Der schicksalhafte Unfall T. 2
Alex nahm den kleinen Jungen auf den Arm, der sich vertrauensvoll an sie schmiegte. Er roch nach Baby, nach Kleinkind. Da war diese kindliche Wärme.
Sie trug ihn auf dem Arm, während sie den Weg zur Intensivstation schritt. Dieser Weg fiel ihr schwer, denn er bedeutete, daß Justin seine Mutter ein letztes Mal sehen würde.
Dieser Weg bedeutete, das sie die Rolle seiner Mutter erfüllen würde. Niemand erwartete es, niemand verlangte es, aber der kleine Junge gehörte unwiderruflich zu Sören und sie würde ihn unterstützen.
Als sie mit dem Kleinen in den Warteraum trat, erhoben sich alle. Sören trat zu ihr, streichelte dem kleinen Kerl durch die Haare. Er schmiegte sich weiter mit seinem Gesicht an ihre Halsbeuge. Die junge Frau setzte sich den Knirps auf die Hüfte und legte Sören ihre freie Hand auf die Wange. "Er wird sein, was sie braucht!", gab sie ihm zu verstehen. Der Kuss, den er ihr gab war liebevoll und hilflos zugleich.
Alle gemeinsam betraten sie das Zimmer von Sarah. Alex setzte sich mit Justin auf den bereit stehenden Stuhl. Sören stand hinter ihr. Er sah, wie seine Freundin seinen Sohn ermutigte, die Hand seiner Mutter zu berühren. "Mama schläft!", bemerkte er leise. "Ja, Mama schläft.", erwiderte sie leise, zerzauste ihm das Haar.
Alex erkannte aus ihrer Erfahrung, daß sie nicht mehr lange leben würde. Justin drehte sich zu ihr um. "Oma weint!", deutete er zu seiner Großmutter. "Ja, Oma ist traurig, das deine Mama schläft!", erklärte sie. Es waren wache Kinderaugen, die sie ansahen. Augen, die auch in dem jungen Alter viel erkannten, vielleicht zu viel. Der Kleine beugte sich vor und küsste vorsichtig die Hand seiner Mutter. Dann legte er seine kleine Hand auf ihre. "Lexie, Mama immer schlafen?", wollte er wissen und ein schmerzhaftes Aufseufzen erklang hinter ihnen. Alex küsste seinen blonden Schopf. "Ja mein Schatz, Mama wird für immer schlafen. Aber sie wird immer als Dein Schutzengel auf dich aufpassen!", flüsterte sie.
Dann legte sie eine Hand auf die von Sarah und ihrem Sohn. »Wir werden gut auf ihn aufpassen, es wird ihm an nichts fehlen. Du kannst loslassen!« Alex hielt stumme Zwiesprache mit Sarah.
Und als wäre es das gewesen, was sie gebraucht hatte, spürte Alex, wie jedes Leben aus dem verletzten Körper wich. Im selben Moment zeigte der Überwachungsmonitor eine Nulllinie.
Mit dem kleinen Jungen verließ Alex das Zimmer umgehend und ging zurück zur Kinderstation. Dort frühstückte der Kleine, ehe er zu einer Abschlußuntersuchung geholt wurde. Danach erhielten sie den Entlassungsbrief, mit der Bitte den Kinderarzt aufzusuchen.
Im Spielzimmer ließ sie ihn toben, sass mit ihm auf dem Boden. Der Kleine kuschelte mit ihr. So fand Sören sie, der sich neben sie kniete.
"Er gehört zu mir. Ich kann nicht erwarten das Du das mit mir durchziehst. Wir wären über Jahre nicht mehr für uns, wir hätten keine Zeit uns ruhig kennenzulernen, da wäre sofort eine Familie. Wenn du also...", versuchte er die richtigen Worte zu finden. Ungestüm setzte sie sich auf seine Knie und brachte ihn mit einem Kuss zum Schweigen. "Ich werde nicht gehen, das kannst Du vergessen. Wir werden das schaffen, weil wir uns lieben, für den kleinen Fratz. Wir werden jetzt halt schneller eine Familie. Aber jetzt lass uns nach Hause fahren. Wir möchten nicht mehr hier bleiben.", verlangte sie. Bevor sie sich erhoben, küsste sie ihn noch einmal, innig und zart zugleich.
Jeder der beiden hielt Justin an einer Hand, als sie die Kinderstation und das Krankenhaus verließen. Sie fuhren noch einkaufen, hatte Alex Sören doch fast genötigt, die Familie zum Abendessen einzuladen. Es musste vieles besprochen werden und Justin war in einer gewohnten Umgebung.
Zuhause schlief Justin in seinem Bett sofort ein. Alex verräumte die Einkäufe während Sören duschen ging. Dorthin folgte ihm die junge Frau. Unter dem warmen Wasser liebten sie sich verzweifelt und voller Hingabe. Hastig vergruben sie sich regelrecht ineinander.
Danach schliefen auch sie eine Stunde.
Am frühen Nachmittag waren sie dann beim Kinderarzt. Gleichzeitig gab Sören dort die Anweisung, daß Alex jedes Recht bei Justin zustand.
Danach fuhren sie noch in einen Babymarkt. Sie brauchten einen Kindersitz für Alex Audi, sowie grundlegende Dinge wie Windeln und noch ein paar Kleidungsstücke und ähnliches.
Zurück in der Wohnung verbaute Sören den Kindersitz. Justin turnte durch die Wohnung. Aufgrund der Temperatur nur in einer Windel. In dem Deckel seiner Sandmuschel hatte sie ihm Wasser zum Planschen eingefüllt.
Alex werkelte in der Küche, schob die Canneloni in den Ofen. Als Sören hoch kam, waren Timo und Sabrina, sowie René und Tina schon dabei. Sie alle hatten Sarah gekannt, sie gemocht und Alex sah, daß Tränen geflossen waren.
Tina und Sabrina blieben in der Küche und sahen bei der Zubereitung des Salat zu. Alex wirbelte in der Küche, immer wieder unterbrochen von ihrem Freund oder dem Kind, welches nun ebenfalls in der Wohnung lebte. Pünktlich wie vereinbart kamen auch Heinz und Helga.
Zunächst saßen sie alle auf der Dachterrasse und aßen dort. Justin saß zwischen Alex und Sören auf dem Hochstühlchen. In seinem Piepmatzteller, der nicht wegrutschte hatte er von allen Sachen auch etwas zu essen.
Nach dem Essen kletterte er erst zu Sören auf den Schoss, dann krabbelte er zu Alex. Während sie sich über die Beerdigung von Sarah unterhielten, und auch über die Tatsache, was mit dem Haus geschehen würde, beobachteten gerade die Großeltern wie sie mit ihrem Enkel umging.
Als sie später endlich im Bett lagen, waren sie am Einschlummern, bevor Sören das Licht anschaltete und sich aufsetzte. "Ach mein Liebling, bei allem hier habe ich garnicht dran gedacht. Es tut mir leid, aber wie war es auf der Uni!", entschuldigte er sich.
Alex zog ihn zurück und kuschelte sich an ihn. Er löschte wieder das Licht. Sie berichtete, daß sie einen Studienplatz angeboten bekommen hatte. Für zwei Tage in der Woche benötigte sie noch einen Job, hatte dort von der Uni Adressen erhalten, falls sie das Studium tatsächlich machen sollte.
Aber sie mussten dazu auch noch vieles mehr klären, da es unabdingbar war, zu planen, wie es nun weitergehen würde.
Gerade erst zusammen gezogen und schon so eine wahnsinnige Veränderung.
Glaubt ihr das kann funktionieren?
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