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Part 185

Zoeys Sicht

"Gehts denn?", fragt Leo, kurz nachdem wir losgefahren sind und ich meinen Kopf stöhnend gegen die Fensterscheibe presse.
"Dröhnt ganz schön, wird aber schon wieder werden. Wo gehen wir jetzt eigentlich hin?"
"Zu Sam!"
Gerade als ich erleichtert aufatme und ihm meinen Dank aussprechen will, fügt er seinem Satz noch etwas hinzu:
"Na ja, eigentlich zu Steffi. Die zwei streichen heute noch den Rest und Steffi macht es nichts aus, dass wir bei ihr vorbeikommen."
"Mann, Leo. Ich habe die Schnauze voll von irgendwelchen Weibern. Wann hast du das denn eigentlich ausgemacht?"
"Als du aus dem Zimmer gelaufen bist. Dachte mir schon, dass das eskaliert. Jetzt stell dich nicht so an, Steffi ist doch eine ganz liebe. Außerdem hätte ich ja nicht ablehnen können, nachdem ich gefragt habe, ob wir zu ihm kommen können."
"Doch, hättest du!"
"Ihr habt euch das letzte Mal doch auch ganz gut verstanden. Wo liegt denn jetzt das Problem? Auf kurz oder lang wirst du dich mit ihr abfinden müssen, denn ich glaube, dass sich bei den beiden etwas anbahnt. Nicht jedes weibliche Wesen ist wie Clea und diese Bitch!"

Wenn Sie sich in meinem Umfeld aufhalten, dann schon...

"Warum besteht mein Leben eigentlich immer nur aus Achterbahnfahrten?", frage ich genervt und bekomme gleich darauf einen Konter:
"Diese Achterbahn baust du dir gerade selbst!"
Tief durchatmend schließe ich die Augen und lasse Leos Kommentar einfach im Raum stehen.
Womöglich hat er Recht, aber er muss doch auch verstehen, dass ich nach Clea und diesem Biest zuhause einfach keinen Bock auf das weibliche Geschlecht habe.
Die restliche Fahrt grummele ich vor mich hin und sorge dafür, dass sich die Zornesfalten in meine Stirn einbrennen.

Bei Steffi angekommen, sehe ich schon Rudinskis Auto in der Einfahrt stehen.
Obwohl der Herr wirklich nett ist, müsste ich ihm nicht auch noch im privaten Leben begegnen.
Wenn sich Lehrer und Schüler privat kennen, ist das immer so eine unangenehme Sache, da man nie weiß, wie man sich dann in der Schule verhalten soll.
Außerdem hat man ja gesehen, was passieren kann, wenn sich die privaten Wege kreuzen.

Wie ein geschlagener Hund laufe ich Leo hinterher, der überhaupt keine Probleme mit dem bevorstehenden Besuch zu haben scheint.
Nachdem Herr Britz den Klingelknopf betätigt hat, verstecke ich mich ein klein wenig hinter seinem Rücken und hoffe einfach mal, dass Steffis Mutter die Türe öffnet.

"Hallo."
Die ertönende Stimme hört sich leider ganz und gar nicht nach Steffis Mutter an, was mich nur wieder schwer aufatmen lässt.
"Hi. Ich bin Leo. Wir wollen zu Steffi. Sie weiß Bescheid, dass wir kommen!"
"Nur hereinspaziert. Die Treppe nach oben und im linken Flur, die dritte Türe rechts."
"Dankeschön!" Leo rennt schon fast den Weg nach oben und scheint zu vergessen, dass es mich auch noch gibt.
"Hi, Herr Rudinski!", begrüße ich den Türöffner und versuche ein etwas freundlicheres Gesicht zu machen.
"Hallo, Zoey. Na? Genießt du die Ferien?"

Okay.. Privat sind wir also beim Du. Zumindest er bei mir.

"Ja, schon. Sie auch?"
Ich hoffe sehr stark, dass er meine Distanzwahrung akzeptiert, denn dann muss ich nicht immer mein Köpfchen anstrengen, wenn ich ihn in der Schule anspreche.
Aus Gewohnheit würde ich sicherlich das ein oder andere Mal "du" sagen und das möchte ich unter allen Umständen vermeiden.
"Sehr sogar. Komm doch rein!"
Mein Lehrer tritt extra noch einen Schritt zur Seite, damit ich auf direktem Wege an ihm vorbei laufen kann.
Mit einem Nicken als Dank, begebe ich mich in das obere Stockwerk und muss natürlich direkt überlegen, wo ich hin muss, da ich die Worte schon wieder vergessen habe.
"Links und dann die dritte Türe rechts", hilft mir mein Lehrer auf die Sprünge, worauf ich einfach kopflos zulaufe.
"Das andere links, Zoey", ruft mir Rudinski belustigt zu, was mich nur wieder meinen Kopf über mich selbst schütteln lässt.

"Hi!" Als ich den Raum betrete, hängt Leo schon in einem gemütlich aussehenden Sessel rum und stopft sich Chips in den Mund, während Sam und Steffi an einer der Wände stehen und die Farbwalzen schwingen.
Mir scheint, dass die Klamotten mehr Farbe als die Wand beherbergen, aber ich enthalte mich mit meinen Kommentaren, denn ich würde sicherlich nicht besser aussehen.
"Hey. Setz dich irgendwo hin. Wir sind bald soweit!", murmelt mir Steffi entgegen und versucht, sich so lang wie möglich zu machen, um an die Nähe der Decke zu gelangen.
Ich sehe schon, dass das nichts wird, da sie einfach zu klein dafür ist.
"Hast du keine Leiter da?"
"Nein, Papa hat sie dem Nachbarn ausgeliehen. Wir müssen einfach so zurechtkommen!"
Da ich hier auch keinen Stuhl ausfindig machen kann, winke ich Leo zu mir.
Ich will ja mal nicht so sein und mich von meiner guten und hilfsbereiten Seite zeigen.

"Wapf is?", nuschelt mir der Chipsvernichter mit vollgestopften Mund entgegen.
"Komm doch mal her!"
Kaum steht mein Freund vor mir, erkläre ich ihm meinen Plan:
"Du nimmst mich jetzt auf deine Schultern und dann streiche ich dort oben mit der Farbwalze entlang. Da kommt sonst keiner hin!"
"Ernsthaft?"
"Ja, ernsthaft. Stell dich nicht so an, du wirst schon nicht zusammenbrechen wegen den paar Kilos!"
Zwar ist Leo nicht gerade begeistert, macht aber anstandslos mit.
Nachdem er sich in der Hocke befindet, stellt sich Sam daneben, um mich bei meinen Kletterkünsten ein klein wenig zu stützen.

Als sich mein Freund wieder in einen aufrechten Stand begibt, merke ich schon, dass das eine wackelige Angelegenheit wird.
"Kannst du mal aufhören so zu zappeln?"
"Ja, gleich. Ich brauche nur kurz die Chipstüte!"
"Hallo? Könntest du vielleicht meine Beine festhalten? Ich habe keine Lust einen Freiflug auf den Boden zu bekommen, nur weil du dir jetzt unbedingt Chips in den Mund stopfen musst."
"Chill. Ich brauche Energie, um dich tragen zu können. Wenn ich das jetzt nicht esse, breche ich doch noch unter dir zusammen!"
Ich falle fast vom Glauben ab und frage mich, ob ich im falschen Film bin, werde aber nebenher abgelenkt, da mir Sam seine Walze überreicht.
"Leo, das wackelt zu sehr. Lass die Tüte doch jetzt bitte liegen und halte meine Beine fest!"
"Boah, Zoey! Nimm deine Stelzen", Herr Britz packt mir beidseitig an meine Fußgelenke und führt sie seitlich seines Körpers entlang, Richtung Rücken, "und klammere dich damit an meinem Körper fest!"
Leider kam das alles etwas zu überraschend, sodass ich natürlich meinen Halt verliere, nach vorne über kippe und frontal gegen die Wand klatsche.
Zum Glück habe ich einen Puffer, in Form der Farbwalze, für meine Stirn und verhindere, dass ich nochmals mit meinem Kopf gegen die Wand knalle.

"Scheiße, Zoey!", schreit Sam erschrocken und versucht meinen Oberkörper zu stützen, damit ich nicht noch einen Vorwärtssalto hinlege.
Herr Brandstätter hätte allerdings etwas besser in Anatomie aufpassen sollen, denn seine beiden Hände platzieren sich gerade auf zwei Dingen, die eine Frau nicht unbedingt von jedem begrapschen lassen möchte.
Nach einer kleinen Drehung ist zumindest die Gefahr einer nochmaligen Wandkollision aus dem Wege geräumt, doch dadurch, dass meine Brille jetzt nur noch eine gelbe Aussicht liefert, weiß ich nicht, wie ich meine momentane Lage gerade einschätzen kann und muss die Grabscherei einfach noch ein bisschen ertragen.
Zum Glück haben Steffi und Sam den Boden mit Folie ausgelegt, denn sonst hätte die Farbwalze nicht nur die Wand und mein Gesicht mit Farbe beglückt, sondern auch den Boden.

"Ist etwas passiert?" Herr Rudinski stürmt unerwartet das Zimmer, wodurch das Schicksal vollends seinen Lauf nimmt.
Sam erschrickt so, dass er meine Titten wieder loslässt, ich dafür aber nach vorne über kippe, seinen Rücken hinab rutsche und leider im unpassendsten Moment zugreife.
Zumindest denke ich, dass es eine sehr unvorteilhafte Stelle sein muss, da der Herr Schmerzerfüllt aufjault.
Um mich dann doch noch irgendwie zu retten, versuche ich einfach meine Beine zusammen zu drücken und mir somit weiteren Halt zu verschaffen.
Dass ich meinen Kumpel dann fast erwürge, war natürlich nicht geplant, aber leider gar nicht zu vermeiden, wenn ich mir nicht unbedingt das Rückgrat oder meine Schädelbasis brechen will.

"Um Gotteswillen!", höre ich Rudinski rufen und werde im nächsten Moment auch schon von zwei starken Händen an meinem Becken gepackt.
"Lass deine Arme locker und stelle sie auf dem Boden ab. Ich halte dich fest!"
Gleich im Anschluss, nachdem ich die Anweisung ausgeführt habe, lockere ich auch meine Beine und entlasse Sam somit aus seinem Schwitzkasten.
Meine Wenigkeit vollführt gefühlsmäßig einen astreinen Handstand, bevor mein Lehrer mir hilft, sanft auf dem Boden aufzukommen.
Als ich letztendlich flach auf dem Untergrund liege, hoffe ich, dass die gelbe Farbe in meinem Gesicht die aufsteigende Röte gut abdeckt.
"Babe, was ziehst du hier ab? Bist du bekloppt?"
Im ersten Moment weiß ich nicht, ob ich heulen, lachen oder mich schämen soll.
Steffis Vater nimmt mir allerdings die Entscheidung ab, als er leise zu lachen beginnt.
Als nächstes reiht sich Steffi stimmlich ein und als dann auch Sam belustigte Geräusche von sich gibt, kann ich mich auch nicht mehr zurückhalten und lache lauthals los.

Leo ist so gnädig und nimmt mir irgendwann meine vollgeschmierte Brille ab, damit ich meine Umgebung wieder sehen kann.
"Sorry, Babe. Ich war nur so geschockt, weil... Weißt du eigentlich, wie das ausgesehen hat? Hahaha."
"Also, ich habe in meiner gesamten Laufbahn als Sportlehrer, noch nie solch eine Akrobatik gesehen. Das war wirklich phänomenal. Aber Spaß beiseite. Hat sich irgendjemand verletzt?"
"Ne, meine Eier werden das schon überleben!", gibt Sam so offen und ehrlich wie immer von sich, worauf der Fokus dann auf mich gerichtet wird.
Bis auf das zunehmende, unangenehme Pochen in meinem Kopf, kann ich auf die Schnelle keine weiteren Schmerzpunkte feststellen.
Damit sich der Druck in meiner Birne nicht steigert, möchte ich sofort dagegen wirken:
"Wenn Sie mir vielleicht eine Schmerztablette hätten, wäre das mega. Mein Kopf hatte heute schon das Vergnügen mit einer Wand und diese Fledermausposition hat meine Kopfschmerzen nicht gerade verbessert."
"Hast du dir deinen Kopf nochmal an der Wand gestoßen?"
"Nein, ich habe die Farbrolle geknutscht. War wesentlich komfortabler."
"Dann stehst du jetzt bitte langsam auf und dann waschen wir erst einmal dein Gesicht!"

Wir?
Ne jetzt, oder?

"Papa, besorge du doch schon mal Wasser und eine Tablette und ich helfe Zoey im Bad, okay?" Steffi rettet mich, bewusst oder unbewusst, vor einer weiteren unangenehmen Situation.
"Okay. Dann hilf ihr bitte die Farbe vom Gesicht zu waschen!"
"Jaaaa, Papa. Hatte nichts anderes vor!" Steffi schnappt sich meine Hand und zieht mich hinter sich her, bis wir im Badezimmer ankommen und sie mich dort auf den Toilettendeckel drückt.

"Danke!"
"Gar kein Thema. Weißt du, mein Papa ist etwas überfürsorglich, wenn es um Verletzungen geht und da das ja auch noch dein Lehrer ist, kann ich mir vorstellen, dass das vielleicht etwas unangenehm sein könnte!"
"Schon ein bisschen", gebe ich verlegen zu und beobachte die Maybe-Behausung, wie sie einen Waschlappen mit Wasser tränkt.
"Ich würde mich da genauso fühlen, also mach dir keinen Kopf. Im Übrigen brauchst du dir über schulische Gespräche keine Gedanken zu machen. Diese Themen bleiben dort, wo sie hingehören. Er musste über die Jahre auch ein bisschen lernen!"
"Wie meinst du das? Daran habe ich noch gar keinen Gedanken verschwendet..."
"Tja. Als Lehrerkind ist es manchmal schon schwierig, Freundinnen zu finden und wenn man dann das Glück hat und jemanden für sich gewonnen hat, kann einem der Lehrer-Vater da trotzdem einen fetten Strich durch die Rechnung ziehen. Meine letzte Freundin hat er über irgendwelche Chemieformeln zugetextet, weil sie in diesem Fach eine Einser-Schülerin war. Irgendwann ging ihr das dann doch auf die Nerven und hat mich deswegen dann auch abserviert!"
"Da brauchst du bei mir gar keine Angst zu haben, in Chemie bin ich nicht ganz so auf zack. Aber das weiß er schon."

Habe ich mich jetzt gerade indirekt als Freundin hingestellt?

Ich schaue Steffi in die Augen und sehe in ihrem Gesichtsausdruck leichte Verwunderung und bin mir nicht so ganz über ihre Gedankengänge im Klaren.
Für den Fall, dass sie meine Aussage eher negativ auffasst, da sie mit mir ausschließlich ein bekanntschaftliches Verhältnis aufbauen möchte, lege ich noch ein paar Worte nach:
"Also für den Fall, dass wir mal wieder hier auftauchen sollten."
"Hätte nichts dagegen. Manchmal ist es doch etwas anderes, mit weiblichen Wesen zu reden, anstatt immer nur mit irgendwelchen Kerlen."

Jetzt gib dir einen Ruck. So wie es aussieht, könnte sie ein bisschen weibliche Unterstützung gebrauchen. Du musst sie ja nicht gleich heiraten.

Während meinen Überlegungen wischt mir Steffi einen Großteil der Farbe aus dem Gesicht.
Eigentlich hätte ich das auch selbst erledigen können, aber wenn sie schon dabei ist, will ich sie nicht aufhalten.
Nebenbei mustere ich Steffis Bauch und frage mich, ab wann da denn was zu sehen sein wird.
"Wie geht es Maybe?"
Mein Gegenüber beginnt sofort breit zu grinsen:
"Sehr gut. Soweit man es beurteilen kann, ist alles dran und gesund."
"Hört sich gut an. Wann kommt das Würmchen denn auf die Welt?"
"Im November. Voraussichtlich."
"Wenn du Babysachen shoppen gehst und Unterstützung brauchst, kannst du dich gerne melden. Ich habe zwar keine Ahnung, was man dringend benötigt oder was sinnvoll ist, aber..." Ich kann meinen Satz gar nicht beenden, da fällt mir Steffi schon voller Euphorie ins Wort:
"JA! Also, ich meine... Wenn du möchtest, können wir gerne zusammen nach Babysachen schauen. Meine Eltern sind da noch etwas altmodisch eingestellt und das würde nur eine Menge Diskussionen bedeuten... Aber Sam wird auch mitkommen wollen. Der würde ja schon am liebsten jetzt alles kaufen und das Zimmer einrichten!"
"Hahaha. Schon süß. Ich glaube, er wird ein guter Vater werden. Egal ob er es letztendlich auf dem Papier ist oder nicht!"
Steffi seufzt schwer auf und setzt sich auf den Badewannenrand:
"Davor habe ich schon irgendwie Angst. Sam hat gesagt, dass er auf alle Fälle für uns da sein wird, aber wenn er nicht der biologische Vater ist, dann wird ihm das bestimmt immer im Kopf herumschwirren. Am liebsten würde ich nie einen Vaterschaftstest machen lassen und einfach Sam zum Vater ernennen. Aber es wäre wiederum nicht fair ihm gegenüber... Ach... Da verliert man einmal den Boden unter den Füßen und lässt unüberlegt die Sau raus und dann passiert gleich sowas..."
"Es gibt Männer, die "fremde" Kinder aus Überzeugung annehmen und sie immer als ihr eigenes ansehen. Ich kenne da auch einen, der das gemacht hat und ich kann dir sagen, dass dieser Mann viel mehr Gefühl und Liebe für das angenommene Kind aufbringt, als es der biologische Vater jemals konnte. Die Verbindung zueinander ist doch der ausschlaggebende Faktor. Lieber hast du einen liebevollen, selbsternannten Vater, als einen grässlichen, biologischen. Bei Sam bin ich mir zu hundert Prozent sicher, dass er so werden wird, wie der Mann, den ich kenne. Er hat das Herz auf dem richtigen Fleck!"
Noch während ich diese Worte ausspreche, werde ich von meinem schlechten Gewissen heimgesucht.
Vor lauter Zorn gegenüber dieser komischen Tussi zuhause, haben wir Tom nur angestresst und sind letztendlich wieder abgehauen, dabei hat er sich sicherlich gefreut, dass wir zurückgekommen sind und wollte gerne hören, wie unsere Tage verlaufen sind.

Völlig unerwartet legen sich zwei Arme um meinen Hals.
Ganz automatisch und ohne nachzudenken umarme ich Steffi ebenfalls und drücke sie fest an mich.
In diesem Moment beschließe ich ihr eine Chance zu geben und mich nicht mehr so arschig ihr gegenüber zu verhalten.
Mir kommt es nämlich so vor, als könnte sie eine Freundin an ihrer Seite gebrauchen.
Da sie augenscheinlich ohne Erwartungen an die Sache ran geht, nimmt das zumindest mir schonmal etwas Druck raus.
Mein erster Eindruck von einer Tussi, die immer alles nimmt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, hat sich mit ihrer Erklärung zuvor in Luft aufgelöst.
Ich sollte mich einfach manchmal an meiner eigenen Nase packen, denn ich bin auch nicht immer der Mensch, für den ich mich ausgebe.
Man sollte nicht von einer Momentaufnahme auf das gesamte restliche Leben schließen, sondern den Mensch erst einmal kennenlernen und dann urteilen.

Nachdem wir uns voneinander gelöst haben, grinst mir Steffi etwas verlegen entgegen.
"Du kannst dir von Sam meine Handynummer geben lassen, wenn du möchtest. Wundere dich aber nicht, wenn du ab und zu keine Antwort von mir bekommst. Manchmal vergesse ich, auf mein Smartphone zu schauen."
"Nicht schlimm. Ich hänge auch nicht ständig am Handy und vergesse es auch oft zuhause", schulterzuckend mustert sie mein Gesicht und scheint mit ihrer Arbeit zufrieden zu sein:
"Wir können wieder zurück. Dein Gesicht ist wieder ohne Farbe!"
"Super. Danke!"

Zurück bei den Jungs, wartet auch schon Steffis Vater auf mich, der mich sofort eingehend mustert:
"Ist alles in Ordnung? Hast du weitere Schmerzen, außer denen im Kopf, bemerkt?"
"Keine Sorge, es scheint alles gut zu sein. Danke für die Tablette!" Ich strecke meine Hand nach dem Schmerzvernichter aus und schmeise mir das kleine weiße Gebilde umgehend nach Erhalt in meinen Mund.
"Falls irgendetwas sein sollte, dann ruft mir einfach. Ich bin im Wohnzimmer!"
"Papa, Zoey wird schon wissen, ob es ihr gut geht oder nicht!"
"Stefanie, mit Kopfverletzungen ist nicht zu spaßen. Lieber bin ich zu vorsichtig, als dass wir nachher irgendetwas übersehen", schimpft Rudinski schon fast und legt einen strengen Blick auf.
Mit dieser Überfürsorge fühle ich mich doch fast schon wie zuhause.
"Den Rest streiche ich selbst. Ihr lasst die Finger von der Farbe und der Wand. Wir wollen keine weiteren Unfälle heraufbeschwören!"
Wir nicken alle als Bestätigung, da der ernste Tonfall eh keine Widerrede zulassen würde und ich auf eine weitere akrobatische Verrenkung getrost verzichten kann.

Nachdem der gute Mann seufzend abgedampft ist, setzen wir uns auf den Boden und erzählen Steffi und Sam von unserer Woche.
Meine Beobachtungsgabe sagt mir, dass die beiden entweder schon zusammen sind oder es gar nicht mehr lange dauern wird, denn wenn es nicht so wäre, würden sie etwas mehr Abstand zueinander halten und nicht so eng zusammen sitzen.
Als Leo gerade voller Euphorie erzählt, wie wir von der Polizei angesprochen wurden und wie gut meine Wenigkeit diese Situation gerettet hat, bemerke ich immer wieder Sams Blick auf mir.
Als ich ihn erwidere, legt er ein etwas unsicheres Lächeln auf.
Wenn mich nicht alles täuscht, ist er sich unsicher, wie ich zu Steffi stehe und will sich jetzt ohne große Worte vergewissern, wie die Lage ist.
Ich lächle ebenfalls und nicke ihm leicht zu, obwohl ich nicht weiß, ob er das jetzt richtig deutet oder nicht.
Als sich dann aber seine Hand auf die Zierliche neben ihn legt, verstehe ich, dass auch er verstanden haben muss.
Insgeheim hoffe ich für Sam einfach nur, dass er nicht wieder auf die Fresse fällt und mit Steffi glücklich wird.

Ich werfe einen Blick auf Leo, da ich mir nicht sicher bin, inwieweit er in den Beziehungsstatus der beiden eingeweiht ist, aber mein Freund benimmt sich so wie immer.
Entweder kapiert er es nicht, weiß es schon längst oder er macht einfach kein Faß deswegen auf.
Ich würde eher auf letztere Option tippen und beschließe es ihm einfach gleich zu tun.

Als es draußen langsam dunkel wird, kommt in mir der Drang auf, nach Hause zu gehen:
"Leo? Sollen wir zurück in die WG? Ich weiß, ich habe auch keine Lust auf diese Tussi, aber es ist unfair gegenüber Tom. Er hat sich gefreut dass wir zurückkommen und wir sind dann einfach ohne Verabschiedung abgedampft!"
"Echt jetzt?", fragt mein Freund genervt.
"Er macht sich nachher nur wieder Sorgen. Der Stress durch diese Tussi reicht doch aus, dann müssen wir jetzt nicht auch noch auf seinen Nerven herumtrampeln, mh?"
"Vielleicht hast du recht..." schneller als gedacht ist Leo mit meinem Vorschlag einverstanden und verabschiedet sich bei seinem Kumpel und Steffi.
Nachdem ich ebenfalls die beiden Körper an mich gedrückt und ein paar Worte des Abschieds habe verlauten lassen, laufe ich mit Leo wieder in die untere Etage.
"Tschüss, Herr Rudinski!"
"Tschüss, ihr zwei. Bis zum nächsten Mal!"

Zuhause angekommen, schleichen wir uns zuerst ins Badezimmer und machen uns bettfertig.
Anschließend begeben wir uns in unser Zimmer und werden von einem Meer an leuchtenden Lichterketten empfangen.
Tom liegt in der Mitte unseres Bettes und sieht so aus, als wenn er schlafen würde.
Damit wir ihn nicht wecken, versuchen wir uns ganz leise neben ihn zu legen.
Nachdem Leo sich an die rechte Seite des Polizisten angeschmiegt hat, beschlagnahme ich die linke und drücke ihm noch schnell einen sanften Schmatzer auf die Backe.

"Hey", flüstert Tom leise, "da seid ihr ja wieder!"
"Tut uns leid, dass wir einfach abgehauen sind!", murmelt Leo vor sich hin, doch zu unserer Erleichterung scheint Herr Mayer nicht sauer zu sein:
"Alles gut. Ich kann es verstehen. Ist mit deinem Kopf alles in Ordnung, Zoey?"
"Mein Dickkopf geht nicht so schnell kaputt.... Sollen wir dir jetzt noch von unserer Woche erzählen oder möchtest du lieber schlafen?"
"Ich bin noch fit genug und würde liebend gerne hören, wie alles gelaufen ist!"
"Also...", ich starte mit der Erzählung von Anfang an und wechsle mich immer wieder mit Leo ab.
Tom hört gespannt zu und stellt die ein oder andere Frage, besonders als es um seinen Vater geht.
Mir kommt es so vor, als könne er gar nicht glauben, dass Szymon so lieb und hilfsbereit ist.
Im Gegenzug kann ich mir gar nicht vorstellen, dass er früher mal solch ein Arsch gewesen sein soll.

Den Rest unserer Erzählung bekommt Herr Mayer gar nicht mehr mit, denn ein leichtes Zucken seines Körpers verrät mir, dass er eingeschlafen sein muss.
Ich hoffe einfach mal, dass das nicht an meiner einschläfernden Art zu erzählen liegt, sondern eher an der Tatsache, dass er sich jetzt wohl gefühlt hat und in unserer Nähe einfach total abschalten kann.

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