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Mafia ein Lilo One Shot (mit Larry Fortsetzung)

Achtung! Dieser One Shot ist mit Vorsicht zu genießen und ich möchte eine Trigger-Warnung aussprechen. Ich weiß, dass ich es damit normalerweise nicht so genau nehme und vermutlich mindestens in drei vorige Geschichten auch eine gemusst hätte, was schlicht und einfach daran liegt, dass ich nie so genau weiß, wann ich eine aussprechen sollte und wann es nicht nötig ist.

In diesem One Shot geht es allerdings um Entführung, Vergewaltigung, psychische, aber besonders physische Gewalt, wer das nicht lesen kann/will oder damit nicht umgehen kann sollte diese Geschichte einfach überspringen und bei der nächsten Geschichte weiterlesen. Bitte nehmt das wirklich ernst!

Wenn ihr mögt, könnt ihr allerdings die Fortsetzung lesen, da werden diese Szenen nicht mehr explizit beschrieben, sondern nur noch erwähnt, wenn Louis etwas darüber erzählt und Louis kämpft "nur" mit den Nachwirkungen, die die Entführung mit sich zieht.

Wen das nicht hier und jetzt abgeschreckt hat, dem wünsche ich jetzt viel Spaß!

~~~~~~~~~~~~~~

Ein Schultag wie jeder andere auch. Das zweite Quartal des elften Schuljahres hatte vor ein paar Tagen begonnen, was bedeutete, dass ich nur noch weniger als zwei Jahre Schule vor mir hatte und ich zählte definitiv jeden Tag. Alles, was ich wollte, war endlich mit der Schule fertig zu werden, auf eigenen Beinen zu stehen und zu Liam zu ziehen. Er war drei Jahre älter als ich, also schon mit der Schule fertig und wir waren seit dem Kindergarten immer die besten Freunde gewesen.

Irgendwann vor ein paar Jahren hatte er mich dann aus heiterem Himmel geküsst und wir sind zusammengekommen, auch wenn ich wusste, dass er schon damals in die falsche Spur abgedriftet war. Von Anfang an war er da ehrlich zu mir gewesen. Seit dem Zeitpunkt, an dem sein Vater ihm erzählt hatte, dass er in die Mafia verstrickt war und wollte, dass Liam sein Nachfolger wurde und eigentlich hatte Liam nie eine andere Wahl als es zu machen, weil er den Feinden seines Vaters sonst schutzlos ausgeliefert wäre.

Gerade als Liam seinen Abschluss gemacht hatte, wurde sein Vater ermordet und Liam blieb nichts anderes übrig, als seinen Platz als Anführer einzunehmen, aber egal, wie gefährlich es war, mit ihm zusammen zu sein, ich liebte ihn zu sehr um mich von ihm zu trennen und der Nervenkitzel hatte auch sein gewisses Etwas.

Aber um wirklich zu Liam ziehen zu können musste ich die letzten beiden Jahre wohl oder übel noch durchziehen, also quälte ich mich durch den Schultag und freute mich einfach meinen Freund danach wieder zu sehen.

Er wartete schon am Schultor auf mich, grinste aber nicht wie gewohnt, sondern wirkte ernst und besorgt, was gleich auf mich überschwappte.

Zur Begrüßung drückte ich ihm schnell einen Kuss auf die Lippen, wie es zwischen uns zur Gewohnheit geworden war und Liam legte beschützend eine Hand um meine Taille. ,,Wir müssen los", drängte er, kaum, dass ich mich aus dem Kuss gelöst hatte.

,,Was ist los?", fragte ich nun doch, weil dieses Gehetze ihm so gar nicht ähnlich sah. ,,Ich habe ein paar Leute sehr wütend gemacht und ich will nicht riskieren, dass sie dich in die Finger bekommen." ,,Warum sollten sie das wollen?" Für einen kurzen Moment hielt Liam inne und sah mich an, dann lief er zügig weiter.

,,Weil du das perfekte Druckmittel für mich darstellst und dazu noch über haufenweise Informationen von mir verfügst, die wichtig für sie werden könnten." Ach ja, da war ja was, sowas hatte er mir schon öfter gesagt, dass ich auf der Hut sein sollte.

,,Was hast du denn gemacht, dass es auf einmal so akut geworden ist?", erkundigte ich mich weiter und sah nach rechts und links, als wir eine Straße überquerten, auf die Liam mich einfach ohne zu gucken mitgezogen hatte.

,,Es ist besser, wenn du das nicht weißt. Wir müssen jetzt hier rechts." ,,Aber geht es nicht eigentlich links um die Kurve?", fragte ich äußerst verwirrt. ,,Wir werden verfolgt", zischte Liam leise und zog mich abrupt um die nächste Ecke, nur um mich dann in die Schatten der Gasse zu ziehen und mit ernstem Gesichtsausdruck die zwei Gestalten zu mustern, die soeben an unserem Versteck vorbei liefen.

Kaum waren sie um die Ecke verschwunden hatte Liam mich schon wieder am Arm gepackt und in die Richtung gezogen, aus der wir gekommen waren. Weil er keine weiteren Risiken eingehen wollte, machten wir noch ein paar Umwege, bis wir schließlich endlich an seinem Haus angekommen waren.

Drinnen war es angenehm warm, während draußen der Herbst schon in den Winter überging und die Temperaturen empfindlich kalt wurden. ,,Tut mir leid, für die hastige Begrüßung eben", entschuldigte Liam sich und drehte sich zu mir um, um mir einen langen liebevollen Kuss auf die Lippen zu drücken. ,,Ich will einfach nicht, dass dir was passiert. Ich liebe dich, Louis."

Bei seinen Worten klopfte mein Herz schneller, wie jedes Mal, wenn er mir sagte, dass er mich liebte. ,,Ich liebe dich auch, Liam", antwortete ich ihm ganz automatisch, aber nicht mit weniger Gefühl dahinter, als er es in seine Worte gesteckt hatte und umarmte ihn fest.

,,Eigentlich sind diese Verfolgungsjagden sogar ganz lustig", meinte ich, während Liam begann das übrig gebliebene Mittagessen vom Vortag aufzuwärmen. ,,Sag das nicht. Wenn es nach mir ginge könnten wir einfach ein ganz normales Leben führen, wie alle anderen auch und ganz normale Pärchendinge machen. Was soll ich denn machen, wenn dir was passiert oder du entführt wirst?"

Er klang verzweifelter, als ich es beabsichtigt hatte. Eigentlich hatte ich mit dem Spruch die Stimmung ein wenig auflockern wollen, also trat ich heran und legte meine Hände auf seine Hüften.

,,Dann guckst du auf die Sterne und weißt, dass ich das Gleiche tue und darauf warte, dass du mich kommen holst", flüsterte ich leise und küsste ihn kurz auf den Mund. ,,Ich werde dich immer kommen holen, Louis, ich würde dich nie einfach im Stich lassen", gab er zurück und küsste mich seinerseits sanft.

,,Das weiß ich und du wirst dein Problem auch ganz sicher klären ohne das etwas passiert, wie du es bisher immer geschafft hast, da bin ich mir ganz sicher." ,,Danke Louis" Liam lächelte mich warm an und zog mich dann in eine knochenbrechende Umarmung.

Hätte ich zu dem Zeitpunkt, wo noch alles so perfekt erschien, gewusst, wie die ganze Sache am Ende ausartete...

Am nächsten Tag hatte ich schon beim Aufstehen ein merkwürdiges Gefühl im Bauch, das ich darauf schob, dass ich wohl einfach Hunger hatte, aber es wollte auch nicht weggehen, als ich schon in der Schule saß.

Ich konnte nicht mal genau sagen, was es war, aber aus dem Gefühl im Bauch hatte sich eine Unruhe in meinem ganzen Körper ausgebreitet, wegen der ich nicht still sitzen konnte und anfing an meinen Fingernägeln zu kauen.

Das Einzige was mich ein wenig beruhigte, war Liams vertrauter Anblick am Schultor, wo er wie jeden Tag auf mich wartete. Wie immer küsste ich ihn zur Begrüßung, aber da er auch heute wieder in Eile zu sein schien, hielt ich mich kurz und nahm dann seine Hand.

,,Ich habe ein schlechtes Gefühl Liam", gab ich zu, als wir schon die Hälfte des Weges hinter uns hatten. ,,Ich auch und das ist auch ziemlich gerechtfertigt." ,,Was meinst du damit", fragte ich mit zunehmen mehr Beunruhigung in der Stimme.

,,Ich hatte heute Morgen schon ein ungutes Gefühl, also habe ich ein paar Männer als deine unauffälligen Wachen auf dem Schulweg postiert. Zwei von Vier sind nie zurückgekommen und bis jetzt haben wir nur von einem die Leiche gefunden. Sie haben es auf dich abgesehen und deswegen werde ich dich jetzt in Sicherheit bringen."

Ich wurde bleich und stolperte einmal kurz, aber Liam zog mich unerbittlich weiter. Wegen mir war heute Morgen ein unschuldiger Mann gestorben und Liam redete darüber als wäre er bloß eine Schachfigur in einem Spiel gewesen.

,,Louis, du musst dich zusammenreißen, nur noch dieser kurz Weg, okay?" Ich nickte, während ich die Übelkeit, die in meinem Magen aufstieg, unterdrückte.

Liam sah in die Spieglung eines Schaufensters und begann leise zu fluchen und seine Schritte zu beschleunigen. ,,Wenn ich jetzt sage, rennst du, okay?", wies er mich mit einem kurzen Seitenblick auf mich an und ich nickte. ,,Ja, okay."

Adrenalin rauschte durch meinen Körper, als wir in Stechschritt durch dunkle Gassen eilten, die Liam besser kannte, als ich. ,,Jetzt!", rief er und begann um die nächste Ecke zu sprinten, während er mich einfach mit sich zog. So schnell es ging passte ich meine Schritte an seine an und wir liefen im Gleichschritt und immer noch Händchenhaltend durch die Gasse, auf das Gebäude am Ende zu, von dem ich wusste, dass es zum Hauptquartier von Liams Gruppe gehörte.

Plötzlich kamen aus den Hauseingängen vermummte Gestalten, die sich ihnen in den Weg stellten. Liam musste meine Hand loslassen und begann sich durch die Leute zu schlagen, während ich mich dicht hinter ihm hielt, aber er konnte beim besten Willen nicht alle Männer auf einmal ausschalten, also versuchte ich auch ein paar gute Schläge zu erzielen.

Seit klar war, dass Liam in die Geschäfte seines Vaters einsteigen würde, lehrte er mich nebenbei das Kämpfen, damit ich mich selbst verteidigen konnte, auch wenn er immer viel besser gewesen war und mehr Kraft und Talent aufweisen konnte als ich, also zielte ich auf die empfindlichen Stellen des Körpers. Die Augen, die Nase, der Kehlkopf.

Plötzlich fühlte ich, wie mir eine Hand über den Mund gelegt wurde und eine andere meine Hände mit einer fließenden Bewegung auf den Rücken drehte und mir damit die Arme schmerzhaft nach hinten verdrehte.

Ich wollte schreien, aber durch die Hand kam kein Ton aus meinem Mund und jeder Widerstand den ich leistete, wurde mit Leichtigkeit abgefangen. Es schien den Leuten, die mich festhielten und mit sich zogen sein gar nichts auszumachen.

Geistesgegenwärtig streckte ich meine Zunge heraus und leckte dem Mann, der mir den Mund zu hielt über die Hand, wodurch er für einen Moment angewidert etwas lockerer ließ, sodass ich nach Liam rufen konnte.

Erschrocken sah Liam sich um und sah mich in den Händen der Entführer. ,,Louis! NEIN!" Aus dem Hauptquartier kamen schon welche von Liams Leuten angerannt, die die übrig gebliebenen Entführer ausschalteten, aber für mich kam das zu spät. Gerade als Liam los rannte, wurde ich in ein Auto gedrückt, das augenblicklich mit quietschenden Reifen davon fuhr und Liam kam nur eine Sekunde zu spät.

-☆-

Rabiat wurde ich in einen kalten Raum geworfen, wo ich mir sofort die Augenbinde von den Augen riss, die mir im Auto angelegt wurde, damit ich nicht sehen konnte, wo wir hinfuhren und starrte meine Entführer an. ,,Was wollen sie von mir?", fragte ich mit einem scharfen Unterton, der deutlich machte, dass ich keine Angst vor ihnen hatte, auch wenn die Realität ganz anders aussah.

,,Nur Informationen und wenn du uns alles erzählst, was wir wissen wollen, dann wird das alles nicht sehr schlimm sein und du kannst schon morgen wieder zu deiner Familie. Entscheidest du dich jedoch, nicht mit uns zu kooperieren, dann könnte es unter Umständen sehr schmerzhaft für dich sein, es liegt also in deiner Hand", sagte der eine. Leider konnte ich sie nicht auseinander halten, weil sie eine ähnliche Statur hatten, gleich gekleidet waren und Sturmhauben aufhatten.

,,Was wollt ihr denn wissen?" ,,Oh, wir möchten nur ein paar Informationen über deinen Payne und bevor du jetzt anfängst auf doof zu tun, wir haben euch schon eine ganze Weile im Auge und wissen genau über euren Beziehungsstand Bescheid." Das war nicht gut, gar nicht gut.

,,Ich werde euch nichts erzählen", sagte ich sicherer als ich mich fühlte, aber ich würde Liam niemals verraten. Egal, was sie mir antun würden.

,,Das werden wir sehen." Der Typ, der die ganze Zeit gesprochen hatte und der Anführer zu sein schien, stellte ich direkt vor mich. ,,Wie ist Paynes richtiger Name?" Das überraschte mich. Wenn sie uns die ganze Zeit beobachtet hatten, müssten sie das eigentlich wissen.

,,Wenn ihr nicht mal das herausfinden könnt, seid ihr wirklich lausige Spione", spottete ich, obwohl das vermutlich nicht der klügste Schachzug in diesem Spiel war. ,,Ich gebe dir noch eine Chance auf diese Frage ordentlich zu antworten."

Zuerst wollte ich fragen, was er dann machen wollte, aber ich schätze diese Leute schreckten vor gar nichts zurück. ,,Das werde ich dir nicht sagen." Mutig starrte ich ihm in die grauen, kalten Augen.

Ich sah nur noch wie mein Entführer ausholte, im nächsten Moment wurde meine Wange herumgerissen. Ein stechender Schmerz fuhr durch sie hindurch, aber ich hob einfach wieder den Kopf ohne auch nur eine Miene zu verziehen und sah ihm wieder in die Augen.

,,Dann versuchen wir es doch mit etwas anderem. Wo ist Paynes Versteck?" Er hatte ein schleimiges Lächeln aufgesetzt, dass mich wirklich anekelte. ,,Hast du es nicht begriffen? Ich werde dir nichts sagen!"

Wieder klatschte es und dieses Mal musste meine andere Wange dran glauben, aber auch dieses Mal verzog ich keine Miene. Beide Wangen pochten und fühlten sich ganz heiß an, aber wenn es dabei blieb, würde ich das aushalten können.

,,Irgendwann wirst du reden." ,,Davon träumen Sie", erwiderte ich und auch das war nicht das klügste, was ich hätte von mir geben können. Seine ausgestreckte Hand traf wieder auf meine noch schmerzende Wange und ich spürte, wie meine Lippe aufplatzte und ein dünnes Rinnsal Blut mein Kinn hinab lief. Ich widerstand dem Drang hinzufassen, sondern hielt mein Pokerface weiter aufrecht.

,,Morgen komme ich wieder. Bis dahin kannst du dir ja überlegen, ob du nicht doch lieber reden willst, denn glaub mir, das war erst der Anfang." Bevor ich noch etwas sagen konnte, waren er und seine Handlanger aus der Tür verschwunden. War wahrscheinlich besser so.

Vorsichtig fasste ich mit meinen Fingern an meine aufgeplatzte Lippe. Es blutete schon nicht mehr, war also nicht so schlimm. Ich fürchtete, dass ich mich daran gewöhnen musste, bis Liam mich hier raus holte, denn ich hatte keinen Zweifel, dass er das tun würde, ich musste nur bis dahin stark bleiben.

Ich seufzte und drehte mich einmal um meine eigene Achse um mich mit meinem neuen Zuhause vertraut zu machen. Es war klein und kalt, aber auf dem Boden lag eine alte Matratze mit einer zusammengefalteten Wolldecke und in der Ecke war eine Toilette. Scheinbar war ich nicht der erste, den sie hier gefangen hielten und sehr wahrscheinlich auch nicht der letzte.

Es musste noch früh sein. Als sie mich geschnappt hatten, war es erst Mittag gewesen, aber richtig beurteilen konnte ich das nicht, weil die Zelle kein Fenster hatte. Die einzige Lichtquelle war eine nackte Glühbirne an der Decke, die auch schonmal bessere Tage gesehen hatte. Dass sie überhaupt noch funktionierte, wunderte mich, aber ich wollte mein Glück auch nicht herausfordern.

Weil ich eh nichts besseres zu tun hatte, begann ich ein Workout. Sich fit halten war vermutlich nicht die schlechteste Idee, vor allem, falls ich sie irgendwann überlisten und fliehen konnte. In diesem Moment war ich froh, dass Liam mich schon vorher dazu gebracht hatte, meinen Körper ein wenig fit zu halten, auch wenn ich ihn währenddessen immer auf Teufel komm raus verflucht hatte.

Danach taperte ich ein paar Mal im Zimmer auf und ab. Es war exakt vier Schritte lang und dreieinhalb breit und aus Stein gefertigt, allerdings wagte ich ernsthaft zu bezweifeln, dass auch nur einer davon lose war und ich mir ein Loch in die Wand graben könnte, wie es in schlechten Filmen der Fall war.

Weil ich nichts besseres zu tun hatte, legte ich mich auf die durchgelegene Matratze und zog die fadenscheinige Wolldecke über meinen Körper. Die Energie, die ich durch das Schlafen bekommen würde, würde ich vermutlich noch dringend brauchen.

Wirklich schlafen tat ich nicht, dafür rauschte viel zu viel Adrenalin durch meinen Körper und ich hatte viel zu viel Angst um wirklich ernsthaft zu schlafen, aber das würde ich niemals zugeben.

Irgendwann wurde die Lampe ausgeschaltet, die über meinem Kopf hing und das Zimmer wurde in alles verschluckende Dunkelheit gehüllt. Nicht das kleinste bisschen Licht drang von irgendwo her. Das war wohl ihre Art zu sagen, dass jetzt Schlafenszeit war oder zumindest hoffte ich das.

Ich kauerte mich zu einem kleinen Ball zusammen und dachte an Liam und meine Familie, um mich zu beruhigen. Dann begann ich ein Lied vor mich hin zu summen, weil ich mal gelesen hatte, dass man keine Angst empfinden kann, wenn man singt und vielleicht stimmte das ja oder die vertrauten Töne lullten mich ein, denn ich schaffte es tatsächlich ein wenig einzudösen.

Zwar schlief ich nicht wirklich, aber es verschaffte meinem Körper trotzdem etwas Ruhe und wie befürchtet brauchte ich die auch am nächsten Tag.

Das Licht ging wieder an und fast gleichzeitig stolperte ein Mädchen ins Zimmer, das vielleicht gerade mal ein oder zwei Jahre älter war als ich. Sie hatte ein Tablett in der Hand, auf dem etwas Brot und eine Flasche Wasser standen. Kurz überlegte ich, ob ich sie überwältigen könnte, aber dann erblickte ich den bulligen Mann, der sich in der Tür platzierte. Natürlich, so leicht würden sie es mir niemals machen.

Das Mädchen sagte nichts, sondern stellte einfach das Tablett neben mir ab und wandte sich schnell wieder von mir ab. Den Ausdruck der Angst sah ich trotzdem auf ihrem Gesicht. ,,Danke", flüsterte ich und konnte beinahe den Anflug eines Lächelns sehen.

Nachdem ich wieder alleine war, aß und trank ich. Ich glaubte nicht, dass sie mich umbringen wollen würden. Zumindest jetzt noch nicht. Sie dachten immer noch sie könnten mich brechen, um an ihre Informationen zu kommen, immerhin war ich ihre einzige Informationsquelle zu Liam und ich war seine einzige Schwachstelle, das wussten sie ganz genau, als sie mich entführten.

Jeden anderen hätte er möglicherweise sich selbst überlassen, außer mir. Zumindest glaubte, hoffte, ich das inständig, weil ich sonst verloren wäre. Das ist der einzige Gedanke an den ich mich klammern konnte, um nicht einzubrechen.

Kaum hatte ich mein karges Mahl beendet, kam der Typ mit der Sturmhaube von gestern rein. Sofort stand ich auf, bedeutete ihm mit dieser Geste, dass ich immer noch genauso sturrköpfig war wie gestern.

,,Na, hast du es dir überlegt?" ,,Ja, aber meine Antwort bleibt dieselbe: Ihr bekommt eure Informationen nicht!" Er kam einen Schritt näher und reflexartig wich ich einen zurück. ,,Das werden wir ja noch sehen, Junge." Das süffisante Lächeln, dass er aufgesetzt hatte, als er diesen Satz sagte, ließ mir einen Schauder über den Rücken laufen.

Er kam noch einen Schritt näher, ich wich einen zurück und spürte schon die Wand im Rücken. ,,Du hast noch die Chance deine Meinung zu ändern direkt zu reden oder du wirst leiden, bis du redest." Ich schüttelte den Kopf und schon hatte ich seine Faust in meinem Magen, So feste, dass ich das Gefühl hatte, er würde meine Gedärme meine Speiseröhre nach oben schlagen. Ein schmerzerfülltest Stöhnen entwich mir unbeabsichtigt, aber ich konnte ich anders.

Auffordernd sah mein Entführer mich aus stahlgrauen Augen an. Eigentlich konnte ich jeden Augen etwas schönes abgewinnen, weil alle auf ihre eigene Art einzigartig waren, aber diese hier lösten nichts als Grauen in mir aus.

Als ich standhaft schwieg, holte er wieder aus und schlug abermals zu. Immer und immer wieder schlug er mit seiner geballten Faust auf mich ein und jedes mal sog ich schmerzhaft die Luft ein, aber reden tat ich trotzdem nicht.

Nach dem siebten Fausthieb hatte ich aufhört zu zählen und irgendwann hatte ich mich auf dem Boden zusammen gerollt, um mich zu schützen, aber davor schreckte er nicht zurück, sondern benutzte stattdessen seinen Fuß und trat mir damit mehrmals in die Seite.

Mein Zeitgefühl war komplett verloren gegangen, ich war einfach nur froh, als er endlich von mir abließ und einen Schritt zurück trat. Zitternd lag ich da und schaffte es kaum meinen Kopf zu heben und zu ihm hochzuschauen. ,,Vielleicht überlegst du es dir ja jetzt noch mal, du Miststück." Ich wollte mit dem Kopf schütteln, aber mein ganzer Körper schmerzte viel zu sehr um auch nur eine einzige Regung zu vollführen und bevor ich etwas sagen konnte, war mein Entführer schon verschwunden.

Nach ein paar Minuten auf dem kalten Boden, zitterte ich nicht mehr vor Schmerzen, sondern vor Kälte, also schleppte ich mich keuchend auf die Matratze und zog die Decke über mich, als könnte sie mich vor dem Kommenden beschützen, obwohl das auch nur eine Kleinkinderphantasie war.

-☆-

Die nächsten Tage verliefen exakt genauso. Erst bekam ich etwas zu essen, dann kam mein Entführer und weil ich mich weigerte zu kooperieren, schlug er mich zusammen. Blaue Flecke bedeckten meinen kompletten Körper und bei jedem Schritt den ich tat, spürte ich, dass ich mir die Rippe geprellt haben musste.

So grausam das auch klang, aber irgendwann schaffte man es den Schmerz zu ignorieren, gewöhnte sich beinahe daran und ich entwickelte Taktiken, sodass es so aussah, als wäre ich schneller ein Häufchen Elend, als es eigentlich der Fall gewesen wäre. Dadurch hatte ich mir eine Art Puffer geschaffen.

Mein Körper war nicht ganz so am Ende, wie nach dem ersten Mal, also konnte ich mein Training wieder aufnehmen, weil ich mit meinem Fluchtversuch noch nicht abgeschlossen hatte. Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass Liam mich doch nicht genug liebte und mich hängen ließ, dann musste ich mir selbst helfen und irgendwann würden meine Entführer einen Fehler machen, den ich gnadenlos ausnutzen würde.

Außerdem zählte ich die Tage, die ich nun schon hier gefangen war, damit ich nicht komplett mein Gefühl verlor. Fünf Wochen war ich jetzt schon eingelocht. Genau vor 35 Tagen hatten sie mich geschnappt, aber gebrochen hatten sie mich nicht in der Zeit, egal wie feste sie auch zugeschlagen hatten und wie oft meine Haut unter den Schlägen aufgeplatzt ist.

Als das Licht anging, schlug ich die Decke beiseite und begann mit ein paar Liegestützen. Bis das Frühstück kam, würde es noch eine Weile dauern und die konnte ich nutzen.

Als das Schloss der Tür schließlich klackte, war meine Haut mit einem leichten Schweißfilm überzogen und ich musste fürchterlich stinken. Zwar hatte ich versucht mich an dem kleinen Waschbecken neben der Toilette ein wenig sauber zu halten, aber das hatte nur mehr schlecht als recht funktioniert.

Wie jeden Tag kam dasselbe Mädchen herein, mit demselben verängstigten Gesichtsausdruck und stellte mir Brot und Wasser hin. Mein Magen knurrte laut. Seit Tagen war das die einzige Mahlzeit, die ich zu mir nahm und auf eine lange Dauer sättigen tat sie bei weitem nicht, aber auch an das Magenknurren gewöhnte man sich schnell.

Ich lächelte ihr zu, um ihr vielleicht wenigstens ein bisschen ihrer scheinbaren Angst zu nehmen, aber sie beachtete mich nie. Wer weiß, dass diese Leute sonst noch mit ihr machten, was sie so verängstigt hatte. Ich hatte ehrliches Mitleid mit ihr, schließlich saß sie genauso hier fest, wie ich es tat.

Kaum war sie wieder mitsamt ihrem Bodyguard draußen, machte ich mich über mein Essen her. Trockenes Brot war zwar nicht das, was ich an Mahlzeiten bevorzugte, aber ich war an einem Punkt angekommen, an dem mir alles egal war.

Gerade hatte ich den letzten Krümel herunter geschluckt, da ging die Tür wieder auf und mein Entführer trat herein. Irgendwas war anders, das bemerkte ich sofort, aber erst nach einer Weile merkte ich, dass es das Lächeln war, das er auf den Lippen trug. Es war hinterhältig, wölfisch und das komplette Gegenteil von dem verbissenen, wütenden Gesichtsausdruck, den er die letzten Tage zu Schau gestellt hatte.

,,Da du ja mit dem herkömmlichen Prügeln nicht beizukommen bist, müssen wir jetzt eben andere Geschütze auffahren. An deiner Stelle würde ich mir nochmal überlegen, ob ich nicht doch auspacken wollen würde."

Ich würde lügen, würde ich sagen, ich wäre nicht verängstigt, aber ich konnte Liam unter keinen Umständen verraten. Das war völlig ausgeschlossen, also schwieg ich verbissen.

,,Gut, du hast es nicht anders gewollt." Langsam zog er ein Messer aus der Innentasche seiner Jacke und drehte es einmal in seiner Hand. ,,Dieser Dolch hat schon Hunderten vor die viel Leid zugefügt, aber du wirst ein ganz besonders störrisches Exemplar in seiner Liste sein."

Mein Entführer betrachtete den Dolch, als wäre es sein Baby und genau dieser Blick, verstörte mich so sehr, dass ich die paar Schritte zur Wand zurück wich. Was hatte dieser Geisteskranke vor?

Ohne das wölfische Lächeln abzulegen, kam er hinter mir her, bis ich mit dem Rücken an die Wand gepresst stand. Mit einer Handbewegung bedeutete er zwei bulligen Männern, die hinter ihm in der Tür aufgetaucht waren, mich festzuhalten, was diese ohne auch nur den Hauch eines Zögerns oder Schuld taten.

Beinahe sanft setzte er die kalte Klinge des Dolches an meinem Oberarm an. Die Klinge war so scharf, dass sie schon bei der kleinsten Berührung die Haut durchschnitt als wäre sie Butter. Schon bildete sich unterhalb der Mordwaffe ein Blutstropfen, der sich langsam seinen Weg über meine Haut bahnte und auf den Boden tropfte. Der Schmerz setzte sofort ein. Obwohl es nur eine so kleine Wunde war, begann es direkt zu brennen und ich konnte mir nur ausmalen, wie viel schlimmer es werden würde, würde er sich ernsthaft ans Werk machen.

,,Na, bist du dir immer noch so sicher." ,,Ich kann gut Blut sehen. Auch wenn es mein eigenes ist", behauptete ich tapferer als ich mich wirklich fühlte. Ohne noch ein Wort zu sagen übte er mehr Druck auf meinen Arm auf und augenblicklich intensivierte der Schmerz sich um ein vielfaches, schoss meinen Arm hinauf, wie ein glühender Metallstab.

Tränen schossen mir in die Augen und ein Schrei hing in meiner Kehle, aber diese Genugtuung wollte ich ihm nicht geben. Ich war stark und ich würde das aushalten. Für Liam.

Mein Entführer setzte den Dolch immer wieder an, bohrte ihn in meine Haut und zog ihn durch mein Fleisch. Es brannte. Der Schmerz nahm immer weiter zu und ich spürte wie das Blut meinen Arm hinunter floss und dann den Boden zu unseren Füßen rot färbte. Wie viel Blut konnte man verlieren, bevor man starb? Gerade fühlte ich mich dem gar nicht mehr so weit entfernt.

Um den übelkeitserregenden Schmerz auszublenden konzentrierte ich mich auf das Gesicht des Mannes vor mir. Seine Lippen waren zu einer irren Fratze verzogen. Das war der Moment in dem ich bemerkte, dass ihm das alles hier auch noch Spaß zu machen schien. Mich zu quälen, leiden zu sehen, das bereitete ihm Freunde.

Diesmal war mir nicht von dem alles verdrängenden Schmerz schlecht, sondern von der Gewissheit, dass das hier mein Untergang sein würde, wenn Liam mich nicht bald kommen würde und in Gedanken flehte ich ihn an mich zu retten, weil ich nicht wusste, wie lange ich dem noch stand halten konnte.

Der Dolch wurde von meinem Arm entfernt und als ich darauf sah, konnte ich mein Blut scharlachrot auf der Klinge glänzen sehen, beinahe als wäre es seine Trophäe. Ich wagte es nicht einen Blick auf meinen Arm zu werfen. Vermutlich war er zerfetzt und so blutüberströmt, dass man das nicht mal erkennen konnte.

,,Wenn du nicht endlich anfängst zu reden, war das erst der Anfang und du wirst leiden, das kann ich dir versprechen", prophezeite mein Entführer und ich glaube ihm jedes Wort sofort.

Als die beiden Männer an meinen Seiten mich losgelassen hatte, sackte ich auf dem Boden zusammen und beobachtete, wie alle drei meine Zelle verließen.

Nun wagte ich doch einen Blick auf meinem Arm und schlagartig wurde mir wieder übel. Die vielen Schnitte, die er mir zugefügt hatte klafften weit auf und mit jedem Pumpen meines Herzens, schoss ein Schwall Blut heraus. Der Anblick war grausam, aber ich schaffte es nicht meine Augen abzuwenden. War das, was ich nun jeden Tag zu erleiden hatte?

Der Schmerz schoss immer noch heiß und pulsierend durch meinen Körper und erhitzte ihn auf eine unangenehme Art und Weise.

Eine Träne entkam meinen Augen. Die erste seit meinem Aufenthalt hier, aber ich konnte sie nicht länger zurückhalten. Es tat so weh.

Die Tür schwang wieder auf. Sofort befand ich mich wieder in Alarmbereitschaft und spannte meinen lädierten Körper an. Es war das Mädchen, dass mir jeden Morgen mein Essen brachte. Dieses Mal sah sie mich beinahe mitleidig an.

In ihrer Hand befand sich ein Erste Hilfe Kasten, den sie vor mir abstellte, als sie sich vor mich auf den Boden kniete. Vorsichtig betrachtete sie meinen Arm. ,,Du solltest lieber machen, was sie sagen", flüsterte sie so leise, dass ich sie beinahe nicht verstanden hätte.

,,Ich könnte ihn niemals verraten", flüsterte ich in der gleichen Lautstärke zurück. Traurig lächelte sie mich an. ,,Du musst ihn wirklich sehr lieben, wenn du dein Leben für ihn opferst." ,,Noch bin ich nicht tot", widersprach ich, auch wenn ich wusste, dass sie die Wahrheit sagte.

,,Nein, bist du nicht", bestätigte sie, aber ihr Tonfall löste größtes Unbehagen in mir aus und das Bedürfnis mich in einer Ecke zu verkriechen und nie wieder hervorzukommen.

Nachdem sie die Wunden gereinigt hatte, legte sie mir einen Verband an. ,,Ich hoffe für uns beide, dass ich nicht noch öfter deine Wunden versorgen muss", sagte sie schließlich, als sie ihre Sachen zusammenpackte und mit einem letzten undeutbaren Blick aus der Tür verschwand.

Ich sah ihr noch hinterher, als die Tür schon lange wieder zugefallen war, aber ich war nicht mutlos. Im Gegenteil, ich hatte das Gefühl vielleicht eine Art Freundin oder Verbündete in dieser Hölle zu haben und das schenkte mir die Kraft, die ich brauchte um mich aufzurichten und mich unter die dünne, fadenscheinige Decke zu kuscheln.

Natürlich war es nicht das letzte Mal, dass sie kommen musste, um meine Wunden zu versorgen. Schon am nächsten Morgen, als sie mir das Frühstuck brachte, schenkte sie mir einen bedeutungsvollen Blick, der wohl aussagen sollte, dass ich kooperieren sollte. Zu meiner eigenen Sicherheit. Aber er verriet mir auch, dass mein Entführer mir keinen Tag Pause gönnen würde.

Ich sollte recht behalten. Als er mit seiner Sturmmaske im Gesicht herein kam, wirbelte er den Dolch locker in der Hand herum. Beinahe wünschte ich mir, er würde sich dabei selbst aus Versehen die Pulsadern aufschneiden und verbluten, aber der Tod war noch viel zu gnädig für ihn.

Ohne auch nur ein Wort zu sagen, setzte er das Messer auf meinem anderen Oberarm an und als ich zurückweichen wollte standen da schon wieder zwei Männer, die mich in eisernem Griff festhielten.

Die Klinge durchschnitt mein Fleisch und schickte eine Welle des Schmerzes durch meinen Körper. Auch die Wunde von gestern tat noch wie verrückt weh und heute konnte ich den Schrei in meiner Kehle nicht mehr aufhalten, dafür schoss zu viel Schmerz durch meinen Körper.

Wie lange würde ich das noch durchhalten müssen?

Es schien, als würde mein Schreien den Mann vor mir in irgendeiner verqueren Art befriedigen, als hätte er etwas Langersehntes endlich erreicht.

Wieder und immer wieder durchschnitt der Dolch meine Haut und Drang in das Fleisch und die Muskeln darunter ein und mit jedem Mal schien sich der Schmerz zu vervielfachen. Konnte ich nicht einfach in Ohnmacht fallen, dann hätte ich wenigstens diesen einen Tag überstanden, aber das Glück blieb mir verwehrt.

Erst als unzählige Schnitte meinen Arm schmückten, ließ er von mir ab. ,,Ich werde dich brechen und ich werde nicht aufhören, bis du mir alles erzählst, was ich hören will." Aus tränenverschleierten Augen sah ich ihn an.

,,Den ersten kleinen Sieg konnte ich schon genießen und viele weitere werden folgen, bis du Wachs in meinen Händen bist." ,,Du wirst mich niemals brechen, das werde ich nicht zulassen", spie ich ihm hasserfüllt entgegen, während ich spüren konnte, wie das Blut meinen Arm hinunter floss. ,,Es ist ganz egal, was du mir antust, ich werde ihn niemals verraten!"

Beinahe gutmütig tätschelte er meine Wange mit seiner kühlen Hand. ,,Das sagst du jetzt" Dann war er aus der Tür verschwunden und saß blutüberströmt auf dem Boden und wartete darauf, dass meine Wunden versorgt wurden.

Es dauerte nicht lange, dann öffnete sich die Tür wieder und das Mädchen erschien mit dem Erste Hilfe Kasten, um dieses mal meinen anderen Arm zu versorgen.

,,Wie heißt du?", fragte ich leise, weil ich unbedingt ihren Namen in Erfahrung bringen wollte, wo sie alles war, worauf ich mich hier freuen konnte. ,,Ich heiße Avalee", stellte sie sich vor, während die Wunden meines Arms versorgte.

Was für ein außergewöhnlicher Name, aber durchaus schön, passte zu ihr irgendwie. Eine Weile schwiegen wir und sie verband eifrig meinen Arm. Was wohl als nächstes dran glauben müsste? Würde Liam mich überhaupt noch ansehen wollen, wenn ich erst einmal wieder draußen war?

Bei den Gedanken an meinen Freund, bildete sich ein Kloß in meinem Hals, den ich nur schwer herunterschlucken konnte. Was würde ich nur dafür geben, dass er hier war um mich zu retten.

Scheinbar hatte Avalee mir mein Leid angesehen, denn sie sagte: ,,Keine Ahnung, ob es deinen Aufenthalt hier etwas angenehmer macht, aber für uns bist du ein Held, weil du der einzige bist, der überhaupt so lange unter der Folter von ihm standgehalten hat."

Sie betonte das Ihm ziemlich komisch, aber ich fragte nicht nach. Vielleicht was das wie bei Voldemort in Harry Potter und er hatte ihr so viele Schmerzen zugefügt, dass sie sich nicht mehr traute seinen Namen auszusprechen oder sie kannte ihn schlichtweg einfach nicht, so wie es bei mir der Fall war.

,,Wie viele hält er denn gefangen?", fragte ich aus reiner Neugierde. ,,Es sind nicht nur seine Gefangenen, alle hier müssen schrecklich leiden." Eigentlich hatte ich noch nachfragen wollen, warum sie nicht einfach abhauten, aber noch bevor ich etwas sagen konnte, wurde ich unterbrochen.

,,Wird's bald!?", fragte eine von den Wachen, die an der Tür standen harsch, sodass sowohl Avalee, als auch ich unter dem Tonfall zusammenzuckten. Eilig packte sie ihre Sachen zusammen und verschwand dann wieder aus der Tür, ohne mich nochmal anzusehen.

Mich ließ sie alleine mit meinen Gedanken und den empfindlichen Schmerzen zurück, die beständig in meine Armen pulsierten. Ich war kaum fünfeinhalb Wochen hier, aber alle anderen waren unter der Tortur schon in kürzerer Zeit als ich eingeknickt. Zittrig atmete ich ein und aus. War ich wirklich besonders?

Die Frage konnte ich mir selbst nicht beantworten, dazu hatte ich kaum die Energie. Völlig entkräftet rollte ich mich auf der Matratze zusammen, etwas anderes bliebt mir nicht wirklich übrig. Umständlich lag ich auf der Seite, weil ich mich so sicherer fühlte, was lächerlich war, weil ich hier in keiner Position sicher war. Das war wie ein Kind, dass sich aus lauter Angst unter die Bettdecke flüchtete, obwohl ihm eine einfache Decke genauso wenig Schutz bot, wie mir meine Embryoposition.

Wie schon oft in der letzten Zeit versuchte ich einige Geräusche von außerhalb der Tür zu erhaschen, aber genauso oft hatte ich feststellen müssen, dass dieser Raum entweder komplett schalldicht war oder um mich herum immer eine Totenstille herrschte, denn kein einziges Geräusch drang an meine Ohren. Ich war komplett alleine mit mir und meinen Gedanken, die von Tag zu Tag hoffnungsloser wurden, auch wenn ich mir weiterhin einzureden versuchte, dass Liam mich holen kommen würde.

Wenn ich ehrlich zu mir selbst gewesen wäre, hätte ich einsehen müssen, dass Liam sehr wahrscheinlich nicht für mich alles aufgeben konnte, aber diese Erkenntnis würde zu sehr schmerzen und mir meine letzten Hoffnungen nehmen, also drängte ich die Gedanken beiseite.

Krampfhaft versuchte ich an etwas schönes zu denken, aber beinahe jede Erinnerung hatte mit Liam zu tun und dann wurde mir wieder schmerzlich bewusst, wie sehr ich ihn vermisste.

Das Licht über mir ging aus, also musste es Nacht sein und der 38. Tag in dieser Hölle würde bald anbrechen. Draußen musste es schon dunkel sein und man könnte vielleicht die Sterne und den Mond sehen, wenn keine Wolken davor hingen.

Es war Ewigkeiten her, dass ich mir das letzte Mal wirklich Zeit genommen hatte, die Sterne und den Mond in all ihrer Pracht zu bewundern und jetzt wünschte ich mir, ich hätte es öfter getan, damit ich mich nun besser daran hätte erinnern können.

Liam hatte mich so oft gewarnt, dass ich möglicherweise wegen ihm entführt werden könnte, vor allem, wenn wir unter dem Sternenhimmel lagen und ich hatte immer geantwortet, dass es mir in dem Falle Kraft geben würde, dass wir immerhin noch auf dieselben Sterne blicken würden, aber blickte ich auf rein gar nichts außer graue Steine.

Ich drehte mich nun doch auf den Rücken, weil meine Arme zu sehr schmerzten, als dass ich länger auf einer Seite hätte liegen können, und starrte in die alles verschlingende Dunkelheit.

Das war ein einziger Albtraum und ich wünschte mir nichts mehr, als einfach wohl behütet in meinem Bett aufzuwachen und festzustellen, dass all das hier nur meiner Fantasie entsprang, aber ich wusste genau, dass es dafür viel zu weh tat. Träume taten nicht in dem Maße weh.

Irgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn als ich die Augen wieder aufschlug, brannte das kleine Funzellicht über mir schon wieder. Es war also offiziell der 38. Tag.

Zitternd blieb ich liegen, es brachte ja doch nichts aufzustehen. Außerdem würde ich alle meine Energien brauchen, wenn ich meinem Entführer wieder gegenüber stand.

Wie jeden Tag kam Avalee herein und stellte mir wortlos mein Frühstück vor die Füße und mal wieder fragte ich mich, wie sie hier gelandet war und warum sie nicht einfach abhaute.

Aufmunternd strich sie einmal über mein Bein, was wohl das höchste Maß an Zuneigung war, was sie mir zeigen konnte, bevor sie das Zimmer wieder verließ. Eilig schlang ich mein karges Mahl herunter.

Schon bald stand mein Entführer wieder in der Tür. Es fühlte sich beinahe an, wie ein Déjà-vu. Ein kalter Schauder lief mir über den Rücken, als ich mal wieder den Dolch in seiner Hand entdecken konnte. Würde das denn nie aufhören?

Meine Arme pumpten immer noch eine gewaltige Menge an Schmerz durch meinen Körper, der bis zum zerreißen angespannt war. Mit kalter Stimme befahl der Mann mit den kalten Augen, mir mein Shirt auszuziehen, als sich zu meinen Seiten schon seine beiden Bodyguards postierten, um mich gleich wieder festzuhalten. Eine Fluchtversuch wurde mir damit vollkommen unmöglich gemacht.

,,Warum sollte ich das tun?", fragte ich aufsässig und um meine neuen Verletzungen noch ein wenig nach hinten aufzuschieben, auch wenn es nur für eine einzige Minute war. ,,Weil dein Shirt eins der wenigen Kleidungsstücke ist, die du noch hast und es doch sehr bedauerlich wäre, wenn es mit deiner Haut zusammen leiden müsste, würdest du mir da etwa nicht zustimmen?" Das aufgesetzte Lächeln war so honigsüß, dass ich beinahe begann zu würgen. Wie sehr ich Honig hasste.

Zähneknirschend zog ich mir mein T-Shirt in Zeitlupe über den Kopf, während er sogar noch ein wenig in sich hinein kicherte, als würde er sich an meiner Lage ergötzen, wobei das wahrscheinlich gar nicht so weit hergeholt war.

Ich schmiss mein Kleidungsstück auf die Matratze in der Hoffnung, es würde dort nicht schmutzig werden. Mit einem harten Blick wandte ich mich dann an den Mann vor mir und zog beinahe auffordernd meine Augenbraue in die Höhe. In keiner meiner Taten würde ich erkennen lassen, wie viel Angst ich wirklich hatte.

Sofort wurden meine Arme gepackt und die Muskelpakete rechts und links von mir hatten mich auf den Boden gerungen, wobei das bei meiner abgemagerten Version meiner selbst wohl keine große Kunst gewesen war.

Meine Wange war hart gegen den kalten Steinboden gepresst und meine Arme wurden im harten Griff unten gelassen, während der Entführer sich so auf meinen Beinen niederließ, dass ich sie auch nicht mehr bewegen konnte.

,,Findest du es nicht auch traurig, dass du drei Leute brauchst um mich auf dem Boden zu halten und du nicht mal alleine mit mir fertig wirst?", fragte ich mit einer so kalten Stimme, dass selbst die Steine im Vergleich dazu warm erschienen.

Ohne auf meine Frage einzugehen, spürte ich, wie er die Klinge des Dolches auf meiner Haut auf meiner linken Schulter ansetzte. Wie aus einem Reflex heraus, spannte ich meine Muskeln an und wehrte mich mit aller Kraft gegen den Griff, auch wenn das ein mehr als aussichtsloses Unterfangen war. Sie waren einfach viel zu stark für meinen ausgezehrten Körper.

Im nächsten Moment begann ich zu schreien, als der Schmerz mich überwältigte. Die Wunden an den Armen, die schmerzhaft auf den Boden gepresst waren und die neue Verletzung, die er mir gerade auf meinem Rücken zufügte, war einfach zu viel für meine Selbstbeherrschung.

Der Schmerz schoss in kalten Wellen durch meinen Körper, ließ ihn sich aufbäumen und schien doch gleichzeitig unertragbar heiß zu sein, als würde er mich von innen heraus verbrennen. Ich wollte darum betteln, dass er mich einfach gehen ließ, aber ich riss mich zusammen und hielt den Mund.

Als ob er meine Gedanken erraten hätten, spürte ich, wie er innehielt. ,,Du kannst es ganz einfach beenden", flüsterte beinahe sanft in mein Ohr, aber mit einer Hinterhältigkeit, die man nicht leugnen konnte.

,,Du wirst niemals an diese Informationen kommen, so lange ich es verhindern kann und wenn ich dafür sterben muss!", spie ich angewidert aus. ,,Dein Wille ist bewundernswert, aber noch bin ich nicht mit dir fertig."

Der Dolch drang bei der nächsten Bewegung besonders tief in meine Schulter ein und ich schrie wieder auf. Auf der Suche nach Halt krallte ich meine in den Boden, aber meine Hände waren so glitschig, dass ich nicht zu fassen bekam, um den Druck abzubauen.

Es tat so weh, dass ich nicht mal weinen konnte, alles in mir rauschte und die Sicht vor meinen Augen verschwamm. Vielleicht war das endlich der Moment in dem ich ohnmächtig werden würde? Dann müsste ich das hier wenigstens nicht bis zum Ende ertragen.

Gerade als die Dunkelheit mich zu sich zu holen schien, hörte er auf und meine Arme wurden losgelassen. Ich hätte ich mich ohnehin nicht mehr bewegen können, so entkräftet war ich und so sehr schmerzte mein Körper.

,,Du wirst keinen einzigen Tag nicht leiden, so lange du hier bist und irgendwann habe ich dich so weit und du erzählst mir alles." ,,Was sollte denn jetzt noch kommen?", hauchte ich, weil ich zu mehr nicht im Stande war.

Entweder er hörte es nicht oder er zog es vor nicht zu antworten, aber ohne eine Antwort zu bekommen, hörte ich die Tür ins Schloss fallen. Ich blieb einfach liegen und versuchte die Schmerzen, die meinen Körper beherrschten, auszublenden, was nur einen mäßigen Erfolg hatte.

Avalee kam herein und zischte, als sie mich so auf dem Boden liegen sah. Was ich wohl für einen armseligen Anblick bot? Ich wollte es lieber gar nicht wissen.

,,Weißt du, was er gemacht hat?" ,,Mich geschnitten?", versuchte ich ein mit einem Scherz, aber alles was aus meinem Mund kam, klang schmerzgepeinigt.

Ihre sanften Finger glitten über meinen unteren Rücken, wo die Haut noch unverletzt war. Nicht mehr lange vermutlich. ,,Ja, aber er hat dir ein Wort in den Rücken geritzt." ,,Ich will nicht wissen was es ist", meinte ich sofort. Es war schon schlimm genug, dass ich es für immer auf meiner Haut tragen musste, da hatte ich nicht auch noch genug Kraft dafür, zu wissen, welche Gemeinheit es war. Nicht jetzt und vielleicht niemals.

Danach sagte sie nichts mehr, sondern begann damit meine Wunden zu versorgen, so gut sie eben konnte, aber einmal tropfte etwas nasses auf meinen Nacken und instinktiv wusste ich, dass es eine Träne war. Sie weinte. Für mich.

Das durchbrach die Mauer, die meine eigenen Tränen zurückgehalten hatte und sie begannen heiß über meine Wange zu laufen ohne, dass ich noch etwas dagegen tun konnte. Ich spürte, wie Avalees zarte Finger über meine Wange fuhren und sie abwischten. Da bemerkte ich zum ersten Mal die Narben, die auf ihren Fingern waren. Feine Linien, die man so kaum sah, aber spüren tat man sie ganz genau. Was hatte man ihr bloß angetan? Oder war sie es selber gewesen?

Ich wollte nachfragen, aber ich brachte nicht ein Wort heraus.

Vorsichtig richtete sie meinen Oberkörper auf und brachte ein Verband an meinem Oberkörper an., aber das bekam ich nur noch in einer Art Trance mit. Alles in meinem Kopf schien aus Watte zu bestehen und mir war furchtbar, aber schon im nächsten Moment war alles vorbei und alles wurde einfach schwarz.

Am nächsten Tag war meine Brust dran, dann mein Bauch, mein unterer Rücken, so lange, bis es kaum ein Körperteil mehr an mir gab, dass unbeschädigt blieb. Von Tag zu Tag pulsierten mehr Schmerzen durch meinen Körper, auch wenn sie irgendwann zu einem Hintergrundpochen verklangen.

Ich wusste nicht, ob man sich an den Schmerz gewöhnen konnte, aber mein Kopf schien beinahe taub dafür zu werden. Er fühlte sich dauerhaft wie in Watte gepackt an und ich bekam kaum etwas in meiner Umgebung wirklich noch mit.

Sogar die Besuche von Avalee vergingen jetzt schweigend, schlicht und einfach deshalb, weil ich keine Kraft mehr hatte, auch noch etwas zu sagen.

Auch das Tagezählen hatte ich bald aufgegeben, ich würde ja doch nicht mehr hier raus kommen, sonst hätte Liam doch sicher schon alle Hebel in Bewegung gesetzt und ich wäre schon wieder sicher in seinen Armen, oder etwa nicht?

Ich hockte an der Wand, als mein Entführer die Tür aufstieß und sah ihn aus dumpfen Augen an. Eigentlich müsste es mir furchtbare Schmerzen bereiten an der Wand zu sitzen, wo stehen momentan das war, das am wenigsten weh tat, aber es war mir egal. Alles war mir egal.

Leise begann ich ein altes Kinderlied vor mich hinzusummen. Aus irgendeinem Grund schien mich gerade dieses Wiegenlied aufzuwecken, denn die Watte aus meinem Kopf verschwand, dafür schien ich jetzt alles überdeutlich wahrzunehmen und jede Empfindung schien drei Mal so schlimm zu sein, als sie ohnehin schon war. Mir schossen die Tränen in die Augen.

Der Mann mit den grauen Augen vor mir lächelte triumphierend. ,,Willst du, dass es aufhört?" ,,Was habe ich denn schon noch zu verlieren?", antwortete ich mit einer Gegenfrage. Extra langsam setzte er die Klinge des schönen, aber genauso tödlichen Dolchs an meine Wange an.

Reflexartig zuckte ich zurück. Das Gesicht war das einzige, das er noch nicht brutal zugerichtet hatte. Dieses Mal waren seine beiden Bodyguards nicht dabei, also erwog ich meine Chancen der Flucht und wenn sie noch so klein waren, besser würde die Gelegenheit nicht werden.

Mit meinem ganzen Gewicht schmiss ich mich gegen meinen Entführer und brachte ihn damit tatsächlich für einen Moment aus dem Gleichgewicht. Dann rannte ich so schnell wie möglich zur Tür, wo dieses Mal auch niemand stand. Er musste sich sehr sicher gefühlt haben.

So schnell mich meine geschundenen Beine trugen hechtete ich aus der Tür und fand mich in einem langen Gang voller Türen, ähnlich der meinen, wieder. Kurz sah ich mich in beide Richtungen um und lief dann nach rechts um keine wertvolle Zeit zu verplempern, die ich nicht hatte. Hier zählte jede Sekunde.

Ich zwang meine Beine zu Höchstleistungen, die ich zweifelsohne nur deshalb abrufen konnte, weil so viel Adrenalin durch meinen Körper pumpte. Ich hörte nur meinen eigenen Atem und das Blut in meinem Ohr rauschen. Als die Treppe in Sicht kam jubilierte ich innerlich schon, weil ich glaubte wirklich eine Chance zu haben.

Gerade als ich meinen Fuß auf die erste Treppenstufe setzten wollte, wurde ich am Arm zurück gerissen. Sofort entspannte ich alle meine Muskeln und ließ mich auf den Boden fallen, in der Hoffnung, er würde mich dabei loslassen, aber das war nicht der Fall. Wenn überhaupt wurde sein Griff nur noch fester, während er mich hinter sich in die Zelle zurück schleifte.

Alle meine Hoffnungen, die sich bis eben in meinem Kopf gebildet hatten, waren zerplatzt, wie ein Ballon, der mit einer Nadel gepiekt wurde und alles was ich wollte, war weinen, aber die Genugtuung würde ich ihm unter keinen Umständen geben.

Nachdem er mich auf den Zellenboden geschmissen hatte, starrte er mich aus kalten Augen an. ,,Wie kann es sein, dass du immer noch so stark bist!?", schrie er mir entgegen. ,,Weil ich daran glaube", sagte ich ruhig und auch resigniert.

In einer schnellen Bewegung zog er seinen Dolch über meine Wange, sodass sich die Haut von meiner Schläfe bis zu meinem Kinn aufklaffte. Das war im Bruchteil einer Sekunde von Statten gegangen, so schnell, dass ich nicht mal die Zeit hatte zu zucken.

,,Dann werde ich mir wohl etwas anderes überlegen müssen, wenn du mit den üblichen Methoden nicht beizukommen bist. Seine Worte jagten mir eine Heiden Angst ein und mit einem Mal schienen alle Schmerzen, die ich bis eben hatte ausblenden können, zurückzukehren. Geschlagen sank ich auf dem Boden zusammen.

Es dauerte bestimmt eine ganze Woche, in der er nicht wiederkam und ich Zeit hatte mich ein wenig zu erholen. Aber je mehr Zeit verging, desto nervöser wurde ich und meine Nerven waren gespannt wie Drahtseile. Bei jedem kleinsten Geräusch, das ich wahrnahm oder mir viel mehr einbildete, schreckte ich zusammen, auch wenn ich mir immer wieder sagte, dass ich stark bleiben müsse, weil es immer irgendeinen Ausweg geben würde. Ich musste nur daran glauben.

Nervös tigerte ich durch meine Zelle. Die Wunden an meinen Armen vom Anfang waren mittlerweile so weit verheilt, dass ich keinen Verband mehr brauchte, aber die zurückgebliebenen Narben waren noch sehr empfindlich und ich hatte ständig das Gefühl sie würden bei nur einer falschen Bewegung wieder aufplatzen.

Ich hörte das Klicken des Schlosses der Tür und wirbelte herum. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass es nur Avalee war, die sich meine Wunden anschauen und mir noch was zu essen bringen wollte, aber normalerweise kam sie erst später.

Mit zusammengekniffenen Augen sah ich zu, wie die Tür aufschwang und den Blick auf mehrere Männer freigab, die nicht nur mein Entführer und seine Bodyguards waren. Was ging hier vor sich? Was hatte er vor?

,,Ist er das?", fragte einer der Männer mit einer besonders rauchigen Stimme, bei der mir vor Angst das Herz in die Hose rutschte und sich eine unangenehme Gänsehaut auf meinen Armen bildete. Mein Entführer nickte. Er trug als einziger die übliche Sturmhaube unter der ich nur die Augen und den Mund erkennen konnte, wobei die Tatsache, dass alle anderen keine trugen nicht zu meinem Wohlbefinden beitrug.

Ich könnte nun jeden einzelnen von ihnen identifizieren, wenn ich wieder frei kommen würde, aber darüber schienen sie sich überhaupt keine Sorgen zu machen, was für mich als einzigen Schluss zuließ, dass mein Entführer nicht damit rechnete, dass ich seinen Fängen nochmal entkommen würde. Mir wurde schlecht.

Es waren insgesamt fünf Fremde und mein Entführer, die sich in den kleine Raum drängten und als der eine begann sich zu entkleiden, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Sie waren hier um mich zu benutzen, zu vergewaltigen und ich konnte nichts dagegen unternehmen.

Langsam, Schritt für Schritt, drängte ich mich an die Wand hinter mir, ignorierte den Schmerz meiner alten und neuen Wunden und versuchte meine Arme schützend vor meinen Körper zu halten. Warum schaffte er es und fand immer wieder neue Methoden um mich noch effektiver zu quälen? Liam, wo bleibst du nur?

Meine Flucht an die Wand hielt die Männer natürlich nicht davon ab, zu mir zu kommen, ein dreckiges, unheilverkündendes Lächeln auf dem Gesicht. Im nächsten Moment spürte ich ihre Hände auf meinem Körper, wie sie mich festhielten und mich so daran hinderten mich zu wehren, wie sie mich auszogen und anfingen mich anzüglich anzufassen.

Sie drängten mich in die Mitte des Raumes, während sie begannen sich selbst zu befriedigen, nur um im nächsten Moment mich dafür zu benutzen. Einer von ihnen beugte sich über mich, hob mein Kinn mit festem und unnachgiebigen Griff an und sah mir direkt in die Augen. Ich versuchte so viel Hass und Verachtung wie möglich in den Blick zu legen, aber er lachte nur und im nächsten Moment zuckte ein stechender Schmerz von meinem Hintern meine Wirbelsäule hinauf und lähmte meine Bewegungen für eine Sekunde, dann begann ich so wild hin und her zu zappeln und mich zu wehren, wie nur irgend möglich.

Später erinnerte ich mich an nichts mehr, was danach kam. Ich hatte schonmal davon gehört, dass das Gehirn traumatische Erlebnisse verdrängt, als Selbstschutz und genau das musste bei mir passiert sein, denn das erste, an das ich mich wieder erinnern konnte, war, dass die Tür zuschlug und mich alleine auf den kalten Steinboden zurückließ.

In meinem ganzen Leben hatte ich mich noch nie so benutzt und schmutzig gefühlt. Mit einem Mal fühlte ich mich furchtbar einsam und wünschte mir nichts sehnlicher, als dass Liam jetzt hier wäre, mich in den Arm nahm und mir sagte, dass alles wieder gut werden würde.

Die Tränen übermannten mich und hysterische Schluchzer bahnten sich in meiner Kehle an. Was würde ich nur dafür geben, dass dieser Albtraum aufhörte und ich endlich wieder frei war.

Die Wunden an meinen Armen waren zum Teil wieder aufgeplatzt und bluteten, aber nichts könnte mich gerade weniger stören, immerhin war es nicht das erste Mal in der letzten Zeit, dass etwas an mir blutete, aber dieses Gefühl der Demütigung und der Beschmutzung war neu und überschattete jede andere Empfindung.

Mit letzter Kraft schleppte ich mich vor den Spiegel, der über dem Waschbecken hing. Es war als blickte nur noch eine Hülle meiner selbst mir entgegen. Völlig ausgelaugt und leer sah ich mir selbst in die Augen und spielte mit dem Gedanken einfach den Spiegel zu zerschlagen und meinem Leben ein Ende zu bereiten.

Der Gedanke war nur für einen Sekundenbruchteil in meinem Kopf, aber das reichte um mir klar zu machen, dass ich nicht sterben wollte. Ich wollte Leben und noch so viel erleben. Das darf nicht das Ende sein, weil ich mir ein schöneres Ende wünschte. Ich wollte glücklich sterben, nicht in Angst und Schrecken und ich wollte meinem Entführer nicht die Genugtuung geben mich gebrochen zu haben. Ich wollte ihn besiegen und sichergehen, dass er nie wieder jemandem das antun konnte, was er mir gerade antat und ich glaubte daran, dass ich das schaffen konnte.

Ich musste weiterhin daran glauben, dass Liam mir zu Hilfe eilen würde, weil er meine einzige Hoffnung war. Niemand sonst könnte mich retten, aber er würde es schaffen und daran musste ich glauben, weil ich sonst vollkommen verloren in meinem Selbstmitleid wäre und wenn ich dem nachgab, hätte mein Entführer sein Ziel erreicht.

Ich sah, wie das Leben in meine Augen zurückkehrte. So würde es nicht enden, nicht ohne, dass ich alle meine Möglichkeiten ausgeschöpft hätte.

Geduldig wartete ich darauf, dass Avalee eintrat, um nach meinen Wunden zu sehen und lange ließ sie nicht auf mich warten. Mit einem bedauernden Gesichtsausdruck sah sie mich an und legte mir eine sanfte Hand auf die Wange.

,,Ich wünschte, ich hätte dir das ersparen können", flüsterte sie, während sie sich daran machte die letzten Spuren der Vergewaltigung zu beseitigen. Kurz ließ ich meinen Blick zu dem Mann wandern, der wie immer in meiner Tür stand und darauf wartete, dass Avalee fertig wurde.

,,Du musst etwas für mich herausfinden", flüsterte ich so leise, dass ich meine Stimme beinahe selbst nicht gehört hätte. Nur für einen kurzen Moment stockte sie in ihrer Bewegung, machte dann aber unbeirrt weiter. ,,Ich weiß nicht, ob ich machen kann, was du von mir willst", hauchte sie zurück, als sie sich mit ihrem Kopf gerade neben meinem Ohr befand.

,,Du musst herausfinden, ob er mich noch liebt", verlangte ich. ,,Nicht, ob er einen Plan für meine Befreiung hat oder etwas in der Richtung, nur ob er mich noch liebt."

,,Das tut er", meinte sie ohne das geringste Zögern und zauberte mir damit ein Lächeln auf die Lippen. ,,Danke, das ist alles, was ich wissen muss."

,,Ich bewundere deinen Mut und deine Stärke, Louis", gab sie leise zu und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. ,,Du musst durchhalten." Ich lächelte sie an. ,,Das werde ich, was es auch kosten mag."

Avalee verschwand, aber ich war voller Hoffnung. Er liebte mich, das wusste ich jetzt genau und dann hatte ich keinen Zweifel, dass er mir im richtigen Moment wie mein Ritter in schimmernder Rüstung zu Hilfe eilen würde.

Als mein Entführer am nächsten Tag alleine den Raum betrat, war meine Hochstimmung noch immer nicht verflogen und ich konnte das Lächeln auf meinen Lippen einfach nicht verhindern.

,,Wie kannst du fröhlich sein, obwohl ich dich gestern schon gebrochen hatte." Ich fand mich mit dem Arm auf dem Rücken und dem Gesicht an die Wand gepresst wieder, aber ich konnte nur lachen.

,,Du bemühst dich so sehr mein Leben zur Hölle zu machen, dass ich du nicht bemerkst, dass ich deine kleine beschissene Welt vollkommen auf den Kopf stelle. Du kommst jeden Tag her um mich zu drangsalieren, zu foltern, mir meinen Glauben zu nehmen, aber das wirst du nicht schaffen. Gestern hast du es nicht geschafft, heute wirst du es nicht und morgen auch nicht und dabei bin ich in den letzten Monaten zu dem geworden, was dich rund um die Uhr beschäftigt, weil ich dich einfach nicht in meine Geheimnisse einweihe, weil ich einfach nicht einknicke, aber soll ich dir sagen, warum das so ist? Weil ich liebe, weil ich etwas habe für dass es sich zu kämpfen lohnt und jemanden an den ich glaube. Ich glaube daran, dass das hier nicht mein Ende sein wird und falls es das doch sein sollte, dann werde ich dich mit mir reißen. Ich werde nicht zulassen, dass du nochmal jemandem etwas antun kannst und wenn es das letzte ist, was ich tue."

Für einen Moment war der Mann hinter mir sprachlos. ,,Jetzt magst du noch am längeren Hebel sitzen, aber das Böse kann erst dann triumphieren, wenn die Guten aufhören zu kämpfen."

,,Und du glaubst, dass ihr die Guten seid? Dein netter kleiner Freund hat auch ordentlich Dreck am Stecken und ganz sicher niemand, den man als Gut bezeichnen kann." Er hatte also endlich seine Stimme wiedergefunden, auch wenn seine spöttische Antwort in meinen Ohren ziemlich armselig klang.

,,Ich glaube daran, dass du der Böse bist und alles andere ist mir egal. Ich muss nicht das personifizierte Gute sein, um mich für das Richtige einzusetzen."

Ich spürte die Wut beinahe in Wellen von ihm ausgehen, aber dieses Mal war es keine Angst, die sich lähmend in meinem Körper ausbreitete, sondern Zufriedenheit, weil ich mit meinen Behauptungen ins Schwarze getroffen hatte und auch weil ich es geschafft hatte, ihm zu zeigen, dass ich mich niemals unterkriegen lassen würde.

,,Das wirst du bitter bereuen!", spie er hasserfüllt aus, bevor er mich mit einem Ruck herumdrehte und mit der Tortur begann, aber der Gedanke an Liam ließ alles andere verblassen und durchstehen, was immer mein Entführer auch mit mir vor hatte.

Ein paar Wochen, in denen mein Entführer sich immer wieder an mir verging oder mir anderweitig Schmerz zufügte, hielt ich tatsächlich durch, aber mit jeder Woche die verging mein Kampfgeist immer mehr. Was war denn, wenn Avalee sich geirrt hatte und Liam mich doch nicht genug liebte um mich hier heraus zu holen?

Zwar hatte ich zwischendurch aufhört die Tage zu zählen und erst später wieder damit angefangen, aber ich musste schon seit über sieben Monate in diesem kleinen Zimmerchen sein und ich verlor den Mut immer mehr und ich hatte Angst. Vor jedem weiteren Tag, der anbrach, Angst, dass ich doch noch einbrechen würde.

Mit jedem Tag nahmen die Schmerzen zu, so wie der Entführer es mir indirekt, aber doch unmissverständlich mitgeteilt hatte. Mein kompletter Körper tat bei jeder kleinen Bewegung weh und ich fühlte mich furchtbar schmutzig und daran änderte auch das Wasser, mit dem ich versuchte dieses Gefühl abzuschrubben, nichts.

Avalee warf mir immer wieder mitleidige oder aufbauende Blicke zu und meinte immer wieder, dass ich durchhalten müsse, aber das sagte sie jetzt schon seit Wochen und nichts hatte sich an meiner Lage auch nur ansatzweise verbessert.

,,Avalee, ich kann das nicht mehr!", wimmerte ich nach einer weiteren Tortur. ,,Ich bin so müde" Erschrocken sah sie mich an. ,,Louis, du kannst jetzt nicht aufgeben. Lass dich jetzt nicht unterkriegen. Du bist ein Kämpfer, das musst du ihm beweisen!"

Ich wimmerte hilflos, als sie eine meiner frischen Wunden desinfizierte. Es wunderte mich, dass sich noch keine entzündet hatte, aber wenigstens damit schien mein Schicksal es gut mit mir zu meinen. ,,Aber es tut so weh", flüsterte ich kraftlos. ,,Ich weiß, dass du glaubst, du würdest das nicht mehr durchhalten, aber es ist nur noch ein Monat, versprochen. Danach wird alles vorbei sein, das schwöre ich bei meinem Leben", hauchte sie so leise in mein Ohr, dass ich es beinahe nicht gehört hätte.

Ein ganzer Monat. Egal, was sie sagte, das würde ich unmöglich durchhalten. ,,Bitte", flehte ich, wobei ich selbst nicht so genau wusste wofür. Avalees Augenbrauen waren besorgt zusammen gekniffen, als sie mir fürsorglich eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich.

,,Du bist mein Held, Louis Tomlinson, das wirst du immer bleiben, weil niemand in den ganzen Jahren so lange durchgehalten hat und du der stärkste Mensch bist, dem ich jemals begegnet bin, mit unfassbar ehrenwerten Moralvorstellungen, die du immer durchziehst ohne, dass dich jemand davon abbringen kann. Du bist die reinste Seele, die hier festsitzt und eine ganze Menge sind unschuldig hier rein gekommen. Wenn ein Mensch das durchhält, dann bist du das."

Müde lächelte ich. Auf eine verquere Weise hatte mich das tatsächlich aufgebaut. Nur noch einen Monat, dreißig Tage. Ich hatte schon so lange hier ausgeharrt ohne ein Datum zu haben, nur auf Liam vertrauend, aber jetzt hatte ich einen Countdown, das Licht am Ende des Tunnels.

,,Danke", flüsterte ich, als Avalee ihre notdürftige Behandlung abschloss. Sie erwiderte nichts, strich mir aber mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen einmal über die unverletzte Wange, bevor sie verschwand.

Trotz meiner Schmerzen kämpfte ich mich auf meine Füße und schleppte mich vor den Spiegel um mir selbst in die Augen zu sehen. Sie wirkten matt und stumpf, aber mein Blick wanderte weiter über mein Gesicht direkt auf die Wange und die Narbe, die von dem Schnitt zurückgeblieben war. Sie war beinahe leuchtend rot und stach aus meinem Gesicht heraus. Eine Träne bahnte sich ihren Weg aus meinem Auge und über die Narbe, wobei sie das Licht zu reflektieren zu schien und damit noch mehr Aufmerksamkeit auf diesen Teil meines Gesichts lenkte.

Meine Augen wanderten wieder zurück und ich starrte mir für eine Weise selbst in die Augen. Jetzt waren sie mit Hass gefüllt. Hass für das, was mir angetan wurde und all die permanenten Male, die ich deswegen für immer auf meinem Körper tragen würde und wegen denen mich jeder, dem ich in Zukunft begegnen würde, verurteilen würde.

Weil ich es nicht ertrug, wandte ich den Blick ab und starrte stattdessen die graue Wand an. Völlig ausgelaugt schleppte ich mich auf meine Matratze, rollte mich zusammen und schloss die Augen. Wie bei einem Film ließ ich die Erinnerung an Liams und meine gemeinsamen Momente ablaufen. Ich dachte an all die schönen Dinge, die wir gemeinsam erlebt hatten, die Nächte unter dem Sternenhimmel oder Küsse auf dem freien Feld hinter meinem Haus.

Irgendwann stellte ich mir vor wir würden mit dem Sternenhimmel verschmelzen und mit den Sternen tanzen, wie wir es uns schon so oft ausgemalt hatten. Mit der Erinnerung an Liams Lachen im Ohr schlief ich schließlich ein, wenn auch nur in einen sehr leichten Schlaf. Ich kam bei dem ganzen Adrenalin, das pausenlos durch meinen Körper gepumpt wurde sowieso kaum zur Ruhe, was mich am Tag zusätzlich schwächte. Oft schreckte ich auch mitten in der Nacht aus dem Schlaf, weil ich einen Albtraum hatte, in dem ich umgebracht wurde, meistens erschossen, manchmal aber auch erwürgt oder erstochen, das variierte, aber am Ende war ich immer tot.

In dieser Nacht quälte mich glücklicherweise kein Albtraum, aber ich war trotzdem schon bevor das Licht wieder eingeschaltet wurde hell wach und konnte nicht mehr wieder einschlafen. Man verlor das Zeitgefühl vollkommen in diesem Raum, wo niemals die Sonne schien und nur die kleine Lampe an der Decke mit ihrem funzeligen Licht über Tag und Nacht entschied. Noch 29 Tage, das rief ich mir immer wieder ins Gedächtnis.

Die Tür schwang auf, aber ich blieb einfach liegen, weil ich genau wusste, dass es nur Avalee sein würde. Wie jeden Tag brachte sie mir mein Frühstück und strich mir einmal über die Wange. Ich hob meinen Kopf um in ihre Augen zu sehen, die mir so viel Kraft gegeben hatten in der letzten Zeit.

Nur ein paar Minuten später trat mein Entführer durch die Tür. Mittlerweile glaubte ich, dass ich ihn alleine an seinen Augen und seinem Mund überall wieder erkennen würde.

Müde kauerte ich an der Wand und sah ihn stumm an. Mit nichts gab ich zu erkennen, wie ich mich fühlte oder was ich dachte.

Er wirbelte etwas in seinen Händen umher, dem ich mit meinen Augen folgte, jedoch nicht identifizieren konnte. Nichtsdestotrotz konnte ich nichts dagegen tun, dass es mir Angst bereitete.

Plötzlich hielt er es mir direkt vor die Nase und ich konnte erkennen, dass es Streichhölzer waren. Wollte er damit meine Zelle anstecken? So besonders viel, das tatsächlich brannte, gab es in diesem Raum nicht, das konnte es also nicht sein, aber was könnte es sonst sein?

Am Arm wurde ich hochgerissen und in Handschellen gefesselt, dann wurde ich von einem der Bodyguards aus meiner kleinen Zelle hinaus geführt. Ein ungutes Gefühl baute sich in mir auf und auf einmal hatte ich auch eine Ahnung, wofür er die Streichhölzer brauchen würde. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, den ich einfach nicht mehr herunter schlucken konnte.

Ich wurde in einen großen Raum geführt, der sonst wohl als Versammlungsraum genutzt wurde, aber alles was ich wirklich wahrnahm war der große Kamin an der Wand am Ende des Raumes. In ihm loderte bereits ein Feuer, das in meinen Augen immer größer und größer zu werden schien. Bedrohlich schien es dir Flammen nach mir auszustrecken und hässliche Fratzen in meine Richtung zu ziehen, die mir mehr Angst einjagten, als sie sollten.

Mein Entführer ließ mich direkt vor dem Kamin platzieren, sodass der Ruß der Flammen mir in den Augen stach und ich die Hitze schon auf der Haut spüren konnte.

,,Ich denke, du weißt, was jetzt kommt. Willst du nicht vorher doch noch reden?", fragte er diabolisch grinsend, als hätte er jetzt etwas, mit dem er mich zum Reden brachte, dabei konnte er doch eigentlich nicht wissen, dass ich seit ich klein war und mir meinen Finger an einer Kerze verbrannt hatte, panische Angst vor jeglicher Art von Feuer hatte.

,,Du kennst meine Antwort", stieß ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor, weil ich fürchtete, sie würden sonst aufeinander klappern. Er stieß ein heiseres Lachen aus und gab seinen Bodyguards mit einem Nicken das Zeichen zu beginnen.

Augenblicklich wurden meine Hände ins Feuer gehalten. Es brannte höllisch und nach nur ein paar Sekunden hatte ich das Gefühl meine Haut würde sich von meinem Fleisch pellen. Fest kniff ich den Mund zusammen um keinen Laut von mir zugeben, obwohl es höllisch weh tat. So hatten sich also die Hexen im Mittelalter auf dem Scheiterhaufen gefühlt.

Ich wagte einen Blick auf meine Hände. Sie waren rot, angeschwollen und aufgeplatzt. Meine Hände wurden ein bisschen weiter in die Flammen gehalten und da konnte ich die Laute in meiner Kehle nicht mehr unterdrücken.

Meine Schreie hallten von den Wänden wieder und ergaben einen merkwürdigen Klang, der beinahe nach dem Wehklagen eines verletzten Welpen klang.

Tränen ließen ungehalten meine Wangen hinunter und ich versucht mich nach Kräften zu wehren, um den Griff der beiden Bodyguards zu lockern, aber sie waren viel stärker als ich und hielten mich rechts und links in Position, während die Flammen sich weiter durch meine Haut fraßen.

Ich schrie und schrie, so lange, bis ich in meinem Mund den Geschmack meines eigenen Blutes wahrnahm. Bei einem der unkontrolliert hektischen Atemzüge musste ich mir auf die Zunge gebissen haben ohne es bemerkt zu haben.

Dann wurde ich losgelassen. Augenblicklich taumelte ich ein paar Schritte zurück, während es schien als wäre all die Hitze, die das Feuer ausgestrahlt hatte jetzt direkt in meinem Fleisch und brannte dort weiter.

Kraftlos sank ich auf die Knie und hielt meine Hände vor mich, als wären sie nicht länger ein Teil meines Körpers. Es tat so weh und immer noch liefen die Tränen ungehindert über mein Gesicht, weil ich sie einfach nicht aufhalten konnte. Das war alles viel zu viel für mich. Vielleicht sollte ich ihnen einfach sagen, was sie wissen wollten.

Im nächsten Moment verpasste ich mir in Gedanken eine Backpfeife um wieder zur Vernunft zu kommen. Ich würde Liam nicht verraten, nur über meine Leiche und das würde das erste und auch das letzte Mal sein, dass ich das auch nur in Erwägung gezogen hatte!

,,Bist du dir sicher, dass du mir nichts zu sagen hast?" Eine hinterhältige, honigsüße Stimme drang an mein Ohr. Ich sammelte meine Spucke im Mund, nur um sie ihm im nächsten Moment vor sie Füße zu spucken.

,,Ich werde dir nichts verraten. Nicht jetzt, nicht morgen, niemals, nur über meine Leiche!" Das vermeintlich freundliche Lächeln, das in seinem Gesicht gewesen war, verrutschte und mache einem grimmig verzogenen Mund Platz.

,,Du hast es nicht anders gewollt." Der Tonfall war kalt und unheilverkündend, aber darüber konnte ich mir jetzt keine Sorgen machen. ,,Bringt ihn in die Zelle."

Nur wenige Minuten später fand ich mich in meinem altbekannten Zimmer wieder und Avalee kann hinter den Bodyguards durch die Tür. Als ich jetzt in ihre Augen blickte, sah ich kein Mitleid oder Aufmunterung, sondern nur Schmerz. Ihre Wangen waren tränenverschmiert und ihre Augen rot geweint.

Sofort sprang ich auf, ignorierte den Schmerz und griff nach ihrer Hand. ,,Ist alles in Ordnung? Haben sie dir was angetan?", fragte ich besorgt, weil sie noch nie so sehr geweint hat.

,,M-mir geht's gut", beteuerte sie, während sie meine Hände von ihren nahm in begann sie zu verarzten. ,,Was ist dann los?" Als sie etwas auf die Wunden spritzte zischte ich auf, weil es so sehr brannte.

,,Los, erzähl schon! Was ist los?" Sie hob ihren Kopf und sah mir direkt in die Augen, was sie vorher eher vermieden hatte. ,,Ich habe deine Schreie gehört", flüsterte sie und ihre Stimme brach. ,,Ich konnte nichts tun, dabei habe ich deine Qual beinahe selbst gespürt. Es hat mir so wehgetan."

Ohne auf meine Wunden zu achten, zog ich sie in meine Arme. Sie war ein kleines Stückchen kleiner als ich, aber wirklich nicht viel. Schluchzend klammerte sie sich an mein Shirt und wisperte durchgängig Entschuldigungen gegen meine Brust, während ich ihr einfach über den Rücken und die Haare strich.

Über Avalees Schulter hinweg konnte ich sehen, wie der Bodyguard in der Tür ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden tappte. ,,Hör zu Avalee, so gerne ich dich auch jetzt trösten würde, aber du musst dich zusammenreißen und mich verarzten, sonst macht der Bodyguard uns Probleme", flüsterte ich in ihr Ohr.

Hastig löste sie sich von mir und wischte sich die Tränen unachtsam aus dem Gesicht. ,,Natürlich, Entschuldigung." ,,Du musst dich nicht entschuldigen", erwiderte ich und streckte ihr meine Hände entgegen. ,,Ich wünschte auch, es wären andere Bedingungen."

Am nächsten Tag war der Entführer noch immer fuchsteufelswild, das konnte ich an dem Feuer erkennen, das kalt in seinen Augen zu lodern schien und mich auf unangenehme Weise an gestern erinnerte. Meine heißen, schmerzenden Hände hatten mich in der Nacht keine einzige Minute schlafen lassen, immer in dem Gedanken daran, dass ich da wohl oder übel noch ein paar Mal durch müssen würde.

Aber mein Entführer machte keine Anstalten mich aus meiner Zelle wieder in einen anderen Raum zu bringen, stattdessen stürmte er herein, ohne sein sonst so beherrschtes Auftreten. Augenblicklich wich ich ein paar Schritte zurück, bin ich mit dem Rücken an die Wand gepresst stand.

Er stand gerade mitten im Raum, als ich das irre Funkeln in seinen Augen erkennen konnte und feststellte, dass er wohl jetzt gänzlich durchgeknallt war. Aus seiner Jackettasche zog er etwas, das ich auf den ersten Blick nicht ausmachen konnte, aber im nächsten Moment schnappte ich hektisch nach Luft. Das würde mein Ende sein, ich wusste es ganz genau.

,,Wenn sie ihre Informationen irgendwann nochmal bekommen wollen, dann können sie mich nicht erschießen", sagte ich mit bebender Stimme um zu retten, was noch zu retten war, denn gegen eine Pistole konnte ich rein gar nichts ausrichten.

,,Stimmt", zischte er mit einer Stimme, die kälter war als Eis und einen boshaften Ton innewohnen hatte. Er schwenkte die Waffe nur ein klitzekleines Bisschen von meiner Brust auf und zielte auf meinen Arm. Ich sah wie sich sein Finger um den Abzug krümmte, wie die Kugel sich beinahe in Zeitlupe auf mich zu bewegte. Ich nahm sogar den Schall wahr in meinem vernebelten Zustand, wo sich alles in Zeitlupe abzuspielen schien.

Die Kugel verursachte einen Widerstand auf meiner Haut, bevor sie schließlich einriss und die Kugel sich tief in das Gewebe und die Muskeln meines Armes bohrte. Es dauerte eine Sekunde bevor mein Kopf den Schmerz verarbeitet hatte, in der ich schon sah, wie das Blut aus der Wunde quoll, die die kleine Kugel hinterlassen hatte.

Dann schrie ich und presste meine andere Hand an die Wunde, während ich nur Augenblicke später denselben Schmerz auch in meinem Oberschenkel verspürte. Tränen überströmten mein Gesicht und ich ging zu Boden, weil meine Beine mich einfach nicht mehr halten konnten.

Für ewig lang erscheinende Minuten hörte ich nur meine eigenen Schreie und das Blut, das in meinen Ohren rauschte, während ich mit ansehen musste, wie es im gleichen Takt, wie mein Herz schlug, aus den Wunden quoll.

Vor Schmerz und Ekel wurde mir schlecht und ich wollte mich übergeben, aber dazu fand ich nicht die Kraft. Ein Geschmack wie Eisen trat in meinen Mund und ich begann hysterische Schluchzer auszustoßen.

Wie aus dem Nichts stand Avalee vor mir. Sie schien etwas zu sagen, aber ich verstand es nicht. Ich verstand gar nichts. Dann kramte sie ihr Handy heraus und weil ich mich auf irgendwas konzentrieren musste um nicht gänzlich durchzudrehen, starrte ich auf den leuchtenden Bildschirm, auf dem sich langsam Worte zu bilden begannen, die ich nur auf dem Kopf sah, aber entziffern konnte ich sie trotzdem.

,,Jetzt oder nie!" Was hatte das nur zu bedeuten? Nur einen Augenblick später erschien eine neue Nachricht. ,,Wir sind noch nicht fertig mit planen, wenn wir deswegen auch nur einen Fehler machen ist Louis verloren." Sofort begann Avalee wieder zu tippen. ,,Wenn wir es nicht jetzt machen, dann ist Louis tot."

Es war das letzte was ich sah, bevor sie Welt um mich herum schwarz wurde und ich darin versank, aber mit den übermächtigen Gedanken in meinem Kopf: Das war Liam.

Als ich die Augen wieder aufschlug war alles stockdunkel und ich konnte die Hand nicht vor Augen sehen. Einen Moment später setzten die Schmerzen ein, die vor allem von meinem Arm und meinem Bein ausgingen und ich keuchte auf. Warum musste mir das alles passieren und wo war Liam, hatte Avalee nicht eben noch mit ihm geschrieben.

Vorsichtig richtete ich mich auf und tastete mich über dem Boden bis ich eine Wand fand, an die ich mich lehnte und einfach in die Dunkelheit starrte. Langsam begann ich in meinem Kopf bis 60 zu zählen und sobald ich da angekommen war, begann ich wieder von vorne.

Über 45 Minuten des elendigen Wartens waren vergangen als endlich die Tür aufgerissen wurde. Erst dachte ich, es wäre vielleicht doch mein Entführer, der mich nun endgültig umbringen wollte, also drückte ich mich so nah es ging gegen die Mauer, auch wenn mich das niemals retten würde.

,,Louis, ich bin's, Liam. Hörst du mich?", drang eine mir äußerst bekannte Stimme an mein Ohr und ich riss die Augen auf um direkt in die warmen, braunen von Liam zu gucken. Er war hier. Er war wirklich gekommen.

Vor Glück stiegen mir die Tränen in die Augen und ich rappelte mich taumelnd auf. Sofort waren Liams Hände an meiner Taille um mich zu stützen, bevor er mich kurzerhand einfach hoch hob. Während ich mein Glück kaum glauben konnte, klammerte ich mich an seinen Hals und schluchzte dort weiter vor mich hin.

Es tat so gut seinen warmen Körper zu spüren und ich wusste jetzt, dass alles gutgehen würde. Tief atmete ich den vertrauten Geruch meines Freundes ein und ließ mich davon beruhigen, während seine Arme mich stark und sicher festhielten.

Alle Anspannungen, die über die letzten Monaten in meinem Körper gesteckt hatten, fielen mit einem Mal von mir ab und ich spürte meine Erschöpfung überdeutlich in meinen Knochen stecken. ,,Ich bringe dich ins Krankenhaus, Louis, bitte bleib wenigstens so lange noch wach."

Müde nickte ich gegen seine Brust. Meine Tränen waren versiegt, einfach alle ausgeweint und zurückgeblieben war bloß diese alles überwältigende Müdigkeit, aber Liam hatte gesagt, dass ich wach bleiben sollte, also hielt ich meine Augen krampfhaft offen und versuchte mich auf etwas anderes zu konzentrieren.

Die beständigen Schritte von Liam lullten mich immer weiter in den Schlaf, ohne das ich etwas tun konnte. Das letzte, was ich mitbekam war, dass Liam mich wohl an irgendeinen Sanitäter übergab, denn seine Wärme und sein vertrauter Geruch waren plötzlich verschwunden, aber dann war ich tief und fest eingeschlafen.

-☆-

Als ich aufwachte, fand ich mich in einem weißen Krankenhausbett wieder. Die Sonne schien gerade aufzugehen und Liam war scheinbar auf dem harten Plastikstuhl neben meinem Bett eingeschlafen, während er mit seinen Händen meine Finger umklammert hielt.

Eine Welle der Zuneigung überkam mich, als ich ihn sah, wie ihm die Haarsträhnen ins Gesicht fielen und von seinem sanften Atem bewegt wurden.

Vorsichtig erwiderte ich den Druck seiner Hand, um noch ein wenig der Liebe auszukosten, die uns verband, weil ich wusste, dass sie nicht halten würde.

Wehmütig sah ich meinen Freund an. Er war meine Welt gewesen und das für Jahre und das konnte uns niemand mehr nehmen. Niemals, weil unsere Erinnerungen und Gefühle alleine uns gehörten und niemand anderem.

Mit Tränen in den Augen dachte ich an all die schönen Momente, die wir seit unserer Kindheit geteilt hatten und wie viel Kraft er mir immer gegeben hatte ohne es zu wissen.

,,Ich liebe dich, Liam, das darfst du niemals vergessen", flüsterte ich so leise, dass ich ihn nicht aufweckte. ,,Egal, was noch passiert, du wirst immer meine erste Liebe sein und ich werde dich in meinem Herzen immer bei mir tragen." Es war ein Abschied, den er nicht mitbekam, aber mir half es, mich auf das Kommende vorzubereiten.

Verschlafen blinzelte er und sein Blick fiel als allererstes auf mein Gesicht, was mir das Herz brach. ,,Du bist wach! Du weinst, tut dir etwas weh? Soll ich eine Schwester holen?", bestürmte er mich besorgt mit Fragen und drückte meine Hand dabei fester.

,,Es... es ist nicht... ich habe keine Schmerzen", flüsterte ich und suchte den Mut die schlimmste Entscheidung meines Lebens auszusprechen.

,,Liam?", fragte ich mit tränenerstickter Stimme. ,,Was ist los, Lou?" ,,Es tut mir so leid!" Ein Schluchzer schüttelte meinen Körper. ,,Was tut dir leid? Dir muss nichts leid tun, du hast doch gar nichts gemacht. Viel eher tut es mir leid. Ich bin derjenige, wegen dem du erst in diese Situation gekommen bist."

,,Liam, mach es mir doch nicht schwerer als es ohnehin schon ist." Ich holte zittrig Luft. ,,Ich trenne mich von dir-" ,,Nein Lou, das kannst du nicht machen! Ich werde auf dich aufpassen, dich beschützen, mit meinem Leben, das verspreche ich dir!" Seine Stimme klang so verzweifelt, dass ich den Blick abwenden musste, weil ich das zusätzliche Leid in seinen Augen nicht ertragen konnte. Das war schlimmer als jede Folter, die man mir jemals hätte zufügen können.

,,Ich will das auch nicht, aber ich wäre immer das erste Ziel deiner Konkurrenten und das weißt du auch. Du kannst mich nicht immer beschützen und ich mache dir keine Vorwürfe, aber ich würde einer weiteren Entführung nicht standhalten. Dafür bin ich nicht stark genug und ich kann dich nicht verraten. Das hast du nicht verdient. Deshalb muss ich mich zurückziehen." Nun liefen auch Liam die Tränen die Wangen hinunter und er sah mich flehend an, auch wenn er keinen weiteren Versuch unternahm mich umzustimmen.

,,Ich liebe dich, Liam. So sehr, wie ich noch niemanden geliebt habe und mein Herz wird immer dir gehören." Ich führte seine Hand an meine Lippen und plazierte einen Kuss darauf.

,,Ich liebe dich auch, Louis, und ich werde immer auf dich warten, falls du deine Meinung änderst", versprach er mit heiserer Stimme. ,,Nein, Li. Such dir jemanden, der dich glücklich macht. Jemanden der stärker ist als ich und gar nicht erst in so eine Situation kommt. Jemanden, der dich liebt und den du lieben kannst. Bitte, erfüll mir diesen Wunsch."

Liam nickte stockend. ,,Ich tue es nur für dich, Lou." Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals und ich brachte es nicht fertig, ihn runter zu schlucken. ,,Das bedeutet mir viel."

Langsam erhob er sich und drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn. War es das letzte Mal, das wir uns sehen würden? Aus Angst ich würde ihn nie wieder sehen klammerte ich mich an seine Hand. Warum konnte es kein Happy End für uns geben?

Traurig sah Liam mich an und ich sah in die Worte in seinem Blick. ,,Es war deine Entscheidung, Louis." Und ohne, dass er sie jemals ausgesprochen hatte, hallten sie in seiner Stimme immer wieder in meinem Kopf nach, als ich seine Hand schließlich doch losließ und er durch die Tür verschwand.

Nur einen Sekundenbruchteil später brach ich zusammen, erstickte beinahe an meinen eigenen Schluchzern und ließ die Tränen einfach laufen. Es war die richtige Entscheidung gewesen, aber warum tat es dann so weh?

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