In Hogwarts
,,Aber du kannst dich nicht in einen Slytherin verlieben!"
Was für eine umwerfende Reaktion, wenn man seinen besten Freunden gerade nach Ewigkeiten erzählt hatte, dass man sich verliebt hatte.
,,Kann ich und habe ich auch schon", gab ich missmutig zurück. ,,Aber Harry, er ist ein Slytherin." ,,Und er ist älter als du!" ,,Wow, zwei Jahre sind ja auch wahnsinnig viel. Praktisch eine unüberwindbar große Lücke." Meine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus.
,,Könnt ihr mich nicht lieber unterstützen? Schließlich kann man sich nicht aussuchen in wen man sich verliebt." George seufzte. ,,Du hast ja Recht." Er war schon immer der einfühlsamere Zwilling. ,,Du musst über ihn hinwegkommen, Harry!" Fred war da nicht unbedingt so einfühlsam.
,,Und was ist, wenn ich das gar nicht will!?" ,,Dann bist du ziemlich dämlich. Du weißt doch: Slytherins sind böse." ,,Es gibt genauso gut böse Gryffindors und es gibt auch gute Slytherins, da bin ich mir ziemlich sicher." ,,Er ist nicht gut genug für dich." ,,Woher willst du das wissen?" ,,Fred, ich finde auch du übertreibst. Vielleicht ist Louis ja wirklich nicht so schlimm." Mit einem wütenden Schnauben verließ Fred den Raum.
George zuckte nur mit den Schultern, während ich deprimiert seufzte. ,,Der kriegt sich schon wieder ein." ,,Ja, ich weiß. Ich will trotzdem nicht mit ihm streiten", gab ich zu und ließ mich auf mein Bett im Schlafsaal fallen.
Mitleidig sah er zu mir herunter, dann legte er eine Hand auf meine Schulter. ,,Du kannst immer zu mir kommen und mit mir reden, ja? Und mit Fred auch, wenn er wieder ein wenig abgekühlt ist." Ich blickte hoch und George direkt in seine braunen Augen, die mich treu ansahen. ,,Ich weiß, danke." Er lächelte mich an und verschwand dann auch aus dem Raum.
Ich ließ mich mit dem Oberkörper nach hinten fallen. Mein Kopf kollidierte mit dem Kopfende des Bettgestells. Ein pochender Schmerz breitete sich in meinem Kopf aus und ich versuchte dagegen zu atmen. Tränen rannen aus meinen Augen, allerdings konnte ich nicht sicher sagen, ob sie nur von dem angestoßenen Kopf kamen.
In tiefen Atemzügen atmete ich ein und aus. George hatte Recht. Fred würde sich wieder einkriegen und alles würde wieder so werden wie immer. Und trotzdem tat es weh. Verdammt weh. Fest zog ich meine Beine an meine Brust und weitere Tränen kullerten aus meinen Augen. Wahrscheinlich war Louis wirklich nicht der Richtige und noch dazu ein riesen Arschloch.
Immer mehr depressive Gedanken bevölkerten meinen Kopf, der immer noch vor Schmerzen pochte. Wahrscheinlich hatte ich nichts besseres als ein Arschloch verdient und deswegen hatte sich mein Unterbewusstsein entschieden, mir das so mitzuteilen. Außerdem war ich der mieseste Freund aller Zeiten. Ich meine, ich hatte ja sowieso nur zwei und davon schaffe ich es auch noch mindestens einen zu vergraulen. Es war vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis auch George genug von mir hatte.
Leise stand ich auf und tapste ins angrenzende Bad. Mit einem Blick in den Spiegel stellte ich fest, dass ich rote Flecken im Gesicht hatte und meine Augen geschwollen waren. Von den Tränenspuren auf meinen Wangen mal abgesehen.
Niemand durfte mich jemals so sehen. Ich drehte den Wasserhahn auf und stellte ihn kalt ein. Dann hielt ich meine Hände als Schale geformt darunter, nur um mir das sich darin sammelnde Wasser ins Gesicht zu klatschen. Ich rieb mir durch die Augen, die sich irgendwie ganz heiß anfühlten. Das Prozedere wiederholte ich einige Male, bevor ich wieder in den Spiegel schaute.
Die roten Flecken waren zurückgegangen und auch die Tränenspuren waren verschwunden, aber man sah immer noch, dass ich geweint hatte. Ein letztes Mal rieb ich mir mit kaltem Wasser durchs Gesicht, dann drehte ich den Wasserhahn ab, trocknete mein Gesicht mit einem Handtuch und ließ mich anschließend an der Tür des Badezimmers hinuntergleiten.
Von hier aus konnte ich mein Gesicht im Ganzkörperspiegel neben mir an der Wand betrachten. Ich versuchte mich an einem Lächeln. Allerdings erfolglos, weswegen ich die Augen etwas zusammenkniff, so als wäre ich glücklich und zog die Mundwinkel nach oben. Am Anfang sah es aus wie eine groteske Grimasse, aber mit jedem Versuch wurde es besser und am Ende hätte ich mir fast selbst geglaubt.
,,Geht's dir gut?", fragte ich mein Spiegelbild flüsternd. Immer noch mit einem leicht verzerrten Lächeln, antwortete es: ,,Klar. Was soll schon sein?" Ich schaute mich selbst an und glaubte mir kein Wort.
Mittlerweile sah man nur noch, wenn man genau hinschaute, dass ich geweint hatte und wer schaut schon genau hin?
Diese depressiven Phasen hatte ich inzwischen immer öfter. So gut es eben ging, versuchte ich sie vor meinen Mitmenschen zu verstecken und bis jetzt hatte auch noch niemand etwas bemerkt. Keine Ahnung, ob ich das auf meine Schauspielkünste schieben sollte oder darauf, dass sich niemand so richtig für mich zu interessieren schien. Ich hatte das Gefühl jeder müsste es sofort merken. Vielleicht war es aber auch eine Mischung aus beidem.
Als ich mich erhob, sah mich noch ein letztes Mal im Spiegel über dem Waschbecken an und trat dann vor die Tür. Weder Fred noch George waren im Schlafsaal, aber das hatte ich auch nicht erwartet.
Ich sah auf die Uhr. Es war Essenszeit, also atmete ich noch einmal tief durch bevor ich mich mit einem leichten, gefaktem Lächeln auf den Weg in die große Halle machte.
Fred und George saßen schon am Tisch und ich setzte mich ihnen einfach gegenüber. Wenn ich zwischen den Köpfen der Zwillinge hindurchschaute, hatte ich eine perfekte Sicht auf Louis. Einen Moment starrte ich ihn an, dann kamen mir meine Gedanken von eben in den Sinn und ich musste schlucken.
,,Harry, es tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen sollen. Natürlich kannst du nichts dafür, dass du dich in ihn verliebt hast", entschuldigte Fred sich und in seinem Gesicht konnte ich aufrichtige Reue ablesen. ,,Ist schon okay." Ich schenkte ihm ein mehr oder weniger echtes Lächeln.
Erleichtert und schon wieder mit Schalk in den Augen lächelte mein bester Freund mich an.
Auf einmal beugten sich die Zwillinge vor. Aus einem Reflex heraus tat ich dasselbe. ,,Du hast die Ankunft der anderen Schulen verpasst", verkündete George und Fred ergänzte: ,,Viktor Krum ist unter ihnen!"
Kaum hatte er den Satz beendet, wurde auch schon die Tür aufgestoßen und die Schüler der Beauxbatons Schule betraten die große Halle. Obwohl man das nicht wirklich gehen oder schreiten nennen konnte. Die Schüler führten viel eher einen Tanz auf, was wirklich sehr beeindruckend aussah und einen sofort in eine Art Bann riss. Ich würde das mit Sicherheit nicht so hinbekommen.
Es schienen zum Großteil Mädchen vertreten zu sein, aber auch einige Jungs waren dabei. Ein blonder Junge stolperte und brachte damit alle anderen aus dem Konzept.
Der magisch erscheinende Moment war vorbei. Der Blonde begann zu lachen und steckte nach und nach alle an. Man wollte direkt mit in sein Lachen einsteigen. Ich beobachtete den Jungen und stellte fest, dass er ungefähr in meinem Alter sein müsste und er war hübsch. Ziemlich sogar, aber trotzdem noch nicht so sehr wie Louis. Niemand konnte Louis' Attraktivität übertreffen. Das war unmöglich. Auf einer Skala von Eins bis Zehn, war Louis definitiv eine Zehn und sonst ging ich mit einer solch hohen Bewertung äußerst vorsichtig um. Die meisten anderen hübschen Menschen betitelte ich höchstens als Acht.
Die Schüler setzten ihren Gang nach vorne fort, diesmal nicht tanzend. Als der blonde Junge an mir vorbeikam, lachte er immer noch, aber in seinen Augen lag ein Schimmer. Ein Schimmer den ich nur allzu gut von mir selbst kannte, wenn ich mal wieder alles verbockt hatte und ich einfach nur noch versuchte nicht zu weinen.
Das Lachen, das auch bei mir entstanden war, verschwand augenblicklich und wurde von einer Art Beschützerinstinkt ersetzt. Mit einem Mal tat er mir leid und ich wollte ihn am liebsten in den Arm nehmen und ihm versprechen, dass alles gut werden würde. Als schließlich alle Beauxbatons Schüler vorne angekommen waren und Dumbledore sie vorstellte, sah ich, wie ein schwarzhaariger Junge sich neben ihn gestellt und seine Hand genommen hatte. Vielleicht hatte er seinen Beschützer ja schon gefunden. Der Gedanke ließ mich lächeln.
Nach Dumbledores Rede, verteilten sich die Schüler auf die verschiedenen Haustische. Die beiden Jungen sahen sich um und ich lächelte ihnen freundlich zu. Scheinbar verstanden sie den Wink und setzten sich zu uns.
,,Ich bin Niall und das ist Zayn", stellte sich der vor, der gestolpert war und zeigte dann auf seinen Beschützer. ,,Dein Freund?", fragte ich, weil Zayn und er sich immer noch an den Händen hielten. Niall schüttelte den Kopf. ,,Nein, mein bester Freund." Er lächelte mich an und ich erwiderte es.
,,Ich bin Harry und das da sind Fred und George." ,,Harry Potter?", fragte Zayn neugierig nach. Ich musste lachen. ,,Nein, bei Merlins Unterhose. Ich bin Harry Styles und ich habe echt gar nichts mit Harry Potter zu tun, außer dass die beiden da" -Ich zeigte auf Fred und George- ,,die Brüder von Harrys bestem Freund sind."
Das Thema Harry Potter war dann auch relativ schnell wieder abgehakt und wir plauderten noch ein wenig. Zayn verstand sich blendend mit den Zwillingen, während ich Niall besonders gerne mochte. Ich hatte wirklich einen Narren an ihm gefressen und jetzt schien er auch wirklich glücklich zu sein. Seine Augen strahlten geradezu.
,,...du musst wissen, eigentlich komme ich aus Irland, aber meine Eltern meinten Beauxbatons wäre die bessere Schule für mich. Ganz unter uns, ich glaube sie wollten mich einfach nur so weit wie möglich weghaben." Niall stellte es als Scherz hin, aber in seinen Augen konnte ich das kurze Aufblitzen von Schmerz sehen.
,,Kommst du aus einer Zaubererfamilie? Ich meine, wenn deine Eltern sich so gut mit den Schulen auskennen?" ,,Meine Mum ist eine Hexe. Mein Dad war nicht magisch und mein Stiefvater ist auch nicht magisch. Der weiß auch gar nicht, dass ich zaubern kann. Er denkt einfach ich wäre auf einem stinknormalen Internat in Frankreich. Und du?"
,,Ich bin muggelstämmig, aber meine Schwester Gemma ist auch eine Hexe. Sie war auch hier in Hogwarts, ist aber schon fertig. Als Gemma in den ersten Ferien nach Hause zurückkam, nahm ich heimlich ihr Zauberbuch und lernte die Zauber darin auswendig. Ich hatte ja keinen Zauberstab, aber die Zaubersprüche alleine sagen zu können fühlte sich toll an." Niall lachte und wollte grade etwas erwidern , als Professor McGonnagall auf uns zu kam und uns unterbrach.
,,Mister Horan, Mister Malik, Sie werden mit diesen drei Herren in einem Schlafsaal schlafen. Und lassen Sie ich von Mister Styles, Mister Weasley und Mister Weasley im Schloss herumführen", befahl sie und verschwand dann auch schon wieder.
Wir mussten alle ein wenig lachen, dann stand ich auf und bot Niall meinen Arm an. ,,Na dann, Mister Horan und Mister Malik, wenn Sie mir bitte folgen wollen", meinte ich hochgestochen, aber mit einem Lachen. ,,Selbstverständlich!", antwortete Niall und hakte seinen Arm bei mir unter. Immer noch lachend traten wir aus der Großen Halle.
Während wir Zayn und Niall durchs Schloss führten, fragte ich Fred und George: ,,Habt ihr schon einen Plan, wie ihr die Altersbegrenzung überlisten wollt?" ,,Wir sind uns noch nicht ganz sicher" ,,aber wir wollen es mit einem Alterungstrank probieren."
Ich wies sie daraufhin, dass Dumbledore mit Sicherheit daran gedacht hatte. ,,Er muss einfach nur perfekt sein!", verkündete Fred. Langsam zog ich eine Augenbraue in die Höhe. ,,Ihr und ein perfekter Zaubertrank? Das ich nicht lache." ,,WIR können das nicht", gab George zu. ,,Du aber schon und deswegen musst du uns den Trank brauen." ,,Das könnt ihr euch sowas von abschminken. Ich helfe euch gerne bei jedem Streich, aber die Altersbegrenzung hat wohl ihre Berechtigung. Nur, weil ihr absolut lebensmüde seid, muss ich euch nicht dabei helfen. Ich brauche euch noch ne Weile."
,,Aber Harry-" Ich unterbrach sie indem ich jetzt Niall und Zayn ansprach: ,,Wollt ihr mitmachen? Soweit ich weiß müsstet ihr schon 17 sein, oder?" Wir kamen am Klo der Maulenden Myrte vorbei.
,,Das hier ist übrigens das Klo der Maulenden Myrte. Wenn du ungestört an irgendwas arbeiten willst, musst du es hier tun." ,,Warum?", fragten Zayn und Niall gleichzeitig. ,,Sie ist in ihrer eigenen Schulzeit hier von einem Basilisken getötet worden und spukt jetzt noch in der Toilette herum", erklärte ich bereitwillig. ,,Sie ist absolut ätzend." ,,Heult andauernd und beobachtet andere beim aufs Klo gehen." ,,Außerdem spritzt sie gerne mit Wasser durch die Gegend", gaben meine besten Freunde noch weitere Details.
,,Die klingt ja wie ne ganz Nette", stellte Zayn trocken fest und Niall nickte bekräftigend.
,,Um auf deine Frage von vorhin zurückzukommen", meinte Zayn auf einmal, während wir weiter gingen. ,,Ich möchte nicht mitmachen. Ich bin von vornherein nur zum anfeuern mitgekommen." ,,Mir ist das auch zu gefährlich. Ich hänge an meinem Leben", lachte Niall.
,,Ich auch, aber die beiden hier" - Ich zeigte auf Fred und George - ,,lieben den Nervenkitzel. Sie mussten auch vermutlich schon öfter nachsitzen, als der Rest der Schule zusammen." ,,Wir möchten halt genauso in die Geschichte eingehen, wie die Rumtreiber", verteidigte sich Fred.
,,Wer sind die Rumtreiber?",,Das war eine Gruppe aus vier Schülern, die vor einigen Jahren hier ihr Unwesen getrieben haben. James, Sirius, Remus und Peter. Tja, und Fred und George versuchen ihnen nachzueifern. Und ich muss sagen, sie machen ihre Sache ziemlich gut", gab ich Niall eine Antwort auf seine Frage.
Mittlerweile standen wir vor dem Porträt der Fetten Dame. ,,Hier hinter liegt unser Gemeinschaftsraum und das hier ist die Fette Dame. Wenn du das richtige Passwort nennst, schwingt das Porträt zur Seite und du kannst eintreten", erklärte ich.
Scheinbar zu lange, denn die Fette Dame hatte schon etwas zu meckern. ,,Wird das bald auch nochmal was?" Ich seufzte. ,,Sie ist sehr launisch." An das Porträt gewandt sagte ich: ,,Quatsch" Die Fette Dame rollte noch mit den Augen, schwang aber zur Seite und gab den Eingang zum Gemeinschaftsraum frei.
,,Tretet doch ein." Staunend ging Niall als erster hinein, dicht gefolgt von Zayn. ,,Es ist wunderschön. So warm und... naja irgendwie... so..." ,,gemütlich", vervollständigte Zayn den Satz und Niall nickte kräftig. ,,Genau, das Wort hat mir gefehlt. Warum kann es bei uns nicht so schön sein?" Zayn zuckte nur mit den Schultern und sah sich weiter neugierig um.
Die Zwillinge und ich setzten uns auf eins der Sofas, die vor dem Kamin standen. ,,Ich mag die beiden." ,,Wir auch", sage George stellvertretend für sich und seinen Bruder. ,,Es ist schade, dass sie schon, wenn das Trimagische Turnier beendet ist, wieder zurück müssen", bekräftigte Fred. ,,Naja, vielleicht bleiben sie auch hier. Hast du gehört, was sie über Beauxbatons gesagt haben? Positiv war das irgendwie alles nicht und wenn ich das bei Niall richtig rausgehört habe, dann haben seine Eltern ihn auch einfach nur da hingeschickt, damit er weiter weg ist." Ungläubig sahen meine besten Freunde mich an. ,,Echt? Ich hätte nicht gedacht, dass es irgendeinen Menschen gibt, der Niall nicht mag. Er hat so ein fröhliches Wesen..." ,,Das zieht einen direkt an." ,,Ja, finde ich auch, aber seine Mum sieht das scheinbar anders." ,,Hmm", machten Fred und George gleichzeitig.
Wenn man sich mit den Zwillingen unterhielt, redete man praktisch nur mit einer Person, so oft vervollständigten sie gegenseitig ihre Sätze oder sagten synchron dasselbe.
Mit dem wärmenden Kaminfeuer von vorne und der gemütlichen Couch in meinem Rücken, wurde ich immer müder. Ich gähnte herzhaft. Auch Zayn, der mit Niall näher gekommen war und sich zu uns gesetzt hatte, gähnte. ,,Ich glaube wir sollten ins Bett gehen", schlug ich vor und bekam eine allgemeine Zustimmung.
Im Schlafsaal wiesen wir den beiden Neulingen ihre Betten zu und zeigten ihnen das Bad, bevor wir uns schließlich alle in die Decke kuschelten und einschliefen.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war ich der erste. Alle anderen Vorhänge der Betten waren noch zugezogen und ich hörte sogar ein leises Schnarchen, konnte aber nicht feststellen von wem es kam.
Da mein Magen knurrte, beschloss ich schon mal alleine runter zum Frühstück zu gehen,
In der großen Halle hielten sich noch nicht viele Schüler auf. Kein Wunder, es war ja auch noch früh. Louis war aber schon da, also setzte ich mich so, dass ich ihn gut im Blick hatte. Ich beobachtete ihn oft beim Essen, auch, weil ich sonst auch nicht wirklich viel Gelegenheit dazu hatte. Zusammen im Unterricht waren wir nur zwei Mal. Einmal in Wahrsagen bei der ollen Trelawney, aber da saß er hinter mir und es wäre wirklich auffällig sich andauernd umzudrehen und das zweite Mal in Zaubertränke. Besonders viele Schüler hatten es allerdings generell nicht in den Kurs geschafft, weshalb da alle aus allen Häusern, die das Fach belegt hatten, im selben Kurs waren. Zaubertränke nutzte ich allerdings ausgiebig um Louis anzustarren. Es war wirklich erstaunlich, dass ich meine Tränke trotzdem alle irgendwie auf die Reihe bekam.
Louis fing meinen Blick auf. Ich blinzelte und schaute schnell zur Seite, nur um in der nächsten Sekunde wieder zu ihm zu blicken. Er lächelte mich kurz an und heftete seinen Blick dann wieder auf seinen besten Freund Calum.
Plötzlich legte mir jemand den Arm um die Schulter. ,,Wen starrst du denn so an?" George. Ertappt ließ ich meinen Blick sinken und ich spürte, wie Hitze meinen Hals hinauf in meine Wangen kroch. ,,Oh, du starrst Louis an", stellte er fest, als er in die Richtung schaute, in die ich vorher geguckt hatte.
,,Wo ist Fred?", versuchte ich vom Thema abzulenken. ,,Der versucht noch mit Zayn Niall aufzuwecken, aber der schläft wie ein Stein." ,,Und da bist du einfach so, ohne deine zweite Hälfte gekommen?", fragte ich ehrlich erstaunt. ,,Jap, außerdem kommen sie da vorne schon." George, der seinen Arm unterdessen wieder von meinen Schultern genommen hatte und sich Frühstück auf den Teller häufte, deutete auf die große Flügeltür, durch die Niall, Zayn und Fred gerade eintraten.
Sie setzten sich gegenüber von uns und begannen ebenfalls mit dem Frühstück. ,,Was habt ihr für Fächer heute?", fragte ich an Niall und Zayn gewandt. ,,Hmm, Pflege magischer Geschöpfe, Verteidigung gegen die Dunklen Künste, Arithmantik, Kräuterkunde und Geschichte der Zauberei", antwortete Niall, nachdem er seinen Stundenplan aus dem Umhang gezogen hatte.
Auch Zayn hatte seinen hervorgezogen und las laut vor: ,,Ich hab auch Pflege magischer Geschöpfe und Verteidigung gegen die Dunklen Künste, dann aber Muggelkunde, Zauberkunst und Verwandlung."
Erfreut nickten die Zwillinge. ,,Wir haben Verteidigung gegen die Dunklen Künste, Muggelkunde und Geschichte der Zauberei mit euch zusammen." ,,Hat denn keiner von euch Zaubertränke?", fragte ich mit einem Schmollmund. ,,Harry sieh es endlich ein: Kein Mensch kann Zaubertränke wirklich und erst recht nicht bei Snape", neckte Fred mich.
,,Soo schlimm ist er nun auch wieder nicht. Klar, er könnte sich mal wieder die Haare waschen, aber so lange du einigermaßen gut bist und nichts sagst, ist er ganz okay", verteidigte ich meinen Lehrer für Zaubertränke. ,,Ja, du bist ja auch gut, aber für den sterblichen Rest von uns, der nie über ein ,Troll' hinauskommen wird, ist es praktisch unmöglich, bei Snape unsichtbar zu sein. Gerade für einen Gryffindor." Ich seufzte tief. Er hatte ja recht. Snapes Ansprüchen zu genügen war... nicht einfach.
In der letzten Stunde des Tages hatte ich Zaubertränke. Ich betrat den Raum und setzte mich wie immer neben Liam. Am ersten Tag in diesem Kurs hatte ich mich nicht getraut, mich neben Louis zu setzten, zumal Calum auch da war, also hatte ich mich neben Liam gesetzt. Der Hufflepuff hatte mich direkt freundlich begrüßt und jetzt waren wir wohl irgendwie sowas wie Freunde. Hin und wieder saß er auch bei uns oder ich bei ihm und seinen Freunden, aber im Normalfall blieben wir dann doch bei unseren eigenen Freundeskreisen.
,,Hey Liam", begrüßte ich ihn lächelnd und ließ mich neben ihn fallen. ,,Na, wie geht's? Ich hab gesehen ihr lauft mit diesen zwei von Beauxbatons rum?" ,,Ja, sie heißen Niall und Zayn und McGonnagall hat verfügt, dass sie für die Zeit bei uns wohnen sollen." ,,Sind sie nett?", fragte er nach. ,,Ja, sehr. Es ist schon fast als würden sie zu uns gehören."
Louis betrat den Klassenraum. In Wahrsagen war er immer zu spät, aber bei Snape schien er sich das nicht zu trauen. Ich beobachtete ihn, wie er sich auf seinen Platz setzte. ,,Du solltest ihn endlich ansprechen." Erschrocken zuckte ich zusammen. ,,Spinnst du!?" ,,Nein, stell dir vor, das tue ich nicht. Du quälst dich schon viel zu lange. Was hast du schon zu verlieren? Am Ende hast du wenigstens die Gewissheit und fragst dich nicht dein ganzes Leben lang, was gewesen wäre, wenn." Ich seufzte schwer. Er hatte ja recht. Aber ich konnte mir einfach keine Abfuhr holen, dazu war ich definitiv nicht bereit.
,,Außerdem ist dieses Jahr deine letzte Chance. Du weißt, dass er nur noch dieses Jahr hier ist." Louis war eigentlich in der Stufe über mir, aber in Zaubertränke und Wahrsagen war er durchgefallen und musste sie deswegen wiederholen und zusätzlich auch noch Stunden für seine Abschlussprüfung nehmen. Er hatte also einen deutlich volleren Terminplan als ich. ,,Ja. Du hast ja recht, aber ich kann einfach nicht", jammerte ich.
,,Ruhe!", ertönte auf einmal Snapes schneidende Stimme. Der ganze Raum war mucksmäuschenstill und Snape begann seinen Unterricht. Während Liam und ich den Trank brauten, schaute ich immer wieder mehr oder weniger auffällig zu Louis. Heute waren seine Haare besonders verwuschelt, weil er sich immer wieder mit der Hand hindurch fuhr, während er in sein Gespräch mit Calum vertieft war und gleichzeitig den Trank braute. In der kompletten Klasse herrschte leises Stimmengewirr, weshalb ich nicht verstehen konnte was sie sagten.
,,Harry, konzentrier dich!" Ich zuckte zusammen. ,,Tut mir leid, Liam", sagte ich zerknirscht. ,,Ich schaue mir das jetzt schon gefühlte Ewigkeiten mit an. Sprich endlich mit ihm!" Ich schüttelte vehement mit dem Kopf. Die restliche Stunde zwang ich mich keinen einzigen Blick mehr zu Louis rüber zu werfen und konzentrierte mich stattdessen auf den Trank.
Liam war dennoch ziemlich verstimmt. Er hatte praktisch nach der ersten Stunde zusammen mit Louis herausgefunden, dass ich auf ihn stehe und versucht mich seitdem dazu zu bringen, mit ihm zu reden. Ohne Erfolg.
Am Ende der Stunde war der Trank so weit gelungen, dass er Snape ein Nicken abrang und zum nächsten Tisch weiter gehen ließ. Es war jedes Mal wieder eine Zitterpartie, ob er Snape nun zufrieden war oder nicht.
Am Tisch neben dem von Liam und mir explodierte ein Kessel. Eine heiße Druckwelle traf mich. Aus Reflex und weil ich meinen Zauberstab noch in der Hand hielt, sprach ich einen Schutzzauber aus. Liam und ich blieben heile und unser Lehrer fragte mit gefährlich leiser Stimme: ,,Wer war das?" Vorsichtig hob mein Klassenkamerad die Hand. Sie zitterte merklich und ich konnte es ihm nicht verübeln.
Es folgte eine ewig lange Strafpredigt und Nachsitzen für den armen Jungen. Erst die Klingel beendete Snapes Worte und alle packten so schnell wie möglich ihre Sachen zusammen und flohen aus dem Raum.
,,Ich gehe noch in die Bibliothek, kommst du mit?", fragte ich Liam, als wir grade die Stufen des Kerkers hinaufstiegen. ,,Ne, ich treffe mich jetzt mit meinen Freunden am See, aber ich wünsche dir viel Spaß." Ich lächelte und winkte, als er den Ausgang ansteuerte. ,,Ich dir auch. Bis bald." Auch Liam winkte und war dann schon um die nächste Ecke verschwunden.
Auf einmal hörte ich Stimmen. ,,Wie kann man nur so tollpatschig sein wie du, Horan!" Die Worte wurden von dem Mädchen, die sie sprach praktisch ausgespeit. Ich beschleunigte meine Schritte und sah ein extrem wütendes Mädchen direkt vor Niall stehen, der sich an die Wand hinter ihm presste.
,,Immer musst du alles kaputt machen!" ,,Aber ich mache das ja nicht extra." Es war ein schwacher Versuch von Niall sich zu verteidigen. Dabei war seine Stimme nur ein Hauchen. ,,Ja! Nie machst du es extra und trotzdem machst du immer alles zunichte! Und immer ist es deinetwegen! Das hätte unser Auftritt sein sollen, aber du hast ihn ruiniert!" ,,Ich wollte das nicht." Nialls Stimme zitterte.
,,Mir ist egal, was du wolltest oder nicht!" Endlich war ich bei den beiden angekommen. ,,Hey, lass ihn in Ruhe! Er hat dir nichts getan." ,,Du hast keine Ahnung was er schon alles getan hat, also halt dich da raus!" ,,Nein, ich werde mich nicht da raus halten. So eine Ungeschicklichkeit kann jedem Mal passieren. Das ist noch lange kein Grund jemanden fertig zu machen und jetzt hau verdammt nochmal endlich ab!"
Wutschnaubend zischte sie ab. Ich trat einen Schritt näher zu Niall. ,,Alles in Ordnung?" Er nickte. ,,Klar, alles gut. Ich muss mal eben aufs Klo."
Er erinnerte mich so sehr an mich, wenn ich anfing Ausreden zu suchen, damit ich flüchten konnte und niemand mitbekam, wie es mir ging. Außerdem sah ich bereits den Tränenschleier in seinen Augen und die tiefe Verletztheit, die man nicht so einfach mit einer Umarmung heilen konnte und die eine dicke Narbe hinterlassen würde, wenn irgendjemand es schaffen würde die Wunde zu heilen, bevor er verblutet ist. Ich wollte wirklich nicht wissen, wie oft er sowas vorgeworfen bekommt.
Aber ich versuchte es trotzdem. Ich nahm ihn in den Arm und wiegte ihn sanft hin und her, während seine Tränen zu fließen begannen. ,,Sie hat ja Recht", flüsterte er. ,,Ich mache immer alles kaputt. Ich bin zu nichts zu gebrauchen. Ich bin nur eine Last und sogar meine Eltern wollen mich loswerden." Er schluchzte auf.
,,Ich bin mir sicher, dass das nicht so ist. Ich mag dich, Niall und eine Last bist du auch nicht." Während ich ihm weiter solche Sachen ins Ohr flüsterte nahm ich ihn hoch und trug ihn in unseren Schlafsaal. Sanft legte ich ihn in sein Bett und kuschelte mich dann an ihn.
Irgendwann wurden die Schluchzer weniger und auch die Tränen hörten auf über seine Wangen zu laufen. Vorsichtig strich ich ihm durch die Haare. ,,Besser?" Niall nickte und drückte sich schutzsuchend näher an mich heran.
,,Noch nie hat sich jemand so um mich gekümmert", sagte Niall dann irgendwann leise. ,,Was ist mit Zayn?", fragte ich vorsichtig. Für mich war er mir bis jetzt wie Nialls Beschützer vorgekommen.
,,Zayn hat mich einmal gefunden, als ich geweint habe und hat gesagt, dass ich immer zu ihm kommen kann, wenn es mir nicht gut ginge. Er meinte, er würde auch keine Fragen stellen, wenn ich das nicht wollen würde. Aber er selbst sieht es mir nicht an. Erst wenn ich weine sieht er, dass es mir schlecht geht. Er kann einfach nicht so gut Menschen lesen."
Niall kuschelte sich noch mehr in meine Arme. Dann nuschelte er: ,,Aber du kannst das. Du siehst es irgendwie. Vielleicht bist du ja der Eine für mich. Ich hab mir immer jemanden gewünscht, der das sieht und es akzeptiert."
Einen Moment war ich sprachlos. Wollte er wirklich das sagen, was ich glaubte, was er sagen wollte? ,,Du... Ähm... Ich... Wir... Niall, ich glaube nicht, dass wir zusammengehören." Ich versuchte es so sanft wie nur möglich zu sagen, aber trotzdem mit Nachdruck. ,,Aber warum? Du bist perfekt für mich." Mit einem flehenden Gesichtsausdruck sah Niall mich an.
,,Weißt du, ich... ich warte selbst auf meinen Ritter in schimmernder Rüstung. Und eigentlich bin auch schon verliebt." ,,Aber das scheint ja nicht zu funktionieren", warf Niall ein. ,,Ich könnte deine Ablenkung sein und dann entwickelst du Gefühle für mich." ,,Ich glaube nicht, dass das so einfach geht, Niall. Ich hab dich wirklich gerne, aber für eine Beziehung... Naja, ich glaube es wird irgendwann den Einen für dich geben, der deine Gefühle erwidern wird." Sanft strich ich ihm durch die Haare.
,,Aber du bist perfekt! Wir können es doch wenigstens mal ausprobieren!", sagte Niall trotzig. Seine Augen wurden so unglaublich flehend, dass dieses Blau unendlich erschien. Er sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen und als er mit seinem Gesicht meinem immer näher kam, konnte ich ihn nicht enttäuschen, auch wenn ich genau wusste, dass der Schmerz hinterher noch viel schlimmer sein würde.
Seine Lippen trafen auf meine und ich erwiderte den Kuss. Ich wusste, dass es falsch und vor allem unfair Niall gegenüber war, aber ich konnte mich irgendwie nicht widersetzen. Sanft bewegten wir unsere Lippen aufeinander, aber irgendwie wollte es nicht so richtig passen. Auch Nialls Hände, die jetzt in meinen Haaren vergraben waren, fühlten sich falsch an. Mit seinen Fingernägeln kratzte er unangenehm über meine Kopfhaut und es ziepte ein bisschen zu sehr um angenehm zu sein.
Schon nach ein paar Sekunden löste ich mich wieder von ihm. ,,Es tut mir so leid, Niall, aber ich glaube nicht, dass ich die richtige Person bin. Irgendwie fühlt es sich nicht richtig an, verstehst du?"
Ich sah wie sich Tränen in seinen Augen bildeten und er nickte. Ich wusste genau was für Gedanken in seinem Kopf waren. Wie konnte ich auch nur annehmen endlich den Richtigen gefunden zu haben. Ich hätte es auch gar nicht verdient. Niemand wird mich jemals lieben können.
,,Hör zu. Ich habe dich trotzdem unglaublich gern und als bester Freund bin ich gerne immer für dich da und ich bin mir sicher, dass es jemanden gibt, der dich wirklich glücklich machen kann, okay?" Er nickte wieder, sprang dann jedoch auf und lief ins Bad.
Ich seufzte und mir kamen selbst die Tränen. Ich war so unfassbar unfähig. Alle Menschen die ich mochte, ekelte ich auf die eine oder andere Weise weg. Ich hätte ihn niemals glücklich machen können, aber ich hätte nicht so egoistisch sein sollen. Ich hätte es wenigstens versuchen können.
Als ich Niall im Badezimmer schluchzen hörte, wuchsen meine Schuldgefühle ins Unermessliche. Ich war der Grund, warum Niall so am Boden zerstört war. Ich ganz alleine. Ich verursachte so viel Elend. Vielleicht sollte ich einfach aus dem Fenster springen und alle Leute von mir befreien. Eigentlich konnte ich doch sowieso nichts außer andere zu verletzten. Immer und immer wieder.
Auf einmal hörte ich Schritte auf der Treppe. Erschrocken schlüpfte ich unter die Decke und zog sie bis in mein Gesicht hoch. Ich ließ es so aussehen, als würde ich schlafen und als hätte ich mein Gesicht dabei in der Bettdecke vergraben. Gleichzeitig zwang ich mich zu tiefen gleichmäßigen Atemzügen obwohl immer noch Tränen aus meinen Augen rannen.
Ich hörte die Tür aufgehen und Fred, George und Zayn kamen in den Raum. Sie unterhielten sich, vestummten aber, als sie mich im Bett sahen. ,,Der Tag muss ihn sehr angestrengt haben, wenn er jetzt schon eingeschlafen ist", meinte George und ich meinte einen Hauch Sorge darin zu erkennen.
,,Wir sollten ihn schlafen lassen." Das war jetzt Zayn. Die Vorhänge meines Bettes wurden zugezogen und erst, als ich kein Geräusch mehr in der Nähe meines Bettes hörte, traute ich mich, meine Augen wieder aufzumachen. Die Vorhänge waren tatsächlich zugezogen, weswegen es jetzt ziemlich dunkel war. Ich schloss die Augen wieder. Was anderes konnte ich grade eh nicht machen.
Bald darauf schien ich tatsächlich eingeschlafen zu sein. Als ich aufwachte, musste ich dringend aufs Klo. Leise tapste ich zum Bad und weil die Tür verschlossen war, öffnete ich sie mit einem simplen Alohomora.
Mein verschlafenes Gehirn bemerkte erst nach ein paar Sekunden, dass Niall zusammengekugelt vor dem Waschbecken lag und zu schlafen schien. Aber dann war ich hellwach. Niall sah verheult aus und hatte noch immer rote Flecken im Gesicht, aber er schien sich nicht selbst verletzt haben. Ich atmete erleichtert auf. Er und ich waren uns wirklich ähnlich.
Ich hatte mich von Anfang an nicht selbst verletzt, einfach aus der Angst heraus, jemand könnte es herausfinden und eine Erklärung von mir fordern. Ich hatte panische Angst mit jemandem zu reden. Es war so lächerlich. Eigentlich ging es mir ja super gut, aber das wollte mein Kopf irgendwie nicht verstehen und das machte mich oft noch wütender auf mich selbst.
Vorsichtig schob ich meine Arme unter Nialls Körper und hob ihn hoch. Im Schlaf schmatzte er einmal, wachte aber nicht auf. Ich trug ihn vorsichtig zu seinem Bett und legte ihn dort ab. Dann deckte ich seinen Körper zu und zog die Vorhänge um sein Bett zu.
Danach ging ich wieder ins Bett. Aufs Klo musste ich auf einmal gar nicht mehr. Ich machte mir schrecklich Vorwürfe.
Seufzend zog ich die Decke bis unters Kinn und versuchte auch nochmal einzuschlafen. Ich merkte es nicht, aber ich musste relativ schnell eingeschlafen sein, denn ich träumte.
Niall saß vor mir. Er lächelte und steckte mich damit an. Dann verwandelte sich dieses Lächeln in eine schreckliche Fratze. Niall stürzte sich auf mich, beschimpfte mich mit den schlimmsten Beleidigungen und Klauen, die er auf einmal besaß, gruben sich in meinen Körper. Wild schlug ich um mich, versuchte ihn loszuwerden. Ich schrie, aus Schmerz und nach Hilfe. Das Niall-Monster lachte mich aus, zog seine Krallen über meinen Körper und hinterließen riesige Wunden.
Zusätzlich schüttelte es mich durch und dann... dann fuhr ich in meinem Bett hoch und blickte direkt in Georges braune Augen. ,,Hey, ist alles in Ordnung? Du hast im Schlaf geschrien." Ein wenig zittrig nickte ich. ,,Ja. Ja, es war nur ein Albtraum." Sanft strich mein bester Freund mir durch die Haare. ,,Sicher? Du zitterst immer noch. Soll ich vielleicht bei dir bleiben? Der Wecker klingelt eh in einer halben Stunde."
Einerseits wollte ich und was ist schon dabei? Aber andererseits wusste ich nicht so genau, ob ich nicht vielleicht nochmal anfangen würde zu weinen und ich wollte beim besten Willen nicht, dass George das mitbekam.
Ich nickte und schlug die Decke zurück, damit er sich darunterlegen konnte. Er kuschelte sich an mich. ,,Willst du mir erzählen, was du geträumt hast?", fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf. ,,Nein, lieber nicht." Ich fürchtete mich, er würde noch mehr nachhaken, aber George sagte einfach nur: ,,Ist in Ordnung, aber ich bin immer da, wenn du reden willst." Ich war ihm in diesem Augenblick unfassbar dankbar. ,,Ich weiß und ich weiß das sehr zu schätzen", meinte ich, auch wenn ich genauso gut wusste, dass ich von dem Angebot niemals Gebrauch machen würde.
Den Rest der Zeit schwiegen wir und dafür war ich ihm auch außerordentlich dankbar, denn trotzdem hielt er mich davon ab in meinen negativen Gedanken zu versinken, einfach nur mit seiner Anwesenheit. Kurz bevor der Wecker klingeln würde, meldete ich mich nochmal zu Wort. ,,Danke George." ,,Wofür?", fragte er verwirrt. ,,Dafür, dass du für mich da bist." Er würde es auf den Albtraum beziehen, ich auf die Ablenkung. ,,Das ist doch selbstverständlich, dafür brauchst du dich nicht bedanken." Ich sagte nichts dazu.
Als der Wecker neben meinem Bett klingelte, rollten wir uns aus dem Bett. ,,Weckst du die anderen? Dann gehe ich schon mal ins Bad." George nickte und begann seinen Bruder wach zu rütteln. Ich selbst machte mich schnell im Bad fertig und ging danach mit den anderen runter in die Große Halle.
Niall war deutlich stiller und schien deprimiert, was wieder Schuldgefühle in mir aufkeimen ließ. Ich versuchte sie herunter zu schlucken, aber ein einzelner Blick in Nialls Gesicht reichte um die Schuldgefühle wieder aufkommen zu lassen.
In der Großen Halle setzte ich mich neben Niall, der wiederum neben Zayn saß, während die Zwillinge sich uns gegenüber niederließen. Ich saß mit dem Rücken zum Slytherintisch, was vielleicht auch ganz gut war.
Niall neben mir knabberte an einer Scheibe Brot herum ohne wirklich etwas zu essen und auch mein Magen hatte sich so verkrampft, dass ich kaum etwas herunter bekam. ,,Ist alles in Ordnung?", fragte Fred, der nun auch bemerkt zu haben schien, dass eine irgendwie gedrückte Stimmung herrschte. George hatte sich bisher eher darauf beschränkt uns fragende Blicke zuzuwerfen.
,,Niall, Harry, ihr esst kaum etwas", hakte Fred weiter nach. ,,Ich hab bloß nicht so viel Hunger", meinte ich ausweichend. Niall nickte schnell. Er hatte noch kein Wort gesagt heute.
Auf einmal sprang Niall auf, quetschte eine Entschuldigung heraus und lief dann eilig aus der Großen Halle hinaus. Kaum war er aufgestanden, ließ auch ich mein Messer auf den Tisch fallen und eilte ihm hinterher. Ich wollte gar nicht wissen, was die anderen jetzt dachten.
Niall hatte einen beachtlichen Vorsprung dafür, dass ich unmittelbar nach ihm aufgesprungen war. Gerade als ich aus der Großen Halle hinaustrat, war Niall schon auf halbem Weg zu den Treppen.
Ich sah wie Calum die Stufen herunter gerannt kam. Es sah so aus als wäre er viel zu spät dran. Er war gehetzt und achtete nicht auf seinen Weg und Niall, der sich Tränen aus dem Gesicht wischte, rannte direkt in ihn hinein.
Der Moment verging praktisch in Zeitlupe. Niall prallte volle Kanne gegen Calum. Er stolperte einen Schritt zurück und wäre beinahe hingefallen, hätte Calum nicht geistesgegenwärtig seinen Arm um Nialls Hüfte geschlungen. Ich hatte vor lauter Schreck innegehalten und stand jetzt gut fünf Meter von den beiden entfernt.
Da sich außer uns Dreien keiner mehr vor den Treppen befand, weil alle schon in der Großen Halle saßen, und es dementsprechend ruhig war, konnte ich jedes Wort verstehen, das Calum und Niall sprachen.
Calum strich Niall eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. ,,Es tut mich leid, ich habe nicht aufgepasst. Alles gut?" Hastig nickte Niall. ,,Alles gut. Es war ja auch meine Schuld." Er sah zwanghaft auf seine Füße, vermutlich um die Tränen zu verstecken. Doch Calum hob seinen Kopf an und die beiden sahen sich direkt in die Augen.
Man merkte selbst als Außenstehender, dass der Moment irgendwie magisch war und seltsam intim wirkte. Ich hatte hier wirklich nichts mehr zu suchen. Also drehte ich mich und huschte leise zurück in die Halle. Das letzte was ich von Louis' bestem Freund hörte war: ,,Ist wirklich alles in Ordnung?" Dann umfing mich das Stimmengewirr der Halle und ich verstand nicht mehr was gesagt wurde.
Als ich mich wieder neben Zayn an den Tisch setzte, waren sechs Augen auf mich gerichtet. ,,Wo ist Niall?", fragte Zayn schließlich. ,,Bei Calum." ,,Bei Calum? Ist das nicht" ,,Louis' bester Freund? Was macht er denn bei ihm?"
,,Niall ist aus Versehen gegen ihn gelaufen und jetzt stehen sie da und starren sich gegenseitig an. Ich glaube es ist eine Art Liebe auf den ersten Blick und da wollte ich nicht stören." Ich hörte Zayn so etwas murmeln wie: ,,Na endlich. Er hat es verdient." Und die Zwillinge wackelten wie wild mit den Augenbrauen.
,,Was ist eigentlich vorher passiert? Ist irgendwas zwischen euch vorgefallen? Ich meine, ihr wart beide so ruhig." Ich wusste, dass die Frage allen auf der Seele brannte und Fred sich nur getraut hatte sie auszusprechen.
,,Äh... Naja... Also, sagen wir, Niall und ich haben uns... gestritten. Sowas in der Art. Aber das muss er euch selbst erzählen, wenn er dazu bereit ist. Ich bitte euch, drängt ihn nicht." Ich konnte in Zayns warmen Augen eine Art Erkennen aufblitzen sehen und alle drei nickten.
Ich warf einen Blick über die Schulter zu Louis. Irgendwie hatte ich das Bedürfnis ihm in die Augen zu sehen. Als ich mich umdrehte begegnete ich sofort seinem Blick, der schon auf mir gelegen hatte. Ruckartig drehte ich mich wieder um und errötete. Als George unauffällig einen Blick über meine Schulter geworfen hatte, grinste er mir wissend zu.
Fred und Zayn unterhielten sich gerade angeregt und George beugte sich über den Tisch zu mir, was ich ihm reflexartig nachmachte. ,,Du solltest ihn ansprechen." ,,Nein! Warum seid ihr denn auf einmal alle so erpicht darauf, dass ich ihn anspreche?" ,,Was heißt hier alle?" ,,Naja, Liam meinte auch gestern die ganze Stunde lang, dass ich auf ihn zugehen soll." ,,Aber was hält dich denn davon ab?" ,,Angst vor Ablehnung", gab ich zu. ,,Wenn er mir sagt, dass er nichts von mir will, ist das endgültig, aber so habe ich wenigstens noch die Illusion, dass es etwas werden könnte."
,,Ach Harry..." Es klang furchtbar bemitleidend. ,,Hey, es ist alles gut. Ich hab mich damit abgefunden." Ich zwang mich zum Lächeln. Ich hatte mich zwar nicht so richtig damit abgefunden, aber das musste er nicht wissen.
,,Ich hab jetzt Wahrsagen, hat das sonst noch wer?" Fred und George schüttelten die Köpfe. ,,Ich hab auch kein Wahrsagen, aber Niall glaube ich." Ich nickte. Hofften wir mal, dass Niall mir einigermaßen verziehen hat.
Als ich in den Wahrsageraum kam, war Louis schon da. Calum und Niall waren noch nicht da. Ich setzte mich auf meinen Platz und senkte meinen Blick. Wenn Louis mich nochmal beim Starren erwischen würde, wäre das echt mega peinlich.
Mit jeder Minute, die Niall nicht den Raum betrat wurde ich nervöser. Calum war auch noch nicht da. Nun warf ich doch einen Blick über die Schulter zu Louis. Er wirkte auch nervös. Immer wieder strich er sich durch die ohnehin schon verwuschelten Haare oder wippte mit dem Bein auf und ab.
Die Tür ging auf und sofort lag mein Blick wieder auf der Tür. Tatsächlich kam Niall mit einem breiten Lächeln in den Raum. Erleichtert atmete ich auf. Direkt hinter Niall betrat Calum den Raum und auch er lächelte. Kaum hatte sich Niall neben mir niedergelassen, wurde ich in eine knochenbrechende Umarmung gezogen.
,,Du hattest Recht Harry. So Recht." Ich wusste sofort wovon er sprach und schlang einfach meinerseits auch die Arme um seinen zierlichen Körper.
Am Nachmittag war ich mit Fred, George, Niall, Zayn und Liam am See. Mit meinem Rücken gegen einen Baum gelehnt saß ich da und las ein Buch. Fred und George schienen an einem Streich zu tüfteln, so wie sie da über ihrem Pergament hockten, während Zayn, Liam und Niall in ein Gespräch vertieft waren. Und so bemerkten wir die zwei Jungs, die auf uns zugekommen sind, erst als sie direkt vor uns standen.
Louis setzte sich zwischen mich und die Zwillinge und fragte sie, was sie da machten. Ich würde lügen, wenn es mich nicht in irgendeiner Art verletzten würde, dass er sich nicht für mich zu interessieren schien. Mein Blick wanderte von Louis zu Calum, der Niall hochgezogen hat. Ich musste lächeln, als sich die beiden gemeinsam auf dem Steg niederließen und Niall seinen Kopf an Calums Schulter legte. Calum passte so viel besser zu Niall als ich.
Zayn holte jetzt seine Hausaufgaben heraus und bat Liam einmal drüber zu schauen, was dieser, hilfsbereit wie er war, auch tat.
Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder meinem Buch zu. Mein Blick glitt allerdings immer abwechselnd zu Louis oder zu Niall. Erstgenannter saß immer noch bei Fred und George und redete mit ihnen über ihren neusten Streich. Unbeabsichtigt hörte ich zu.
,,Wir haben da diese Farbbomben. Die platzen, wenn jemand an ihnen vorbeikommt." ,,Sie sind aber gleichzeitig praktisch unkaputtbar. Sie explodieren zwar, wenn jemand vorbeiläuft, sind danach aber wieder heile, bereit für das nächste Opfer." ,,Ganz ausgetüftelt haben wir das zwar noch nicht-" ,,Nach Hundert Mal, ist sie kaputt" ,,-aber wir sind mit Harrys Hilfe schon deutlich weiter als am Anfang." ,,Ja, er hat uns mit den Zaubern wirklich ziemlich geholfen. Wir hätten das vermutlich nicht so schnell hinbekommen", erzählten Fred und George abwechselnd von ihrer neusten Erfindung.
Ich riss mich von dem Gespräch los und schaute nun zu Niall und Calum. Inzwischen hatten sie die Schuhe ausgezogen und ließen ihre Füße im See baumeln. Calum sagte irgendwas. Ich konnte zwar nicht verstehen was, aber Nialls breites Grinsen sprach Bände. Er lehnte an Calums Schulter, der wiederum seinen Arm um Nialls Schultern gelegt hatte.
Ich zwang mich dazu in mein Buch zu schauen und ein paar Seiten zu lesen, zumal es eigentlich wirklich interessant war. Doch keine zwei Sekunden später schaute ich schon wieder weg. Diesmal zu Zayn und Liam. Sie schauten gemeinsam auf Zayns Pergament und kicherten über irgendwas. Ich wüsste zu gerne worüber. Liam zeigte auf eine Stelle in Zayns Aufsatz. ,,So kannst du das nicht schreiben. Das ist viel zu umgangssprachlich. Versuch förmlicher zu bleiben." Zayn nickte, tunkte dann seine Feder in die Tinte, strich das Geschriebene durch und ersetzte es durch neue Wörter. ,,So besser?" Liam nickte zufrieden. ,,Viel besser."
Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder dem Buch zu und schaffte mich nun endlich darauf zu konzentrieren und alle anderen um mich herum auszublenden. Alle Gespräche, die Geräusche, die vom See kamen und das Kratzen von Zayns Feder über das Pergament. Ich schaffte es vollkommen in die Handlung einzutauchen.
Solange, bis sich ein Kopf unsanft in meinen Schoß schmiss. Erschrocken sah ich auf und direkt in Louis' Augen. Die schönsten Augen, die ich jemals gesehen hatte. Dieses leuchtende Blau, das man selbst aus der Ferne noch gut erkennen konnte.
,,Was liest du?", fragte er und schaute zu mir hoch. Einen Moment war ich wie erstarrt, dann murmelte ich: ,,Lach mich nicht aus." ,,Würde ich niemals tun. Nun rück schon raus mit der Sprache!", meinte Louis ungerührt. ,,Selection. Ich lese Selection. Den ersten Teil." ,,Worum geht's da?" Nervös drückte ich mir mein Buch an die Brust. Ich hatte das Gefühl ich würde mich zum Affen machen, wenn ich ihm erzählte worum es in dem Buch ging. Es war schließlich durch und durch ein absolutes Mädchenbuch.
Meine Beine zuckten und eigentlich hätte ich sie jetzt angezogen, aber Louis' Kopf lag ja immer darauf. Louis runzelte die Stirn, während er weiter mein Gesicht musterte. ,,Alles okay?" Schnell nickte ich. ,,Ja, klar. Ähm... in... in dem Buch geht's um America, die an einem Casting teilnimmt, bei dem 35 Mädchen aus ganz Illéa ausgewählt und in den Palast geschickt werden, wo der Prinz sich eines der Mädchen aussuchen soll um sie zu heiraten." Ich redete so schnell, dass ich mir sicher war, dass Louis nur die Hälfte verstand.
Während ich überall hinsah, nur nicht in sein Gesicht, begegnete ich Fred und Georges Blicken, die mich mit anzüglich wackelnden Augenbrauen ansahen.
Mit einer schnellen Handbewegung zog Louis mir das Buch aus dem Arm. ,,Hey!" Ich wollte es mir zurück schnappen, aber Louis haute achtlos mit einer Hand nach meinen Händen, während sein Blick auf das Buch, das er mittlerweile auf seiner Brust abgestellt hatte, fixiert war. Als ich schließlich aufgab mein Buch wiederbekommen zu wollen, schlug er es auf und begann zu lesen.
,,Eigentlich wollte ich das Buch lesen", beschwerte ich mich. ,,Und jetzt lese ich es." Er zuckte mit den Schultern und schenkte mir ein Lächeln, bei dem ich ihm einfach nicht böse sein konnte. Ich wollte mit meiner Hand durch seine Haare streichen, aber ich hielt mich zurück. Und so beobachtete ich ihn einfach nur, wie er da in meinem Schoß lag und mein Buch las.
Eine ganze Weile starrte ich ihn an. Er hatte verdammt lange Wimpern, die kleine halbmondförmige Schatten auf seine Wange warfen, wenn er die Augen auf das Buch gerichtet hatte. Außerdem er hatte ziemlich schöne Wangenknochen und wenn er lächelte, bildeten sich kleine Fältchen um seine Augen, die einfach nur süß waren.
Ich war ihm so sehr verfallen, dass es schon fast gruselig wurde. Meine Hand zuckte wieder in die Richtung von Louis Haaren. Grade noch rechtzeitig schaffte ich es, sie davon abzuhalten, sich in seinen Haaren zu vergraben und nie wieder loszulassen.
Es beängstigte mich, dass ich mich so von ihm angezogen fühlte. Das war doch nicht normal, oder? Gedanken darüber, dass Louis mich niemals zurücklieben könnte, setzten sich in meinem Kopf fest. Was wollte er auch mit mir. Er war praktisch die Perfektion in Person.
Ich starrte Louis weiter an und doch nahm ich nichts mehr wahr, außer den Gedanken in meinem Kopf, die mir erzählten, dass ich niemals gut genug für Louis würde sein können. Wenn ich es schon nicht hinbekam Freundschaften gescheit zu führen, wie sollte ich dann jemals eine Beziehung hinbekommen?
Eine weiche Hand an meiner Wange ließ mich aufschrecken. Louis saß jetzt auf meinem Schoß und hatte seine rechte Hand auf meiner Wange abgelegt. Mit der linken hielt er noch immer das Buch fest, mit einem Finger zwischen den Seiten auf denen er aufgehört hatte zu lesen.
Besorgt sah er mich an. ,,Ist wirklich alles okay? Du wirkst so abwesend und irgendwie traurig." Ich brauchte einige Augenblicke um mich zu fangen, dann nickte ich. ,,Ja. Ja, mir geht's gut. Ich... ich muss nur eben aufs Klo." Eigentlich musste ich gar nicht. Ich wollte nur flüchten, denn wenn ich jetzt in eine meiner Phasen abrutschte, und das würde ich ganz sicher tun, dafür kannte ich mich gut genug, dann wollte ich nicht, dass irgendjemand das mitbekam, vor allem nicht Louis. Hastig stand ich auf. Louis rutschte dabei von meinem Schoß und während ich davoneilte, spürte ich Louis' verdatterten Blick in meinem Rücken.
In der erst besten Toilette angekommen, schloss ich mich in eine der Kabinen und ließ mich an der Wand hinabrutschen, sodass ich am Ende auf dem versifften Boden saß. Die Beine zog ich fest an meinen Körper und umschloss sie mit meinen Armen.
Was konnte ich eigentlich? Mit dieser Aktion eben hatte ich Louis mit Sicherheit auch schon wieder vergrault. Ich war wirklich zu nichts zu gebrauchen.
Die erste Träne rollte über meine Wange.
Warum war ich nur so unfähig? Warum nervte ich immer alle? Ich wollte doch nur, dass Louis mich mag, aber dafür würde ich niemals gut genug sein.
Der erste Schluchzer kam über meine Lippen.
Und jetzt schaffte ich es nicht mal mich zusammen zu reißen. Nein, ich war eine elende Heulsuse. Es war so dumm, wegen sowas zu weinen. Mir hat niemand etwas getan. Es geht immer nur von mir und meinen Gedanken aus. Ich war so lächerlich.
Der Fakt, dass niemand etwas dafür konnte, dass ich grade weinte und dass ich auch eigentlich keinen Grund dazu hatte, ließ mich wütend werden. Ich war so verdammt nutzlos.
,,Harry? Bist du hier?", drang Louis' Stimme an mein Ohr. Scheiße, scheiße, scheiße. Er durfte mich so auf keinen Fall sehen. Schnell presste ich beide Hände auf meinen Mund, damit ich mich nicht durch mein Schluchzen verriet. Dann zog ich meinen Ärmel über die rechte Hand und fuhr mir hastig über die Augen, um die Tränen wegzuwischen. Mit tiefen Atemzügen versuchte ich mich unter Kontrolle zu bringen.
Schritte näherten sich meiner Kabine. ,,Harry? Bist du da drin?" Ich gab keinen Mucks von mir, doch mein schweres Atmen schienen mich zu verraten, während die Tränen einfach nicht aufhören wollten zu laufen.
Ich hörte einen leisen gemurmelten Zauberspruch, dann ging die Kabinentür auf. Sofort hockte sich Louis zu mir. Er strich mir die Locken aus meinem Gesicht, das ich in meinen Knien vergraben hatte. ,,Egal was passiert ist, Haz, alles wird gut, hörst du? Ich bin da." Er schloss mich fest in seine Arme. Ich traute mich nicht meinen Kopf zu heben und ihn anzusehen.
Meine Gedanken quälten mich noch immer, als Louis sich aufrichtete. ,,Komm mit. Hier ist es nicht sonderlich bequem." ,,Ich geh nirgendwo hin", meine Stimme klang heiser und verweint.
,,Dann trage ich dich eben", entschied Louis und hob mich tatsächlich hoch. ,,Lass mich runter, Louis!" ,,Nur wenn du mitkommst." Schnell nickte ich.
Nebeneinander liefen wir durchs Schulgebäude. Zum Glück begegneten wir niemandem. Es war gutes Wetter und alle waren vermutlich noch auf den Ländereien unterwegs. Er führte mich bis vor einer Wand, vor der er dreimal auf und ab lief, bis schließlich eine Tür erschien. Der Raum der Wünsche. Er hatte ihn tatsächlich gefunden. Ich hatte ihn für ein Gerücht gehalten.
Louis schnappte sich mein Handgelenk und zog mich in den Raum. Ein großes Bett stand darin, auf das er mich auch direkt zuführte. Sanft drückte er mich in eine liegende Position und streifte sich selbst schnell die Schuhe ab. Ich folgte seinem Beispiel, dann legte er sich zu mir und kuschelte sich fest an mich.
Unterdessen hatte ich aufgehört zu weinen, aber mir war noch immer elend zu mute. Beruhigend strich Louis mir über den Rücken und hielt mich ansonsten einfach nur fest im Arm.
,,Es tut mir leid. Du solltest mich nicht so sehen. Ich... es tut mir wirklich leid." Ich spürte, wie es in meinem Herz anfing unangenehm zu ziehen, weswegen ich mich mich aus Louis' Armen befreien wollte, aber das ließ er nicht zu. ,,Harry, dir muss wirklich gar nichts Leid tun. Ich hab sogar das Gefühl es sollte viel öfter passieren."
Dass ich weinte? Dass ich so verdammt armselig war, sollte öfter passieren? ,,Es sollte dich öfter jemand finden und in den Arm nehmen bis du wieder lächeln kannst."
Er zog mich noch ein Stück näher an sich heran. ,,Ich bin für dich da, okay? Du kannst immer zu mir kommen, egal was los ist." Ich sah auf. Louis betrachtete mich mit einem liebevollen Blick.
Wieder brach meine ganze Selbstbeherrschung zusammen, nur bei einem Blick in so unglaublich liebevolle Augen. Seit Ewigkeiten hatte mich niemand mehr mit einem solchen Blick bedacht.
Ich versteckte meinen Kopf in Louis' Halsbeuge, um meine erneut aufkommenden Tränen zu verstecken. Alle Gefühle, die so sorgsam versucht hatte in mir selbst einzuschließen, drangen an die Oberfläche und dabei tat es einfach nur gut von jemandem gehalten zu werden. Ich fühlte mich so wohl in seinen Armen.
Louis sagte kein Wort mehr, er streichelte einfach nur meinen Rücken und meine Haare, bis ich wieder aufgehört hatte zu weinen.
Irgendwann, ein paar Stunden und viel Geduld später, schniefte ich nur noch ein wenig. ,,Wie spät ist es?", fragte ich mit heiserer Stimme. ,,Schon nach der Nachtruhe. Wir sollten auch schlafen." Ich nickte zaghaft und wollte aufstehen, was Louis aber nicht zu ließ. ,,Hier, wir sollten hier schlafen. Schläfst du in Schlafanzug oder nur Boxershorts?"
,,Schlafanzug", gab ich murmelnd zu. ,,Okay, warte kurz." Louis kniff kurz die Augen vor Konzentration etwas zusammen, dann erschien vor mir ein Schlafanzug.
,,Okay, zieh dich um, ich dreh mich auch weg." Ich tat was er mir befohlen hatte und zog mich um. Louis stand währenddessen mit dem Rücken zu mir und zog sich nur bis auf die Boxershorts aus.
Als wir schließlich beide fertig waren, legten wir uns wieder aufs Bett und er zog mich beschützend in seine Arme. ,,Schlaf. Ich passe auf dich auf." Ich nickte und kuschelte mich dankbar enger an ihn heran. ,,Danke. Für alles." Louis lächelte mich an und strich mir sanft durch die Haare. ,,Alles für dich, Haz", flüsterte er.
Das viele Weinen hatte mich so sehr angestrengt, dass ich einfach meine Augen schloss und mit der wohligen Wärme, die Louis ausstrahlte, einschlief.
Am nächsten Morgen wachte ich auf und spürte, dass Louis hinter mir lag und seine Arme um meine Hüfte geschlungen hatte. Wohlig seufzte ich. Ich fühlte mich so geborgen und angenommen, wie schon ewig nicht mehr. Vorsichtig drückte ich meinen Rücken noch mehr an seine Brust. Ich wollte alles, nur nicht aufstehen, obwohl ich wusste, dass ich nicht ewig hierbleiben konnte.
Louis strich mir mit der Hand über den Bauch. ,,Wir müssen zum Frühstück", teilte er mir mit. Ich brummte etwas Unverständliches und drehte mich dann in seinen Armen um, um meine Arme fest um seinen Körper zu schlingen. Er lachte leise.
,,Ich glaube, wenn du heute nicht zum Frühstück erscheinst, drehen Fred und George durch vor Sorge", gab mein Kuschelpartner zu bedenken. Ich grummelte leise etwas vor mich hin. Einen kurzen Augenblick genoss ich noch Louis' Nähe, dann löste ich langsam meine Arme von ihm und er tat es mir gleich.
Als wir eine Viertelstunde später vor der großen Halle standen, aus der schon ein reges Stimmengewirr zu vernehmen war, hielt Louis mich noch einen Augenblick zurück. ,,Du kannst immer zu mir kommen, okay? Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit." Mit einem Kloß im Hals nickte ich. ,,Danke", hauchte ich meine Antwort und umarmte ihn.
Unsere Wege trennten sich. Ich lief zum Gryffindortisch und Louis zum Slytherintisch. Ich sah wie Calum ihn wissend anstrahlte.
Meine Freunde sahen weniger wissend und mehr sorgenvoll aus. Als George mich als erster entdeckte, sprang er auf und fiel mir in die Arme. ,,Harry! Jag uns nie wieder so einen Schrecken ein! Wir dachten schon, dir sei sonst was passiert!" ,,Tut mir leid." Das tat es wirklich, ich hätte ihnen eine Nachricht schicken sollen, aber um wirklich betrübt zu sein, war meine Stimmung einfach zu gut.
Mein bester Freund löste sich wieder von mir und drückte mich dann auf die Bank. ,,Setz dich und lass dir eine gute Ausrede einfallen", wies er mich an und danach starrten mich vier Augenpaare erwartungsvoll an.
Kurz erwog ich, ihnen eine Lüge aufzutischen, entschied mich dann aber doch für die Halbwahrheit. Auf kleine Details kam es ja schließlich nicht an.
,,Also, ich war ja auf dem Klo und Louis hat mich da aufgegriffen. Er hat mich dann mit in den Raum der Wünsche genommen. Der existiert tatsächlich. Meint ihr die Rumtreiber haben ihn nie gefunden? Ich meine, weil er ja nicht auf der Karte-" ,,Lenk nicht ab Harry!", schnitt Fred mir das Wort ab.
Verlegen räusperte ich mich und meine Wangen wurden ein bisschen warm. ,,Ja, und naja, im Raum der Wünsche haben wir halt die Zeit vergessen. Als wir das nächste Mal auf die Uhr geschaut hatten, war es schon nach der Sperrstunde und wir haben beschlossen da zu schlafen."
,,Miteinander?" ,,Nein! Nebeneinander!" Fred und George wackelten mit den Augenbrauen. ,,Und was habt ihr gemacht, während ihr ,,die Zeit vergessen" habt?", fragte Niall und malte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft.
Oh Shit. Da sollte ich mir vielleicht doch lieber eine Lüge einfallen lassen. Die Wahrheit war vermutlich nicht so eine gute Idee. ,,Wir haben einfach ein bisschen geredet. Das ist alles." Okay, passabel. Hätte besser sein können. Gedehnt nickten die Zwillinge. ,,Ah ja. Geredet." Sie glaubten mir nicht.
,,Ja", beharrte ich auf meiner Antwort. Die Vier brachen in Gelächter aus. ,,Ist schon gut Harry." ,,Wir glauben dir ja." ,,Es freut mich, dass ihr endlich zueinander gefunden habt." George lächelte mich warm an. Ich umarmte ihn von der Seite. ,,Ich freue mich auch. Ihr wisst gar nicht, wie sehr. Ich hab mir das so lange gewünscht."
Um das Thema von mir abzulenken, fragte ich an Niall gewandt: ,,Was läuft denn da eigentlich zwischen dir und Calum?" Niall wurde ein wenig rötlich um die Nase. ,,Hmm, also, naja. Ich... Ich mag ihn. Sehr. Aber wenn ich am Ende des Schuljahres wieder nach Beauxbatons zurückkehren muss..." Er brach ab und ich konnte Tränen in seinen Augen schimmern sehen
,,Ich wünschte, ich könnte hier in Hogwarts bleiben." ,,Warum kannst du nicht?", fragte Fred nach. ,,Meine Eltern wollen unbedingt, dass ich nach Beauxbatons gehe. Ich weiß nicht warum. Sie hatten auch was dagegen, dass ich für das Trimagische Turnier nach England komme. Wahrscheinlich haben sie Angst, ich könnte sie über die Ferien besuchen kommen." Niall klang bitter. Zayn legte ihm eine Hand auf den Arm.
,,Vielleicht können wir ja mal mit deinen Eltern reden. Ich werde meine auch definitiv darum bitten, mich ab nächstes Jahr nach Hogwarts gehen zu lassen." Dankbar nickte Niall und legte seine Hand auf die seines besten Freundes, um sie zu drücken.
Mit einem Schwenk meines Zauberstabs, ließ ich zwei Rollen Pergament, sowie Feder und Tinte erscheinen. ,,Ihr solltet ihnen direkt schreiben."
Eifrig machten sie sich ans Schreiben. Schon zwei Tage später kam die erste Antwort in Form eines Heulers für Niall. Es war schon spät, aber wir saßen noch zusammen auf meinem Bett in unserem Schlafsaal und quatschten, als Piffle, eine der Schuleulen, gegen die Fensterscheibe flog.
Schnell öffneten wir das Fenster und ließen sie herein. Sie warf den Brief in Nialls Schoß und fraß dann den Eulenkeks, den ich ihr in weiser Voraussicht vor den Schnabel gehalten hatte, weil ich genau wusste, dass die Schuleulen auch schonmal aggressiv werden konnten.
Niall wurde blass, als er die Farbe des Briefes sah und konnte nur noch entgeistert ,,ein Heuler" hauchen, bevor der auch schon zum Schreien ansetzte.
,,WAS DENKST DU DIR NUR!? NACH HOGWARTS GEHEN! DAS WERDEN WIR NICHT ZULASSEN! IN BEAUXBATONS IST ES VIEL SICHERER! DU WIRST NIEMALS NACH HOGWARTS GEHEN. FREUNDE HIN ODER HER! DU WIRST ZURÜCK IN DEINE ALTE SCHULE GEHEN! SCHON DIESES TRIMAGISCHE TURNIER WAR ZU VIEL!" Nach dieses Worten zeriss sich der Brief von selber und lag schließlich in Fetzten auf Nialls Schoß.
Es war zugegeben ein ziemlich kurzer Heuler. Niall standen die Tränen in den Augen. ,,Das schreit doch gradezu nach ,Niall wir hassen dich. Du bist eine Schande für die Familie!'", schluchzte Niall, aber mich hatte diese eine Zeile in dem Brief stutzig gemacht.
,,Du Niall, bist du dir da sicher? Deine Mutter hat gesagt, dass es in Beauxbatons viel sicherer ist. Was ist, wenn sie sich eigentlich nur Sorgen um dich macht, wegen Voldemort und dem ganzen Scheiß? Das ist zu großen Teilen in England gewesen. Vielleicht denken sie einfach, je weiter du von England weg bist, desto sicherer bist du." ,,Aber Voldemort ist doch schon lange tot", wandte Niall weinend ein. ,,Sie hassen mich."
Ich sah kurz zu Piffle, die immer noch auf meiner Schulter saß und ihren Keks mampfte. Mir kam eine Idee. Ich lief zu meinem Schreibtisch rüber und schrieb schnell eine kurze Nachricht. Louis hatte doch gesagt, dass er mir immer helfen würde, oder?
Ich rollte den Brief zusammen und band ihn Piffle ans Bein. Kurz flüsterte ich ihr zu, wohin sie musste, dann flog sie aus dem Fenster.
,,Wem hast du geschrieben?", fragte George verwirrt. ,,Das werdet ihr gleich erfahren. Kommt mit." Auf leisen Sohlen folgten meine Freunde mir aus dem Schlafsaal, durch den Gemeinschaftsraum und durch das Porträtloch hinaus. ,,Du weißt schon, dass schon Nachtruhe ist, oder?", fragte Zayn. ,,Nichts könnte mir grade egaler sein. Folgt mir", gab ich zurück.
Leise schlichen wir durchs Schloss. Wir brauchten nicht mal Licht. Plötzlich hörten wir Schritte hinter uns. Einen kurzen Augenblick sahen wir uns an, dann begannen wir zu rennen.
Aber wir waren nicht schnell genug. Die Schritte kamen immer näher und dann stand Liam hinter uns. ,,Was macht ihr hier?", fragte er misstrauisch. ,,Wir könnten dich dasselbe fragen", gab Fred zurück. ,,Ich bin Vertrauensschüler und auf Patrouille. Das beantwortet aber nicht meine Frage."
Bevor die Zwillinge nochmal was sagen konnten, mischte ich mich ein. ,,Wir sind auf dem Weg zu einem Krisenstab. Wir wollen, dass Zayn und Niall hierbleiben. Komm doch mit." Liams Augen richteten sich auf Zayn und Niall. Dann nickte er langsam.
Mit einem mehr liefen wir also weiter. Vor dem Raum der Wünsche blieb ich stehen. Drei Mal lief ich auf und ab, dann erschien die Tür und wir traten ein. ,,Auf wen warten wir eigentlich?", fragte Liam. ,,Auf Louis und Calum", gab ich bereitwillig die geforderte Information.
Kaum hatte ich das gesagt, kamen die beiden auch schon um die Ecke gelaufen. Noch ganz außer Atem standen sie vor der noch offenen Tür und ich winkte sie herein.
,,Was ist los?", fragte Louis noch ganz kurzatmig und musterte mich einmal von oben bis unten, bevor er mich in eine schützende Umarmung zog. ,,Ist was mit dir?" Ich schlang meine Arme um Louis' schlanken Körper. ,,Nein, mir geht es prima. Es geht um Niall und Zayn."
Calum hatte Niall im Arm, der wieder angefangen hatte zu weinen. ,,Es ist so, dass Niall und Zayn ihre Eltern gefragt haben, ob sie nach Hogwarts wechseln dürfen."
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Zayn ein wenig schüchtern zu Liam rüber schaute. ,,Niall hat grade eben die Antwort bekommen. Seine Eltern haben mehr als deutlich gemacht, dass sie nicht wollen, dass Niall hierher wechselt."
,,Sie hassen mich", schluchzte Niall an Calums Brust. Calum versuchte ihn zu beruhigen, indem er ihm sanft durch die Haare strich und ihm leise beruhigende Worte ins Ohr flüsterte.
,,Was stand denn in dem Brief?", fragte Liam, der einen kühlen Kopf bewahrte. Fred und George gaben den Inhalt des Heulers ziemlich wortgetreu wieder. Ich hätte das niemals gekonnt. Ich war ganz schlecht darin exakte Wortlaute wiederzugeben.
Mittlerweile hatten wir uns einen Tisch herbei gewünscht und setzten uns. Louis, der mir gegenüber saß, starrte mich nachdenklich an, allerdings schien er keinen Punkt zu fixieren, sondern einfach nur ins Leere zu schauen.
,,Hm", machte er. Wieder war es eine Weile still, dann machte er nochmal: ,,Hm". Calum ergriff das Wort: ,,Was meinen sie damit, dass es in Beauxbatons viel sicherer sei?" Niall saß seitlich auf seinem Schoß und hatte seinen Kopf auf Calums Schulter gelegt.
Ich zuckte mit den Schultern. ,,Das habe ich mich auch schon gefragt." ,,Vielleicht ist es ja wegen Voldemort", schlug Louis vor. ,,Aber der ist doch schon lange tot", warf Zayn ein.
Ich tauschte einen Blick mit den Zwillingen. Wir hatten ein bisschen was von Ron und Harry mitbekommen und waren uns alle drei ziemlich sicher, dass Voldemort noch immer da war.
,,Nur verschwunden, es gab keine Leiche", berichtigte George. Wieder herrschte eine Weile lang Schweigen.
,,Es macht schon Sinn", brach Calum nach ein paar Minuten das Schweigen. Er streichelte Nialls Seite entlang, als er weitersprach. ,,Vielleicht wollen dich deine Eltern einfach nur beschützen und weil bisher vor allem England betroffen war, möchten sie dich vielleicht einfach nur in Sicherheit wissen."
,,Nein, sie hassen mich" ,,Warum bist da so sicher?", fragte Calum sanft. Niall zuckte mit den Schultern. ,,Sie sind immer so abweisend, wenn ich da bin."
George schaltete sich ein: ,,Ich würde sie einfach mal konfrontieren und schauen, was sie sagen." Widerwillig nickte Niall. Ich konnte einen Funken von Angst in seinen Augen entdecken. Calum anscheinend auch, denn er strich Niall sanft über den Arm und flüsterte: ,,Alles wird gut. Ich passe auf dich auf, okay?" Wieder nickte Niall.
,,Was ist mit dir, Zayn? Weißt du schon, ob du bleiben darfst?" Zayn schüttelte den Kopf. ,,Ne, meine Eltern haben noch nicht geschrieben." Liam nickte.
,,Wir sollten für heute Nacht hierbleiben. Es ist schon spät", meinte ich dann. ,,Spät war es eben auch schon", kam es spöttisch von Fred. ,,Du kannst ruhig zugeben, dass du noch mit Louis rummachen willst."
Ich spürte, wie Hitze in meinen Wangen aufstieg. Ich wollte tatsächlich nur hier schlafen, damit ich vielleicht heimlich in Louis' Bett steigen konnte, wenn alle schliefen, um mit ihm zu kuscheln. Louis' Körperwärme war so beruhigend gewesen, das letzte Mal.
,,Aber er hat Recht", warf Liam, ganz der Vertrauensschüler, ein. ,,Niemand von uns sollte mehr draußen auf den Gängen herumlaufen. Kurz kniff er die Augen zusammen, dann waren an der Wand sechs Betten erschienen.
Zayn zog eine Augenbraue in die Höhe. ,,Fehlen da nicht mindestens noch zwei Betten?" ,,Nicht, wenn Louis und Harry in einem Bett schlafen und Calum und Niall." Man sah förmlich, wie bei Zayn ein Licht aufging.
Eine Viertelstunde später lagen wir alle im Bett. Ich war nicht an Louis gekuschelt, wie ich es gerne gehabt hätte, sondern lag einfach nur neben ihm. Ich wollte wirklich, aber als ich mich dann hingelegt hatte, hatte mich der Mut verlassen und Louis hat mich nur ein bisschen nachdenklich angeschaut, bevor er es einfach hingenommen hat.
An seinen tiefen Atemzügen erkannte ich, dass er schon schlief. Unruhig und hellwach rutschte ich ein wenig herum und rollte mich von einer Seite auf die andere. Ich lag grade mit dem Rücken zu Louis, als er sich bewegte. Schnell fing ich an langsam und gleichmäßig zu atmen. Falls er aufwachte, würde er dann hoffentlich denken, dass ich schlafen würde.
Ein Arm schlang sich um meine Taille und ein anderer schob sich unter meinen Körper. Louis' warmer Körper drückte sich von hinten an meinen, sodass ich mit meinem Rücken an seine Brust gepresst war.
Mir wurde wohlig warm. ,,Schlaf", flüsterte Louis mir mit verschlafener Stimme ins Ohr, während er mich noch näher an sich presste. Mit langsamen, kreisförmigen Bewegungen streichelte er mir über den Bauch, was mich zusätzlich beruhigte. Es dauerte keine Minute mehr, da war ich schon eingeschlafen.
Am nächsten Morgen erwachte ich eingekuschelt in Louis' Arme. Ich hätte nichts dagegen, jeden Morgen so aufwachen. So wohlig und warm. Ich fühlte mich wahnsinnig geborgen.
Weiche Lippen berührten meinen Nacken und hauchten Küsse auf die Haut dort. ,,Guten Morgen", flüsterte Louis in die Stille hinein. Eine angenehme Gänsehaut überkam mich. Ich spürte, wie Louis' Lippen sich in meinem Nacken zu einem Lächeln verzogen.
,,Ich mag es, wie du auf mich reagierst", flüsterte er mir in Ohr und hauchte einen Kuss daneben.
Vorsichtig drehte ich mich in seinen Armen um und vergrub dann mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Ich konnte deutlich spüren, wie meine Wangen heißer geworden waren, bei seinen Worten.
Fest schlang er seine Arme um mich. Eine lag auf meinem Hinterkopf und drückte mich sanft an ihn, die anderen hatte er um meine Hüfte gelegt. Tief atmete ich Louis' Geruch ein.
,,Na, ihr Turteltäubchen", unterbrach Fred uns und ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie er vielsagend mit den Augenbrauen wackelte, genau so, wie er es immer tat. ,,Wenn wir euch alleine lassen sollen, müsst ihr es nur sagen."
Ich löste mich ein wenig von Louis und schaute Fred an. Er wackelte tatsächlich mit den Augenbrauen. ,,Schlafen die anderen noch?", fragte Louis, während ich mich darauf beschränkte meinen besten Freund böse anzufunkeln.
,,Liam nicht mehr, er hat uns gezwungen euch aufzuwecken, weil es bald Frühstückszeit ist." Louis nickte und strich mir durch die Haare. ,,Dann sollten wir wohl besser mal aufstehen", meinte er und löste seine Arme von mir. Ein wenig widerwillig stand ich auch auf, während Fred sich daran machte, Liam dabei zu helfen, Zayn zu wecken.
Ich hörte einen spitzen Schrei und fuhr herum. Zayn saß wie ein begossener Pudel im Bett und funkelte Fred böse an. So wie es aussah, hatte der nämlich kurzen Prozess gemacht und einen Wasserstrahl auf Zayn spritzen lassen, um ihm aufzuwecken. ,,Wo wir jetzt alle wach sind, können wir ja auch endlich zum Frühstück gehen." George klatschte in die Hände.
Der Tag verging nur schleppend. Da ich heute weder Wahrsagen, noch Zaubertränke hatte, sah ich Louis nur während des Essens und auch da immer nur aus der Ferne.
Nach der letzten Stunde machte ich mich auf den Weg in die Bibliothek. Für Verteidigung gegen die Dunklen Künste mussten wir einen siebenseitigen Aufsatz schreiben und ich brauchte noch ein Buch dafür.
Es war still und kaum Schüler hielten sich in der Bibliothek auf. Zielstrebig lief ich weiter nach hinten, um mir das passende Buch herauszusuchen.
Ich hörte ein leises Rascheln, das immer lauter wurde, je tiefer ich in den Raum ging. Es hörte sich an, wie rasch umgeblätterte Buchseiten. Ein leises Fluchen gesellte sich hinzu.
Aus Neugierde näherte ich mich den Geräuschen. Als ich zwischen den Regalen hervortrat, sah ich Louis, der von schwebenden Büchern umzingelt wurde. Er blätterte gleichzeitig in fünf Büchern und sah so aus, als würde er gleich anfangen zu weinen. Noch unzählige weitere Bücher lagen auf dem Boden verteilt, weswegen ich sehr aufpassen musste, als ich mir einen Weg zu Louis bahnte.
Er stand mit dem Rücken zu mir und ich meinte ein leises Schluchzen zu hören. Louis sank auf die Knie, sein Körper bebte.
Ich machte meinen letzten Schritt auf ihn zu und hockte mich neben ihn. ,,Ist alles okay, Louis?", fragte ich vorsichtig und er zuckte zusammen. Schnell wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht und lächelte mich an. Es sah ziemlich gequält aus, dafür, dass es mich überzeugen sollte, dass es ihm gut ging.
,,Lüg mich nicht an, Lou", meinte ich bloß und legte meine Arme um seinen Körper. Ich spürte, wie er sich mehr an mich lehnte und die Tränen meinen Umhang durchnässten. Sanft strich ich ihm durch die Haare. Ich fragte nicht, was los war, sondern ließ ihn sich einfach beruhigen.
Irgendwann zog ich ihn hoch und lief mit ihm zum Raum der Wünsche. Wieder stand ein Bett darin. Kaum hatten wir uns fest darin zusammen gekuschelt, fing er auch schon an zu reden.
,,Ich glaube, ich kriege das alles nicht hin, Harry. Das ist alles viel zu viel für mich." Louis' Kopf lag auf meiner Brust, meine Arme waren um seinen Körper geschlungen und Louis hatte eines seiner Beine zwischen meine geschoben. Hysterisch schnappte er nach Luft.
,,Alles wird gut, Louis. Ich bin da, ich werde dir helfen", versuchte ich ihn zu beruhigen. Es schien zu funktionieren, Louis' Atem wurde ruhiger und sein Körper entspannte sich. ,,Willst du mir erzählen, was los ist?", fragte ich.
Louis atmete tief durch, nickte und begann nochmal zu reden. ,,Du weißt ja, dass ich den Kurs für Zaubertränke und den für Wahrsagen wiederholen muss, weil ich letztes Jahr durchgefallen bin." Ich nickte, obwohl es keine Frage gewesen war.
,,Zum Halbjahr muss ich eine Prüfung ablegen, um ab dem nächsten Halbjahr in die Siebener Kurse zu kommen, für die ich ja parallel auch noch lernen muss und das alles wächst mir fürchterlich über den Kopf. Ich kriege nichts auf die Kette. Ich werde das nie schaffen."
,,Natürlich wirst du das-" Eigentlich wollte ich noch mehr sagen, aber Louis unterbrach mich. ,,Du hast ja keine Ahnung. Du bist gut in der Schule und musst dich nicht mal großartig dafür anstrengen, aber das hier ist meine letzte Chance."
Beruhigend streichelte ich seinen Rücken. ,,Wenn du willst, kann ich dir helfen mit dem Lernen. Gemeinsam kriegen wir das schon hin."
Das schien Louis jetzt aus dem Konzept gebracht zu haben. ,,Ge... gemeinsam?" ,,Natürlich gemeinsam. Ich lasse dich ganz sicher nicht im Stich, wenn du ausnahmsweise mal meine Hilfe brauchst und nicht anders herum."
,,Danke", hauchte Louis und drückte sich näher an mich. Wir kuschelten eine Weile einfach nur, bis plötzlich aus dem Nichts ein Stapel Bücher erschien.
,,Können wir vielleicht direkt anfangen?", fragte Louis schüchtern. Ich strich ihm noch einmal durch die Haare, bevor ich mich von ihm löste. ,,Klar" Ich stand auf und schnappte mir das erste Buch. ,,Du musst nur eine Prüfung in Wahrsagen und Zaubertränke machen oder?" Er nickte.
Den kompletten restlichen Nachmittag verbrachten Louis und ich im Raum der Wünsche und lernten. Als wir uns verabschiedeten, um wieder in unsere Schlafsäle zu gehen, bemerkte ich, dass Louis deutlich entspannter war und glücklicher aussah.
,,Danke Harry", meinte er und umarmte mich. ,,Alles für dich, Lou", wiederholte ich seine Worte von damals.
Er sah zu mir hoch und lächelte mich an. Ich sah ihm in die Augen und erwiderte das Lächeln. Seine Augen waren so wunderschön. Das Blau war so strahlend, dass ich nicht mehr wegsehen konnte.
Schweigend sahen wir uns an. Meine Arme lagen immer noch um Louis' Taille. Ich bemerkte, wie Louis sich auf die Zehenspitzen stellte und meinem Gesicht immer näherkam.
Ich beugte mich ein wenig hinunter und konnte schon Louis' Atem auf meinen Lippen spüren. Mein Blick glitt zu seinen Lippen und wieder zurück zu seinen Augen. Noch ein klitzekleines Stück und dann würden unsere Lippen sich berühren.
Meine Lippen streiften kurz über Louis', bevor ich sie endgültig versiegelte. Vorsichtig bewegte ich meinen Mund gegen seinen.
Wir brauchten ein paar Sekunden, um einen Gleichklang zu finden. Ich spürte, wie Louis' Hände sich in meinen Umhang krallten, während unser Kuss intensiver wurde.
Jemand räusperte sich hinter uns. Erschrocken fuhren wir auseinander. Ich drehte mich um und entdeckte Professor McGonnagall. Hitze breitete sich in meinem Gesicht aus. Unser erster Kuss und er wurde ausgerechnet von McGonnagall unterbrochen? Wie peinlich.
Louis schob seine Finger zwischen meine und an der Art, wie er sie drückte, merkte ich, dass es ihm ebenso peinlich war, wie mir.
,,Mister Tomlinson, Mister Styles, Sie haben noch fünf Minuten, bevor die Nachtruhe beginnt, Sie sollten sich beeilen, um in Ihre Schlafräume zu gelangen, nicht, dass Sie nach Beginn der Nachtruhe erwischt werden." Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen und ließ sie weniger streng aussehen.
,,Ja, Professor McGonnagall", antwortete ich schnell und zog Louis mit um die nächste Ecke. Schweigend, aber Händchenhaltend liefen wir bis zur Treppe, wo sich unsere Wege trennten. Louis umarmte mich ein letztes Mal. ,,Wir sehen uns morgen, Hazza." Bei dem Spitznamen wurde mir ganz warm. ,,Ja, bis morgen Lou."
Er fuhr mit der Hand über meine Wange, bevor er sich umwandte und die Treppen hinuntereilte, um noch rechtzeitig im Keller anzukommen.
Mit einem wohlig, warmen und gleichzeitig beschwingten Gefühl lief ich zum Gryffindorturm. ,,Schlickschlumpf", nannte ich der Fetten Dame das Passwort und betrat dann den Gemeinschaftsraum.
Fred und George saßen mit Niall und Zayn auf einem der Sofas vor dem Kamin. Ich setzte mich zu ihnen und bekam das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht.
,,Was ist denn mit dir passiert, du Grinsekatze?", fragte George, der sich von meinem Grinsen anstecken ließ. ,,Louis und ich haben uns geküsst", quietschte ich in einer Tonlage, von der ich nicht wusste, dass ich sie erreichen konnte.
Niall sprang mir in die Arme. ,,Oh Harry, ich freue mich so für dich!" Überschwänglich strahlte er mich an. Die bedrückte Stimmung von gestern schien verflogen zu sein. Auch Zayn lächelte mich an. ,,Seid ihr jetzt zusammen?", fragte George.
Ich zuckte mit den Schultern. ,,Keine Ahnung. Wir sind nicht mehr dazu gekommen das zu besprechen. McGonnagall hat uns erwischt."
,,Jetzt musst du uns alles erzählen." Und das tat ich auch. Ich erzählte ihnen alles, nur Louis' Zusammenbruch in der Bibliothek ließ ich weg, das mussten sie wirklich nicht wissen.
,,Das ist nicht die einzige tolle Nachricht", sagte George, als ich schließlich geendet hatte. ,,Nein? Erzählt!" ,,Zayn und Niall haben beide nochmal Post gekommen." ,,Nachdem Niall ja gestern noch einen Brief an seine Eltern geschickt hat, mit der Bitte nach einer Erklärung, sind grade eben zwei Briefe angekommen. Der lang ersehnte für Zayn und einer von Nialls Eltern", erklärten Fred und George abwechselnd.
,,Meine Eltern haben sofort zugestimmt und gemeint, dass sie einfach nur wollen, dass ich glücklich bin", offenbarte Zayn den Inhalt seines Briefes.
,,Und meine Eltern", machte Niall weiter, ,,haben erklärt, dass sie Angst haben, dass Voldemort zurückkommt und sie glauben, dass ich in Beauxbatons sicherer bin. Aber ich habe in meinem Brief ja auch noch geschrieben, dass ich wirklich gerne nach Hogwarts gehen würde, weil ich mich hier viel wohler fühle und schon mehr Freunde gefunden hab, als in den letzten sechs Jahren in Beauxbatons und dass ich mich verliebt habe. Das scheint sie umgestimmt zu haben. Sie haben nämlich geschrieben - ich zitiere - ,Wenn es dir wirklich so viel bedeutet, Niall, dann darfst du dein letztes Schuljahr in Hogwarts machen'. Ist das nicht fantastisch!?"
Euphorisch sprang ich auf und zog ihn fest in meine Arme. ,,Es ist absolut fantastisch!" Die anderen standen nun auch auf und schlossen sich der festen Umarmung an.
Als wir am nächsten Morgen die Treppe zur Großen Halle herunterstiegen, standen Calum und Louis schon davor und warteten.
Ich wusste, dass Niall Calum gestern noch eine Nachricht geschickt hat, in der genau drei Wörter standen. ,,Ich darf bleiben".
Kaum hatte Niall ihn entdeckt, sprang er die letzten drei Stufen hinunter und lief auf Calum zu, der ihn mühelos hochhob und im Kreis herumwirbelte.
Louis kam auf mich zu. Noch bevor er etwas sagen konnte, hatte ich schon meine Hände an seine Wangen gelegt und ihn zu mir gezogen, um ihn zu küssen. Ich spürte Louis' Lächeln an meinen Lippen, bevor er meinen stürmischen Kuss erwiderte.
Dieses Mal störte uns niemand, auch wenn ich genau wusste, dass Fred und George sich sehr zurückhalten mussten.
Meine Hände wanderten von Louis' Wangen in seinen Nacken, um seinen Kopf noch näher an meinen zu ziehen. Louis umklammerte meine Hüfte und lehnte sich gegen mich.
Als wir uns lösten, legte ich meine Stirn an seine. ,,Bitte, sei mein Freund", flüsterte ich, sodass nur Louis es verstehen konnte. ,,Nichts lieber als das", flüsterte er zurück, während er mir in die Augen sah.
,,Du hast keine Ahnung, wie unfassbar glücklich du mich damit machst", antwortete ich, bevor ich ihn noch einmal kurz küsste.
,,Wir sollten frühstücken", meinte mein Freund danach in normaler Lautstärke. ,,Du hast Recht", stimmte ich ihm zu und griff nach seiner Hand.
Als wir die große Halle betraten, schaute ich einmal kurz zum Lehrertisch. Professor McGonnagall saß da und schon wieder lächelte sie ganz leicht. Dumbledore zwinkerte uns über seine Halbmondbrille hinweg an. Ich fragte mich, wie viel die Lehrer wohl untereinander tratschten.
Louis wollte meine Hand schon loslassen und zum Slytherintisch gehen, aber ich hielt ihn eisern fest und zog ihn mit zum Gryffindortisch. Auch Calum saß dort neben Niall. Die beiden hielten sich ebenfalls an den Händen und strahlten.
,,Guten Morgen", wünschte ich in die Runde. ,,Ihr seid also jetzt offiziell zusammen?", fragte Calum, ohne auf meine Begrüßung einzugehen. Glücklich nickte Louis. ,,Niall und ich sind jetzt auch zusammen."
Kaum hatte er das gesagt, fing Nialls Gesicht an zu strahlen, als wäre er die Sonne höchst persönlich. Mein Herz ging auf, als ich ihn so glücklich sah. Er hatte es mehr als verdient glücklich zu sein.
,,Oh Gott, George, da sind wir ja bald die einzigen Singles hier. Ich sollte es vielleicht doch mal mit Angelina probieren." Dramatisch griff Fred sich an die Brust. George lachte, bevor er mit in das Spielchen einstieg. ,,Bloß nicht, Fred, dann bin ich ja der einzige hier, der niemanden hat."
,,Ich hab auch niemanden", sagte Zayn lachend. Fred und George winkten gleichzeitig ab. ,,Ach Quatsch" ,,Du hast Liam."
,,Wir sind nicht zusammen?" Es klang mehr wie eine Frage, als eine Aussage. ,,Aber ihr werdet bald zusammenkommen." ,,Darauf verwetten wir unsere linken Ohren", meinte George.
,,Warum grade die Linken?", fragte ich, während ich mein Kichern unterdrückte. ,,Weil doch jeder weiß, dass das linke Ohr viel schöner ist als das rechte", gab George zurück und nun brachen wir endgültig in Gelächter aus.
Grade konnte es wirklich nicht besser werden. Dank Louis und meinen Freunden, war ich glücklicher als je zuvor, Niall und Zayn durften nach Hogwarts wechseln und Louis schaffte seine Prüfungen mit Bravour.
Gerade kam er aus seiner Prüfung in Zaubertränke. Louis strahlte über das ganze Gesicht und als er mich sah, sprang er mir in die Arme. Seine Beine verschränkten sich hinter meinem Rücken und seine Hände legten sich um meinen Hals, während er den Kopf in meiner Halsbeuge versteckte.
,,Ich hab's geschafft Harry! Ich hab's geschafft." Sofort musste ich lächeln. Louis war so süß, wenn er sich freute. ,,Ich wusste von Anfang an, dass du es schaffen würdest." ,,Ohne dich hätte ich das niemals hingekriegt. Danke Harry." Sanft strich ich ihm über den Rücken. ,,Alles für dich, Lou", erwiderte ich, bevor ich meine Lippen auf seine presste.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro