Skarabäus
Walter sieht mit hochgezogenen Augenbrauen und zugegebenermaßen ein wenig geschockt auf die Leiche und dann auf die weißhaarige Frau die schon fast angeekelt ihr Gesicht verzogen hat. Sie konnte es nicht mehr aushalten und wollte gleich anfangen, nur ist ihr jemand in den Weg gekommen und Alucard konnte live miterleben wie sie sein kann wenn sie wirklich, WIRKLICH genervt ist. Das würde sogar dem Urvampir wehtun. Notiz an sich selbst: Niemals Sicarius im Weg stehen wenn sie genervt ist. Diese Notiz verinnerlicht sich aber auch Walter und wartet ab bis sie den einfachen Skarabäus in die Haut geritzt hatte. „Wir machen weiter.", zischt sie und richtet sich wieder auf. „Das dürfte der letzte gewesen sein." Der letzte? Was genau meint sie damit? Evelyn steckt das Messer weg nachdem sie es abgewischt hatte und geht weiter durch die relativ dunkle Gasse. „Wenn ich mir die Frage erlauben darf, was genau meinen Sie mit ‚der letzte'?" Ein Schnalzen mit der Zunge. „Sie kennen das Zeichen, der eingeritzte Skarabäus ist hier schon seit Jahrzehnten so etwas wie ein Mythos in den richtigen Kreisen. Wenn er auftaucht, dann sind die Leute die dieses Zeichen kennen nicht mehr unterwegs und sie halten die Füße still. Gibt uns ein wenig mehr Zeit ohne dass man mehr entführen würde." Der ehemalige Butler nickt schon fast anerkennend, das ist interessant zu wissen und auch Alucard hört gespannt zu. Sollte sie also auftauchen und eine Leiche mit diesem Zeichen gefunden werden, dann scheint die Stadt zu wissen wer hier ist und dass man aufpassen sollte wem man in der Nacht begegnet. Sie hat sich hier wohl einen ganz schönen Ruf aufgebaut! Alucard gibt eine Frage durch die Walter auch stellt. „Also kann man sagen dass Sie hier öfters sind wenn man bedenkt dass dieses Zeichen schon seit Jahrzehnten existiert und man sofort weiß was los ist wenn man es entdeckt." Ihre Mundwinkel gehen hoch und sie zieht sich die Kapuze über den Kopf, eine Art Stoffmaske vom Hals bis über die Nase. Nur ein paar weiße Haarsträhnen und die grauen Augen sind neben den weißen Augenbrauen Erkennungsmerkmale. „Öfters? Mindestes einmal im Monat. Folgt mir, ich gehe davon aus dass ER auch dabei ist." Sie will keine Namen nennen, wer weiß wer zuhört. „Hey! ER hat auch einen Namen!" Sie weiß dass nun er selbst gesprochen hat und bleibt stehen, ehe sie den Kopf dreht. „Ich weiß, aber ich werde dich so gut es geht schützen damit nichts mit dir in Verbindung gebracht wird. Das kann... Auswirkungen haben. Große Auswirkungen." Ihr Blick wird ernst und sie tritt direkt vor Walter, während sie aus ihren Jackentaschen ein paar Halbhandschuhe zieht. Sie hat keine Lust auf Splitter oder Steine in ihren Handinnenflächen und Fingern. Erst nachdem sie sich die Handschuhe angezogen hatte, schüttelt sie leicht den Kopf. „Du hast keine Ahnung in welchen Kreisen wir uns hier befinden. Das sind Kreise die hier aus Ägypten ALLES operieren könnten wenn man es will. Ich... würde sie sogar vom Einfluss her mit den Russen gleichsetzen und du weißt was für ein ekelhaft gut organisiertes Volk das ist wenn es um... gewisse Dinge geht." Leicht legt sie den Kopf schief. „Hunde die bellen beißen nicht, und hier ist es sehr, SEHR still wenn du verstehst was ich meine." Leider versteht er das sehr gut und schnaubt entgeistert, ehe er sich in seinem Thron nach hinten lehnt und sich über die Lippen leckt. Er hat ein bisschen was mitbekommen und hat auch sehr schnell gemerkt dass Walter wohl von Sicarius dazu gebracht wurde offen zu reden, denn die Kommunikation des Updaten wurde laut vollzogen und nicht rein über die Gedanken. Auch wenn er kein Blatt vor den Mund genommen hatte und auch das mit der Zuckerzunge erwähnte, Sicarius hat wohl eine Vorliebe für süße Sachen. Im nächsten Moment reißt Evelyn den Kopf herum und starrt zur anderen Seite der Gasse die zur offenen Straße führen würde. Alucard runzelt die Stirn, hat sie etwas gehört? „Komm.", zischt sie leise und läuft zur Mauer, ehe sie tief in die Knie geht und abspringt, um mit ihrer Hand an eine Fensterbank zu gelangen, an der sie sich entlanghangelt um somit zu einer Leiter nach oben zu kommen. So schnell es geht klettert sie die alten Streben hinauf und kommt auf dem flachen Dach an, wobei ihr dort eine Hand entgegengehalten wird. Walter hilft ihr bei der letzten Strebe und gemeinsam sehen sie nach unten, mehrere Polizisten finden sich dort ein und sie sieht zu dem ehemaligen Butler, ehe sie ihm stumm andeutet dass er ihr weiterhin folgen sollte. Und so geht es los, die reale Version von Assassins Creed nachspielend, so wie sie über die Dächer springen und an den Fassaden entlang klettern. Für Alucard ist das nichts anderes als ein Kinofilm in first-Person.
Mitten im Lauf entdeckt Evelyn etwas und wird langsamer, bevor man über die nächste Gasse gesprungen wäre. Ihr Atem geht ein wenig schneller, es tut gut sich wieder ein wenig auszutoben was die Ausdauer angeht. Stumm deutet sie auf die andere Straßenseite und kniet sich neben dem Lüfter für die Klimaanlage auf das flache Dach. Walter betrachtet den Ort auf den sie gezeigt hat und kniet sich ebenfalls hin um nicht aufzufallen. „Es tut mir leid, ich scheine nicht zu begreifen auf was Sie hinaus wollen." Wäre auch ein Wunder gewesen wenn schon. Die weißhaarige Frau blickt aber weiterhin auf das Gebäude gegenüber von ihnen. „Eine der Organisationen in denen ein paar der Leute arbeiten die in dem aufgelösten Menschenhändlerring waren." Der ehemalige Butler sieht zu ihr, woher will sie das wissen? Solche Menschenhändlerringe kann man nicht so einfach aufspüren! Oder? „Dann sollten wir darauf warten bis sich jemand abspaltet.", erwidert er leise, doch sie schnaubt amüsiert. „Sieh genau hin." Was meint sie? Wo soll er genau- Seine Augenbrauen gehen hoch. Einer der Polizisten von vorhin geht schnell in das Gebäude und Walter wartet ab, bis er in eines der vorderen Zimmer eintritt und wild gestikuliert und etwas zu sagen scheint. Das lässt den Kerl erst einmal sein Handy auf den Tisch fallen, ehe er sich aufrichtet und der Polizist dann genau auf die Stelle an sich selbst deutet, an welcher sie den Skarabäus eingeritzt hatte. Man kann die Panik durchaus sehen. „Sie haben einen durchaus... gefürchteten Ruf." Evelyn kneift leicht die Augen zusammen. „Ich habe einiges getan um ihn zu bekommen, aber das kann später noch kommen." Wieder verstummt die Frau, während Alucard sich das Kinn reibt. Jetzt würde es ihn wirklich interessieren was für einen Ruf sie von Seiten der einheimischen Bevölkerung hat. Die Lady würde das höchstwahrscheinlich auch gern wissen, also sollte er sich das für später auf jeden Fall merken. Evelyn gibt erst das Zeichen zum Weitergehen nachdem der Polizist wieder aus dem Gebäude verschwunden ist, läuft aber nicht weiter über die Dächer sondern klettert an einer weiteren Feuerleiter hinunter und überwindet die letzten Meter indem sie einfach springt und so auf dem leicht staubigen Boden aufkommt. „Agil für dein Alter bist du auf jeden Fall!" Evelyn richtet sich auf und zieht sich das Stoffding von der Nase runter, erwidert den Blick von Walter und somit von Alucard. „Es reicht für das mindeste in ALLEN Bereichen." Sie geht an dem ehemaligen Butler vorbei und tritt unbesorgt auf die Straße, viel ist eh nicht mehr los. Mitten in der Nacht treibt sich keine gute Seele mehr herum. Oh, du denkst die Polizei wäre gut? 90% ist korrupt, die anderen 10% schlafen um diese Uhrzeit. Die Kapuze ist in ihr Gesicht gezogen und die Hände sind in den Jackentaschen, nachts kann es hier überraschend kalt werden. Zwei Männer stellen sich vor sie und zwingen sie zum Anhalten. Evelyn schließt für einen Moment die Augen und seufzt, ehe sie die beiden ansieht. Die Sprache zu wechseln ist für sie kein Problem. „Kann man den Herrschaften behilflich sein?" Einer der Mundwinkel geht hoch. „Auf verschiedene Arten und Weisen, wenn man uns schon so höflich fragt!" Die weißhaarige verzieht leicht das Gesicht, wie viel Aufmerksamkeit würde sie auf sich ziehen wenn sie sie umbringt? „Keine Sorge, ich werde mich darum kümmern." Walter stellt sich neben sie und zieht sich den Handschuh richtig hin, das Monokel blitzt im Licht der Laternen auf. „Sie sollen keinen Müll anfassen, das verbitte ich mir." Leicht neigt er den Kopf. „Ich werde die Herrschaften nur ein einziges Mal bitten uns in Ruhe zu lassen." Es kommt nicht die Reaktion die man erhofft hatte, stattdessen lacht man ihn aus. „Ich wünsche dir viel Spaß, wir sehen uns drin." Der ehemalige Butler rümpft die Nase aufgrund der Reaktion, selbst in dieser Zeit scheint man nicht gelernt zu haben was es bedeutet wenn man mit einer gewissen Selbstsicherheit auftritt. „Ich werde Sie finden, keine Sorge. Ich werde lediglich diesen Müll entsorgen, es sollte nicht allzu lang dauern." Unbesorgt geht sie zwischen den beiden Männern vorbei, die zu perplex sind dass sie das wirklich einfach so macht. Evelyn erreicht schon fast den gegenüberliegenden Straßenrand, als man ihr nach will! Doch beide Männer werden durch etwas zurückgehalten und sehen an sich hinunter, ehe sie zu Walter sehen. Dieser hält die Drähte fest die für einen kurzen Moment aufblitzen, sein Blick könnte kälter nicht sein. Die weißhaarige Frau überlässt ihm das Feld, immerhin hat er es angeboten. Nur einmal bleibt sie stehen und dreht den Kopf, kurz bevor sie reingeht. „Töte sie schnell, ich will keine zusätzliche Aufmerksamkeit." Walter wird diesem Befehl gern Folge leisten.
„Vielleicht brauchst du mehr Alkohol." Evelyn sieht zufrieden dabei zu wie der Mann zusammenzuckt und mit großen Augen zu ihr starrt. „Wie- Wie bist du..." Er atmet nur noch ganz flach, es ist schon fast als könnte sie sein Herz pulsieren hören. Rasen. Die weißhaarige schmunzelt leicht und stößt sich vom Türrahmen ab. „Du wurdest über mein Eintreffen schon informiert und ja, deine... ‚Wachen' leben noch. Wie du dir so etwas langsames zulegen konntest- Ich bin enttäuscht." Er weiß dass es kein entkommen gibt und nur langsam schaltet sich sein Hirn durch die Panik ein. Er ist nicht umsonst am leben, sie hätte ihn schon längst umgebracht wenn das ihr Ziel gewesen wäre. „W-Was brauchst du?" Die weißhaarige schließt die Tür hinter sich und deutet ihm an die Fenster abzudunkeln, was er auch sofort macht. Sicarius kann ihn jederzeit umbringen und er braucht das wirklich nicht, solange er das irgendwie verhindern kann! Nach dem letzten Fenster dreht er sich langsam wieder zu ihr um, doch sie steht nicht mehr bei der Tür. Panik überkommt ihn und er ist unheimlich erleichtert als er sie auf seinem Stuhl sitzen sieht. „Ich brauche Informationen und du wirst sie mir geben." Informationen? Sie ist wegen Informationen hier? Innerlich dankt er gerade allen Göttern die er kennt und an die er je ein Gebet gerichtet hat, ehe er tief durchatmet und nickt. „Um was geht es genau?" Sicarius kennt man hier nicht unter Sicarius, sondern unter ‚Skarabäus'. Es ist kein Zufall wieso sie das hier einritzt. Der Name kam nicht von ihr, aber zumindest ist es ein wenig landesspezifisch und sie findet es nicht schlecht. „Eine Person die vor sieben Jahren entführt wurde, in Kairo. Lucy Mina. Du hast einen Großteil der Leute unter dir die in der damaligen Organisation gearbeitet haben bis sie sich aufgelöst haben." Seine Augenbrauen gehen hoch, sie will eine Person finden die vor sieben Jahren vielleicht verkauft wurde?! „Ich will die Hoffnung nicht vermiesen... und die Chance auf mein Leben... aber so eine Person zu finden die vor so langer Zeit verkauft wurde- Sie könnte tot sein!" Evelyn dreht leicht ihren Kopf, sieht ihn skeptisch an. „Zweifelst du an meiner Aussage dass ich sie finden will was bedeutet dass sie am Leben sein MUSS?" Sie ist gerade extrem hochnäsig und das weiß sie auch. Aber sie ist sich ihrer Macht bewusst und um alles zu bekommen was sie braucht, muss sie es ihm wohl auch noch einmal bewusst machen. „Nein! Nein, ich- Ich dachte nur dass-" „Weniger denken, mehr arbeiten. Lucy Mina, damals 23 Jahre alt. Kommt aus Österreich, weißblonde Haare, grüne Augen mit einem braunen Fleck im rechten Auge. Hat an der linken Wange ein kaffeefleckartiges Muttermal." Sie steht von seinem Stuhl auf und stellt sich direkt vor ihn. „Ich würde gern selbst mit den Männern reden, gib mir die Namen und Aufenthaltsorte." Panische Stille, ehe er merkt dass er etwas tun soll und sich an seinen Schreibtisch setzt. Zufrieden sieht sie dabei zu wie er sich an die Arbeit macht ein paar Dinge zusammenzusammeln, ehe es an der Tür klopft. „Entschuldigen Sie mein Eindringen, die Tür stand offen." Einer ihrer Mundwinkel geht hoch als sie Walter sieht, welcher hinter sich die Tür wieder schließt. „Man schreibt uns gerade die Namen und Aufenthaltsorte zusammen für die Männer die damals in der anderen Organisation gearbeitet haben." Dann lehnt sie sich ein wenig nach vorn und sieht den Mann lächelnd an, dennoch hat es für eben jenen mehr etwas bedrohliches an sich als beruhigendes. „Ich bin mir sicher dass er uns bei dieser Sache hilft, nicht wahr? Wir brauchen nicht so etwas wie vor vier Jahren, habe ich recht?" Seine Augen werden groß, bevor er heftig nickt. „Das- Ich helfe so gut es geht, Skarabäus!" Walter betrachtet den armen Mann der nun immer hektischer zu sein scheint, panischer. Was ist wohl vor vier Jahren passiert? Aber das wird er nachher auch noch fragen können, stattdessen stellt er sich leicht schräg hinter sie. „Der Müll wurde entsorgt. Vielleicht nicht getrennt, aber sie wären gut genug für eine Biotonne oder einen Komposthaufen. Zeugen gibt es keine." Evelyn dreht leicht ihren Kopf und nickt ihm zufrieden zu. „Danke." Während sie wieder nach vorn blickt um den Mann zu beobachten, gibt das für Alucard alles nur Rätsel auf. Was ist vor vier Jahren passiert? Wieso scheint sie so jemanden wie ihn zu kennen und wieso hat sie ihn so unter Kontrolle? Rätsel um Rätsel mit dieser Frau und hoffentlich kann man sie alle lösen bevor sie von der Bildfläche verschwindet. Denn so viel hat er verstanden! Wenn Lucy Mina gefunden wird, dann verschwindet Sicarius. Das hat sie deutlich gemacht, womöglich stirbt sie wenn sie Lucy findet. Es ist eine Vermutung, mehr nicht. Dennoch eine mit der er fahren wird bis sich eine logischere Erklärung für alles finden lässt.
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