und dort ein großes Frühstück bestellt haben, sitzen wir uns gegenüber.
Mein Vater und ich.
Hätte mir das jemand vor ein paar Wochen prophezeit, den hätte ich in die Klapse einweisen lassen.

"Du siehst gut aus, mein Sohn!"
"Es geht mir auch viel besser... Ich kann dir gar nicht oft genug dafür danken, dass du mir geholfen hast. Keine Ahnung, was passiert wäre, wenn wir das hätten ohne deine Unterstützung bewältigen müssen!" Mir ist bewusst, dass ich mich schon bedankt habe, aber ich kann es wirklich nicht oft genug sagen.
In Anbetracht unserer Vergangenheit sehe ich seine freiwillige Aufopferung nämlich nicht als selbstverständlich an.
"Darüber denken wir erst gar nicht nach. Es ist so gekommen, wie es kommen musste. Du kannst wahnsinnig stolz auf dein Mädchen sein, dass sie so viel Mut aufbringen konnte, sich ins ungewisse zu stürzen, nur um für dich die Lage zu erkunden!"
"Ich bin immer stolz auf Zoey, egal ob sie Mist baut oder nicht. Sie hat so viel durchgemacht und musste einige Kämpfe hinter sich bringen, und doch hat sie das nie in die Knie gezwungen!"
"Sie hat aber auch eine wahnsinnig gute Stütze! Nur durch die wenigen Besuche konnte ich schon sehen und spüren, wie verbunden ihr miteinander seid. Ihr helft euch gegenseitig, nicht im Sturm unterzugehen. Ihr könnt euch beide glücklich schätzen, den jeweils anderen gefunden zu haben!"

Unser Gespräch wird unterbrochen, da die Bäckereifachverkäuferin uns einen Teil unseres Frühstücks serviert.
Szymons Lächeln fasziniert mich dermaßen, dass ich ihn nonstop anstarren muss.
Dass es möglich ist, diese Mundwinkel nicht angespannt oder in einem dauernden hängenden Zustand zu sehen, hätte ich als Kind auch niemals für möglich gehalten.
"Alles in Ordnung, Tom?"
Meine Augen wandern zu Papas blauen Augen.
"Ja. Ich musste gerade feststellen, dass du sehr glücklich aussiehst und dir dieser Ausdruck sehr gut steht!"
Jetzt grinst er noch breiter und nickt zusätzlich vor sich hin:
"Tatsächlich ist das auch so. Innerhalb der letzten paar Wochen hat sich mein Leben in positiver Hinsicht auf den Kopf gestellt. Ich habe wieder Kontakt zu meinem Sohn und zusätzlich zwei Enkel hinzugewonnen. Ich hätte nie gedacht, dass es sich so gut anfühlen kann, Teil einer Familie zu sein. Früher hatte für mich die Arbeit und Geld die höchste Priorität. Aber heute.... Heute würde ich gerne nochmal alles zurückspulen und mit dem Wissen von jetzt die Dinge etwas anders angehen!"
"Kann ich gut nachvollziehen, aber wenn wir ehrlich sind, würde das andere negative Aspekte mit sich bringen. Vermutlich hätte ich dann Rebekka, Zoey und Leo nie kennengelernt, geschweige denn die Männer aus der WG. Das würde ich unter keinen Umständen mehr eintauschen wollen!" Natürlich wäre mir ein liebevoller Umgang meines Vaters auch wichtig gewesen, aber manchmal braucht es vielleicht etwas Negatives, damit viele positive Dinge entstehen können.

Nochmals wird unser Gespräch unterbrochen, da nun unsere Heißgetränke auf dem Tisch platziert werden.
"Guten Appetit!", wünscht uns die Brünette, dampft mit einem freundlichen Lächeln wieder ab und widmet sich der neuen Kundschaft, die soeben die Bäckerei betritt.

Sowohl Szymon als auch ich, gönnen uns zuerst einen Schluck des dampfenden Kaffees, bevor wir über die Brötchen herfallen.
"Tom. Das nächste Mal werde ich dir die Unterlagen deines Kontos mitbringen."
"Was für ein Konto?", frage ich verwirrt, denn in dieser Hinsicht habe ich alles selbst gemanagt und weiß daher auch nicht, was er genau gemeint.
"Von deinem Sparkonto, das ich für dich angelegt habe, als du geboren wurdest. Da du als Kind schon nie große Ansprüche gestellt hast, habe ich dir neben den Sachgegenständen zu deinen Geburtstagen oder Weihnachten immer einen Geldbetrag auf dieses Konto eingezahlt. Das habe ich auch nie eingestellt. Bis zum heutigen Tage nicht. Ich denke, die Zeit ist reif, dir diese Unterlagen zukommen zu lassen."
"Bist du verrückt? Verwende das Geld doch lieber für dich. Ich..."
Szymon schüttelt seinen Kopf und legt seine Hand auf meine:
"Wenn ich von einem die letzten Jahre mehr als genug hatte, dann ist es Geld. Du kannst es in Zukunft gut gebrauchen. Ihr zieht bald in ein Haus und aus zuverlässigen Quellen ist mir zu Ohren gekommen, dass es nicht bei den beiden bisherigen Kindern bleiben wird. Kinder kosten eine Menge Geld... Das weißt du selbst. Geld macht nicht glücklich, das weiß ich, aber es erleichtert ein Stück weit das Leben. Ich möchte, dass du das alles etwas sorgenfreier angehen kannst und dir nicht so viele Gedanken um das Finanzielle machen musst!"
Mir ist sofort klar, dass Zoey und Leo bei ihrem letzten Besuch die Nachwuchstatsache verkündet haben müssen.
Mir stellt sich jetzt die Frage, ob das in positiver Hinsicht geschehen ist.

"Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll... Danke!"
"Du musst überhaupt nichts dazu sagen, denn es gehört schließlich dir. Das ist so, als wenn du es selbst über die ganzen Jahre angespart hättest."
Als er mir mit einem Nicken verdeutlicht hat, dass das jetzt einfach so zu akzeptieren ist, nimmt er seine Hand wieder zu sich und macht sich an einem der Brötchen zu schaffen.
"Wie haben sich Leo und Zoey bei dem Thema Nachwuchs verhalten?"
"Sie haben sich sehr gefreut und dann gleich über das Wunschgeschlecht diskutiert. Warum fragst du?"
"Weil wir erst ein Gespräch hatten, da die beiden auch Angst vor den Veränderungen haben, die ein Geschwisterchen mit sich bringt. Ich habe versucht, ihnen zu versichern, dass sie ihren Status und Platz nicht abgeben, sondern nur teilen müssen. Aber.... Ich weiß auch nicht..."
"Zerbrich dir darüber nicht jetzt schon deinen Kopf. Es gehört doch dazu, dass sich vorhandene Kinder Gedanken um ihre Stellung machen und eventuell die Sorge haben, dass sie dann nicht mehr so wichtig sind. Rede mit den beiden, wann immer sie Bedarf haben und beziehe sie so oft wie sie mögen in das Thema mit ein, wenn es so weit ist. Mehr kannst du sowieso nicht tun. Das wird sich von ganz alleine einspielen. Bei euch mache ich mir wirklich keine großen Gedanken, dass ihr das nicht schaffen könntet!"
Die Worte meines Vaters tun mir wirklich gut und nehmen mir tatsächlich einen Teil meiner Sorgen.
"Träum nicht so viel, mein Sohn. Iss mal lieber etwas!"

Durch Szymon animiert, lege ich meinen Fokus auf das Gebäck und die verschiedenen Aufstriche vor mir.
Das dicke Vollkornbrötchen wird, nachdem es in zwei Hälften geteilt wurde, mit Butter und Honig bestrichen.
Herr Wieczorek hat in seiner Frühstücksroutine anscheinend all die Jahre nichts geändert, denn er bestreicht seine zwei ausgebackenen Teighälften ausschließlich mit einem winzigen Klecks Marmelade.
"An deiner Stelle wäre ich schon längst beim Frühstück erstickt. Das ist doch viel zu trocken!"
"Nein. So gehört sich das! Wie man unter die Schicht eines halben Glas Honig oder Marmelade auch noch Butter schmieren kann, ist mir bis heute unverständlich!"
Ganz wie früher, beißt er in sein Brötchen und nimmt anschließend einen großen Schluck Kaffee, wobei sich mir alle Haare zu Berge stellen.
Er hat es früher immer geliebt Kekse, Brötchen und trockenen Kuchen in Kaffee zu tauchen, während ich alleine beim Zuschauen schon auf den Boden kotzen könnte.
"Immer noch so empfindlich?", fragt er grinsend, worauf ich mich als Antwort nur einmal durchschüttle.
Das sollte ihm Aussage genug sein.

Während dem restlichen Nahrungsmittel Vernichtungsvorgang sprechen wir nicht miteinander, da ich es an der Seite meines Vaters gar nicht anders gewohnt bin.
Früher wurde er zornig, wenn man bei Tisch geredet hat.
Wie das heute ist, weiß ich nicht, aber austesten möchte ich das jetzt nicht unbedingt.

Mein Vater ist vor mir mit dem Essen fertig und lehnt sich zufrieden in seinem Stuhl zurück.
Als ich mir den letzten Happen in den Mund geschoben habe, spricht er noch etwas völlig unerwartetes an:
"Was würdest du davon halten, wenn Margarete und ich nach Köln ziehen?"
"Wie jetzt?" Da ich mit vollgestopften Mund rede, zieht Szymon zuerst eine Augenbraue in die Höhe, schüttelt dann aber seinen Kopf und entspannt sein Gesicht wieder:
"Na ja... Weißt du, zuhause hält mich nicht wirklich viel. Außerdem muss ich an die Zukunft denken und dass meine Partnerin und ich auch nicht jünger werden. Das Haus wird somit irgendwann zu einer Herausforderung, da wir vielleicht nicht mehr gut zu Fuß sein werden und somit die obere Etage total überflüssig wird. Außerdem würde ich dich, Zoey und Leo gerne öfter sehen. Es ist bisher zwar keine Weltreise, aber zwei Stunden sind zwei Stunden. Wenn ihr dann Nachwuchs bekommt, würden wir euch natürlich auch so weit wie möglich unterstützen wollen und... Ich möchte einfach die Zeit, die mir noch bleibt, mit meiner Familie nutzen. Die letzten Jahre habe ich so viel verpasst.."
Diese Worte von meinem Vater zu hören, macht mich in positiver Weise fertig.
Nie hätte ich gedacht, dass er so viel Gefühl zeigen und seinen einst so festgesetzten Lebensweg doch nochmal umwerfen kann.
Ein kleiner Schwall Nässe benetzt meine Augäpfel, damit sie durch die trockene Luft des Bäckerei Klimas nicht austrocknen.

Szymon legt seinen Kopf leicht schief, denn er scheint sich nicht sicher zu sein, wie er mein Verhalten zu interpretieren hat.
"Es würde mich freuen!", würge ich heraus, damit er nicht noch einen falschen Eindruck bekommt und denkt, dass ich seine Idee für nicht gut heißen würde.
"Bist du sicher? In Anbetracht unserer bisherigen Beziehungslaufbahn könnte ich dir nicht verübeln, wenn dir dieser Vorschlag nicht gefallen würde!"
"Papa, mal ganz ehrlich: Natürlich habe ich noch mit der Vergangenheit zu kämpfen und ich werde es wahrscheinlich auch nie ganz vergessen können. Aber ich habe auch gemerkt, dass du ein ganz anderer Mensch geworden bist und sich deine Einstellung geändert hat. Obwohl ich es nie für möglich gehalten habe, muss ich sagen, dass ich es mir sogar wünsche, dass wir mehr Zeit als Familie verbringen können."
Für einen Moment ist alles still.
Mein Vater atmet auffällig lange die Luft in seine Lungen ein und fährt sich mit seiner Hand durch seine Haare.
Als sich unsere Blicke dann treffen, sehe ich das erste Mal überhaupt ein Glitzern in den Augen des Herrn Anwalts.
"Das...", er reibt sich kurz über seinen Nasenrücken und visiert den leeren Teller vor sich an, "... kam jetzt unerwartet. Ich habe mir schon so lange gewünscht, dass wir wieder annähernd eine Basis aufbauen können, aber dass du mir die Chance einräumst wieder Teil einer Familie zu werden, das hätte ich nicht für möglich gehalten. Du hast dein Herz am richtigen Fleck, Tom, und ich bin so froh, dass ich es durch meine abweisende Art nicht vollkommen zerstört habe. Danke, mein Junge. Du ahnst gar nicht wie viel Wert das für mich hat!"

Nein, bis gerade eben hätte ich tatsächlich nicht erwartet, dass die gesprochenen Worte derart ins Gewicht fallen!

Jetzt sitzen wir beide mit wässrigen Augen und einem fetten Grinsen im Gesicht da und starren uns an.
So blöd die Vergangenheit manchmal gewesen sein mag, hier hat es sich tatsächlich gelohnt eine zweite Chance zu vergeben.
"War bei Ihnen soweit alles in Ordnung?" Neben uns taucht wieder die Bäckereifachverkäuferin auf und sieht uns erwartungsvoll an.
Ich löse mich aus meiner Starre und lächle ihr freudig zu:
"Ja, alles Bestens, danke. Ich würde dann gerne zahlen!"
"Gerne. Ich bin gleich wieder da!" Die nette Brünette nimmt unsere Teller mit und verschwindet für einen kurzen Augenblick in einem Hinterzimmer.
"Das Frühstück bezahle ich, damit das gleich klar ist! Schließlich habe ich dich auch eingeladen", bringt mir mein Vater mit seiner altbekannten energischen Stimme entgegen.
Manche Gewohnheiten kann man dann doch nicht einfach so abschütteln.

Auf der Heimfahrt reden wir kaum ein Wort miteinander, was aber auch nicht nötig ist, denn unser Gespräch hat uns beide beflügelt und somit kommt auch keine komische Stimmung auf.
Vor der WG angekommen, verabschieden wir uns mit einer kräftigen Umarmung und Szymon verspricht mir, sich nach dem Urlaub so schnell wie möglich wieder blicken zu lassen.

Gerade als ich die Haustüre aufschließen will, wird diese von Herrn Fabiano geöffnet:
"Guten Tag, der Herr. Nur hereinspaziert!"
"Das ist mal ein Service!"
"Ich war gerade in der Küche und habe gesehen, dass du kommst. Von daher wird das nicht zur Gewohnheit werden!"
"Schade, hätte nichts gegen einen persönlichen Buttler",
"Ja, ja, das kann ich mir vorstellen. Jetzt verzieh dich, bevor ich dir aus Versehen die Türe vor der Nase zuschlage. Man könnte fast meinen, du hast das freche Mundwerk von Zoey ausgeliehen."
Mit einer fuchtelnden Handbewegung deutet mir der Italiener die Richtung die ich einschlagen soll und wartet gültiger weiße mit dem Schließen der Türe, bis ich meinen Hintern ins Hausinnere gebracht habe.

"Hey. Alles gut?" Kaum hat Stephan mein Gesicht erblickt, sind ihm meine vermutlich geröteten Augen aufgefallen.
"Ja, alles prima!"
Mein Kumpel scheint mir nicht zu glauben, rappelt sich sofort vom Sofa auf und kommt auf mich zugelaufen.
Er bleibt erst stehen, als sich unsere Nasenspitzen fast berühren:
"Du kannst mir wirklich erzählen, wenn es nicht so gut gelaufen oder etwas vorgefallen ist. Friss nicht alles in dich rein und..."
Bevor Herr Sindera sich noch sein Mund fusselig redet, lasse ich meine Krücken auf den Boden fallen und ziehe ihn in eine Umarmung:
"Das waren Freudentränen, Stephan. Ehrlich!"
Der Körper in meiner Umarmung entspannt sich und erwidert nun die freundschaftliche Geste:
"Ganz sicher?"
"Ich schwöre!"
"Okay, dann ist gut!"

In der Küche ertönt ein lauter Knall, worauf im Anschluss noch mehr Lärm entsteht.
"Was war das?", frage ich erschrocken und löse mich aus der Umarmung.
"Zoey. Das geht schon seit gewiss einer Stunde so!"
"Was treibt sie da?"
"Kuchen backen!"
"Warum?"
"Weil Marc kommt!"
"Ähm, ich habe nachher einen Termin beim Psychologen, falls du es vergessen hast!"
"Herr Ildiko hat heute deinen und Marcs Termin gestrichen und auf nächste Woche Montag verlegt. Er konnte dich nicht erreichen und hat es über Marc ausrichten lassen!"
"Und jetzt kommt Marc hierher, um es mir persönlich zu erzählen?"
"Nein. Er muss dir etwas anderes erzählen.... Kannst du mir einen Gefallen tun und in der Küche mal Schadensbegrenzung ausüben? Ich wurde vorher mit einem Schneebesen beworfen, als ich den Mund aufgemacht habe."
"Warum Schadensbegrenzung?"
Stephan seufzt leise auf und klopft mir auf die Schulter:
"Schaue es dir selbst an!"

Normalerweise hat mein Prinzesschen den Dreh beim Backen raus und veranstaltet gar nicht mehr sooo ein schlimmes Chaos, doch den Geräuschen nach zu urteilen, ist heute alles andere als normalerweise.
Als ich im Türrahmen zum Stehen komme, klappt mir der Mund leicht auf.
Gefühlt liegt die halbe Kücheneinrichtung auf dem Boden und ein Großteil der Zutaten, die sicherlich für den Teig gedacht waren, hängen an Zoeys Körper.
Ich schätze, dass die Eier-Mehlpampe sich ziemlich schwer aus den Haaren entfernen lässt und bin mir auch nicht sicher, ob die Kaffee- und Schokoladenflecken so spurlos aus dem weißen T-Shirt zu entfernen sind.
Der Küchenteufel zieht die linke Augenbraue nach oben und hält in der Tätigkeit inne, die das Halten des Handrührgerätes beinhaltet.
Dass dabei der halbe Teig durch die Rührbesen im Raum verteilt wird, scheint sie einfach in Kauf zu nehmen.
Ich entscheide mich für das Klügste, was ich in dieser Situation tun kann: Ich lächle mein Mädchen an, drehe mich um und ziehe von dannen, um in den Garten zu gehen.

Meinen Körper bette ich direkt auf der Wiese und werfe einen Blick in den wolkenlosen, blauen Himmel.
Mein Inneres fühlt sich befreit und fast schon sorglos an.
Ob das Gespräch mit meinem Vater einen großen Knoten in mir gelöst hat oder ob das ganze Gesamtpaket der letzten Tage mich so gut fühlen lässt, kann ich nicht beurteilen, aber dieses Gefühl möchte ich unbedingt wieder öfter in mir spüren.

"Tom?", schreit plötzlich jemand neben mir, während sich eine Person auf die Knie fallen lässt und anfängt mich fest durchzuschütteln.
"Hey, mach mal langsam! Was ist denn los?", frage ich Marc geschockt, worauf er in seiner Bewegung einfriert und mein Gesicht in Augenschein nimmt.
Da so gar keine Antwort von ihm kommt, setze ich zu einer weiteren Frage an:
"Was stimmt mit dir nicht?"
"Das wollte ich dich gerade fragen! Warum liegst du hier in der Wiese und siehst aus, als wenn du zusammengebrochen wärst?"
"Hahaha. Ich hatte keine Lust zu sitzen und habe mich deshalb hier hingelegt. Das ich aussehe, wie wenn ich zusammengebrochen wäre, war nicht meine Absicht!"
Jetzt lässt Marc von mir ab und stöhnt laut auf:
"Mir ist mein Herz in die Hose gerutscht und ich hatte totale Panik. Warum? Weil Herr Mayer gemütlich im Gras chillt und in den Himmel starrt!"
Einen Moment lang schauen wir uns nur stumm an.

Vor einiger Zeit habe ich in Herrn Westernhoven nur als einen verrückten Chaoten gesehen, der einen Bockmist nach dem anderen schießt.
Jetzt sehe ich in ihm einen wahren Freund, auf den man sich in jeder Lebenslage verlassen kann. Zusätzlich natürlich auch noch den Chaot, aber nicht mehr vordergründig.

Der Herr legt sich dicht neben mich, worauf ich mein Gesicht zu ihm drehe:
"Wie geht es dir?"
"Bis auf den beinahe Herzinfarkt von gerade eben eigentlich ganz gut. Was macht deine Stimmungslage?"
"Hält sich konstant im oberen Bereich!", berichte ich und freue mich insgeheim wahnsinnig, dass das kein bisschen gelogen ist.
"Das höre ich gerne! Was ist mir denn da zu Ohren gekommen? Die Chaoten waren Nacktbaden? Hahaha. Unglaublich. Zum Glück bin ich noch vom Dienst befreit."
"Tatsächlich, ja. Die Buschtrommeln haben wirklich außerordentlich gut und schnell funktioniert. Das ist fast schon Rekordverdächtig!"
"Ich war vorhin noch kurz auf dem Revier und habe von Moritz alles erzählt bekommen. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert. Das mit den Autos ist natürlich wieder blöd gelaufen, aber nichts im Vergleich dazu, wenn dem durchgeknallten Pack etwas zugestoßen wäre!"
"Da gebe ich dir vollkommen recht. Anscheinend gibt es kein großes Theater, denn die Eltern der Übeltäter wollten unsere Kontaktdaten, um den entstandenen Schaden zu begleichen, beziehungsweise, neue Autos zu besorgen. Ich hoffe, das geht alles reibungslos über die Bühne. Liegt dir eigentlich etwas auf dem Herzen?"
Marc sieht jetzt ziemlich ertappt aus:
"Woher weißt du das?"
"Erstens hat Stephan gesagt, dass du mir etwas erzählen willst und zweitens zappelst du wie ein Verrückter neben mir herum."

Mein Freund und Kollege atmet schwer auf:
"Viktor ist soweit wieder fit, dass die Verhandlungen bald starten können. Genauer gesagt, in zwei Wochen. Der Staatsanwalt will zumindest uns beide als Zeugen vorladen, da wir am längsten in seiner Gewalt waren. Herr Ildiko wurde heute morgen sofort von Klaus informiert und dieser wiederum sieht das als keine gute Idee an. Darum hat er seine heutigen Termine verlegt, um mit dem Staatsanwalt zu sprechen."
"Mhhh", brumme ich vor mich hin und schiebe mir einen meiner Arme unter meinen Hinterkopf.

Mir ist bewusst, dass wir uns irgendwann der Konfrontation stellen müssen und Viktor nicht ewig aus dem Weg gehen können.
Auch wenn ich jetzt schon weiß, dass mir sein Anblick wieder einige düstere Gedanken bescheren wird, flackert auch die Hoffnung auf, dass diese Gerichtsverhandlung gut für unsere Psyche sein und zum Beispiel bei mir die Alpträume entschärfen könnte.
"Wenn der Staatsanwalt unser Erscheinen als wichtige Sache einstuft, dann kneifen wir die Arschbacken zusammen und beißen uns da durch! Schließlich möchte ich Viktor auch nicht die Genugtuung geben und ihm mit meinem Nichterscheinen verdeutlichen, dass seine Psychospielchen gewirkt haben. Lieber habe ich wieder einige Tage Matsch im Kopf, als diesem Arschloch Freude zu bereiten!", verkünde ich mit fester Stimme und halte Marc meine Faust hin, auf die nur wenige Sekunden Später seine Eintrifft:
"Zusammen schaffen wir das schon!"
"Ganz sicher!"

Meine Ohren vernehmen leise Schritte auf den Terrassenplatten, die in unsere Nähe kommen.
Noch bevor ich mich umdrehen und nachschauen kann, wer sich da anschleicht, hört man Zoey lauthals "Neeeeeein!" kreischen.
Den Bruchteil einer Sekunde später hat Marc einen Kuchen auf dem Gesicht liegen.
Zum Glück hat die cremige Masse die Wucht des Teigbodens gut abgefedert.
Herr Westernhoven dreht sich schnell zur Seite, damit der Kuchen von seinem Gesicht rutscht und leckt sich anschließend mit der Zunge über seine Lippen:
"Mh, das ist lecker. Hi, Zoey! Nette Begrüßung..."
"Hi, Marc!", seufzt das Fräulein niedergeschlagen auf und mustert mit verzogenem Mund das Desaster.
Als Herr Westernhoven zu lachen anfängt, wirkt das Prinzesschen leicht irritiert:
"Warum lachst du denn jetzt?"
"Weißt du... Irgendwie habe ich es schon total vermisst, dieses.... Chaos! Hahaha. Komm her!" Marc breitet seine Arme aus und wartet darauf, dass Zoey sich der Umarmung hingibt, was sie auch tatsächlich tut.
Der Polizist zieht das Mädchen nach dem Körperkontakt auf den Schoß und reibt sein Gesicht direkt durch Zoeys.
"Iiiih. Was machst du denn da?"
"Ich wollte dich auch mal probieren lassen und kein Egoist sein", lacht Marc und gibt komische giggelnde Geräusche von sich.
Jetzt muss ich ebenfalls lauthals lachen, was ich aber lieber hätte sein lassen, da ich somit ebenfalls ins Visier gerate.
"Oh nein! Ich warne euch!" Ich verdeutliche meine Abneigung gegen die schmierige Kuschelstunde mit einem erhobenen Zeigefinger.
"Ich muss doch schon mal üben, damit ich das mit dem teilen unter Geschwister auch gut beherrsche, wenn es soweit ist. Darum teile ich mit dir jetzt auch diese Matschepampe!" Kaum sind diese Worte über die weiblichen Lippen gekommen, stürzt der zugehörige Körper sich auf mich.
Der Ordnungshüter liefert meinem Feind sofort Unterstützung, rollt sich zu mir rüber und hält meine Arme fest.
Sekunden später werden zwei vollgeschmierte Sinnesorganbeinhaltende Körperteile in mein Gesicht gedrückt, damit ich ebenso mit der Cremepampe vollgeschmiert bin.
Nachdem die beiden von mir abgelassen haben, lecke ich über meine Lippen und muss feststellen, dass das zerstörte Werk richtig gut schmeckt.

"Mein Gott, wie seht ihr denn aus?", hört man Saskia lachen, worauf auch Alex' Stimme sofort ertönt:
"Die Kinder haben gespielt!"
Ich schaue zu Zoey und deute mit einem Kopfnicken zu dem Teig-Creme Haufen, der einst in Marcs Gesicht klebte und jetzt nutzlos auf dem Boden liegt.
Es braucht gar keine Worte, dass mein Mädchen versteht, was ich von ihr will.
Am liebsten hätte ich das selbst gemacht, aber mit Krücken ist das eben nicht möglich.

Während ich mich schon alleine bei dem Gedanken an Alex' bevorstehenden Gesichtsausdruck zu Tode lachen könnte, höre ich den Notarzt bedrohlich die Stimme erheben:
"Zoey, ich warne dich! Wage es ni...."
Saskias Lache, die gewisse Zeit später verstummt, deutet mir, dass Zoey es natürlich gewagt hat und Herrn Hetkamp auch einen Teil des Kuchens hat zukommen lassen.

Zufrieden und glücklich lege ich mich wieder auf meinen Rücken, starre in den Himmel und lausche dem Gemecker des Notarztes, das aber auch ziemlich bald in ein Lachen umschlägt.

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