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Erkenntnis und Vertrauen

Über der Insel geht die Sonne auf und hüllt alles in ein orange-rotes Licht. Die Vögel zwitschern und drehen ihre Runden über dem Lager, das noch total verschlafen und still daliegt. Doch das soll nicht mehr lange so bleiben. Lowery rennt quer durchs Lager auf ein etwas abseits stehendes Zelt zu. Als er es erreicht, öffnet er blitzschnell den Reißverschluss, der das Zelt verschließt, und hockt sich vor den Eingang. Die Personen, die das Zelt bewohnen, schlafen noch tief und fest, aber die Hand des Mannes liegt auf der Taille der rothaarigen Frau. Lowery grinst. ,,Owen, Claire! Sie müssen sofort aufstehen!",ruft er. Owen bewegt sich zuerst und schlägt die Augen auf. Langsam und vorsichtig nimmt er die Hand von Claires Taille und schaut Lowery an. ,,Kein Wort davon zu Claire!",zischt er ungehalten. Der Schwarzhaarige nickt und rüttelt dann an Claires Schulter. Die Rothaarige wird sofort wach. ,,Was gibt's denn, Lowery?",brummt sie verschlafen. ,,Ich muss Ihnen sofort etwas im Kontrollzentrum zeigen! Ihnen beiden! Aber wir müssen uns beeilen, jetzt schlafen alle noch und ich weiß nicht, ob sie das in einer Stunde auch noch tun",sagt Lowery. Claire setzt sich auf, fischt ein Haargummi aus ihrer Hosentasche und bindet ihre widerspenstigen roten Haare zu einem Pferdeschwanz. ,,Wie viel Uhr ist es überhaupt?" Owen schaut auf seine Uhr. ,,Viertel vor sechs." ,,Oh man, ich könnte jetzt noch schlafen!",beschwert Claire sich. ,,Stell dich doch nicht so an!",meint Owen. ,,Was?! Ich stelle mich nicht...",beginnt sie zu protestieren, aber Lowery unterbricht sie, um zu verhindern, dass sich die beiden Streithähne noch an die Gurgel gehen: ,,Wenn Sie Ihre Diskussion beendet haben, könnten wir dann bitte los?" Claire nickt, wirft Owen aber noch einen wütenden Blick zu. Dieser verengt seine Augen zu Schlitzen und hält ihrem Blick, der ganz klar andeutet, wie gerne sie ihn gerade erwürgen würde, stand. Lowery schüttelt nur den Kopf, dann verlässt er das Zelt. Claire folgt ihm schnell und schleicht sich schon mal ganz leise mit ihm zu einem der Autos. Owen geht den beiden mit großem Abstand hinterher und setzt sich auf den Rücksitz des Wagens. Claire und Lowery steigen vorne ein, dann fahren sie auch schon los. Gerade als sie das Tor erreicht haben, tauchen zwei Leute vor ihrem Auto auf. Owen verspannt sich. Jetzt wurden sie erwischt. Es wurde ja ganz klar gesagt, dass niemand das Lager verlassen darf. Angespannt beobachten Claire, Lowery und Owen, wie die Leute sich dem Wagen nähern. Die junge Frau nimmt ihre Mütze ab und klopft an das Fenster auf der Fahrerseite. Lowery kurbelt es runter. Er schaut direkt in Mias Gesicht. ,,Wo wollen Sie denn hin?",fragt sie. Eine zeitlang sagt niemand etwas, dann bricht Claire die Stille: ,,Ins Kontollzentrum. Aber bitte verpfeifen Sie uns nicht!" ,,Keine Sorge. Aus uns beiden bekommt niemand etwas raus",sagt Mia. ,,Dürfen Eric und ich mit?" Claire, Owen und Lowery werfen sich einen kurzen Blick zu und nicken dann. ,,Klar, kommen Sie!" Mia steigt hinten ein, während Eric noch das Tor öffnet. Nachdem das Auto das Lager verlassen hat, schließt er es wieder und quetscht sich zu Mia auf den Rücksitz.

Um das Kontrollzentrum herum ist es ganz still. Kein Mensch oder Dinosaurier ist zu sehen, als der Wagen anhält. Lowery, Claire, Owen, Mia und Eric steigen aus und schauen sich um. ,,Und hier ist wirklich keiner, der uns sehen könnte?",fragt Claire. ,,Nein, ich war gestern Nacht ja schon hier. Hier wurde keine Wache aufgestellt",antwortet Lowery. Er geht zum Auto zurück und holt zwei Gewehre und eine Pistole aus dem Kofferraum. ,,Sicher ist sicher." Das eine Gewehr drückt er Owen in die Hand, das andere behält er selbst. Die Pistole hält er Claire hin. Diese starrt die Waffe etwas unsicher an. ,,Oh nein, ich werde nicht...",beginnt sie, bekommt aber von Owen das Wort abgeschnitten: ,,Jetzt komm schon, du hast doch sogar einen Flugsaurier niedergeschossen-um mich zu retten. Vielleicht musst du mich mit dieser Waffe auch retten, und wie ich dich kenne, würdest du alles für mich tun, also nimm sie ruhig." Mit einem finsteren Blick schnappt Claire sich die Pistole und fuchtelt damit vor Owens Nase herum. ,,Erstens habe ich den Flugsaurier nur betäubt und zweitens, würde ich an deiner Stelle aufpassen, dass ich die Pistole nicht gegen dich einsetze!" Owen hebt die Hände und tut so, als hätte er Angst. Ein Grinsen kann er sich aber nicht verkneifen. Das ist sein nächster Fehler. Claire drückt ihm die Pistole gegen die Brust. Irgendwas an diesem unverschämt sexy Grinsen bringt sie auf die Palme. Augenblicklich wird Owens Gesichtsausdruck ernst und kurz blitzt auch Furcht in seinen Augen auf, die er aber sofort wieder verdrängt. ,,Claire! Lass den Scheiß!",knurrt er. Lowery tritt neben Claire und legt ihr eine Hand auf die Schulter. ,,Beruhigen Sie sich, Claire",sagt er beschwichtigend, aber Claire ignoriert ihn. Ihre Augen glitzern verdächtig und man sieht ihr an, dass sie die Tränen unterdrücken muss. ,,Lass das, Claire! Das bist nicht du!",flüstert Owen. Blitzschnell packt er das Handgelenk der Rothaarigen und schlägt ihr mit der anderen Hand die Waffe weg. Dann zieht er diese Fuß zu sich. Claire windet ihr Handgelenk aus Owens Griff. ,,Du bist ja wohl vollkommen verrückt!",brüllt der ehemalige Navy-Soldat außer sich vor Wut. Sein Herz schlägt hart gegen seinen Brustkorb, der sich vor Anstrengung schnell hebt und senkt. ,,Was stimmt nicht mit dir? Dir sollte man keine Waffe in die Hand drücken! Was ist in deinem kleinen, hübschen Kopf für eine Sicherung durchgeknallt? Du spinnst ja total! Nein, du bist krank! Einweisen sollte man dich!" Zitternd vor Wut hebt er die Waffe auf und gibt sie Lowery zurück. ,,Geben Sie die ihr nur wieder, wenn sie zur Vernunft gekommen ist! Das ist doch nicht normal!" Owen schaut Claire durchdringend an. Was ist nur aus der Frau geworden, die er so sehr liebt? Claire senkt den Kopf, um seinem Blick auszuweichen und lässt sich auf den Boden sinken. Tränen laufen ihr über die Wangen. ,,Ich bin ein Monster!",schluchzt sie. ,,Ich bin ein Monster, ein schlechter Mensch!" Auf einmal ist Owens Wut wie weggeblasen und er hat schon fast Mitleid mit ihr, aber nur fast. Lowery sagt: ,,Gehen Sie schonmal rein. Claire und ich kommen gleich nach!" Mia und Eric, die die ganze Zeit fassungslos das Geschehen beobachtet haben, gehen zum Kontrollzentrum und verschwinden in seinem Inneren. Nur Owen rührt sich nicht vom Fleck. ,,Sie auch, Owen",meint Lowery. Widerwillig geht Owen ins Kontrollzentrum. Lowery hockt sich zu Claire auf den Boden. ,,Was war denn gerade mit Ihnen los? So habe ich Sie ja noch nie erlebt." Claire antwortet nicht, sondern starrt einfach nur auf ihre Hände, die stark zittern. Vielleicht hat Owen recht und sie ist einfach verrückt oder, wie er sie genannt hat, krank. Tränen der Wut steigen ihr in die Augen, aber sie wischt sie schnell weg. Dann rappelt sie sich auf, klopft sich den Dreck von der Hose und geht schnellen Schrittes auf das Kontrollzentrum zu. Lowery folgt ihr und betritt hinter ihr das Gebäude. Owen, Mia und Eric schauen auf, als die beiden Nachzügler reinkommen. ,,Und? Hat sie sich wieder beruhigt?",fragt Owen und würdigt Claire dabei keines Blickes. Diese funkelt ihn aus ihren grünen Augen wütend an. ,,Hallo?! Ich stehe hier. Du kannst mich auch selbst fragen und musst nicht so tun, als wäre ich unsichtbar!",schnappt sie. Owen wendet sich ihr zu. ,,Als ob ich nach dem, was du gerade abgezogen hast, noch mit dir reden würde!" Er nähert sich Claire bedrohlich und packt sie an den Oberarmen. ,,Lass...mich...los!",faucht sie. Angst schwingt in ihrer Stimme mit. Sie weiß besser als jeder andere, dass man den ehemaligen Navy-Soldaten nicht unterschätzen sollte. Dieser verstärkt den Griff um ihre Oberarme, sodass die Rothaarige leise vor Schmerz aufschreit. ,,Lass das, Owen. Bitte!",fleht sie. Owen schnaubt nur verächtlich, drückt noch einmal fest zu und lässt dann von Claire ab. ,,An deiner Stelle würde ich in nächster Zeit nur noch Langarmshirts tragen, die blauen Flecken wird man noch eine Weile sehen. Und ich würde dir raten, mich nicht zu provozieren, sonst hast du noch mehr blaue Flecken und die kannst dann, ich garantiere es dir, nicht mehr verstecken!",knurrt er. Lowery schaut entsetzt zwischen Owen und Claire hin und her. ,,Sie sind doch beide nicht mehr ganz dicht!",zischt er. ,,Was ist zwischen Ihnen nur schiefgelaufen?" ,,Das geht Sie gar nichts an!",fauchen Owen und Claire vollkommen synchron. ,,Jetzt beruhigen Sie sich doch mal! Wir sind doch nicht hier, um uns zu streiten!",mischt Eric sich ein. ,,Sie haben ja recht!",sagt Claire niedergeschlagen. ,,Was wollten Sie uns denn jetzt zeigen, Lowery?" Lowery geht langsam auf die Konsole an seinem Arbeitsplatz zu und setzt sich. Claire tritt vorsichtig näher und sieht zu, wie Lowery die Konsole aktiviert und nach den Aufnahmen der Überwachungskameras sucht. Jetzt kommen auch Mia, Eric und Owen dazu und schauen dem Schwarzhaarigen über die Schulter. ,,Die Überwachungskameras? Was wollen Sie denn mit den Ü...?",beginnt Owen, hält aber inne, als er eine Aufnahme sieht, die ihm nur zu gut vertraut ist: Er wird auf der Hauptstraße von einem Flugsaurier, einem Dimorphodon, angegriffen. Claire schlägt diesen mit dem Betäubungsgewehr, das eigentlich dem ehemaligen Soldaten gegeben wurde, nieder und betäubt den Saurier mit mehreren Schüssen. Sie atmet schwer, ihr Brustkorb hebt und senkt sich schnell, der Schweiß steht ihr in Perlen auf der Stirn. Sie streckt Owen ihre Hand hin und hilft ihm auf die Beine. Er zieht sie vorsichtig zu sich heran und küsst sie aus Dank für seine Rettung. Ihr überraschter Gesichtsausdruck ist unbezahlbar. Owen lächelt, als er diese Bilder sieht. In seinem Bauch kribbelte es heftig, das weiß er heute noch, es war schließlich ihr erster Kuss. Er riskiert einen Blick zu Claire und sieht, dass sie auch lächelt, wenn auch nur ganz leicht. Dafür sieht Owen ganz deutlich die Tränen in ihren Augenwinkeln. Am liebsten würde er sie jetzt einfach küssen oder umarmen, vielleicht auch beides, aber er hält sich zurück. Sie beide haben zu viel falsch gemacht, als dass durch einen Kuss wieder alles in Ordnung sein könnte. Nur eine Aussprache könnte ihre Beziehung eventuell retten. Aber sie sind beide zu stur, um den ersten Schritt zu wagen und ein Gespräch zu beginnen, das nicht in Streit ausarten würde. Lowery reißt Owen schließlich in die Realität zurück: ,,Ich habe die Aufnahme gefunden! Schauen Sie!" Owen schiebt alle Gedanken, die irgendwas mit Claire zu tun haben, in die hinterste Ecke seines Gehirns und konzentriert sich auf das Überwachungsvideo, doch die Bilder verwirren ihn zu sehr. Claire hingegen versteht, was dieses Video bedeutet und schnappt erschrocken nach Luft. ,,Nein! Das... das haben die nicht getan!",murmelt sie. Lowery mustert sie besorgt. ,,Was hat wer nicht getan?" ,,Im Labor... hatten die Forscher ein weiteres Velociraptor-Ei. Es sollte erst ausgebrütet werden, wenn... wenn klar ist, dass wir irgendwann Raptorennachwuchs wollen. Es wurden... viele Diskussionen geführt, aber kein Entschluss gefasst. So wie es aussieht, haben Henry und sein Team das Ei nach der Zerstörung des Parks ausgebrütet",sagt Claire fassungslos. Sie läuft nervös auf und ab und kaut auf ihrer Unterlippe herum. ,,Das erklärt alles",meint Owen. ,,Oh ja, das tut es." Die Rothaarige bleibt stehen, streicht sich eine Haarsträhne hinters Ohr und fährt fort: ,,Zumindest erklärt das, warum Blue ein Baby hat." ,,Wartet! Das geht mir zu schnell. Blue hat also ein Baby?" Lowery schaut sichtlich verwirrt erst Claire und dann Owen an. ,,Ja",nickt Letzterer. Owen schaut auf seine Armbanduhr. ,,Wir sollten zum Lager zurückfahren. Es ist schon fast sieben." ,,Okay!" Lowery schließt das Überwachungsvideo, fährt die Konsole runter und geht dann mit Mia, Eric, Owen und Claire zum Wagen. Claire setzt sich auf den Fahrersitz und startet, als alle eingestiegen sind, den Motor. Dann drückt sie das Gaspedal voll durch und so rasen sie auf der unbefestigten Straße Richtung Lager. Mia keucht erschrocken auf und klammert sich panisch an ihrem Sitz fest. ,,Könnten Sie etwas langsamer fahren?" ..Nö",meint Claire mit einem wilden Grinsen auf dem Gesicht. ,,Wir wollen doch schnell im Lager sein und das, ohne entdeckt zu werden!" ,,Ja, aber wenn wir gegen einen Baum fahren, bringt uns das auch ni...",beginnt Mia, stoppt aber und schreit, als Claire den Wagen rasant durch eine Kurve lenkt, so dass dieser kurz ins Schleudern gerät. ,,Ich habe alles unter Kontrolle!",presst die Rothaarige zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Nach mehreren Schrecksekunden und vielen entsetzten Aufschreien, wenn Claire den Wagen gerade so noch an einem Baum vorbeimanövrieren konnte, erreichen sie schließlich das Lager. Lowery steigt kurz aus, öffnet das Tor und setzt sich dann wieder auf den Beifahrersitz. In einem deutlich ruhigerem Tempo fährt das Auto ins Lager. Eric springt schnell raus, rennt zu einem Gebüsch und übergibt sich. Mia geht zu ihm. ,,Hey, alles gut?" ,,Ja, jetzt wieder",nickt Eric. ,,Miss Dearing ist nur etwas zu schnell gefahren." Mia lacht sarkastisch auf. ,,Ja, nur ein bisschen." Während sie das sagt, bedenkt sie Claire mit einem finsteren Blick. Diese kümmert das aber überhaupt nicht. Sie schaut sich nur um, um sicherzustellen, dass keiner etwas von ihrer Ankunft mitbekommen hat. Zur Erleichterung aller ist es ganz still. Owen schließt vorsichtig das Tor, dann geht er zu seinem Zelt, um sich ein frisches Shirt anzuziehen. Dort lässt er sich erstmal auf sein ,,Bett" fallen. Um ihn herum dreht sich alles, ihm ist übertrieben schwindelig. ,,Wieso musste sie auch so schnell fahren?",murmelt er leise, während er ein frisches T-Shirt aus seiner Tasche kramt und sein Altes auszieht. Als er das saubere T-Shirt gerade anziehen will, bewegt sich die Zeltplane und Claire kommt rein. Sie bleibt abrupt stehen und starrt Owen an. ,,Oh, äh... s-sorry",stammelt sie. So sehr sie es versucht, sie kann ihren Blick nicht Owens nacktem Oberkörper abwenden. ,,Ich... I-ich gehe dann mal wieder",sagt sie peinlich berührt, macht aber keine Anstalten, das Zelt zu verlassen. Owen schaut sie an. ,,Ich dachte, du wolltest gehen." ,,Oh... Ja, ich bin sofort weg." Mit hochrotem Kopf flüchtet Claire aus dem Zelt. Draußen bleibt sie stehen und versucht, ihre Atmung und ihr hektisch schlagendes Herz wieder unter Kontrolle zu bekommen. Ein Mann nähert sich ihr von hinten. ,,Guten Morgen, Miss Dearing." Claire zuckt erschrocken zusammen und dreht sich um. ,,Oh... Guten Morgen, Mr. Black",sagt sie und versucht, den Hass gegenüber diesem Mann zu verbergen, was ihr auch gelingt. ,,Ich wollte Ihnen und Mr. Grady nur sagen, dass wir uns alle gleich in dem großen Gebäude dort hinten in der Mensa treffen. Die Mensa ist direkt neben der Krankenstation. Da ich nur Sie hier angetroffen habe, können Sie diese Informationen doch bestimmt an Mr. Grady weitergeben, oder?" Mr. Black mustert Claire durchdringend. Sein Blick wandert über ihren ganzen Körper. Ein unwohles Gefühl steigt in Claire auf und sie verschränkt die Arme vor der Brust, um sich vor den bohrenden Blicken des älteren Mannes zu schützen. ,,Natürlich. Ich werde alles an Mr. Grady weiterleiten",sagt sie, macht auf dem Absatz kehrt und geht zu ihrem Zelt. ,,Miss Dearing?!",ertönt noch einmal die Stimme von Mr. Black hinter ihr. Da ist etwas Bedrohliches in seinem Tonfall, das Claire einen Schauer den Rücken hinunter laufen lässt. Die Härchen an ihrem Arm stellen sich auf und eine plötzliche Kälte kriecht über ihre Haut. ,,Ja?",fragt sie leise und dreht sich langsam um. Den Kopf hält sie gesenkt, sie wagt es nicht, Mr. Black in den die Augen zu schauen. Die Angst, dass er sie bei ihrer morgendlichen Aktion gesehen haben könnte, verursacht in der Rothaarigen eine unangenehme Übelkeit. ,,Sie und... Mr. Grady haben diese Nacht doch schön weit voneinander entfernt geschlafen, oder?",fragt Mr. Black forschend. Claire atmet erleichtert auf. Ihre Bedenken waren vollkommen umsonst. ,,Ja, natürlich. Warum fragen Sie?" ,,Na ja, wir lassen normalerweise keinen Mann und eine Frau zusammen in einem Zelt schlafen. Außerdem wollen wir keine überraschenden neuen Expeditionsmitglieder." Ein dreckiges Grinsen macht sich auf Mr. Blacks Gesicht breit. Claire ballt ihre Hand zur Faust. Dieses Arschloch. ,,Machen Sie sich keine Sorgen. Zwischen Mr. Grady und mir läuft nichts",sagt sie. Nicht mehr. Leider. ,,In Ordnung. Ich gehe mal wieder",meint Mr. Black und entfernt sich. Claire bedenkt ihn noch mit einem finsteren Blick und geht dann in ihr Zelt. Als sie reinkommt, schaut Owen auf. Er fixiert sie. ,,Du siehst irgendwie... genervt aus." ,,Ich habe dich ja auch gesehen!",kontert sie. ,,Und dann bist du nur genervt? Wenn ich dich sehe, wird mir immer gleich schlecht",meint Owen. Claire verzieht keine Miene. ,,Arschloch!",faucht sie. ,,Ich bin nicht hier, um Witze zu machen. Ich soll dir nur sagen, dass wir uns gleich alle in der Mensa in dem Gebäude treffen. Die Mensa ist neben der Krankenstation." Mit diesen Worten verlässt sie das Zelt. Owen schaut ihr kurz nach, erhebt sich und geht ins Freie. Die Morgensonne blendet ihn, deswegen hält er sich schützend die Hand vors Gesicht. Er setzt langsam einen Fuß vor den anderen und läuft auf das Gebäude zu. Als er es erreicht, betritt er es und schaut sich erstmal genau um. Die Eingangshalle, in der er steht, ist sehr geräumig und weiß gestrichen. In einer Ecke steht eine Topfpflanze. Fast hätte Owen laut aufgelacht. Wozu braucht man eine Pflanze, wenn man einen ganzen Wald direkt vor der Nase hat? Kopfschüttelnd wendet er seinen Blick von der ein wenig lächerlich wirkenden Topfpflanze ab und geht den rechten Korridor entlang, in der Hoffnung, die Mensa zu finden, doch er kommt nur an ein paar kleineren Räumen vorbei. Leise flucht er in sich hinein. Er hat doch jetzt nicht ernsthaft den falschen Weg genommen? Mit dem Gedanken, dass diese Gänge einen vielleicht einfach im Kreis führen und man irgendwann sein Ziel erreicht, läuft Owen weiter. Er sieht einen kleinen, spärlich beleuchteten Raum, der seine Aufmerksamkeit erregt. Vorsichtig schleicht er sich hinein und nähert sich einem Computer, auf dessen Bildschirm die Abbildung eines großen Gebäudes mit der Aufschrift ,,Jurassic World" zu sehen ist. Er will die Abbildung gerade näher betrachten, als eine weibliche Stimme hinter ihm ertönt: ,,Hey! Was machen Sie da?!" Ertappt zuckt Owen zusammen und dreht sich um. Vor ihm steht eine blonde Frau mit großen blauen Augen. Als er sie erkennt, stolpert er erschrocken ein paar Schritte zurück und stößt gegen den Tisch, auf dem der Computer steht. ,,Ana?! Was tust du denn hier?",stammelt Owen. Mit einem durchtriebenen Grinsen, das er nur zu gut kennt, mustert Ana ihn. ,,Ich arbeite hier, Owen. Und was tust du hier?" Sie geht langsam näher an ihn ran und schleicht wie ein Raubtier um ihn herum. Er folgt ihren Bewegungen mit den Augen, kein Ton kommt über seine Lippen. Ana fährt mit dem Zeigefinger über seinen Oberkörper und piekt mit ihrem spitzen Fingernagel in seine Brust. Ein unangenehmer Schauer läuft über Owens Körper und alle Härchen stellen sich auf. ,,Du hast mir nicht geantwortet",schnurrt sie und zieht eine Pistole, die sie prompt auf ihn richtet. ,,Also, was tust du in diesem abgelegenen Raum?" Owen schluckt den Kloß in seinem Hals hinunter und krächzt: ,,Ich... suche eigentlich die Mensa, bin aber irgendwie den falschen Weg entlanggelaufen und habe diesen Raum gesehen." Ana verengt ihre Augen zu Schlitzen. ,,Aha. Komm, ich bringe dich zur Mensa." Sie steckt ihre Waffe weg und bedeutet Owen, ihr zu folgen. Mit gesenktem Kopf geht er hinter ihr her. Sein Herz pocht aus Angst hart gegen seine Rippen. Er starrt auf Anas Rücken. All die Jahre hat er sich gewünscht, sie nie wiederzusehen. Nachdem Tim versucht hat, sie zu vergewaltigen, hat sie sich verändert. Sie wurde kalt, abweisend. Sie wurde gefährlich. Es gibt nicht viel, wovor Owen Angst hat, aber sie zu treffen gehört definitiv zu diesen wenigen Situationen. Dabei hat er sie mal so sehr geliebt. Er hätte alles für sie getan, wäre sogar für sie gestorben. Das alles kommt ihm jetzt unfassbar lächerlich vor. Wie naiv er damals nur war. ,,Hey, wir sind da!",sagt Ana schroff und reißt ihn aus seinen Gedanken. Owen schlängelt sich schnell an ihr vorbei in die Mensa und setzt sich neben Lowery und Claire gegenüber hin, die sofort auf ihren Teller, auf dem nur ein einziger Apfel liegt, starrt. ,,Claire, Sie müssen etwas essen",meint Lowery plötzlich. Die Rothaarige schaut auf. ,,Ich habe keinen Hunger!" ,,Mal wieder auf Diät?",platzt es aus Owen heraus. ,,Selbst wenn, was würde es dich angehen?",zischt Claire und funkelt ihn wütend an. ,,Aber du isst ja auch nichts. Bist DU etwa auf Diät?" Owen will gerade etwas erwidern, aber Lowery kommt ihm zuvor: ,,Es reicht! Sie sind mir echt zu anstrengend! Ständig streiten Sie sich! Können Sie sich nicht einen Moment normal benehmen?" Er schaut Owen und Claire, die betreten ihre Köpfe senken, vorwurfsvoll an und schüttelt den Kopf. Die Beiden sind so kindisch.

Stühle werden zurückgeschoben und die Mensa füllt sich mit lautem Stimmengewirr. Alle sind bereit, erneut loszugehen und die Insel zu erkunden. ,,Meine Damen und Herren, ich habe noch etwas zu verkünden. Wir werden heute viel länger unterwegs sein, deshalb sollten Sie sich Proviant mitnehmen. Wir haben genügend Lunchpakete vorbereitet. Außerdem werden wir heute in ein Gebiet vordringen, in dem die Fleischfresser vermutet werden",sagt Mr. Black. Einige Soldaten werfen sich angespannte Blicke zu. ,,Sie sind jetzt entlassen. Wir treffen uns gleich in der Mitte des Lagers",fügt Mr. Black noch hinzu. Alle eilen zum Ausgang und schnappen sich die Lunchpakete, so auch Claire. Sie will die Mensa gerade verlassen, als sie von Mr. Black aufgehalten wird. ,,Miss Dearing, ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass Sie heute in meiner Gruppe mitgehen werden. General Brown hat sich über Sie beschwert." Claire schnaubt verächtlich. Das war ja klar. ,,In Ordnung",sagt sie, verlässt die Mensa und auch das Gebäude. ,,Dieser General ist so ein Arschloch",flucht sie leise vor sich hin. Hass steigt in ihr auf. Mit geballter Faust und Mordgedanken steht sie eine zeitlang vor dem Gebäude rum. Um sich zu beruhigen, atmet sie mehrere Male tief ein und aus und geht dann zu dem Platz in der Mitte des Lagers. Fast alle sind schon da, nur die beiden Gruppenleiter fehlen. Ganz gemütlich, als hätten sie alle Zeit der Welt, kommen General Brown und Mr. Black aus dem Gebäude geschlendert und gehen zu ihren Gruppen. ,,Wir gehen jetzt los!",erklingt General Browns tiefe Stimme. Die beiden Gruppen setzen sich in Bewegung und gehen in unterschiedliche Richtungen davon. Ein Soldat läuft auf Owen zu und drückt ihm ein Gewehr und ein Funkgerät in die Hand. Dann verschwindet er wieder. Owen hängt sich das Gewehr über die Schulter, das Funkgerät an seinen Hosenbund und lässt seinen Blick über das Lager schweifen, das sie jetzt erst verlassen. Die Bäume ragen hoch vor ihm auf und werfen ihre langen Schatten auf den Boden. Je weiter die Gruppe in den Wald vordringt, desto dunkler wird es. Die Baumkronen lassen kaum Licht durch, was der Umgebung eine etwas düstere und gruselige Atmosphäre verleiht. Beinahe so, als würde in jedem Schatten etwas lauern, das nur darauf wartet, zuzuschlagen und die ganzen Leute zu töten. Mit unsicheren Schritten bewegen sich die, die noch nie auf dieser Insel waren, durch den dunklen Wald. Owen mustert sie abschätzend. Leise, unauffällig und trotzdem sicher läuft er zwischen den Bäumen hindurch, steigt über Sträucher und Wurzeln. Er kennt die Insel wie seine Westentasche, fast so, als wäre sie sein Zuhause, was ja auch eine zeitlang stimmte. Irgendwo hinter ihm knackt ein Ast. Blitzschnell dreht er sich um und sieht einen jungen Soldaten, der von allen anderen böse angeschaut wird. Neben dem Soldaten taucht Claire auf, die ihn prompt anfährt: ,,Können Sie nicht aufpassen? Was, wenn uns jetzt der T-Rex gehört hat?" Der junge Mann senkt eingeschüchtert den Kopf. Claire beachtet ihn nicht weiter, sondern stapft einfach nur schnellen Schrittes mit ihren schwarzen Lederstiefeletten mit Absatz an ihm vorbei und bewegt sich selbstsicher durch den dichten Wald. Owen schaut ihr mit einem Grinsen auf den Lippen nach. Sie wird wohl nie von Absatzschuhen loskommen, selbst nicht, wenn sie im tiefsten Gestrüpp unterwegs ist, aber sie gehören einfach zu ihr, genau wie ihre überorganisierte, manchmal etwas forsche Art. Deswegen liebt er sie auch so sehr. Mit einem Mal bebt der Boden und im Unterholz raschelt es. Owen nimmt sofort das Gewehr vom Rücken, sucht mit seinen Augen die Umgebung ab und bedeutet der Gruppe hinter ihm, stehenzubleiben. Ein gewaltiger Dinosaurier taucht aus dem Schatten der Bäume auf. Mit seinen gelblichen Augen mustert er jeden Einzelnen und starrt dann auf die rothaarige Frau-Claire-direkt vor ihm herab. Diese geht langsam rückwärts und lässt den Dino dabei nicht aus den Augen. Mit Schritten, die die Erde erbeben lassen, kommt der Dino ihr näher. Claire atmet tief ein und aus, ihr Herz schlägt laut und schnell und in diesem Takt bewegen sich ihre Füße weiter zurück, bis sie gegen Owen stößt, der sie sofort am Handgelenk packt und sanft hinter sich drückt. Dann richtet er sein Gewehr auf den Dinosaurier. ,,Was ist das für einer, Claire?",knurrt er. ,,Ein Baryonyx, verwandt mit dem Spinosaurus und dem Suchomimus. Alles Fleisch-und Fischfresser",antwortet sie. Owen schnaubt. Na super. Der Baryonyx reißt sein Maul weit auf, zeigt seine Zähne und brüllt. Die Gruppe ergreift panisch die Flucht. Owen greift nach Claires Hand, zieht sie mit sich und gemeinsam überholen sie mehrere Soldaten. Der Baryonyx rennt mit stampfenden Schritten hinter den Menschen her und schnappt sich mit seinem gewaltigen Maul einen Mann, der viel zu langsam ist. Er schreit vor Schmerzen. Gnädigerweise bricht der Schrei ab, als der riesige Fleischfresser zubeißt. Die Knochen seines Opfers knacken laut und dieses Geräusch jagt Claire einen Schauer über den Rücken. ,,Wir müssen hier weg!",ruft Owen ihr zu. Er zieht sie mit sich vom Weg herunter und in den Wald hinein. Die Bäume ziehen rasend schnell an ihnen vorbei, sie rennen direkt durch Disteln und Brennnesseln und springen über Wurzeln. Wenn Owen nicht ihre Hand gehalten hätte, wäre Claire gestolpert. ,,Absatzschuhe waren vielleicht doch nicht so klug, oder?",fragt Owen nach Luft ringend. ,,Klappe",keucht Claire. ,,Ich konnte ja nicht ahnen, dass wir weglaufen müssen." Sie blickt auf ihre beiden Hände, die sich immer noch fest umschließen und fällt über eine Wurzel. Auf allen Vieren landet sie auf dem Waldboden und schlägt mit dem Knie auf einen spitzen Stein, der sich prompt in ihr Fleisch bohrt. ,,Verdammt!",flucht sie. Blut läuft ihr Bein herunter, aber sie ignoriert es geflissentlich. Owen streckt ihr die Hand hin und hilft ihr wieder auf die Füße. Ganz plötzlich ist sie ihm so unglaublich nah. Sie spürt seinen warmen Atem auf ihrer Haut und nimmt ihn generell irgendwie viel deutlicher, viel schärfer, wahr. Owen blickt auf sie hinunter, legt eine Hand an ihre Wange und beugt sich zu ihr herab. Claire lehnt sich entspannt in seine Berührung und umfasst mit ihren kleinen Fingern seine. Gerade als seine Lippen fast ihre berühren, dreht sie den Kopf weg. Der ehemalige Navy-Soldat schaut sie entsetzt an. ,,Was sollte das denn jetzt?" Seine Hand ruht noch immer an ihrer Wange und obwohl sie es genießt, entfernt Claire sie von ihrer Haut. ,,Wir können das nicht tun",erklärt sie. ,,Warum denn nicht?",fragt Owen mit leicht schief gelegtem Kopf. ,,Du... Wir haben zu viel falsch gemacht, als dass ein Kuss das alles wieder richten könnte. Nur ein Gespräch könnte unsere Beziehung eventuell retten." Mit einem resignierten Seufzen dreht Claire sich von ihm weg. ,,Dann lass uns reden!",beharrt er. Augenblicklich fährt sie wieder zu ihm herum. ,,Owen..." Ein Rascheln und ein leises Knurren lässt sie mitten im Satz stoppen. Ihre Augen werden ganz groß, Panik macht sich in ihr breit. ,,Was...?",beginnt sie, aber Owen unterbricht sie: ,,Shh!" ,,Ich bin immer noch keins von deinen verdammten Tieren!",faucht sie. ,,Und ich sage dir immer noch, dass du leise sein sollst!",knurrt er ungehalten und hält ihr schließlich die Hand vor den Mund, während er mit der anderen sein Gewehr vom Rücken nimmt. In dem Gebüsch vor ihnen raschelt es nun und die Blätter bewegen sich. Dann springt ein Raptor aus ihm heraus. Claire schüttelt Owens Hand von ihrem Mund ab und schreit wie am Spieß. Sie stolpert rückwärts, fällt auf ihr Gesäß. Fassungslos beobachtet sie, wie der Raptor Owen immer näherkommt und auf einmal erkennt sie ihn. ,,Blue...",sagt sie gleichzeitig mit Owen. Dieser lässt sein Gewehr sinken und legt es auf dem Waldboden ab. ,,Hey, Blue",murmelt er. Er streckt vorsichtig die Hand nach seiner Raptorendame aus, die ihn misstrauisch aus ihren gelben Augen anschaut. Ein Knurren kommt aus ihrer Kehle, dann nähert sie sich mit ihrem langen grauen Kopf Owens Hand. Sie schnuppert, reibt ihre Nase an seiner Handfläche und gibt einen typischen Raptorenlaut von sich. ,,Ich habe dich auch vermisst, meine Süße",flüstert Owen und streichelt Blue, die ihn genau mustert und sich dann nach hinten umdreht. Ein kleines Wesen kommt aus dem Busch hervor. Es läuft noch etwas unsicher und blickt erst Owen und dann Claire aus seinen großen braunen Augen an. Blue berührt das Kleine mit der Nase. Es schaut zu seiner Mutter auf und geht dann los. Erst sieht es so aus, als würde es zu Owen wollen, aber es wackelt auf Claire zu und stupst sie an. Die Rothaarige verkrampft sich und starrt den kleinen Raptor vor ihr, der sein Köpfchen inzwischen an ihrem Bein reibt, einfach nur an. Am liebsten würde sie aufstehen und wegrennen, aber sie hält sich zurück. ,,Trau dich!",sagt Owen. ,,Wie bitte?" Claire schaut ihn verwirrt an. ,,Fass es ruhig an. Es ist okay",antwortet. Sie atmet tief ein und unter neugieriger, fast strenger Beobachtung von Owen und Blue berührt sie den Baby-Raptor. Dieser schnurrt wie eine Katze. Owen kniet sich neben sie. ,,Siehst du? Er vertraut dir!" Mit zögerlichen und langsamen Bewegungen streicht sie über den kleinen Kopf des Tieres. Ihre Augen funkeln und sie schaut begeistert zu Owen. Fast lehnt sie ihren Kopf an seine Schulter, aber nur fast. ,,Claire, wir sollten langsam schauen, wie wir zum Lager zurückkommen. Vielleicht kann uns jemand abholen",meint Owen. ,,Schon?",fragt Claire enttäuscht. ,,Ja, schon. Wir sehen die beiden mit Sicherheit wieder",sagt er lächelnd. ,,Jetzt komm!" Widerwillig erhebt sie sich zum gleichen Zeitpunkt wie er. ,,Wie sollen wir denn irgendjemandem sagen, wo wir sind?" Verzweifelt schaut sie ihn an. Owen löst das Funkgerät von seinem Hosenbund. ,,Na, hiermit." ,,Hallo?",fragt er in das schwarze Gerät. Lange kommt nichts. ,,Versuch's mal mit einem anderen Kanal",rät Claire. ,,Okay!" Nervös zitternd und mit wild klopfendem Herzen wechselt er den Kanal und probiert es nochmal: ,,Hallo?" Diesmal kommt sofort eine Antwort. ,,Hallo? Wer ist denn da?" ,,Äh... Hier ist Owen Grady",sagt Owen. ,,Ah, Mr. Grady. Ist Miss Dearing bei Ihnen?",will die Stimme am anderen Ende wissen. ,,Ja, wir sind nur mitten irgendwo im Wald und bräuchten dringend jemanden, der uns hier rausholt",meint Owen ungeduldig. ,,Das ist gerade echt problematisch. Wir sammeln noch die Anderen aus Ihrer Gruppe ein und außerdem haben wir drei Leute verloren. Es ist aber gut, dass Sie leben. Sie kennen sich doch hier auf der Insel aus, Sie finden bestimmt den Weg zum Lager",kommt noch aus dem Funkgerät, bevor die Verbindung unterbrochen wird. Fassungslos blickt Owen erst das Ding in seiner Hand an und dann Claire. ,,Die wollen tatsächlich, dass wir alleine zum Lager zurückgehen." Wütend schmeißt er das Funkgerät vor sich auf den Waldboden. Es zerspringt in tausend Teile. ,,Owen! Wie sollen wir jetzt mit irgendwem Kontakt aufnehmen? Hast du mal darüber nachgedacht?",faucht Claire ihn an. Sie will auf ihn losgehen, aber er packt sie an den Schultern. ,,Hey! Nicht direkt gewalttätig werden!",sagt er. Seine Hände wandern zu ihren Handgelenken. Mit Augen lodernd wie Feuerschalen schaut sie ihn an. ,,Kannst du mich bitte loslassen?" Owen lässt ihre Handgelenke los und drückt sie von sich weg. ,,So, was machen wir jetzt?",fragt er sie. ,,Ich würde sagen, wir gehen zum Weg zurück und laufen zum Lager",sagt Claire achselzuckend und will schon durch das Gestrüpp davonstapfen, aber Owen hält sie fest und dreht sie wieder zu sich herum. ,,Bist du wahnsinnig? Der Baryonyx läuft da bestimmt noch rum. Ich würde sagen, wir laufen weiter in die Richtung und bleiben im dichten Teil des Waldes." Er zeigt nach rechts. ,,Vielleicht kommen wir dann ins Tal oder auf die Hauptstraße." ,,In Ordnung",seufzt Claire. ,,Aber du tust alles, was ich sage und exakt wie ich es sage!",befiehlt Owen. ,,Das kommt mir irgendwie bekannt vor",meint sie und schaut Owen durchdringend an. ,,Weil es die gleiche Situation wie damals ist, nur ein kleiner Waldspaziergang vor fünfundsechzig Millionen Jahren",brummt der ehemalige Soldat. Dann hebt er sein Gewehr vom Boden auf und läuft los. Claire hat Mühe, ihm überhaupt zu folgen. ,,Könntest du vielleicht langsamer laufen?" ,,Nö",meint Owen und setzt unbeirrt seinen Weg fort. Die Rothaarige stolpert ihm durch das Unterholz hinterher. ,,Waldspaziergang. Vor fünfundsechzig Millionen Jahren",murrt sie schlecht gelaunt.

Seit guten zwei Stunden irren Owen und Claire durch den dichten Wald der Insel. Ganz plötzlich bleibt Owen stehen und Claire läuft direkt in ihn hinein. ,,Wieso bleibst du stehen?",fragt sie. ,,Claire... Ich glaube, wir haben uns verlaufen",gibt Owen kleinlaut zu und wagt nicht, sich zu ihr umzudrehen und ihr ins Gesicht zu schauen. ,,Das ist alles deine Schuld! Du hast das Funkgerät zerstört!",schreit sie vollkommen außer sich vor Wut und rennt davon. Dieser Idiot. Owen blickt ihr nach. ,,Claire! Komm zurück!" Die eigenwillige Frau dreht sich nicht um und bleibt auch nicht stehen. Sie verschwindet einfach als kleiner Umriss in der Ferne. Frustriert schüttelt Owen den Kopf und setzt seinen Weg fort. Auf einmal hallt ein Schrei durch den Wald, der ihn zusammenzucken lässt. ,,Claire!",brüllt er und rennt los. Als der Abstand zwischen den Bäumen größer wird und er den Wald hinter sich lässt, sieht er Claire im Gras liegen. Schnell eilt er zu ihr und kniet sich neben sie. ,,Hey, alles gut?" ,,Na ja, ich bin umgeknickt",sagt sie und setzt sich vorsichtig auf. ,,Absatzschuhe sind hierfür ja auch nicht geeignet!",fährt er sie an. ,,Zieh sie aus!" Claire seufzt, streift ihre Stiefeletten von den Füßen und steht langsam auf. ,,Geht's?",fragt Owen. ,,Ja, mein rechter Fuß tut nur etwas weh, aber das ist bestimmt nichts",meint sie beruhigend. ,,Lass mich trotzdem gleich, wenn wir einen Ort gefunden haben, an dem wir Rast machen können, mal nachschauen!",beharrt Owen. ,,Ja ja. Übrigens, wir sind im Gyrosphere-Tal." Claire schaut sich um. Überall liegen Skelette von Apatosauriern, die der Indominus Rex abgeschlachtet hat. Unwillkürlich muss sie schlucken. Wenn sie damals gewusst hätten, was sie da für ein Biest erschaffen, hätten sie das niemals getan-oder ihr Vorhaben zumindest nochmal überdacht. Claires Beine versagen und sie lässt sich auf den Boden sinken. ,,Das ist so schrecklich",flüstert sie. Tränen laufen über ihre Wangen. ,,Wie wir einfach dachten, wir könnten einen vollkommen neuen Dinosaurier erschaffen und ihn unter Kontrolle behalten. Wir waren so dumm, so... geldgierig. Es ging uns nur um den Profit. Wie verblendet kann man nur sein?" Vor Wut schlägt sie mit der Faust ins Gras. ,,Ich bin Schuld an allem, was passiert! Ich bin Schuld daran, dass so viele Menschen gestorben sind! Owen hockt sich neben sie ins feuchte Gras und legt ihr eine Hand auf den Arm. ,,Claire..." ,,Lass mich in Ruhe!",faucht sie und schüttelt seine große Hand ab. Schnell steht sie auf, stolziert mit ihren Schuhen unterm Arm an ihm vorbei und ruft noch zurück: ,,Kommst du, oder willst du hier Wurzeln schlagen?" Seufzend erhebt Owen sich und läuft ihr hinterher. Sie legt ein Tempo an den Tag, das Owen noch nie bei ihr gesehen hat. Es wirkt fast so, als würde sie vor etwas-vor ihm-weglaufen. Mit schnellen Schritten holt er zu ihr auf, packt sie am Handgelenk und zwingt sie so zum Stehenbleiben. Er dreht sie zu sich herum und rutscht mit den Händen zu ihren Schultern hoch. Dann schaut er in zwei glasige Augen, in denen Tränen glitzern. Claire versucht, sich aus seinem Griff zu winden, aber es gelingt ihr nicht. Eine Träne läuft ihre Wange herunter. Owen hebt vorsichtig die Hand und wischt sie sanft weg, seine Hand verharrt in ihrem Gesicht und streicht über ihre Haut. ,,Hey, was ist los?",flüstert er. ,,Gar nichts",sagt Claire und startet wieder einen Versuch, von ihm wegzukommen. Owen verstärkt den Griff um ihre Schulter. ,,Das glaube ich nicht." ,,Es ist mir egal, was du glaubst und was nicht. Hör einfach auf, mir wehzutun",knurrt sie. Genervt schlägt sie die Hand, die noch immer über ihre Haut streicht, weg. ,,Ich tue DIR weh? Und was machst du die ganze Zeit?",fragt er fassungslos. Er sucht mit seinen Augen ihre, aber sie entzieht sich seinem Blick. ,,Wo tue ich dir bitte weh? Du vergisst wohl, wer hier wegen wem blaue Flecken hat!",zischt Claire gereizt. Owen schnaubt nur abfällig. ,,Du tust mir vielleicht nicht körperlich weh, dafür aber seelisch. Fragt sich nur, was schlimmer ist." Er schubst sie von sich weg und geht dann durchs Gras davon. Den leisen Schritten hinter ihm zu urteilen, folgt sie ihm, wenn auch nur langsam. Weite Grasebenen erstrecken sich vor den beiden. Die Sonne brennt erbarmungslos auf sie herab, beleuchtet alles ganz neu und lässt das Gras in einem satten Grün strahlen. Claire schirmt ihre Augen mit der Hand ab und erblickt eine relativ große Kugel, die scheinbar noch ziemlich unversehrt an einen großen Baum gelehnt daliegt. Aufgeregt rennt sie auf sie zu, an ihrem Begleiter vorbei, der sie erst verwundert anschaut, ihr dann aber folgt. ,,Ist das eine Gyrosphere?",fragt er, als sie die Kugel erreicht haben. ,,Ja! Und sie scheint noch ziemlich gut in Takt zu sein",antwortet Claire und steigt in die Hamsterkugel, wie ihr Neffe Zach die Gyrosphere genannt hat. Sie schaut zu Owen zurück. ,,Komm, steig ein!" Der ehemalige Navy-Soldat bleibt eine Weile unschlüssig stehen, setzt sich dann aber auf den zweiten Sitz in der Kugel. Die Luke schließt sich hinter ihm. Augenblicklich schlägt sein Herz ganz schnell, Schweiß tritt auf seine Stirn und seine Hände fangen an zu zittern. Sein Atem beschleunigt sich, alles dreht sich und er hat das Gefühl, dass sich die Wände der Glaskugel auf ihn zuschieben, um ihn zu zerquetschen. Die Kehle des Braunhaarigen fühlt sich wie zugeschnürt an und er ringt nach Luft. Claire, die die Gyrosphere schon zum Laufen gebracht hat, schaut ihn besorgt an. ,,Hey, Owen. Was ist los?" Kein Ton kommt über seine Lippen und auf einmal weiß sie, was mit ihm los ist. ,,Du... Du hast Klaustrophobie",flüstert sie und greift nach seiner verschwitzten, zitternden Hand. ,,Es ist nicht mehr weit bis zum Kontrollzentrum. Versprochen",sagt sie und beschleunigt die Kugel, die sofort einen Zahn zulegt.

Der Wind fegt durch die Blätter der Bäume, die um das Kontrollzentrum herum verteilt stehen. Als die Glaskugel nur ein paar Meter vom Gebäude entfernt zum Stehen kommt, öffnet Claire mit einem kleinen Schalter schnell die Luke. Owen steigt sofort aus und saugt erstmal tief die frische Luft ein. Seine Atmung normalisiert sich wieder und er hört auch auf zu zittern. Claire tritt neben ihn. ,,Komm, wir gehen rein, dann kannst du dich ausruhen." Sie nimmt erneut seine Hand und will ihn mit sich ziehen, aber er rührt sich keinen Zentimeter. ,,Shh!",kommt nur aus seinem Mund. Er richtet den Lauf des Gewehres auf die Büsche und sucht die Umgebung mit den Augen ab. Dann löst er sich aus seiner Starre und rennt auf das Kontrollzentrum zu. ,,Los! Lauf!" Er zerrt Claire hinter sich her und in das große Gebäude. Drinnen angekommen schließt er sofort die Tür und lehnt sich dagegen. Claire presst er mit dem Rücken an seine Brust, den Arm um ihre Taille. Sein angestrengter Atem wirbelt ihre roten Haare auf. Sie dreht sich in seinem Griff zu ihm herum, legt die Hand auf seine und mustert ihn aus ihren grau-grünen Augen. ,,Was war los? Warum hattest du es auf einmal so eilig?",fragt sie leise. ,,Da... Da war ein Raptor",keucht er. Ihr Herz schlägt schneller und sie lehnt die Stirn an seine Schulter. ,,Blue?",nuschelt sie. ,,Nein." Owen schüttelt den Kopf. ,,Ein anderer Raptor. Ich habe nur seinen Kopf gesehen. Braun mit leichtem Türkisstich war er, glaube ich." ,,Denkst du..., dieser Raptor könnte der Vater von Blues Baby sein?",hakt sie nach. ,,Gut möglich",nickt er. ,,Oh mein Gott",haucht Claire. Sie hebt den Kopf, zieht nervös das Zopfgummi aus ihren Haaren und dreht es in den Händen. Ihre Haare fallen ihr zersaust und wild gelockt über die Schultern. Owen fährt mit seinen Fingern hindurch und bleibt prompt in ihnen hängen. ,,Autsch",murmelt Claire. ,,Oh, Entschuldigung",flüstert er. Mit dem Daumen fährt er die Konturen ihrer Lippen nach und sorgt so dafür, dass eine Gänsehaut über ihren ganzen Körper kriecht. Vorsichtig beugt er sich zu ihr herunter, streicht ihr eine Haarsträhne hinters Ohr und will sie gerade küssen, als jemand das Kontrollzentrum betritt. Claire und Owen zucken vor Schreck zusammen und schauen zur Tür, in der Lowery steht. ,,Stör ich?",fragt er mit einem schelmischen Grinsen. Ohne groß nachzudenken schleudert Claire ihm das Zopfgummi entgegen, das ihn an der Brust trifft und dann auf den Boden fällt. ,,Ja!",ruft sie genau zu dem Zeitpunkt, an dem Owen laut ,,Nein" sagt. Sie grinsen sich an und brechen in schallendes Gelächter aus. Lowery schaut nur verwirrt von einem zum anderen. Was ist denn mit denen los? ,,Es ist ja wirklich schön, dass Sie so gut drauf sind und Sie sich auch scheinbar wieder vertragen haben, aber wir sollten langsam zum Lager zurückfahren. Kommen Sie!",sagt er drängend und geht dann zum Auto, das vor dem Kontrollzentrum steht. Unauffällig bückt Owen sich, hebt das Haargummi auf und streift es sich übers Handgelenk. Claire und er folgen Lowery und steigen in den Wagen ein, in dem der Schwarzhaarige schon sitzt und ungeduldig mit den Händen auf das Lenkrad trommelt. Nachdem sich die beiden angeschnallt haben, fährt er auf dem schnellsten Weg zum Lager, das sie nach einiger Zeit erreichen. Ein Soldat hält ihnen das Tor auf, so dass sie mit dem Auto hindurch fahren können. Lowery parkt den Wagen am Rand und steigt dann zeitgleich mit Owen und Claire aus. Ein Mann, Mr. Black, hastet auf die Drei zu. ,,Mr. Grady, Miss Dearing, Sie leben! Wir haben schon gedacht, Sie wurden von irgendetwas da draußen getötet, weil wir Sie nicht erreichen konnten!" Claire wirft einen vorwurfsvollen Blick zu Owen. Dieser senkt schuldbewusst den Kopf. ,,Ähm, ja. Wir haben unser Funkgerät unterwegs verloren"sagt er. ,,Aber es ist ja nichts passiert!" ,,Nehmen Sie das mal nicht so auf die leichte Schulter, Mr. Grady. Sie und Miss Dearing hätten in den Wäldern sterben können!",mahnt Mr. Black. ,,Jetzt holen Sie sich doch frische Kleidung und duschen erstmal ausgiebig. Sie sehen... verschwitzt aus. Außerdem sollten Sie, Miss Dearing, vielleicht mal Ihre Wunde am Knie untersuchen lassen. Die sieht ziemlich übel aus." Mit diesen Worten geht der ältere Mann. Claire starrt ihm hinterher und schüttelt nur verächtlich den Kopf. Wie sie diesen Kerl doch hasst. ,,Claire, Owen, die Duschen sind hinten in dem großen Gebäude. Da hängen auch Schilder, Sie finden sie bestimmt",meint Lowery und geht dann ebenfalls. Claire und Owen stehen eine Weile unschlüssig zwischen den Zelten herum. Owen packt die Rothaarige am Arm. ,,Claire, ich habe mich heute Morgen, als ich die Mensa gesucht habe, verlaufen. Ich bin dann an so einem Raum vorbeigelaufen, in dem ein Computer auf einem Tisch stand. Auf dessen Bildschirm flimmerte ein Bild, auf dem ein Gebäude mit der Aufschrift ,,Jurassic World" zu sehen war." Claire schaut ihn entsetzt an. ,,Du meinst, die wollen einen neuen Park eröffnen?" ,,Ja",nickt er. ,,Aber wo?",fragt sie leise. ,,Das weiß ich nicht, aber wir sollten der Sache auf den Grund gehen und ein paar Leute einweihen, zum Beispiel Lowery. Und vielleicht auch die Zwei von heute Morgen, die erscheinen mir sehr vertrauenswürdig." Diesmal kaut Owen auf seiner Unterlippe herum. ,,Ja, du hast recht, aber lass uns jetzt erstmal duschen gehen",meint Claire, macht auf dem Absatz kehrt und läuft zu ihrem Zelt. Owen folgt ihr. Sie holen ihre Sachen aus dem Zelt und gehen zu dem Gebäude, das am Rand des Lagers, direkt vor dem Zaun, steht. Dort angekommen eilen sie zum Waschraum und gehen jeweils in zwei Duschkabinen.

Dunst wabert hinter Owen aus der Kabine, als er, in vollkommen frischen Klamotten, vor den Spiegel tritt. Er fährt sich kurz durch seine feuchten Haare. Aus dem Augenwinkel sieht er, wie sich die zweite Kabine öffnet. Claire stellt sich neben ihn und kämmt ihre langen roten Haare. Owen beobachtet sie dabei, löst das Haargummi von seinem Handgelenk und reicht es ihr. Sie starrt es eine zeitlang an und nimmt es dann. ,,Oh, äh... Danke",flüstert sie, während sie ihre Haare zu einem Pferdeschwanz bindet. Als sie fertig ist, will sie den Waschraum verlassen, aber Owen hält sie zurück. ,,Warte kurz",sagt er und kniet sich vor sie auf den Boden. Claire starrt ihn verwirrt an. Was soll das denn jetzt? ,,Ähm, Owen, was tust du da?",fragt sie. ,,Ich wollte mir doch deinen Fuß anschauen und das habe ich vorhin vollkommen vergessen",antwortet er. Er zieht ihr den rechten Turnschuh und den Socken aus, fasst vorsichtig ihren Fuß an und bewegt ihn hin und her. ,,Tut das weh?" Claire schüttelt den Kopf. Jetzt drückt Owen mit aller Kraft seinen Daumen an ihr Fußgelenk. ,,Und das?" ,,Auch nicht",meint sie ungeduldig. ,,Gut." Er steht auf. ,,Dann ist alles in Ordnung." ,,Und warum bist du dir da so sicher?",hakt sie nach. Sie zieht ihren Socken und den Schuh wieder an und holt noch ihre schmutzigen Sachen aus der Duschkabine. ,,Nun, ich habe mal ein Jahr Medizin studiert, dann aber abgebrochen",sagt er achselzuckend und geht auch seine alten Klamotten holen. Claire streckt den Kopf in seine Kabine und schaut ihn ungläubig an. ,,Du wolltest Arzt werden?" ,,Nein!" Owen schlängelt sich an der Rothaarigen vorbei und verlässt den Waschraum. ,,Ich sollte Arzt werden. Mein Vater wollte es. Natürlich war er nicht erfreut, als ich das Studium abgebrochen habe und zur Navy gegangen bin. Aber ich brauchte Abenteuer, Action, Spannung. Alles Dinge, die ich als Arzt nie bekommen hätte. Außerdem, wer weiß, ob wir uns überhaupt kennengelernt hätten, wenn ich jetzt Arzt wäre!" Mit schnellen Schritten schließt sie zu ihm auf und geht neben ihm her. ,,Würde es dir denn fehlen?",fragt sie leise. ,,Was?" Owen dreht verwirrt den Kopf zu ihr. ,,Na, würde es dir fehlen, wenn du mich nicht kennen würdest?",wiederholt sie unsicher ihre Frage. Der ehemalige Navy-Soldat bleibt stehen und hindert auch Claire am Weiterlaufen. ,,Natürlich würde es mir fehlen. Du... bist eine fantastische, starke und wunderschöne Frau, auch, wenn du manchmal etwas verrückt bist." Er lacht kurz. ,,Ich kann nicht mehr ohne dich leben und das will ich auch nicht mehr." Langsam streicht er über ihren Unterarm. Sie lächelt gerührt, legt eine Hand an seine Wange, die Bartstoppeln kitzeln ihre Handfläche. ,,Dennoch können wir nicht zusammen sein!",sagt Owen auf einmal. ,,Wir sind einfach zu unterschiedlich!" Seine Worte hallen in ihrem Kopf wider. ,,Dennoch können wir nicht zusammen sein... Können nicht zusammen sein. Wir sind einfach zu unterschiedlich... Zu unterschiedlich!" Um Claire herum dreht sich alles. Was soll das auf einmal? Woher kommt dieser plötzliche Stimmungswechsel? Gerade als sie ihren Mund öffnet, um ihm genau diese Fragen-und noch etliche mehr-zu stellen, geht er weg. Ihre Beine werden weich wie Pudding, Tränen laufen ihre Wangen herunter und sie lässt sich auf den Linoleumboden sinken. Es stört sie nicht, dass sie mitten auf dem Gang sitzt. Sie denkt einfach nur an Owen, den Mann, den sie so sehr liebt.

So, hier ist das vierte und bisher längste Kapitel meiner Fanfiction. Es ist 7931 Wörter lang und füllt 27 Collegeblock-Seiten. Ich hoffe, es gefällt euch. Anregungen, Kritik und Verbesserungsvorschläge könnt ihr in die Kommentare schreiben.
Liebe Grüße,
Kim ❤

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