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Part 147

Kaum sind wir losgefahren, fängt mein Magen unüberhörbar laut an zu knurren.
"Oh, gut, dass ich das höre. Greif mal nach der Tasche auf dem Rücksitz", weist mich Tristan an, was ich natürlich sofort ausführe.
Im Inneren des Stoffbeutels finde ich eine Tupperdose, die ein dick belegtes Sandwich beherbergt.
"Darf ich das denn im Auto essen?"
Tristan sieht mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an:
"Ich gehe davon aus, dass du deine Futterluke unter Kontrolle hast und dementsprechend anständig isst. Von daher: Ja!"
Meine Mundwinkel schießen sofort in die Höhe, denn wenn ich an den ein oder anderen Herren der WG denke, hätte ich warten müssen, bis wir beim Augenarzt angekommen sind und dort innerhalb von Sekunden das leckere Futter auf dem Parkplatz vernichten müssen.
Nach genauerer Betrachtung stelle ich fest, dass die Zutaten genau meinen Geschmack treffen: Salatblätter, Tomaten, Gurke, ein bisschen Frischkäse und Hähnchenbrust.
Bevor ich noch zu Sabbern anfange, beiße ich in das Sandwich und genieße es in vollen Zügen.

An der Augenarztpraxis angekommen, führe ich noch schnell einen Spiegelcheck durch, denn mit lauter Brösel um den Mund oder gar Salat zwischen den Zähnen möchte ich nicht in die Praxis laufen.
Nach positiver Beurteilung marschiere ich mit Tristan an meiner Seite in die Räumlichkeiten des Herrn Dr. Moor ein.

"Guten Tag. Haben Sie einen Termin?", fragt die Dame an der Rezeption und sieht abwechselnd zu Tristan und mir.
"Ja. Zoey Mayer!", antworte ich, worauf die Frau in ihrem Computer herum tippt und mir lächelnd zunickt.
Im Anschluss bekomme ich ein Klemmbrett mit einigen Zetteln und einem Kugelschreiber in die Hand gedrückt:
"Sie dürfen im Wartezimmer Platz nehmen und die Unterlagen ausfüllen, bitte!"

In dem Raum angekommen, der von einigen Personen belagert wird, nehme ich mir gleich die Zettelwirtschaft vor.
Das erste Mal muss ich bei der Versicherungsfrage nachdenken.
Ich weiß gar nicht, wo genau ich jetzt versichert bin und schüttel über mich selbst den Kopf, da man das in meinem Alter eigentlich wissen sollte.
Bisher war allerdings Tom immer bei solchen Terminen dabei und hat die ganze Ausfüllprozedur gemanagt.
Der Oberarzt scheint zu wissen, wo mein Problem liegt und ist mir bei dieser Frage sofort behilflich, da er sich anscheinend die Infos bei Tom oder einem der Männer eingeholt hat.
Nachdem dieser Teil abgeschlossen ist, komme ich zu den Allergie-Fragen.

Ups, da war doch noch was....

"Was überlegst du denn? Wenn dir die Medikamentenunverträglichkeit deines Vaters durch den Kopf geht, kann ich dich beruhigen. Das ist nicht vererbbar!"
Ich schaue Tristan kurz in die Augen und lächle ihn leicht an:
"Bei uns sowieso nicht!"
Der Oberarzt öffnet kurz den Mund, lässt diesem aber keinen Ton entweichen.
Vermutlich hat ihn jetzt ein Geistesblitz heimgesucht, denn er nickt vor sich hin und murmelt kaum hörbar:
"Stimmt. Da war ja was."
Meine Wenigkeit ist sich allerdings unsicher, wie ich diese allergische Reaktion jetzt betiteln soll.
Tristan will ich nicht unbedingt fragen, weil mir das viel zu unangenehm ist, aber verschweigen sollte ich das auch nicht, obwohl ich nicht davon ausgehe, dass der Arzt mir irgendeine Chilipaste ins Auge schmiert.
"Wo liegt das Problem?"
"Na ja, mir ist eingefallen, dass ich noch einen Termin beim Allergologen ausmachen muss. Ich habe da mal auf so ein Zeug reagiert, dass dann mit Cortison behandelt werden musste!"
"Auf was denn?"

Kondome mit Wärmeeffekt!

"So wärmeeffekt Zeug", stammele ich vor mich hin und merke, wie mir die Röte langsam zu Kopf steigt.
"So wie bei den Muskelentspannung Gelen?"
"Jaaaaaaa! Oh, äh, ja, genau. Richtig!"

Warum bist du da denn nicht selbst darauf gekommen?

"Mein Neffe ist Allergologe und wenn du möchtest, kann ich dir einen Termin ausmachen!"

Nein! Will ich nicht!

"Nicht nötig. Ich habe schon eine Überweisung für einen ausgewählten Arzt bekommen", versuche ich ihn abzuwimmeln, denn ich habe keine Lust, seinem Neffen auf die Nase zu binden, dass ich Kondom-Probleme habe.
Lieber gehe ich zu einem Unbekannten und laufe nicht Gefahr, dass mein Problem nachher die große Runde macht, denn die Schweigepflicht in dieser Hinsicht ist bei meinen Männern wirklich für die Katz.
Kollegen und so.

"Dann solltest du dich aber baldmöglichst um einen Termin kümmern. Schieb es nicht auf die lange Bank!"
Ich nicke nur vor mich hin und notiere auf dem Papier, dass ich auf Wärme erzeugendes Gel allergisch reagiere, die Stoffe aber erst noch ausgetestet werden müssen.
So bin ich vielleicht auf der sicheren Seite.
Die restlichen Fragen, die sich um Herzprobleme und Co drehen, kann ich getrost verneinen und schließe letztendlich alles mit meiner Unterschrift ab.

Kaum bin ich fertig, werde ich auch schon aufgerufen, was mich bei der Fülle des Wartezimmers etwas wundert.
Ich befürchte, dass hier Privatpatienten bevorzugt werden und schäme mich fast schon, als ich noch vor den anderen Wartenden den Weg zu dem Augenarzt antrete.
Die Helferin nimmt mir unterwegs die ausgefüllten Unterlagen ab und führt uns in eines der Behandlungszimmer.
Dort nehme ich auf dem monströsen Behandlungsstuhl Platz, während Tristan sich mit einem kleinen Drehhocker begnügt.

"Guten Tag!" Herr Doktor Moor platzt in den Raum herein und sieht sehr gestresst aus.
Meine Begleitung scheint das auch zu bemerken, denn er nimmt sofort eine fast schon steife Haltung ein und in seinem Gesicht spiegelt sich keine freundliche Mimik wieder.
"Was haben wir für Probleme?", fragt der ältere Mann mit lichtem Haar, ohne mir auch nur einmal in die Augen zu schauen.
"Ähm, ich sehe anscheinend schlecht", gebe ich unsicher von mir.
"Anscheinend oder tatsächlich?", brummt er mehr dem Monitor zu, dem er seine Aufmerksamkeit lieber zu schenken vermag als mir.
"Ja, schon!"
"Ja, schon, was?"
Tristan räuspert sich laut und verengt leicht die Augen:
"Das herauszufinden fällt dann wohl in ihren Tätigkeitsbereich, wenn mich nicht alles täuscht!"
Doktor Moor wendet seinen Blick von dem Flimmerkasten ab und mustert den Oberarzt, als wenn ihm bisher gar nicht aufgefallen wäre, dass ich eine Begleitperson mitgebracht habe.
"Gewiss! Dann fangen wir mit einem Sehtest an."
Durch das drücken eines der Knöpfchen auf der Fernbedienung, die mittels einer Halterung an der Wand angebracht wurde, fährt an der gegenüberliegenden Raumbegrenzung ein Plakat aus einer Art Kasten herunter.

Der Augenarzt zeigt mit seinem Laserpointer auf eine der Reihen:
"Ließ mir bitte diese Reihe vor!"
"P E C F D", rattere ich schnell runter, da die erste Reihe Buchstaben keine Herausforderung darstellt.
"Sehr gut! Jetzt die zweite Reihe von unten!"
"L E F O D P C T"
Hier muss ich schon die Augen zu Schlitzen formen, um etwas erkennen zu können.
"Das war nicht die richtige Reihe! Eine weiter unten!"

Is der blöd? Da unten sind doch nur Punkte aufgedruckt...

"Soll das jetzt so eine Art Test sein?", frage ich verunsichert, denn dem Griesgram würde ich das locker zutrauen.
Der alte Mann sieht mich etwas verwirrt an:
"Ja, ein Sehtest."
"Schon klar ... Aber ... Da unten gibt es nichts weiter als ein paar Punkte. Ist es das Ziel, dass ich das erkenne oder steht da wirklich irgendetwas?"

Ohne etwas verlauten zu lassen, zieht der Herr ein Gerät heran, das an einem langen Arm hängt.
Dort ist ein Gestell angebracht, das wie eine Monsterbrille aussieht.
"Legst du mal bitte dein Kinn hier drauf?"
"Natürlich!"
Als ich durch die Gläser durchschaue, ziehe ich sofort meinen Kopf zurück, da ich alles ganz verschwommen sehe.
"Nein, Nein. Kopf bitte dort vorne lassen. Ich muss erst noch die ungefähr richtige Stärke einstellen!"
Widerwillig platziere ich mein Kinn wieder auf dieser komischen schwarzen Mulde und schließe meine Augen so lange, bis der Sehorganmediziner mir das okay gibt.
"Oh, wow. Wo kommen die Zahlen her? Waren die da vorher auch schon drauf oder haben sie die Tafel ausgetauscht?"
Anstatt mit mir, redet der Typ lieber mit Tristan:
"Sie sehen, die Sache ist offensichtlich. Das Fräulein braucht dringend eine Brille.

"Könnten Sie das Ihrer Patientin bitte persönlich und als erstes vermitteln? Ich habe Ohren und höre, was Sie sagen!", sagt Tristan fast schon etwas sauer und verschränkt danach die Arme vor der Brust.
Wenn ich ihn nicht schon etwas länger kennen würde, hätte ich jetzt vermutlich einen ganz falschen Eindruck von ihm.
Ich weiß, dass er das nur für mich macht und dem Arzt eine reindrücken will, aber so arrogant wirkt er wie ein völlig anderer Mensch.

Doktor Moor legt seinen Fokus nun auf mich:
"Du brauchst eine Brille! Ich werde jetzt ein paar Einstellungen vornehmen und die Gläser auswechseln. Du sagst mir dann bitte, ob deine Sicht besser oder schlechter wird."
Die Laune des älteren Herrn ist jetzt um einige Etagen tiefer gefallen und lässt mich richtig unbehaglich fühlen.
Das wird sicherlich mein erster und letzter Besuch hier gewesen sein, denn bei einem Arzt, egal welcher Fachrichtung, möchte ich mich dann doch einigermaßen wohl und gut aufgehoben fühlen.

Nach dem ganzen Prozedere, das ungefähr zehn Minuten dauert, tippt der Herr in seinem Computer herum, um letztendlich den Drucker um ein Papier und etwas Tinte zu erleichtern.
Das Ergebnis bekomme ich mit einer minimalistischen Erklärung in die Hand gedrückt:
"Da steht alles Wissenswerte drauf und damit gehst du zum Optiker und besorgst dir eine Brille. Alles Gute. Auf Wiedersehen!"
So schnell wie der Augenarzt aus der Türe verschwunden ist, kann ich gar nicht reagieren.
Leicht entsetzt schaue ich zu Tristan, der so aussieht, als wenn er gleich platzen würde.
Als er merkt, dass ihm meine Aufmerksamkeit gehört, werden seine Gesichtszüge wieder weicher und das übliche Lächeln zieht auf seinen Lippen ein.
"Eine wahrliche Koryphäe auf seinem Gebiet, mh? Da suchen wir für das nächste mal lieber einen anderen Arzt auf, oder was meinst du?" Tristan erhebt sich augenverdrehend von seinem Hocker und gibt mir mit einem Kopfnicken Richtung Türe das Signal, dass wir jetzt abdampfen.
"Bin ganz deiner Meinung!", pflichte ich ihm bei und rutsche von der Sitzfläche herunter.

Gemeinsam verlassen wir den Behandlungsraum und machen uns auf den Weg zum Ausgang.
"Entschuldigung!", ruft uns die Helferin an der Rezeption hinterher, "wir sollten den nächsten Kontrolltermin gleich vereinbaren!"
"Tut uns leid, aber wir werden uns nach einem anderen Arzt umschauen, der seine Patienten als Menschen sieht, den Behandlungsablauf so wie die Resultate erklärt und sie nicht wie auf einem Fließband abfertigt! Schönen Tag noch", ruft der Oberarzt durch die ganze Praxis und hält mir nebenher die Türe auf.
Der Helferin klappt der Mund auf und ein leises "Ihnen auch!" ist zu hören, ehe wir nach draußen verschwinden.

Wieder im Auto angekommen, nimmt mir meine Begleitung den Zettel ab und wirft einen Blick drauf.
"Also, du bist kurzsichtig und hast auf dem linken Auge ein schwächeres Sehvermögen als auf dem rechten. Schau mal hier", Tristan zeigt mit seinem Finger auf zwei Zahlen, "Das sind die Werte, die sogenannte Dioptrien, die Brillengläser brauchen, um deinen Sehfehler auszugleichen. Wenn man Kurzsichtig ist, steht immer ein Minus vor diesen Zahlen. Bei mir ist immer ein Plus davor zu finden, da ich weitsichtig bin. Ich sehe also kaum etwas, was vor meiner Nase geschrieben steht."
"Oh, okay. Das hätte der Typ aber auch mal erklären können!"
"Sicherlich, aber damit verdient man kein Geld und darum hat er sich die ganzen Erklärungen auch gespart. Na ja. Möchtest du gleich nach einer Brille schauen oder sollen wir das vertagen?"
"Ich hätte Leo gerne dabei und darum würde ich das auf morgen oder so verschieben!"
"Kein Problem. Dann fahren wir jetzt nach Hause." Tristan verstaut den Zettel in seiner Hand in dem Ablagefach der Türe und startet sein Auto, um Richtung Heimat zu fahren.

Zuhause angekommen, werde ich von Oli begrüßt, der auf dem Sofa herumlümmelt und total gelangweilt aussieht:
"Hi, Zoey!"
"Hey. Was ist los? Du siehst aus, als wenn du Langeweile hättest!" Ich laufe grinsend auf Herrn Dreier zu und setze mich neben ihm aufs Sofa, um mich gegen seine Schulter zu lehnen.
Der Notarzt legt sofort seinen Arm um mich und nickt leicht vor sich hin:
"Ich wäre wirklich froh, wenn ich endlich wieder arbeiten könnte. Mir fällt die Decke auf den Kopf... Aber jetzt erzähl mal: Was war heute in der Schule los und was hat der Augenarzt gesagt?"

Während ich meinem menschlichen Schmusekissen den heutigen Schulmorgen erläutere, verzieht sich der Oberarzt in die Küche.
Bei den Geräuschen, die da aus dem Essenzubereitungsraum ertönen, bin ich mir fast schon sicher, dass der Herr etwas zu essen zaubert.
Ich schicke tausend Stoßgebete in den Himmel, dass es nicht dieser  von Alex erwähnte Gemüsekack ist.
Tristan scheint unseren Gesprächen zu lauschen, denn als ich gerade damit angefangen habe zu erzählen, wie doof dieser Sehorganarzt Dr. Moor doch ist, schreit der Oberarzt aus der Küche, was er von den Kompetenzen seines Kollegen hält.
Nämlich gar nichts.
"Och, Mensch. Jetzt ist der Tag schon so blöd gelaufen und dann erwischst du auch noch solch einen Gefühlshinterweltler. Das tut mir leid. Ich werde mich mal umhören und nach einem anderen Arzt, mit mehr Einfühlungsvermögen suchen!"
"Das wäre wirklich super! Auf den habe ich nämlich gar keine Lust mehr!"
"Das glaube ich dir aufs Wort!"

Kurz darauf beehren uns Stephan und Tom.
Der schwarzhaarige Polizist lässt ein "Hallo!" durch die Bude fliegen, nachdem er die Pforte zur WG betreten hat und der andere macht keinen Muckser.
Ich schaue verwundert Richtung Flur und sehe, dass Tom geradewegs die Treppen nach oben humpelt.
Als Stephan dann um die Ecke kommt, sieht er nicht so prickelnd aus, schenkt mir aber trotzdem ein Lächeln.
"Na, was ist beim Augenarzt rausgekommen?", will er wissen, worauf ich schwer aufatme und meinen Kopf gegen die Sofalehne fallen lasse:
"Ich brauche eine Brille!"
"Jetzt guck doch nicht so niedergeschlagen! Freu dich lieber, dass du bald alles richtig sehen kannst!"
"Wuhuuuu!", brumme ich mit gespielter Freude vor mich hin und fuchtele mit den Händen in der Luft herum.
Herr Sindera schüttelt nur den Kopf und begibt sich zu Tristan in die Küche.
"Oli?" Ich wende mich dem Notarzt zu und schaue ihm in die Augen.
"Ja?"
"Meinst du, ich kann mal nach Tom schauen gehen?"
Anstatt Oli, gibt mir Stephan eine Antwort auf meine Frage, da er gerade mit ein paar Tellern aus der Küche gelaufen kommt:
"Lass ihm ein bisschen Zeit. Ich weiß, dass du dich kümmern möchtest, aber das war heute ein bisschen viel auf einmal und er muss das erst ein bisschen verdauen. Wenn er soweit ist, wird er sicherlich wieder runterkommen!"
Am liebsten würde ich ihm jetzt erst recht Gesellschaft leisten, doch der Blick von Oli spricht Bände und ich nehme mir vor, zumindest bis nach meinem Termin bei Nico zu warten.
"Na gut!" Ich gebe mich geschlagen, stehe auf und helfe dem Polizisten bei dem restlichen Tisch decken.
Natürlich werfe ich auch einen Blick auf das zubereitete Essen.
Zwar beinhaltet es Gemüse, aber bei Hamburgern habe ich wenig dagegen einzuwenden und freue mich sogar, diese Leckerbissen gleich vernichten zu dürfen.

Während dem Essen weihe ich Herrn Sindera in die schulischen Ereignisse ein und Tristan erzählt aus seiner Sicht, für wie inkompetent er Herrn Dr. Moor hält.

"Dann gehst du morgen aber gleich zum Optiker! Es dauert ja auch noch ein bisschen, bis deine Brille fertig ist", sagt Stephan und wirft mir einen eindringlichen Blick zu.
"Jaaaaaa! Ich frage Leo nachher, ob er morgen Zeit hat! Er muss mitkommen und mir bei der Auswahl helfen", murre ich vor mich hin, da ich jetzt schon weiß, dass das ein großes Theater geben wird, da mir bestimmt kein Gestell in den Kram passt.
Anscheinend haben die Herren die selbe Vorahnung, denn Oli seufzt kurz laut auf, bevor er an meine Worte anknüpft:
"Am besten begleitet euch noch einer von uns. Ich kläre das ab. Ich befürchte nämlich, dass ihr sonst total zerstritten und ohne Brille nach Hause kommt!"
"Dann muss ich ja mit zwei Menschen streiten!"
"Nein, die zweite Person fungiert eher als Neutralisator und nicht als weiteres Streitobjekt. Jetzt geh dich mal umziehen, du musst gleich zu Nico", versucht mich Herr Dreier abzuwimmeln, damit wir das Thema nicht zu sehr ausweiten, aber ich habe jetzt Blut geleckt:
"Was ist, wenn mir überhaupt keine der Brillen steht?"
"Es gibt auch für dich ein Modell, glaub mir. Die Auswahl ist groß. Mach dir darüber doch jetzt keine Gedanken. Außerdem gibt es in Köln nicht nur einen Optiker." Tristan versucht mein Gemüt wieder etwas zu beruhigen, doch ich denke gar nicht daran:
"Du hast leicht Reden, weil du auch ein Brillengesicht hast!"
"Das denkst du nur, weil du mich ohne Brille gar nicht kennst. Jetzt geh dich umziehen, bitte!" Damit scheint das Thema für die Herren abgeschlossen zu sein, denn die starten jetzt damit, den Tisch abzuräumen.

Muffelig begebe ich mich in mein Zimmer und tausche meine Alltagsklamotte gegen Sportklamotten ein.
Mir ist klar, dass ich froh sein sollte, dass mein Sehfehler bemerkt wurde und die Brille mir einiges erleichtern wird.
Aber ich wäre ja nicht ich, wenn ich Veränderungen einfach so hinnehmen könnte, ohne auch nur wenigstens einen Tag lang motzig zu sein.
"Zoey? Bist du fertig?", fragt Stephan, als er mein Zimmer betritt und eine Sichtkontrolle meiner Kleidungsstücke, die meinen Körper zieren, durchführt.
"Ja. Wer geht mit?"
"Ich fahr dich schnell. Zieh nicht so eine Schnute! Komm mal her!" Der Polizist breitet seine Arme aus und kommt auf mich zugelaufen, um mich kurz darauf in seine Fänge zu ziehen.
Die Umarmung erdet mich tatsächlich wieder ein bisschen und sorgt dafür, dass meine Stimmung etwas besser wird.
"Jetzt können wir los!", informiere ich den Polizisten, der anscheinend nur darauf gewartet hat:
"Sehr gut, dann auf geht's!"

Die Turnstunde bei Nico vergeht heute wie im Flug, da er mit Stephan redet und mich einfach mal an einem Stück meine Übungen durchziehen lässt.
Da er morgen Abend selbst einen Termin wahrnehmen muss, werde ich erst wieder für Montag einbestellt.
Natürlich lässt es sich Herr Holzapfel nicht nehmen, mich eindringlich darauf hinzuweisen, dass ich die nächsten drei Tage in Eigenverantwortung meine Übungen durchziehen muss und er am Montag merken wird, ob ich fleißig oder schlampig war.
Ich gelobe mich zu bemühen und ziehe danach freudig mit Stephan ab.

Als wir zuhause ankommen, sehe ich schon Tom im Wohnzimmer auf dem Sofa liegen.
Anstatt ihn sofort zu belagern, nehme ich mir den letzten von Shanes Ordner vor.
Im Ärztezimmer angekommen, treffe ich auf Alex, der in einem der Schränke herum wühlt.
"Hey. Was machst du da? Suchst du etwas?"
"Hi, Zoey. Nein, ich miste mal die Medikamente aus und schaue, was wieder aufgefüllt werden muss. Alles gut bei dir?"
"Ja ja. Ich muss noch schnell die restlichen Unterlagen von Shane abschreiben. Stört es dich, wenn ich hier bin?"
"Quatsch, du störst doch nicht!"
"Ist bei Tom alles gut? Er ist etwas komisch, seitdem er nach Hause gekommen ist. Ich traue mich gar nicht, ihn anzusprechen..."
Alex stoppt seine Tätigkeit und sieht mich mit einem milden Lächeln an:
"Tom hat heute seine Aussage auf dem Revier gemacht und das hat ihm einiges abverlangt. Danach hatte er seine erste Sitzung beim Psychologen. Nach solchen Sitzungen, in denen man traumatische Erlebnisse aufarbeitet, ist es normal, dass man sich anschließend nicht so gut fühlt. Das wird mit der Zeit besser werden. Wenn er sich so weit akklimatisiert hat, wird er es uns zeigen. Mach dir also nicht so einen Kopf, okay?"
Natürlich verstehe ich, dass es Herrn Mayer sehr aufgewühlt hat und er das erstmal verarbeiten muss.
Was mich dann aber doch sehr wundert, ist, dass er freiwillig zu einem Psychologen geht.
Irgendwie scheint sich bei uns beiden die Einstellung gegenüber gewissen Dingen zu ändern.
"Okay. Es freut mich, dass er nicht alles in sich hineinfrisst, sondern sich helfen lässt."
"Ja, das ist wirklich ein wichtiger Schritt und wir sind alle froh, dass Tom ihn gewählt hat. Es wird zwar auch eine Weile dauern, aber die Aussicht ist gut, denn wenn er es verdrängen würde, wären früher oder später die Folgen viel schlimmer, als das, was er jetzt durch macht." Alex' Worte leuchten mir ein und vertreiben ein bisschen die Sorge über Toms derzeitigen Zustand.
Wir widmen uns beide wieder unseren Aufgaben, während mir andauernd das Gesagte durch den Kopf schwirrt.

Vielleicht solltest du dich wirklich nicht mehr so doof wegen der Brille anstellen!
Wenn du keine trägst, werden deine Augen schlechter und dann hast du den Salat.
Mit Brille siehst du endlich wieder alles richtig und das wird sich mit Sicherheit auch positiv auf deine schulischen Leistungen auswirken...

Gerade als ich das letzte Wort geschrieben habe, kommt Leo zur Türe hereingeschneit:
"Hey, Babe. Hast du Lust noch mit Sam, Ty und mir was zu unternehmen?"
Ich werfe einen Blick auf die Uhr und verziehe mein Gesicht:
"Es ist schon nach acht. Morgen habe ich meinen Leistungsstand in Physik und da sollte ich vielleicht nicht völlig übermüdet auftauchen! Also eher nicht!"
Leo zieht die Augenbrauen zusammen und drückt mit seinem Zeigefinger gegen meine Backe:
"Bist du tatsächlich meine Freundin oder bist du ein Alien mit demselben Aussehen?"
"Ha ha ha. Sei doch froh, dass mir die Schule nicht egal ist und ich mir Mühe geben will!", bringe ich ihm schnippisch entgegen.
"Das war doch nicht böse gemeint. Es ist eher .... seltsam, solche Worte aus deinem Mund zu hören. Sorry." Herr Britz lehnt sich mir leicht entgegen und legt seine Lippen auf meine.
Nach dem Kuss bringe ich sofort in Erfahrung, ob der Herr morgen für mich Zeit hat:
"Schon gut. Sag mal, bist du morgen schon verplant? Ich sollte zum Optiker und hätte dich dann gerne dabei. Ist das machbar?"
"Oh, dann brauchst du also tatsächlich eine Brille?"
"Ne, ich dachte, ich shoppe mal aus Lust und Laune ein paar Brillen. Man gönnt sich ja sonst nichts!"
Leo's Augenrollen ignoriere ich einfach und werfe ihm stattdessen einen fragenden Blick zu.
"Klar komme ich mit. Dann verlege ich meine Mittagspause und hole dich von der Schule ab!"
"Super, danke. Dann viel Spaß mit den Jungs, sag Grüße!"
"Danke. Bis spätestens morgen, Babe. Ich weiß noch nicht, bis wann ich wieder da bin, aber ich denke, du wirst schon schlafen!"
"Jup, bis morgen!"
Nach einem Abschiedskuss zieht meine bessere Hälfte dann auch schon wieder ab.

Alex scheint auch mit seinen Aufgaben durch zu sein, denn der steht plötzlich neben mir und wuschelt mir durch die Haare:
"Lass uns ins Wohnzimmer gehen. Für heute ist genug."
"Bin eh fertig", lasse ich verlauten und folge dem Notarzt in den besagten Raum.
Mit etwas Abstand zu Tom, da ich ihn nicht belagern möchte, setze ich mich auf das Chillmöbel und nehme das Fernsehprogramm in Augenschein, das anscheinend Oli ausgewählt hat, da dieser im Besitz der Fernbedienung ist.
"Kommst du zu mir?", murmelt es zu meiner Rechten, worauf ich meinen Kopf zu Herrn Mayer drehe.
Dieser hebt die Kuscheldecke über seinem Körper an, um mir zu signalisieren, dass er für eine Kuschelrunde bereit ist.
Seine geröteten Augen versetzen mir sofort einen Stich ins Herz, aber ich versuche an Alex' Worte zu denken und sage mir, dass es ihm bald besser gehen wird.
Als ich mich dicht an den Polizistenkörper gepresst habe findet sein Mund den Weg zu meinem Ohr:
"Hattest du auch so einen beschissenen Tag?"
"Ja", flüstere ich vor mich hin, worauf Tom seine Arme um mich legt und sich ganz fest an mich drückt:
"Dann lass uns zusammen die ganze Kacke weg kuscheln!"

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