Moving on
2 Monate später......
Ihr schmaler, nackter Körper liegt federleicht auf mir, während sie mich aus ihren kornblumenblauen Augen zärtlich ansieht. Ich lasse meine Hände ihren Oberkörper hinauf wandern bis hoch zu ihrem Nacken, sanft ziehe ich sie zu mir runter und küsse sie. Doch ich fühle nichts. Als sich ihre Lippen von meinen lösen, wende ich den Kopf ab und starre gegen die gegenüberliegende Wand. Das alles hier fühlt sich so unglaublich falsch an, was ist nur los mit mir? Warum empfinde ich nichts? Es ist als wäre mein komplettes Inneres tot. Liz gleitet sanft neben mich und streicht mir zärtlich über die nackte Brust, ich muss den Impuls unterdrücken, ihre Hand wegzuschlagen und setzte mich dafür hastig auf. Ich muss raus aus diesem Bett, weg von ihr, weg von den Fragen, auf die ich keine Antwort weiß. „Was ist los?" höre ich sie hinter mir sagen, doch ich kann nur den Kopf schütteln, steige in meine Boxershorts und verlasse wortlos das Zimmer. Ich gehe in die Küche, draußen wird es langsam hell, die Küchenuhr zeigt 8 Uhr an und ich habe wieder einen Tag überlebt, wieder eine Nacht hinter mich gebracht.
Ich spüre den Alkohol noch in meinen Venen und mir ist leicht schummrig, ich halte mir den Magen. Wann habe ich eigentlich das letzte Mal was gegessen? Ich kippe das Glas Wasser in einem Zug weg und nehme dann eine Bewegung an der Tür war. Liz steht wieder vollständig angekleidet im Türrahmen und sieht mich fragend an. Ich weiß, dass ich sie schlecht behandle, dass ich nicht gut für sie bin, aber wenn wir zusammen sind, füllt sie für einen kurzen Moment die Leere in mir, für einen kurzen Augenblick kann ich vergessen, denn wenn ich alleine bin holen mich die Bilder seines Auszugs immer wieder ein und es ist als würde ich ihn immer wieder aufs Neue verlieren.
Ich schiele zu der offenen Weinflasche und frage mich, wann Liz endlich geht, damit ich mich wieder besinnungslos betrinken und den Tag mit schlafen verbringen kann. „Du solltest das lassen, Dan. Der viele Alkohol bringt dich noch um." mahnt sie mich. „Lass das Mal meine Sorge sein. Du bist nicht meine Mutter." fahre ich sie an, greife demonstrativ nach dem Wein und nehme einen kräftigen Schluck. Er schmeckt sauer, doch das ist mir egal. Ich nippe nochmal dran und verziehe das Gesicht und dann begegne ich Liz besorgtem Blick. „Bitte hör auf damit." Sie geht auf mich zu und macht Anstalten mir die Falsche zu entreißen, doch ich halte sie einfach hoch über meinen Kopf. Liz ist 3 Köpfe kleiner als ich, ein kleines, zierliches Persönchen mit kornblumenblauen Augen und langen blonden Haaren. Sie ist recht hübsch und hätte sicherlich jemanden anderen finden können, aber aus irgendeinem Grund kommt sie immer wieder zu mir zurück. Warum funktioniert diese magische Anziehungskraft nicht bei einem gewissen, schwarzhaarigen Kerl?
„Dan, bitte. Das bist nicht du." Wispert sie, doch ich schüttle den Kopf. Oh doch, genau das bin ich, ein antriebsloses Wrack, das auf hoher See Schiffbruch erlitten hat und nun orientierungslos und ohne Aussicht auf Rettung von den Fluten hin und her gerissen wird. „Wenn du so weiter machst, wirst du alles verlieren, was du dir aufgebaut hast. Es ist jetzt 2 Monate her seit dem Phil ausgezogen ist. Dein YouTube Channel liegt auf Eis und die Einschaltquoten deiner Morgensendung sinken immer mehr in den Keller." „Halt die Klappe!" Schreie ich sie sauer an, denn sie hat einen wunden Punkt getroffen. Ich weiß selbst, dass ich gerade dabei bin alles zu ruinieren, aber das ist mir egal. Alles ist mir egal seit dem Phil vor 8 Wochen aus dieser Tür gegangen ist und mich alleine zurückgelassen hat.
„Das letzte, was ich gebrauchen kann, sind Ratschläge von einer Beine breitmachenden Schlampe wie dir." Ich bereue die Worte sogleich sie meinen Mund verlassen haben. Liz sieht mich zuerst erschrocken und dann zutiefst verletzt an. Sie holt aus und verpasst mir eine schallende Ohrfeige. Die habe ich wohl verdient. „So lasse ich nicht mit mir reden." keift sie und ich wende mein Gesicht ab. „Ich bin seit Wochen für dich da, rette dir den Arsch beim Sender und das ist der Dank dafür." Ihre Stimme bebt vor Wut. „Ich habe dich nicht darum gebeten." maule ich trotzig zurück und Liz holt Luft zum Konter, doch dann schluckt sie ihre Worte hinunter und sieht mich mitfühlend an. Und das ist viel schlimmer, ich hätte mich lieber ordentlich mit ihr gefetzt, doch sie nimmt mir die Luft aus dem Segel als sie mit belegter Stimme fortfährt:
„Gib doch einfach zu, dass du Phil brauchst und ihn vermisst." Ganz langsam wende ich mich ihr zu. In ihren Augen liegt ein Hauch von Kummer, sowie grenzenloses Verständnis für eine Sache, in der ich weiterhin im Dunklen tappe. Ich versuche lediglich zu überleben und das große Warum auszublenden. Denn ich weiß, wenn ich diese Fragen zulassen würde, müsste ich tief in mich hinein gehen, tiefer, als ich derzeit bereit bin zu gehen.
Unzählige Male habe ich seine Nummer im meinen Telefon heraus gesucht und nicht den Mut gehabt, den grünen Button zu betätigen, ich will doch nur kurz seine Stimme hören, fragen wie es ihm geht, doch ich habe Angst davor, dass er inzwischen über mich, über uns hinweg ist. Und vielleicht ist es auch besser so, wenn wir beide einen Weg finden weiterzumachen, nach vorn zu gehen, ohne einander.
Ich schüttle langsam den Kopf. „Du irrst dich, ich brauche ihn nicht und ich bin es satt ihn zu vermissen, denn es wird mit jedem Tag schlimmer und schlimmer." Meine Stimme zittert und ich muss schwer gegen den Frosch in meinem Hals ankämpfen. „Ich hasse ihn. Ich hasse ihn dafür, dass er gegangen ist." Mit wenigen Schritten ist Liz bei mir und schmiegt sich wie eine Katze an meinen Oberkörper. „Du dummer, dummer Kerl." Nuschelt sie gegen meine Brust. „Du brauchst ihn und du vermisst ihn nur so sehr, weil er dein Herz gebrochen hat, als er durch diese Tür ging." Sagt sie mit sanfter Stimme und löst sich von mir. „Ich muss los, wir sehen uns dann am Montag, pünktlich und nüchtern." Ermahnt sie mich, haucht mir einen Kuss auf die Wange und verschwindet, nichts ahnend welches Chaos ihre Worte in meinem Inneren hinterlassen.
Ist es für alle anderen offensichtlich, was Phil in mir auslöst? Bin ich der einzige, der es nicht sieht, oder einsehen will? Der Kummer über Phils Auszug zieht mich in ein tiefes Loch und ich erkenne mich selbst nicht wieder. Ich bin übellaunig, antriebslos und eine schwere Traurigkeit begleitet mich durch den ganz Tag. Ich seufze schwer, genug der dummen Gedanken. Ich nehme einen tiefen Schluck aus der Falsche.
Mit dem Wein bewaffnet mache ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer, werfe mich aufs Sofa und schalte den Fernseher ein. Fast auf allen Sendern laufen Frühstückssendungen, ich schenken ihnen beim Durchzappen kaum Beachtung, doch plötzlich flimmert mir ein vertrautes Gesicht entgegen. Zac, unser alter Sportreporter steht im Anzug vor einer großen Tafel und präsentiert die Ergebnisse vom gestrigen Freitagsspiel der ersten Bundesliga. Dahin ist er also verschwunden, vom Radio zum Fernsehen. Unwillkürlich muss ich grinsen und frage mich, wen er wohl flachgelegt hat um an so einen Job zu kommen. Ich nippe wieder an meinen Wein und verziehe wieder das Gesicht, dieser Fusel ist ja kaum trinkbar.
„Und nun kommen wir zum Wetter. Sag Phil wird es heute endlich schneien?" Die Kamera schwenkt um und vor Schreck lasse ich die Weinflasche fallen. Auf meinem 50 Zoll Bildschirm erscheint meine persönliche Sonne, in all ihrer breit scheinenden Vollkommenheit. In Hemd und Krawatte, mit perfekt liegender Frisur lächelt Phil in die Kamera und mir bleibt fast das Herz stehen. „Da muss ich dich leider enttäuschen Zac. Es ist weit und breit kein Schnee in Sicht. Das Tiefdruckgebiet hat uns weiterhin fest im Griff und bringt Regen bei 11 Grad."
Es ist seltsam ihn nach so langer Zeit zu sehen, seine Stimme zu hören, ich rappele mich hoch und knie mich vor von den Bildschirm. Sein plötzliches Erscheinen wirft mich vollkommen aus der Bahn, ich schluchze auf während ich eine Hand ausstrecke und den Fernseher berühre. Liz hat Recht, ich brauche und vermisse diesen Mistkerl mit jeder Faser meines Herzens, mit Tränen verschleiertem Blick schaue ich auf das Logo des Senders. Manchester Lokal, natürlich ist er in unsere alte Wohnung geflüchtet, wohin hätte er denn sonst gehen sollen? „Schade Phil, dabei hätte ich dich zu gerne auf einen romantischen Spaziergang im Schnee eingeladen." Meldet sich wieder Zac zu Wort und ich fixiere ihn mit einem wütenden Blick. Was soll das Geplänkel?
Phil errötet leicht, wie es seine Art war und grinst ihn verschmitzt an. „Da werden wir beide uns wohl noch etwas gedulden müssen." Ist seine neckische Antwort und mich durchzuckt blinde Eifersucht. Was zur Hölle läuft da zwischen den beiden? Zac macht einen kleinen Schmollmund und Phil tritt an sein Pult heran. Gemeinsam verabschieden sie die Zuschauer und wünschen ihnen einen guten Tag und dann endet das Programm.
Wie erstarrt bleibe ich vorm Fernseher knien. Meine Sonne ist verschwunden und ich sitze wieder in meiner tiefschwarzen Dunkelheit fest. Langsam komme ich wieder hoch, doch der kleine Flirt zwischen den beiden geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich fühle mich wie ein Idiot, traurig und unglaublich wütend zur selben Zeit. Und dann beginne ich zu weinen, ich weine für eine lange Zeit. Denn ich weiß, dass es an mir liegt etwas zu verändern, ich muss nur akzeptieren was ich empfinde und davor habe ich eine Scheißangst.
***
Ich starre auf den Timer am Backofen, nippe nochmal an meinem Weinglas und versuche den stechenden Geruch zu ignorieren der die komplette Küche und wahrscheinlich alle Nebenräume verpestet. Irgendwas ist gehörig schief gegangen und ich schiebe meinen Misserfolg auf das Rezept und nicht auf die Tatsache, dass ich eventuell schon etwas zu tief ins Weinglas geschaut habe. Ich seufze schwer und schwanke Richtung Fenster und reiße es auf. Draußen regnet es, wie ich es vorhergesagt habe, in Strömen. Aus dem 14 Stock hatte ich eigentlich eine tolle Aussicht auf Manchester, doch durch den Regen wirkten die Lichter der Stadt unklar und leicht verschwommen.
Heute war der 5. November, Guy Fawkes Day, an diesem Abend werden in allen großen Städten Feuerwerke gezündet. Unwillkürlich muss ich an Dans und meine erste Bonfire Night denken, ich weiß es noch als wäre es erst gestern gewesen. Es hat genau wie heute geregnet, dennoch sind wir zu der großen Wiese am Fluss gelaufen. Dan hat den ganzen Weg über herum gemault wie kalt ihm war und dass seine Schuhe schon komplett nass waren. Aber ich habe mich dadurch nicht beirren lassen. Ich hatte den ganzen Tag damit verbracht das Wetterradar zu studieren und mit einer gesunden Prise Optimismus, der Dan vollkommen fremd war, hatte ich die Hoffnung das es pünktlich zum Feuerwerk aufhören würde zu regnen.
Wir stellten uns unweit des Ufers auf und starrten auf die Stadt, die Lichter wurden durch den starken Regen gedimmt und man sah kaum die Hand vor Augen, doch auch das ließ mich nicht von meinem Plan abkommen, mit Dan das Feuerwerk anzuschauen. „Das ist doch scheiße Phil, ich will Heim." Hat sich Dan beschwert und ich habe meinen Regenschirm fester umklammert und 1000 Stoßgebete Richtung Himmel geschickt. „Warte nur noch ein paar Minuten es wird aufhören. Ich weiß es." Sagte ich in Inbrunst einer Überzeugung, die Dan hoffentlich umstimmen konnte, denn er hatte sich bereits zum Gehen gewandt. „Du spinnst doch! Also ich gehe wieder zurück! Du unverbesserlicher Träumer, das wird heute doch niemals aufhören." Hat er mir noch an den Kopf geworfen, bevor er sich in Bewegung gesetzt hatte.
Vor Schreck hatte ich meinen Regenschirm los gelassen und war ihm die wenigen Schritte hinterhergehetzt. Ich bekam ihm am Jackenärmel zu fassen. „Warte, bitte. Es wird aufhören. Ganz bestimmt." Zuerst hatte er genervt auf geschnaubt, doch dann war ein kleines Lächeln über sein Gesicht gehuscht, bevor er sich seinem Schicksal ergeben und mich unter seinen Schirm genommen hat, damit ich nicht bis auf die Knochen durchnässt wurde. Wir standen so nah bei einander, das sich unsere Arme berührten, das war das erste Mal, dass seine Nähe mein Herz zum Stolpern brachte und ich war froh über die Dunkelheit, denn ich war mir sicher, dass ich wie ein Glühwürmchen leuchten musste.
Und plötzlich wurde das Prasseln auf dem Schirm weniger und weniger, bis es gänzlich verstummte. Ich wendete mich ihm zu und begegnete seinem Blick, der ungläubig auf mir lag. Ich hätte vor Glück am liebsten laut losgelacht, doch dann explodierten die ersten Raketen am Himmel. Der Knall war ohrenbetäubend und die Lichter so grell, dass ich die Augen leicht zukneifen musste. Dan verfolgte staunend das Schauspiel das sich uns am Himmel bot, doch ich hatte nur Augen für ihn.
Sein Gesicht wurde von den Reflektionen der Feuerwerkskörper erleuchtet und ich musste über seine fast kindliche Begeisterung schmunzeln, vergessen waren die Kälte und die nassen Schuhe. Er bemerkte meinen Blick, sein breites Lächeln raubte mir die Luft zum Atmen, aber wer brauchte schon Sauerstoff? Nachdem die letzte Rakete im Nachthimmel in unzählige Funken zerborsten war, wendete er sich mir zu. „Das war unglaublich! Gucken wir es uns nächstes Jahr wieder an?" Hat er mich mit euphorischer Stimme gefragt und mein Mund hat sich zu einem strahlenden Lächeln verzogen. „Ja." Habe ich gewispert.
Der 5. November, unsere erste Bonfire Night war der Abend, als ich mich vollkommen in ihn verliebte und heute, 6 Jahren später, saß ich alleine in unserem alten Apartment und backte höchstwahrscheinlich giftige Muffins. Der Timer holt mich aus meinen Gedanken und ich nehme das Blech heraus und verziehe angewidert die Nase. Ich reiße ein weiteres Fenster auf und beschließe ein Bad zunehmen, während die Küche und das Wohnzimmer auslüften.
Ich fülle die Badewanne und steige in das warme Wasser. Ich fühle mich leicht schummerig im Kopf was wohl am Wein liegt, ich tauche bis zu den Schultern ein und lasse meinen Gedanken freien lauf. Und wie immer kreisen sie um die eine Person, die mein ganzes Universum ausmacht: Dan. Was er wohl gerade tut? Ob er alleine ist? Oder ist Liz vielleicht bei ihm? Der Gedanke, dass die beiden wohl möglich jetzt zusammen sind, schmerzt mich unglaublich. Ich versuche es zu verdrängen und tauche bis zur Nasenspitze ein. Ich bin nämlich noch Welten davon entfernt, mich für ihn zu freuen, sollte er endlich jemanden gefunden haben, der ihn glücklich machen konnte.
Denn zwischen ihm und mir ist es vorbei und das einzige, das mir bleibt, ist das bunte Kaleidoskop an wunderschönen Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit. Sie kommen immer wieder zu mir zurück, überfallen mich in Flashbackes und ich muss realisieren, dass er es niemals tun würde. Und ein Teil von mir hat es von Anfangen an gewusst, dass wenn er dahinter kommt, dass ich mehr für ihn empfinde als nur Freundschaft, dass sich unsere Wege trennen würden, trennen mussten, denn wie hätte ich an seiner Seite existieren können, während mein Körper nach unserer gemeinsamen Nacht in Flammen stand.
Ich habe vollständig meine Balance verloren, funktioniere nur noch, habe zu Leben aufgehört. In dem Moment, als ich London hinter mir ließ, hatte ich aufgehört zu Sein. Den alles, was ich war, alles was ich im Leben wollte, blieb zurück und ich fragte mich ob ich jemals wieder im Leben dazu fähig sein könnte, jemanden so zu lieben? Könnte ich das? Würde ich das überhaupt wollen? Der Schmerz überkommt mich wie eine gigantische Welle und ich tauche ab.
Ich höre das Rauschen des Wassers in meinen Ohren und konzentriere mich darauf, die Luft anzuhalten. Langsam entlasse ich sie wieder, die kleinen Blasen treiben an die Oberfläche, während ich weiter auf dem Grund der Badewanne liegen bleibe. Mit jeder Sekunde schreit meine Lunge immer lauter nach Sauerstoff und ich weiß, dass ich auftauchen muss, damit ich nicht ertrinke, aber irgendwie finde ich nicht die Kraft dazu. Ich will nicht auftauchen, denn dann muss ich wieder fühlen und das einzige, was ich derzeit im Stande bin zu empfinden, ist Schmerz, unglaublicher, alles zerreißender Schmerz.
Am Rande meines Sichtfeldes machen sich kleine schwarze Punkte breit und der Schwindel in meinem Kopf nimmt zu. Gerade als ich mir darüber bewusst werde, dass ich wohl das Bewusstsein verlieren werde, greifen zwei Arme nach mir und holen mich zurück an die Oberfläche.
Ich huste, keuche und fülle lautstark meine Lungen mit Sauerstoff, während ich in zwei weit aufgerissene blauen Auge sehe. „Bist du jetzt vollkommen übergeschnappt? Was soll die Scheiße?" Schreit Zac mich an und ich zucke leicht zusammen. „Das war...Ich wollte nicht....-." versuche ich einen Erklärungsversuch,doch davon will er nichts hören. Wütend wirft er mir meinen dunkelblauen Bademantel zu. „Trockne dich ab und zieh dir was an." Sagt er im Hinausgehen und wirft die Tür lautstark ins Schloss.
Wenig später betrete ich die Küche und muss feststellen, dass Zac mit dem Abwasch meiner kleinen Backunternehmung angefangen hat. Inzwischen sind die Fenster wieder geschlossen. Mehrere Kerzen hüllen den Raum in ein angenehmes Licht und dem Geruch nach zu urteilen ist eine, oder vielleicht sogar mehrere Duftkerzen im Einsatz. „Was stinkt hier denn so erbärmlich?" Fragt Zac und ich deutete auf die 12 kleinen Küchlein, die ordentlich aufgestellt auf dem Abkühlungsgitter standen.
„Hab versucht Muffins zu backen, aber da muss wohl was schief gegangen sein." Fasse ich kurz mein kleines Backabenteuer zusammen und Zac zuckt kurz mit den Schultern, während er die Rührschüssel auf das Abtropfgitter legt und dann langsam auf mich zu kommt. Im ersten Moment verspüre ich das Bedürfnis zurückzuweichen, doch dann bleibe ich stehen und versinke in seiner tiefen Umarmung. „Tu so etwas nie wieder." Raunt er mir ins Ohr, während er mich fest an sich drückt und mir steigen die Tränen in die Augen, denn er ist derzeit der einzige Mensch, der sich um mich sorgt.
Ich kralle mich, im wahrsten Sinne des Wortes, wie ein Ertrinkender an ihn und drücke mein Gesicht gegen seine Brust. „Es tut so weh und ich vermisse ihn so." Wimmere ich und er streicht mir mitfühlend über den Rücken. „Es ist als könnte ich mich gar nicht anders fühlen, es ist als würde mein Inneres nur noch aus Schmerz bestehen und diese Wohnung ist in jedem Winkel mit unzähligen Erinnerung gefüllt. Erinnerungen an die beste Zeit meines Lebens und ich kann nicht, ich kann nicht und ich will nicht ohne ihn sein. Verstehst du. Ohne ihn bin ich nicht ich." Mein Blick fällt auf die Muffins und ich mache mich sanft von ihm los. „Ich bin wie diese Muffins unvollkommen. Sie sollten lecker duften und schmecken, aber durch einen gravierenden Fehler werden sie nun im Abfall landen. Und auch ich erfülle nicht meinen Zweck, wenn ich nicht bei ihm bin." Schniefe ich und sehe Zac traurig an, dieser schaut erst mich an und dann die kleinen Küchlein.
Mit wenigen Schritten ist er bei ihnen und nimmt einen in die Hand und beißt herzhaft hinein. Mir stockt der Atem, wenn sie nur halb so schlimm schmecken wie sie riechen, sind sie mehr als ungenießbar. Und tatsächlich verzieht Zac angewidert den Mund, doch anstatt aufzuhören greift er beherzt nach dem nächsten. „Was tust du da? Du holst dir noch eine Lebensmittelvergiftung." Prophezeie ich ihm und lege blitzschnell meine Hand auf die seine, um ihn daran zu hindern sich selbst zu vergiften.
„Für mich bist du vollkommen, so wie du bist." Sagt er plötzlich und mir wird mit einem Schlag heiß. „Vor 8 Wochen hast du mich gefragt, warum ich so nett zu dir bin und heute bin ich mit der Absicht gekommen, es dir endlich zu sagen. Du hast an Ecken in mir gerüttelt die ich für tot gehalten habe. Ich mag dich, ich mag dich sogar sehr." Ganz langsam schüttle ich den Kopf. „Ich bin für etwas Neues nicht bereit, Zac. Siehst du denn nicht, dass ich gebrochen bin." jammere ich und nun ist es an ihm, mit dem Kopf zu schütteln. „Das mag ja sein und ich weiß es wird nicht einfach werden, wir werden wahrscheinlich jeden Tag hart daran arbeiten müssen, damit es dir wieder besser geht, aber ich will dir helfen. Ich will dir helfen, weil ich dich will." Seine Augen ruhen auf mir und für einen kurzen Moment wird der Schmerz durch eine andere Empfindung verdrängt. Hoffnung. Darf ich wirklich darauf bauen, mich bald nicht mehr so elend zu fühlen, da ich nicht mehr alleine bin?
Zögerlich kommt er einen Schritt auf mich zu. „Was du brauchst sind neue Erinnerungen, um die alten verblassen zu lassen." Er umfasst mein Gesicht und keinen Wimpernschlag später liegen seine Lippen auf den meinen. Ich bin zu perplex, um mich dagegen zu wehren. Ich lasse es einfach geschehen, doch es fühlt sich nicht richtig an und so wende ich verlegen mein Gesicht ab. „Ich kann das nicht." Sage ich entschuldigend, doch er schüttelt nur den Kopf. „Glaub mir, das ist genau das, was du brauchst." Er zieht mich sanft mit sich und verfrachtet mich aufs Sofa. Er drückt mich in die Polster während er sich auf mich setzt. Wieder finden seine Lippen die meinen und ich versuche mich darauf einzulassen, aber es geht einfach nicht, ich habe die ganze Zeit Dan vor Augen. Wie er mich küsste, wie seine Lippen meinen Körper liebkosten in jener Nacht, die alles veränderte.
Sanft aber bestimmt stoße ich Zac ein wenig von mir. „Es tut mir leid, ich kann wirklich nicht." Doch so leicht gibt er sich nicht geschlagen. Mit einem gewinnenden Lächeln erhebt er sich und geht in den Flur. Zurück kommt er mit seinem Schal. „Du kannst das tragen und dir vorstellen ich wäre er. Das stört mich nicht." Allein die Idee lässt mich bis zu den Haarspitzen erröten. Erschrocken starre ich ihn an, das ist ein Scherz, oder? Doch keineswegs! Zac nimmt die Enden des Schals in je eine Hand und legte sie auf meine Augen nieder, bevor er einen Knoten an meinem Hinterkopf zusammenbindet.
Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, ich höre wie Zac sich wieder aufrichtet und kann seinen Atem an meinem Gesicht spüren und dann berühren seine Lippen wieder die meinen. Der Kuss fühlt sich intensiver an, es ist, als wären durch das Verbinden der Augen meine anderen Sinne verschärft worden. Dieses Mal fällt es mir wesentlich leichter, den Kuss zu erwidern. Zärtlich saugt er an meiner Unterlippe, während seine Zunge in meinen Mund gleitet und die meine sucht. Ein Kribbeln geht durch meinen Körper, meine Erregung nimmt zu, mit zittrigen Fingern taste ich mich an seinem Rücken entlang bis hinunter zu seinem Po.
Als er beginnt meinen Hals abwärts zu küssen kann ich ein leises Aufstöhnen nicht unterdrücken. Verlegen verstumme ich. „Du kannst ruhig laut sein, darauf steh ich." Flüstert er mir ins Ohr und ich muss schwer schlucken. Seine Hände gleiten unter mein Oberteil und er ziehen es mir aus, damit er seinen Weg ungestört weiterführen kann. Er leckt neckisch über meine Brustwarzen und ich zucke leicht zusammen, als sie sich empfindlich aufrichten.
Zac weiß ganz genau was er tut und ich fragte mich unwillkürlich wie viele Liebhaber er wohl in seinem Leben gehabt hat. Und plötzlich ist er an meinem Hosenbund angekommen und macht sich an meinem Gürtel zu schaffen. Ich höre das Klicken und spüre wie er den Reißverschlusses öffnet. Ganz langsam als würde er ein Geschenk auspacken legt er meine Unterhose frei und streicht mit dem Finger über die faustgroße Ausbuchtung. Es fühlt sich komplett anders an als mit Dan, seine Berührungen waren vorsichtig, unbeholfen gewesen. Wir beide hatten in jener Nacht komplettes Neuland betreten, es hatte sich gut und richtig angefühlt und war doch unglaublich falsch gewesen.
Und plötzlich sehe ich wieder Dan vor mir, mit schuldbewusstem, gesenktem Blick. Stumm rinnen mir die Tränen über die Wange, als mir seine verletzenden Worte wieder einfallen, sein sturer Versuch mir einzureden, dass die Nacht ohne Bedeutung für uns ist und dass er den Alkohol für alles verantwortlich macht. Zac lässt von meinem Schritt ab und streicht mir mit den Daumen die Tränen weg, ehe er auf jeder Wange einen Kuss platziert und meine Lippen wieder gefangen nimmt. Er ist hier und Dan weit weg, es würde zwischen uns nie wieder gut werden und vielleicht ist das hier wirklich meine Chance endlich neu anzufangen.
Zac greift in meine Unterhose und befreit mich von dem unangenehmen Druck, den ich inzwischen verspüre, da es ziemlich eng in der Boxershorts geworden ist. Er entlässt meine Lippen und wandert wieder abwärts, zwischen meinen Beinen angelangt nimmt er ihn in den Mund, saugt und leckt an ihm. Ich stöhne und kralle mich im Polster fest, da es sich unglaublich gut anfühlt. Ich taste nach seinem Kopf und lege ganz leicht eine Hand auf seinen Hinterkopf während ich meine Hüften kreisen lasse und sanft in seinen Mund hineinstoße. Ich zittere inzwischen am ganzen Körper und befreie mich von der Augenbinde. Zac kniet vor mir und sieht mich offen von unten an, der Anblick ist atemberaubend.
Ich ziehe ihn nach oben und suche seinen Lippen. Gierig erforsche ich seinen Mund, beginne nun meinerseits ihn auszuziehen. „Lass uns ins Schlafzimmer gehen." Raune ich ihm ins Ohr. Breit grinsend kommt er meiner Aufforderung nach. Ich stoße die Zimmertür auf und Zac zieht mich nochmal an sich. Wild küssend bahnen wir uns einen Weg durch den Raum, wo er mich spielerisch aufs Bett stößt. Ich lande auf dem Rücken und schaue zu ihm hoch. Er knöpft seine Hose auf, in seinem Schritte hat sich ebenfalls eine beachtliche Beule gebildet. Ich kann sie zunächst nur anstarren, doch dann fasse ich mir ein Herz und stecke die Hand nach ihr aus.
Willig kommt er mit entgegen und ich greife an den Bund seiner Shorts, ziehe sie hinunter und senke meinen Kopf. Er stöhnt auf als ich ihn mit meiner Zunge necke und er beginnt sich langsam in meinem Mund zu bewegen. Eine Hand krallt sich in meinen Haaren fest, sein Stöhnen klingt laut und kehlig und mich durchfährt eine Gänsehaut. Sanft entzieht er mir seinen Schritt und wirft mich wieder zurück auf den Rücken, er legt sich auf mich und reibt seine Hüfte gegen meine, dann kniet er sich vor mich und mustert mich, wie ich unter ihm liege. Seine Blicke sind mir peinlich und ich wende verlegen den Kopf ab. „Du machst mich ganz verrückt mit deiner verlegenen Art." Gesteht er mir mit einem leisen Kichern und ich spüre, wie ich einen Ton röter werde. Dann bahnen sich seine Hände ihren Weg an meinen Innenschenkeln entlang, mit der Rechten kommt er vor meiner Ritze zum Stehen und führt zunächst einen Finger ein.
Ich spüre die Dehnung und verkrampfe mich schlagartig. „Du musst locker lassen." Erinnert er mich und ich tue mein Bestes, es folgen noch 2 weitere Finger. Ich bin eng, doch Zac nimmt sich die Zeit, mich ausreichend zu dehnen. Ich halte die Luft an und kneife die Augen fest zusammen als er in mich eindringt. „Ist das so okay?" fragt er besorgt und ich entlasse geräuschvoll die Luft und nicke ihm zu. Die ersten Stöße gehen mir durch Mark und Bein, doch schon bald haben wir einen gemeinsamen Rhythmus gefunden.
Das Zimmer ist von unserem Stöhnen erfüllt, er greift in meinen Schritt und ich ziehe scharf die Luft ein, die doppelte Stimulierung lässt mich kurzzeitig den Verstand verlieren. Mit halb geschlossenen Liedern blicke ich zu ihm hoch. Er begegnet meinem Blick und während er mir tief in die Augen sieht komme ich zum Höhepunkt. Zac lächelt und sucht wieder meine Lippen, seine Stöße sind jetzt hart und schnell und mit einem letzten heißen Aufstöhnen spüre ich, wie er in mir kommt.
Wir liegen eng umschlungen im dunklen Zimmer. Zärtlich streichelt er mir über den Rücken und ich bin erstaunt, wie sehr ich seine Nähe gerade genießen kann. Vielleicht hat er Recht und er ist in der Lage, mich zu heilen. „Und wie fühlst du dich jetzt?" Fragt er und ich horche in mich hinein. „Ich weiß nicht, ein klein wenig anders." murmle ich gegen seine Brust. „Vielleicht etwas besser?" Ich schüttle leicht den Kopf und stütze mich auf einem Ellenbogen ab, damit ich ihm besser ins Gesicht blicken kann. „Denkst du, ich werde jemals in der Lage sein, ihn ganz zu vergessen?" Seine blauen Augen ruhen auf mir und ich habe das Gefühl, dass er durch mich hindurch sieht, so als wäre er in Gedanken bei jemandem ganz anderen.
„Denn ich habe Angst vor dem Tag, an dem ich beginne zu vergessen." flüstere ich. „Jemanden, den man aufrichtig geliebt hat, den trägt man für immer mit sich." raunt er mir zu und seine traurigen blauen Augen fixieren die meinen. Ich sehe zum ersten Mal einen tiefen Schmerz in ihnen. „Hey, was ist?" Hake ich nach und streiche ihm eine braune Strähne aus dem Gesicht. Er seufzt schwer, seine Stimme ist kaum mehr als ein Wispern.
„Es gibt einen Grund, warum ich lange alleine war und mich davor gesträubt habe jemanden nah an mich heranzulassen. Es ist nicht so, dass ich denke, dass das alleine sein mich glücklicher gemacht hat, aber es war auf jeden Fall einfacher. Denn es ist so, wenn du dich in jemanden verliebst, wenn du merkst, dass du eine Person brauchst, dass du dieses Gefühl, das sie in dir auslöst magst und dann bemerkst, dass diese Person dich nicht auf die gleiche Weise lieben kann wie du sie und dass das Leben, das ihr euch zusammen aufgebaut habt plötzlich auseinander bricht... Ich glaube ich würde diese Art von Schmerz kein weiteres Mal mehr überleben."
Seine Worte berühren mich tief, ich rolle mich auf seine nackte Brust und stütze mich leicht ab, damit nicht mein gesamtes Gewicht auf ihm liegt. Wir zwei sind Verwundete, wir beide haben uns an der Liebe verbrannt und vielleicht besteht die kleinste Möglichkeit, dass wir uns gegenseitig retten können. Ganz vorsichtig beuge ich mich zu ihm runter und küsse ihn sanft, er erwidert den Kuss zögerlich, fast schüchtern. Er zieht mich zu sich runter und ich lege meinen Kopf auf seine breite Brust, lausche seinem Herzschlag und fühle mich seit langem wieder einem Menschen nah.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro