leave me be - Angst
Einsamkeit.
Es war heiß, heißer als jemals zuvor, die Sonne brannte auf den Asphalt herab. Kinder lachten fröhlich, spielten mit ihren Freunden, während die Eltern lächelnd zusahen. Irgendwo ließ jemand Musik laufen, ein Lied, das er nicht kannte. Er sah zum Spielplatz, beobachtete die Kleinen, sah ihre strahlenden Gesichter. Früher hatte er sich nichts mehr gewünscht, als so lachen zu können, unbeschwert, unschuldig, ohne Sorgen. Ohne Leid und Schmerz, ohne Verantwortung zu tragen. Völlig in Gedanken versunken wandte er den Blick ab und richtete ihn nach vorne auf den Pausenhof. Ihm lief ein Schauer über den Rücken, als er sich in Erinnerung rief, die Schule gleich betreten zu müssen. Er würde sich vor allen anderen verschließen, würde still sein, es einfach über sich ergehen lassen. So, wie er es immer tat. So, wie er es gewohnt war. Er zog die heiße Luft tief in seine Lungen, schloss die grauen Augen kurz, und atmete langsam wieder aus. Im Stillen wünschte er sich viel Glück, auch, wenn er wusste, dass es sinnlos war. Seine Lider hoben sich langsam, und er machte den ersten Schritt.
Stille.
Er bahnte sich einen Weg durch die vielen Schüler, versuchte, niemanden zu berühren oder zu verärgern. Als er bei seinem Klassenraum angekam, fiel ihm auf, dass er die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Angespannt atmete er wieder aus, seine Stirn war ein wenig feucht, was einerseits durch die Hitze hervor gerufen wurde. Andererseits war auch seine allgemeine Situation daran schuld. Er hob die große Hand und klopfte kurz an, bevor er den Türknauf mit seinen Fingern umschloss, ihn herunter drückte und langsam hinein ging. Es war noch niemand da, weswegen er sich schnell auf den hintersten Platz setzte. Seine Tasche ließ er neben sich auf den Stuhl sinken, und setzte sich auf seinen eigenen. Die dünne Jacke schlang er enger um sich, obwohl ihm heiß war. Es beruhigte ihn. Sein Blick fiel nach draußen auf die Leute. Er liebte diesen Platz, es war so schön ruhig und entspannend. Immer, wenn er nach draußen sah, blendete er alles andere aus. Es war, als wäre er allein im Raum. Als wären seine Probleme weg, weit weg, und seine Sorgen hätten sich verflüchtigt. Während er den Wind in den Blättern beobachtete, ließ er seinen Gedanken freien Lauf. Sie fingen an, Vorstellungen und Wünsche zu spinnen, eine andere Welt zu erfinden. Völlig versunken in sich selbst merkte er nicht, dass die Tür geöffnet wurde.
Angst.
Schritte drangen an seine Ohren. Eins, zwei, drei, vier. Bis sie endeten. Er konnte die gefährliche Aura deutlich spüren. Ein Hauch von Verzweiflung drang in sein Bewusstsein ein, und langsam hob sich sein Blick. Seine grauen Augen richteten sich auf den Jungen vor ihm. Er sah ihn einfach nur an, musterte seine schwarzen, akkurat nach hinten gegelten Haare, seine hohe Stirn und die perfekt gezupften Augenbrauen. Seine weichen, geschwungenen Lippen, und seine hervorstehenden Wangenknochen. Bis er bei seinen Augen hängen blieb. Ein dreckiges Grinsen legte sich auf die Lippen seines Peinigers, und sie bewegten sich; doch er nahm es gar nicht wahr. Es war, als wäre er in einem Traum, als wäre das alles nicht real. Als würde ihm sein Unterbewusstsein einen Streich spielen. Als er von dem Jungen gepackt wurde, schoss ihm Angst in den ganzen Körper. Er riss die Augen auf und sah ihn panisch an. Der Schwarzhaarige presste ihn an das Fenster, durch das er vor ein paar Minuten noch geschaut hatte, und funkelte ihn wütend an. "Du sollst mir zuhören, habe ich gesagt!" Zitternd drehte er das Gesicht weg und presste die Augen zusammen. Die tiefe, raue Stimme hörte sich wütend an. So wild und ungezähmt, voller Hass. Vor Furcht brachte er nur ein zitterndes Nicken zustande.
Ohnmacht.
Wieder wurde er gepackt und nach draußen gezogen. Große, starke Hände schubsten ihn weiter, ließen ihm keine Möglichkeit, sich zu wehren. Seine Augen füllten sich mit Tränen, und eine davon rann an seiner Wange hinab. Er sah alles verschwommen, die Sonne, das Gras, die Bäume um sie herum. Sie zerrten ihn zu einem Hinterhof und schmissen ihn auf den harten Betonboden. Sein Herz klopfte wie verrückt in seiner Brust, und er traute sich nicht, in ihre Gesichter zu sehen. Langsam rappelte er sich auf und tat einen Schritt nach hinten. Vor ihm standen vier Jungs, die ihn abwertend musterten. Ihr Anführer grinste in sich hinein. Eine weitere Träne rann an seiner Wange hinab und blieb an seinem Kinn hängen. Er beobachtete, wie er auf ihn zukam und vor ihm stoppte. Er legte den Kopf schief, und strich ganz leicht über sein Kinn. Seine dunklen Wimpern glänzten im Licht der Sonne. Die fast schon zarte Berührung versetzte ihm eine Gänsehaut. Kurz verlor er die Kontrolle über sich selbst und schloss die Augen genüsslich. Doch kurz darauf bekam er die Reaktion zu spüren. Er wurde wieder auf den Boden geworfen, sein Hinterkopf schlug hart auf dem Beton auf. Ihm entwich die Luft aus den Lungen, ihn durchzuckte ein kurzer Schmerz, dann verlor er das Bewusstsein.
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~ ein Kapitel meiner neuen Story bei horrible_humans
--> Fortsetzung bei leave me be
Einfach mal vorbei schauen, wer Interesse hat :)
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