Vermissen
Das sie beiden es als Paar versuchen wollten, stand für sie, nach dem Tag im Biergarten, ohne Zweifel fest. Abends hatten sie auf der Couch liegend noch darüber gesprochen.
Das sie es nicht an die große Glocke hängen wollten auch.
Und dann hätten sie einfach nur dort gelegen, sich geküsst und geredet.
Nach anderthalb Wochen fuhr Alex erst einmal nach Hause. Sören gab ihr einen Schlüssel mit, damit sie jederzeit wiederkommen könnte. Er wollte sie garnicht gehen lassen. Er wollte, daß sie blieb. Sie argumentierte damit, daß sie bereits am nächsten Tag wieder käme und er sowieso arbeiten sei.
Da sie noch zweieinhalb Wochen krank geschrieben war, wollte sie bereits Freitags wieder zurück fahren.
An dem Wochenende wäre auch Justin dort.
Und eine Woche darauf wollten sie zu Danny und Manuel fahren.
Am Donnerstag morgen hatte sie einen Kontrolltermin im Krankenhaus, wo ihr bescheinigt wurde, das sie fast wieder hergestellt war.
Auch machte sie sich auf den Weg zu ihrer Frauenärztin. Dort wurde sie routinemäßig und vor allem nach den Verletzungen gründlich untersucht. Auch dort wurde ihr eine tadellose Gesundheit bescheinigt. Bis auf die weiterhin vorhandenen Vernarbungen. Gleichzeitig wurde ihre Verhütungsspritze aufgefrischt.
Und jeder einzelne Gedanke an Sören, jede Nachricht von ihm ließ das Gefühl des Vermissen stärker werden.
Alex kannte diese intensiven Gefühle nicht, nicht nach nicht einmal 14 Tagen einer jungen Romanze. Sie verzehrte sich regelrecht nach ihm.
Das zwischen ihnen war anders, auch nach der kurzen Zeit.
Sie war erwachsen, sie hatte nie auf dieses hin und her bei Teenagern gestanden. Es gab nichts halbherziges.
Ja, da waren die grausamen Jahre, aber sie hatte sich freigestrampelt und wollte ihr eigenes Leben leben.
In der Wohnung kümmerte sie sich um ihre Wäsche und machte etwas Ordnung. Nach Jo's Auszug herrschte noch etwas Chaos.
Auch ihre Post bearbeitete sie. Dabei war auch ein Brief ihres Anwalt, der eine Nebenklage eingereicht hatte, da das Landgericht seinerseits Klage wegen schwerer Körperverletzung erhoben hatte.
Alex las dies erleichtert. Sie wusste, daß sie noch einmal aussagen musste, hoffte aber, daß Jo dann auch seine gerechte Strafe erhielt.
Abends um halb acht sass sie auf ihrer Couch und vermisste Sören derart, daß sie einen Entschluß fasste. Ihre Tasche war bereits erneut gepackt und so setzte sie sich in ihren A3 um zurück zu fahren.
Sie hatte ihm geschrieben, daß sie eine Freundin besuchte und das sie ihn später anrufen würde. Während der Fahrt erfasste sie Vorfreude und sie spürte ihr Herz pochen.
Kaum das sie vor der Wohnung gegen halb zehn am Abend ausgestiegen war, wählte sie seine Nummer. Sie redeten belanglos hin und her.
Statt den Schlüssel zu nutzen klingelte sie an der Wohnungstür und hörte ihn sagen: "Warte, ich muss gerade an die Tür. Ist bestimmt wieder der Nachbar der..."
Er stockte, da Alex vor ihm stand und grinste. "Ich wollte nicht allein bleiben. Ich habe Dich so vermisst!", gab sie zu.
Schnell zog er sie in die Wohnung um sie zu küssen, gleichzeitig nahm er den kleinen Koffer aus ihrer Hand und stellte ihn in der Wohnung ab. Er hielt sie fest im Arm. Gemeinsam stießen sie die Wohnungstür zu. Sie lehnte mit dem Rücken an der Tür und ließ sich atemlos küssen. Engumschlungen pressten sie ihre Körper aneinander. Sie spürten mehr, sie wollten so viel mehr.
Sie hatten einander sehr vermisst.
Zwischen Sachen wegräumen und immer wieder küssen, berichtete sie ihm von ihrer Kontrolluntersuchung und das sie wieder hergestellt war, der Spritze und dem Brief ihres Anwaltes.
Im Anschluss sass sie in der Küche auf der Spüle und verspeiste einen Joghurt. Er stand zwischen ihren Schenkeln, froh sie zu sehen, froh sie zu riechen. Froh, sie wieder bei sich zu haben. Der Mann lauschte dem Geplapper seiner Freundin. Er umarmte sie und roch an ihren Haaren. Dieser vertraute Geruch, der sie einzigartig machte. Augenblicklich, hatte er dieses Bild von zuhause vor sich. Da war der Gedanke an ein "für immer". Er verdrängte es aber umgehend, da er nicht zu früh an so viel mehr denken wollte.
Danach machten sie sich auf den Weg ins Bett, da der Wecker zeitig klingeln würde. Sören musste zur Arbeitstechnischen Untersuchung und würde im Anschluss Justin mitbringen. Sie lagen umschlungen einander zugewandt, tauschten noch einige Küsse aus.
Zufrieden zusammen zu sein schlummerten sie ein. Ihr Gesicht in seiner Halsbeuge.
Könnt ihr das verstehen?
Habt ihr schon einmal jemanden derart vermisst?
Ich persönlich kann es verstehen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro