Kapitel 15
Kommen wir also zu Party 2.0... Ich hoffe, es gefällt euch. Viel Spaß beim Lesen :)
Lots of love
TPWK
Lou
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THOMAS
Als Christina angerannt kam, stand ich gerade zusammen mit Mike bei ein paar Leuten aus unserem Jahrgang und unterhielt mich mit ihnen. Christina sah aufgeregt aus, fast schon panisch, als sie mir an der Schulter zog und ich mich zu ihr umdrehte.
„Hat einer von euch Hannah gesehen?", rief sie alarmierend laut. Die Angst in ihren Augen bereitete mir Sorgen.
„Was ist los?", fragte Mike.
„Ich kann Hannah nicht finden und sie geht nicht an ihr Telefon!", schrie sie. Ich legte meine Hand auf ihre Schulter.
„Beruhig dich. Sie ist groß. Sie kann auf sich aufpassen." Die Art, wie sie mich daraufhin ansah, zeigte mir, dass ich mich bei dieser Aussage irrte und das beunruhigte mich.
„Christina, sprich mit uns! Was ist los?", fragte Mike. Christina war den Tränen nahe. So reagierte niemand, der sich nur Sorgen darum machte, wo irgendjemand war.
„Ich kann euch das nicht sagen. Ihr müsst mir einfach helfen, sie zu finden.", bat Christina mit bebender Stimme. Mike und ich folgten ihr und fragten alle denen wir begegneten und die noch einiger Maßen zurechnungsfähig aussahen, ob sie eine circa ein Meter fünfundsechzig große, blonde Person gesehen hatten. Doch niemand wollte sie gesehen haben. Als wir auf Artur und Julian trafen, war Christina nur noch ein Nervenbündel.
„Habt ihr Hannah gesehen?", fragte ich und Artur nickte. Christina neben mir hob ruckartig den Kopf, wodurch Mike, der seinen Arm um sie gelegt und ihr seine Jacke gegeben hatte, seinen Arm von ihrer Schulter nahm und seine Jacke auffing, die ihr vom Rücken rutschte.
„Wann und wo?", fragte sie schnell. Artur musterte sie abfällig und verzog den Mund. „Babe, komm runter! Sie hat gefragt, ob sie meine Flasche haben kann. Einem heißen Mädchen schlägt man so einen Wunsch nicht ab.", sagte er und zog an einem Joint in seiner Hand.
„Erstens, du Schmierbolzen, bin ich nicht dein Babe.", schrie Christina wütend. Dieses Mädchen hatte genauso viel Temperament, wie Hannah. Kein Wunder, dass die beiden befreundet waren. „Zweitens, was war das für Alkohol?", fragte Mike.
„Keine Sorge, kein Vodka oder so. War nur eine Flasche Whiskey.", sagte Julian. Mich beruhigte diese Nachricht ungemein. Die Gesichtsentgleisung von Christina und die Tränen, die nun jedoch in ihre Augen stiegen, ließen mich allerdings auch diesen Gedankengang noch einmal überdenken.
„In welche Richtung ist sie gegangen?", fragte Christina mit bebender Stimme und Artur deutete wage nach rechts, weg von den anderen Menschen um uns herum. Bevor ich realisieren konnte, was los war, rannte Christina auch schon los. Mike und ich folgten ihr, auch wenn das, leicht angetrunken wie wir beide waren, nicht die leichteste Übung war. Christina war unheimlich schnell. Noch dazu rannten wir den steilen Berghang hinunter, den wir vor ein paar Stunden hochgelaufen waren und es grenzte an ein Wunder, dann wir uns nicht der Länge nach auf den Asphalt legten.
„Hannah!", brüllte sie, als wir eine Person ein paar hundert Meter, auf dem Parkplatz am Fuße des Teufelberges, von uns entfernt ausmachen konnten. „Hannah!", schrie sie noch einmal. Sie reagierte nicht. Als wir nur noch gut fünfzig Metern entfernt waren rief Christina: „Elisabeth!" Woraufhin sich Hannah ruckartig umdrehte und das Gleichgewicht verlor. Sie lallte ein Fuck und rappelte sich mühsam wieder auf. Die Flasche in ihrer Hand war besorgniserregend leer. Christina nahm sie ihr aus der Hand.
„Wo zur Hölle warst du? Ich habe mir Sorgen gemacht! Und warum gehst du nicht an dein Handy?" Hannah lallte eine Entschuldigung. Ihre Augen waren rot. Sie hatte geweint. „Wie viel hast du intus?", fragte sie laut und hielt Hannah die Flasche unter die Nase. Hannahs Unterlippe begann zu beben. Zitternd schüttelte sie den Kopf. Christina sah sie ermahnend an. „Hannah, wir haben abgemacht, dass wir das immer tun, wenn du dich volllaufen lässt. Erinnerst du dich? Also los jetzt." Wie oft war das den schon vorgekommen, wenn sie das immer taten. Hannah zählte brav auf, was sie alles getrunken hatte. Dafür, wie viel es war, war sie noch wahnsinnig stabil. „Warum trinkst du Whiskey?", fragte Christina nun mit ruhigerer Stimme und deutete auf die Glasflasche, die mittlerweile neben uns im Gestrüpp lag.
Hannah begann wieder zu weinen. „Du weißt wieso. Es muss aufhören. Es muss leise sein.", jammerte sie mit heiserer Stimme. Christina zog sie in eine Umarmung und streichelte ihr über den Rücken. „Er... er ist hier. Jakob. Er hat mich gefunden. Er hat mit mir geredet. Jakob.", sagte sie stotternd und schluchzte noch stärker. Vor lauter Wimmern verstand man sie fast nicht mehr. Außerdem wollte ich wissen, wer zur Hölle Jakob war. Christina drehte sich zu uns, ohne Hannah los zu lassen. Mike sah sie fragend an.
„Sie muss ein bisschen ausnüchtern und dann auch Hause."
„Ich komme mit.", sagte ich und Mike nickte.
„Ich auch. Ich finde es sowieso scheiße hier." Also bahnten wir uns einen Weg auf die Straße, setzten uns zu viert in die S-Bahn und fuhren zum nächsten Fast-Food Laden. Nach zwei Kaffee und einem großen Wasser mitsamt Aspirin war Hannah wieder einigermaßen zurechnungsfähig. „Wer ist Jakob?", fragte Mike zögernd. Christina sah ihn vorwurfsvoll an.
Hannah trank einen weiteren Schluck ihres Wassers, bevor sie antwortete. „Jakob ist mein..." Sie räusperte sich. „Ähm, er ist mein Ex-Freund.", erklärte sie. Oh Gott. So eine Geschichte war das? Ich hätte nie gedacht, dass sie eins der Mädchen gewesen wäre, die einer beendeten Beziehung so lange nachtrauerten. Innerlich verdrehte ich die Augen. Das war nun wirklich das Letzte, was ich erwartet hätte.
„Warum hast du Whiskey getrunken?", fragte Christina erneut und sie sah zu Boden.
„Du weißt warum.", wiederholte sie leise das, was sie auch schon beim ersten Mal fragen geantwortet hatte und Christina sah sie vorwurfsvoll an.
„Was hat dir dieser Mistkerl gesagt?", fragte Christian wütend. Hannah's Augen füllten sich erneut mit Tränen.
„Es tut mir leid.", flüsterte sie.
„Wenn dich dieser Typ noch ein einziges Mal anspricht, bringe ich ihn um. Als ob er nicht schon genug kaputt gemacht hätte.", schimpfte Christina vor sich hin und zerrupfte die Servierte vor sich in konfettigroße Schnipsel. „Mir tut es leid. Ich hätte ihn dir nie vorstellen dürfen. Das ist alles meine Schuld.", sagte Christina frustriert und Hannah boxte ihr gegen den Arm.
„Dir tut jetzt bitte mal gar nichts leid. Erstens kannst du nicht immer da sein, wenn irgendetwas passiert. Zweitens war er damals noch nicht so. Ihr ward doch auch befreundet. Weder du noch ich konnten ahnen, dass er sich so verändern und so etwas tun würde.", schimpfte Hannah und lehnte ihren Kopf gegen Christinas Schulter.
„Geht es dir denn jetzt wieder gut?", fragte Mike kurze Zeit später und Hannah lächelte. Das Lächeln sah sogar fast echt aus.
„Nein. Nächste Frage bitte." Wir sahen sie schweigend an. Hannah stand auf. „Ich hole mir noch etwas zu trinken. Will noch jemand irgendetwas?" Wir schüttelten den Kopf. Sie lief zum anderen Ende des Ladens und stellte sich in die um diese Uhrzeit noch relativ lange Schlange an der Theke an. Christina legte ihren Kopf auf ihre Arme und atmete einmal laut ein und wieder aus. Mike legte seine Hand auf ihren Arm.
„Hey, das wird schon wieder.", versuchte er sie aufzumuntern. Christina schüttelte unmerklich den Kopf, bevor sie ihn wieder hob und Mike und mich ansah.
„Tut mir leid, dass ihr sie so erleben musstet."
„Ist schon ok. Wir hatten alle schon mal eine Beziehung, über die wir nicht hinweggekommen sind.", erwiderte ich. Es klang genervter, als es eigentlich hätte klingen sollen. Christina sah mich lange an, bevor sie etwas sagte.
„Das hier war anders. Es ist anders. Ich weiß, was ihr denkt. Typisches Mädchen, das nicht über den Jungen hinwegkommt. Es ist nicht so, wie ihr denkt. Sie ist nicht so eine. Das hier war und ist immer noch viel komplizierter. Mehr sage ich nicht. Wenn überhaupt, dann muss Hannah euch das selber erzählen. Ich bin nicht in der Position, darüber zu sprechen. Denkt nur bitte nichts Falsches über sie. Sie ist eine der stärksten Personen, die ich kenne. Das vergangene Jahr war nur nicht ihr Bestes. Ich gehe ihr mal helfen. Wollt ihr wirklich nichts?" Wir verneinten, als sie aufstand. Ich lies mich in den Sitz zurückfallen. Was zur Hölle sollte das denn bitte heißen. Die Zeiger der Uhr über der Ladentheke standen auf eins. Ich sollte meine abendlichen Aktivitäten und meinen Schlafrhythmus dringend noch einmal überdenken.
„Was hältst du davon?", fragte Mike neben mir. Ich schüttelte den Kopf. Ich müsste nicht, was ich davon hielt.
Als Hannah und Christina mit einer Portion Pommes, einem Cheeseburger und zwei großen Wasser wiederkamen, überlegte ich, ob ich vielleicht doch Hunger hatte. Auf der anderen Seite hatte ich aber überhaupt kein Geld mehr, von daher konnte ich mir die Frage allein aus finanziellem Aspekt schon sparen.
„Ich sollte langsam mal gehen.", sagte Christina irgendwann, als die beiden aufgegessen hatten und Hannah nickte.
„Sollte ich auch. Wie spät ist es eigentlich.?" Als sie auf die Uhr sah, weiteten sich ihre Augen erschrocken.
„Schaffst du es alleine nach Hause?", fragte Christina und Hannah nickte. Sie umarmten sich und Christina flüsterte ihr noch etwas ins Ohr, bevor sie sich auch von uns verabschiedete und ging. Hannah ließ sich wieder auf den Sitz fallen.
„Meine Eltern bringen mich um.", sagte sie leise und kramte ihr Handy aus der Jackentasche. Sie legte es auf den Tisch, bevor sie das Tablett vor sich in die Hand nahm und es samt dem Teller und unseren Tassen in einen dieser Tablett-Wagen am anderen Ende des Ladens brachte.
Ihr Telefon leuchtete kurz auf und obwohl ich nicht hinsehen wollte, starrte ich ihr Handy an. Sie hatte einen bunten Hintergrund, der aus diversen Blautönen bestand. Ich konnte kaum entziffern, was für ein Spruch dazwischen stand, da er kursiv und geschwungen geschrieben war. Was mir allerdings vorher noch ins Auge fiel, waren die fünfundzwanzig Nachrichten ihrer Mutter. Dann wurde der Bildschirm wieder dunkel. Hannah kam wieder und nahm es in die Hand.
„Oh.", machte sie bevor sie ihre Jacke griff und hektisch in ihrer Tasche herum kramte.
„Danke für alles heute. Ich hoffe, ich habe euch nicht zu viele Probleme verursacht. Ich muss jetzt auch los.", sagte Hannah und lächelte uns an.
„Ich kann dich noch nach Hause bringen, wenn du willst.", bot ich an, doch Hannah winkte ab.
„Nein. Ist schon ok. Alles gut. Schönen Abend euch noch.", sagte sie und drehte sich ebenfalls dem Ausgang zu.
„Sie verwirrt mich.", sagte ich, nachdem sie den Laden verlassen hatte und Mike nickte.
„Ich glaube, sie kann trotzdem ganz nett sein." Das konnte sie. Ohne Zweifel. Aber irgendetwas verbarg sich hinter ihren sarkastischen, aufgedrehten Art. Und in dieses etwas hatten Mike und ich heute einen kleinen Einblick bekommen. Noch war ich mir nicht sicher, ob ich mehr über sie erfahren, oder einfach nur diese dämliche Projektarbeit hinter mich bringen wollte. Ich war mir nicht sicher.
Zwar hatte ich ihr versprochen, mich für sie zu entscheiden, aber sie hatte Recht gehabt. Ich kannte sie noch zu wenig, um wirklich eine Entscheidung im Bezug auf diese Frage treffen zu können.
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