1. Ankunft
Angespannt schaut Marie aus dem Fenster. Die Bahnfahrt hat lange gedauert, ihr Hintern ist vom Sitzen schon ganz taub, aber langsam werden die vorbeifliegenden Häuser häufiger, die Straßen voller und die Gebäude insgesamt größer und grauer. Es kann also nicht mehr lange dauern, bis sie in der Stadt angekommen ist, der Zugbegleiter hat schon vor einer ganzen Weile darauf hingewiesen, dass der nächste Stop ihrer ist. Je näher sie ihrem Ziel kommt, desto unruhiger wird das Mädchen, es ist das erste Mal dass sie eine so lange Reise alleine unternimmt. Nervös wippen ihre Füße auf und ab, die Finger trommeln unrhythmisch an die Scheibe und sie fängt an, ihr Lieblingslied vor sich hin zu summen. Zum Glück hat sie den Zweier für sich allein, wenn jemand neben ihr säße, hätte das peinlich werden können.
Kaum erklingt die Durchsage, dass der Zug in Kürze und mit "nur" 10min Verspätung in den Bahnhof einrollen wird, springt Marie auf und sucht ihre Sachen zusammen. Viel hat sie nicht dabei, nur einen kleinen Koffer und einen Rucksack, vollgestopft mit Zeichen- bzw. Malutensilien und ihren Reiseunterlagen. Und natürlich Kratz. Kratz ist ein kleiner Stoffhase, den ihr Onkel ihr mal zum Geburtstag oder so geschenkt hatte. Er hat einen ganz weichen, mit Watte gefüllten Bauch und mit irgendeinem körnigen Zeug gefüllte Arme und Beine. Ein Auge sitzt schon nicht mehr ganz so fest, aber das ist Marie noch gar nicht aufgefallen. Man kann super mit ihm kuscheln, aber das Wichtigste ist, dass er ein verdammt toller Zuhörer ist und noch nie ein Geheimnis ausgeplaudert hat. Und er ist immer da, wenn Marie ihn braucht.
Hibbelig zerrt sie ihren Koffer den Gang hinunter Richtung Ausgang. Wie lange dauert das denn noch? War die Durchsage nicht schon mindestens 20min her? Endlich kommt der Zug zum Stehen. Es dauert weitere gefühlte Stunden, bis die Türen sich endlich zischend öffnen und staubige Stadtluft Marie in sich einhüllt.
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