Kapitel 14
Yayyy! Endlich kommen wir zur Party! Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel.
lots of love, TPWK, Lou
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HANNAH
In der Sekunde, in der wir aus der S-Bahn gestiegen waren, war mir mehr als deutlich bewusst geworden, was das für eine dämliche Idee gewesen war. Aber ich konnte jetzt nicht einfach wieder gehen. Das ging nicht. Ich hatte Thomas eindringlichen Blick vorhin gespürt. Er hatte sich wie ein heißer Laserpointer angefühlt. Kurz hatte ich wirklich darüber nachgedacht, mich einfach umzudrehen und wieder zu gehen. Nach den letzten paar Monaten, war das hier vielleicht nicht die beste Idee. Noch dazu hatte ich Christina irgendwo in der Menge verloren und ich hatte absolut keinen Plan, wie ich sie wieder finden sollte. Dieser Ort war mir viel zu voll. Zu laut, zu viele Menschen und zu viel Gras. Man hatte das Zeug bereits aus reichlicher Entfernung riechen können. Ich trank einen weiteren Schluck aus meiner Bierflasche und stand mir verloren die Beine in den Bauch. Ich kam mir hier mehr als überflüssig vor. Ursprünglich hatte ich angenommen, dass es wenigsten ein bisschen Spaß machen könnte, aber im Moment sah ich von diesem Spaß nicht sehr viel. Das einzige, was ich mehr als deutlich sehen konnte, war der Haufen Acht- und Neuntklässler, die, high und betrunken wie sie waren, versuchten, mit älteren Leuten ins Gespräch zu kommen.
Ich kramte mein Handy aus meiner Hosentasche. Es war erst elf. Na, der Abend konnte ja heiter werden. Ich hätte bereits vor einer halben Stunde Zuhause sein müssen. Aber ich wollte nicht nach Hause. Ich wollte eigentlich überhaupt nirgendwo hin. Also schrieb ich meiner Mutter eine kurze Nachricht, dass sich mein Treffen mit Christina noch etwas in die Länge zog. Das würde schon reichen. Ich hatte wirklich absolut keine Lust, auf eine ewig lange Diskussion mit meinen Eltern. Die endeten alle gleich. Sie waren wütend, beschimpften mich und am Ende war dann alles wieder gut, aber schließlich sei ich ja noch ein Kind und sie die Erziehungsberechtigten. Diese Diskussionen hasste ich über alles.
Ich könnte Christina anrufen, fiel mir gerade ein, als ich mein Handy wieder einstecken wollte. Gerade, als ich ihren Kontakt auswählen wollte, hörte ich neben mir eine Stimme, die mir nur allzu vertraut war. Bitte nicht. Das konnte nicht sein.
„Elisabeth?", fragte er und ich fokussierte mich auf mein Handy. Es gab nur vier Personen, die meinen Zweitnamen kannten und mich ab und zu so nannten. Meine Eltern, Christina und Jakob. Fuck, fuck, fuck! Ich musste hier weg. Schnell und unauffällig.
„Hey, wow. Ähm, dich hätte ich hier nicht erwartet.", sagte Jakob und mein Herz setzte für ein paar Schläge aus. Ich hob langsam den Kopf und sah ihn an. Er stand wenige Meter von mir entfernt. Die Knöpfe des weißen Hemdes, welches er trug, waren nur zu zwei Dritteln zu geknöpft. Die Jeans, die er trug, war zerrissen und die schwarzen Chucks waren so dermaßen ausgelatscht und zerfleddert, dass es mich fast wunderte, dass sie noch tragbar waren.
„Schön dich zu sehen.", sagte er und ich setzte die Bierflasche in meiner Hand an meine Lippen an. Sie war voller, als ich angenommen hatte. Trotzdem trank ich sie bis zum letzten Schluck aus, bevor ich ihn wieder eines Blickes würdigte. Was zur Hölle sollte ich bitte machen. „Du sieht übrigens verdammt gut aus.", fügte er noch hinzu und ich schnaubte kurz, bevor ich zur Antwort ansetzte.
„Du kannst dir deine Komplimente sonst wohin stecken." Er trank einen Schluck von was auch immer, aus einem dieser typischen roten Plastikbecher, bevor er ihn ins Gebüsch und somit den Abhang neben uns hinunter warf.
„Ist das Hemd immer noch offen, oder schon wieder? Frag doch eine von den Achtklässlerinnen, die helfen dir bestimmt gerne, es komplett auszuziehen. Ach nein, stimmt ja. Du stehst ja neuerdings eher auf Ältere.", zischte ich in seine Richtung und ließ die leere Flasche neben mir auf den Boden fallen. Er sah mich belustigt an.
„Immer noch die Alte. Um keine Antwort verlegen."
„Fick dich.", maulte ich und verlagerte mein Gewicht von einem Bein auf das andere. Was dachte sich dieser Mistkerl eigentlich. „Du hast so große Scheiße gebaut, dass du es nicht in einer Millionen Jahren schaffen würdest, das wieder gut zu machen." Jakob brachte mich echt auf die Palme.
„Hast du dich jetzt wieder im Griff?", fragte er nach einem kurzen Moment des Schweigens und ich sah ihn wutentbrannt an. Was erlaubte sich dieser Typ eigentlich? Und wo zur Hölle sollte ich mit meinen Händen hin. Ich hätte die Flasche in der Hand behalten sollen.
„Hast du meine Nachricht bekommen?", fragte Jakob unschuldig. Ich hätte gerne wieder meine Flasche in der Hand. Schon alleine damit ich jetzt etwas in der Hand hätte, um es ihm gegen den Schädel zu hauen. Ich nickte.
„Und?", erkundigte er sich und ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare.
„Bist du eigentlich wirklich so bescheuert?", fragte ich ruhiger, als ich erwartet hatte und schob meine Hände in meine Hosentaschen.
„Wie meinst du das?"
„Na so, wie ich es gesagt habe." Er grinste.
„Ich liebe deinen sarkastischen Unterton. Den habe ich vermisst.", sagte er und machte einen Schritt auf mich zu.
„Denk nicht mal dran!", schrie ich schon fast und ging einen Schritt rückwärts, gefährlich nah an die Kante des Berges, nach der es steil den Berg hinunter ging. „Du betrügst mich, willst dann mal eben mit mir schlafen als eine Art Versöhnungssex, oder was auch immer das werden sollte, meldest dich über ein Jahr nicht und kommst dann mit: Ich habe Mist gebaut, tut mir leid, lass es uns nochmal versuchen. Du hast sie doch nicht mehr alle!" Nun schrie ich wirklich. Aber meine laute Stimme fiel in dem kreischenden Meer aus Musik und anderen, noch lauteren Gesprächen gar nicht auf.
„Alter, krieg dich mal wieder ein.", sagte nun auch Jakob lauter und bäumte sich vor mir auf. Sein hämisches Lächeln war verschwunden. Er war genervt. Genervt von mir, diesem Gespräch, das, wie ich annahm, nicht so lief, wie er es sich vorgestellt hatte und wahrscheinlich auch von der Tatsache, dass er nichts mehr zu trinken hatte. Ich spürte, wie meine Hände anfingen zu zittern.
„Ich dachte, du wärst immer noch die Alte. Die lustige Elli. Die, die früher jeden Scheiß mitgemacht hat. Aber sieh dich an. Du gibst vor jemand zu sein, der du nun einmal nicht bist. Du hast Angst. Angst vor der Art von Gefühlen, die du immer noch für mich empfindest, weil du eigentlich nichts mehr für mich empfinden willst. Aber wir haben uns geliebt verdammt. So etwas vergisst man nicht einfach. Ich hab einen Fehler begangen, als ich damals mit Cherry geschlafen habe. Aber du kannst mir das doch nicht immer noch vorhalten. Du bist ein guter Mensch. Du kannst nicht so nachtragend sein, Elisabeth. Ich habe dich geliebt! Ein Teil von mir tut das immer noch.", sagte er mit leiserer, aber immer noch festen Stimme.
Er hatte genau ins Schwarze getroffen. Warum kannte er mich bloß so gut. Wir hatten uns seit einem Jahr nicht mehr gesehen. Dann tauchte er plötzlich auf und meine Fassade, die ich so mühsam aufgebaut hatte, zerfiel innerhalb von Sekunden zu Staub. Eine Träne saß in meinem Augenwinkel. Wie gerne ich ihm einfach verzeihen würde. Wie gerne ich ihn einfach wieder umarmen würde. Aber er hatte mir zu sehr wehgetan, als dass ich das je wieder tun könnte. Ich schüttelte unmerklich den Kopf und wischte mir die Tränen weg, bevor sie mir übers Gesicht liefen und mein Make-Up zerstören würden.
„Jake, ich würde dir so gerne verzeihen. Aber es ist zu viel passiert.", flüsterte ich, doch er wurde noch wütender. Er griff nach meinem Arm. Ich sah ihn panisch an. Das Gefühl keine Luft zu bekommen setzte wieder ein und das Zittern meiner Hände breitete sich auf meinen gesamten Körper aus. Ich rang nach Luft und legte meine Hand auf meinen Brustkorb. „Beruhig dich, Hannah. Nicht hier! Nicht jetzt!", rief die Stimme in meinem Kopf. Jakob spürte meine Panik und ließ mich los.
„Scheiße, was ist denn los mit dir?", stieß er aus und trat einen Schritt zurück. Ich versuchte wieder zu Atem zu kommen.
„Tu bloß nicht so, als würde dich das kümmern. Wenn es das täte, hättest du nicht das getan, was du getan hast. Ich kann machen, was ich will, aber ich kann es einfach nicht vergessen. Und egal was ich tue, es fühlt sich jedes Mal so an, als würdest du mich wieder gegen diese beschissene Wand drücken. Wir wissen beide, was passiert wäre, wenn Christina nicht dazwischen gegangen wäre an dem Abend. Also, bitte. Spar dir dein: ich liebe dich immer noch. Jung und verliebt. Was haben wir uns bloß gedacht? Manchmal vermisst man nur das, was man gefühlt hat, nicht die Person. Also tu mir und dir bitte um Himmelswillen einen riesigen Gefallen und lass mich einfach mein Leben leben.", rief ich und ging.
Ich ließ Jakob einfach stehen. Ich hatte keine Kraft mehr, meine Tränen zurück zu halten und mein Lächeln aufrecht zu erhalten. Tränen liefen über mein Gesicht. Mein Körper sehnte sich nach Ruhe. Ruhe, Frieden und Stille.
Alles in mir schrie förmlich nach Hilfe und Ruhe. Es war laut. Und ich konnte nicht unterscheiden, ob das nur an der Musik und dem Stimmengewirr um mich herum lag, oder auch an meinen eigenen Gedanken. Die Gedanken in meinem Kopf drohten allmählich zu explodieren und es gab nur einen einzigen Weg, sie wenigstens für einen Abend zum Schweigen zu bringen.
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