Save me from hell
Laut stöhnend entlasse ich die angehaltene Luft nur um sie im nächsten Moment wieder scharf einzuziehen. Dan neckt mich mit seiner Zunge an meiner empfindlichsten Körperstelle und bringt mich damit fast um den Verstand. Seinen brauen Wuschelkopf zwischen meinen Beinen versinken zu sehen treibt mir die Röte ins Gesicht, doch um nichts in der Welt will ich, dass er aufhört. Er reizt mich und ich bäume mich ihm entgegen, wenn er so weiter macht, dann findet das hier ein viel zu schnelles Ende. Ich setzte mich auf und drehe meine Hüfte weg. Frech grinsend hebt er seinen Kopf und ich bücke mich zu ihm, um meine Lippen auf seine zu legen.
Sanft ringe ich ihn nieder und zahle ihm die süße Qual zurück, indem ich mich langsam küssend abwärts bewege. Er schmeckt so gut und ich platziere neckisch einige Knutschflecken auf seiner sonst so weißen Haut. Seine leisen Seufzer sind Musik in meinen Ohren und ich begebe mich noch tiefer. Dan zieht nun seinerseits scharf die Luft ein als ich meine Zunge zum Einsatz bringe, zufrieden nehme ich zu Kenntnis, dass er sich inzwischen mit beiden Händen in die Bettdecke gekrallt hat, ein sicheres Zeichen das ihm gefällt was ich hier tue.
Ich fahre mit einer Hand die weiche Haut seiner Innenschenkel nach, eine feine Gänsehaut bildete sich und ich gleite weiter runter zu seinem Po. Zuerst zuckt Dan zusammen, doch dann entspannt er sich wieder und ich lasse zunächst nur ein Finger in seine Spalte fahren. Sein Stöhnen wird kehliger, fordernder und ich kann meine Erregung nicht länger zurückhalten. Ich lehne mich langsam nach oben, lege mich sachte auf ihn nieder und spreize seine Beine weit auseinander. Es ist eng, ich drücke mich leicht gegen ihn und das ist der Moment, in dem Dan schmerzhaft aufkeucht.
Ich bin schon versucht aufzuhören, doch als hätte er meine Gedanken gelesen legt er seine Arme um meinen Hals und schiebt sein Becken auffordernd nach oben. Ich lasse mich nach hinten fallen und ziehe ihn mit mir, so das wir beide aufrecht sitzen und dann gleite ich sanfte in ihn hinein. Das Gefühl in ihm zu sein ist unbeschreiblich schön. Zärtlich streichle ich ihm über den Rücken, fahre in seine Haare und Kralle mich in seinem Nacken fest. Und dann finden sich unsere Lippen wieder.
Ich lehne mich zurück und bleibe auf meinen Ellbogen gestützt liegen. Ich blicke auf. Dan begegnet meinem Blick und was ich ihn seinem Gesicht lese lässt mich Achterbahn fahren. Es ist nicht nur der Blick aus seinen vor Lust fast tiefschwarzen Augen der mir den Atem verschlägt. Es die Art wie er sich in die Lippe beißt und leise Stöhnt, während ich in ihn hineinstoße. Ich bin verrückt nach ihm und will ihn am liebsten mit Haut und Haaren in mich aufnehmen und so stütze ich mich weiter auf und beiße zärtlich in seine linke Brust, was ihn laut aufstöhnen lässt.
Dan beginnt sich schneller zu bewegen und ringt mich nun ganz nieder. Er tastet nach meinen Händen und positioniert sie links und rechts neben meinem Kopf während er meine Handgelenke runter drückt. Ich fühle mich ihm komplett ausgeliefert. Und das nutzt er auch gleich aus und beißt mich zurück. Der Schmerz könnte nicht erregender sein und ich bin kurz davor zu explodieren. Dan saugt sich an meinem Hals fest, sein Oberkörper bedeckt nun meinen und ich kralle mich wieder in sein Haar. Und dann kann ich mich nicht mehr zurückhalten, mit einem letzten heftigen Stoß komme ich zum Höhepunkt.
Er gleitet von mir runter und legt sich auf die Seite, während ich mich auf den Bauch rolle und ihn nur verliebt anschauen kann. Ganz langsam hebe ich meinen Kopf und Dan kommt mir entgegen. Der Kuss ist lang und intensiv, ich lege all meine Gefühle in ihn und hoffe das Dan die Message versteht. Das hier alles ist wie ein wahr gewordener Traum für mich. Ich bin im 7 Himmel. Und nun will ich auch, dass er auf seine Kosten kommt.
Also stütze ich mich auf meinen Händen und Knien ab. Ich küsse Dan erneut, er verlässt meine Lippen, küsst meinen Hals, meinen Nacken, meine Schulter. Langsam kommt er hinter mich. Seine Fingerspitzen, die federleicht meinen Rücken streichen, jagen mir eine Gänsehaut durch den gesamten Körper. Ich stöhne laut in mein Kissen als Dan in mich eindringt und sich zunächst langsam, fast qualvoll langsam zu bewegen beginnt. Zitternd sacke ich auf meine Ellbogen nieder und recke ihm meine Hüfte entgegen. Seine Stöße gehen tief und werden zunehmend schneller. Und als er sich in meine Pobacken krallt kann ich förmlich spüren, wie er in mir zum Abschluss kommt.
Etwas außer Atem legt er sich neben mich, ich streiche ihm eine verirrte Strähne aus dem Gesicht, das mir nie zuvor schöner vorgekommen ist. Seine Wangen sind leicht gerötet und seine Lippen sind geschwollen vom vielen Küssen. Er greift nach meiner Hand und verschränkt seine Finger mit meinen. Ich muss über diese liebevolle Geste lächeln und spüre im selben Moment wie mir die Augen zu fallen.
Die Sonne scheint durch das Fenster und ich muss gegen die Helligkeit blinzeln. Voller Vorfreude taste ich neben mich, doch der Platz neben mir im Bett ist leer. Noch etwas schlaftrunken schaue ich mich im Zimmer um, doch Dan ist nicht mehr da. Ich wälze mich auf die Seite, auf der er geschlafen hat. Das Kopfkissen riecht noch nach ihm und ich vergrabe meine Nase ganz tief darin und nehme den mir vertrauen Geruch auf. Ein Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht und ich kann ein hysterisches Kichern gerade so unterdrücken. War das wirklich passiert? Oder hatte ich das alles nur geträumt?
Nein das hatte ich definitiv nicht, mein Körper schmerzte an gewissen Stellen und ein Blick in den Spiegel der neben meinem Bett steht zeigt mir, dass mein Hals sowie Oberkörper von Knutschflecken übersät sind. Ich fahre mir über die linke Brust, ist das wirklich eine Bissspur? Leichte Röte steigt mir ins Gesicht, wir haben wirklich sämtlich Hemmungen verloren. Ich vermute Mal, dass Dans Körper ähnlich aussieht und der Gedanke lässt mich schmunzeln. Mein Herz will vor Freude zerspringen, ich muss wohl der glücklichste Mensch auf Erden sein. Ich habe ein großes Grinsen im Gesicht und 1000 Schmetterlinge in meinem Bauch.
Und plötzlich kann mich nichts mehr halten. Ich will zu Dan, ihn in meine Arme schließen und nie wieder los lassen. Ich schaue zunächst im Wohnzimmer und dann in der Küche nach, als ich Dan dort nicht vorfinde gehe ich zu seinem Zimmer und klopfe an. "Dan, darf ich reinkommen?" "Nein" Es ist ein hartes, abweisendes Nein und mir sackt das Herz in die Hose und ein flaues Gefühl macht sich in meinem Magen breit. Das Hochgefühl schwindet und ich entferne mich langsam von der Tür und gehe in die Küche. Dort brühe ich mir einen Kaffee auf und mich beschleicht ein ungutes Gefühl, ich versuche es abzuschütteln und dann höre ich wie Dan sein Zimmer verlässt und plötzlich steht er hinter mir.
Seine Augen sind rot als hätte er geweint, reflexartig will ich auf ihn zugehen, doch er zuckt zusammen und hebt abwehrend die Hände. Wie ein geprügelter Hund schleicht er an mir vorbei und weicht meinen Blicken aus. "Haben wir noch Aspirin?" Fragt er und ich greife in den Schrank hinter mir und gebe ihm das Schmerzmittel.
Nachdem er die Tablette mit einem großen Glas Wasser herunter gespült hat macht er Anstalten die Küche wortlos zu verlassen. "Dan, warte." Unentschlossen bleibt er stehen und weicht mir weiterhin aus. "Bitte sieh mich an." Ganz langsam hebt er seinen Kopf. "Ich will mit dir über gestern sprechen", beginne ich doch Dan schüttelt den Kopf. "Da gibt es nicht viel zu bereden" fällt er mir ins Wort. "Es war ein verdammter Fehler. Ich war betrunken" ,stammelt er und jede Silbe ist wie ein Dolchstoß direkt in mein Herz.
"Das siehst du doch auch so?",fragt er mich und die Hoffnung, die ich aus seiner Stimme heraus höre zerreißt mich innerlich. Für den Bruchteil einer Sekunde schwanke ich zwischen der Wahrheit und der Lüge, die mir doch inzwischen ziemlich gut über die Lippen geht und als ich die Angst in Dans Augen sehe, beschließe ich meine wahren Gefühle für mich zu behalten. „Genauso sehe ich das auch." Höre ich mich plötzlich sagen, während ich innerlich Schreie, ich versuche die aufkommenden Emotionen zu unterdrücken, die Tränen, die Enttäuschung für mich zu behalten während Dan mich erleichtert ansieht.
„Du weißt gar nicht wie froh ich bin, dass du es auch so siehst. Ich würde dich jetzt gern umarmen, darf ich?" Ich nicke und er kommt zögerlich auf mich zu und ich lege wie in Trance meine Arme ganz leicht um seinen Rücken, atme nochmal seinen Geruch ein, nehme seine Körperwärme war und wünsche die Zeit würde einfach stehen blieben. Ich könnte für immer so verweilen, eng umschlungen mit ihm, nur er und ich. Doch das ist ein Traum, würde für immer einer bleiben, denn ich bin verliebt in meinen besten Freund, aber er nicht in mich. Warum hat meine Lovestory kein Happyend?
Er löst die Nähe zwischen uns auf und ich fühle mich plötzlich allein und vollkommen leer. Die vor wenigen Minuten gefühlten Schmetterlinge liegen tot am Boden und es ist als wäre mit ihnen auch ein Teil von mir gestorben, ein Teil meiner Seele liegt blank und gequält vor meinen Füßen. „Ich werde dann mal duschen gehen." Meine Stimme klingt monoton in meinen Ohren und ohne Dan noch einmal anzusehen gehe ich an ihm vorbei, direkt ins Badezimmer.
Ich stelle mich unter den Duschkopf, das Wasser vermischt sich mit meinen Tränen. Ich presse beide Hände gegen meinen Mund, um den Schrei zu dämpfen der meiner Kehle entweicht. Mein ganzes Inneres besteht nur nach aus Schmerz, ich wimmere leise vor mich hin, während mich die letzte Nacht immer wieder einholt. Dans Lippen auf meinen, Dans leises Stöhnen an meinem Ohr, die Lust die wir beide empfunden haben, sie war mir so real, so echt vorgekommen. Und nun liegt meine kleine Illusion in Scherben vor mir und ich habe keine Kraft mehr sie zu fixieren, der einzige, der mich retten konnte ist Dan, doch er ahnt nicht einmal etwas von meinem Leid und so würde ich wohl für immer in dieser Hölle gefangen bleiben.
***
Das Zimmer liegt im Dämmerlicht als ich mit hämmernden Kopfschmerzen aufwache. Ich linse zur Seite und erkenne Phils Silhouette. Er liegt mit dem Rücken zu mir und schläft tief und fest. Langsam um ihn ja nicht aufzuwecken schäle ich mich aus der Decke. Ich sammle meine Kleidungsstücke ein und verlasse auf Zehnspitzen sein Zimmer und ziehe nur einen Moment später meine Zimmertür leise ins Schloss. Das erste was mir ins Auge fällt ist mein Spiegelbild, trotz der Morgendämmerung kann ich mich ziemlich deutlich erkennen und was ich da sehe lässt mich zusammenzucken.
Mein Körper ist übersät von Knutschflecken. Ich taste an meinen Hals und frage mich ob die lästigen Flecken bis Montag verschwunden sind. Mir fällt nicht ein, wie ich diese verstecken soll, oder gar erklären. Meine Finger fahren von meinem Hals hinunter zu meiner linken Brust, dort zeichnen sich ganz deutlich Phils Zähne ab. Mich packt plötzlich ein unbekannter Ekel, ich habe das Gefühl mich waschen zu müssen. Also gehe ich aus meinem Zimmer direkt ins Bad und ich lasse das heiße Wasser über mich laufen, in der Hoffnung es könnte alles auslöschen, jede Spur, jeden Beweis für die wohl verhängnisvollste Nacht meines Lebens.
Ich weiß beim besten Willen nicht, was in mich gefahren ist. Warum habe ich Phil nicht weggestoßen, als er mich geküsst hat. Das war doch nicht ich gewesen? Ich habe doch kein Interesse an Männern! Und dann tauchen sie auf, die Bilder die für die Spuren auf meinen Körper verantwortlich sind. Ich stütze mich mit beiden Händen gegen die geflieste Wand und versuche die Flashbacks zu unterdrücken. Doch es gelingt mir nicht, mir wird schlecht und ich erbreche mich direkt in der Badewanne.
Meine Beine geben nach, ich sacke zusammen und nun kann ich auch die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich schäme mich und habe keine Ahnung, wie ich Phil später unter die Augen treten soll. Können wir nach dieser Nacht überhaupt noch Freunde bleiben? Mechanisch drehe den Wasserhahn zu, trockne mich ab und gehe wieder in mein Zimmer, dort lasse ich mich bäuchlings aufs Bett fallen. Wenig später höre ich mein Handy vibrieren und rapple mich auf. Auf dem Display erscheint Liz Name und dann erinnere ich mich wieder. Ich hatte sie weggestoßen, um weiter nach Phil zu suchen.
Ich öffne die Nachricht, sie will sich für gestern entschuldigen und mir kommt plötzlich ein Gedanke. Ich sollte mich bei ihr entschuldigen und zwar persönlich. Ich tippe meinen Geistesblitz mit hastigen Fingern in mein Handy. Können wir reden, heute bei mir? Sie antwortet mit einem einfachen ja. Und dann höre ich wie Phil sein Zimmer verlässt, wenig später klopft er an meiner Tür.
"Dan darf ich rein kommen?" "Nein." Mein harscher Tonfall überrascht sogar mich, aber er wirkt. Phil entfernt sich von der Tür und ich will endlich etwas gegen die Kopfschmerzen unternehmen. Ganz langsam gehe ich in die Küche und bin überrascht, Phil am Wasserkocher stehen zu sehen. Er sieht mich fragend an, doch ich kann ihm vor Scharm nicht in die Augen sehen und wünschte er würde einfach gehen. Er macht Anstalten auf mich zuzugehen, doch ich hebe abwehrend die Hände. Ich habe noch keine Antwort für die letzte Nacht. Zu konfus um einen klaren Gedanken zu fassen. Bitte sag jetzt nichts, flehe ich innerlich.
"Haben wir noch Aspirin?" Frage ich und Phil greift in den Schrank hinter sich und gibt mir die Tabletten.
Hastig spüle ich sie mit einem großen Glas Wasser runter und will die Küche so schnell es geht verlassen. Ich bin noch nicht bereit für eine Konfrontation. Phils blaue Augen durchbohren mich fast, als ich mich zum Gehen abwende und dann hält er mich doch auf. "Dan warte." Bitte nicht! Unentschlossen bleibe ich stehen und weiche ihm weiterhin aus. "Bitte sieh mich an." Ganz langsam hebe ich meinen Kopf. "Ich will mit dir über gestern sprechen." Sagt er und in mir bricht die absolute Panik aus, ich muss doch selbst erst herausfinden, was das war und warum es passiert ist und doch scheint mein Hirn bereits Antworten gefunden zu haben, den wie von selbst formt mein Mund Worte, während mein Herz stumm bleibt. Ich fühle nichts, außer diese bedrückende Enge in meiner Brust und die Scharm die mich fast umbringt.
"Da gibt es nicht viel zu bereden" falle ich ihm ins Wort. "Es war ein verdammter Fehler. Ich war betrunken" Stammle ich und blicke zu Phil dessen Gesicht wie versteinert wirkt. Aber er muss das doch aus so sehen. Diese Nacht durfte unsere Freundschaft nicht kaputt machen!
"Das siehst du doch auch so?" Hake ich deswegen hoffnungsvoll nach und sehe ihn auffordernt an. Er muss es einfach, wir könnten doch so tun als wäre das alles nicht passiert.„Genauso sehe ich das auch." Höre ich ihn sagen und mir fällt ein Stein vom Herzen und plötzlich habe ich das Bedürfnis ihn in die Arme zu schließen.
„Du weist gar nicht, wie froh ich bin, dass du es auch so siehst. Ich würde dich jetzt gern umarmen, darf ich?" Er nickt und ich gehe zögerlich auf ihn zu. Seine Arme schließen sich federleicht um meinen Rücken und jetzt erst fallen mir die Knutschflecken an seinem Hals auf. Die Röte schießt mir ins Gesicht. Was haben wir getan? Das alles ist nicht richtig. Sein Geruch und seine Körperwärme treiben mir wieder die Bilder der vergangenen Nacht vor die Augen und ich muss ihn loslassen.
„Ich werde dann Mal duschen gehen." Verkündet er mir mit belegter Stimme, ich lasse ihn an mir vorbei ziehen. Und obwohl wir uns einig sind, bleibt bei mir das Gefühl, ihn ein Stück weit verloren zu haben. Ich umklammere die Arbeitsplatte, sodass meine Knöchel weiß hervortreten. Was haben wir getan? Wie um alles in der Welt soll es zwischen uns wieder Gut werden?
***
Ich starre an die Zimmerdecke, durch meine Kopfhörer schallt Muse und ich versuche jede Empfindung auszuschalten. Ich kann, will nichts mehr spüren, ich wünsche mein Inneres wäre tot, doch mein Herz hämmert trotzig gegen meine Brust und erinnerte mich daran, dass ich immer noch am leben bin. Aber warum? Habe ich noch etwas, für das es sich zu leben lohnt? Die Tränen sickern in mein Kopfkissen und ich beginne mich zu fragen, wie lange ich schon hier liege und stumm vor mich hin weine.
Ich sehe immer wieder Dan vor mir, wie er in der Küche steht und mich schuldbewusst anstarrt. Nichts im Leben würde mich je wieder so verletzen können, wie seine Reaktion auf die wohl schönste Nacht meines Lebens. Die Tatsache, dass er die Nacht als Fehler bezeichnet, frisst sich direkt durch mein Herz, oder das, was noch davon übrig war.
Die Playlist kommt ins Stocken und ich rappele mich auf, um auf meinen Laptop zu gucken, der auf meiner Kommode steht. Nachdem die Musik wieder läuft wende ich mich meinem Bett zu. Es ist nicht mal 24 Stunden her, dass Dan und ich uns quer durchs Bett gewälzt, geküsst und gegenseitig ausgezogen haben. Vor wenigen Stunden wollte mein Herz vor Glück zerspringen und jetzt fühlt es sich an, als wäre es in 1000 Scherben zerbrochen.
Wir sind uns so nah gewesen, seine Berührungen hallen in mir nach und ich erinnere mich an jede einzelne. Mein Körper beginnt zu kribbeln und ich versuche die aufkommenden Gefühle zu unterdrücken. Ich schluchze. Warum? Warum musste ich mich ausgerechnet in ihn verlieben? Was habe ich verbrochen das ich so leiden muss?
Ich sinke weinend auf die Knie und kralle mich an der Bettdecke fest, während in meinem Kopf seine Ausrede widerhallt. Wie kann er den Alkohol dafür verantwortlich machen? So leidenschaftlich wie wir uns geliebt haben, muss da doch mehr gewesen sein. Ich schüttle den Kopf, das ist ein Wunschgedanke. Die Realität sieht anders aus. Ich muss das Geschehene vergessen und versuchen, weiter zu machen. Wir sind eben nur Freunde. Nur Freunde. Mir wird übel, ich schlucke gegen den Brechreiz an und bekomme ihn zum Glück unter Kontrolle und plötzlich halte ich es keine weitere Sekunde in meinem Zimmer aus. Ich reiße die Tür auf, stolpere die Treppen runter und schlage die Wohnungstür hinter mir zu. Ohne ein wirkliches Ziel gehe ich in Richtung U-Bahn-Station und steige in die erste Bahn, die kommt. Wohin sie fährt ist mir egal. Hauptsache sie bringt mich weg, weg von den Erinnerungen, die mich langsam aber sicher umbringen.
Ich starre aus dem Fenster, obwohl es nichts zu sehen gibt, die Bahn füllt und leert sich wie im Zeitraffer und dann tippt mir plötzlich jemand auf die Schulter. „Hier ist Endstation." Ein freundlicher Mann sieht mich mitfühlend an, ich muss wohl sehr bemitleidenswert aussehen und ich nicke ihm zu. Dann erhebe ich mich und steige aus. Ich nehme die Rolltreppe nach oben und wenig später stehe ich an der frischen Luft.
Es dämmerte bereits und der Big Ben schlägt zur vollen Stunde, ich wende mich nach rechts und bin plötzlich an der Themse. Hier weht ein frischer Wind und ich fröstle leicht. Ich schaue auf den Fluss hinaus, beobachte wie die Schiffe an mir vorbei ziehen. Und dann tippt mir wieder jemand auf die Schulter, ich wende mich zur Seite und blicke in zwei mir vertraute blaue Augen. „Zac was machst du denn hier?" „Hey Phil." Er lächelt kurz, doch dann verschwindet es auch gleich wieder. „Ist mit dir alles okay? Du siehst so fertig aus." Fertig ja das trifft es, ich schüttle den Kopf. Mit mir ist gar nichts okay und es würde auch nie wieder okay werden. Ich werde wohl für immer gebrochen sein.
Zac mustert mein Gesicht und legt plötzlich den Arm um meine Schulter. „Komm wir gehen was trinken. Du siehst aus, als bräuchtest du einen Bier." Ich lasse mich von ihm mitziehen. Der Pub ist gut besucht und wir setzten uns direkt an die Bar. Zac bestellt uns 2 Guinness. Ich leere mein Glas zur Hälfte. „Sachte, sachte." Ermahnt er mich, doch ich schüttle den Kopf. Ich will vergessen, mein Inneres betäuben und das so schnell es geht.
„Möchtest du darüber reden?" Ich schüttle den Kopf, ich kann mit niemanden darüber reden. Resigniert zieht Zac die Schultern hoch und für einen Moment ist es seltsam still zwischen uns. „Weißt du, ich werde dich schon ein klein wenig vermissen." ,gesteht er mir aus heiterem Himmel und ich kann ihm nicht ganz folgen. Ich sehe ihn fragend an. „Ich werde BBC1 verlassen. Hab einen guten Freund in Manchester, der hat mir beim Lokalsender eine Stelle besorgt. Ist zwar nicht die Premier League, aber immernoch besser als mich weiter von diesem homophoben Arsch Thompson schikanieren zu lassen." Ich weiß nicht, was ich darauf erwidern soll, mein Kopf ist vollkommen leer. Stattdessen bestelle ich die nächste Runde.
„Ich habe eine Eigentumswohnung in Manchester." gestehe ich Zac nach einer Weile, das war Dans und meine erste gemeinsame Wohnung. Ich erinnere mich noch ganz genau an den Tag als ich Dan anrief und ihn fragte, ob er vielleicht zu mir ziehen wollte. Die Wohnung ist voller schöner Erinnerungen und ich spüre wieder einen Kloß in meinem Hals, den ich mit Bier versuche herunter zu spülen.
Der Alkohol schießt mir so langsam in den Kopf, da ich den ganzen Tag über nichts gegessen habe. „Super, dann kennst du dich ja prima dort aus. Vielleicht magst du mich mal besuchen kommen." Ich zucke desinteressiert mit den Schultern, doch Zac nimmt es mir nicht übel. Er klopft mir mitfühlend auf den Rücken und ich lasse es geschehen. „Er liebt mich nicht." murmle ich plötzlich und als die Worte raus sind bricht bei mir ein Damm. „Er schläft mit mir und es hat gar keine Bedeutung für ihn." Schluchze ich auf und Zac streicht mir über den Rücken ohne Gegenfragen zu stellen und das rechne ich ihm hoch an. Er ist einfach nur für mich da.. „Wie kann er mir das antun?" „Vielleicht liebt er dich auch und hat einfach nur Angst?" Verwirrt schaue ich ihn an. „Wie meinst du das?"
„Die Sexualität eines Mannes ist ein heikles Thema. Es gehört viel Mut dazu, sich dazu zu bekennen und vielleicht ist er noch nicht bereit dazu. Ich kannte mal jemanden, der war verheiratet und hatte Kinder. Er hat seine Neigung nur heimlich ausgeübt. Er hat lieber ein unglückliches normales Leben geführt, anstatt ein glückliches. Es ist die Gesellschaft, die uns in ein Korsett zwängt, Phil. Man muss bereit sein daraus auszubrechen. Anders zu sein verlangt Courage." Seine Worte überraschen mich. Könnte das wirklich sein? Konnte Dan sich noch nicht zu seinen Gefühlen bekennen? Bestand noch ein leiser Funke Hoffnung auf ein Happyend mit uns beiden?
Unerwartet fährt Zac mit dem Finger meinen Hals entlang und ich zucke zusammen. „Diese Knutschflecken kommen nicht von ungefähr Philly. Glaub mir, du warst für ihn nicht nur ein Fick. Dazu gehört Leidenschaft, er wollte dich mit Haut und Haaren verschlingen und das bedeutet etwas." Seine Worte jagen mir eine Gänsehaut durch den Körper und ich möchte ihnen so gerne glauben schenken. „Meinst du, es lohnt sich nochmal mit ihm darüber zu sprechen?" Frage ich hoffnungsvoll und Zac schnaubt amüsiert auf. „Ob es sich lohnt? Na klar, für seine wahre Liebe lohnt es sich immer." Unwillkürlich muss ich lächeln und Zac erwidert es. „Danke." „Keine Ursache."
Wir bezahlen unsere Getränke und gehen nach draußen, inzwischen ist es später Abend. Zac begleitet mich bis zur U-Bahn Stadion. „Gib auf dich acht, Phil." Er drückt mich zum Abschied. „Du kannst mich jederzeit anrufen, hörst du." Ich nicke nur und laufe die Stufen hinunter. Mit neuer Hoffnung im Herzen mache ich mich auf den Weg nach Hause.
***
Ich höre, wie die Wohnungstür zuschlägt und zucke zusammen. Wohin ist Phil wohl gegangen? Den ganzen Nachmittag über war es verdächtig still in seinem Zimmer gewesen und auch ich hatte es nicht geschafft, mich für irgendetwas hoch zu raffen. So lag ich ausgestreckt auf meinem Bett und versuchte angestrengt nicht über mich und das tosende Gefühlschaos in meinem Inneren nachzudenken. Ein paar Mal war ich bis zu meiner Zimmertür gegangen, mit der Absicht nach Phil zu sehen, ich wollte nur sichergehen das es ihm gut ging und mir selber beweisen, dass zwischen uns wieder alles in Ordnung kommen konnte. Doch ich konnte nicht, was sollte ich ihm schon sagen, ich verstand mich selber ja nicht. Ich seufze schwer und wälzte mich auf die Seite.
Die Türklingel reißt mich aus dem Schlaf. Ich muss wohl kurz eingenickt sein, schleppend gehe ich die Treppen hinunter. Phil hat wohl den Schlüssel vergessen. Ich reiße die Tür auf und blicke erstaunt Liz an. „Hey." „Hey." Für wenige Sekunden bleibe ich ratlos in der Tür stehen als mir meine SMS von heute früh wieder einfällt. „Komm doch rein." Ich gehe ein Schritt zur Seite und sie folgt mir ins Wohnzimmer. „Magst du etwas trinken?" Sie nickt und ich gehe in die Küche. Mit zwei Wassergläsern kehre ich zu ihr zurück. Sie hat auf dem Sofa platz genommen. Sie nippt an ihrem Getränk und sieht mich dann auffordernd an. Ach ja, ich wollte ja reden, nur wo fange ich an?
„Also Liz wegen gestern, da hab ich mich wohl nicht ganz richtig verhalten. Ich hab dich einfach stehen lassen, also das tut mir irgendwie leid." Stammle ich ohne wirklichen Plan, was ich eigentlich damit sagen will. Doch für Liz scheinen meine Worte Sinn zu ergeben, den auf ihrem Gesicht erscheint ein freches Grinsen. „Schon gut Dan." Fällt sie mir ins Wort und ich bin froh, dass sie mein peinliches Gestammel beendet.
„Ich gebe zu, vielleicht war ich etwas zu forsch." sagt sie und ich winke ab. „Ich war ehrlich gesagt etwas überrascht, ich hätte nicht gedacht, dass ein Mädchen wie du Interesse an einem Jungen wie mir hat." Liz Lächeln wird breiter. „Ein Mädchen wie ich hat sogar viel Interesse an einem Jungen wie dir." Flüstert sie und küsst mich erneut. Doch dieses Mal stoße ich sie nicht weg, sondern versuche mich darauf einzulassen. Sekunden vergehen und ich horche in mich hinein, doch ich spüre nichts. Wo ist das Verlangen, dass ich gestern empfunden habe? Wo ist die Gier, aber sie muss doch da sein?! Sie muss doch kommen, ich bin normal, ich habe kein Interesse an Männern, ich stehe auf Frauen.
Frustriert dränge ich Liz aufs Sofa, ich muss mich nur genug anstrengen. Hektisch fahre ich mit meiner Hand unter ihr Shirt, berühre ihr warme, weiche Haut, streiche ihr über den flachen Bauch. Ich verlasse ihre Lippen, küsse ihren Nacken, während sie mir mit ihren warmen Händen unter den Pullover greift. Plötzlich stößt sie mich zurück und setzt sich rittlings auf mich. Sie streift mir mein Oberteil über den Kopf und zieht auch gleich ihres aus. Ich umfasse ihr Gesicht mit beiden Händen und küsse sie, dann lasse ich meine Hände ihren Rücken hinunter wandern bis zu ihrem kleinen Po. „Ich will mehr." Wispert sie und macht sich am Bund meiner Hose zu schaffen.
„Dan!" Ich zucke schwer zusammen und Liz entfährt ein kleiner Aufschrei. Plötzlich steht Phil im Zimmer. Liz springt von meinem Schoß und streift sich schnell ihr Shirt über, während ich Phil nur anstarren kann. „Raus hier." Knurrt Phil sie an und als ich keine Anstalten mache, ihm zu widersprechen kommt Liz der Aufforderung mit hochrotem Kopf nach. Wir beiden hören wie die Wohnungstür ins Schloss fällt.
***
„Wie kannst du mir das antun?" Wispere ich entsetzt. „Bin ich dir wirklich so egal? Hat vergangene Nacht wirklich gar keine Bedeutung für dich, sodass du dich gleich an die nächste ran machen musst?" Zische ich wütend während Dan mich nur anstarren kann. Seine Sprachlosigkeit macht mich nur wütender, ich balle die Hände zu Fäusten und dann scheint er seine Sprache wiedergefunden zu haben. „Wir waren uns doch einig, dass es ein bedeutungsloser Ausrutscher war." Sagt er und ich weiche verletzt einige Schritt zurück. „Hör auf damit das ständig zu sagen. Du weißt gar nicht, wie sehr mich das immer wieder aufs neue verletzt!" Ganz langsam steht er auf und geht auf mich zu, beschwichtigend hebt er die Hände, doch ich kann ihm das nicht verzeihen.
„Komm schon Phil. Lass letzte Nacht nicht unsere Freundschaft kaputt machen." „Aber sie ist schon kaputt Dan." Werfe ich ihm an den Kopf während mir die Tränen in die Augen steigen. „Wir können nicht so tun, als wäre nichts passiert. Ich kann das nicht länger." „Phil, bitte. Ich bin mir sicher in einigen Wochen können wir damit sicherlich normal umgehen. Ich will dich nicht verlieren." „Das hast du aber gerade." Meine Stimme bricht und ich mache auf dem Absatz kehrt und renne aus dem Wohnzimmer. Jener kleine Funke Hoffnung ist erloschen, ich sitze wieder in meiner persönlichen Hölle fest.
Dan geht mir nach und packt mich am Arm. „Warte. Wir waren uns doch heute früh einig, dass es eine einmalige Sache war. Lass es uns doch wenigstens versuchen." Doch ich kann und will nicht mehr lügen. "Ich liebe dich." Flüstere ich leise doch laut genug, dass Dan es hören kann. "Nein, das tust du nicht." Fährt er mich an. "Doch das tue ich." "Nein du irrst dich, wir beide hatten ziemlich viel getankt, so etwas kommt mal vor. Es hat keine Bedeutung." Die Worte sprudeln nur so aus seinem Mund und ich kann förmlich hören, wie er versucht, mich zu überzeugen.
"Hör auf damit" Schluchze ich auf und versuche gegen den Tennisball großen Kloß in meinem Hals anzukämpfen. "Für dich ist es vielleicht okay. Vielleicht kannst du in ein paar Wochen einen Haken an die Sache machen. Aber was ist mir?" Schreie ich und stoße ihn gegen die nackte Brust. „Ich werde nicht den Alkohol dafür verantwortlich machen, Dan! Was gestern zwischen uns passiert ist war für mich mehr. Ich liebe dich seit Jahren, ich kann an niemanden anderen mehr denken, kann manchmal nicht schlafen, kann nicht essen. Du nimmst mir die Luft zum Atmen. Ich liebe dich so sehr, jede Sekunde an jedem Gott verdammten Tag und das seit nun mehr als 6 Jahren. Also zwing mich nicht zu leugnen, was ich empfinde."
Dan starrt mich an und ich sehe wie ihm die Tränen in die Augen steigen. „Ich kann aber nicht mit dir zusammen sein" wispert er. "Ich empfinde nicht wie du." Ich bin wie erstarrt als der Sinn seiner Worte zu mir durch dringt. Es ist passiert, meine persönlicher Apokalypse. Ich bin mit der Hoffnung gekommen ihn zu überzeugen, dass er keine Angst haben braucht vor seinen Gefühlen, dass ich nicht zulassen würde, das ihn jemand für seine Neigung meidet, ihn verletzt. Ich hätte ihn beschützt, mich vor ihn gestellt, so wie damals. Doch jedes sorgfältig zurechtgelegte Wort, das ich mir auf dem Weg nach Hause ausgedacht hatte, ist wie ausradiert. Er will mich nicht, alles was ich im Leben will steht vor mir und stößt mich zurück. Diese Erkenntnis reißt mir den Boden unter den Füßen weg und ich beginne innerlich zu fallen. Ich kann keine Sekunde länger bei ihm sein. Ich reiße mich los und renne in mein Zimmer, schlage die Tür mit voller Wucht zu und drehe den Schlüssel um. Langsam rutsche ich an der Tür entlang auf den Boden und lege meine rechte Hand auf meine linke Brust. Dort wo eben noch mein Herz war, klafft nun ein gigantisches Loch.
Ich bekomme schlecht Luft während ich realisiere, dass ich Dan gerade für immer verloren habe. „Phil! Bitte mach die Tür auf." Dan rüttelt an meiner verschlossenen Tür, doch ich habe keine Kraft mehr mich ihm gegenüber zu stellen und dann habe ich nur noch einen Gedanken: Flucht.
Ich greife nach meiner Anzugshose von gestern Abend und finde in der Tasche Zacs Handynummer. Mit zittrigen Fingern tippe ich die Zahlen in mein IPhone ein. Zac ist nach dem 2. Klingeln am anderen Ende. „Zac, kann ich heute bei dir schlafen?" Frage ich und er gibt mir, ohne groß nachzufragen, seine Adresse durch. Hektisch suche ich einige Sachen zusammen und werfe sie in meinen Rucksack. Dann reiße ich die Tür auf, vor der Dan immer noch steht.
„Wohin gehst du?" „Weg. Weg von hier, weg von dir." Wieder bekommt er meinen Arm zu fassen. Ich mache mich fahrig los. „Nein. Ich werde dich nicht gehen lassen. Wir können das schaffen ich weiß das. Bitte Phil. Ich flehe dich an!" Doch ich schüttle den Kopf. „Ich kann das nicht, Dan. Denn der krampfhafte Versuch mit dir befreundet zu bleiben, bringt mich Stück für Stück um." Daraufhin weiß er scheinbar nichts zu erwidern. Wie ein Fisch auf dem trocknen geht sein Mund erst auf und dann wieder zu und mit einem letzten Blick in seine traurigen braunen Augen reiße ich die Wohnungstür auf und renne hinaus.
***
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