Harry P.o.V.

"Louis? Louis, kuck mal!" Begeistert zeigte ich auf die Schießbude, dessen Hauptpreis ein riesiger Teddybär war. Der Braunhaarige neben mir sah in die Richtung, in die mein Finger zeigte und lächelte. "Willst du den haben?", fragte er und sah mich aus großen, fragenden Augen an. Hektisch nickte ich und strich mir die Locken zurück, da sie mich im Nacken kitzelten und somit störten. An Louis' Hand ließ ich mich von ihm mitziehen, und schon bald standen wir an der Schießbude, Louis hatte ein Gewehr in der Hand und zielte auf die Hasen, die sich bewegten. Der erste Schuss ging daneben, der zweite war ein Treffer, der dritte wieder und so ging es immer weiter.

Am Schluss hatte Louis 30 Punkte erreicht und somit die komplette Auswahl. Grinsend zeigte er auf den Teddy und vor Staunen bekam ich den Mund gar nicht mehr zu. Er hat tatsächlich den Hauptpreis gewonnen! Seine Lippen zierte ein triumphierendes Lächeln, als er mir das Kuscheltier überreichte und als Antwort darauf strahlte ich ihn glücklich an. "Danke danke danke danke danke danke Lou!", kam es quietschend aus meinem Mund, er lachte, nahm mich bei der Hand und ignorierte die teils abfälligen Blicke der Leute um uns herum.

"Wie hast du das eigentlich geschafft?", rutschte es dann aus mir heraus und mit großen Augen sah ich ihn an. Sein Daumen strich immer wieder über meinen Handrücken, und das Kribbeln, das dabei entstand, machte mich fast verrückt. "Naja, ich hab als Kind in einem Schießverein mitgemacht." Mein Mund klappte auf. "Was? Das hast du mir gar nicht erzählt!" Schmollend sah ich ihn an, er schmunzelte. "Du lernst mich mit der Zeit immer besser kennen." Da konnte ich ihm nur zustimmen. Zusammen liefen wir - ich mit dem Teddy - den restlichen Tag Händchen haltend den Volksfestplatz entlang, sahen uns Attraktionen, Schießbuden und Clownaufführungen an, bei denen ich immer so lachen musste, dass mir Lachtränen in die Augen schossen.

Irgendwann kamen wir dann am Riesenrad an, nachdem ich die ganze Zeit wie ein Irrer herumgehüpft war und ihn damit vollgelabert hatte, dass ich noch nie auf einem solchen war und unbedingt drauf fahren wollte. Seufzend gab er dann nach und ließ sich von mir zu dem Gefährt ziehen. Der Angestellte, der das Rad bediente, nahm uns den Reddy ab, sah uns lächelnd an und sagte - nachdem wir uns angeschnallt hatten -, dass er uns viel Glück wünsche und sich immer wieder freue, wenn er ein schwules Pärchen sehe. Ein breites Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, da ich wusste, dass nicht alle Menschen homophob waren und uns verabscheuten, sondern dass es auch noch Menschen gab, die uns akzeptierten und so nahmen, wie wir waren.

"So, jetzt geht es los!" Aufgeregt rutschte ich auf meinem Sitz herum, hielt jedoch sofort still, als Louis meine Hand nahm und sie beruhigend drückte. Tief durchatmend sah ich ihn an, erkannte das Strahlen in seinen Augen und lächelte. "Schau mal, da ist die Schießbude!", sagte er kichernd und sofort folgte ich seinem Blick nach unten. Ich konnte alles sehen. Der ganze Volksfestplatz sah so klein aus, die Menschen waren so mini, dass ich sie mit Ameisen vergleichen könnte. Meine Konzentration war so auf die Aussicht gerichtet, dass ich gar nicht merkte, wie Louis mich betrachtete. Als wir schließlich ganz oben ankamen und ich mit großen Augen die Welt unter mir betrachtete, legte Louis plötzlich eine Hand an meine Wange. Ich sah sofort in seine funkelnden, blauen Augen und lächelte.

"Du bist wunderschön.", hauchte er, strich mit dem Daumen über meine Unterlippe und schmunzelte, als ich knallrot wurde und verlegen den Blick senkte. "Danke.", stammelte ich unbeholfen und blinzelte ihn von unten schüchtern an. Seine Hand hob mein Kinn sanft an, sein Gesicht näherte sich meinem und während er seine Lippen liebevoll auf meine legte, wurden die Menschen unter uns immer kleiner und kleiner, die Fahrgeschäfte immer leiser und die Atmosphäre immer schöner. Denn ich war hier, mit meinem Freund, den ich über alles liebte und gerade auf einem Riesenrad küsste.