One Shot 54 - The Lush Shop
Als Harry an einem Montag durch die Stadt ging, war es kalt. Ein leichter Nieselregen ließ die Stimmung immer schlechter werden, und genervt sah der Lockenkopf zu Liam. "Lass uns einfach heimgehen, bitte" Doch Liam schüttelte nur den Kopf und ging weiter. Er wollte unbedingt zu seinem Lieblingsladen, den er drei Mal in der Woche besuchte. Und er freute sich auf die vielen Gerüche, die Wärme und vor allem auf Louis, den Verkäufer. Er mochte ihn wirklich, die beiden verstanden sich blendend; fast schon so gut wie Harry und er. Doch niemand kam an Harry heran, immerhin kannten sie sich schon ihr ganzes Leben. Ein kleines Lächeln lag auf Liam's Lippen, obwohl sein bester Freund nur genervt herumquengelte und vorhatte, allein nach Hause zu gehen; doch genau in diesem Moment erreichten sie den Laden. Ein großes Schild mit bunten Lichtern, auf dem "The Lush Shop" stand, ließ den Lockenkopf leise grummeln. Er hatte keine Lust auf eine Shoppingtour mit Liam, so viel stand fest. Wenn es um Shoppen ging, war er wie ein kleines Mädchen. Aufgeregt und gut drauf. Von außen sah der Laden aus wie der einer Frau. Bunt, bunt, bunt, und vor allem rosa. Das war auch einer der vielen Gründe, warum Harry keine Lust darauf hatte. Welcher Mann strich sein Geschäft auch rosa? Doch entgegen allem Widerwillen ging er Liam zuliebe mit; er war schließlich sein bester Freund.
Und als er hinein ging, traf ihn fast der Schlag, so intensiv waren die Gerüche in diesem Raum. Sie schienen ihn zu erschlagen, umhüllten ihn, machten ihn baff. Es roch nach Parfüm, Blumen, Meer, Strand, Sonne, Kuchen und anderem Gebäck. Wenn er sich auf einen ganz bestimmten Geruch konzentrierte, musste er sofort daran denken, und lächelte. Obwohl er keine großartige Lust auf Einkaufen hatte, entspannte er sich ein wenig. Hier war es schön warm, er fühlte sich irgendwie geborgen, und dann fiel sein Blick auf den Mann hinter der Theke, der breit lächelnd mit einer Kundin sprach. Lachend verabschiedete er sich von ihr; Harry sah ihn mit großen Augen gebannt an. Sein Lachen faszinierte den Lockenkopf, es gefiel ihm. Die hohe, unmännliche Stimme, die perfekt zu ihm passte, und die geraden, weißen Zähne, die bei jedem Lachen oder Grinsen aufblitzten. Harry biss sich auf die volle Unterlippe und sah mit funkelnden Augen zu, wie Liam den Mann freundschaftlich begrüßte und ihn kurz umarmte. Während die beiden miteinander redeten, stand Harry still daneben und sah sich um. Weit und breit konnte er nur Badesachen erkennen. Badekugeln, Duschgel, Parfum, Shampoo, Seife. Erstaunt über die große Auswahl ging er ein wenig herum, roch ab und zu an kleinen Pröbchen und lächelte. Es roch wirklich wunderbar, hier fühlte er sich aufgehoben. Er drehte sich um und sah den Unbekannten an. "Tschuldigung?", zog er die Aufmerksamkeit auf sich, und zwei Augenpaare richteten sich auf ihn. "Wie viel kostet das alles?" Er zeigte auf die Badekugeln, welche ihn am meisten faszinierten. "Die Kleinen zwei Euro, die Großen vier, und die Badeschnecken sieben." Verblüfft zog Harry die Augenbrauen hoch. "So viel?" Liam sah ihn warnend an. "Die sind alle selber gemacht, also kannst du auch mehr zahlen." Sein bester Freund war sauer. Was dachte Harry sich eigentlich dabei? Louis machte sich jeden Tag eine Menge Arbeit, um seinen Traum zu verwirklichen. "Tut mir leid, ist ja gut!" Er schnaubte leise und drehte sich wieder weg, bevor er den Laden kurz darauf verließ und sich draußen eine Zigarette anzündete; Gott sei Dank gab es ein Dach, unter das er sich stellen konnte. Als er den Rauch einatmete, entspannte er sich sofort, und er schloss die Augen, während er sich an die Wand lehnte. Die freie Hand vergrub er in einer Jackentasche, und frierend kuschelte er sich in den warmen, weichen Schal, den er erst heute gekauft hatte. Eine Weile stand er nur da, rauchte die Zigarette in Ruhe fertig und beobachtete die Leute, die eilig von einem zum nächsten Geschäft rannten, weil sie noch Geschenke kaufen mussten. Harry grinste. Gut, dass er schon alles hatte. Es dauerte nicht mehr lange, bis Harry ging, doch davor kaufte er sich noch eine der großen Badebomben, die ihn ganze vier Euro kostete. Doch er wollte testen, ob sie wirklich so gut waren, wie Liam sagte, oder ob es einfach nur eine Lüge war. Also ging er nach Hause, ließ sich ein Bad ein, machte Musik an, zog sich aus und stieg in das angenehm heiße Wasser, in das er sich dann leise seufzend sinken ließ. Es war ein anstrengender Tag gewesen, und jetzt war genau der richtige Zeitpunkt, um sich zu entspannen. Er hatte die Badebombe schon fast vergessen, doch als sie ihm ins Auge fiel, dachte er sofort wieder an den Verkäufer. Wie er gelacht und ihn strahlend angelächelt hatte, als er die Badebombe kaufte. Ein leises Grummeln verließ seine Kehle, bevor er das Eingekaufte zur Hand nahm, die Plastikhülle entfernte und die Kugel ins Wasser fallen ließ; seine Augen weiteten sich verdattert. Keine Sekunde, nachdem die Kugel das Wasser berührt hatte, sprudelte sie nur so auf. Und dann kamen die Farben ins Spiel. Gelb, rot, blau, lila, grün, orange. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, und er beobachtete den Vorgang weiter, bis die Kugel fast komplett aufgebraucht war. Und als er dachte, es sei zu Ende, erkannte er eine kleine Plastikkugel, in dem ein weißer Zettel war. Verwirrt und neugierig nahm er die Hülle, öffnete sie und nahm den Zettel heraus. Darauf stand, in krakeliger Schrift geschrieben, eine Nummer.
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Ich freue mich auf eure Enden :)
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