10.12. ~ The bare minimun
Also fange ich da an, wo ich immer anfange.
Meine Eltern wollten mich gar nicht.
Das hab ich auch jeden einzelnen Tag gespürt.
Wenn ich auch nur einen minimalen Fehler gemacht habe, wurde meine Zimmertür mit einem Vorhang ersetzt.
Privatsphäre war quasi ein Fremdwort.
Meine Eltern waren selten nüchtern und haben viel geraucht.
Es war manchmal kaum zum Aushalten.
Manchmal haben sie mich auch für Wochen alleine gelassen.
Also eigentlich sollte man sie nicht einmal mehr Eltern nennen dürfen.
Ich weiß nicht, warum ich nicht früher abgehauen bin.
Jedenfalls war meine einzige Flucht aus der Realität ein Junge an meiner Schule.
Er bat mir an, mir mit dem Stress zu helfen.
Und so kam ich an Drogen.
Grauenhafte Zeit.
Ich konnte kaum noch ohne.
Allerdings habe ich es tatsächlich wieder rausgeschafft. Besser ist das.
Aus dem Grund möchte ich am liebsten nie wieder Kippen sehen.
Und um die Wünsche fertig abzuarbeiten: Mein Vater wurde gerne mal handgreiflich, wenn er richtig besoffen war. Immer wenn er getrunken hat, ist er aggressiv gewesen.
Deswegen die sogenannten Berührungsängste. Außer bei Kindern.
Das hab ich Kakuzu alles erzählt.
Natürlich ausführlicher.
,,Oh, das tut mir leid für Sie... Dann sollten Sie sich ja eigentlich freuen. Ich würde niemals irgendwelche Grenzen überschreiten. Versprochen. Alles andere wäre unmenschlich. Bitte fühlen Sie sich auch frei, mir immer Bescheid zu geben, falls eine Regel doch nicht beachten sollte. In Ordnung?"
Mir kommen langsam die Tränen.
Ich bin es nicht gewohnt.
War es das was ich erzählt habe?
War es seine Reaktion?
War es der Fakt, dass ich hier vielleicht wie ein normaler Mensch behandelt werden könnte?
Vergeblich versuche ich meine Tränen runterzuschlucken.
,,Entschuldigen Sie mich." Als ich aufstehen will, reicht er mir eine Packung Taschentücher.
,,Bleiben Sie ruhig hier. Es ist bestimmt schlimm, all das nochmal zu durchleben. Verständlich. So sollte auch keiner leben müssen."
Meine Hände zittern. Wie jedes Mal. Die undiagnostizierte Angststörung oder die undiagnostizierte posttraumatische Belastungsstörung macht mir schon ein wenig zu schaffen.
Therapie hatte ich ja nie.
Meine Eltern wollten wahrscheinlich nur, dass die Wahrheit nicht ans Licht kommt oder sie haben geglaubt, dass psychische Störungen nicht existieren.
Wer weiß das schon so genau.
,,Es macht Ihnen wohl mehr Gedanken, als es von außen erkennbar ist. Möchten Sie Hilfe?"
Hilfe? Die hätte ich vor Jahren gebraucht. Aber als ich sie am meisten nötig hatte, gab es niemanden, der mir helfenderweise eine Hand gereicht hätte.
Ich glaube, da ist nichts mehr zu retten.
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