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Part 140

Stephans Sicht

Das Klingeln meines Handys reißt mich aus dem Schlaf.
Ich greife blind auf den Nachttisch und taste so lange auf der Oberfläche herum, bis ich das technische Gerät in den Händen halte.
Auf dem Display steht eine mir unbekannte Nummer.
Die Tatsache, dass wir es erst kurz vor sieben Uhr haben, lässt mich genervt aufstöhnen, trotzdem nehme ich den Anruf an:

Ich: "Sindera?"
Tom: "Hi, Stephan. Ich bin's, Tom. Kannst du uns abholen kommen?"
Ich: "Was? Jetzt? War die Visite überhaupt schon da?"
Tom: "Ich will endlich nach Hause, bitte Stephan!"
Ich: "Haben dir die Ärzte denn schon grünes Licht gegeben?"
Tom: "Ich gebe mir selbst grünes Licht. Wir haben doch genügend Ärzte zuhause... Marc und Cedric wollen auch nicht länger hier bleiben!"
Ich: "Ach, Tom. Es wäre sicherlich vernünftiger mit einem ärztlichen..."
Tom: "Wenn du keine Zeit hast, uns abzuholen, ist das okay, dann laufen wir zur Not... Egal... Sorry!"
Ich: "Tom! So war das nicht gemeint. Ihr werdet einen Teufel tun und den ganzen Weg laufen... Gib mir ein paar Minuten, ich liege noch im Bett, aber werde mich beeilen. Solange bleibt ihr gefälligst in der KaS, verstanden?"
Tom: "Danke!"
Ich: "Kein Ding! Dann bis nachher!"

Seufzend schiebe ich die Bettdecke zur Seite und schwinge meine Beine aus dem Bett.
Dass die drei Männer unbedingt nach Hause wollen, kann ich absolut nachvollziehen und keinem verübeln.
Ich hoffe nur, dass sie dann auch zur Ruhe kommen und nicht von dem einen Loch ins andere fallen.
Tom ist hier in der WG bestens umsorgt, doch bei den anderen beiden behagt es mir nicht sonderlich, dass sie ganz alleine zuhause sind.

Nachdem der Rollladen nach oben gezogen und das Fenster zum Lüften geöffnet ist, begebe ich mich in die untere Etage.
Um meinen Geist richtig zum Leben zu erwecken, gönne ich mir vor dem Badezimmerbesuch eine Tasse Kaffee.
"Morgen! Schon so früh wach?", begrüßt mich Franco, der sich gerade ebenfalls einen Muntermacher zusammenbrauen lässt.
"Mhm. Tom hat mich aus dem Bett geklingelt!"
"Ist was passiert?", will er erschrocken wissen, doch ich winke ihm sofort ab:
"Nein. Er möchte gerne abgeholt werden und keine Minute länger in der KaS bleiben!"
"Dachte ich mir schon. Wobei man ihm ja hoch anrechnen muss, dass er heute Nacht nicht getürmt ist. Hätte mich ehrlich gesagt nicht gewundert, wenn er mitten in der Nacht vor der Türe gestanden wäre."
"Hahaha. Die gleichen Gedanken hatte ich auch. Naja, jetzt trinke ich schnell einen Kaffee und mache mich dann startklar. Musst du zur Arbeit?", ich ziehe eine frische Tasse aus einem der Hängeschränke und stelle sie unter die Kaffeeproduktionsmaschine, nachdem Franco sein Behältnis zu sich genommen hat.
"Ja, habe Dienst. Anschließend gehe ich zu Jacky und bleibe dort die nächsten drei Tage. Sie hat morgen Geburtstag. Falls aber irgendwas sein sollte und ihr mich braucht, meldet euch bitte, okay?"
"Klar, machen wir. Hast du für morgen etwas geplant?"
"Natürlich! Frühstück im Bett, anschließend geht es ins Schwimmbad und zu guter Letzt gehen wir schick essen!", grinst Franco über beide Ohren und läuft schon mal ins Esszimmer.
Als mein braunes Gold sich bis zum Limit in meiner Tasse angesammelt hat, folge ich dem Herrn Fabiano und platziere meinen Körper gegenüber von ihm am Esstisch.

Bevor ich mich auf meinen Hintern bequeme, werfe ich erneut einen Blick auf die Uhr:
"Soll ich mal schauen, ob Leo es aus den Federn geschafft hat? Zoey sollte jetzt eh auch aufstehen!"
"Setz dich! Ich mach das schnell, schließlich gehst du nachher Tom abholen und ich befürchte fast, dass seine Laune nicht so prickelnd sein wird. Da nehme ich dir wenigstens die Zicke da oben ab!"
Dagegen habe ich natürlich überhaupt nichts einzuwenden und nicke ihm dankbar zu, worauf sich Herr Fabiano in das obere Stockwerk begibt.
Kaum ist der Sanitäter eine Minute in der oberen Etage, kommt auch schon Leo die Treppe runtergerannt und wirft mir ein hektisches "Morgen!" zu, als er mich wahrnimmt.
Da der Kerl schneller verschwunden ist, als das ich meinen Mund aufbekommen habe, schenke ich mir jegliches Wort des Grußes und fülle lieber meinen Koffeintank auf.
Wie mir scheint, ist das Fräulein heute auch nicht unbedingt begeistert, dass sie ihr Bett verlassen muss, denn man hört abwechselnd Franco und dann wieder Zoey meckern.

"In fünf Minuten bist du unten, sonst ziehe ich dich an den Füßen aus dem Bett!", ruft der Italiener durch das ganze Haus und kommt wieder ins Esszimmer gelaufen.
Eine Antwort ist nicht zu hören, aber das erwartet auch niemand um diese Uhrzeit.
"Wie ist die Lage?", will ich wissen, worauf Franco nur verächtlich schnaubt:
"Wie sonst auch, nur mit einer Prise mehr Motzigkeit! Den Augenringen nach zu urteilen, hat Madame kaum geschlafen."
"Wird wohl die Aufregung sein, weil Tom heute wieder nach Hause kommt. Da werde ich nachher aus dem Haus schleichen müssen, denn wenn sie mitbekommt, dass ich ihn jetzt schon abhole, dann klammert sie sich womöglich an mein Bein und lässt nie wieder los!"
"Hahaha. Das könnte gut möglich sein!"
Nachdem unsere Tassen geleert sind, flitzt Leo an uns vorbei, direkt in die Küche.
Den Geräuschen nach zu urteilen reißt er die halbe Einrichtung ab, jedoch versichert er uns, auf Nachfrage, dass er sich nur für die Arbeit etwas zum Essen macht.
Mit Ende des Krachs taucht Herr Britz wieder auf:
"Ciao, bis dann!"
"Leo!"
"Was?", er hält in seinem Spurt inne und sieht mich fragend an.
"Mach langsam, okay? Lieber zu spät, als in einen Unfall verwickelt oder schlimmeres!" Meine Worte scheinen tatsächlich anzukommen, denn er atmet tief durch und lächelt mich an:
"Hast recht. Danke. Bis später dann!"

Mit dem Zufallen der Haustüre macht sich das nächste Kind bemerkbar, indem es lautstark die Treppenstufen überwindet.
Das Zoey es jetzt tatsächlich aus dem Bett geschafft hat, verwundert uns im ersten Moment, denn so etwas kommt dann doch nur alle Schaltjahre einmal vor.
Noch bevor Franco einen Kommentar abgeben kann, ertönt Tristans belustigte Stimme und ich bin überrascht, dass er sich wirklich in die Höhle des Löwen getraut hat.
Der Mann besitzt einige Nerven.
Zumindest jetzt noch.
Von Zoey werden wir mit einem Blick des Todes bedacht, als sie weiter Richtung Beautywerkstatt läuft, was der Oberarzt kurz darauf mit einem freudigen "Guten Morgen!" sofort wieder wett macht.

"Nicht so der Morgenmensch euer Kind, mh?", stellt der Mediziner fest und trottet in die Küche.
"Nicht ganz, nein!", gibt Franco amüsiert von sich und bewegt sich ebenfalls in den Essenszubereitungsraum, um der Prinzessin ihr Frühstück zuzubereiten, damit sie sofort ihren Mund mit Müsli anstatt mit muffeligen Worten füllen kann.
Ich hingegen organisiere mir jetzt schnell ein paar Klamotten aus meinem Zimmer und marschiere dann zu unserer Trantüte ins Badezimmer ein.
Das Fräulein schrubbt ihre Beißerchen und beobachtet mich durch den Spiegel, während ich mir ebenfalls meine Zahnbürste schnappe und mit der Polierpaste bestücke.
"Wahum bich hu chon wach?"
"Muss noch ein paar Sachen erledigen, bevor Tom nach Hause kommt!"
"Wach henn?", ich merke schon, dass sie den Braten riecht und ich weiß, dass ich jetzt ganz genau aufpassen muss, was ich sage.

Ja, was musst du denn noch erledigen, Stephan?

"Ich muss noch auf dem Revier vorbei", das sollte als Erklärung reichen und darum schiebe ich mir sofort meine Zahnbürste in den Mund und beginne zu schrubben, was das Zeug hält, damit der Schaum sich rasend schnell ausbreitet und ich nichts weiteres sagen kann.
Zoey entledigt sich der weißen Masse und schüttelt dann ihren Kopf:
"Schon mal was von Telefonen und Handys gehört? Würde Sprit sparen... Naja..", schmettert sie mir muffelig entgegen und macht sich auf den Weg zu ihrem Frühstück.
Als ich mit meiner kleinen Sanierung fertig bin, ziehe ich mir im Flur schnell die Schuhe an, schnappe meine Jacke und schreie ein allgemeines "Tschüss!" durch die Gegend, um mich keinen eventuell neu aufgenommenen Fragen stellen zu müssen.
Mir stechen gerade noch die Krücken ins Auge, die von dem halben Jackenberg an der Garderobe verdeckt werden, bevor ich das Haus verlasse und sehe es als sehr sinnvoll an, diese für Tom mitzunehmen.
Im Auto angekommen, starte ich den Motor und lasse nebenher bei Paul durchklingeln, damit ich das nicht noch vergesse:

Paul: "Hey, Stephan... Was treibt dich denn schon so früh aus den Federn?"
Ich: "Hi, Paul. Tom hat mich aus den Federn geklingelt. Du hör mal, ich habe leider nicht viel Zeit, wollte dich aber etwas fragen!"
Paul: "Schieß los!"
Ich:" Hast du heute Mittag schon was vor?"
Paul: "Ich wollte eigentlich in die KaS und Cedric, Marc und Tom besuchen."
Ich: "Perfekt. Allerdings kannst du den Besuch auf deren Zuhause verlegen. Ich werde die drei gleich abholen. Mir war bei dem Gedanken, dass Cedric und Marc alleine zuhause sind nicht so ganz wohl. Ist jetzt am Anfang vielleicht besser, wenn sie ein bisschen Gesellschaft hätten."
Paul: "Da bin ich ganz deiner Meinung! Mach dir keinen Kopf, wir kümmern uns. Jonas und Moritz wollten, so weit ich weiß, auch mitkommen und dann teilen wir uns einfach auf."
Ich: "Super! Dann bis bald, Paul."
Paul: "Jo, bis denn, Stephan!"

Durch die Versicherung, dass Cedric und Marc nicht alleine zuhause sein werden, fühle ich mich gleich etwas wohler und hoffe, dass die Männer sich über die Gesellschaft freuen werden.

Als ich das Krankenzimmer betrete, herrscht Totenstille.
Zuerst denke ich, dass die drei gar nicht mehr da sind, doch nach ein paar Schritten sehe ich die Männer allesamt auf Toms Bett sitzen.
"Morgen, Männer!", begrüße ich die drei auf einen Schlag, worauf sie mir ihre Gesichter zuwenden.
Ich kann gar nicht genau beurteilen, wer am schlechtesten aussieht, jedoch würde ich behaupten, dass Marc und Tom beide den ersten Platz verdient hätten.
"Bereit nach Hause zu gehen?"
"Ja, auf alle Fälle!", bestätigt Cedric und erhebt sich als erstes.
Marc nickt mir nur zu und steht direkt danach ebenfalls auf beiden Beinen.
Tom hat sofort die Krücken entdeckt, die ich mitgebracht habe und legt ein leichtes Lächeln auf:
"Super, dass du daran gedacht hast!"
Ich reiche ihm seine Gehhilfen und schaue dabei zu, wie er sich mehr schlecht als recht von seinem Bett hoch kämpft.
Man sieht ihm an, dass er kaum Kraft hat sich abzustützen, doch er wäre nicht er selbst, wenn er nicht die Zähne zusammenbeißen und versuchen würde, das zu vertuschen.
Während Marc und Cedric sich ihre Taschen, die mit Kleidung gefüllt sind, schnappen, nehme ich mir Toms Sporttasche an und laufe im langsamen Schneckentempo hinter ihm her.
"Seid ihr jetzt offiziell entlassen oder habt ihr eigenmächtig entschieden?"
"Ganz offiziell. Die Visite war vor zehn Minuten da und hat uns die Erlaubnis gegeben. Tom muss seine Antibiotika regelmäßig nehmen und einer eurer Ärzte sollte weiterhin ein Auge darauf werfen, falls Nebenwirkungen auftreten!", informiert mich Marc, was ich nickend bestätige.

Bis wir am Auto ankommen, vergehen bestimmt fünfzehn Minuten, da Tom immer wieder eine Pause einlegen muss.
Die letzten paar Meter zittern seine Arme so stark, dass ich schon Angst habe, dass er mir direkt vor dem Auto einen Abgang macht.
Zu meiner Erleichterung schafft er es, ohne sich weitere Blessuren zuzufügen.

Als wir alle in meinem Auto sitzen und ich gerade den Motor starte, verkündet Marc, dass er mit zu Cedric gehen wird und ich dementsprechend nur Herrn Scherers Behausung ansteuern muss.
Ich werfe einen Blick in den Rückspiegel:
"Das ist eine gute Entscheidung. Heute Mittag kommt Paul vorbei und leistet euch Gesellschaft. Tut mir bitte einen Gefallen und meldet euch, wenn irgendetwas sein sollte. Egal, ob ihr nur jemanden zum reden braucht oder nicht alleine sein wollt. Das ist mein Ernst und ihr müsst euch wirklich nichts dabei denken, okay?"
"Danke!", nuschelt Cedric vor sich hin und lehnt seinen Kopf gegen die Fensterscheibe, um seine Augen zu schließen.
Ich möchte gar nicht wissen, wie die drei sich jetzt fühlen müssen.
Die angespannten Gesichter verraten mir, dass sie noch sehr viel zu verarbeiten haben und es ein langer Weg werden wird.
Zum Glück ist auf unserem Revier auf alle Verlass und ich weiß, auch ohne zu fragen, dass sich die Kollegen absprechen und immer für einen täglichen Besuch bereit sein werden.

An Cedrics Bude angekommen, verabschieden sich die drei Geschädigten voneinander.
Ich lasse es mir nicht nehmen, Marc und Cedric in die Wohnung zu begleiten und verabschiede mich erst, als die zwei mit beiden Beinen in Herrn Scherers Behausung stehen.
Auf meinem Rückweg zum Auto fällt mir Toms brutale Verhaftung ein und mir kommt in den Sinn, dass sowohl Marc als auch Cedric an der Haustüre überrascht wurden.
Da ich mir nicht sicher bin, ob das ein Triggerpunkt geworden sein könnte und man ja nicht gleich am ersten Tag die Nerven der beiden strapazieren muss, schreibe ich Paul noch schnell eine Nachricht, bevor ich mich wieder zu Tom ins Auto begebe.

Ich, 8:20 Uhr
Hey, Paul. Wollte dir Bescheid geben, dass Marc bei Cedric zuhause ist. Vielleicht ruft ihr einen der beiden auf dem Handy an, wenn ihr vor der Tür steht. Ich weiß nicht, ob sie euch sonst rein lassen, wenn ihr klingelt. Man bedenke die gewaltvollen Verhaftungen. Gruß, Stephan.


Am Auto angekommen, sehe ich, dass Tom seinen Kopf gegen die Nackenstütze gelehnt und die Augen geschlossen hat.
Bei ihm ist eine Runde Schlaf bitter nötig und das wird auch das erste sein, wozu ich ihn nachher verdonnere, wenn wir in der WG angekommen sind.
Obwohl ich mich bemühe beim einsteigen leise zu sein, schreckt mein Nebenmann sofort auf, als ich die Autotüre öffne.
"Sorry. Wir sind aber gleich daheim und da schläfst du erst einmal, mh?"
"Jaja!", nuschelt er vor sich hin und reibt sich vorsichtig mit einer Hand über seine Augen.
Während der Fahrt werde ich von einem Dauergähnen beschallt, das mich langsam auch ganz müde macht und ich letztendlich mit Tom um die Wette gähne.

Als wir endlich zuhause angekommen sind, erkämpft sich Tom seinen Weg ins Hausinnere und ich weise ihn gleich zweimal darauf hin, dass er gleich aufs Sofa liegen soll.
Stur wie man ihn kennt, arbeitet er sich allerdings zuerst in die Küche vor.
"Hi", begrüßt er Tristan, der auf dem Chillmöbel sitzt und gerade in einer Zeitung herumblättert.
Der Oberarzt senkt überrascht das bedruckte Papier, erwidert ein "Hi" und verfolgt das Häufchen Elend auf Krücken mit seinen Augen.
Kopfschüttelnd stelle ich die Sporttasche im Flur ab und laufe Herrn Mayer in die Küche hinterher, der mittlerweile wie ein versteinerter Ölgötze mitten im Raum steht.
"Tom? Leg dich doch hin und versuche ein bisschen zu schlafen. Man sieht dir an, wie müde du bist!"
"Ich bin nicht müde!", kommt prompt die Antwort, die mehr einem Flüstern gleicht.
"Was willst du denn? Hast du Hunger?"
"Nein, ich... Ich weiß nicht!"
Da uns Phil schon darüber informiert hat, dass Tom und Marc Probleme mit dem Schlafen haben, ist mir sofort bewusst, dass er einfach nur versucht, sich wach zu halten.
Vorsichtig lege ich eine meiner Hände auf Herrn Mayers Schulter ab, drehe ihn Richtung Türe und schiebe ihn in das Wohnzimmer.

Als Tristan jetzt einen Blick auf Toms Gesicht werfen kann, bekommt er riesengroße Augen:
"Shit, Tom... Hast du heute Nacht denn kein bisschen geschlafen?"
Der Angesprochene gibt darauf keine Antwort, sondern lässt sich sehr vorsichtig auf das Sitzpolster des Sofas nieder und reicht mir anschließend die Krücken, damit ich sie zur Seite stellen kann.
Das Aufeinandertreffen von Rücken und Sofalehne scheint nicht sehr positiv auszufallen, denn Tom brummt schmerzerfüllt auf und verzieht sein Gesicht in alle Richtungen.
Er hat sichtlich Mühe, ruhig zu bleiben und nicht vor Wut zu platzen.
Meiner Meinung nach ist das verständlich, plagt er sich doch jetzt schon lange genug mit Schmerzen rum.
Der Hinterkopf des Polizisten trifft kurz darauf auf der Rückenlehne des Sofas ein und er kämpft stark damit, seine Augen offen zu halten.

Tristan kann sich das allem Anschein nach nicht länger mit anschauen, rutscht ein Stück zur Seite und legt eines der Sofakissen zwischen sich und Tom ab.
Das auffordernde Klopfen wird von dem offensichtlichen Schlafbedürftigen abgelehnt:
"Ich bin nicht müde! Wo ist Zoey?"
"In der Schule!", antworte ich ihm.
"Wie viel Tag.... Ähm... Welcher Uhr... Ach, verdammt!"
Man könnte wirklich meinen, Toms Gehirn erlebt gerade eine Extrarunde durch einen Mixer, da seine Worte überhaupt keinen Sinn mehr ergeben.
Er selbst fährt sich mit beiden Händen grob durch sein Gesicht und zischt sofort laut auf, da ihm wohl entgangen ist, dass er noch etliche empfindliche Blessuren im Gesicht trägt.

Um ihm ein bisschen in den Schlaf zu helfen und da er genauso auf Körpernähe um Wärme reagiert wie Zoey, setze ich mich ganz dicht neben ihn.
Da ich jetzt fast schon auf seinem Schoß sitze, bekomme ich einen dementsprechenden Blick zugeworfen, den ich gekonnt ignoriere.
Man kann direkt zusehen, wie Toms Augenlider immer schwerer werden und nach kürzester Zeit überhaupt keine Kraft mehr aufbringen können, sich zu öffnen.
Tristan nutzt die Gunst, legt seine Hände an Herrn Mayers Schultern ab und will ihn mit dem Oberkörper auf die Sitzfläche ziehen, doch Tom zuckt sofort panisch zurück.
"Tom, ich bin's nur. Leg dich hin. Deinem Rücken tut diese Haltung nicht gut!", redet der Oberarzt mit ruhiger Stimme auf ihn ein, was zum Glück sofort Wirkung zeigt.
Ich schnappe mir dann auch sofort seine Beine und platziere sie ebenfalls auf dem Sofa, so dass der Herr komplett waagerecht liegt.
"Ich will nicht schlafen!", nuschelt Tom vor sich und ist im nächsten Moment auch schon vollkommen weggetreten.

"Das gefällt mir gar nicht! Ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm ist. Wir müssen das unbedingt im Auge behalten. Sind eure zwei Kollegen alleine zuhause?", will Tristan mit zerknirschtem Gesicht wissen.
"Nein, Marc ist mit Cedric mitgegangen und der Rest der Bande wechselt sich mit Besuchen ab. Cedric hat sich allerdings schon auf einen Psychologen eingelassen und macht bald weitere Termine aus!"
"Okay. Wenigstens hat schon einer den richtigen Weg eingeschlagen... Ich überlege mir was... Kommst du alleine klar? Ich muss los zum Dienst."
"Alex ist doch auch noch da. Der wird sicherlich bald aufstehen. Also, geh nur!", beruhige ich den Oberarzt, der trotz meiner Worte nicht sehr begeistert aussieht.
"Ich habe meinen Namen gehört?" Alex kommt grinsend ins Wohnzimmer gelaufen und sieht uns fragend an.
"Ich muss los und mir ist es wohler, wenn eine ärztliche Präsenz anwesend wäre, da Tom gerade auf unerwartete Berührungen etwas panisch reagiert hat.... Wenn das mit dem Schlafen nicht klappt, dann meldet euch. Ich werde mal nach einer Möglichkeit suchen, wie wir ihm zu etwas mehr Schlaf verhelfen können, denn auf Dauer wird der Schlafmangel sonst zu einem großen Problem!"
Herr Hetkamp nickt zustimmend und gibt Tristan somit das Zeichen, dass seine Meinung geteilt wird und er nun endlich seinen Dienst antreten kann.

Nach nur zwanzig Minuten fängt Tom an, unruhig zu zucken und brummt unentwegt vor sich hin.
Auf seiner Stirn bildet sich ein leichter Schweißfilm und aus seinem Mund dringen leise, undefinierbare Worte.
"Tom?" Alex spricht den Polizisten leise an, damit er aus seinem Traum erwacht und realisiert, dass er in Sicherheit ist.
Als ich eine meiner Hände auf sein Brustbein lege, reißt er sofort seine Augen auf und starrt mich panisch an.
Alex, der direkt neben Tom sitzt, reagiert schnell und spricht ihn vorsichtig an:
"Du bist zuhause. Keine Sorge. Hier sind nur Stephan und ich, okay?"
Tom versichert sich mit einem kurzen Rundumblick und nickt nach kurzer Zeit vor sich hin.
Ich bin froh, dass er sich nicht in seiner Panik verfängt und doch ziemlich schnell beruhigen lässt.
Dass er jetzt genug vom Schlafen hat, kann ich absolut nachvollziehen und versuche auch nicht nochmal, ihn umzustimmen.
Allerdings hat er auch keine Lust mit uns zu reden und konzentriert sich lieber darauf, Löcher in die Luft zu starren.
Ich nehme mir vor, Rebekka gegen später zu fragen, ob das in der anfänglichen Verarbeitungsphase noch als normal gilt oder ob dieses Verhalten schon als bedenklich einzustufen ist.

Um kurz nach eins trifft unsere kleine Hexe endlich zuhause ein.
Bevor sie den Raum betritt, spickelt sie vorsichtig um die Ecke und erhebt sofort ihre Mundwinkel, als Tom in ihr Blickfeld fällt.
Madame lässt blitzschnell ihren Rucksack von den Schultern gleiten und schleudert ihn einfach in Richtung Garderobe.
Die Jacke rutscht danach ungestreift an ihren Armen auf den Boden hinunter und die Schuhe kommen dank einer schwungvollen Bewegung irgendwo im Flur zum Liegen.
Im Anschluss kommt sie langsam auf uns zugelaufen, da sie sich wohl nicht sicher ist, wie Toms Gemütslage ist.

Als Herr Mayer sein Töchterchen auch endlich wahrnimmt, strahlt er sofort wie ein Atomkraftwerk und breitet seine Arme aus.
Zoey erschrickt kurz, als sie das geschundene Gesicht sieht, schiebt die Sorgen aber schnell auf die Seite und begibt sich sofort in die väterliche Umarmung.
"Ich habe dich so sehr vermisst!", nuschelt unser Mädchen vor sich hin, was Tom natürlich ebenfalls kommentiert:
"Ich dich auch! Sehr sogar.... und danke!"
"Kein Thema, aber der Dank gebührt nicht mir!"

Was genau geht da jetzt vor sich?

"Doch", widerspricht Herr Mayer, "ohne dich wäre das nicht ins Rollen gekommen!"
"Ich hätte es auch selbst getan, wenn ich gekonnt hätte. Aber ich bin froh, dass du wieder da bist und das Thema jetzt erledigt ist. Bist du schwer verletzt?"
Wie zu erwarten, spielt Tom seine ganzen Verletzungen runter:
"Das wird schon wieder verheilen. Mach dir keine Sorgen!"
Zoey ist anscheinend bereit, sich auf das Sandmännchen einzulassen, denn sie zieht Toms Oberkörper in eine liegende Position.
Wie zu erwarten war, zickt der Polizist kein bisschen herum, sondern fügt sich der stummen Aufforderung und zieht mit verzerrtem Gesicht seine Beine ebenfalls auf das Sofa.

Alex beobachtet die beiden ebenso wie ich und auch er scheint von der innigen Verbindung zwischen Tom und Zoey wieder einmal fasziniert zu sein.

Kaum liegt Zoey mit ihrem Rücken dicht an Toms Brust gedrückt, schlingt er seine Arme um ihren Körper und schließt seine Augen.
Das Fräulein legt ihre kleinen zierlichen Hände auf die großen Pranken und klappt ebenfalls ihre Sehorgane zu.
Wie auf Knopfdruck entspannt sich der Polizistenkörper und ist innerhalb von Sekunden ins völlige Delirium abgedriftet.
Auch Zoey scheint den Übertritt ins Traumland innerhalb von Sekunden vollzogen zu haben, denn ihre Hände verlieren den Halt und rutschen ungebremst auf die ledrige Liegefläche.

"Wahnsinn, oder? Jetzt bin ich gespannt, ob Tom wenigstens ein paar Stunden Schlaf zusammenbekommt, ohne aufzuschrecken", kommentiert Alex die Situation und lehnt sich nachdenklich zurück.
"Es macht mir echt Sorgen, dass er dermaßen damit zu kämpfen hat! Klaus hat mir erzählt, dass schon ein Psychologe da war, aber nur Cedric das Angebot angenommen hat. Ich werde Rebekka nachher informieren, dass er zuhause ist und sie fragen, ob sie die Tage mit ihm über das Psychologenthema redet. Meiner Meinung nach sollte er das mit Unterstützung aufarbeiten!"
"Ich stimme dir vollkommen zu. Wenn er es verdrängt, hat er später nur noch mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zu kämpfen. Vielleicht kann ich ja dann mal mit Marc reden. Normalerweise dürfte er eine Spur einsichtiger sein!"
Bevor ich Alex zustimmen kann, klingelt es an der Türe.
Damit unsere beiden Murmeltiere nicht noch durch ein weiteres Klingeln geweckt werden, springe ich sofort vom Sofa auf und öffne die Türe.

"Hallo, Stephan!", begrüßt mich Szymon und lächelt mich leicht an.
"Hallo, Szymon. Komm doch rein!", ich trete einen Schritt zur Seite, worauf der Herr eintritt und direkt in das Wohnzimmer läuft.
Ich höre, wie Alex ebenfalls eine Begrüßung von sich gibt und Toms Vater sofort einen Kaffee anbietet, der dankend angenommen wird.
Als ich ebenfalls wieder den Raum betrete, sitzt Szymon schon am Esszimmertisch und nimmt mich sofort ins Visier:
"Tom sieht nicht gut aus!"
"Nein. Er hat kaum geschlafen. Zoey hat es jetzt geschafft, dass er endlich mal ein bisschen zur Ruhe kommt. Gibt es etwas Neues?"
"Naja, die Männer müssen bald aufs Revier kommen und eine Aussage abgeben. Allerdings werden das Theos Männer übernehmen, da Klaus und seine Bande zu sehr emotional involviert sind. Viktor wird von jedem einzelnen, also von Herrn Scherer, Herr Westernhoven, Herrn Sturm und auch Tom mehrere Anzeigen aufgehalst bekommen. Unter anderem wegen schwerer Körperverletzung, Freiheitsberaubung, falscher Verdächtigungen und so weiter... Wir werden ihn in Grund und Boden stampfen!", während seinen Worten bringt der Anwalt wieder seinen verbissen Gesichtsausdruck ans Tageslicht, der ihn so wirken lässt, als könne ihm niemand etwas anhaben.
"Geschieht ihm recht! Ich hoffe auch, dass er für viele Jahre ins Gefängnis kommen wird und dort von den Insassen gebührend empfangen wird!", ich bin ja normalerweise kein gehässiger Mensch, doch bei Viktor hätte wegen mir die Treppe auch ihres Amtes walten können.
Alex kommt mit zwei Kaffeetassen an den Tisch gelaufen und stellt jeweils Herrn Wieczorek und mir eine vor die Nase und verschwindet nach einem "Danke" wieder in die Küche.

Szymon mustert mich einen Moment und visiert danach die Flüssigkeit in seiner Tasse an:
"Meinst du, ich kann nachher mit Tom reden oder ist das zu viel für ihn?"
"Gute Frage. Wenn ich ehrlich bin, kann ich dir das gar nicht so genau beantworten. Vielleicht ist es gut, wenn ihr euch jetzt gleich aussprechen würdet, denn dann wäre dieser Punkt eventuell gleich geklärt und beschäftigt ihn nicht weiterhin", schlage ich vor, obwohl ich wirklich keine Garantie dafür geben kann, dass Tom das jetzt gut wegstecken wird.
Als sich Alex ebenfalls mit einer gefüllten Kaffeetasse zu uns setzt, frage ich ihn nach seiner Meinung.
Er verzieht ebenfalls unschlüssig sein Gesicht und zuckt kurz mit den Schultern:
"Frag ihn doch einfach, wenn er wach und einigermaßen bei Sinnen ist! Wenn er das zwischen euch unbedingt geklärt haben möchte, wird er sicherlich zustimmen und wenn nicht, dann wirst du wohl noch etwas Geduld aufbringen müssen."
"Das hört sich gut an!.... Oh, was mir noch einfällt: Herr Zirndorf, Zoeys Direktor, hat sich zwischenzeitlich bei Phil gemeldet. Dieser... Herr Griemer... wurde vorerst suspendiert und es wird mit dem Oberschulamt Rücksprache gehalten, ob er an eine andere Schule versetzt wird. Es hätte eh schon genug Vorfälle gegeben, die den Herrn nicht gerade in vorteilhaftes Licht rücken." Szymon switcht sofort auf ein anderes Thema um, was aber genauso interessant ist und unsere Hexe sicherlich sehr erfreuen wird.
"Sehr vernünftige Entscheidung, würde ich sagen! Wenn Zoey jetzt einen guten Lehrer als Ersatz bekommt, könnte das mit der Schule auch bald in ordentliche Bahnen gelenkt werden!"
Mir ist bewusst, dass ein großer Faktor auch ihre penetrante Unlust ist, allerdings könnte sich der Faktor, mit einem wesentlich engagierteren Lehrer, ebenfalls bessern.
"Wenn es in irgendwelchen Hinsichten Probleme gibt, könnt ihr euch gerne melden. Ich stehe jederzeit zur Verfügung und scheue mich nicht, solche Dinge anzugehen. Wobei ich eh ins Auge gefasst habe, viel öfter zu Besuch zu kommen, sofern das mein Sohn möchte." Der letzte Satz ist mit einer enormen Unsicherheit geschmückt, was ich sehr gut nachvollziehen kann.
Die Chancen für ein Happy End stehen fifty/fifty, aber ich könnte mir vorstellen, dass es unseren beiden Gefühlschaoten sehr gut tun könnte.
Tom würde seine verdrängten Gefühle endlich aufarbeiten Und Zoey hätte wieder ein neues Familienmitglied hinzugewonnen.

Eine weitere Tasse Kaffee später und etwas Informationsaustausch über Szymons neu erworbenes Enkelkind, erscheint zu unserer Verwunderung Leo viel zu früh von der Arbeit.
Er muss sich fast schon lautlos hineingeschlichen haben, denn wir bemerken ihn erst, als er im Türrahmen steht und uns ein flüchtiges "Hi" zukommen lässt.
"Leo? Was machst du denn schon hier? Ist was passiert?" Der Arzt der Runde geht natürlich wieder vom Schlimmsten aus, doch unser Junge schüttelt einfach nur den Kopf und läuft zielstrebig auf das Sofa zu.
Alex scheint jetzt zu dämmern, dass es Herr Britz einfach nicht mehr ausgehalten hat und unbedingt zu Tom wollte, denn er widmet sich ohne weitere Fragen wieder seiner Kaffeetasse.
Szymon hingegen beobachtet den Jungen neugierig und verfolgt jede seiner Handlungen.
Nachdem sich Leo direkt neben die Köpfe der Schlafenden gesetzt hat, legt er seinen rechten Arm auf Tom ab und macht es sich gemütlich, indem er tiefer ins Sofa rutscht.

Toms Vater schenkt mir darauf einen neugierigen und auch fragenden Blick.
"Das ist Leo. Leo ist Zoeys Freund und bei Tom mit dem Status eines Sohnes gleichzusetzen", gebe ich eine kurze Erklärung über die Verhältnisse ab und sehe darauf großes Erstaunen in dem Gesicht meines Gegenübers:
"Tom scheint ein großes Herz zu haben. Hat er Leo auch adoptiert?"
"Nein, da er schon weit über der Volljährigkeit ist und auch noch eine Mutter besitzt, mit der er ein gutes Verhältnis hat, hat hier keine Adoption stattgefunden. Hätte er aber auch ohne mit der Wimper zu zucken gemacht. Das steht außer Frage. Allerdings brauchen die beiden auch kein Schriftstück, um zu wissen, wie wichtig sie füreinander sind!"

Ein lautstarkes Brummen macht uns auf Herrn Mayer aufmerksam.
Der Notarzt, der mit uns am Tisch sitzt, macht sich sofort auf den Weg, umrundet das Sofa und beobachtet das Geschehen, da Zoey immer noch in der Umarmung des Polizisten liegt.
Man weiß ja nie, was Tom träumt und welche Taten daraus resultieren.
Ich werfe einen Blick auf die Uhr und stelle fest, dass diese Schlafphase zumindest drei Stunden angehalten hat.
Natürlich nicht optimal, aber immerhin länger als das letzte Mal.
Wenn das allerdings so weiter geht, wird sich das sehr schnell negativ auf seine Gesundheit auswirken, was wir dringend versuchen müssen zu vermeiden.

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