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Part 145

"Hallo, Nico!" Tristan hält Tom die Praxistüre auf und begrüßt den Physiotherapeuten, der wie immer wartend an der Rezeption steht.

So, so. Wir sind aber schnell beim "Du" angekommen...

"Hi! Oh, wen bringst du mir denn heute alles mit?" Herr Holzapfel stößt sich vom Tresen ab und kommt direkt auf Tom zugelaufen, der sich gerade mit seinen Krücken etwas schwer tut.
Obwohl ich nicht gefragt wurde, gebe ich die Identität unseres Mitbringsels sofort preis:
"Das ist mein Papa. Tristan hat ihn einfach mal mitgeschleppt, da sich bei ihm auch einige Baustellen aufgetan haben!"
"Ja, ich seh schon. Wenn ich mich richtig erinnere, sind sie Herr Mayer, oder? Wir haben vor längerer Zeit miteinander telefoniert!"
"Genau, das bin ich. Falls es nicht passt, dann kann ich auch ein anderes Mal wiederkommen. Wir waren ja jetzt einfach so frech!"
Nico winkt Tom lächelnd ab:
"Ach, gar kein Ding. Zoey weiß schließlich, was sie machen muss und braucht im Normalfall gar kein wachsames Auge mehr, da kann ich mir ihren Fuß gleich mal anschauen .... Wenn sie aufrechter laufen, klappt es vielleicht etwas besser mit den Krücken!" Herrn Holzapfels Hinweis wird von Herrn Mayer nickend angenommen, ohne sich in irgendeiner Weise zu rechtfertigen.
Tristan ist dann der, der gleich zur Erklärung ansetzt:
"Das liegt daran, dass er momentan nicht genügend Kraft aufbringen kann. Normalerweise kommt er mit Krücken gut klar!"
"Dann werde ich mal schauen, ob ich irgendwie behilflich sein kann.  Eventuell gibt es außer dem Fuß auch noch andere Baustellen, die beseitigt werden möchten! Zoey, wir gehen in die sieben. Du kennst den Weg ja schon!" Mit einer scheuchenden Handbewegung deutet mir Nico, dass ich mich bewegen soll und setze das auch sofort in die Tat um.
Nach einem kleinen Blick über die Schulter sehe ich, dass Tom mir direkt hinterher läuft und die beiden Buddys sich Herrn Mayers Lauftechnik genauer anschauen.

Im Behandlungsraum angekommen, gibt der Praxisinhaber sofort weitere Anweisungen:
"Zoey, du weißt, was du zu tun hast! Tom, Sie dürfen einmal ihren Oberkörper von dem Stoff befreien, damit ich mir die Wirbelsäule genauer anschauen kann!"
Tom atmet einmal schwer auf und überlegt kurz, ob er sein Oberteil wirklich ausziehen soll.
Nico ist sichtlich verwirrt über die verhaltene Reaktion, sagt aber vorerst nichts, sondern beobachtet nur.

Alibimäßig setze ich mich auf die Isomatte, die schon auf dem Boden bereit liegt und bewege ab und zu mal einen Fuß, damit es nicht auffällt, dass ich die Herren beobachte.
Als ich schon fast nicht mehr mit irgendeiner Regung des Polizisten rechne, drückt er Tristan seine Krücken in die Hand und macht sich am Saum seines Hoodies zu schaffen.
Mit einem schnellen Ruck legt er seinen Oberkörper frei und stellt somit seine körperliche Leinwand zur Show.
Der Herr Physiotherapeut verzieht keine Miene, allerdings merkt man, bei ganz genauer Beobachtung, dass er kurz aufhört zu atmen und innerlich komplett versteinert.

Heute sehen die Verzierungen fast noch schlimmer aus, da sich die Hämatome in ihrem Farbspektrum ausgeweitet haben.
Man kann sich gar nicht vorstellen, dass das allein einem Mann zuzuschreiben ist.
Vielleicht auch zweien, ja, aber bei dem Bild, das uns gegeben wird, vermutet man eher mit einer ganzen Schaar Angreifern.

So lange keiner etwas sagt, ist Toms Blick stur auf den Boden gerichtet und man merkt ihm jetzt auch ohne genaue Beobachtungsgabe an, wie unangenehm es ihm ist.
Dadurch, dass Tristan die Gehhilfen zur Seite stellt, sammelt sich Nico auch mal wieder und beendet sein offensichtliches Kopfkino:
"Tom, Sie dürfen sich bitte mit beiden Händen auf der Liege abstützen und einen Katzenbuckel imitieren. Ich werde die Wirbelsäule vorsichtig abtasten. Falls es irgendwo zu sehr schmerzt, sagen Sie bitte Bescheid!"
"Alles klar!", bestätigt der Angesprochene, stützt sich auf der Liegevorrichtung ab und verzieht schon mal vorsorglich das Gesicht, da er damit rechnet, dass es gleich schmerzhaft wird.

In der Region des oberen Rückens verläuft das Abtasten ohne Probleme.
Erst in der Region, in der die Punktion stattgefunden hat, zuckt Tom zusammen und zischt kurz auf.
Damit Nico gleich im Bilde ist, erklärt Tristan, was dort gemacht wurde und kontrolliert selbst nochmal das Wundgebiet, das allem Anschein nach den Weg der Besserung einschlägt.

Um es mir etwas bequemer zu machen, setze ich mich in den Schneidersitz und behalte Herrn Mayer im Auge, damit ich den Schmerzverursachern sofort Bescheid geben kann, wenn bei dem Polizisten ein Grimassenkino startet und er sich wieder in den Kopf gesetzt hat, die Zähne zusammen zu beißen und nichts zu sagen.

Der Physiotherapeut fummelt eine Zeit lang an verschiedenen Stellen, die um den entzündeten Bereich liegen, herum und teilt uns dann seine Schlussfolgerung mit:
"Durch das Hämatom hat sich ein Wirbel verschoben und das sorgt dafür, dass jeder Schritt Schmerzen verursacht. Wenn Sie auf dem Rücken liegen, dürfte das auch nicht so angenehm sein, oder?"
"Ich weiß schon gar nicht mehr, wie ich liegen soll ... Ich dachte allerdings, dass das von der Entzündung kommt!"
"In geringem Maße vielleicht schon. Der Hauptschmerz kommt aber von dem verschobenen Wirbel. Das werden wir jetzt beheben. Sie müssen bitte einmal ganz fest die Zähne zusammenbeißen. Das wird kurz schmerzhaft, aber danach wird jegliche Bewegung wieder angenehmer sein!"
Der Blondschopf nickt vor sich hin, spannt seine Arme an und schließt die Augen.
Unser neuer Mitbewohner stellt sich seitlich der beiden Männer auf und beobachtet erwartungsvoll das Geschehen.

Kaum hat Nico wieder seine zum greifen benötigte Handflächenverlängerungen an Toms Rücken angelegt, knurrt dieser auch schon auf und krallt seine Finger in die Oberfläche der Liege, so dass seine Fingerknöchel weiß hervortreten.
Tristan hat Herrn Mayer genau im Visier:
"Weiter atmen, Tom!"

Über meinen Rücken fegt ein Gänsehautschauer nach dem anderen, da ich gut nachvollziehen kann, wie schmerzhaft das gerade ist.

"Super, geschafft!" Genau mit den erlösenden Worten des Physiotherapeuten knicken auch die Beine des Polizisten weg.
Jetzt weiß ich auch, warum Tristan direkt neben den beiden steht, denn der legt blitzschnell seine Hände um Toms Oberarm, während Nico ihm unter die Arme greift und beide somit eine Schmusestunde zwischen Tom und dem Boden verhindern.
Vor Schreck springe ich auf und möchte sofort helfen, doch Herr Holzapfel schüttelt gleich den Kopf.
"Zoey, alles gut. Das kommt vor und ich habe damit gerechnet. Das wird gleich wieder!", beruhigt mich Nico und wuchtet Tom, zusammen mit Tristans Hilfe, auf die Liege.
"Geht es wieder?", fragt der Oberarzt und überprüft natürlich erst einmal den Puls, um sicherzugehen, dass uns Herr Mayer nicht abschmiert.

Leider wird meine Beobachtung gestört, denn der Chef des Hauses stellt sich in mein Blickfeld.
"Wenn mich nicht alles täuscht, hast du etwas zu tun, oder?", grinst mich Nico an und wartet darauf, dass ich endlich damit anfange, wofür ich eigentlich auch hergekommen bin.
Es reicht schon, dass ich meinen Rücken auf der Isomatte bette, da
widmet er sich wieder dem Kerl auf der Liege, der langsam aber sicher wieder Farbe ins Gesicht bekommt.

Während ich mich verrenke und Tristan als Aufpasser fungiert, führt Nico bei Tom eine Lymphdrainage durch.
Der Polizist döst dabei immer wieder weg, da er sich wirklich darauf einlässt und total entspannt da liegt.
Zu guter Letzt wird der behandelte Fuß bandagiert.
Nico verzichtet darauf, einen Kompressionsstrumpf einzusetzen, denn den kann Tom nicht ohne Schmerzen über seinen Fuß ziehen und hat es mit einem angelegten Verband einfacher.

"Dann wären wir für heute durch. Sie ruhen sich zuhause bitte ordentlich aus und trinken genügend. Ich würde sagen, dass wir zweimal pro Woche einen Termin veranschlagen und sie einfach mit ihrer Tochter mitkommen. Mit der Mobilisierung warten wir allerdings noch ein paar Tage, damit die Schmerzen noch ein Stück weit abgeklungen sind!"
Tom gähnt kurz und bestätigt im Anschluss mit einem "Okay" Nicos Worte.
"Sehr gut. Dann mal noch zu dir, Zoey. Leg dich doch bitte kurz in Bauchlage auf die Matte!" Herr Holzapfel läuft nebenher zum Waschbecken, säubert seine Hände und lässt sich im Anschluss neben mir auf dem Boden nieder.
Als er meinen Rücken freigelegt hat, tastet er die verschiedenen Muskelgruppen rückenabwärts ab.
"Super. Das wird. Die ersten Fortschritte machen sich bemerkbar. Hattest du bisher noch Probleme beim Laufen oder lange Sitzen?", will er wissen, was ich sofort verneine.
"Gut. Wenn ich merke, dass es auch über die Wochenenden gut läuft und du deine Übungen konsequent durchführst, können wir deine Besuche ein klein wenig zurückschrauben. Das ist aber ganz alleine von deiner Mitarbeit abhängig, okay?"
"Ja, habe verstanden!", antworte ich freudig und nehme mir auch in diesem Bereich vor, etwas mehr Ehrgeiz zu zeigen.
Schließlich ist die Aussicht auf mehr Freizeit, durch die Reduzierung der Termine, sehr verlockend.
Außerdem ist es schöner, wenn Nico nicht sauer ist und sich über die entstandenen Fortschritte freut.

Unser begleitender Oberarzt scheint ebenso zufrieden zu sein und hilft Tom im Anschluss, sich wieder einzukleiden, damit er sich nicht so abmühen muss.
Ich muss schon sagen, dass Tom jetzt eine ganz andere Haltung auf den Krücken hat als zuvor und bin auch erstaunt, was so ein verschobener Wirbel alles anrichten kann.

"Wie fühlt sich der Rücken an?", fragt Nico, nachdem Herr Mayer ein paar Schritte gelaufen ist.
"Viel besser. Danke!" Die Wortkargheit nimmt dem Herrn keiner Übel, denn man sieht ihm jetzt richtig an, wie müde er ist.
"Sehr gut! Falls bis nächsten Dienstag Probleme auftauchen sollten, dürfen Sie sich melden. Ansonsten alles Gute und Zoey, dich sehe ich morgen nochmal!"
"Alles klar. Bis morgen dann!", werfe ich ihm zu und halte Tom die Türe auf, damit er sich auf den Gehhilfen hindurch schwingen kann.

Während der Fahrt hat der Polizist enorme Probleme sich wach zu halten.
Tristan stellt deshalb immer wieder Fragen, auf die Tom antworten muss, was sich aber letztendlich nur noch auf ein "mhm" beschränkt.

Zuhause angekommen, wartet schon das Abendessen auf uns.
In der Zwischenzeit sind Leo und Rebekka eingetroffen und sitzen schon erwartungsvoll mit Oli und Alex am Esstisch.
Im Gegensatz zu mir scheint Herr Mayer keinen großen Appetit zu haben, denn er verzieht beim Anblick der Nahrungsmittel sein Gesicht.
Doch hier schlägt ebenso der Wandel zu, denn er setzt sich ohne Gemecker an den Tisch und isst wenigstens eine Kleinigkeit, auch wenn es nicht viel ist.
Tristan erzählt während dem futtern, was Nico bei Tom alles angestellt hat und das ich endlich Fortschritte zu verzeichnen habe.
Nach einer Runde des Lobes beenden wir die Futterlukenfüllung, worauf Alex Tom ins Visier nimmt:
"Leg dich doch hin, Tom. Man sieht dir an, dass du total fertig bist!" Herr Hertkamp steht auf und schnappt sich die Krücken, die an der Wand gelehnt stehen, um sie dem Schlafbedürftigen zu reichen.
Dieser nimmt die Gehhilfen dankend an und schleppt sich zum Chillmöbel, um sich dort wie ein nasser Sack auf das Polster fallen zu lassen.

Liebend Gerne würde ich mich jetzt auch zu den anderen Faulenzern auf das Sofa gesellen, aber das muss leider noch warten.
Nachdem ich mit Oli den Tisch abgeräumt habe, schlurfe ich lustlos in den Flur.
Dort schnappe ich mir schwer aufatmend meinen Schulranzen und setze mich an den abgeräumten Esszimmertisch.
Leider Gottes sind mir heute Mittag die Hausaufgaben entfallen, ohne die ich morgen sicherlich nicht in der Schule auftauchen möchte, da ich schon einen gewissen Respekt vor der neuen Lehrkraft habe.
"Babe? Was machst du denn jetzt noch?", fragt Leo, der es sich mit der restlichen Mannschaft schon auf dem Sofa bequem gemacht hat.
"Hausaufgaben!", antworte ich und ziehe meinen Matheordner und das passende Buch aus dem Stoffbehälter hervor.
"Was?" Leo hört sich fast schon geschockt an, was ich gekonnt ignoriere und ihm eine Erklärung des von mir genannten Wortes zukommen lasse:
"Falls du dich nicht mehr daran erinnern kannst: Lehrer geben einem des Öfteren Aufgaben auf, die man zuhause erledigen muss. Das nennt sich Hausaufgaben!"
"Seit wann machst du das bitte freiwillig?"
"Seitdem mein Lehrer Rudinski heißt und ich mir nicht sicher bin, ob ich bei Nichterledigung als Strafe einen Bundeswehr Parkour durchlaufen muss. Darauf habe ich noch weniger Bock als auf die paar Aufgaben!"
Eine Antwort bekomme ich darauf nicht mehr, deshalb widme ich mich auch den unliebsamen Zahlen und zermartere mir den Kopf.

Zu meinem Erstaunen läuft alles wie am Schnürchen, nur bei der letzten Aufgabe will mein Kopf einfach nicht auf die Lösung kommen.
"Wie sieht's denn aus? Bist du bald fertig?" Alex stellt sich neben mich und überfliegt mein Geschriebenes, als wenn er sich vergewissern will, dass ich tatsächlich meiner Pflicht nachkomme.
"Wenn ich dieses Schaltjahr noch auf die Lösung komme, dann ja!", brumme ich vor mich hin und reibe mir mit meinen Händen durchs Gesicht.
"Wo liegt das Problem?"
"Hier!" Ich tippe mit meinem Zeigefinger auf die Stelle meiner Rechnung, bei der ich nicht weiter komme und muss mich wirklich zusammenreißen, nicht einfach aufzugeben.
Herr Hetkamp wirft abwechselnd einen Blick in mein Buch und dann wieder auf mein Blatt.
Nach kurzer Zeit deutet er bei den abgeschriebenen Zahlen aus dem Buch auf die sechs:
"Die Zahl ist falsch. Da muss eine acht hin!"
"Echt jetzt?" Um das genauer zu überprüfen, schnappe ich mir das Buch und lege es direkt vor meine Nase.

Tatsächlich erkenne ich jetzt auch, dass ich die Zahl falsch abgeschrieben habe und schüttle über mich selbst den Kopf.
Seitdem Oli und Tristan meine Blindheit festgestellt haben, tauchen immer wieder Situationen auf, in denen mir bewusst wird, dass ich tatsächlich nicht immer alles richtig sehe und aus Reflex einfach rate.
"Kannst du den Rest bitte auch überprüfen? Ich habe zwar jede Rechnung gelöst bekommen, aber wenn nachher alles falsch ist, bringt mir das auch nicht viel!"
Der Notarzt setzt sich neben mich und vergleicht meine Zahlen mit denen im Buch.
Letztendlich stellt sich heraus, dass ich bei der Hälfte der Aufgaben etwas völlig anderes aufgeschrieben habe und meine Probleme bei den Fünfer, Sechser, Achter und Neuner liegen.

Was ist, wenn ich in der Leistungsstandüberprüfung die Zahlen nicht richtig gesehen habe und alles falsch gerechnet habe?

"Zoey? Was ist los?"
"Nichts. Ich ärgere mich, dass ich die ganze Kacke nochmal machen muss!"
"Lass gut sein, jetzt. Für heute hast du wirklich genug getan. Ich bin stolz auf dich, dass du dich so anstrengst!" Alex meint es sicherlich nur gut, aber morgen im Unterricht zählt das Resultat und nicht nur der Wille.
"Danke, aber es bringt mir nichts, wenn alles falsch ist..."
"Dann helfe ich dir. Ich sage dir, welche Zahlen da stehen und du schreibst, okay?"
Auch wenn ich alles gerne in eine Ecke werfen und verbrennen würde, greife ich wieder zu meinem Kugelschreiber und einem neuen Blatt.

Mit Alex' Hilfe bin ich zum Glück schneller fertig als gedacht und kann nach einer halben Stunde den Schulkram endlich wegpacken.
"Wenn uns das mit deinen Augen nur mal früher aufgefallen wäre... Klar, dass nie etwas gestimmt hat. Wenn man mit falschen Zahlen rechnet, kann das Ergebnis nicht stimmen!"
Insgeheim hoffe ich ja immer noch, dass die Herren sich irren und ich überhaupt keine Brille brauche, auch wenn es, ehrlich gesagt, mehr als offensichtlich ist.
Ich zucke nur mit den Schultern und lasse meinen Kopf auf die Tischplatte fallen, da mir einfällt, dass ich noch einen von Shanes Ordner vor mir habe.
"Nana, so schlimm ist das doch auch nicht!" Herr Hetkamp streicht mir ein paar Mal über den Rücken und drückt mir einen Kuss auf den Hinterkopf.

"Babe, komm jetzt her!", nörgelt Leo und fuchtelt auffordernd mit seiner Hand in der Luft herum.
"Kann nicht! Ich muss noch den letzten Ordner von Shane in Angriff nehmen, sonst bekommt Herr Funke morgen die Krise."
Lauthals gähnend erhebe ich mich von meinem Stuhl und will gerade den Weg zum Ärztezimmer auf mich nehmen, da legt auch Oli sofort ein Veto ein:
"Du parkst deinen Hintern jetzt bei uns! Für heute warst du fleißig genug. Shane wird es auch einen Tag länger ohne Ordner verkraften können und du hast dir deinen Feierabend redlich verdient!"
Dass ich in meinem Leben mal so etwas zu hören bekomme, hätte ich mir nicht mal im Traum gedacht.
"Jetzt guck nicht so, Zoey. Oli hat recht! Du kannst heute wirklich stolz auf dich sein", wirft mir Tristan entgegen und klopft auffordernd auf die Sitzfläche des Sofas.
Natürlich lasse ich mir das nicht noch ein weiteres Mal sagen und geselle mich zu den Herrschaften dazu.

Als ich mich in Leos Arm kuschele, fällt mir auf, dass Tom schläft.
Ich habe mich schon gewundert, dass von ihm so gar kein Kommentar gekommen ist, aber das erklärt die Sache natürlich.

Dicht vor meinen Augen taucht plötzlich ein Handydisplay auf.
"Hey, nicht so nah. Was ist das?" Ich schiebe Leos Smartphone etwas auf Abstand und bin mir fast sicher, dass das ein Ultraschallbild sein könnte.
"Bist du schwanger?", frage ich mit ernster Miene, worauf mein Freund die Augen verdreht und die restlichen Anwesenden zu lachen beginnen.
"Ha. Ha. Ha. Das ist das Vielleicht-Kind von Sam!"
"Der kleine Punkt da?" Mein Zeigefinger deutet auf einen kleinen schwarzen Punkt inmitten eines grauen Flecks.
"Jup. Steffi hat gesagt, dass sie ihm die Bilder und auch Infos über das Baby zukommen lässt, für den Fall, dass er tatsächlich der Vater sein sollte. Ist ja eigentlich ganz nett von ihr!"
"Boah, ich kann mir das gar nicht vorstellen ... Sam als Vater. Wir bekommen kaum unser eigenes Leben auf die Reihe und dann soll er noch für ein zusätzliches verantwortlich sein?"
"Vielleicht gibt das aber auch den Ansporn, endlich mal in die Puschen zu kommen." Leos mutmaßliche Annahme, ergänze ich um ein paar Worte:
"... sprach der König des Chaoses ..."
"Du kannst gleich mal ganz still sein!", fährt mich Leo an, doch das juckt mich natürlich einen Koffer:
"Ich stehe dazu, dass ich die Queen des Chaos bin! Hab kein Problem damit!"

"Ganz so schlimm seid ihr auch nicht mehr. Im letzten Jahr habt ihr ordentlich an euch gearbeitet und weniger Scheiße gebaut, als am Anfang. Ein Hang zum Chaos wird bei euch wohl stets vorhanden sein, aber das bedeutet nicht, dass das immer negativ zu beurteilen ist. Ihr seid gut so wie ihr seid! Ich würde euch jedenfalls nicht mehr eintauschen wollen.”
Anstatt einem dummen Kommentar, obwohl mir gerade genügend auf der Zunge liegen, bekommt Herr Hetkamp eine liebevolle Retourkutsche:
“Ich würde euch auch nicht mehr missen wollen!”
Nach dem Schleimaustausch widmen wir uns noch ein bisschen dem Fernsehprogramm.
Wir müssen feststellen, dass Toms Timing zusammen zu zucken mit den spannenden Szenen des Thrillers harmoniert.
Rebekkas Nerven halten dem aber nicht wirklich stand und darum rüttelt sie ihren Freund auch nach ein paar Minuten wach, um ihn dazu zu bewegen, mit ihr ins Bett zu gehen.
Nach anfänglichem Widerstand lässt er sich doch noch breitschlagen und folgt seiner Freundin muffelig ins obere Stockwerk.

“Sollen wir Sams Vielleicht-Kind “Maybe” nennen?”
“Wie kommst du denn jetzt da drauf?”, stöhnt Leo auf und klatscht mir mit seiner Handfläche leicht gegen die Stirn.
“Aua! Das ist mir halt gerade in den Sinn gekommen.”
“Wenn du sonst keine Probleme hast… Gehen wir auch schlafen? Ich bin müde!”
“Was hält Sam denn von dem Informationsaustausch und den Infos von Maybe?”
“Keine Ahnung!”
“Wie jetzt, keine Ahnung? Das ist dein Kumpel und du wirst doch wohl wissen, ob ihn das überfordert, freut, nervt oder was auch immer…”
Leo mustert mich mit hochgezogenen Augenbrauen und verkneift sich ein Gähnen.
“Schläft dein Gehirn schon und hat die Verbindung zum Sprachzentrum gekappt oder was ist los?”
“Boah… Leute, ich gehe jetzt ins Bett! Gute Nacht”, grummelt mein Freund der Meute zu, schiebt mich einfach von seiner Brust herunter und will sich doch tatsächlich alleine auf den Weg ins Bett machen.
“Nimmst du mich nicht mit?”
“Nur, wenn du die Klappe hältst!”
“Nimm sie mit! Es ist schon spät und außerdem versteht man bei ihrem Gequatsche nichts vom Film”, bittet Oli, was mich leicht verärgert:
“Sag mal, geht's noch? Ich kann mich noch daran erinnern, dass ihr immer gepredigt habt, dass man den Medienkonsum…” Meinen Satz kann ich leider nicht mehr beenden, denn Herr Britz drückt mir seine Handfläche auf den Mund und säuselt mir ganz leise ins Ohr, dass er mir noch ein bisschen den Kopf krault, wenn ich jetzt ruhig bin und mitkomme.
Das Angebot kann ich keinesfalls ausschlagen und nicke sofort als Zustimmung.
“Gut, dann komm jetzt!”
Ich ergreife die mir entgegen gestreckte Hand und lasse mich auf die Beine ziehen.
Bevor wir in unser Zimmer gehen, legen wir eine Zwischenstopp im Badezimmer ein und schrubben unsere Beißerchen, damit das Kopfkissen nicht mit unserem schlechten Atem kämpfen muss.

Als wir an Herrn Mayers Zimmer vorbei laufen, steht die Türe sperrangelweit offen.
Ich erhasche einen kurzen Blick in den durch unzähligen Lichterketten beleuchteten Raum und sehe, dass der Polizist in der Umarmung seiner Freundin liegt.
Ich bin froh, dass er nicht den Starken spielt und Rebekka einfach nur für ihn da ist.
“Sollen wir die Türe schließen?”, flüstert mir Leo zu, doch ich verneine sofort:
“Nö. Die steht bestimmt absichtlich offen. Vielleicht fühlt er sich so gerade wohler.”
“Möglich. Dann lass uns auch mal hinlegen. Ich bin total durch!”
“Aber…”
“Jaaaaa, mein Kurzzeitgedächtnis funktioniert hervorragend und ich weiß noch ganz genau, was ich dir versprochen habe!”, stöhnt meine bessere Hälfte genervt auf und zieht mich dann an der Hand in unser Zimmer.
Nachdem wir uns in die Bettdecken eingekuschelt haben, bahnen sich die männlichen Finger ihren Weg durch meine Haarpracht, worauf ich meine Augen schließe und einfach nur genieße.
Viel Arbeit hat Leo bestimmt nicht, denn ich merke schon nach ein paar Sekunden, wie schwer meine Augenlider werden.
“Ich liebe dich!”, höre ich Leo noch sagen und tauche dann ab in das Land der Träume.

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