Unusual Encounter
So schnell mich meine Beine trugen, rannte ich die Straße entlang. Heute war definitiv kein guter Tag, zuerst hatte ich verschlafen, dann meinen Anzug mit Kaffee bekleckert und schlussendlich auch noch meine Bahn verpasst. Nun trug ich ein Hemd mit einer Jeans und ich konnte nur hoffen, dass mein Chef das für heute durchgehen lassen würde, aber meine anderen Anzüge waren in der Reinigung und ich könnte sie nicht vor morgen abholen. Zu meinem Glück regnete es auch noch, ich musste immer wieder Pfützen ausweichen und kam dennoch ziemlich durchnässt, dafür aber noch einigermaßen pünktlich, bei dem Bürokomplex an, in welchem ich arbeitete.
Über meinen Job konnte ich mich wirklich nicht beschweren, es gab eine gute Bezahlung und Styles Industries war weltweit bekannt, sodass ich auch manchmal auf Geschäftsreise war und ein wenig was von der Welt sah. Dafür war mein Chef zum kotzen. Mein Chef war eitel, hochnäsig und hielt sich manchmal für den einzig wichtigen Menschen auf Erden. Das sein Unternehmen ohne uns Mitarbeiter gar nicht laufen würde, kam ihm gar nicht in den Sinn. Zumindest konnte ich in diesem Job meine Kreativität ausleben. Ich arbeitete für Styles Industries als Innenarchitekt, durfte von Büroräumen über riesige Hallen alles so einrichten, wie es mir gefiel, solange es natürlich den Vorschriften entsprach.
,,Guten Morgen Louis", freundlich begrüßte mich die Sekretärin, als ich durch die Empfangshalle schritt. Ein wenig Mitleid strahlte ihr Gesicht aus, beim Anblick auf meine durchnässte Kleidung. Ich begrüßte sie ebenfalls, doch hatte leider keine Zeit für einen längeren Plausch, ich musste dringend zu Styles ins Büro und ihm meine Pläne für die Einrichtung des nächsten Bürokomplexes vorlegen. Schleunigst schritt ich auf den Fahrstuhl zu, meine Schritte hallten auf dem Marmorboden wieder. Gerade noch rechtzeitig schaffte ich es in den Fahrstuhl, die Türen schlossen sich langsam, als ich einen jungen Mann durch den noch geöffneten Spalt auf den Fahrstuhl zurennen sah.
,,Bitte halt die Türen auf", hörte ich ihn außer Atem rufen und wie von selbst glitt meine Hand in den minimalen Spalt, der sich gerade schließen wollte. Die Fahrstuhltüren öffneten sich wieder und nach Luft schnappend, aber auch sehr erleichtert, betrat der junge Mann den Fahrstuhl. ,,Dankeschön, Sie haben mich wirklich gerettet", der Mann mit den Locken richtete sich langsam wieder auf, als er seine ruhige Atmung zurückerhalten hatte. Ein grünes Augenpaar blickte mich an und verschlug mir für kurze Zeit die Sprache. ,,Keine Ursache", murmelte ich nach einer Weile, in der ich ihn viel zu lange angestarrt hatte und mir war das so unangenehm, das meine Wangen prompt rot anliefen.
Die Fahrstuhltüren schlossen sich und langsam setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung. ,,Erlauben Sie die Frage", murmelte ich und musste mich einmal räuspern, um meine Stimme wiederzufinden, da die Attraktivität meines Gegenübers mich tatsächlich ein wenig einschüchterte. ,,Ich habe Sie hier noch nie gesehen, sind Sie neu?" Der junge Mann zog die Stirn in Falten, als würde er tatsächlich überlegen, was er hier tat. Doch bevor er mir antworten konnte, ging ein Ruck durch den Fahrstuhl, die Lichter flackerten und ich stolperte nach vorne, direkt in die tätowierten Arme des Fremden. Die Notbeleuchtung schaltete sich an, der Fahrstuhl blieb stecken und das scheinbar genau zwischen zwei Etagen, denn die Anzeigetafel konnte sich nicht entscheiden, in welchem Stockwerk wir uns nun befanden.
,,Entschuldigung", haspelte ich, erneut wurde mein Gesicht von einem Rotschimmer überflutet. Mein Herz schlug schnell gegen meinen Brustkorb, es hatte sich durch den plötzlichen Ruck ziemlich erschrocken und leichte Panik kroch in mir hoch. ,,Das macht doch nichts", gab der Mann mit dem lockigen Haar zurück und half mir, mich wieder aufrecht hinzustellen. Seine warme, herzliche Stimme jagte mir einen angenehmen Schauer über den Rücken und die kurze Berührung zwischen uns beiden hatte meinem Herz einen Hüpfer verpasst. Sonst war ich immer sehr selbstbewusst und sicher in meinem Auftreten, aber gerade wirkte ich sicher wie ein kleines Schulmädchen. Als ich aber realisierte, in was für einer Situation ich mich hier eigentlich befand, löste sich das kleine Schulmädchen in Luft auf. Es ging mir nicht einmal darum, dass der Fahrstuhl stecken geblieben war, sondern das ich dadurch zu spät zum Meeting kommen würde. ,,So eine Scheiße, mein Chef wird mich umbringen", ich hämmerte gegen die Fahrstuhlwand, fuhr mir gleich danach verzweifelt durch die Haare und lief auf und ab. Mein Tag hatte doch schon beschissen angefangen, alles was schief gehen konnte, war schiefgegangen. Wieso hasste mich mein Leben so sehr und sperrte mich nun auch noch in einen Fahrstuhl?
,,Wir können doch nichts dafür, dass der Fahrstuhl stecken geblieben ist. Dafür wird Ihr Chef doch sicher Verständnis haben." Ich musste kurz auflachen bei den Worten des Fremden und schüttelte den Kopf. ,,Sie müssen wirklich neu sein", sagte ich und beantwortete mir damit meine Frage von gerade eben selbst, ,,sonst wüssten Sie, das man von meinem Chef alles erwarten kann, bloß kein Verständnis." ,,Ja, naja..", der junge Mann kratzte sich am Hinterkopf, ,,ich bin ein Praktikant, genau, heute ist mein erster Tag." Ich nickte, mir kam der Mann zwar etwas zu alt vor, um jetzt noch ein Praktikant zu sein, aber für einige war es ja nie zu spät, noch die berufliche Richtung zu wechseln.
,,Das mit dem Praktikum hier würde ich mir noch einmal gut überlegen. Ich bin übrigens Louis", sprach ich und reichte dem Mann meine Hand, welche er ergriff, ,,wenn wir schon gemeinsam hier feststecken, können wir uns auch duzen." ,,Ha..-, heiße Edward, ich heiße Edward. Wie wäre es, wenn wir vielleicht einmal den Notfallknopf drücken?" ,,Das wäre eine hervorragende Idee Edward", gab ich zurück und sah ihm dabei zu, wie er den Knopf betätigte. Wenige Sekunden später meldete sich die Stimme der Sekretärin von unten und fragte, was los sei. ,,Wir sind zu zweit und stecken hier im Fahrstuhl fest. Wir bräuchten dringend Hilfe", erklärte Edward kurz und knapp was los war und die Sekretärin, vollkommen außer sich, dass der Fahrstuhl tatsächlich stecken geblieben war, rief sofort die Betreiber der Aufzugsanlage an.
,,Die Betreiber können leider erst in einer halben Stunde hier sein und Sie da rausholen. Ist jemand von Ihnen klaustrophobisch?" Edward sah mich fragend an, ich schüttelte den Kopf und er antwortete der Sekretärin für uns beide mit einem ,,Nein". ,,Gut, bewahren Sie einfach Ruhe, es wird Ihnen nichts passieren und Sie sind bald da raus, versprochen. Wenn etwas ist, drücken Sie den Knopf und ich werde Ihnen helfen, wo ich kann." Ein kurzes Knacken war zu hören, dann waren Edward und ich wieder allein. Seufzend sah ich ihn an, dann rutschte ich mit dem Rücken an der Wand langsam zu Boden. ,,Ich bin sowas von gefeuert. Das wusste ich schon heute Morgen, als die Batterien meines Wecker den Geist aufgegeben haben und ich nicht geweckt wurde."
,,Louis, also was ich von dem Chef gehört habe, soll er immer noch ein Mensch sein", versuchte Edward mich zu beruhigen, setzte sich neben mich und legte tatsächlich einen Arm um meine Schulter, um mich aufzumuntern. ,,Ich weiß nicht, was du gehört hast, aber das einzig menschliche an Desmond Styles ist vielleicht seine Familie. Seine Frau und seinen Sohn, ich glaube er heißt Harry, habe ich aber auch noch nie zu Gesicht gekriegt. Vielleicht versteckt er sie ja oder sie existieren gar nicht. Was meinst du?" Edward schüttelte lachend den Kopf. ,,Ich glaub dir geht langsam der Sauerstoff im Gehirn aus." ,,Sag das nochmal, wenn du ihn kennengelernt hast. Darf ich eigentlich fragen, wie alt du bist?"
Edward nickte, sein Arm lag immer noch um meine Schulter und tatsächlich ließ mich das ein wenig vergessen, das wir hier im Fahrstuhl feststeckten und ich in spätestens einer Stunde wahrscheinlich keinen Job mehr hätte. ,,Ich bin 24 und du?" ,,Ich bin 26. Was treibt dich denn dazu, mit 24 hier noch einmal ein Praktikum zu machen?" ,,Ach weißt du", Edward sah an die Decke des Fahrstuhls, kurz hatte ich den Eindruck, sie würde näher kommen, aber zum Glück war das nur Einbildung. ,,Ich hab gerade mein Studium abgeschlossen und weiß nicht wirklich, ob das, was ich studiert habe, das richtige für mich ist. Deshalb möchte ich durch verschiedene Praktika herausfinden, was ich wirklich möchte", Edward schien sich selbst zuzunicken, was ich nicht wirklich verstand, aber unkommentiert ließ.
,,Ich kann dir sagen, der Job im Allgemeinen hier ist toll. Ich liebe es, die Räume so zu gestalten, wie es mir vorschwebt. Auch wenn mir der mathematische Teil eher missfällt, im großen und ganzen ist auch das in Ordnung, schließlich gehört es dazu. Nur Styles, der hochnäsige Volltrottel, macht irgendwie alles kaputt, aber jetzt fange ich schon wieder von dem an. Ich lästere mit einem Praktikanten über meinen Chef. Oh gott, wahrscheinlich fehlt mir gerade tatsächlich Sauerstoff im Gehirn", ich ließ meinen Kopf auf meine Knie fallen, dadurch rutschte Edwards Arm von meiner Schulter, doch er lachte wieder nur. ,,Ist doch alles gut, was genau stört dich denn so an deinem Chef? Ich bin sein..ich bin der Praktikant, ich kann nicht gefeuert werden, also kann ich ihm später auch meine Meinung sagen. Außerdem stecken wir in diesem Aufzug ohnehin fest. Also?"
Kurz musterte ich Edward. Seine strahlend grünen Augen ruhten auf mir, sein Mund war zu einem ehrlichen Lächeln geformt und er schien die Ruhe selbst zu sein. Er war wirklich so attraktiv, das ich nicht wusste, ob das Schicksal es nun gut mit mir gemeint hatte, dass ich hier mit ihm im Fahrstuhl stecken geblieben war oder ob es mir noch eins auswischen wollte. Im Endeffekt hatte ich doch sowieso keine Chance bei so jemandem wie ihm, ich war um Längen nicht so umwerfend, ich war klein und ich wusste zwar von mir selbst, dass ich auf Männer stand, aber worauf stand er?
,,Na schön, wenn du es unbedingt wissen willst. Desmond Styles hat weder Verständnis dafür, wenn jemand zu spät kommt, noch wenn jemand in etwas anderem als einem Anzug erscheint. Er ist einfach so arrogant. Siehst du mein Outfit?" Edward sah an mir herunter und ich hatte das Gefühl, er blickte mich länger an, als notwendig, der Grund dafür wollte mir allerdings nicht ganz einfallen. ,,Ja, ich sehe dein Outfit und wenn ich das so sagen darf, siehst du sehr attraktiv aus." Meine Augen wurden groß und erneut blieben mir die Wörter im Hals stecken. ,,Attraktiv?", brachte ich schließlich krächzend hervor. ,,Hast du einmal in den Spiegel geschaut?", gleich nachdem mir dieser Satz über die Lippen gekommen war, stieg mir die Hitze wieder in den Kopf. Edward schmunzelte und mir wurde immer wärmer, dabei war ich mir aber sicher, dass das nicht am kaputten Fahrstuhl lag.
,,Naja, was ich eigentlich sagen wollte", murmelte ich, versuchte irgendwie, wieder den Faden aufzunehmen, nachdem Edward mich tatsächlich als attraktiv bezeichnet hatte, ,,mit diesem Outfit hätte ich nie zur Arbeit erscheinen dürfen. Allerdings ist mein Morgen so scheiße verlaufen, ich hab mir Kaffee über den letzten sauberen Anzug geschüttet, alle anderen sind in der Reinigung und deswegen hatte ich keine Wahl, als in diesen Klamotten aufzutauchen. Außerdem hab ich meine Bahn verpasst, musste durch den Regen rennen und sehe deshalb ohnehin so aus, als wäre ich gerade erst aufgestanden. Für all das hat Styles aber kein Verständnis." ,,Also ich finde, du siehst süß aus", merkte Edward an, bevor ich mich noch weiter über Desmond Styles aufregen konnte.
,,Hör auf, wir kennen uns doch gar nicht und außerdem stimmt das doch gar nicht", murmelte ich, trotzdem konnte ich ein strahlendes Lächeln nicht verhindern. ,,Du bist der erste Mensch, mit dem ich in einem Fahrstuhl stecken geblieben bin und auch wenn ich mir jetzt jeden anderen herbei wünchen könnte, würde ich trotzdem dich hier haben wollen. Ich hab schon lang nicht mehr solch ein ehrliches Gespräch führen können, das ist wirklich erfrischend und schön." ,,Wow, ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Aber zugegeben, auch wenn mein Morgen beschissen war und ich gleich wahrscheinlich meinen Job verliere, hier mit dir im Fahrstuhl stecken geblieben zu sein, ist wahrscheinlich das beste, was mir seit langem passiert ist."
Edward grinste mich an, ich grinste zurück und für kurze Zeit schwiegen wir. Irgendwas zwischen uns schien da doch tatsächlich zu funken. Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr und musste erschrocken feststellen, dass wir tatsächlich schon zwanzig Minuten hier gefangen waren. Mit Edward war die Zeit wie im Flug vergangen und ich hätte nichts dagegen, noch länger einfach hier mit ihm zu sitzen. ,,Hättest du..", begann ich. ,,Ich muss dir..", sagte Edward zur selben Zeit und uns beiden huschte ein Lächeln auf die Lippen. ,,Du zuerst", forderte er mich auf und ich nahm mit klopfendem Herzen meinen ganzen Mut zusammen, um meine Frage zu stande zu bringen. ,,Hättest du vielleicht Lust, mit mir einen Kaffee trinken zu gehen, wenn wir hier raus sind?" ,,Nichts lieber als das", antwortete Edward und mein Herz machte einen Freudensprung. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass wir uns auf der gleichen Wellenlänge befanden, auch wenn er mir nur dabei zugehört hatte, wie ich über meinen Chef gejammert hatte. In meiner letzten Beziehung hatte ich nicht einmal von der Arbeit sprechen dürfen, mein Ex-Freund wurde dann sofort wütend und meinte, ich hätte nichts anderes im Kopf, als die Arbeit.
,,Ich bin mir aber nicht sicher, ob du mit mir einen Kaffe trinken möchtest", meinte Edward nun und mitten im Sprung hörte mein Herz auf zu schlagen. ,,Wie meinst du das? Du bist doch ein ziemlich guter Kerl, soweit ich das jetzt einschätzen kann. Du willst nicht, weil ich zu viel über meinen Chef gelästert habe, oder? Ich könnte das verstehen." Ich unterdrückte mir ein Seufzen und wandte den Blick von Edward ab, doch er bat mich, ihn wieder anzusehen und selbst wenn ich es nicht gewollt hätte, es schien als würde ich ohnehin magisch von ihm angezogen werden. ,,Nein, das ist es nicht, ich würde wirklich gerne etwas mit dir unternehmen, allerdings muss ich dir etwas sagen, bevor du deine Entscheidung fällst, ob du etwas mit mir unternehmen möchtest. Ich bin..-."
Die Sprechanlage hinter dem Notfallknopf knackte und unterbrach Edward. ,,Hallo? Hören Sie uns? Wir sind die Betreiber von der Aufzugsanlage. Sie befinden sich mit dem Fahrstuhl zwischen zwei Stockwerken. Wir werden den Fahrstuhl nun in eine Position bringen, in welcher sich die Türen von außen öffnen lassen. Setzen Sie sich am besten hin, es könnte eine wackelige Angelegenheit werden." Edward hechtete zur Sprechanlage, gab die kurze Antwort, das wir verstanden hätten und danach setzte er sich wieder neben mich. Es dauerte nicht lange, da wurde es laut, immer wieder ruckelte der Fahrstuhl und jedes Mal zuckte ich zusammen. Ich sah zu Edward, ich musste ihm nicht sagen, dass ich Angst hatte, er schien es in meinen Augen zu erkennen.
,,Komm her", formte er mit seinen Lippen gegen den Lärm und öffnete seine Arme, in die ich mich ängstlich begab. Er drückte mich an sich, in seinen Armen wurde das Ruckeln des Fahrstuhls erträglicher und ich fühlte mich nicht mehr allein. Es tat gut, diese körperliche Nähe in solch einer Situation der Not zu spüren, selbst wenn sie von einem Menschen kam, den ich erst vor einer halben Stunde kennengelernt hatte. Mit meinen Fingern zeichnete ich die Tattoos an Edwards Armen nach, ein Schiff, eine Rose, eine Meerjungfrau, einen Anker und viele weitere. Edwards Haut überzog eine Gänsehaut, bei diesem Anblick musste ich grinsen, aber es gab mir auch teilweise ein gutes Gefühl.
Ich bekam gar nicht wirklich mit, wie der Fahrstuhl langsam und stetig ruckelnd einen halben Stock tiefer wanderte. Meine Augen waren auf die Tattos gerichtet und mein Gehör widmete sich der Melodie, die Edward leise in mein Ohr summte, um mich zu beruhigen. Ich schaute erst auf, als die schöne Melodie verstummte und die Stimme ertönte, die ich in diesem Moment am wenigsten hören wollte. ,,Mister Tomlinson!" Ich schreckte hoch, die Fahrstuhltüren waren geöffnet und ich sah meinen Chef mit großen Augen an. Schnell rappelte ich mich auf, wodurch ich die Sicht auf Edward freigab. Neben meinem Chef standen die Sekretärin, zwei weitere Mitarbeiter und vier Männer, die uns, ihrer Arbeitskleidung nach zu urteilen, aus dem Fahrstuhl befreit haben mussten.
Bevor ich etwas sagen und mich für meine Verspätung entschuldigen konnte, fiel der Blick meines Chefs auf Edward, der nun ebenfalls aufgestanden war und schräg hinter mir stand. Er war größer als ich und auch wenn ich hier Angestellter war und er nur ein Praktikant, fühlte ich mich dennoch irgendwie durch ihn beschützt. ,,Harry? Was machst du denn hier?", fragte Desmond Styles, was mich furchtbar verwirrte. ,,Wer ist Harry?" ,,Der junge Mann, den du eine halbe Stunde im Aufzug belästigt hast, so wie das gerade aussah, ist Harry. Mein Sohn." Mir wich jegliche Farbe aus dem Gesicht, mir wurde schrecklich übel und ich hoffte, dass ich gleich aus diesem bösen Traum erwachen würde. ,,Harry..aber du..du, Edward..und überhaupt", stammelte ich verzweifelt, am liebsten würde ich mich wieder in den kaputten Aufzug begeben und mit ihm in den Abgrund stürzen.
,,Erst einmal Vater, Louis hat mich nicht belästigt. Und Louis, es tut mir leid, ich bin kein Praktikant, ich wollte es dir sagen, als die Sprechanlage mit unseren Rettern uns unterbrochen hat. Ich wollte dich nicht darüber anlügen, wer ich bin, es war nur..du hast mir auf den ersten Blick gefallen und natürlich weiß ich, was mein Vater hier für einen Ruf hat, deshalb habe ich dir lieber nicht gesagt, dass ich sein Sohn bin, habe dir nur meinen Zwischennamen Edward genannt, damit ich zumindest eine minimale Chance hatte, dass ich dir vielleicht auch gefallen könnte. Sonst hättest du sicher niemals so mit mir gesprochen." Beschämt senkte ich meinen Kopf, nun war ich meinen Job auf alle Fälle los. Edwa..- Harry würde seinem Vater sicher berichten, welch schlimme Sachen ich über ihn im Aufzug gesagt hatte. Zwar fühlte ich mich geschmeichelt und konnte fast nicht glauben, dass ein so attraktiver junger Mann wie Harry gefallen an mir gefunden hatte, aber das hatte sich jetzt sicher erledigt.
,,Ich verstehe gar nichts mehr, ehrlich gesagt will ich auch gar nicht wissen, was ihr in diesem Fahrstuhl getrieben habt. Harry, du kommst mit in mein Büro und Mister Tomlinson, Sie dürfen ihre Sachen packen und gehen. Das war das letzte Mal, dass Sie so über die Stränge geschlagen haben, mal ganz abgesehen davon, was Sie da an ihrem Körper tragen." Ich versuchte tapfer zu bleiben, ich hatte damit gerechnet, rausgeworfen zu werden und doch tat es weh, da der Job mir viel Spaß bereitet hatte. Traurig ließ ich den Kopf hängen, als ich plötzlich eine Hand in meiner fühlte. Es war Harry, der mich ermutigend anlächelte, meine Hand umschloss und mich damit zurückhielt.
,,Vater, du wagst es lieber nicht, Louis zu feuern. Er hat schließlich nicht gewollt, dass der Fahrstuhl stecken bleibt. Ehrlich gesagt könntest du mal netter sein, zu all deinen Angestellten, sie sorgen dafür, dass die Firma läuft und die Kleiderordnung könntest du auch mal etwas lockern. Wenn jeder förmlich von seiner Krawatte erstickt wird, kann sich doch niemand konzentrieren." In dieser Sekunde fiel mir auf, was für einen Kontrast Harry zu seinem Vater bildete. Während Mister Styles wie immer im perfekt sitzenden Anzug vor uns stand, hatte Harry einfach eine schwarze Jeans an die seine Beine eng umschmeichelte und ein lockeres Shirt. Er hatte Tattoos, etwas längere Haare, die seine Locken perfekt zur Geltung brachten und insgesamt musste bei ihm nicht alles streng nach Vorschrift sitzen, ganz anders als bei Mister Styles.
,,Harry Edward Styles! Ich verbiete dir, dass du so mit mir redest und dann auch noch vor meinen Mitarbeitern! Sofort in mein Büro." ,,Nein. Louis hat für den heutigen Tag frei und wenn er noch möchte, wenn du ihn nicht vollkommen verschreckt hast und er überhaupt noch etwas mit mir zu tun haben will, dann werden er und ich jetzt einen Kaffee trinken gehen." Was für eine Frage, natürlich wollte ich noch mit Harry einen Kaffee trinken gehen. Ich fand es unglaublich, wie er mich vor seinem Vater, meinem Chef verteidigte und wie er für mich einstand. Noch nie zuvor hatte dies jemand für mich getan. Das er sich mir als Edward vorgestellt hatte, damit ich ihn ganz unabhängig davon wer sein Vater war, mögen würde, fand ich unglaublich süß und ich konnte ihn sogar verstehen. Hätte ich gewusst, dass er der Harry Styles ist, hätte ich mich sicher nicht so ausgiebig mit ihm unterhalten.
,,Ich würde sehr gerne mit dir einen Kaffee trinken gehen, Harry Edward Styles", murmelte ich Harry leise zu, ich hatte Angst vor der Reaktion von Desmond Styles, mein Job stand schließlich immer noch auf der Kippe. Meine Worte jedoch ließen Harry strahlen und er drückte meine Hand, die er immer noch in seiner hielt, etwas fester. ,,Wir reden heute Abend weiter, aber nun bin ich erst einmal verabredet", sagte Harry zu seinem Vater, der tatsächlich den letzten Widerstand aufgegeben hatte. So furchtbar wie der Morgen angefangen hatte und so furchtbar ich mich gerade kurzzeitig gefühlte hatte, als ich um meinen Job bangen musste, die Zeit im Fahrstuhl und die Zeit jetzt mit Harry könnte nicht besser sein.
Nun glaubte ich tatsächlich daran, dass das Schicksal Harry und mich zusammen in den Fahrstuhl gebracht hatte, damit wir uns dort kennenlernen. Denn die Zeit in dem Fahrstuhl, das ehrliche Gespräch mit Harry, die Nähe, das war das beste gewesen, was mir seit langem passiert war und so auch die Ereignisse, die darauf folgten. Ich spürte endlich wieder Glück, Gefühle, von denen ich nicht gewusst hatte, dass ich sie noch empfinden kann und Harry brachte mich zum Lachen, wie schon lange niemand mehr. ,,Komm Louis, wir nehmen die Treppe. Nicht das noch ein Fahrstuhl stecken bleibt, auch wenn mir das mit dir als Gesellschaft natürlich absolut nichts ausmachen würde."
___
Ich möchte mich einmal herzlich bedanken, für die tollen Reaktionen und lieben Kommentare bei meinem ersten OneShot. Ich hab mich riesig gefreut, dass er euch gefallen hat und natürlich würde ich mich auch bei diesem OneShot wieder sehr über Rückmeldung freuen und ich hoffe OneShots in diese Richtung gefallen euch auch! Ich hab auch schon überlegt, eine Fortsetzung zu diesem OneShot zu schreiben, was meint ihr? Ich hab zumindest ziemlichen Spaß beim Schreiben gehabt und ganz viel Motivation, auch meine Bücher endlich weiterzuschreiben und zu beenden. Ich hoffe ihr genießt das schöne Wetter, auch wenn momentan natürlich alles nicht so leicht ist❤
All the love xx
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro