One Shot 35 - Nummer 34
Harry P.o.V.
Seufzend sah ich auf den weißen, vollbedruckten Zettel, der bewegungslos auf meinem Schreibtisch lag, als würde er nur darauf warten, gelesen zu werden. Mein Blick wanderte über die ganzen Namen, auf der Liste unscheinbar, da es so viele waren. Die schwarze Tinte war teilweise verwischt; jemand musste das Blatt Papier zu früh aus dem Drucker gezogen haben, sodass die noch nasse Farbe sich ein paar Millimeter weiter zog und dann erst trocknete.
34. Louis William Tomlinson, stand in Druckbuchstaben darauf, und aus reinem Interesse - vielleicht war es auch deshalb, dass ich ein wenig Entspannung brauchte - kramte ich das Bild der Nummer 34 aus den riesigen Bergen der Listen und zog es heraus. Louis William Tomlinson war brünett, hatte schöne blaue Augen - ich war mir sicher, dass sie momentan trüb aussahen - und ein schmales Gesicht, was aber nicht gerade überraschend war aufgrund seiner Lebensumstände. Es war eigentlich keine Beschreibung vorhanden, nur ein kurzer Satz:
"Er lebt sein Leben."
Er lebt sein Leben? Stirnrunzelnd starrte ich das Blatt an, als wollte ich, dass sich die Buchstaben, die diesen Satz bildeten, richtig aneinander reihten und so einen Sinn ergaben. Aber die Buchstaben blieben so, und die verwischte Tinte blieb verwischt, wie zuvor auch. "Harry?", fragte jemand, und als ich aufsah, erkannte ich Liam, der in der Tür stand und mich müde musterte. "Ja, Liam?", fragte ich zurück und sah ihn leicht lächelnd an. "Nummer 32, 33 und 34 kommen heute wegen den Unterkünften." Ich nickte. Dabei fiel mir nicht auf, dass Nummer 34 Louis Tomlinson war. "Wann?" Ich richtete die Listen an meinem Schreibtisch her.
"Dreizehn Uhr, hier im Büro." Wieder nickte ich, sah ihn kurz an und signalisierte dem Praktikanten somit, dass die Unterhaltung beendet war und er gehen konnte. "Harry?", zögerte er dann doch noch, bevor er gänzlich aus dem schlichten Haus verschwand. "Hmm?", murmelte ich und sah ihn wieder an. Seine braunen Teddyaugen musterten mich freundlich. "Ich liebe deine Arbeit." Aber bevor ich noch etwas erwidern konnte, war er schon aus meinem Sichtfeld verschwunden.
Später - genau genommen um zwölf Uhr fünfundvierzig - saß ich in meinem Stuhl, hatte die Nase in eines meiner Bücher gesteckt und versank in den scheibar endlosen Heldentaten von Jack Reacher, als jemand leise an die Tür klopfte. Ich legte das Buch weg, blickte auf und sagte mit lauter, deutlicher Stimme: "Herein", worauf die Tür geöffnet wurde und Brianna, die in einem süßen weißen Kleid mit rosaroten Blüten steckte - in das Zimmer platzte und auf die drei Jungen deutete, die hinter ihr in den Raum dackelten.
"Harry". Begrüßte sie mich, wie wir es immer taten, und lächelte mich freundlich an. Ich nickte. "Brianna. Und Sie sind" - schnell kramte ich die Liste hervor und suchte nach 32, 33 und 34 - "Jack McCartney, Dabidha Takhur und Louis Tomlinson?" Fragend sah ich sie an und versuchte so gut es ging, nicht auf Louis zu starren. Allein schon wie er dastand, so zögerlich und unwissend, und seine zerbrechliche Aura, weckten einen immensen Beschützerinstinkt in mir, den ich noch nie verspürt hatte.
Alle drei nickten, und Brianna lächelte. "Die Wohnungen stehen schon zur Verfügung.", teilte sie mir mit und schloss dann leise die Tür, während sich die drei Jungs vor mir auf die gepolsterten Stühle sinken ließen; sie schienen sich unwohl zu fühlen. "Ich bin Harry Styles, ihr könnt mich aber Harry nennen." Ich schüttelte allen dreien die Hand, und als ich das bei Louis tat, durchfuhr mich ein seltsames Kribbeln, das ich noch nie gespürt hatte. "Ihr wisst, wieso ihr hier seid?" Wieder nickten sie. Mich wunderte es, dass die drei so schweigsam waren. "Na gut. Also ... " In den folgenden zwei Stunden erklärte ich ihnen alles und gab ihnen die Adressen der Wohnungen, die - wie sie entschieden hatten - morgen bewohnt werden würden. Louis sprach kein einziges Wort, was mich traurig machte, aber irgendwie verstand ich es auch.
Es war sicherlich nicht einfach, in einem fremden Land auszukommen.
Drei Monate später erinnerte ich mich an diesen Tag und lächelte wehmütig. Kurz nachdem Louis eingezogen war, - zirka zwei Monate später - bekam ich die Nachricht, dass er wegen einem Hirntumor ins Gras gebissen hatte. Es hatte mich schockiert, und auch irgendwie verletzt, da mir klar geworden war, dass ich diesen Jungen liebte. Aber er würde immer in meinen Erinnerungen bleiben; vor allem jedoch in meinem Herzen.
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So, ein kleiner One Shot nebenbei :) Ich sitze gerade im Osiander und lese "Das Schicksal ist ein mieser Verräter". Und, meine Güte, kann der Autor bitte aufhören, zu bewirken, dass ich heule? Wenn Sie das hier lesen, John Green: das wäre sehr nett. Danke für Ihr Verständnis.
Ach ja, und ich habe heute zwei neue Kleider gekauft - die ersten, die ich jemals hatte - und wollte fragen, ob ihr ein Foto sehen wollt. Schreibt es einfach in den Kommis ;)]
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