A Little Help
,,Der war schon gestern hier", flüsterte Niall mir zu, während ich dabei war, den braunhaarigen Lockenkopf zu betrachten, der gerade einen Schluck aus seiner Teetasse nahm. Er sah dabei verboten gut aus und ich fühlte es in meinem Bauch kribbeln. Seine Lockenpracht ging ihm fast bis zu den Schultern und es war unheimlich attraktiv, wenn er sich mit der Hand durch die Haare fuhr und seine tätowierten Arme sich dabei anspannten. Es war definitiv schon viel zu lange her, dass ich mal ein Date hatte und auch sonst sah es in meinem Liebesleben eher trostlos aus. ,,Ich wusste, dass er dir gefallen würde. Fast hätte ich ihn gestern für dich nach seiner Nummer gefragt, aber ich hatte Hoffnung, dass er heute wiederkommen würde und du das selbst erledigen kannst", Niall klopfte mir grinsend auf die Schulter und schnappte sich dann einen Notizblock, um die hereinkommenden Kunden an einen Platz zu begleiten und sie zu bedienen.
Wir arbeiteten zusammen in einem Café, dass unsere besten Freunde Zayn und Liam vor gut drei Jahren mitten in der Londoner Innenstadt eröffnet hatten. Es lief wirklich ausgezeichnet, genauso wie die beiden es sich immer erträumt hatten und so lange die beiden ihre Flitterwochen auf Ibiza genossen, kümmerten Niall und ich uns Vollzeit um das Geschäft. Die Hochzeit von Liam und Zayn war wirklich wunderschön gewesen und sie beide waren der Grund, weshalb ich noch nicht aufgegeben hatte, meine wahre Liebe zu finden, auch wenn das kitschig klingen mochte. Der blonde Ire derweil war glücklicher Single, wirklich eine richtige Frohnatur und er konnte perfekt mit Menschen umgehen, wahrscheinlich auch ein Grund, weshalb wir so viele Stammkunden hatten, denn sobald man Niall begegnete, bekam man einfach gute Laune.
,,Tommo, du starrst ihn an", erschrocken zuckte ich zusammen, als Niall plötzlich wieder neben mir stand und die Bestellung der Gäste zubereitete. Tatsächlich hatte ich so in Gedanken versunken wirklich nicht gemerkt, dass mein Blick die ganze Zeit auf ihm gelegen hatte. Dafür schien es dem Lockenkopf aufgefallen zu sein, denn er schielte immer wieder zu mir und war leicht rot um die Nase. Vor ihm lag ein ganzer Stapel an Papier, der nur mit einer Heftklammer notdürftig zusammengehalten wurde und durch den er schon seit seiner Ankunft blätterte, als würde er für irgendetwas üben. ,,Was meinst du, was er da liest?", fragte ich Niall, der mit den Schultern zuckte und mir grinsend einen Teller zuschob, auf dem sich ein Stück Erdbeerkuchen befand. ,,Bring ihm den Kuchen und frag ihn einfach, sonst bist du doch auch nicht so schüchtern."
,,Und was wenn er gegen Erdbeeren allergisch ist?" Niall rollte mit den Augen und zeigte auf die Vitrine, in der wir allerlei Kuchen zur Schau stellten. ,,Dann bietest du ihm ein anderes Stück an. Und nun los", Niall selbst schnappte sich das Tablett, um den Gästen ihre Bestellung zu bringen und ich atmete noch ein letztes Mal tief durch, ehe ich mich auf den Weg machte. Niall hatte recht, sonst war ich auch nicht so schüchtern, also kratzte ich all mein Selbstbewusstsein zusammen, nahm mir den Teller und ging auf den jungen Lockenkopf zu. ,,Hey, du siehst aus, als könntest du eine kleine Stärkung gebrauchen, vorausgesetzt du magst Erdbeerkuchen. Geht auch aufs Haus."
Er sah mich überrascht an und schenkte mir ein süßes Lächeln. ,,Oh danke..", er linste auf mein Namensschild, ,,Louis, ich liebe Erdbeerkuchen. Aber das wäre doch nicht nötig gewesen", seine Stimme war tief und er redete so ruhig und bedacht, dass er mich allein dadurch einlullen konnte. Und wie mein Name seine Lippen verließ, bereitete mir eine Gänsehaut. ,,Doch, sehr gerne", ich stellte den Teller neben ihm ab und linste dann auf den Stapel Papier, ,,und ehrlich gesagt interessiert mich auch brennend was du da liest..", der junge Mann vor mir verstand die kurze Atempause nach meinem letzten Satz und hielt mir die Hand hin. ,,Ich bin Harry." Lächelnd ergriff ich seine große Hand, seine langen Finger schlangen sich um meine kleinere Hand und unsere Hände passten perfekt ineinander. ,,Louis, aber das hast du ja schon gelesen", erwiderte ich, ,,darf ich?" Ich zeigte auf den Stuhl neben ihm und er nickte.
Kurz sah ich hinter mich, bevor ich mich setzte, entdeckte Niall, der mich grinsend beobachtete und mir einen Daumen hoch hinhielt, mir damit versicherte, dass es okay war, wenn ich kurz mit der Arbeit stoppte. Ich sah wieder zu Harry, der seine Augen wohl genauso wenig von mir nehmen konnte, wie ich von ihm. ,,Ich habe in ein paar Tagen ein Vorsprechen für einen Film, dafür ist der Stapel an Papieren, denn das ist ein Teil des Skripts", beantwortete Harry meine Frage, die nun seit einiger Zeit im Raum gestanden hatte. Imponiert sah ich ihn an. ,,Wow, du bist Schauspieler?" ,,Naja, ehrlich gesagt, wenn das klappt, dann wäre das meine erste Rolle. Ich bin Student für Musik und Theater", erzählte er und schien ein wenig nervös unter meinem beeindruckten Blick, da er seinen Blick dem Papier zuwandte und mit seinen Fingern spielte. ,,Da bist du ja wirklich talentiert und ich schaffe es gerade einmal, Kaffee zuzubereiten, ohne das mir die Kaffeemaschine um die Ohren fliegt."
Harry lachte und ich war mir sicher, es war das niedlichste, was ich jemals gehört hatte. ,,Sag das nicht so, ich bin mir sicher, hinter dir steckt noch viel mehr, als der süße Barista." ,,Süß?", fragte ich schmunzelnd und versuchte damit zu überdecken, dass das Kompliment mir rote Wangen zauberte. ,,Ja, süß..", erwiderte Harry und brachte mich durch die Bestätigung zum Strahlen. ,,Danke, du aber auch. Darf ich fragen, worum es in dem Film geht, für den du vorsprichst und für welche Rolle du vorsprechen möchtest?" Der Lockenkopf nickte und ihn schien mein ehrliches Interesse wirklich zu freuen, denn es bildeten sich niedliche Grübchen auf seinen Wangen, ehe er zu erzählen begann. ,,Kurz gesagt, in dem Film geht es um zwei junge Männer, die sich trotz all der Hindernisse in ihrem Leben ineinander verlieben und auch zusammen noch einiges erleben werden, bevor sie letztendlich glücklich zusammen sein können. Sie lernen sich in einem Café kennen, treffen sich in dem auch immer wieder und haben dort auch ihren ersten Kuss. Die Szene mit dem ersten Kuss möchte ich beim Vorsprechen auch nachspielen, ich möchte also sehr gerne eine der Hauptrollen haben. Deshalb bin ich auch hier, um mich ein bisschen in das Szenario einzufühlen."
,,Wenn ich das so sagen darf, ich finde du würdest perfekt in diese Rolle passen und ich bin mir sehr sicher, dass du sie auch bekommen wirst. Ich werde mir den Film dann auf jeden Fall im Kino ansehen", sagte ich schmunzelnd, während Harry sich erstmals dem Erdbeerkuchen widmete und begann, nervös mit der Gabel in dem Teig herumzustochern. ,,Das ist lieb, dass du das sagst Louis, ich bin nur leider sehr unsicher. Ich hab schon so viele Vorsprechen hinter mir und wurde nie genommen. Deshalb hab ich mir jetzt auch so eine emotionale Szene ausgesucht, in der Hoffnung, damit wirklich all das Gefühl herüberzubringen, was ich für die Schauspielerei empfinde, aber ich bin nicht sonderlich optimistisch." Harry nahm etwas von dem Kuchen auf die Gabel, steckte sie sich in den Mund und ich kam nicht umhin, diese sündhaften Lippen zu betrachten. Wie sie sich wohl auf meinen anfühlen würden?
,,Mhm, der schmeckt himmlisch", seufzte er, bevor ich überhaupt dazu kam, auf das zu antworten, was er gesagt hatte, zu fasziniert von seinen Lippen und ich war mir sicher, dass er mit dem Kompliment nur davon ablenken wollte, das er sich mir gerade so geöffnet hatte. ,,Danke, das Kompliment für den Kuchen gebührt Niall", ich zeigte auf den blonden Iren, ,,aber du musst nicht ablenken Harry. Ich hab sowas noch nie gemacht, also für eine Filmrolle vorgesprochen, aber ich kann mir vorstellen, wie aufregend das ist. Dennoch solltest du etwas mehr an dich glauben, dann wird das Vorsprechen sicher fantastisch laufen. Ich glaube leider, auch wenn Niall es sehr befürwortet, dass ich hier sitze, er geht sicher gleich unter, wenn ich nicht bald weiterarbeite, aber wenn du Lust hast, dann könnte ich nach Feierabend mit dir proben und dir damit vielleicht ein bisschen helfen. Sobald das Café geschlossen ist, könnten wir die ganze Fläche nutzen und du könntest dich richtig in die Rolle reinfühlen?" Sanft stupste ich Harry an, in der Hoffnung, dass er meinem Vorschlag zustimmen würde, da er mir wirklich gefiel, nicht nur äußerlich, sondern genauso auch innerlich und ich gerne noch etwas Zeit mit ihm verbringen würde.
,,Das würdest du wirklich für mich tun Louis?" ,,Natürlich", brachte ich gerade noch über die Lippen, bevor ich im Sitzen von Harry in eine Umarmung gezogen wurde. Seine Hand lag an meinem Hinterkopf, drückte mich sanft in seine Halsbeuge, wodurch mich seine langen Locken im Gesicht kitzelten. Harrys Duft war atemberaubend und es fühlte sich unglaublich richtig an, als ich meine Arme um seinen Körper schlang und mit meinen Händen sanft seinen Rücken auf und ab fuhr, in der Hoffnung ihn zu beruhigen und ihm etwas die Anspannung zu nehmen. ,,Danke", sagte Harry, als wir die Umarmung auflösten, in welcher ich mich so wohl gefühlt hatte, wie selten, woraufhin ich ihm noch ein Lächeln schenkte. ,,Sehr gerne. Ich muss jetzt leider weiterarbeiten, aber lass dir deinen Kuchen schmecken und ich freue mich auf später."
,,Das sah doch aus, als wäre es sehr gut gelaufen", begrüßte mich Niall, sobald ich wieder neben ihm hinter unserem kleinen Tresen stand und er zog mich in eine Umklammerung, aus welcher ich mich lachend befreite. ,,Ich glaube auch, wir haben für später eine Verabredung..oder sowas in der Art." Mein Blick lag immer noch auf Harry, der den Erdbeerkuchen genoss und durch seinen Text für das Vorsprechen blätterte. ,,Ohh, gibt es auch ein paar Details für mich?", neugierig sah mich mein blondhaariger bester Freund an, worauf ich lachend verneinte. ,,Nur so viel, wir bleiben noch nach Ladenschluss im Café. Den Rest erfährst du morgen und nun arbeite, die Kunden an deinem Tisch wollen zahlen." Niall streckte mir die Zunge raus, aber arbeitete dann doch weiter, genauso wie ich, denn auch wenn ich am liebsten noch ewig mit Harry gequatscht hätte, die Arbeit musste leider getan werden und später hatten wir hoffentlich noch alle Zeit der Welt.
Ich ließ es mir aber dennoch nicht nehmen die zwei Stunden, bis das Café dann schloss, immer wieder zu Harry zu sehen, ihn zu fragen ob alles okay sei, ob ich ihm noch etwas bringen könnte und auch stand ich manchmal einfach nur verträumt am Tresen und dachte an unsere kurze Umarmung. Es war nicht so, dass ich jemals an Liebe auf den ersten Blick geglaubt hatte, aber Harry war einfach so umwerfend, dass ich wirklich überlegte, meine Einstellung zu diesem Thema noch einmal zu überdenken. Er war freundlich, talentiert, süß, attraktiv und schien auch außerordentlich charmant. Er war so ziemlich alles, was ich mir in meinen Träumen ausgemalt hatte, weshalb ich ihn nur allzu gern näher kennenlernen wollte. Und das auch ich ihm zu gefallen schien, zumindest hoffte ich das, ließ meinen Herz einen Hüpfer in meiner Brust machen.
,,Tschüss Niall, wir sehen uns morgen." ,,Ja, bis morgen und viel Erfolg bei deinem Date." ,,Das ist kein Date", widersprach ich, woraufhin Niall nur mit den Augen rollte. ,,Ist klar. Desinfizier bitte den Tresen, sollte darauf irgendwas passieren. Das ich Zayn und Liam dort einmal erwischt habe, war genug für mich." Lachend zeigte ich Niall den Mittelfinger, bevor er durch die Hintertür das Café verließ und ich damit nun mit Harry allein war. Ich überprüfte noch einmal nervös mein Aussehen im Spiegel, ehe ich den Pausenraum verließ und ich war froh, dass Harry von der Konversation gerade nichts mitbekommen hatte, denn damit hätte Niall ihn sicher verschreckt. Ich wollte definitiv nicht nur das eine, ich war nicht der Mann für eine Nacht, ich wollte einen Menschen kennenlernen, mich verlieben und eine Beziehung führen.
Harry war vertieft in seinen Text, hatte von dem Tee mittlerweile zur Cola gewechselt, aber sah dennoch auf, als er mich kommen hörte. Seine Haare steckten mittlerweile in einem Dutt und ich hätte nicht erwartet, dass er noch attraktiver aussehen konnte. ,,Hey, alles gut?", fragte er und schenkte mir wieder ein Lächeln, dass seine Grübchen zum Vorschein brachte. ,,Ja, Niall ist gerade gegangen und das Café damit nun offiziell geschlossen. Wir können also jederzeit mit den Proben anfangen, vorausgesetzt du bist bereit und möchtest das überhaupt noch. Ich weiß nämlich leider nicht, ob ich die größte Hilfe bin." ,,Natürlich möchte ich, ich bin dir so dankbar dafür Louis, ehrlich, ich hoffe ich kann dir das irgendwie irgendwann zurückgeben." Harry stand von seinem Platz auf, auf dem er mittlerweile seit Stunden gesessen hatte und streckte sich einmal, wodurch seine Knochen knackten.
,,Also ich würde sagen, ich gebe dir den Text und du liest einfach die Rolle von Victor vor und ich übernehme die von Alex, okay? Aber bitte lach mich nicht aus, falls meine Schauspielkünste doch grottig sind..oh man, ich hoffe ich blamiere mich nicht", Harry reichte mir den gebrauchten Papierstapel und zeigte mir die Stelle, von welcher er sprach. Alles war fein säuberlich markiert und ich überflog schnell die Szene, um nicht nur stumpf ablesen zu müssen, sondern auch ein bisschen mit Harry interagieren zu können. ,,Alles klar, verstanden. Und mach dich nicht verrückt Harry, schlimmer als ich kannst du gar nicht sein." Ich schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, welches tatsächlich zu wirken schien, denn er nickte sich selbst zu und ging dann ein paar Schritte nach hinten, um gleich die Szene zu beginnen.
Ich, in der Rolle von Victor, setzte mich an einen Tisch und nickte Harry noch einmal zu, was ihn dazu veranlasste in seine Rolle zu schlüpfen. Es war faszinierend zu beobachten, wie aus dem süßen jungen Mann jemand wurde, der eine gewisse Autorität ausstrahlte, die aber nicht weniger heiß war, sondern eher noch viel mehr Anziehungskraft hervorrief. Es kribbelte in meinem Bauch und ich musste mich wirklich konzentrieren auf den Text zu achten, um das für Harry nicht zu vergeigen. ,,Victor", Harry schritt schnell auf mich zu, seine ganze Tonlage hatte sich verändert, war tiefer und ich fühlte mich durch ihn gleich viel mehr in der Rolle. Ich sprang vom Stuhl auf, so wie es in der Szene beschrieben wurde und stand damit nun direkt vor Harry. Zum ersten Mal wurde ich mir unseres Größenunterschieds bewusst, weshalb ich mich unbewusst auf die Zehenspitzen stellte, um ihm näher zu sein.
,,Bitte lass uns abhauen, einfach für immer von hier verschwinden." ,,Aber Alex..", ich sah auf den Text, der neben mir auf dem Tisch lag, ,,was ist denn passiert?" ,,Meine Eltern, sie..sie wissen es", Tränen glitzerten in Harrys Augen und mir stockte der Atem, es wirkte so real, dass ich am liebsten abgebrochen, ihn in den Arm genommen und getröstet hätte. Ich konnte Menschen nicht weinen sehen, ohne dabei selbst total emotional zu werden. Er ergriff meine Hand und führte sie zu seinem Herzen. ,,Sie wissen, dass mein Herz für dich bestimmt ist Victor." Ich musste schwer schlucken und aufpassen, dass ich die Realität noch von der Rolle unterscheiden konnte, denn so intensiv, wie Harry mir in die Augen sah und so wie sein Herz unter meiner Handfläche klopfte, fiel mir das wirklich schwer.
,,Wie haben sie es herausgefunden?", ich versuchte, ähnliche schauspielerische Leistung wie Harry an den Tag zu legen, aber ich wusste, dass ich dabei kläglich versagte. ,,Simon..er hat uns wohl gestern hier im Café gesehen und meinen Eltern berichtet, wie vertraut wir miteinander wirken. Dabei hast du mir noch nicht einmal meinen ersten Kuss gestohlen Vic, aber sie ließen mich einfach nicht ausreden." Harry ließ meine Hand los, die durch seine bis gerade auf seiner Brust gehalten wurde und legte seine Hand stattdessen auf meine Wange, fuhr mit seinem Daumen über meine Lippe, bis er plötzlich große Augen bekam und sich einen Schritt entfernte.
,,Tut mir leid Louis! Oh Gott, es tut mir so leid, ich hab dich gar nicht gefragt, ob so viel Körperkontakt für dich überhaupt okay ist. Wir kennen uns erst seit wenigen Stunden, du bietest mir auch noch so nett deine Hilfe an und dann überrumpele ich dich einfach damit. Ich hab mich so in der Rolle verloren." Ich griff Harry bei den Schultern, bevor er sich noch weiter entfernen konnte und lächelte ihn sanft an. ,,Es ist alles gut Harry, ehrlich. Du bist ein sagenhafter Schauspieler und ich hab meine Hilfe nicht umsonst angeboten. Also verlier dich weiter so in der Rolle mit allem was dazu gehört, du machst das nämlich perfekt", ich ergriff Harrys Hand, drückte sie kurz und schenkte ihm so genug Mut, damit wir mit der Szene fortfahren konnten. ,,Okay, aber wenn etwas nicht okay ist, dann sagst du es mir?" ,,Natürlich, aber es ist alles in bester Ordnung!" Wie sehr ich Harrys Berührungen wirklich genoss, auch wenn sie für ihn nur geschauspielert waren, wollte ich dann doch noch nicht zugeben.
,,Simon ist ein Arsch, aber er sollte nicht zwischen uns stehen", fing ich die Szene mit Blick auf meinen Text wieder an und Harry war, als hätte man einen Schalter umgelegt, auch sofort wieder da. Diesmal war ich es, der Harry die Hand auf die Wange legte, diese langsam auf seine Schulter und dann seinen Arm hinab wandern ließ. Unter meinen Berührungen entstand eine Gänsehaut auf seinen Armen, die mich zum Lächeln brachte. ,,Er steht auch nicht zwischen uns, der Typ ist mir vollkommen egal. Mir ist nur wichtig, was du über mich denkst und ob du mich auch noch nimmst, auch wenn wir die Unterstützung meiner Eltern nicht haben." ,,Ich würde mich immer für dich entscheiden, ich habe mich schließlich in dich verliebt", während ich das sagte, klopfte mein Herz schneller in meiner Brust, denn als ich auf den Text guckte, wusste ich, was bald folgen würde. Der erste Kuss.
,,Was?" Harrys Stimme klang so sanft, als könnte er tatsächlich nicht glauben, dass jemand für ihn Gefühle entwickeln könnte und meine Knie wurden weich. ,,Du hast richtig gehört Alex, ich liebe dich." ,,Oh Vic..", Harry kam näher, legte seine Hände auf meine Wangen, doch stoppte dann. Mein Herz raste, ich hatte aufgegeben, die Schauspielerei von der Realität unterscheiden zu wollen, denn Harry hatte mich und Alex hatte Victor wiederum schon längst in seinen Bann gezogen. Ich war fasziniert und durch Harrys Berührungen fühlte ich mich, als wäre ich in schützende Watte gepackt. Es war Wahnsinn, sowas hatte ich nach nur wenigen Stunden Bekanntschaft mit einem Menschen noch nie gefühlt. ,,Harry..", hauchte ich leise, da seine grünen Augen noch immer so durchdringlich in meine blauen sahen und seine Hände sich immer noch auf meinen Wangen befanden, ,,mach weiter."
,,Lou..wir müssen das nicht tun", Harry hatte die selbstbewusste Ader vom Schauspielern abgelegt, war nicht länger in der Rolle von Alex und sah mich unsicher an, schien selbst nicht sonderlich überzeugt von seinen Worten. Das er mich bei meinem Spitznamen nannte, wenn auch sicher unbewusst, realisierte ich in der Sekunde kaum, zu sehr wünschte ich mir, seine Lippen auf meinen zu fühlen. Die Luft knisterte und ich konnte mir nicht vorstellen, dass Harry das nicht auch auffiel. ,,Bitte, tu es..küss mich", hauchte ich also ein weiteres Mal, mein Atem kam mir zittrig über die Lippen und auch wenn es nicht so in dem Skript gestanden hätte, hätte ich Harry nun um diesen Kuss gebeten. Alles war so intensiv.
Noch wenige Sekunden sah Harry mich unsicher an, ehe er einen Entschluss fasste. Seine Hände, die noch immer auf meinen Wangen lagen, hielten mein Gesicht weiterhin beschützt, während er mir mit seinem immer näher kam. Flatternd fielen meine Augenlider zu und mein Wunsch wurde erfüllt, als sich Harrys weiche, sündhafte Lippen auf meine legten. Ich seufzte wohlig auf, als wäre dieser Kuss von einem jungen Mann, den ich erst heute kennengelernt hatte, alles, was ich jemals gebraucht hatte. Liebevoll erwiderte ich den Kuss, ließ meine Hände in Harrys Haare wandern und löste seinen Dutt. Ich fühlte an meinen Fingerspitzen, wie seine Haare wieder bis zu seinen Schultern fielen und ich genoss, wie ich meine Hände in ihnen vergraben konnte.
Kurz löste Harry sich, erst dachte ich, er wolle schon aufhören, doch er holte nur kurz Luft, bevor er mir einen weiteren, atemberaubenden Kuss schenkte, den ich mehr als dankbar entgegennahm. Die Schauspielerei, das Skript, all das war vollkommen vergessen, es zählten nur Harrys Lippen auf meinen. Insgesamt blieb auch der zweite Kuss unschuldig, doch es fühlte sich einfach so gut an, Harry so nahe zu sein, seine Hände zu fühlen, die mittlerweile auf meinem Rücken lagen und mich somit noch näher bei sich behielten. Sobald wir unseren Kuss das zweite Mal beendeten und dieses Mal leider endgültig, vergrub ich mein Gesicht an Harrys Schulter und lächelte ununterbrochen gegen den Stoff seines Oberteils. ,,Louis?" ,,Mhm?", raunte ich gegen Harrys Hals und konnte grinsend feststellen, wie das eine Gänsehaut verursachte. ,,Ich glaub, ich bin aus der Rolle gefallen."
Lachend sah ich auf und mein Herz raste, als ich Harrys strahlendem Gesicht begegnete, die Grübchen bohrten sich tief in seine Wangen. ,,Das bin ich auch", gestand ich und konnte nicht aufhören, in die wunderschönen grünen Augen zu sehen. ,,Tut mir leid, falls ich jetzt bei der Probe nicht unbedingt eine Hilfe war..", murmelte ich als nächstes, woraufhin mich Harry fast schon schockiert ansah. ,,Eine bessere Hilfe als dich hätte ich gar nicht bekommen können. Denn durch dich muss ich die Gefühle nicht nur schauspielern, die beim Kuss zwischen Alex und Victor entstehen..ich kann sie nachempfinden", den letzten Satz hauchte Harry so leise, dass ich ihn beinahe nicht gehört hätte, aber ich war mir sicher, dass mein Herz mir gleich aus der Brust springen würde.
,,Ich würde dich gerne besser kennenlernen Harry", sprach ich aus, was mir auf dem Herzen lag, ,,dich vielleicht sogar zu deinem Vorsprechen begleiten, um dir die Daumen zu drücken, falls du das möchtest." Harry ergriff meine Hand und hauchte einen Kuss auf meine Fingerknöchel. ,,Das beruht auf Gegenseitigkeit und es wäre mir eine Ehre, wenn du mich als Glücksbringer zu meinem Vorsprechen begleitest", bestätigte Harry fast schon ein wenig schüchtern, weshalb ich seine Hand sanft drückte. ,,Hättest du jetzt vielleicht noch Lust auf einen Spaziergang?", fragte ich vorsichtig, wollte noch nicht, dass dieser Abend endete und Harry stimmte dem sofort überschwänglich zu, packte das Skript in seine Tasche und so verließen wir schlussendlich gemeinsam das Café. Die halbe Nacht spazierten wir durch London, lernten so viel voneinander kennen, liefen irgendwann Hand in Hand, als hätten wir nie irgendetwas anderes getan und wenn ich Harry in dieser Nacht noch einen Kuss stahl, als wir gerade über die Westminster Bridge auf den Big Ben zuliefen, dann musste das ja keiner wissen.
Eine Woche später fand das große Vorsprechen statt, Harry war bis dahin jeden Tag in das Café gekommen, hatte seinen Text gelernt, bis ich Feierabend hatte und wir gemeinsam Proben konnten, wobei wir beide die Schauspielerei jedes Mal aufgeben mussten, sobald es zu dem Kuss kam. Es war einfach unmöglich für mich, sobald Harrys Lippen die meinen berührten, in der Rolle zu bleiben, es fühlte sich so echt an. Umso mehr beruhigte es mich, dass Harry mir bestätigte, bei den Küssen auch nicht mehr in der Rolle bleiben zu können, da die Empfindungen ihn dabei einfach überrollten. Gerade einmal eine Woche und es kam mir vor, als würde ich Harry schon ein Leben lang kennen. Ich war mir sicher, dass es erst der Anfang von etwas ganz wunderbarem war, denn mir vorzustellen, dass das mit Harry jemals enden würde, konnte ich mir gerade nicht. Und als er an dem Tag des Vorsprechens freudestrahlend aus dem Gebäude kam, vor dem ich gewartet hatte, mir verkündete, dass er die Rolle hatte und mich zum Dank küsste, wusste ich, dass ich Harry endgültig verfallen war.
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Today is my birthday und dafür hab ich es endlich geschafft, einen neuen Oneshot zu schreiben! Ich hoffe sehr, dass er euch gefällt und bin schon ganz gespannt auf eure Kommentare. Ich wünsche euch noch einen schönen Tag und hoffentlich auch noch eine schöne Woche!❤
All the love xx
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