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10. You're beautiful ✩

! Triggerwarnung: negative Gedanken Selbstbild, Essverhalten !
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What's a little bit of hunger? I could go a little while longer

...

Let me be your mirror, help you see a little bit clearer.

...

No better you than the you that you are

~ Scars To Your Beautiful, Alessia Cara

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Schon in der Grundschule hatte Louis gemerkt, dass er vom Körperbau anders war wie die Anderen.

Er war etwas kleiner und seine Hüften waren nicht so dünn.

Sie waren fülliger. Weicher. Kurviger.

Doch darüber machte Louis sich damals noch keine Gedanken. Er war ein Kind, wie die Anderen auch und gemeinsam tobten sie im Sportunterricht und hatten Spaß.

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In der fünften Klasse merkte er dann deutlicher, dass sein Körper nicht wie bei den Anderen war.

Er fing an ihn zu verstecken.

Trug immer eine Weste über seinen Shirts und Pullis, damit man seine Seiten nicht sah, die er so sehr hasste.

Er hatte sogar angefangen weniger zu essen und darauf zu achten, dass er nichts Süßes aß, aber es half nicht.

Louis war dick. Zumindest dachte er das.

Seine Mama sagte immer, dass die breiteren Hüften in der Familie lägen und er perfekt so sei, wie er war. Doch Louis fing an sich in seinem Körper unwohl zu fühlen.

Warum konnte er nicht wie die Anderen aussehen? Er versuchte doch alles!

In der fünften Klasse wurde dann plötzlich auch der Sportunterricht zur Qual. Er war nicht mehr so unbesorgt und machte sich bei allem, was er nicht so schaffte wie die Anderen, Gedanken.

Lag es daran, weil er so unsportlich war? Weil er so dick war?

Dabei liebte er doch immer den Sportunterricht und hatte sich gerne bewegt.

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In der sechsten Klasse hatten sie dann Schwimmen. Louis' Lieblingssport und er hatte sich schon das ganze Jahr drauf gefreut.

Doch dann wurde jede Schwimmstunde zum Albtraum. Jetzt sah man seinen Körper noch genauer.

Er konnte ihn nicht mehr verstecken.

War den Blicken ausgeliefert.

Suchte immer einen Ausweg, wie er aus dem Becken herauskam, denn der Beckenrand war so hoch und Louis hatte so wenig Kraft in den Armen.

Er hoffte jede Schwimmstunde aufs neue, dass sie heute auf der Bahn am Rand trainieren würden. Da war eine Leiter, da kam er sofort aus dem Becken raus.

Doch waren sie auf den Bahnen in der Mitte, starb er innerlich tausend Tode und hoffte immer, dass er es aus dem Becken schaffte.

Wie oft biss er die Zähne zusammen und kämpfte damit, sich nichts anmerken zu lassen.

Rede sich ein 'Louis du bist nicht so dick. Du hast etwas mehr auf den Hüften, aber das ist okay.'

Doch es war nicht okay für Louis.

Und dann kam die Schwimmstunde an die sich Louis bis heute noch ganz genau erinnerte.

Ein Junge aus seiner Klasse, der als der Klassenclown bekannt war und sich über alles lustig machte, war zusammen mit Louis ihm Wasser und meinte auf einmal 'Louis du fette Sau, schwimm mal schneller.'

Für den Jungen nur ein Spaß und vermutlich nicht ganz ernst gemeint.

Für Louis Worte, die bis heute nicht aus einem Kopf gingen und ihm noch heute Tränen in die Augen trieben, egal wie sehr er dachte, dass er mittlerweile damit umgehen könne.

Der Junge hatte sich sofort entschuldigt und meinte, es sei nur ein Spaß gewesen. Vermutlich hatte er gesehen, wie sehr die Worte Louis verletzt hatten.

Louis hat nur hastig genickt und gestottert, dass alles okay sei.

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In der siebten Klasse ging es auf Klassenfahrt. Auf Skifreizeit.

Louis hatte panische Angst davor. Er war doch so unsportlich und war noch nie Ski gefahren.

Was würden die Anderen nur denken? Sie würden doch bestimmt lachen, weil er es nicht konnte.

Weil er so dick war.

Er hatte so sehr Angst, dass seine Mama ihn fragte, ob er nicht lieber daheim bleiben würde, weil sie sah, wie schlecht es ihm ging. Doch Louis konnte es nicht mit seinem schlechten Gewissen ausmachen, wenn er so tat als sei er krank.

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Der erste Abend war okay, doch Louis ging mit knurrenden Magen ins Bett. Schon auf der Fahrt hatte er nichts gegessen. Seine ganzen Mitschüler hatten sich unterwegs Fast Food gekauft.

Doch das tat Louis nicht. Was würden den die Anderen denken, wenn er, der Dicke, Fast Food aß?

Auch die Süßigkeiten hatte er dankend abgelehnt. Er aß schon Zuhause kaum Süßes, aber vor Anderen? Nein das ging nicht, sie würden sich bestimmt Gedanken darüber machen, warum er welche aß, obwohl er das nicht sollte.

Weil er doch dick war.

Beim Abendessen hatte er dann nur ein Salat gegessen und seinen knurrenden Magen sowie den besorgten Blick seines besten Freundes ignoriert. Er hatte immer wieder gesagt, dass er nicht so viel Hunger hätte und inständig gehofft, dass niemand seinen knurrenden Magen hörte.

So lag Louis abends zwar etwas hungrig im Bett, aber das war okay, er hatte den ersten Tag überlebt.

Am nächsten Tag hatte er beschlossen, dass er einfach immer ganz genau so viel wie sein bester Freund essen würde. Immerhin war sein bester Freund mega dünn und super sportlich. Dann konnten die Anderen sich keine Gedanken über ihn machen.

Dann begann das Skifahren. Louis meldete sich gleich für die schlechteste Gruppe, dann waren hoffentlich die Erwartungen nicht so hoch.

Am Anfang ging es noch und es machte Louis wirklich Spaß, doch als sie das erste Mal den Hügel herunterfahren sollten, bekam er Panik.

Immer wieder fiel er hin und schaffte es immer nur unter größter Anstrengung mit den Skiern untern den Füßen aufzustehen.

Er war zu schwach und zu dick. Deshalb bekam er das nicht hin.

Immer wieder kämpfte er mit den Tränen und versuchte diese herunterzuschlucken. Immer weiter wuchs der Klos in seinem Hals. Warum konnte er nicht so sein, wie die Anderen?

Als sie sich dann auf den Heimweg zur Unterkunft machten, hätte Louis vor Freude weinen können.

Er war fix und fertig.

Er konnte nicht mehr und alles tat ihm weh.

Er war nervlich ein Wrack.

Doch dann kam es noch viel schlimmer als er dachte.

Er war der letzte in der Reihe, um den Schlepplift zu nehmen. Und dann fiel er aus dem Lift raus.

Keiner bemerkte es.

Louis lag weinend im Schnee und versuchte sich aufzurappeln.

Aber er konnte nicht mehr, seine Nerven machten nicht mehr mit. Unkontrolliert schnappte er nach Luft und versuchte sich zu beruhigen.

"Du schaffst das Louis", sagte er sich, obwohl er nicht daran glaubte.

Zum Glück bemerkte seine Sportlehrerin doch noch dass er nicht mehr da war und verließ sofort den Lift um ihm zu helfen.

Immer wieder bedankte er sich bei ihr und sie lächelte ihn nur aufmuntert an und meinte, es sei alles gut. Das er das heute gut gemacht hätte und dass er stolz auf sich sein konnte.

Doch das sah Louis anders.

Er war dauernd hingefallen und konnte nur unter größter Anstrengung aufstehen.

Weil er so unsportlich war.

Weil er so dick war.

Der Heimweg zur Unterkunft dauerte eine halbe Stunde zu Fuß. Es ging bergauf. Steil. Dauerhaft.

Sie mussten ihre ganz Skiausrüstung mit sich herumschleppen und Louis wusste noch heute wie er sich gefühlt hatte. Wie schwer seine Beine waren, weil er in den Skischuhen so schlecht laufen konnte und sie sich wie tonnenschwerer Blei anfühlten.

Wie er eh schon hektisch geatmet hatte, weil er nicht vor seiner Sportlehrerin weinen wollte und verzweifelt versucht hatte die Tränen aufzuhalten.

Wie er einfach nicht mehr konnte.

Sein bester Freund hatte ihn freudestrahlend empfangen, als die Gruppen sich am Aufgang des Berges getroffen hatten und ihm voller Freude erzählt, wie gut doch alles schon geklappt hatte, obwohl er auch das erste Mal auf den Skiern stand.

Sein bester Freund war in einer der besten Gruppe. Natürlich, er war mega sportlich und konnte alles. Auch wenn er genauso wie Louis das erste Mal auf Skiern stand.

Doch Louis hatte kaum geantwortet. War viel zu beschäftigt mit sich selbst.

War beschäftigt damit, die Tränen zu verbergen und seine Atmung zu beruhigen.

Sein Atmung wurde immer hektischer, je länger sie den Berg hinauf liefen.

Louis' bester Freund bemerkte seine Tränen und fragte was los sei. Doch Louis konnte nicht antworten. Nicht, weil er nicht wollte, sondern weil keinen Atmen hatte.

Wie gerne würde er einfach umkippen und hoffen, dass er aus diesem böse Traum erwachte, dass er sich dann nicht mehr diesen langen Weg hinauf kämpfen musste.

Doch es war kein Traum und Louis schaffte es irgendwann hektisch atmend hervorzubringen, dass er seinem besten Freund auf ihrem Zimmer alles erzählen würde.

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Irgendwann hatte er es dann geschafft, er war in der Unterkunft angekommen. Doch die Tränen versiegten nicht. Immer wieder hatte er sich Gedanken gemacht, wie er diese Woche überstehen sollte. Sie waren ja sogar übers zwei Wochenenden weg, damit sie an einem Wochenende anreisen konnten, dann eine ganze Woche zum Skifahren hatten und dann das Wochenende wieder zum Abreisen nutzen konnten.

Damit sie möglichst viel Skifahren konnten. Louis' Horror.

Sie durften noch nicht mal ihre Handys mitnehmen. Dann hätte er seine Mama anrufen können. Dann wäre bestimmt alles besser geworden.

Sein Mama würde ihn auch bestimmt sofort abholen, auch wenn sie sechs Stunden pro Strecke fahren müsste, da war Louis sich sicher.

Also fasste er einen Entschluss, noch während er den Berg hinauf lief. Er wollte abgeholt werden. Er konnte nicht mehr.

Im Zimmer erzählte er dann seinem besten Freund was er vorhatte. Sein bester Freund versuchte ihn zu beruhigen und gab sein bestes. Aber auch er sah, wie schlecht es Louis ging und stimmte deshalb zu, dass sie gemeinsam zu ihrer Lehrerin gehen würden.

Davor hatte Louis Angst. Wie sollte er seiner Lehrerin klar machen, wie wichtig es war, dass er Nachhause fuhr?

Heute wusste er nicht mehr, was er eigentlich gesagt hatte und was seine Lehrerin genau geantwortet hatte. Er wusste nur noch, dass sie ihn bat es doch noch einmal zu probieren und auch Louis' Sportlehrerin, die zu dem Gespräch dazu geholt wurde, versicherte ihm, wie gut er sich doch geschlagen hatte.

Er war doch schon relativ sicher den Berg hinab gefahren und das man hinfiel, war ganz normal. Sie sagte ihm immer wieder, dass er keine Angst zu haben bräuchte und das sie ihm half. Dass sie auf ihn achtete.

Und auch wenn es für Louis an diesem Abend wohl die schrecklichste Nachricht überhaupt war, weil es hieß, dass der Albtraum weiter ging, war er am Ende seiner Lehrerin sehr dankbar.

Denn sie hielt ihr Versprechen.

Sie versicherte sich immer wieder, ob alles okay sei. Sie schaute jeden Morgen im Zimmer der beiden besten Freunde vorbei und wünschte ihnen einen guten Morgen.

Als sie am vierten Tag sah, dass Louis ein paar stumme Tränen über die Wangen liefen, weil sie eine schwierigere Strecke gewählt hatte, sagte sie gleich, dass dies wohl keine gute Idee gewesen sei und entschuldigte sich bei Louis.

Auch in der Mitte der Woche, wo alle Sportlehrer ihre Gruppen tauschten, sodass jeder Lehrer mal mit einer "schlechten" und einer "guten" Gruppe fuhr, hielt sie ihr Versprechen. Louis, dem es gerade angefangen hatte etwas Spaß zu machen, da er es endlich schaffte auf den Skiern zu stehen und eine Piste herunterzufahren, wurde es schlagartig ganz anders als diese Nachricht kam.

Der Sportlehrer, den er bekam, war alles andere als rücksichtsvoll - zumindest sagte man das und später in der Oberstufe musste Louis auch die Erfahrung am eigenen Lieb machen - aber seine Sportlehrerin hatte wohl mit ihm geredet, denn es war okay mit dem neuen Sportlerher.

Seine Sportlehrerin kam sogar am Abend zuvor noch extra zu ihm und hatte sich bei ihm entschuldigt und Louis erklärt, dass sie beantragt hatte, die Gruppe behalten zu dürfen, weil sie wusste, was das für Louis bedeutete, doch die anderen Lehrer hatten dem nicht zugestimmt.

Sie konnte nichts machen.

Und trotzdem tat sie alles, damit es Louis besser ging.

So wartete sie mit ihrer Gruppe immer abends am Lift bis Louis' Gruppe ankam und fuhr dann mit diesem gemeinsam die Strecke mit dem Lift nach oben. Immerhin wusste sie, wie viel Angst Louis vor dem Lift hatte, seit er am ersten Tag herausgefallen war.

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Irgendwie überlebte Louis die Woche und fand am Ende sogar gefallen am Skifahren. Auch wenn er immer nur die kleinen Pisten gefahren war und oft hungrig ins Bett gegangen war, war er stolz auf sich.

Er hatte es geschafft.

Und er war dankbar.

Louis war so dankbar über seine Sportlehrerin. Noch heute. Er hatte ihr nie gesagt, wie dankbar er ihr war und das er noch heute bei Situationen, wo er mit seinem Selbstbewusstsein, was Sport betraf, zu kämpfen hatte, an sie dachte. Vielleicht sollte er es ihr irgendwann sagen.

Sie hatte ihn immer unterstützt, ihm Mut gemacht und ihn aufgebaut. Und sie hatte ihm immer das Gefühl vermittelt, dass er alles schaffen konnte, was er wollte, weil er genauso gut war wie die Anderen. Für sie zählte nicht, wer der Beste war, sondern wer sich wie anstrengte.

Und Louis strengte sich immer an.

Versuchte mitzuhalten.

Wollte sein Bestes geben, damit keiner dachte, wie unsportlich und dick er war.

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In der achten Klasse änderte sich nicht viel.

Erst war Louis ziemlich ängstlich, was die neue Sportlehrerin betraf. Er wollte nicht jemand anderes.

Doch die neue Sportlehrerin war zwar streng, aber okay. Sie war frisch von der Uni und legte nicht viel Wert darauf, die üblichen Sportarten durchzukauen. Sie fragte die Schüler, worauf sie Lust hatten. So hatten sie dann Themen wie Schattentanz, Tischtennis oder ihre Hobbys, wo Louis sogar ein Thema vorstellte und die beste Note des Kurses bekam.

Er tanzte nämlich seit diesem Jahr Zumba und es war das erste Mal, dass er sich beim Sport machen nicht unwohl fühlte, sondern Spaß hatte. Er genoss das Tanzen und fühlte sich das erste Mal seit Jahren wieder wohl in seinem Körper. Er fühlte sich gut und voller Energie nach jeder Zumbastunde.

Er ging sogar irgendwann alleine zum Training, dreimal die Woche, etwas was er früher für ein Ding der Unmöglichkeit gesehen hatte.

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Auch dieses Jahr fuhren sie wieder auf Klassenfahrt. Dieses Mal nur drei Tage, damit die Klasse besser zusammenwuchs.

Und auch dieses Mal aß Louis immer nur wenig. Penibel achtete er darauf, wie viel sein bester Freund aß und hörte sofort mit dem Essen auf, wenn sein bester Freund das auch tat.

Dieses Mal hatten sein bester Freund und er kein Zweierzimmer wie im Jahr davor, dieses Mal waren sie zu acht in einem Zimmer.

Jeden Abend saßen die acht Jungen zusammen, spielten Spiele, erzählten sich Geschichten und aßen Süßigkeiten.

Alle außer Louis.

Louis lehnte immer ab, eine Gewohnheit, die sich noch bis heute am hartnäckigsten durchsetzte.

Denn was sollten denn die Anderen denken, wenn der Dicke Süßigkeiten aß?

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In der neunten Klasse änderte sich dann Louis' Körper. Er machte eine gewaltigen Schuss und wuchs.

Und er achtete genauer auf seine Ernährung. Lehnte jedes Stück Kuchen auf Geburtstagen oder Feiern ab, auch wenn das das einzige war, was er an Süßem immer gegessen hatte.

Denn Louis wollte endlich so sein, wie die Anderen.

Er wollte dünn sein.

Und er wurde dünn. Er nahm über zehn Kilo ab. Auch wenn er nie richtig dick gewesen war.

Louis war das erste Mal richtig stolz auf seinen Körper und was er geschafft hatte. Doch er wollte gerne noch etwas dünner werden, obwohl es da rückblickend nicht mehr viel gab.

Aber er war damals der Ansicht, er hat schon so viel geschafft abzunehmen, er würde auch endlich den restlichen Teil schaffen.

Damit er so war wie die Anderen.

Dünn.

Dass er schon so war wie die Anderen, sah er nicht.

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In der Mitte der neunten Klasse lernte Louis dann seinen ersten Freund kennen. Sein Freund war zwei Stufen über ihm und sie hatten sich durch Zufall kennengelernt.

Louis war oft nervös und aufgeregt, immerhin war das seine erste Beziehung und er wusste gar nicht, wie man sich in einer Beziehung verhalten sollte. Doch er war glücklich.

Er konnte gar nicht glauben, dass es da jemand gab, der ihn anscheinend liebte, der seinen Körper schön fand.

Das war komisch. Auch wenn Louis nun seinen Körper viel mehr mochte als noch die Jahre zuvor.

Schön? Da war Louis sich nicht sicher.

Die Anderen waren doch viel hübscher. Sie waren doch viel dünner als er.

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In der zehnten Klasse fing Louis wieder an ab und zu sich etwas Süßen zu genehmigten und nicht mehr jede Kalorien zu zählen und sich dauernd zu wiegen.

Er fing an sich selbst zu akzeptieren und mit sich zu frieden zu sein.

Aber das war nicht immer leicht. So ertappte er sich immer wieder dabei, wie er, wenn Andere ihn fragten, ob sie gemeinsam Essen gehen wollten oder ob er auch ein Stück Kuchen oder ein Gummibärchen wollte, ablehnte, auch wenn er eigentlich am liebsten laut 'Ja' geschrien hätte.

Auch der Sportunterricht war okay, zwar quälte er sich jedes Mal aufs neue hin, aber er überlebte es und manchmal war er sogar stolz darüber, was er geschafft hatte.

Sein Freund half Louis, weil er ihm zeigte, dass er Louis' Körper schön fand. Oder weil er sogar einmal den Unterricht geschwänzt hatte und zu Louis gefahren war, weil Louis ihn weinend angerufen hatte und ihm erzählt hatte, wie schlimm der Sportunterricht an diesem Tag gewesen war.

Doch Louis merkte, dass er sich in der Gegenwart seines Freundes nicht immer wohlfühlte. Dabei war sein Freund immer so lieb und aufmerksam - wirklich er war wie der perfekte Freund aus dem Buch. Aber Louis liebte ihn nicht so, wie es sein sollte.

Deshalb wollte er auch keinen Sex haben. Er wollte sich und seinen Körper nicht zeigen. Denn was würde sein Freund nur denken, wenn er sah, dass Louis nicht wieder die Anderen war?

Noch dazu wurde ihm immer bewusster, dass er nicht dieselben Gefühle für seinen Freund hatte, wie dieser für ihn. Doch er wollte ihn nicht verletzten.

So blieb Louis fast anderthalb Jahre mit ihm zusammen, lehnte immer ab, wenn sein Freund abends fragte, ob er auch noch etwas mit ihm essen wollte. Überließ ihm jede Entscheidung, wenn es darum ging, was sie kochen sollten. Nicht, dass er was falsches sagte, wo sein Freund denken würde, 'Klar, dass der Dicke, das essen will'.

Irgendwann hatten sie dann Sex. Doch wohl fühlte Louis sich nie wirklich.

So hat Louis es fast ein Jahr herausgezögert, doch irgendwann überkam ihn das schlechte Gewissen, das er das seinem Freund doch nicht antun könne, auch wenn dieser ihm immer wieder versicherte, dass er warten könnte und das alles gut sei.

In der elften Klasse trennte sich Louis dann von seinem Freund.

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Er wusste nicht wie, aber langsam begann Louis sich in seinem Körper wohler zu fühlen. Klar die dunkeln Schatten legten sich noch immer ab und zu über seine Gedanken, doch sie waren nicht mehr so stark wie vorher.

Louis konnte gar nicht sagen, warum er auf einmal selbstbewusster wurde. Was der Auslöser war.

Vielleicht seine neue Arbeitsstelle, wo er direkt nach seinem 16. Geburtstag angefangen hatte?

Oder seine neue Kollegin, die ihn mit den Jahren immer mehr aus seinem Schneckenhaus holte und ihm zeigte, wie egal ihm die Meinung der Anderen sein konnte. Die Louis lehrte, dass es nicht zählte, was Andere dachten. Es zählte was er dachte.

Auf der Arbeit lernte er auch Harry kennen. Harry und sein bester Freund saßen abends plötzlich bei ihm an der Theke und in den darauffolgenden Wochen tauchte der Lockenkopf immer öfters auf.

Harry und Louis verstanden sich sofort gut und es schien als würde eine unsichtbare Anziehung zwischen ihnen herrschen.

Irgendwann gab Harry Louis dann seine Nummer und die zwei fingen an zu schreiben.

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In der zwölften Klasse waren Louis und Harry dann schon ein Paar.

Und Louis merkte, dass etwas anders war.

Auch wenn Louis Harry am Anfang kaum kannte, verstellte er sich komischerweise nicht. Das tat er sonst immer bei Fremden. Er versuchte immer zu vermeiden, vor Anderen zu essen oder aß nur so viel, wie sein Gegenüber. Nicht, dass die Fremden, etwas über ihn dachten.

Doch bei Harry war es anders. Louis konnte gar nicht beschreiben, was anders war. Aber er war einfach er selbst.

Ohne die bösen Gedanken, ohne darauf zu achten, was er aß oder was die Waage zeigte.

Und Harry liebte ihn.

Louis fühlte sich sofort sicher bei Harry. Harry war wie sein eigenes Schutzschild vor seinen Gedanken und der Welt. Wenn Louis bei Harry war, wusste er, ihm würde nichts passieren und er konnte er selbst sein.

So war Louis auch nicht von sich überrascht, als er und Harry ziemlich schnell miteinander schliefen. Und es ging nicht von Harry aus, auch wenn Harry so viel älter als er war.

Louis wollte es so.

Louis hatte den ersten Schritt getan und sich nie besser gefühlt.

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Auch heute noch waren Harry und Louis glücklicher denn je. Sie hatten zwar einige schwere Zeiten durchgemacht und natürlich gab es auch bei ihnen Höhen und Tiefen, aber sie hatten immer um ihre Beziehung gekämpft und nie aufgegeben.

Und Louis hatte nur noch selten diese Gedanken.

Manchmal tauchten sie noch auf, machmal dachte er sich noch heute 'Das esse ich besser nicht, denn was denken denn die Anderen, wenn der Dicke das isst' oder auch heute noch tut er sich unheimlich schwer Sport vor anderen Menschen zu machen, denn was könnten denn die Anderen denken, wenn er es nicht schaffte?

Doch diese Gedanken waren selten und nicht mehr jeden Tag präsent.

Louis hatte gelernt sich zu lieben.

Louis liebte sich und war heute stolz auf seinen Körper.

Ja, er hatte vielleicht Dehnungsstreifen, weil sein Körper viel mitmachen musste und ja, er hatte auch heute noch eins bis zwei Kilo mehr auf den Hüften, als es der Durchschnitt hatte, aber das war ihm egal.

Er war nun mal so, wie er war und er war stolz darauf!

Durch Menschen wie Harry, seine Sportlehrerin, seine Arbeitskollegin, und ja sogar durch Menschen wie seinen ersten Freund, hatte er gelernt, zu sich zu stehen und sich selbst zu lieben.

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Louis war glücklich. Er hatte Harry.

Bei dem er sich nie verstellen musste und der ihn immer bedingungslos liebte.

Den er bedingungslos liebte.

Bei dem er sich so sicher und geboren wie bei sonst keinem anderen Menschen fühlte.

Und sie wussten beide, dass ihre Liebe immer andauernd würde. Denn nur das konnte doch das sein, was man immer in Büchern las?

Was man unter Seelenverwandten verstand.

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22.02.2022, 3772 Wörter

Hallo ihr Lieben, ♥

dieser OS liegt mir sehr am Herzen und ist vermutlich das Persönlichste, was ihr jemals von mir zu lesen bekommt. ☆

Ich kann selbst kaum glauben, dass ich den OS erst vor zwei Stunden angefangen habe und ihr ihn jetzt schon lest, aber irgendwie musste das alles auf einmal raus.

Das Thema liegt mir unglaublich am Herzen und ich möchte jedem da draußen, der mit etwas ähnlichem zu kämpfen hat etwas sagen:

Du bist nicht alleine. Und Du bist toll, wie du bist! Auch wenn es nicht immer danach aussieht, es wird immer Menschen geben, die Dich so lieben wie Du bist und die Dich auf deine Weg begleiten werden!✿❀

Sei stolz auf Dich und die Person die Du bist! ♡

Und always: 'Treat people with kindness!'

Du weißt nie, was in einem anderen Menschen vorgeht und was deine Worte anrichten können! ღ

Alles Liebe, ♡

~ V

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