One Shot 53 - Help me
Es war kalt draußen, Harry saß in eine Decke eingewickelt auf dem Boden, seine Hände und Füße waren eiskalt. Sein Blick huschte immer wieder hin und her, als wäre er auf der Suche nach besserem als das. Doch er würde nichts finden. Die Leute gingen einfach an ihm vorbei, beachteten ihn nicht. Und wenn jemand zu ihm hersah, wurde er mit Abscheu betrachtet. Aber er war es gewohnt, es machte ihm nicht mehr viel aus. Seine lockigen Haare waren fettig, hingen schlaff herab, seine Hände steckten in löchrigen Handschuhen, die auch nicht viel brachten. Er nahm den Becher, der neben ihm auf dem Boden stand, und hielt ihn hoch; in der Hoffnung, ein kleines bisschen Geld zu bekommen. Die Straße war sein Leben, schon immer war er auf die Hilfe anderer angewiesen. Als ein Mann im Anzug an ihm vorbei ging, rappelte er sich angestrengt auf, sah ihn aus grünen Augen bittend an. Doch er musste kein einziges Wort sagen, denn der Mann mit den ozeanblauen Augen ging einfach weiter, ohne etwas zu tun, ihn nur mit angeekelten Blicken zu strafen. Er hatte einen großen Bogen um Harry gemacht, als wäre er ein Nichts, das es nicht wert war, angesehen zu werden.
Die nächsten Tage und Wochen wurde es Winter, und somit fielen auch die Temperaturen. Harry suchte sich einen anderen Platz, doch er fand nichts, was annähernd warm war. Also setzte er sich unter eine Brücke, lehnte sich an die Wand, schloss die Augen; in der Hoffnung, diesen Winter zu überleben. Seine Hände zitterten, seine Finger und Lippen waren blau und eiskalt, und nach und nach spürte er nur noch ein paar Teile seines Körpers, die anderen waren gefühllos. So saß er also da, zusammen gekrümmt, frierend, allein gelassen von jedem, ein Nichts, das einfach übersehen wurde. Er war so unscheinbar, so hilflos, allein in der ganzen Welt, doch es interessierte keinen. Nicht einmal die Kinder, die eilig zur Schule rannten, schenkten ihm einen einzigen Blick; sie liefen einfach weiter. Harry schloss die Augen, versuchte alles um sich herum auszublenden, einfach alles zu vergessen; und das konnte er auch. Für eine ganz kurze Zeit, in der er einfach glücklich war mit dem, was er hatte. Denn er hatte Hoffnung.
Drei Monate später, Harry vermutete zumindest, dass es drei Monate waren, schlurfte er durch eine kleine Straße, zum Hauptplatz hin. Alles, was er bei sich hatte, war eine kleine Tasche, die er fest umklammert hielt, und seine Klamotten, die ihn aber nicht wirklich wärmten. Sein Blick war nach vorne gerichtet, nicht traurig oder verzweifelt, sondern leer. Und als er sich auf seinen Platz niederlassen wollte, erkannte er ein kleines Bündel, zusammen gerollt, mit nichts als seinen Klamotten, auf einer Bank liegen. Harry runzelte die Stirn, stand langsam wieder auf, ging auf den Mann zu. Eine Kapuze verdeckte das Gesicht des Unbekannten, und so schob er sie vorsichtig weg; und zuckte wieder zurück. Er konnte sich noch ganz genau an dieses Gesicht erinnern, an diesen Mann, der ihn einfach stehen gelassen hatte, der vor Abscheu ein paar Meter Umweg gemacht hatte, um nicht mit ihm in Berührung zu kommen. Doch er brauchte eine Decke, das sah Harry sofort. Seine Hände waren bereits blau, und er glaubte, dass er gerade in einer Starre war, die der Lockenkopf nur zu gut kannte. Er atmete tief durch, sah sich um, sah auf seine eigene, einzige Decke, dann wieder zu dem Mann. Kurz dachte er noch über sein Leben nach, bevor er seine Decke nahm, sie über den Blauäugigen legte und verschwand. Harry hatte sein Hab und Gut an einen Mann abgegeben, der ihm nicht helfen wollte. Denn er hatte ein gutes Herz.
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Hier seid ihr ebenfalls wieder gefragt, denkt euch ein Ende aus, wenn ihr wollt :)
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