Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Part 165

"Zoey? Du musst aufstehen!" Eine leise Stimme und ein begleitendes nerviges Fingertippen an meiner Schulter reißen mich aus dem Reich des Sandmännchen.
"Wo muss ich denn hin?", frage ich verwirrt und denke gar nicht daran, meinen Körper aus diesem warmen Kokon zu schälen.
"Du musst in die Schule. Heute noch, dann sind Ferien!"
Da mein eines Ohr ins Kissen gedrückt ist und das andere durch irgendeinen Schalldämpfer belagert wird, kann ich in meinem Halbschlaf die Stimme überhaupt nicht zuordnen und muss die Person, die sich dahinter versteckt, erfragen:
"Wer bist du?"
"Hahaha. Ich bin's, Tristan!"
"Oh!" Jetzt bin ich doch schneller wach als gedacht, da es mich brennend interessiert, wie es ihm geht.
Zuerst schiebe ich die obere Geräuschbremse aus dem Weg, die sich als Toms Arm entpuppt, und hebe dann meinen Kopf an, damit diese Ohrmuschel auch wieder ihr volles Hörvermögen entfalten kann.
"Wir geht es dir?", frage ich sofort, als ich es endlich schaffe, dem Oberarzt ins Gesicht zu schauen.
"Alles bestens. Ich erkläre dir das alles in Ruhe. Wir wollen die drei hier doch nicht wecken. Muss Leo auch aufstehen?"
"Na gut. Wenn er hätte arbeiten müssen, wäre er jetzt viel zu spät dran!"
"Also muss er nicht aufstehen?"
"Nein. Er hat Urlaub!"
Gähnend schiebe ich zuerst Rebekkas Hand von meinem Beckenknochen und ziehe dann vorsichtig meinen linken Fuß, der unter Toms Bein vergraben liegt, heraus.
"Gib mir deine Hand, ich helfe dir!" Tristans Hilfe nehme ich dankend an, da ich aus eigener Kraft wohl nie aus diesem Menschengraben herauskommen würde.

Als ich fest auf beiden Beinen stehe, mustere ich kurz Herrn Ontsheim's Gesicht.
Nachdem ich die Farbe und auch den Gesichtsausdruck als gut befunden habe, demonstriere ich ungeniert meinen Sauerstoffmangel, indem ich meine Klappe noch weiter aufreiße als sonst und herzhaft gähne.
Mein Gegenüber schüttelt nur amüsiert den Kopf und will mich mit einer Hand, die er an meinen Rücken anlegt, aus dem Zimmer schieben, doch mir fällt da noch etwas wichtiges ein:
"Warte! Ich brauche noch meine Brille!"
Im Schneckentempo umrunde ich das Bett und schnappe meine Sehhilfe von Rebekkas Nachttisch.
Mein Blick gleitet kurz zu den drei Schlafenden, die immer noch genau so daliegen, wie wir am Abend zuvor eingeschlafen sind.

Tom scheint sich auch nicht bewegt zu haben.
Heißt das, dass er heute tatsächlich durchgeschlafen hat?

"Alles okay?", will Tristan wissen, da ich einen Moment lang in meinen Gedanken versumpft bin und mein Körper dadurch keine Reaktion mehr zeigt.
Der Herr bewegt sich sofort auf mich zu und legt ganz Arztlike gleich mal seinen Handrücken auf meiner Stirn ab:
"Stimmt irgendetwas nicht?"
"Ja, dass mein Körper außerhalb dieses Bettes steht und nicht immer noch dort zwischen den Menschen liegt!"
"Hahaha. Auf jetzt, ab nach unten!"
Mit einem leichten Grinsen bewege ich mich endlich in den Flur hinaus und schlage noch schnell den Weg in mein Zimmer ein, um mir frische Klamotten zu besorgen.

Nachdem ich die Schranktüren geöffnet habe, setze ich mich kurz auf meine Matratze, um in Ruhe überlegen zu können, was ich denn anziehen soll.
Da ich im Sitzen auf keinen grünen Zweig komme, lasse ich meinen Oberkörper rückwärts auf die Bettdecken fallen und schließe die Augen, um mir das alles bildlich vor meinem inneren Auge vorstellen zu können.

"Du bist wirklich unglaublich, du Hexe!", zischt es an meinem linken Ohr, worauf ich langsam meine Augen öffne.
"Wo ist Tristan denn hin?"
"Der sitzt seit zehn Minuten bei uns unten am Esstisch. Du solltest jetzt auch endlich nach unten kommen, sonst wird es eng!"
"Was wird eng?"
Franco stöhnt leise vor sich hin und rüttelt dann so lange an meinem Körper, bis ich seine Hände genervt wegschlage und langsam aufstehe.
Während ich den zweiten Anlauf in der Klamottenbeschaffung in Angriff nehme, steht der Herr Fabiano wie ein Bodyguard hinter mir und beobachtet mein Tun.
"Wie ist das Wetter heute?"
"Heiter bis sonnig, mit dreißig prozentiger Regenwahrscheinlichkeit und einem leichten Gewitter zu später Abendstunde!"
"Willst du eine Karriere als Wetterfrosch anstreben oder was ist bei dir kaputt?"
"Hahaha. Du hast doch gefragt!"
"Ja, aber sag mir doch einfach, ob das Wetter T-Shirt tauglich ist oder eher Hoodie Verdächtig!", bringe ich genervt hervor und schüttle leicht meinen Kopf.
"Sind wir heute mit dem falschen Fuß aufgestanden?"
"Es liegt wohl eher an der Tatsache, dass ich überhaupt aufgestanden bin. Also? Klamottenwärmegradeinschätzung, bitte!"
"Zwiebellook!"
"Hose?"
"Jeans"
"Socken?"
"Dünn. Muss ich auch noch bei der Wahl der Unterhose helfen, oder klappt das alleine?"
"Das schaffe ich gerade noch so! Kannst du meine Brille mitnehmen? Die liegt da irgendwo auf dem Bett."
"Natürlich. Ich möchte ja nicht, dass du dir einen Bruch lupfst!"
Diese Aussage ignoriere ich geflissentlich, schnappe mir dann irgendwelche Klamotten und begebe mich auf direktem Weg ins Badezimmer.

Auch hier verschwende ich eindeutig zu viel Zeit, was mir Stephan durch dreimaliges Erscheinen ganz klar verdeutlicht.
Zehn Minuten bevor meine Abholung durch Jaron und Shane ansteht, verlasse ich die Beautywerkstatt und laufe schnurstracks in die Küche, da ich ordentlich Hunger habe.
Mit Müsli bewaffnet, marschiere ich in das Esszimmer ein und schmeiße mich neben Tristan auf einen Stuhl.
In Rekordzeit und fast ohne zu atmen, verschlinge ich das Getreideerzeugnis und trinke auch noch den letzten Tropfen Milch aus.
"Hat Tom heute Nacht durchgeschlafen?" Stephan wendet sich mir neugierig zu und deutet grinsend mit seinem Zeigefinger auf seinen linken Mundwinkel.
Zur Abwechslung verstehe ich mal den Wink mit dem Zaunpfahl und wische mir mit meinem Hoodie Ärmel meinen Mund sauber.
"Zoey... Manchmal bist du echt ein Ferkel!", keift mir Franco zu, worauf ich ihm belustigt zu grunze und mich endlich Stephans Frage widme:
"Ich denke schon. Außer er konnte durch unsere Körper hindurch schweben. Leo und ich lagen die ganze Nacht auf seinem Oberkörper und hätten mitbekommen müssen, wenn er sich frei gekämpft hätte!"
"Super! Hätte ich nach dem gestrigen Tag eigentlich nicht erwartet, aber es freut mich umso mehr! Wann startet ihr heute?"
"Wenn ich von der Schule zuhause bin, muss ich noch meinen Koffer packen und dann geht's los!"
Kaum ausgesprochen, hupt mein Taxi vor der Türe, was mich zum Aufstehen animiert.
Franco reicht mir noch schnell meine Brille, die ich mir sofort auf die Nase setzte und dafür lauter zufriedene Gesichtsausdrücke ernte.
Da ich Stephan und Oli heute nicht mehr sehen werde, aufgrund deren baldigen Dienstantritt,  verabschiede ich mich mit einer fetten Umarmung von den beiden.
Als ich in Stephans Armen hänge, flüstere ich ihm noch eine kleine Bitte in sein Ohr:
"Passt du gut auf Tom auf?"
"Natürlich! Darum musst du dir überhaupt keine Gedanken machen. Schau lieber, dass Leo das Ganze packt und meldet euch bitte ab und zu und gebt uns ein Update, okay?"
"Klar doch!"
"Seid bitte anständig und baut keinen Mist! Meidet alle augenscheinlichen Gefahrenquellen und gebt den äußerlichen Faktoren einfach keine Chance, okay?"
"Der Wille ist auf alle Fälle da!", bestätige ich die Bitte des Polizisten, denn versprechen kann ich es nicht, da nicht alles in meiner Hand liegt.
"Das ist schon mal die beste Voraussetzung! Also, dann. Hau schon ab. Die Jungs warten auf dich!"
Nach einer allgemeinen Verabschiedung der restlichen Bande, denn die sehe ich vor unserer Abreise nochmal, ziehe ich meine Schuhe über, schnappe mir meinen Schulranzen und stürme zur Haustüre hinaus.

Während der Fahrt zur Schule bekomme ich von Blondi und Mr. Models lauter Lobeshymnen um die Ohren gescheitert, da ihnen die Wahl meiner Brille anscheinend auch sehr gut gefällt.

Auf dem Schulparkplatz angekommen, werde ich sofort auf einen blauen Volvo aufmerksam.
"Sagt mal, wem gehört die Karre da?" Mein Zeigefinger deutet Shane und Jaron die Richtung, in die sich ihre Augäpfel drehen sollen.
"Keine Ahnung. Wird irgendeinem Lehrer gehören, denke ich. Warum?", will Jaron wissen und dreht seinen Kopf zu mir nach hinten.
"Nur so..." Ich winke ihm ab und versuche in meinem Kopf nach irgendwelchen Hinweisen zu kramen, die den rechtmäßigen Besitzer identifizieren könnten, doch leider lässt sich derzeit noch keine Lösung finden.

Nachdem wir die restlichen Freaks auf dem Pausenhof begrüßt haben, klingelt es auch schon zum ersten Mal und sorgt dafür, dass wir uns alle in das Schulgebäude begeben.
Heute habe ich tatsächlich das erste Mal seit langem richtig Lust auf Unterricht, was auch daran liegt, dass ich gespannt bin, ob es mit meiner Brille jetzt tatsächlich besser läuft.
Die ersten beiden Stunden haben wir wieder das Vergnügen mit unserem neuen Lehrer, was natürlich sofort dafür sorgt, dass ich die Hausaufgaben samt Strafarbeit aus meinen Schulranzen heraussuche und alles auf dem Tisch ausbreite.

Der Herr scheint auch tatsächlich noch auf dem Schirm zu haben, dass bei mir eine größere Kontrolle ansteht, denn sobald er seine Tasche neben dem Pult abgestellt hat, macht er sich sofort auf den Weg zu mir.

Herr Rudinski nimmt meine Strafarbeit mit einem freundlichen "Guten Morgen!" entgegen und liest die ersten paar Sätze.
Nach kurzer Zeit legt er den Kopf leicht schief und wirft mir einen verwunderten Blick zu.

Was hat er denn?

Seine Augen wandern zu den anderen Aufschrieben, die er mit seiner Hand einmal dreht, damit die Schrift nicht mehr auf dem Kopf steht und sieht immer wieder zwischen den verschiedenen Blättern hin und her.
"Hast du das selbst geschrieben?", fragt er letztendlich und deutet mit einem Nicken auf meine Erörterung.
"Ja ja. Habe mir extrem viel Mühe gegeben und durch die Brille muss sich mein Schriftbild etwas verändert haben!" Ich versuche meine Worte mit sehr viel Überzeugung an den Mann zu bringen und mir keine Verunsicherung anmerken zu lassen.
"Aha." Ein leichtes Schmunzeln wird in dem Lehrergesicht sichtbar.

Warum sieht der sofort, dass die Schrift nicht zu mir gehört?
Man könnte meinen, er kennt...
OH MEIN GOTT!

Nach meiner glorreichen Erkenntnis, die wie eine Granate eingeschlagen ist, entgleisen mir jegliche Gesichtszüge.
"Was ist los? Ist Ihnen nicht gut?"
Ich hebe meinen Blick und kann nicht anders, als Rudinski entsetzt anzustarren.

ER wird doch wohl nicht der Stiefvater von Steffi sein, oder?

"Fräulein Mayer? Was ist denn los?"
Ich kann Rudinski gar keine Antwort geben, da ich zu tiefst geschockt bin und mir eine niederschmetternde Tatsache bewusst wird:
Wenn er tatsächlich den väterlichen Part des menschlichen Brutkastens darstellt, muss ich mich mit Steffi verstehen, denn sonst könnte sich das wieder negativ auf meine Noten auswirken.

Warum muss eigentlich immer mir so eine Scheiße passieren?

Meine Stirn landet ungebremst auf der Tischplatte und ich muss mich wirklich derbe zusammenreißen, nicht einfach loszuheulen.
"Zoey? Was ist denn los?" Timo scheint mein plötzlicher Stimmungsumschwung auch nicht ganz geheuer zu sein, denn der rüttelt an meiner Schulter und schiebt die seitlichen Haare hinter mein Ohr, um mein Gesicht sehen zu können.
Vielleicht ist meine Reaktion etwas übertrieben, aber ich kann einfach nichts dagegen tun, dass sich in meinem Kopf wieder ein Weltuntergangsszenario abspielt und die neu errungene positive Aussicht meiner Schullaufbahn, bildlich gesehen, wieder den Bach hinunter läuft.
"Zoey, was ist mit Ihnen? Brauchen Sie einen Arzt?"

Nein, eine Rakete, um mich auf den Mond zu schießen!

"Kann ich kurz an die frische Luft raus, bitte?", nuschele ich vor mich hin und hoffe, dass Rudinski das überhaupt verstanden hat.
"Shane? Würden sie Zoey bitte nach draußen begleiten? Wenn sich ihr Zustand verschlechtert, dann geben sie mir aber sofort Bescheid!"
"Klar!", bestätigt Shane und steht einen Wimpernschlag später neben mir, um mich auf die Füße zu ziehen.

Draußen angekommen, lasse ich mich auf meinen Stammplatz nieder und atme erst einmal tief durch.
"Was ist los? Ist dir nicht gut?", fängt mein Kumpel gleich an mich zu löchern und setzt sich dicht neben mich.
"Boah, ich hatte gerade eine Erkenntnis, die mich total aus der Bahn geworfen und mir meinen schulischen Untergang prophezeit hat!"
"Hä? Ich verstehe nur Bahnhof!" Es ist Shane nicht zu verübeln, dass er nichts versteht, denn er war ja gestern nicht dabei und kann deshalb auch nicht den Hauch einer Ahnung besitzen.
Nach einem weiteren tiefen Atemzug, drehe ich mich zu Mr. Model und erkläre in Kurzfassung, was Sache ist:
"Rudinski ist der Stiefvater von Steffi!"
"Wer ist Steffi?"
"Die Mutter des Kindes, von dem Sam eventuell der Vater sein könnte!"
"Aha und wo genau liegt jetzt das Problem?"
Ich ziehe meine Augenbrauen nach oben und zweifle ein bisschen an Shanes Verstand:
"Das ist doch ganz offensichtlich! Ich muss mich jetzt zwangsweise mit dieser Steffi gut stellen und mich mit ihr befreunden, denn wenn ich das nicht tue, dann heult die sich sicherlich bei Rudinski aus und der wird mir dann bestimmt eine schlechte Note reindrücken und..."
"Zoey! Jetzt atme mal tief durch! Rudinski ist nicht Griemer und ich denke nicht, dass er so handeln wird, wie du denkst. Außer du verprügelst diese Steffi oder machst sie übelst fertig. Dann kann ich für nichts garantieren!"
"Das habe ich doch auch nicht vor, aber ich wollte mich eigentlich... Ach... Was weiß ich!"
"Wie wäre es, wenn du mal mit ihm redest?" Wenn mich nicht alles täuscht, ist das die beschissenste Idee, die Shane jemals hatte.
"Hahaha. Was soll ich sagen? Herr Rudinski, ich habe Angst, dass sie mich hassen und mir mein Leben schwer machen, weil ich mich nicht mit ihrer Tochter anfreunden möchte."
Mein Nebenmann hat allem Anschein nach noch nicht das Vergnügen mit Fräulein Rudinski gemacht, was mir die folgende Frage offenbart:
"Ist diese Steffi denn so doof?"
"Keine Ahnung. Eigentlich ist sie ganz nett. Aber... Ich habe keine Lust, mich wieder mit einer Tussi anzufreunden, die dann irgendwann wieder so eine scheiße abzieht, wie Clea!"
"Ach, Zoey!" Shane zieht mich in eine seitliche Umarmung und scheint zumindest ein klein wenig mein Problem zu verstehen.

Nach einer kurzen Phase der Gedankensammlung ertönt wieder die männliche Stimme:
"Wie wäre es, wenn du es einfach laufen lässt? Ich meine, du musst dich doch nicht mit ihr anfreunden, sondern einfach nur ihre Anwesenheit akzeptieren und ganz normal mit ihr reden."
"Ja, aber wenn Sam und sie doch noch ein Paar werden sollten, muss ich doch zwangsweise..."
"Nein, musst du nicht. Mach dir nicht so einen Kopf und gehe völlig neutral an die Sache ran. Manchmal regeln sich solche Dinge von ganz alleine. Kann sein, dass du mit ihr nach ein paar Treffen ganz gut zurechtkommst und dir jetzt völlig umsonst so einen Kopf machst. Ich weiß, dass es nach dieser Clea-Aktion schwierig für dich ist, jemandem zu vertrauen, aber es sind nicht alle gleich. Kannst du dich noch an unseren nicht ganz so liebevollen Umgang am Anfang erinnern? Damals hätte ich nie gedacht, dass wir mal so dicke werden und so ein gutes Team abgeben. Jetzt, wenn ich an diese Zeiten zurück denke, kann ich gar nicht mehr begreifen, warum ich so scheiße zu dir war. Ich würde mir eher einen Fuß abhacken, als dir nochmals etwas dergleichen anzutun."
Anstatt ihm eine Antwort zu geben, lege ich meine Arme um seinen Oberkörper und schließe die Augen.
Mir ist klar, dass Shane recht hat, doch eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf möchte mir immer noch einreden, dass Steffi mein absoluter Untergang sein wird.

"Zoey?"
Etwas verwirrt, da diese Stimme nicht zu Shane gehört und sie auf die Schnelle keiner Person zuordnen kann, öffne ich meine Augen und sehe Herrn Rudinski neben mir in der Hocke sitzen.
"Wie geht es Ihnen?", fragt er ziemlich besorgt und wirft abwechselnd einen Blick zu Shane und zu mir.
Ich löse mich langsam aus der Umarmung und versuche mich an einem leichten Lächeln.
"Tut mir leid. Mit mir sind irgendwie die Pferde durchgegangen. Es geht schon wieder!"
"Kann ich Ihnen irgendwie helfen?"
Einen kurzen Moment bin ich fest entschlossen, ihm zu sagen, welche Hirngespinste in meinen Kopf umher wandern, komme mir kurz darauf aber total blöd vor und schüttle deshalb nur schnell mit dem Kopf.
Rudinski seufzt leicht auf.
Wenn mich nicht alles täuscht, stellt ihn meine Antwort absolut nicht zufrieden, aber ich gehe davon aus, dass ihn mein Gedankenmüll noch viel unzufriedener machen würde.

Shane der Arsch ergreift plötzlich die Initiative, wenn auch nicht direkt auf mich bezogen, doch meiner Beurteilung nach, wird der Pädagoge nicht ganz so blöd sein und die Hinweise richtig deuten können:
"Trennen Sie Berufliches von Privatem?"
Unser Lehrer legt den Kopf schief, lässt aber ein klares, sauberes "Ja!" aus seinem Mund entweichen.
Gedanklich möchte ich meinen Nebenmann gerne töten, doch weiter als bis zur Entscheidung welche Todesart ihn treffen wird komme ich nicht, denn Rudinski setzt sich jetzt ebenfalls auf den Hosenboden und visiert mich genauer an:
"Kann es sein, dass Sie meine Tochter kennen?"

Warum kann der nicht einfach so blöd sein, wie die restliche Lehrerschaft?

"Wie kommen sie denn jetzt da drauf?" Ich hoffe, dass die gespielte Überraschung ihn dermaßen überzeugt, um keine weiteren Fragen zu stellen.
Doch Rudinksi wäre nicht er selbst, wenn er locker lassen würde:
"Ihre Strafarbeit! Wissen Sie, mir ist klar, dass sie einiges auf dem Kasten haben und in ihnen noch viel mehr Talent schlummert als sie preisgeben. Aber die Argumente entsprechen eins zu eins meinen Predigen über Hausaufgaben. In ihrer Klasse habe ich noch keine solche Rede verlauten lassen und daher ist es schon auffällig, dass sie haargenau die gleichen Aspekte aufgeführt haben. Außerdem kenne ich die Schrift meiner Tochter, auch wenn sie versucht, ein anderes Schriftbild zu übernehmen. Vielleicht spielt auch die Tatsache, dass ich sie gestern in dem Auto habe sitzen sehen, das vor unserem Haus stand, eine große Rolle..."
Diese ausschlaggebende Argumente kann ich natürlich mit keinem Wort der Welt zunichte machen und darum wehe ich sofort mit der weißen Fahne und starte einen Schlichtungsversuch:
"Es tut mir leid. Ich schreibe heute nochmal meine eigene Erörterung! Wegen mir auch vier Seiten lang."
"Darum geht es mir gerade nicht. Ich möchte gerne wissen, was sie dazu bewegt hat, in solch ein Loch zu fallen. Die Tatsache, dass man die Tochter eines Lehrers kennt, scheint mir jetzt nicht dermaßen schlimm zu sein, dass man einen halben Nervenzusammenbruch bekommen muss!"
Am liebsten würde ich jetzt aufstehen und ganz schnell nach Hause rennen.
Mir ist das ganze Thema so unangenehm, dass ich Rudinski nicht mal mehr ins Gesicht schauen kann.
"Müssen wir nicht langsam zurück? Sie versäumen es sonst noch, ihr heutiges Pensum einzuhalten!" Ich hoffe sehr, dass diese Ablenkungstaktik funktioniert und wir dadurch das Thema einfach abhaken können, doch da habe ich die Rechnung ohne den Pädagogen gemacht:
"Natürlich, aber mich würden vorher immer noch die Gründe ihres Gefühlssturm interessieren. Vor allem, da anscheinend ich das Problem bin!"
"Sie sind nicht unbedingt das Problem, sondern mein Kopf. Ist doch jetzt auch egal...", flüstere ich beschämt und suche irgendeinen Punkt am Boden, den ich mit meinen Augen fixieren kann.
Shane schnappt neben mir wieder nach Luft und möchte wohl nochmals einen kleinen Hinweis in die Runde werfen, doch er wird sofort ausgebremst:
"Es ist nett, dass sie Zoey helfen wollen, doch ich möchte es gerne von ihr selbst hören!"
"Sie sind echt ätzend penetrant", zische ich unbedacht vor mich hin, ernte aber anstatt rügenden Worten, ein Lachen:
"Ich weiß. So bin ich halt! Jetzt geben sie sich einen Ruck, Zoey. Große Lust, nach einem Vertretungslehrer für die nächsten paar Stunden zu suchen, habe ich ehrlich gesagt nicht und ich denke, dass es Ihnen und mir besser ergehen würde, wenn wir dieses Problemchen aus der Welt schaffen."
Dieser Mann macht es mir wirklich nicht leicht und mir wird klar, dass er auch nicht locker lassen wird.
Einen letzten verzweifelten versuch, die ganze Sache abzuwenden, lasse ich aber nicht unversucht:
"Es ist aber so doof und... Ach..."
"Es ist gewiss nicht doof, wenn es sie dermaßen beschäftigt!"
Da es mich jetzt langsam eher nervt, dass Rudinski nicht locker lässt, schmettere ich ihm meine Beweggründe, für meine seltsame Reaktion, wie ein Wasserfall um die Ohren:
"Einer der potenziellen Väter ihres zukünftigen Enkels ist ein Kumpel von mir. Er und ihre Tochter kommen ganz gut klar, was ja auch toll ist, aber... Oh, Gott... Wissen Sie, ich habe einfach schlechte Erfahrungen mit meiner ehemals besten Freundin gemacht. Anderen weiblichen Wesen stehe ich daher abwehrend gegenüber und möchte mich auf keine neue Freundschaft einlassen. Vorhin ist mir dann klar geworden, dass sie Steffis Vater sind und..."
"... und du hast Angst, dass ich dir schlechte Noten gebe, falls du mit Steffi nicht klar kommst", beendet der Pädagoge meinen Satz, worauf ich einfach nur vor mich hin nicke.
"Zuerst kann ich dir sagen, dass du mit diesen Gedanken nicht alleine bist, denn so haben schon viele von Steffis Freundinnen gedacht. Außerdem hast du erst vor kurzem schlechte Erfahrungen mit meinem Kollegen machen müssen und daher kann ich deine Angst vollkommen nachvollziehen. So wie ich aber vorhin schon bestätigt habe, trenne ich Privates und Berufliches. Man kann eine Freundschaft nicht erzwingen. Manchmal passen die verschiedenen Charakteren und Lebenseinstellungen nicht zusammen und da kann einem doch niemand einen Strick daraus drehen. Wenn du mit meiner Tochter nicht klar kommst, dann ist das eben so. Ich werde mich bestimmt nicht in ihre Freundschaften einmischen und aufgrund dessen eine Leistungsbeurteilung erstellen. Es tut mir leid, dass du solche schlechten Erfahrungen machen musstest und dadurch diese Ängste entstanden sind. Mehr als mein Wort kann ich dir leider gerade nicht geben, aber du kannst dich darauf verlassen!"

Ein leichtes Schmunzeln fegt über meine Lippen, da unser Lehrer in den Du-Modus abgerutscht ist und es selbst nicht einmal bemerkt hat.
Shane stupst mich kaum merklich mit dem Ellenbogen an, da ich wohl noch eine Antwort verlauten lassen sollte.
"Danke und es tut mir wirklich leid, dass ich solch einen Zauber veranstaltet habe."
"Wie gesagt, ich kann es nachvollziehen. Bevor sie sich das nächste Mal wieder gedanklich ein Grab schaufeln, kommen sie doch bitte einfach auf mich zu und sprechen mich auf die entstandenen Probleme an. Egal ob es für sie eine eigentliche Nichtigkeit darstellt. Es gibt für fast alle Probleme auch eine Lösung!"
"Danke!"
"Haben Sie denn die ganzen Hausaufgaben gemacht und auch die von dem Tag davor nachgeholt?"
"Ja, das habe ich!"
"Gut. Ich werfe einen kurzen Blick darauf und wenn tatsächlich alles erledigt wurde, dann vergessen wir das mit der Strafarbeit. Dann gehen wir mal wieder zurück zu ihren Mitschülern!"

Wir drei rappeln uns fast gleichzeitig vom Boden auf und nehmen Kurs auf das Schulgebäude.
Unterwegs werfe ich Mr. Model trotz allem einen abgeschwächten Todesblick zu, den er mir mit einer rausgestreckten Zunge quittiert und anschließend lachend einen Arm um meine Schultern legt.

Gerade als wir drei das Klassenzimmer betreten, beendet die Schulglocke die Unterrichtsstunde.
Timo fragt gar nicht mehr nach der Ursache meines so plötzlich auftretenden komischen Verhaltens, was aber vermutlich an Shanes Kopfschütteln liegen könnte, das er vollzogen hat, als er an unserem Tisch vorbei gelaufen ist.
Ich krame noch schnell die ganzen Hausaufgaben aus meinem Schulranzen und laufe mit dem Krempel an das Pult nach vorne.
Rudinski kontrolliert meiner Meinung nach einfach nur das Schriftbild, denn so schnell wie er die Seiten umblättert, kann er gar nichts lesen.
Der Herr scheint zufrieden zu sein, denn er nickt mir zu und entlässt mich somit von der Kontrolle.

Obwohl es mir immer noch etwas peinlich ist, dass ich Rudinski tatsächlich die Wahrheit gesagt habe, fühle ich mich auch ein bisschen erleichtert.
Natürlich kann ich mir nicht zu hundert Prozent sicher sein, dass seine Worte tatsächlich gehaltvoll sind, doch bisher hat er mir nicht den Anschein gemacht, als wäre er ein Lügner.

In der nächsten Stunde wird in der linken oberen Ecke der Tafel ein Datum und darunter eine anstehende Klassenarbeit notiert.
"Seit wann schreiben die Lehrer eigentlich die Klassenarbeitstermine an der Tafel in die Ecke?", frage ich Timo verwundert, der mich darauf etwas irritiert ansieht:
"Schon die letzten zwei Jahre oder so... "
Plötzlich wird mir klar, warum ich die Termine nie mitbekommen habe und ich muss wohl oder übel einsehen, dass ich die Brille wirklich dringend benötige.
Ein klein bisschen ärgere ich mich auch, dass ich es bisher selbst nicht richtig realisiert habe, denn das hätte mir eine Menge ersparen können.
Da ich daran jetzt leider auch nichts mehr ändern kann, mache ich einfach das Beste aus meiner neuen Chance und versuche die letzten paar Stunden vor Beginn der Ferien zufriedenstellend hinter mich zu bringen.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro