Während Phil Steffi und Sam untersucht, bekommen wir Restlichen von einer sehr netten Krankenschwester jeder eine Tasse Tee gereicht, die wir uns in langsamen Schlucken zuführen.
Linus kramt nebenher die Klamotten aus den Sporttaschen und überreicht jeder Person ein paar Kleidungsstücke, die wir uns sofort anziehen sollen.
Zumindest ist der Notarzt dieses Mal so nett und dreht mir den Rücken zu, damit ich mich in Ruhe anziehen kann.
Obwohl es mir bei der restlichen Bande nicht ganz so viel ausmachen würde, stellt sich Leo vor mich und hält die Wärmedecke als Sichtschutz in die Höhe.

Nachdem die beiden ersten Patienten von Phil entlassen werden, ziehen sie sich ebenfalls eine Schicht wärmenden Stoff über ihre Körper und bekommen eine Tasse heißen Tee in die Hände gedrückt.
Außer einer leichten Unterkühlung konnte Herr Funke nichts weiteres feststellen und somit werden Steffi und Sam von Linus auf die Gyn begleitet.

Als Jaron und Shane gerade medizinisch durchgecheckt werden, kommt auch endlich Herr Sindera von seinem Telefonat zurück.
Leider sieht er alles andere als begeistert aus.
Ich schließe meine Augen und wünsche mir in Dauerschleife, dass die Tatsache mit dem T-Rex zutrifft und keines der Autos zerstört wurde.
"Und? Hat Paul die Arschlöcher erwischt?" Leo springt sofort zu Stephan und bremst dicht vor seiner Nase ab.
"Ja", antwortet der Polizist, was mich zwar kurz freut, aber noch keine Party in meinem Kopf starten lässt, da man dem Männergesicht ablesen kann, dass da noch ein "aber" folgt.
"Was ist mit unseren Autos?", spricht Herr Britz jetzt die alles entscheidende Frage aus, worauf Stephan meinem Freund seinen Arm um die Schultern legt und etwas dichter an sich zieht:
"Die Autos wurden ebenfalls gefunden, allerdings lässt deren Zustand zu wünschen übrig!"
Leo fällt sofort seine Mimik aus dem Gesicht.
Phil legt seine Aufmerksamkeit auch sofort auf Herrn Britz, da wir alle wissen, dass die Autos, wenn sie auch alt sind, von den Jungs geliebt werden.

Leo atmet tief durch:
"Totaler Schrott?"
"Zwei von drei, ja. Jarons Auto ist nahezu unversehrt, aber deins und Sams Auto wurden leider sehr in Mitleidenschaft gezogen. Die Fahrer haben die Kontrolle über die Fahrzeuge verloren, da sie stark alkoholisiert waren", berichtet Stephan vorsichtig und beobachtet Leo sehr intensiv.
"Wurden die Fahrer verletzt?", will Leo mit ernstem Blick wissen, worauf der Polizist sofort eine Erklärung liefert:
"Die zwei Alkoholisierten werden hierher gebracht und der dritte wird aufs Revier mitgenommen!"
"Okay", sagt Leo, windet sich aus der Umarmung und läuft wieder zu mir zurück.
Herr Sindera ist sichtlich überrascht über die ruhige Äußerung und scheint über die Reaktion sehr zufrieden zu sein,  denn er entspannt sich und läuft dann auf die Sporttaschen zu, um sie einzusammeln.
Was der Herr nicht sieht, ist Leos veränderter, wütender Blick, der für einen Bruchteil einer Sekunde zu Jaron und Shane schweift.
Mir ist sofort klar, dass in absehbarer Zeit ein riesengroßes Chaos beginnt.
Das mit den vernünftigen Handlungen verschiebt er anscheinend auf den nächsten Tag, was ich auch gerne tun würde, doch wir können nicht alle zusammen aus der KaS flüchten.

Neben mir angekommen, drückt mir mein Freund einen Kuss auf und sieht mir tief in die Augen.
Ich verstehe, dass das als eine Art Entschuldigung dienen soll und nicke ihm leicht zu, da Andy eine Abreibung auf alle Fälle verdient hat.

"Gut, ihr zwei seid auch durch. Ihr geht bitte mit in die WG. Ich möchte, dass ihr Ärzte in der Nähe habt, falls es euch wider erwarten nicht gut geht!", ordert Phil an, worauf er keine Gegenwehr bekommt und das sehr zufrieden zur Kenntnis nimmt.
Eigentlich sollte er es besser wissen, aber er scheint durch die friedliche Stimmung der letzten Wochen Vertrauen in uns aufgebaut zu haben.
Sich ab und zu einen Fehltritt zu leisten, sehe ich aber nicht als schlimm an, denn schließlich sind wir auch keine Roboter.

"Leo, Zoey! Kommt ihr bitte zu mir?", ruft Herr Funke und klopft mit einer Handfläche auf die Behandlungsliege.
Der Herr neben mir nimmt kurz meine Hand, drückt sie leicht und läuft dann ganz langsam in die Mitte des Raumes.
Kaum sind Jaron und Shane ebenfalls dort angekommen, nicken sie sich zu und rennen wie von der Tarantel gestochen aus dem Behandlungsraum.
Stephan und Phil sind zuerst so perplex, dass sie den dreien nur hinterherstarren und sonst keinerlei Regung von sich geben.
Ich selbst laufe, als wenn nichts passiert wäre, zu Phil und setze mich auf die Liege.
"Verdammte Kacke. Das darf doch nicht wahr sein!" Jetzt sind die Informationen über die bevorstehende Prügelei auch bei Stephan angekommen.
Schneller als ich gucken kann  rennt der Polizist auch schon zur Türe hinaus.

Herr Funke stützt sich kopfschüttelnd mit beiden Händen auf der Liege ab und wirft mir einen leicht grimmigen Blick zu:
"Warum hast du nichts gesagt?"
Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und kratze mir am Hinterkopf:
"Was hätte ich denn sagen sollen?"
"Dass die Jungs auf Rache aus sind!"

War dir das echt nicht bewusst?

"Woher sollte ich das wissen?", frage ich scheinheilig, was den Herrn Mediziner schwer aufatmen lässt:
"Du sitzt hier seelenruhig vor mir und tust gerade so, als wenn alles in bester Ordnung wäre. Daraus schlussfolgere ich, dass du in die Pläne eingeweiht warst!"
"Wir wussten bis vor ein paar Minuten noch gar nicht, was mit den Autos passiert ist. Wann sollten also diese Pläne geschmiedet worden sein? Wir sind immer noch in der realen Welt, in der solche Dinge wie gedankenübertragende Übermittlungen, sekundenschneller entwickelter Pläne, nicht funktionieren!"
"Sei nicht so frech! Mir ist bewusst, dass ihr euch nur durch Blicke versteht und euch so eure geheimen Vorhaben vermittelt!"

Warum fragst du dann?

Ich zucke nur mit den Schultern, da ich jetzt keine große Lust auf Streit habe, denn ich sehe es schon kommen, dass heute Nacht in der WG noch der Bär steppen und mich das noch genug Nerven kosten wird.
"Die Jungs werden eh nicht weit kommen. Zwei der Täter werden in die Klinik gebracht und der dritte sitzt bei der Polizei. Die Ordnungshüter werden den dreien sicherlich nicht die Türe aufhalten und sie einfach durchmarschieren lassen!" Phil hat mit seiner Aussage natürlich vollkommen recht, aber er vergisst wohl auch, dass man sich in der Nähe des Reviers verstecken und auf die Person warten kann.
Dass sie sich die zwei Mittäter unter den Nagel reißen, denke ich eher nicht, denn diese Aktion ist sicherlich ganz alleine auf Andys Mist gewachsen und darum muss auch er alles ausbaden.

"Warum bist du so ruhig?" Herr Funke wechselt jetzt vom verärgerten Blick zu einem besorgten.
"Mir ist nicht so gut!"
Tatsächlich ist mir leicht übel und immer noch ziemlich kalt, aber der Hauptgrund meiner Aussage beruht eher darauf, dass ich nicht weiterhin mit Phil diskutieren will, da es ja doch keinen Sinn macht.
Die Jungs werden sich von niemandem aufhalten lassen, Andy zu Kleinholz verarbeiten und dann in die WG zurückkehren und ihren Anschiss kassieren.
Fertig.
"Leg dich mal hin, dann kontrollieren wir nochmal schnell die Temperatur, den Blutdruck und zusätzlich den Blutzucker", weist Phil an und ich gehorche brav, damit er sich nicht noch mehr als nötig aufregt.

Keine Sekunde, nachdem der Check abgeschlossen ist, klopft es energisch an der Türe.
Der Weißkittel gewährt durch ein verlauten lassen gewisser Buchstaben den Einlass.
Als ich meinen Kopf in diese Richtung drehe, seufze ich innerlich schwer auf, denn es ist kein anderer als Herr Rudinski, dicht gefolgt von Shanes Vater.

Na super...
Warum bekomme ich wieder die Arschkarte?

"Dürfen wir reinkommen?", fragt mein Lehrer in Richtung Herrn Funke, der den beiden Männern ein "Sicherlich" zuwirft.
Damit ich den bevorstehenden Fön besser aufnehmen kann, setze ich mich aufrecht hin und bereite mich schonmal darauf vor.
"Zoey, wie geht es dir?", will Herr Rudinski wissen und stellt sich dicht vor mich.
"Ganz gut, danke. Es tut mir leid!"
Etwas irritiert werde ich gemustert:
"Warum entschuldigst du dich?"
"Na, weil ihre Tochter mit uns unterwegs war und sie jetzt im Krankenhaus ist und..."
"Stopp! Ich weiß überhaupt nicht, was passiert ist. Mir wurde ausschließlich mitgeteilt, dass ich Steffi und ihren Freund hier abholen muss. Kannst du etwas Licht ins Dunkel bringen?"

Ungern!

"Wir wollten uns einen chilligen Abend machen, haben lauter Futter besorgt und sind an den See rausgefahren. Als wir uns die Wampen gefüllt hatten, haben wir uns ins Wasser gestürzt und sind eine Runde geschwommen. Während wir im Wasser waren, wurden uns unsere Sachen inklusive Autos gestohlen", erzähle ich und hoffe, dass die Kurzfassung ausreichend ist.
Fritz setzt aber natürlich noch weitere Nachforschungen an:
"Habt ihr die Diebe gesehen?"
"Ja! Wir kennen die auch!"
"Habt ihr es nicht rechtzeitig aus dem Wasser geschafft, um sie aufzuhalten?", wirft jetzt Rudinski ein, was mich leicht mit den Zähnen knirschen lässt.
"Wir konnten nicht aus dem Wasser raus..."
"Warum?"
"Weil wir alle nackt waren!" Ich atme tief ein und fixiere einen Punkt auf dem Boden.
Zu meiner Überraschung wird darüber vorerst kein Wort verloren, sondern eine weitere Frage von dem Pädagogen eingeworfen:
"Wer sind die Täter?"
"Andy und ein paar seiner Kumpels."
"Aber nicht der Andy, aus Jarons Klasse, oder?"
"Doch, genau der. Er hat es doch schon immer auf Jaron abgesehen und versucht ihm wo er nur kann eine reinzudrücken. Wir haben nicht gewusst, dass er sich ebenfalls dort aufhält, sonst wären wir gar nicht erst ins Wasser gegangen!"
Fritz sieht auf einen Schlag total entgeistert aus:
"Jaron wird von diesem Typ fertig gemacht?"
"Ja. Shane und ich haben ihm schon einmal klar gemacht, dass er uns in Ruhe lassen soll. Damals hatte er auch ein Problem mit mir, weil ich nach Jarons Outing hinter ihm stand."
"Wie genau habt ihr ihm das klar gemacht?" So wie Fritz aussieht, kann er sich schon denken, dass wir nicht nur Worte durch die Gegend haben fliegen lassen.
"Kannst du dich daran erinnern, dass dein Sohn mal mit einem abgebrochenen Zahn nach Hause gekommen ist?"
"Ja?.... Oh, okay.."

Rudinski setzt sich neben mich auf die Liege und sieht mich mitfühlend an:
"Ich werde das dem Direktor weiterleiten. Diese Mobbing Attacken können wir nicht ignorieren. Das geht nicht. Die heutige Tat ist wirklich der Gipfel und muss mit Konsequenzen bestraft werden. Wo sind denn die Jungs? Ich würde gerne mit Jaron sprechen."
"Wollen Sie denn nicht zuerst zu Ihrer Tochter?"
"Sie ist gerade in Behandlung und in bester Gesellschaft. Darum wollte ich sehen, wie es euch geht!"
Ich beiße mir auf die Unterlippe, da ich das gar nicht aussprechen will, aber zumindest Fritz versteht die versteckte Botschaft:
"Sag mir nicht, dass die Jungs abgehauen sind, um sich zu rächen!"
Phil bestätigt die richtige Annahme, sagt aber zusätzlich, dass Stephan sich schon auf den Weg gemacht hat und der Schuldige gerade eh auf dem Revier vernommen wird.
Zufrieden ist der Streetworker nicht gerade, doch er macht keine Anstalten, sich schnell aus dem Staub machen zu wollen.

Mein Nebenmann stupst mich mit der Schulter an:
"Was ich jetzt trotzdem nicht ganz verstehe, ist, warum du dich vorhin entschuldigt hast!"
"Weil Steffi das erste Mal mit uns unterwegs war und sie dann gleich im Krankenhaus gelandet ist... Das macht doch total den schlechten Eindruck. Wenn wir nicht Nacktbaden gewesen wären und..."
"Zoey... Kannst du dich noch erinnern, was ich über Privates und Berufliches gesagt habe?"
"Ja, aber trotzdem!"
"Nein, nichts mit trotzdem. Steffi ist auch kein unbeschriebenes Blatt und hat schon einigen Blödsinn angestellt. Das gehört doch einfach dazu. Als wir Jung waren, haben wir alle Blödsinn gemacht und waren alle mal Nacktbaden. Außerdem ist es nicht eure Schuld, dass ihr bestohlen wurdet. Mach dir doch bitte nicht immer so einen Kopf!" Rudinski legt einen Arm um meinen oberen Rücken und reibt mit seiner Handfläche über meinen Oberarm.
Gerne würde ich mich über die entlastenden Worte freuen, doch ich muss noch gegen mein Kopfkino ankämpfen, da es durch die Worte meines Lehrers dazu animiert wurde, den Film "Rudinski als nackter Jugendlicher in einem Badesee" abzuspielen.

"Phil, wie sieht es bei Zoey aus? Darf sie gehen? Ich würde sie in die WG fahren und dort auf meine zwei Jungs warten. Irgendwann werden sie sicherlich dort auftauchen", lässt Fritz verlauten, was von Herrn Funke sofort abgesegnet wird:
"Geht klar. Alle nötigen Infos lasse ich den Herren Zuhause per Telefon zukommen. Dann musst du nichts erklären."
Fritz nickt kurz vor sich hin und wendet sich dann Rudinski zu:
"In Ordnung. Nehmen Sie Sam mit oder sollen wir warten und ihn in die WG mitnehmen?"
"Natürlich nehme ich ihn mit zu uns. Gar keine Frage. Zoey, gute Besserung und wir sprechen dann nochmals alle zusammen über die Vorfälle mit Andy. Jetzt werdet ihr aber erst einmal wieder alle fit und erholt euch von dem Schock. Wir sehen uns!" Herr Rudinski wuschelt mir durch die Haare und nickt den beiden Herren zur Verabschiedung zu, bevor er den Raum verlässt, um nach Steffi und Sam zu schauen.
Mr. Universum nimmt sich dann meiner Wenigkeit an und führt mich nach draußen, zu seinem Auto.

Da der Herr so gar kein Wort verlauten lässt, nicht mal, als wir schon ein paar Minuten gefahren sind, muss ich nachforschen, auf welchem Level die Laune des Streetworkers ist:
"Bist du sauer?"
"Was? Nein. Ich hoffe nur, dass die Jungs nicht unüberlegt handeln. Selbst wenn, kann man ja eigentlich nicht einmal böse sein... Wer würde sich in so einem Fall nicht rächen wollen? Ich kann eine Schlägerei natürlich nicht gutheißen.."
".. aber manche Menschen verstehen nur diese Sprache!", ergänze ich schnell den Satz, was Fritz leicht aufbrummen lässt, da er mit dieser Einstellung natürlich nicht zufrieden ist.
Die restliche Fahrt über ist er in seinen Gedanken versunken, was ich nicht zu unterbinden versuche und einfach aus dem Fenster hinaus starre.
Zuhause angekommen, beehren uns nur Tristan und Stephan mit ihrer Anwesenheit.
Alle anderen sind ausgeflogen oder schlafen komischerweise schon.
Genau auf den Grund gehen werde ich dieser Sache aber nicht, da ich keine Lust auf eine große Massen Diskussion habe und froh bin, je weniger Menschen hier anwesend sind.
"Abend, zusammen!", begrüßt Fritz die beiden Männer, als wir gleichzeitig das Wohnzimmer betreten.
Ich werfe lediglich ein "Hi" in den Raum, lasse mich neben Tristan auf das Sofa fallen und lehne meinen Körper gegen seinen.
Herr Sindera schnappt sich sofort eine der Kuscheldecken und breitet sie über mir aus, was sehr angenehm ist und mich sofort aufgähnen lässt.
"Willst du nicht gleich ins Bett gehen?", fragt der Oberarzt und legt seinen Arm um mich, damit es ein bisschen gemütlicher wird.
Ich brumme nur verneinend vor mich hin und schließe meine Augen, da ich so dem wahrscheinlich vorhandenen Fragenkatalog entkommen kann und auch tatsächlich etwas müde bin.

Fritz setzt sich ein Stück weit von Herrn Sindera auf das Sofa:
"Hast du die Jungs nicht gefunden, Stephan?"
"Nein. Ich habe sogar mit ein paar Kollegen die nähere Umgebung des Reviers abgesucht. Vielleicht habe ich falsche Schlussfolgerungen gezogen und die drei reagieren sich irgendwo anders ab!"

Geeeenau...
Leo, Jaron und Shane sind eben nur nicht so blöd, sich von euch erwischen zu lassen!

"Wir werden sehen, in welchem Zustand sie hier eintreffen... Falls sie heute überhaupt noch hier aufkreuzen. Vielleicht verschanzen sie sich auch bei Sam!", vermutet Stephan, doch Fritz klärt den Polizisten kurz über die Lage auf:
"Sam wird nicht zuhause sein. Herr Rudinski hat gesagt, dass er ihn mit zu sich nimmt!"
"Herr Rudinski? Ist das nicht Zoeys Lehrer? Was hatte der denn in der KaS zu suchen und warum nimmt er Sam mit zu sich?", fragt Herr Sindera verwirrt und am liebsten würde ich jetzt lauthals lachen, da bei dem Herrn jetzt totales Kopfchaos herrscht.
"Wenn ich es richtig verstanden habe, ist Steffi die Tochter von Rudinski."
Tristan hat noch nicht den richtigen Durchblick bei den ganzen Namen, die ihm seit seinem Umzug um die Ohren gehauen wurden und muss daher nach der Zugehörigkeit des genannten weiblichen Wesens fragen:
"Wer war Steffi noch gleich?"
"Das ist die, die schwanger ist und nicht weiß, welcher Kerl als Vater in Frage kommt!"
"Aaaaah!", ertönt es von Stephan und Tristan gleichzeitig.
Ich grinse in mich hinein und lausche weiterhin den Gesprächen, die sich um die Clique drehen.

Durch ein etwas lauteres Stimmengewirr werde ich wach.
Ich habe gar nicht mitbekommen, dass ich eingeschlafen bin und öffne daher nur vorsichtig meine Augen, um überprüfen zu können, was hier los ist.
Mitten im Raum stehen die drei Jungs, die zu meiner Überraschung keinen Kratzer und keinen blauen Schimmer im Gesicht vorzuweisen haben.
"Wo wart ihr denn? Wir haben uns Sorgen gemacht!", ertönt über mir Toms Stimme, was mich komplett irritiert.

Wo kommt der denn jetzt her?
Saß da vorhin nicht noch Tristan?

"Ein bisschen spazieren. Wir haben kurz etwas Abstand gebraucht", nuschelt Leo vor sich hin und hört sich verdammt müde an.
"Wart ihr im Bootshaus?", fragt Fritz mit dunkler Stimme und ich kann mir vorstellen, dass sein Gesicht einen bitterbösen Ausdruck vorzuweisen hat.
"Nein. Wir haben nicht getrunken. Ich schwöre", kommt es jetzt von Jaron, den ich durch die minimalen Augenschlitze zu mustern versuche.
Soweit ich das beurteilen kann, sehen die Jungs tatsächlich nicht so aus, als wenn sie betrunken wären.
"Ich verstehe nicht so ganz, warum ihr wie die Wilden aus der KaS gerannt seid, wenn ihr doch nur spazieren gegangen seid..." Herr Sindera ist auch noch anwesend und reiht sich in die Fragerunde ein.
Leo seufzt kurz auf, da er wahrscheinlich am liebsten nur schlafen würde, erbarmt sich jedoch trotzdem, eine vernünftige Erklärung abzuliefern:
"Vielleicht hatten wir anfangs etwas anderes im Sinn, als wir geflüchtet sind. Nach ein paar Minuten an der frischen Luft ist uns aber eingefallen, dass Andy auf dem Revier ist und wir dort eh nicht ohne weiteres rein kommen. Daher sind wir einfach so lange umher gelaufen, bis wir nicht mehr so aufgewühlt waren und dann hierher gekommen. Es tut mir leid... Wir haben es wieder mal nicht ohne Dummheiten geschafft!"
"Leo, komm mal her!", Tom klopft neben sich auf das Sofa und zieht Herrn Britz sofort in eine seitliche Umarmung, als er sich niedergelassen hat, "ihr habt euch nichts zu Schulden kommen lassen. Ihr wart am See, habt gegessen, seid geschwommen. Die Übeltäter sind diese anderen Heinis und nicht ihr. Macht euch keinen Kopf. Niemand ist sauer, denn ihr habt nichts falsch gemacht!"
"Ehrlich?", fragt Herr Britz vorsichtshalber nochmal nach, da wirklich keiner mit solchen Worten von Herr Mayer gerechnet hat.
"Ja, ehrlich. Dass ihr weggelaufen seid, war vielleicht ein bisschen unklug, aber lieber nehmt ihr euch dann die Zeit, die ihr braucht, um runterzukommen, als dass ihr irgendetwas oder irgendjemand zerstört. Ich würde sagen, dass ihr soweit aus dem Schneider seid und dieses Thema abgehakt wird. Natürlich werden wir uns noch mit dem Täter in Verbindung setzen, denn eure Autos müssen ersetzt werden. Ansonsten ist das Thema erledigt und ich würde vorschlagen, dass wir jetzt alle schlafen gehen!"

Wow, was hat er eingeschmissen?

"Gut, dann lassen wir das Thema ruhen. Auf Jungs, lasst uns nach Hause gehen!" Fritz ist ebenfalls auf Toms Seite und bohrt jetzt zum Glück auch nicht mehr unnötig weiter herum.
Nach einer kleinen Verabschiedungsrunde, verkrümeln sich Shane, Jaron und Fritz nach Hause und ich werde von Stephan nach oben getragen.

"Schlaft gut. Falls was sein sollte, meldest du dich bitte, Leo!"
"Mach ich, Stephan. Danke. Gute Nacht!"
Auch Tom lässt es sich nicht nehmen, zumindest dem wachen Leo eine gute Nacht zu wünschen und uns beiden einen Kuss aufzudrücken.
Nachdem die zwei Polizisten das Feld geräumt haben, kuschelt sich Herr Britz an mich und gibt mir einen zarten Kuss auf die Stirn.
"Wie habt ihr es geschafft, keine Kratzer abzubekommen?", flüstere ich ihm leise entgegen, was meinen Freund kurz auflachen lässt:
"Du alter Spion. Ich dachte, du schläfst!"
"Nö. Musste doch wissen was los ist und zum Treppen laufen war ich eben zu faul. Jetzt sag schon, was los war. Ihr habt nie und nimmer die Chance auf eine Abreibung verstreichen lassen!"
Leo grinst mich breit an:
"Haben wir auch nicht. Ich habe nur ein bisschen was am Oberkörper abbekommen, kurz bevor wir ihn ordentlich festhalten konnten und Shane am Schienbein. Wir haben extra auf unsere Gesichter aufgepasst. Andys Gesicht haben wir auch heile gelassen und nur das bearbeitet, was man mit Klamotten verdecken kann. Eventuell hätte man uns sonst doch nicht geglaubt, dass wir nichts gemacht haben, wenn einer der Polizisten Andy mit Blessuren im Gesicht sieht. Das wäre ein zu großer Zufall gewesen, dass er nach diesem Vorfall von anderen zusammengeschlagen wird."
"Hammer! Ihr denkt ja richtig was bei der Arbeit. Rudinski wird Andy auch noch beim Rektor anschwärzen. Hoffen wir mal, dass Polizei und Rektor etwas ausrichten können und wir dann unsere Ruhe haben. Aber ich gehe eh davon aus, dass Fritz sich dahinter klemmen wird. Er war nämlich nicht gerade begeistert als er erfahren hat, dass Andy Jaron immer wieder fertig macht."
"Das hört sich gut an! Lass uns jetzt aber endlich schlafen. Ich bin total fertig..."
"Ich erhebe keine Einwände. Nacht, Leo. Ich liebe dich!"
"Ich dich auch, Babe!"